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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Antibiotika-Propylaxe nach Bestrahlung bei Zahn-Extraktion


Rainer53
12.12.2010, 21:32
Liebe Listige,

ich hatte in 1998/99 ein Zungengrundkarzinom, das nach kombinierter Radio-Chemotherapie + Neckdissection rechts seither nicht mehr gesehen wurde :winke:. Ich hoffe, es bleibt dabei :augendreh .

Nun zu meiner Frage: Am Mittwoch musste ich mir leider einen meiner letzten Zähne ziehen lassen und als Bestrahlungspatient (69,9 Gray) kriege ich Antibiotika. Jetzt wollte ich mal nachforschen, was denn so die gängige Dosis ist und wie lange man das Antibiotikum nehmen muss. Im Internet habe ich leider keine eindeutigen Antworten gefunden: Die Spannweite geht vor dem Eingriff von 1-3 Tagen und nach dem Eingriff von 2-12 Tagen.

Irgendwie muss es doch da wohl eindeutige Richtlinien/Empfehlungen geben.

Weiß irgend jemand da genaueres ?

Grüße an alle,

Rainer

silverlady
12.12.2010, 21:37
hallo Rainer

es kann kein allgemeingültiges Protokoll geben, da so viele unterschiedliche Antibiotika gibt.
noch dazu kommt das es viele unterschiedliche Stärken der medis gibt.
Nur eins haben alle gemeinsam, bis zum Packungsende einnehmen um keine Resistenzen zu züchten.

Bei jedem Medikament steht die Dosierung im Beipackzettel, ansonsten einfach den Arzt fragen

silverlady

Rainer53
12.12.2010, 21:55
Hallo Silverlady,
es kann kein allgemeingültiges Protokoll geben, da so viele unterschiedliche Antibiotika gibt.

Nun, bei Herzpatienten z.B. gibt es sehr wohl eine klare Richtlinie, wo die Dosis und das Antibiotikum festgelegt sind. Natürlich kann man nicht einfach beliebige Antibiotika nehmen, sondern z.B. Amoxicillin oder Clindamycin.

Nur eins haben alle gemeinsam, bis zum Packungsende einnehmen um keine Resistenzen zu züchten.

Dieser Ratschlag gilt nur, wenn die Antibiotika nach bereits erfolgter Infektion gegeben werden. Für die Propylaxe gelten völlig andere Regeln.

Bei jedem Medikament steht die Dosierung im Beipackzettel, ansonsten einfach den Arzt fragen.

Nö, auf dem Beipackzettel steht über Propylaxe garnix und wenn ich immer bloß die Ärzte gefragt hätte, wäre ich schon lang tot.

Ansonsten noch ein schönes Leben :rotier:

Gruß, Rainer

P.S.: Ist das hier ein reines Jammerforum oder was :(

pearl05
13.12.2010, 00:22
Rainer, du bist vielleicht ne Marke!

Rainer53
13.12.2010, 00:42
Rainer, du bist vielleicht ne Marke!
Hi Pearl,

ich wohne auch in Heidelberg. :D

Gruß, Rainer

pearl05
13.12.2010, 01:08
sag bloß!

pearl05
16.12.2010, 00:48
um mal sachlich zu sein: die Prozedur ist mir aus eigener Anschauung bekannt und ich kann sagen, dass es völlig unerheblich ist, in welcher Dosierung und wie lange vorbeugend das Antibiotikum oral verabreicht worden ist um Prophylaxe zu betreiben.

Die nackten Tatsachen: nach OP und Strahlenbehandlung gab es bei mir Probleme mit einem im linken Oberkiefer verbliebenen Zahn. Das Zahnfleisch zog sich zurück und war entzündet und blutig. Der Zahn wurde gezogen und es folgte, was zu befürchten war: Osteomyelitis.

Vor dieser folgerichtig nötigen OP wurde ich eine Woche prophylaktisch mit schwerer Antibiotikainfusion stationär behandelt. Das Ergebniss und die Wundheilung waren zufriedenstellend.

Solch eine tagelange Infusion müsste auch im Falle einer heiklen Extraktion in bestrahltem Gebiet erfolgen um Wirksam zu sein und eine ausreichende Konzentration des Antibiotikums in den Gefäßen und Geweben des KNochens zu erzielen, was auch dann noch sehr kritisch ist und alles in allem ausgesprochen von der Stärke der Imunantwort des Patienten abhängt.

Rainer53
16.12.2010, 11:34
Hi Pearl,

tatsächlich scheinen ja die Erfahrungen mit Antibiotika und Bestrahlung individuell sehr unterschiedlich zu sein. Vielleicht gibt es deswegen auch keine verbindlichen Richtlinien, sondern eher je nach Klinik unterschiedliche Empfehlungen.

Bei mir war es so, dass ich anfangs von den Bestrahlungsfolgen, wie z.B. wackelnde Zähne etc., keine Ahnung hatte. Einige Monate nach der Bestrahlung, anlässlich einer Nachuntersuchung in Vollnarkose mit Bronchoskopie etc., schlugen mir die behandelnden Ärzte dann vor, alle Zähne zu ziehen, da dies eigentlich normalerweise schon vor der Behandlung üblich sei. Dies habe ich dann abgelehnt und nur einige ziehen lassen, die mir unrettbar erschienen und auch schon vor der Behandlung gewackelt hatten.

Über Antibiose ist da garnicht gesprochen worden, ich denke man kriegt da (Bronchoskopie) aber eh etwas intravenös, aber eben nur für ein paar Stunden.

Einige Zeit später habe ich dann eine hyperbare Sauerstofftherapie gemacht, was den Zustand meiner Restzähne nebst Zahnfleisch erheblich verbessert hat. Das kann ich jedem nur empfehlen. In Schweden war das (oder ist noch?) Standardbegleittherapie bei allen Bestrahlungen im Kopfbereich.

Bei uns bezahlt es leider die Krankenkasse nicht, bzw. nur unter bestimmten Voraussetzungen (erfolglose andere Therapieversuche).

Zum Glück konnte ich mit dem Arzt von der Druckkammer einen Deal ausmachen und habe die Behandlung dann sehr günstig gekriegt. :)

Jedenfalls hatte ich nachher nie mehr Probleme mit dem Zahnfleisch, bzw. dem Halteapparat und alles hat sich soweit stabilisiert, dass es mir eigentlich normal vorkommt. Selbst die Mundtrockenheit ist mittlerweile nur noch sehr schwach ausgeprägt.

Also bei der Extraktion letzte Woche habe ich jetzt 24 Std. vorher und 4 Tage nachher Antibiotika genommen (2 x 600 mg Clindamycin), was nicht ganz den Empfehlungen des Arztes, aber so in etwa den Minimalempfehlungen, die ich im Netz gelesen habe, entspricht.

Ich wundere mich nur, weil ich vor einigen Jahren schon mal einen Zahn gezogen gekriegt habe und da gabs maximal 2-3 Tage Antibiotika. Und das war auch in der Zahnklinik Heidelberg.

Anscheinend geht das generell so 'n bißchen pi mal Daumen und das hat mich dann doch verunsichert. Zumal der Zahn eigentlich noch zu gebrauchen gewesen wäre, wenn nicht ein Assistenzarzt eine Schraube, anstatt in den Wurzelkanal quer bis in den Knochen gebohrt und zusätzlich noch vorher das Guatapercha der Wurzelfüllung rausgepult hätte, damit's auch richtig Scheiße wird.

Damit lief ich dann ein paar Monate rum, bis es so komisch anschwoll und es dann festgestellt wurde. Entzündungen im Kieferknochen gabs aber zum Glück keine.

Also, wer jemals nach Heidelberg in die Zahnklinik kommt und ein Doktor Carazogianis (Name vom Autor geändert, wirklicher Name auf Anfrage) tritt an den Behandlungsstuhl, bitte sofort aufstehen und schnell entfernen. :rolleyes:

Viele Grüße und alles Gute,

Rainer

Wangi
16.12.2010, 18:15
Also ich lese hier ganz erstaunt mit. Mir hat niemand bisher gesagt dass ich bei einer Zahnentfernung Antibiotika nehmen müßte. Hatte eine hohe (72Gy) Bestrahlung im Halsbereich (Kehlkopf), gilt das dann für mich auch? Man muß ja darauf vorbereitet sein.

Gruß Wangi

Waldbaer Foerster 1
16.12.2010, 18:33
Hallo Wangi,
ich habe vor und nach der Bestrahlung Zähne gezogen bekommen. Nach der Bestrahlung mußt Du unbedingt Antibiotika nehmen. In der Zahnklinik in München und mein Onkologe in Bayreuth rieten mir auch dringend einen Kiefer -chirurgen aufzusuchen. Aber mein ZA ist sehr gut und macht das wunderbar. Wurde auch in der Zahnklinik München bestätigt. Außerdem muß nach dem Zahnziehen unbedingt zugenäht werden. Wenn das alles nicht gemacht wird kann es Dir passieren, daß das Loch nicht zuheilt und Du immer Probleme damit haben wirst. So eine Zahnentfernung ist gar nicht so einfach. Jedesmal wieder hab ich Angst, daß was nicht zuheilt. Jetzt habe ich noch 1 Zahn der gezogen werden muß und dann bekomm ich unten eine Vollprothese. Da waren Zähne dabei, die waren nicht mal angebohrt. Angeblich Strahlenkaries. (66gy). Ich hatte im Sept. 09 eine Teilentfernung des Kehlkopfes.
Liebe Wangi, sei da vorsichtig beim Zahnarzt. Ich nehm auch immer Clyndamizin. Das bekomm ich auch, wenn ich mal im Krankenhaus liege.

Liebe Grüße
Renate

Wangi
16.12.2010, 18:51
Hallo Renate,
und danke für den Hinweis. Bei mir wurden vor der Bestrahlung Zähne gezogen und jetzt ein gutes Jahr später hab ich Zahnersatz bekommen, Kronen und Brücken, also nix gezogen, aber hat mir auch bisher niemand gesagt dass ich da vorsichtig sein muß.
Aber ich denke dran wenn es denn mal soweit ist.

Lieben Gruß
Wangi

pearl05
17.12.2010, 00:02
seltsam, ich kann mich erinnern, dass ein Oberarzt 2007 in der Radiologie des DKFZ im Türrahmen lehnte, als ich zum Anpassen der Maske für die intensitätsmodulierte Bestahlung in den entsprechenden Raum trat, und sagte: Ihre Zähne können Sie vergessen.

Es wurde ein unheimliches Gedöns gemacht um die Zähne. elmex Paste und Grugelmittel zur Mundhygiene. Nützt natürlich alles nichts, wenn die Mundschleimhaut beschlossen hat sich zu verabschieden und alles entzündet bis blutig ist, da sind aggressive fluorhaltige Mittel nicht wirklich hilfreich.

Wirklich hilfreich ist eine PEG Anlage in solch einer Situation.

Meine Zähne und mein Zahfleisch sind jetzt nach 3 Jahren zufriedenstellend bis sehr gut. Bis auf den einen, der direkt am Rand des verbliebenen Teils des Oberkiefers stand und die Strahlen volle Kanne abbekommen hat und dann mitsamt dem infizierten Knochen entfernt werden musste.

Wenns weiter nichts ist ...