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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hodenprothese - ein Erfahrungsbericht


Christ0f
11.01.2011, 10:56
Bei mir wurde im Juli 2008 ein Hodentumor diagnostiziert. Von der Diagnose bis zur OP hat man ja nicht wirklich lange Zeit und muss eine –wie ich finde- schwerwiegende Entscheidung selbst treffen: Hodenprothese ja oder nein. Ich fühlte mich an den drei Tagen sehr alleine gelassen. Weder mein Urologe noch der im KH konnten mir so eine Prothese zeigen (Dummy) oder mir wirklich einen Rat geben. „Das müssen Sie schon selbst entscheiden“. In den verschiedenen Foren habe ich auch nicht wirklich etwas dazu gefunden. Deshalb schreibe ich hier einfach mal meine persönliche Erfahrung, in der Hoffnung ich kann jemandem damit weiterhelfen.
Kurzversion: Ich habe eine Prothese und bin jetzt sehr zufrieden mit meiner Entscheidung!
Die Diagnose kam bei mir sehr überraschend. Ich hatte bis dahin keinerlei Probleme oder Schmerzen und mir ist auch gar nichts aufgefallen (ich war wegen einer Sperma-Untersuchung beim Urologen, entsprechend geschockt, als ich die Diagnose erhalten habe). Den Tumor hätte ich eigentlich selbst bereits ertasten können (ein Seminom der Größe ca. 15x10x5 mm), habe aber nie Eigenuntersuchungen durchgeführt. Mein Urologe hat mich gleich in unser örtliches KH geschickt. Die Urologin dort konnte die Diagnose nur bestätigen. „Heute ist Freitag, da operieren wir nur Notfälle. Machen Sie sich ein schönes Wochenende, kommen Sie Sonntag Abend hierher zur Vorbereitung, am Montag werden Sie dann operiert!“ Haha, sehr witzig. Schönes Wochenende wenn Du weißt am Montag wird Dir ein Ei entfernt. Bis dahin musste ich also meine Entscheidung treffen wegen der Prothese. Ich habe mich dafür entschieden! Die ersten Tage nach der OP habe ich mich aber gehasst deswegen! Man muss ständig daran ziehen, damit es sich nicht verkürzt und dann auf Halbmast im Beutel hängt! Mein Penis war blauviolett, mein Beutel war tiefblau und dann musste ich mich mehrmals am Tag dazu zwingen, an der Kugel zu ziehen. Es gibt angenehmeres! Ich habe es aber überlebt. In den nächsten Monaten war ich immer noch sehr unzufrieden mit meiner Entscheidung. Es fühlte sich einfach nicht natürlich an. Es hat auch keine natürliche Form, sondern ist einfach kugelrund. Man hat ständig einen Fremdkörper in der Unterhose. Es fühlt sich an wie ein Tischtennisball und man muss ständig alles in die richtige Position schieben. Zumindest denkt man das. Heute, nachdem ich die Prothese seit 2einhalb Jahren trage, bin ich sehr froh, diese Entscheidung getroffen zu haben! Es sieht auf den 1. Blick einfach ‚normal’ aus, es stört inzwischen gar nicht mehr im Alltag und –ich hätte es nicht für möglich gehalten- es fühlt sich bei zärtlichen Berührungen an wie vorher! :rolleyes:
Die nächste Entscheidung, die ich treffen musste: Chemotherapie oder intensive Beobachtung. Ich habe mir dazu eine 2. Meinung geholt, mich aber recht schnell für die Chemo entschieden. Bei mir war es eine einzelne Dosis Carboplatin. Ich hab das sehr gut vertragen! Mir war zwei Tage lang etwas flau im Magen (vielleicht auch nur Einbildung? „Ich müsste doch mal etwas spüren?“), ansonsten gar nichts! Kein Haarausfall, nichts! Seit dem ist die „Sache“ für mich abgeschlossen! Aus dem Kopf verschwunden! Auch diese Entscheidung würde ich also wieder so treffen!
Ich habe übrigens auch Sperma kryokonservieren lassen. Nur für den Fall, dass etwas bei der Chemo passieren könnte. Nachdem meine Werte aber auch nach OP und Chemo recht gut sind, habe ich die Proben bereits wieder vernichten lassen.
Kurz noch zum Thema Schwerbehinderung. Der Antrag geht recht leicht, am Besten über den Beauftragten der Stadt/Gemeinde. Ich hatte eine Einstufung von 50% (die wohl bei allen Krebspatienten zugrunde gelegt wird), allerdings befristet für 2 Jahre. Mein Antrag auf Verlängerung wurde abgelehnt.

Zum Schluss möchte ich allen, die kurz vor so einem Eingriff stehen alles Gute wünschen! Macht Euch keine Sorgen!! Es ist überhaupt kein Weltuntergang!!

Cem
11.01.2011, 18:02
Hey, das freut mich zu hören, dass du damit zufrieden bist.
Ich habe mich dagegen entschieden, irgendwie merkt man bei Betrachtung gar nicht, dass dort etwas fehlt.
Sollte ich allerdings auch noch das zweite "EI" verlieren, so werde ich mir aufjedenfall so eine Protese einlegen lassen.

Ich finde auch Interessant, dass du dich direkt für die Chemo entschieden hast.

Ich stehe heute vor der selben Entscheidung wie du damals.
Ich muss mich zwischen 1XPEB und Wait&See entscheiden. Bisher war ich fest der Meinung, dass ich Wait&See nehmen sollte, doch ich werde immer unsicherer.
Mein Urologe und der Doc im Krankenhaus tendieren zur Chemo.
Die Zweitmeiunung von Prof.Dr.med. Schrader allerdings zu Wait&See.

Kannst du vielleicht näher auf deine Erfahrungen eingehen?
Wie hast du die Chemo verabreicht bekommen? via Port? oder intravenös?

Würde mich über eine Antwort freuen!

LG und weiterhin alles Gute :)

Christ0f
11.01.2011, 18:55
Hi Cem,
also wie schon geschrieben, ich hatte nur eine einzige Dosis Carboplatin (eben ein Monopräparat, ob das vergleichbar ist mit PEB weiß ich nicht!). Mir wurde das in der Praxis eines Onkologen verabreicht. Ich saß in einem sehr gemütlichen Sessel (gemeinsam mit ca. 8 weiteren Patienten) mit meinem Tropf (an der Ellenbeuge) und hab mir Musik und etwas zu lesen mitgenommen. Der Tropf wurde so eingestellt, dass die Dosis (ich denke es war ein halber Liter) in 2,5 Stunden durchgetropft ist. Ich konnte zwischendurch auch aufstehen und Tee trinken und so. Eigentlich alles sehr entspannt.
Der Onkologe hatte es mir aber auch so in der Vorbesprechung gesagt. Dass ich als junger Mann (ich war 32) keine Probleme bekommen werde. Und ich hätte tatsächlich direkt danach Autofahren können (wovon er mir dann doch sicherheitshalber abgeraten hatte). Der Onkologe hat mir Tabletten mitgegeben, für den Fall dass es mir an den Folgetagen schlechter gehen sollte. Ich hab dann auch 2 Stück genommen (an Tag 2 und 3 nach der Chemo) weil mir dann doch etwas schlecht und schwummrig wurde. Vielleicht auch Einbildung?!
Insgesamt betrachtet ist also jeder Zahnarztbesuch aufregender ;)

Andree
11.01.2011, 21:13
Vielen Dank für Deinen Erfahrungsbericht.

Die Verfahrensweisen bei Hodenkrebs gehen scheinbar doch sehr auseinander.

Thema Prothese:

Ich wurde letzten Donnerstag operiert. Der Urologe im KH meinte, er würde mir raten, falls ich eine Prothese haben möchte, diese erst nach der Hodenentfernung einsetzen zu lassen. Während der 1. OP machen die das nicht.

Nach der OP stand für mich sofort fest, dass ich keine Prothese möchte.
Bislang habe ich nicht das Gefühl, dass es etwas zwischen den Beinen fehlt, weil ich ja immer noch den Hodensack am Oberschenkel spüre. Auch optisch, im stehen, fällt das kaum auf (finde ich). Ich würde z.B. ohne Hemmungen mit anderen Männern duschen. (äähm.. ok. liest sich etwas zweideutig..) :rolleyes:

Heute, bei der Wundkontrolle, meinte der Arzt wenn doch mal der 2. Hoden entfernt werden müsste, dann wäre eine Prothese aber angebracht, weil DAS sieht man dann schon wenn beide Feuersteine fehlen.

Thema Chemo:

1. Meine Tumormarker sind negativ
2. CT zeigte keine Metastasen
3. Histologie-Befund steht noch aus

Der Urologe meinte, solche Entscheidung wie z.b. wait and see oder chemo, gibts gar nicht mehr. :confused:
Wenn die Gewebeprobe vom 2. Ei keine Tumorzellen zeigt, dann wird bei mir "wait and see" gemacht und nix anderes. Eine Chemo wäre unnötig und ich wäre damit "übertherapiert".

Wenn der 2. Hoden allerdings Tumorzellen aufweist, dann wird auch der 2. Klotz sofort entfernt sagt der Arzt. :eek:
Die Wahrscheinlichkeit liegt bei 4%.

Ich habe hier schon oft gelesen das Leute Chemo bekommen, aber alle bisher darauf angesprochenen Ärzte blocken das gleich ab.

John79
12.01.2011, 07:31
Hallo Andree,

die Meinung Deines Arztes (zumindest wie sie hier dargestellt ist) ist schlichtweg falsch.

Nur soviel: Falls im 2. Hoden eine TIN (= Krebsvorstufe) gefunden werden sollte, dann kann diese durch eine Bestrahlung mit 10x2GY zu 99,7% zerstört werden und eine Entfernung des Hodens ist nicht nötig.

Auch die weitere Behandlungsstrategie (Chemo, Radatio, Überwachung) hängt von diversen Faktoren ab. Bitte lasse Dir daher eine Zweitmeinung via http://www.zm-hodentumor.de/ einholen. Dies kann Deine Langzeitheilungschance deutlich verbessern.

Nur das Beste

Hans

Dirk1973
12.01.2011, 07:36
Hallo Andree,
dieser Meinung bin ich auch. Wenn ein Arzt so vehement "seine Strategie" vertritt, hole auf jeden Fall eine zweite Meinung ein. Dies zeigt mir nämlich, dass er gar nicht vor hat, mal über den eigenen Tellerrand zu schauen.
Wenn die Zweitmeinung... und die sollte auf jeden Fall aus einem Tumorzentrum bzw. dem oben verlintem Netzwerk stammen.... auch zu W&W rät, ist das okay.... wenn nicht, dann notfalls noch eine dritte Meinung.
Nach Deinen Befunden scheint Dir zumindest im Moment nichts akut anzubrennen.

Andree
12.01.2011, 10:39
Hallo zusammen,

ich war auch bislang, nach einigen Recherchen, fest davon überzeugt das bei Befall des 2. Hodens alles getan wird diesen zu erhalten und Entfernung erst die letzte Lösung ist.

Ich habe meinen weiterbehandelnden Urologen auch gleich auf seine Radikal-Lösung angesprochen und gefragt ob dann nicht erstmal bestrahlt wird.

"Nein nein, der wird dann auch entfernt. Samen kann aber vorher eingefroren werden."

Aha. :shy:

Ich solle mir aber keine Gedanken machen. Er sagt ich sei sehr rechtzeitig zum Arzt gegangen und sollte deshalb lieber eine Flasche Sekt aufmachen. :confused: Er hat viele Patienten gesehen, die viele Monate aus Angst mit einem Tumor rumgelaufen sind.

Bis ca. Montag sitze ich natürlich nun auf heissen Kohlen. Dann kommt der Histo-Befund. Ich weiß bis jetzt ja nicht mal was es für ein Tumor genau im entfernten Hoden war. Trotz guter Nachrichten, Prognosen und Befunde, stellt man natürlich trotzdem alles in Frage: Das Tumormarker nicht 100%ig aussagekräftig sind weiß man ja, aber wie verlässlich ist ein CT?
Mein Gedanke ist, das auf dem CT noch nichts zu sehen war, gerade weil ich noch in frühem Stadium bin.

Ich bin nicht versessen auf eine Chemo aber mit "wait & see" hätte ich immer das ungute Gefühl das ich nicht völlig geheilt bin und Tumorzellen oder Tumorvorläufer bis zum nächsten Aufkeimen mit mir rumtrage.

Der Stationsarzt im KH sagte mir, das es vor nicht allzu langer Zeit so üblich war, das jeder HK-Patient pauschal min. 1 Zyklus Chemo bekommen hat.
Heute gibt es für Ärzte aber sehr strenge Richtlinien an die sich die Mediziner halten müssen.
Es werden alle Fakten und Befunde zusammengetragen und danach werden die Behandlungsmaßnahmen eingestuft.

Ok, war jetzt bißchen off-topic. :o

John79
12.01.2011, 13:24
Hallo Andree,

auch die Darstellung Deines Urologen ist nicht korrekt. Falls Du Dich über sämtliche Behandlungsstrategien umfassend informieren möchtest empfehle ich Dir die Lektüre der aktuellen (2010) Europäischen Hodentumor Leitlinien:
http://www.uroweb.org/?id=218&gid=5

Zum Thema TIN kann ich Dir folgenden Artikel empfehlen:
http://www.hodenkrebs.de/arzt/2005%20DAB%20Review%20Dieckmann%20TIN.pdf

Hier noch weitere aktuelle und belastbare Studien/Artikel:
http://www.hodenkrebs.de/arzt/a_liter.htm

Bei weiteren Unklarheiten könntest Du bspw. auch Prof. Dr. Heidenreich aus Aachen kontaktieren.

Nur das Beste!

Hans

Andree
12.01.2011, 15:52
Super! - Vielen Dank fürdie interessanten Links. :)

Habe per Mail beim Chefarzt der Urologie des Krankenhauses wegen des Histo-Befundes angefragt und aber auch gleich mal die Radikal-Aussage des weiterbehandelnden Arztes geschildert. Darauf hat er geantwortet, das der Hoden auch dann nicht entfernt wird wenn er Tumorzellen aufweist, sondern bestrahlt wird. :rolleyes:

Also wechsle ich mal lieber den Arzt. ;)

Ich bin bei einer Gemeinschaftspraxis in Behandlung. Es dürfte ja kein Problem sein, wenn ich mich innerhalb dieser Praxis auf eigenen Wunsch von einem anderen Arzt behandeln lasse. Urologen sind leider sehr rar bei uns.

Grüße!
Andree

Jaymz
12.01.2011, 21:59
Musstet Ihr für eure Hoden-Prothesen etwas bezahlen oder hat eure Krankenkasse die Kosten übernommen?

juergenmuc
13.01.2011, 09:03
Das zahlt die Kasse.

Hab mir bei meiner HK-OP Ende Nov gleich eine Protese einsetzen lassen.
Bisher keine Probleme. Nur in den ersten Tagen muss man immer wieder dran ziehen, damit es unten bleibt - aber das ist schnell vorbei.

Ansonsten war ich gestern das erste Mal seit der OP in der Sauna - und es ist nicht geschmozlen - also wars wohl kein Schoko-Ei was sie mir eingebaut haben :smiley1:

Kesa-1
17.01.2011, 08:12
Hallo,

also ich hab mich gegen eine Prothese entschieden, da man es sowieso nicht sieht, es sei denn man weiss es und guckt direkt hin.

Die Aufklärung war jedoch gut. Im KH hat man mir alles erklärt. Der Prof sagte aber auch, dass sie das bislang erst einmal gemacht haben. Bei jemandem der sehr viel Wert auf sein Äußeres legt, dreimal pro Woche in die Sauna geht und unten rum ne Menge zu bieten hat, so dass er vermutlich dachte, die Damenwelt würde das abschrecken

dede23
20.01.2011, 17:28
Hallo meine kurze Frage ist :


Was ist eine vernarbung der hodenprothese und wie sieht das aus ???

Kesa-1
28.01.2011, 23:48
@juergenmuc

Das zahlt die Kasse auf keinen Fall. Glaub mir ich arbeite bei einer und dort gibt es sowas wie gemeinsame Besprechungsergebnisse mit ALLEN Kassen.

Ich würd mal sagen, sag Danke zu deinem Arzt, denn er wird es anders deklariert haben. Es gibt keine Abrechnungsziffer für diesen Eingriff, so dass der Arzt auf den Kosten hängen bleiben würde.

Er hat zwei Möglichkeiten. Dir eine private Rechnung zu schreiben oder etwas anderes abzurechnen. Da Du keine Rechnung bekommen hast...

Ist nur eine Info an alle die das vor haben. Es liegt am Arzt. Sprecht mit ihm, dann klappt das. Grundsätzlich find ich das gut, da man schon genug damit zu kämpfen hat.

Ilmarinen
29.01.2011, 09:50
Hi,

ich kenne es auch nur so, dass die Kasse dies übernimmt, jedenfalls war es bei mir so. Eventuell ist es jedoch nur beim direkten Einsetzen während der OP so - und nicht, wenn man es später aus optischen Gründen nachholt.
Ich würde nur jedem, der sich für eine Prothese entscheidet empfehlen, die Größe etwas kleiner bis gleich groß als den verbleibenden zu wählen, etwas größer sieht eher unnormal aus.

Gruß

juergenmuc
29.01.2011, 10:14
Hallo,

also ich habe keine Rechnung bekommen - nein. War auch nie ein Thema als ich das zum Arzt gesagt habe, dass ich eine möchte. Wurde sofort mit "Ok, machen wir" bestätigt.

Auf der Abrechnung für die private Zusatzversicherung wurde der Posten aber extra aufgeführt direkt unter dem Begriff "Implantat".
Waren knapp 100 Euro - vielleicht hat er die Kosten auf diese Zusatzversicerung geschoben? Die haben es auch brav bezahlt...

Mir eigentlich egal wer das zahlt. Dafür hab ich ja ne Versicherung!

Perfektionist
29.01.2011, 12:27
Mir wurde vor einigen Tagen der rechte Hoden entfernt und ich habe mich für eine Prothese entschieden, was mein Urologe auch sofort bei der OP mitgemacht hat. Meine Hodenprothese fühlt sich gut an und ich habe auch kaum ein Fremdkörpergefühl. Meine Urologe meinte zu mir, ich könne die Prothese auch anfassen, aber nicht damit "spielen". Wie lange dauert es, bis man die Prothese wie einen normalen Hoden behandeln kann? Wer kann mir von seinen langfristigen Erfahrungen berichten?

Der Urologe, bei dem ich mir eine Zweitmeinung eingeholt habe, meine auch, dass die Kasse es wohl nur übernimmt, wenn es sofort mitgemacht wird...

John79
29.01.2011, 17:26
Hmmh,

mir wurde von der Krankenkasse schriftlich zugesichert, dass ich mir in einer zweiten OP eine Prothese einsetzen lassen kann und die Kosten hierfür vollständig übernommen werden.

Allen nur das Beste!

Hans

Asudai
31.01.2011, 01:03
Hallo zusammen :cheesy:

Irgendwie komme ich mir vom Leben gerade echt absolut verarscht vor! Mir wurde im Januar 2006 der rechte Hoden entfernt (Nicht-Seminom im Stadium IIa, mit Anteilen eines reifen Teratoms, TIN im Gegenhoden, Lap.-RLA mit 4/11 Knoten als Metastase, zwei PEB, keine Bestrahlung) und ich Blödmann, der ich rückblickend wohl wirklich bin, habe natürlich nicht direkt um Einsetzung einer Prothese gebeten. Der Schock und das Gedankenchaos nach der Diagnose waren zu groß und ich habe irgendwie auch gar nicht an sowas gedacht, was mein Arzt mir so alles sagte im KH ging auch zu 90% vorbei an mir, bezüglich der Langzeitfolgen wie z.B. verändertes Körperbild :aerger:

Jedenfalls lehnte bei mir die Krankenkasse die Übernahme einer Prothese ab. Ich wollte mir nämlich eine Einsetzen lassen, als im Juli 2006 (nach den zwei PEB) vom linken Hoden eine neue Probe entnommen wurde, um zu gucken ob die TIN nicht mehr nachweisbar ist. Die Begründung meiner Krankenkasse: Ein Mann, der von Geburt an nur einen Hoden hatte, zog letzlich vor Gericht wegen der versagten Kostenübernahme und hat verloren. Irgendwo habe ich auch noch eine Kopie des Urteils. In der Urteilsbegründung stand auch was von "Gewohnheitssache" blablabla...

Ferner würde mir meine Kasse aber wirklich - wenn ich denn so belastet durch das Fehlen des Hodens wäre - eine Psychotherapie zahlen. Ich klapperte also Psychologen ab, die haben mich nur innerhalb der verschiedenen Teildisziplinen umhergeleitet "Gehen Sie lieber da und dort hin, ich bin zunächst nicht geeignet, Sie sollten erst jenes machen, dann können Sie aber gerne wieder zurück kommen zu mir..." :augen: Bis auf die "Kennenlernstunden" wurde also nix aus einer Therapie. Klar, ich hätte nur weiter kämpfen müssen, aber irgendwo wurde ich es auch leid.

Mein psychosozialer Betreuer in der Reha 2006 hatte dann auch noch einen ihn befreundeten Rechtsanwalt um Rat gefragt und raus kam in etwa "Kann man nix machen, muß er mit leben" :eek:

Irgendwie komme ich mir wieder vor, wie der letzte Depp vom Dorf (und ich komme wirklich vom Dorf) :headbang:

Viele Grüße
Timo

John79
31.01.2011, 15:04
Hi Timo,

mir wurde direkt empfohlen, die Prothese erst nach Abschluß der Chemotherapie einsetzen zu lassen. Habe hier auch einige äquivalente Fälle mibekommen. Das einzige was man wohl braucht, ist eine Überweisung vom Urologen.

Schon echt seltsam, dass das so unterschiedlich gehandhabt wird.

Auch konnte man hier schon häufiger lesen, dass manchen Kassenpatienten im Rahmen der Nachsorge ein MRT verwehrt bleibt - bei mir oder Jaymz läuft das aber ohne Probleme...

Echt verrückt...

Nur das Beste!

Hans

Jaymz
01.02.2011, 00:45
Hallo,

ich kann da Hans zustimmen.

Vieles hängt wohl vom Gutdünken des behandelnden Arztes oder der entsprechenden Krankenkasse ab.

Mein Arzt verschreibt mir bspw. das MRT sowie das Testogel.
Ich weiß von einem Edokrinologen, der mir knallhart ins Gesicht gesagt hat, dass das Testogel zu teuer wäre und er mir nur die 3-Wochen-Spritze verschreiben würde...

Jedoch müsste ich für eine Hodenprothese auch bezahlen. Und das ist gar nicht mal so wenig. Inkl. OP-Kosten kann das bis zu 1000 EUR sein. Mein Arzt meinte zu mir, dass das die Krankenkasse nicht übernehmen würde.

DaBen83
01.02.2011, 23:41
kann zwar nix zu der Prothesengeschichte sagen (hatte mich dagegen entschieden), aber MRT ist bei mir mitterweile auch kein Problem.

Da ich zu Anfang innerhalb von 3 Monaten, 3x ein CT hatte, hat der Radiologe bei meiner 1. Nachsorge gesagt das er das nicht verantworten kann und ein MRT raus gemacht, mein Urologe hat mir bei der 2. Nachsorge nun auch ein MRT "verpasst", denke mal das wird so bleiben. Ist ja auch "krank" bei so guter Prognose noch das Risiko durch CTs zu erhöhen...

Perfektionist
28.02.2011, 12:09
mir wurde direkt empfohlen, die Prothese erst nach Abschluß der Chemotherapie einsetzen zu lassen. Mit welcher Begründung?
Habe mich für eine Prothese entschieden und gerade die erste stationäre Chemo hinter mir. Drei weitere Zyklen werden noch folgen...

John79
28.02.2011, 14:55
Als Grund wurde mir ein erhöhtes Entzündungsrisiko durch folgende Chemotherapie genannt.

Perfektionist
28.02.2011, 17:36
Mein Urologe meinte nur, dass die ersten zwei oder drei Wochen nach der OP kritisch seien (die OP war am 18.1.)...

Marcelo
27.04.2013, 22:22
Hallo,
darf ich fragen, wie sich die Hodenprothese anfühlt? Ich habe im Jahr 2003 nach einer Tumorerkankung meinen rechten Hoden verloren und eine Prothese erhalten, mit der ich aber sehr unzufrieden bin, da sie quasi "steinhart" und ganz weit oben am Hodensack festhängt. Ich möchte evtl. die Prothese wechseln lassen, falls "neuere" sich natürlicher anfühlen.

Vielen Dank für die Antwort.

Viele Grüße

Marcelo

m.anders
23.05.2020, 09:51
Hallo zusammen,

mich würde auch sehr interessieren welche Erfahrungen ihr mit eurer Hodenprothese gemacht habt.

Ich hatte meine OP vor ziemlich genau 4 Wochen. Diagnose Hodenkrebs, Seminom rechts, Stadium 1 Low risk.
Die Maßnahme - Hodenfreilegung mit Orchiektomie und Einlage einer Hodenprothese.

Für mich war ganz klar das ich eine Prothese möchte, jedoch habe ich noch immer Beschwerden.

Die Prothese zieht und alles drumherumliegende scheint verhärtet zu sein. Allgemein fühlt sich mein Hodensack an als hätte ich im Eiswasser gebadet. Auch mein Penis zeigt beschwerten, es zieht an der Wurzel und auch am Schaft. Selbst die Eichel fühlt sich unangenehm an.

Apropos Eiswasser und Penis, mein Glied scheint auch erheblich kleiner zu sein. Die Erektion funktioniert zwar, aber auch hier habe ich schmerzen bzw. ein unangenehmes ziehen und manchmal auch stechen. Auch im steifen Zustand erreicht mein Penis nicht mehr die ursprüngliche Größe.

Inzwischen mach ich mir Sorgen und bin psychisch ziemlich angeknackst.
Leider finde ich kaum Erfahrungsberichte was die Hodenprothese betrifft.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?
Wird das alles wieder halbwegs normal?
Wie lange hat der Heilungsprozess bei euch gedauert?

Jede Information ist hilfreich und ich bin sehr dankbar für jede einzelne Antwort.

Beste Grüße

ElChupacabra
23.05.2020, 10:12
Ich habe mich zwar damals gegen eine Prothese entschieden - kann also dazu speziell nicht sagen - aber da Deine OP erst 4 Wochen her ist, ist es ganz normal dass es da unten zwickt und pieckt. Das geht erst nach Monaten weg. Alles drumherum, wie kleinerer Penis usw, würde ich jetzt mal bezweifeln. Ansonsten geh zum Doc - keine Angst, denn es ist ganz normal, dass man nach so einer Sache etwas unruhig ist und sehr in sich rein fühlt.

m.anders
03.06.2020, 20:57
Danke für dein Feedback. Ich war inzwischen beim Arzt und es sieht so aus also ob ich eine Entzündung habe, ähnlich wie nach einem Wasserbruch.

Ich habe bereits 5 Tage Antibiotika bekommen, was aber nur mäßig geholfen hat. Nun bekomme ich seit 7 Tagen Schmerzmittel welches auch Entzündungshemmend wirken soll. Leider merke ich bisher kaum eine Besserung.

Mein Urologe hat bereits bei der letzten Untersuchung erwähnt das es manchmal vorkommt das die Prothese auch wieder entfernt werden muss.

Vielleicht liest das hier jemand der ähnliche Probleme nach der Implantation hatte und kann mir Ratschläge geben. Vielleicht braucht der Heilungsprozess einfach nur mehr Zeit?

Ich bin inzwischen sehr verunsichert und möchte mir eine weitere Operation natürlich gerne ersparen.

Freue mich über jede Antwort.

Viele Grüße

ElChupacabra
04.06.2020, 10:08
Das ist natürlich Mist, wenn da ne Entzündung ist. Geh aber jetzt erstmal davon aus, dass es sich mit Medikamenten lösen lässt. Wie gesagt, ich habe leider keine Erfahrung damit, hab aber auch mal gelesen, dass es zu Entzündungen kommen kann. Die Prothese ist halt ein Fremdkörper.

Farid-Shan
21.06.2020, 14:07
Immer schön dran ziehen und viel Sport machen. Das dauert ca 2 Monate bis es sich normal anfühlt, der Körper muss sich erst anfreunden. Ich habe - was andere wiederum vllt für Mist halten - entzündungshemmende nahrungsergänzungsmittel wie gerstengras und kurkuma hochdosiert genommen. Ich habe es jeden Tag genommen und nicht einmal Beschwerden gehabt. Auch während der chemo hat es mir unglaublich geholfen. Lg