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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wann hört es mal auf?


angie II
31.10.2010, 22:15
So, nun schreibe ich hier. Weiss überhaupt nicht, wohin mit mir und möchte einfach schreiben dürfen.
Hinterbliebene bin ich, hatte auch einen thread im BSDK , aber dort gehört dies nun nicht hin.
Angehörige bin ich nur noch im erweiterten Sinn, nicht mehr , was die Familie betrifft.
Betroffene auch, aber dort hab ich nie geschrieben.
In meinem thread habe ich geschrieben, wieviele Menschen schon verstorben sind. Und irgendwie dachte ich, es würde irgendwann einmal reichen.
Aber anscheinend reicht es nicht. Seit ein paar Tagen sorge ich mich um jemanden, der schwer krebskrank ist und es gab überhaupt keine guten Nachrichten. Bei jedem Telefon klingeln....
Ja, das Telefon klingelte heute.Aber es war jemand völlig anderes. Es war meine Arbeitskollegin und auch irgendwie Freundin. Sie ist erst 29.
Ihr Mann ist heute verstorben, von jetzt auf gleich, in ihren Armen.
Sie konnte kaum reden und ich habe nur die Hälfte verstanden und glauben konnte ich es auch nicht.
Ich steh völlig neben mir.
Meine Freundin saß neben mir und bekam alles mit. Sie sagte nur, ich weiss nicht, warum es immer dein Leben betrifft. All die Krankheiten und Todesfälle, bei mir ist nur die Oma gestorben.
Ja, und irgendwie verlässt mich die Kraft. Ich bin immer aufgestanden und weiter gegangen, egal wie. Aber, es hört nicht auf!
Mich nimmt es so mit und ich leide immer so mit, möchte einfach nur helfen.
Wieder eine Beerdigung.
Ich musste jetzt einfach schreiben, ich wusste sonst nicht wohin mit mir.
Ich weiss, dass ich in diesen Dingen viel zu emotional bin und sie sehr nahe an mich heran lasse. Aber, ich schaff es nicht, es zu ändern.
So, nun habe ich mir meine Sorgen vom Leib geschrieben und es geht mir etwas besser. Danke.
LG Angie

IreenS
31.10.2010, 23:09
Hallo Angie,

manchmal ist es als würde sie Welt um einen herum zusammen brechen.

Geht mir auch so.

- meine Schwester
- meine eine Nachbarin - angeblich jetzt gesund -
- eine sehr gute Freundin - Diagnose im Juli -
keine Ahnung wie es ausgeht - es sieht nicht gut aus.

Eigentlich möchte man weg laufen oder sich einfach unter der Decke verkriechen.

Vor 2 Jahren ist mein Mann - ein halbes Jahr nach der Diagnose "Darmkrebs" -
über den Regenbogen gegangen.
Seitdem wird die Luft hier immer dünner - so kommt es mir vor.

Ja, es nimmt einen mit.
Man möchte gerne helfen und merkt, dass es nicht geht oder schwierig ist.
Vielleicht können wir aber trotzdem helfen,
gerade weil es uns emotional so berührt, einfach weil wir da sind.

Einen guten Weg
wünsche ich dir
Ireen

Linestraum
01.11.2010, 06:07
Liebe Angie, ich schicke dir erstmal ganz liebe Grüße, ich kann das was Du schreibst sehr gut nachvollziehen...in der letzten Zeit häuften sich bei uns im Freundes/Bekannten/Familienkreis auch diese Kranken/Todesnachrichten und auch ich habe oft gedacht...HÄH, was ist denn nu los????-
eine Freundin sagte mir dann, wie seien jetzt in dem "Alter" wo es immer mehr werden würde, mit solchen Botschaften, dass wir immer öfter mit dem Tod, der Endlichkeit konfrontiert würden. Bis mein Paps verstarb, hatte ich selbst auch immer so ne Einstellung von wegen...ach, das betrifft mich doch noch laaange nicht...und jetzt bin ich mittendrin. Papa ist verstorben, meine Freundin krebskrank, Nachbarn sterben hier in den letzten Monaten (kenne sie z T noch aus meiner Kindheit, viele liebe ältere Menschen) - irgendwie habe ich jetzt für mich entschieden, das anzunehmen, auch wenn es einfach nur hart ist, ich kann nicht entscheiden wer gesund sein darf, wer stirbt, wann und wieso...ich kann nur-leider- für mich jeden Tag den ich leben darf ohne Schmerzen geniessen und dankbar dafür sein...dies bin ich mehr denn je, seit mein Papa so unendlich leiden musste vor seinem Tod.
Mich hat das alles irgendwie verändert...

Dir einen schönen Tag und LG Lines