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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ich bin so verzweifelt!


Maren85
05.01.2011, 18:01
Hallo ihr Lieben,

vor fast zwei Jahren hat meine Mutter die Diagnose Krebs (Gebärmutterkrebs, mittlerweile Metastasen in der Lunge, Schambeim und der Scheide) erhalten. Seitdem erlebe ich die schlimmste Zeit meines Lebens. Es ist ein ständiges Auf und Ab zwischen Hoffnung, Zuversicht, Verzweiflung und schrecklicher Angst - doch ihr wisst ja sicher selbst, wovon ich rede.
In letzter Zeit sieht es wieder schlechter aus, Hormontherapie wirkt nicht mehr und erneute Chemotherapie seit Weihnachten.
Ich merke, wie es ihr in den letzten Wochen schlechter geht, als noch vor einigen Monaten zuvor.
Ärzte haben schonmal durchblicken lassen, dass meine Mutter nicht mehr heilbar ist und dass die Zeit kommen wird, in der sie nicht alleine sein sollte.....! Mir ist schon klar, wie sie das meinen.

Ich habe so oft das Gefühl, diese ganze schwere Situation nicht mehr auszuhalten. Oft erscheint mir alles so sinnlos, da ich mir ein Leben ohne meine Mutter einfach nicht vorstellen mag und kann.

Ich weiß, dass mir keiner diese Last abnehmen kann und dass ich damit alleine fertig werden muss, aber vielleicht hilft es mir ja ein wenig mich mit anderen betroffenen Angehörigen auszutauschen.

Traurige Grüße, Maren

Maren85
06.01.2011, 13:44
Hallo diegoshaft,

danke für deinen Beitrag.

Ja, in unserer Familie ist meine Mutter auch der Mittelpunkt. Das macht es mir ja so besonders schwer. Ich habe ein sehr gutes Verhältnis und eine enge Bindung zu ihr (zu meinem Vater leider nicht so). Ich kann ihr Probleme anvertrauen und sie ist einfach immer für mich da. Ich würde mir so allein und verlassen vorkommen, wenn sie nicht mehr da wäre, ich wüsste gar nicht, wie ich das aushalten sollte...

Zu uns haben die Ärzte bisher nichts in der Richtung gesagt, wie lange sie noch ungefähr zu leben hat. Aber vielleicht würde es das auch nur noch schlimmer machen.
Sie bekommt ja seit kurzem wieder Chemotherapie, doch eben nicht mehr mit dem Ziel sie heilen zu können, sondern man hofft (so habe ich es zumindest verstanden), die Krebszellen in ihrem Wachstum stoppen zu können.
Ich habe keine Freunde, die in einer ähnlichen Situation stecken oder sich schon mal darin befunden haben. Mit meiner Schwester rede ich viel darüber, nur geht es ihr ja genauso schlecht wie mir...
Habe schon überlegt, mich an eine Beratungsstelle zu wenden, da ich das Gefühl habe, eigentlich Hilfe zu brauchen (es gibt noch andere Dinge, die mich belasten).

Wie meinst du das, dass das für später gut tut?

diegoshaft
06.01.2011, 13:50
Ja solche Stellen gibt es. Aber man sollte nicht voreilig sein. Noch ist deine Mutter in Behandlung und noch lebt sie ja. Versuche viel Zeit mit Ihr zu verbringen und denk nicht soviel an das was danach kommen könnte. Es kommt sowieso alles immer anders.
Beratungsstellen gibt es viele auch ich habe mich mal informiert, aber wie gesagt ich fand es zu voreilig noch ist es früh und ich weiß wirklich nicht was mich erwartet der menschliche Körper die menschliche Seele reagiert immer anders. Meine Mutter konnte ich auch alles anvertrauen meinem Vater nichts. Er ist auch nicht der gesprächstyp aber umso mehr braucht er Unterstüzung. Immerhin ist meine Mutter seine Lebenspartnerin. Für die Menschen ist es auch nicht leicht.
Noch ist deine Mutter in der Therapie. Verbringe zeit mit ihr. Suche das Gespräch mit Familienmitgliedern, Freunde etc sind immer für jemanden da.

felice2007
06.01.2011, 20:55
Hallo,

es tut mir leid, dass deine mutter nicht mehr heilbar ist. es ist furchtbar, den menschen gehen zu lassen, welcher zu einer der wichtigsten personen auf diesen planeten gehört. ich habe es erleben müssen. es ist sehr sehr schwer und vor allen "danach" zu begreifen, dass man sie nie wieder sehen wird. jedenfalls nicht hier auf erden. was danach kommen mag, weiß nun keiner so genau. ich habe auch immer gedacht, ich werde es NIE schaffen, ohne meine mama weiter zu leben. doch schaue da?! ich lebe doch weiter. zwar nicht mehr so wie früher aber es geht eben weiter. es gibt tage an denen ich zurück schaue und mir sage: wow, so lange hast du durchgehalten! es folgen aber noch jahre, welche ich auszuhalten habe! der erste todestag nähert sich an und die zeit rennt weiter. die erde dreht sich weiter, das leben geht weiter, einfach alles. nix blieb stehen... wenn ich an die zeit zurück denke, vor allen die letzen zwei monate ihres lebens, sage ich mir, dass ich sowas NIE wieder erleben möchte. es tat mehr weh sie so leiden zu sehen, ohne helfen zu können als wie jetzt. es ist in moment unvorstellbar für dich, dass ich sowas schreibe aber irgendwann mal wirst du bestimmt meiner meinung sein. kein leid mehr sehen, keine hilflosigkeit, keine angszustände wenn das telefon klingelt... etc. alles ist dann weg!!! und du wirst weiter leben... es wird schwer sein, doch die erde wird sich weiter drehen...

ich wünsche dir viel viel kraft... (kannst mir immer schreiben, wenn dir danach ist)

lg
alina

kristin84
07.01.2011, 21:31
Hallo Maren,

ich kann dich sehr gut verstehen. Ich habe die selben Verlustängst wie du. Auch bei meiner Mutter hat der Krebs metasiert und die Ärzte sprechen von einer palliativen Behandlung. Manchmal habe ich Tage da geht es mir gut und dann wiederrum bin ich sehr traurig.
Richtige Hilfe kann man glaube ich auch nur von Menschen bekommen, die in einer ähnlichen Situation leben oder erlebt haben. Andere können unseren Schmerz nicht verstehen.
Manche Menschen mit denen ich versucht habe zu sprechen, machen mir auch Angst. Aus den Gesprächen hört man heraus, das sie meine Mama aufgeben. Das nimmt mir dann die Kraft und macht mich wütend. Denn so etwas können nur die Ärzte sagen und das dann auch nicht mit Sicherheit.

Du schreibst, dass deine Mutter zur Zeit Chemo bekommt, das ist doch gut, dann können die Ärtze ihr doch immer noch helfen. Ein Arzt hat uns mal gesagt, das wir die Krebserkrankung als chronisch ansehen sollen. Heute können sie schon so viel machen. Versucht weiter positiv zu denken, das spielt auch eine große Rolle.

Liebe Grüße
Kristin

Maren85
09.01.2011, 11:50
Danke für eure Antworten. Im Moment geht es mir so schlecht, mir kommt es so vor, als wäre mein Leben ein einziger Trümmerhaufen!

Ich frage mich in letzter Zeit so oft, was ich nur verbrochen habe, dass ich doppelt und dreifach gestraft bin...

Es geht mir ja nicht nur um die Krebserkrankung - obwohl mich diese am meisten belastet mit den dazugehörigen Verlustängsten.
Ein anderes riesen großes Problem ist mein Vater. Er trinkt.
Er trinkt schon lange, doch es wird immer mehr. Er versteckt seine Flaschen draußen in einer Tüte im Garten. Jeden Tag, mehrmals, kann ich von meinem Zimmer aus hören (vor allem, wenn das Fenster offen ist), dass er sich wieder eine Flasche holt. Es tut so weh!

Des Weiteren habe ich keine Bindung zu ihm. Wirklich keine. Ich komme mir oft so vor, als hätte ich keinen Vater. Ich weiß nicht, wie es sich so weit entwickeln konnte. Wir reden kaum ein Wort miteinander und durch die Probleme ziehe ich mich noch weiter zurück. Ich leide so darunter "keinen vater zu haben".

Er macht nur noch sein Ding, lebt sein Leben. Ein Familienleben besteht praktisch nicht. Meine Schwester und ich haben mitbekommen, wie er in letzter Zeit viel mit seinem Handy telefoniert - ich bin mir sicher, er hat eine andere...

Auch meine Minderwertigkeitsgefühle rühren glaube ich zum Teil daher, dass er nicht an mich und meine Schwester glaubt. Ich verstehe es einfach nicht, alle Prüfungen im Leben haben wir doch bisher gemeistert (Führerschein, Abi, Ausbildung...), wir waren zwar nie die Überflieger, aber auch nicht grottenschlecht - einfach gut bis mittelmäßig. Und nun bekomme ich wieder mit, wie er nicht glaubt, dass meine Schwester und ich das Studium schaffen werden. Ich verstehe es einfach nicht und es tut mir so weh, dass mir mein eigener Vater nichts zutraut!

Meine Mutter erzählt mir dann, wie er wieder zu ihr meinte, dass er glaubt, dass wir die Klausuren bestimmt nicht bestanden haben... Wieso denn nur???
Als ich eine 1,0 in der Hausarbeit geschrieben habe letztes Semester konnte er das gar nicht glauben. SEINE Tochter schafft sowas? Dann kann das ja nicht so schwer gewesen sein... Ich bin so verletzt. Aber mir gegenüber sagt er das nicht. Meine Mutter erzählt mir so etwas immer. Ihr tut das auch weh und fragt ihn, warum er so schlecht über uns denkt, doch darauf kommt wieder keine Antwort.

Ich kann mich nicht daran erinnern von meinem Vater jemals in den Arm genommen worden zu sein und von ihm gehört zu haben, dass er mich lieb hat. Aber andererseits kann ich ihm das auch nicht sagen. Da ist wie eine unsichtbare Mauer zwischen uns.

Heute Morgen ging es mir wieder so schlecht... in mir schnürt sich alles zusammen. Habe das Gefühl diese Belastungen nicht mehr auszuhalten.

Ich glaube auch, dass der Zeitpunkt bald kommen wird, an dem ich abends, wenn meine Eltern zusammen im Wohnzimmer sitzen, zu ihnen gehen werde und ihnen sagen werde, dass ich so nicht weiter machen kann. Dieses Schweigen macht mich einfach total kaputt. Ich weiß nicht, was dann kommen wird, wie mein vater reagieren wird, wenn ich ihn mit meinen Gedanken, Gefühlen und Vermutungen konfrontiere...
Meine Schwester glaubt, dass er dann abhauen wird.

Mensch, ich kann einfach nicht mehr!!! :cry:

suze2
09.01.2011, 12:52
liebe maren,
das klingt alles sehr traurig!
aus deinen zeilen lese ich so viel sorge und verzweiflung, ich denke wirklich, das du (professionelle?) unterstützung brauchst. für alle menschen ist krebs eine schlimme und beängstigende erfahrung, ob sie nun angehörige sind oder selbst betroffen und ich finde, man sollte sich jede hilfe holen, die man bekommen kann.
hast du denn freunde und freundinnen, mit denen du reden kannst?

ich hatte über die krebshilfe eine therapeutin und dann auch eine im krankenhaus. es tat gut, mit jemandem zu reden, der nicht selbst betroffen ist und sich doch mit der thematik auseinandersetzt, dich quasi seelisch an der hand nimmt.

das mit deinem vater: bitte stelle keine vermutungen an, das bringt nichts. deine kränkungen von früher, dein gefühl, nicht genügend zu bekommen, das ist eine sache, das verhältnis deiner eltern zu einander ist etwas ganz anderes. und die krankheit und die angst um deine mutter ist wieder eine ganz andere sache.

ich schick dir mal eine portion kraft.

alles liebe
suze2

felice2007
09.01.2011, 18:11
Liebe Maren,

es hört sich sehr traurig an, was du so niedergeschrieben hast. die größte belastung ist natürlich die tatsache, dass deine mama nie wieder gesund wird und dann folgen noch weitere schreckliche sachen...

du hast nichts verbrochen, im gegenteil. du machst das so wie fast jeder. abschluss, ausbildung und nu ein studium. er sollte eigentlich verdammt stolz auf dich bzw. euch sein. er kommt bestimmt selber nicht mit der ganzen situation klar und vertrinkt die meisten probleme. ein mensch, welcher übermäßig trinkt, hat selber ein problem mit dem leben. er säuft sich wahrscheinlich alles schön oder so wie er es haben möchte.

ich denke, bevor du professionelle hilfe in anspruch nehmen solltest, solltest du wie du schon erwähnt hast, sich deine eltern mal zur brust nehmen, besonders deinen vater...du hast das recht auf eine erklärung! du kannst nicht alles ständig in dich hineinfressen. dann, wenn es mal zu spät für eine aussprache sein wird, wirst du es bereuen, dass alles nie ausgesprochen wurde. es kann schneller kommen als wie du es dir vorstellen kannst. deine kräfte wirst du noch sicherlich brauchen und solltest dich nicht noch darüber den kopf zerbrechen. wenn er davon laufen sollte, dann kann er eben die wahrheit nicht vertragen und vielleicht merkt, dass "sein" leben irgendwie nicht so real ist, wie er es sich im suff vorstellt.

es tut mir wirklich leid, dass alles ringsherum auch so problematisch ist, als wäre die krankheit deiner mama nicht genug... aber bitte zweifel nicht an dir! du bist für deine mama, für deine schwester, für dein studium da und machst alles ganz toll...

ich wünsche dir alles gute und hoffe, dass sich einiges bald bei euch ändern wird...

lg
alina