PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Massive Nebenwirkungen bei Chemo


GAMS
18.01.2011, 21:59
Hallo,
ich bin neu hier im Forum. Bei meiner Mutter (69Jahre) wurde BSDK festgestellt, der Mitte Oktober erfolgreich operiert wurde. Sie hat kein Metastasen, allerdings waren 2 Lymphknoten befallen. Deshalb bekommt sie Chemotherapie (Gemcitabin): 6 Zyklen, davon sind jetzt 2 geschafft.

Leider ist sie schon immer sehr anfällig für Nebenwirkungen bei Medikamenten.
So "sammelt" sie auch jetzt vieles (zum Glück nicht nach jeder Infusion die gleichen Nebenwirkungen):
- massive Kopfschmerzen
- Bauchkrämpfe
- Verstopfung
- Haarausfall
- Entzündung des Armes an der Stelle, an der gestochen wurde (rot, dick, heiß) (beim letzten Mal zum Glück nicht)
- Apetitlosigkeit
- Schlaflosigkeit in der Nacht nach der Chemo
- die letzten 2 Chemos: - Übelkeit (Erbrechen kann sie gerade verhindern)
- stark gerötete Augen
- sieht schlechter, so dass sie schlecht lesen kann
- heute war es fast nicht möglich, eine Vene zu finden, in die die Infusion fließen konnte: beim 1. Versuch kamen zwar 3 Tropfen Blut, aber die Infusion lief nicht; die Vene war wohl so verhärtet, dass sich die Nadel verbogen hatte. Erst der 3. oder 4. Versuch war erfolgreich, aber es lief sehr langsam.
Die Ärztin hat empfohlen, einen Port zu setzen (was sie beim Erstgespräch als unnötig hingestellt hat). Nachdem meine Mutter aber momentan so schwach ist, kann ich mir nicht vorstellen, dass sie eine Vollnarkose gut verkraften würde.

Seit 3 Terminen ist die Dosis, die vorher schon die niedrigste gewesen sein soll, auf 75% reduziert. Daraufhin hatte sie keine Bauchschmerzen und Kopfschmerzen mehr, dafür kam die Übelkeit, die ihr jeden Appetit nimmt, so dass die seit November (Chemobeginn) 2 kg abgenommen hat (jetzt ca 44kg).

Leider glaubt ihr die Onkologin nicht, dass die Beschwerden Nebenwirkungen seien ("Sowas habe ich noch nicht erlebt!") ,sondern meint, das müsse andere Ursachen haben. (Sie soll Eiskrem essen zum Zunehmen und wegen der Augen zum Augenarzt gehen)
Außerdem darf sie keine zusätzlichen Therapien machen außer Akupunktur - die hat sie jetzt 1x gehabt, hat wohl gegen Übelkeit etwas geholfen, aber sonst fühlt sie sich noch schlapper. (War vielleicht auch zu viel des Guten!?)

Meine Mutter liegt die meiste Zeit des Tages im Bett (zum Mittag- und Abendessen steht sie auf). Oft schafft sie es noch nicht einmal einen Spaziergang zu machen. Da sie Yogalehrerin ist, versucht sie wenigstens ein bisschen Yoga zu machen. Das ist mühsam und langsam, aber ein bisschen scheint zu gehen.

Hat jemand Erfährung mit solch massiven Nebenwirkungen bei einer Chemotherapie, die eigentlich gut vertäglich sein soll?

Wir wären sehr dankbar für Tipps!

Reinhard
19.01.2011, 05:27
Ich gehöre zur LK-Abteilüng und habe reichlich Chemo-Erfahrung.

Grundsetzlich sind die Nebenwirkungen individuell höchst unterschiedlich und was für den Einen gut tut, hilft dem Anderen nicht unbedingt.

Zur Vermeidung der Verstopfung bewährte es sich bei mir, am Tag VOR der Chemo ein verdauungsförderndes Mittel zu nehmen.
War die Verstopfung bereits da, war ein Einlauf das beste Mittel.

Haarausfall bekommen wohl die meisten Frauen und lassen sich eine Perücke anfertigen.
Ich trage jetzt, nach Gehirnbestrahlung, auch haarlos und kann sagen, dass das schon gewöhnungsbedürftig ist.

Zu der Schwellung des Armes vermute ich, dass die Chemoflüssigkeit da etwas den richtigen Weg durch die Ader verlassen hat.
Mir wurde immer gesagt, ich solle mich sofert melden, wenn ich Brennen oder sonst was ungewöhnliches verspüre.

Mit der Übelkeit lernte ich umzugehen. Dagegen hatte ich Tropfen.
Unmittelbar vor der Chemo gabs die Spritze "zur besseren Verträglichkeit" mit Kortison. Das wirkt bei mir immer wie ein Dopingmittel, das heißt auch zu Schlaflosigkeit.
Die Augenärtztin meinte, mein beginnender Grauer Star käme wohl auch mit vom Kortison.

Die Infusionsmenge wurde auch bei mir mehrmals meinem Befinden angepasst.

Sämmtliche Zusatztherapien lehne ich auch strickt ab. Außer Akupunktur, aber da hatte ich eine Ärztin mit der ich mich außerordentlich gut verstand und als sie umzog, hörte ich auch damit auf.

"Massage" hatte ich dann später. Auch ganz individuell. Ich weiss nicht, wie man es es nannte, wenn die "Masseuse" (wenn ich sie als solche bezeichnete tat sie etwas beleidigt und zählte mir gelegentlich ihre zahlreichen Ausbildungen auf) vorsichtig an mir herumdrückte, es tat auf jeden Fall sehr gut.

Yoga ist bestimmt sehr gut. Meine geschätzte Cina-Ärztin riet mir stets, auf meinen Körper zu hören und seine Forderungen zu erfüllen.

Gewicht geht immer auf und ab. Von 64 bis momentan kotisonsbedingt 87 kg.

Ansonsten halte ich mich mit Körperbelastungen lieber zurück, weil mein Körper mir sagt, er wünsche Schonung, um seine ganze Kraft der Krebsabwehr wiedmen zu können.

Liebe Grüße Reinhard

GAMS
30.01.2011, 22:18
Danke für Eure Antworten. Leider fühlt sich meine Mutter immer schlechter - hat jetzt zusätzlich eine zum GLück oberflächliche Thrombose und Venenentzündungen in beiden Beinen am Fußknöchel. Sie ist grad dermaßen zermürbt, dass sie überlegt, die Chemo zu beenden. Ihre Onkologin kann ihr leider immer noch nicht weiterhelfen, es wirkt, als wäre sie froh, diese unbequeme Patientin los zu werden. Nur was dann?:confused:

Hildegard H.
31.01.2011, 11:28
hallo GAMS, dann 'erlöse' doch diese offensichtlich überforderte Ärztin von ihrer Patientin und versuche Deiner Mama dabei zu helfen, für sich selbst zu entscheiden. Welche Garantie gibt man ihr denn, daß der Krebs mit Chemo nicht zurück kommt! Wohl kaum eine. Nur weil 2 Lymphknoten befallen sind, muss sie doch wohl nicht so leiden. Bei mir war nach der OP vor 12 Jahren von 35 entfernten Lymphknoten einer befallen, und der 'wandert' evtl. noch in meinem Körper herum oder hat sich in Luft aufgelöst. Vielleicht 'ruht' er auch noch 12 weitere Jahre??
Aber im Ernst: es muss jeder für sich selbst entscheiden, ob er die Chemo will und nicht die Ärzte entscheiden lassen (vielleicht sogar zu Forschungszwecken?). Deine Mama sollte das tun, was sie selbst will und nur das und nichts anderes.
Viele Grüße

Ortrud
31.01.2011, 11:33
Hallo Gams,

es gibt doch noch andere Ärzte. Ich würde mir ganz schnell einen neuen suchen.

freiburger
31.01.2011, 15:21
Hallo Gams,

an die Empfehlung sich einen anderen Arzt zu suchen würde ich mich auch anschließen.

Meine Mutter hatte ähnliche Probleme mit den Venen nach den ersten beiden Chemos, wobei bei ihr von vornherein feststand, dass sie einen Port bekommt. Ihr Arzt macht keine Chemo ohne Port, weil dass zu stark auf die Venen geht. Sie war einen Tag im Krankenhaus für den Port "Einbau". Die dritte Chemo ging dann durch den Port. Auch hat sie die Erfahrung gemacht, dass sie die Chemo im Liegen besser verträgt wie im Sitzen.

Die Entzündung in den Beinen hatte sie auch. Sie hat aber ein Mittel dagegen bekommen und ist das erst mal los. Zusätzlich bekommt sie Kortison. Insgesamt macht sie einen stabilen Eindruck und sie fühlt sich wohl. Am Anfang hatte sie mehr Probleme mit den Chemos, solangsam hat ihr Arzt die Medikamente aber richtig eingestellt, so dass es mit ihrem befinden nach oben ging.

Zusätzlich macht sie jetzt noch alternative Therapien, wahrscheinlich Mistel und Thymus. Von hyperthermie hat man ihr abgeraten.

Wie gesagt, checkt mal ob ihr alternativen zum behandelnden Arzt habt.

Gruß
Kai

GAMS
10.02.2011, 20:37
Meine Mutter hat sich entschlossen, die Chemo abzubrechen. Seither blüht sie auf, kann wieder essen, spazierengehen und fängt das 1.Mal seit der OP im Oktober an, sich über ihre Behandlung selbst Gedanken zu machen. Mistel und Thymus wird sie wohl nicht vertragen, wegen Allergien und Unverträglichkeit von Hormonbehandlung. Stattdessen macht sie Akupunktur bei einem TCM-Arzt, Entgiftung, Darmaufbau mit Symbioflor, Stärkung des Imunsystems, ... mal schauen in welcher Reihenfolge und was sie verträgt. Jedenfalls sind wir wieder positiver Stimmung und haben Hoffnung.
Danke für alle bisherigen Antworten.
GAMS

buffy197111
10.02.2011, 20:54
Hallo Gams,

ich habe gerade auch im Forum unter Chemotherapie geschrieben, dass mein Freund auch heftigste Nebenwirkungen von der Chemo hat, er hat erst 3 von 12 hinter sich und ist auch sowas von "genervt", dass er auch abbrechen möchte, da er aber seinem Onkologen schon sehr vertraut, will er morgen erst einmal mit ihm sprechen. Mein Freund hat zwar ein Adenokarzinom im Darmbereich, und bekommt Folfox 4, aber die Nebenwirkungen, die Du so aufzählst, treffen fast alle auf meinen Freund zu, ausser Haarausfall, den hat er nicht, aber auch er wird immer dünner, da er wegen der Beschwerden oft gar nichts essen kann und von Zwieback nimmt nicht wirklich zu. Ich hoffe, Deiner Ma geht es auch ohne Chemo weiterhin gut und ihre Nachuntersuchungen bleiben ohne Befund. Würd mich freuen, über den weiteren Verlauf zu lesen... LG MEL