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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Verdacht auf Karzinom bei einem Bekannten - wie schnell muss reagiert werden?


SonneSollScheinen
18.02.2011, 12:54
Hallo zusammen,

ihr kennt mich noch nicht, da ich normalerweise im Brustkrebsforum unterwegs bin. Heute schreibe ich auch nicht wegen mir, sondern wegen eines Bekannten.
In einem vertraulichen Gespräch hat er gesagt, dass bei ihm bei einem Thorax Röntgen (wegen einer Lungenentzündung, die er Anfang des Jahres hatte) "etwas" gefunden wurde. Laut seines Arztes ist der Verdacht ein bösartiger Tumor/Bronchialkarzinom. Er ist wohl noch sehr klein (unter 1cm). Offensichtlich wurden noch 2 Hormone (???) bestimmt, einer dieser beiden sei ungewöhnlich hoch, was den Verdacht erhärtet und zudem eher auf einen kleinzelligen Tumor schliessen lässt. So, das sind alle medizinischen Fakten, die ich von ihm erhalten habe. Leider alles sehr wage.
Mein Bekannter hat sich entschieden, keine weiteren Abklärungen machen zu lassen. Er möchte 3 Monate abwarten und dann nochmals ein Bild machen lassen, um zu sehen, ob der Tumor wächst. Für mich klingt das total abgefahren... ich hatte Knochenkrebs als Kind und jetzt vor 3 Jahren Brustkrebs...NIE hätte ich 3 Monate in Ungewissheit Leben wollen, nie hätte ich einem potentiellen Tumor 3 Monate Zeit gegeben, weiteren Schaden anzurichten. Aber jeder Mensch ist anders und jeder muss seinen eigenen Weg finden, ich weiss. Man muss dazu sagen, dass mein Bekannter weder naiv noch dumm ist. Ich denke, er weiss, was er tut. Nebenbei hat er nun mit Mistel und Akkupunktur begonnen...zu mir hat er gesagt, dass die "Chemo-Mühle" für ihn nicht in Frage kommt. Ich habe immer Chemos gemacht, also für mich ist das alles schwer nachvollziehbar.
Natürlich mache ich mir Sorgen und ich kenne mich auch viel zu schlecht mit Lungenkrebs aus. Deswegen meine Frage an Euch:
Wie schätzt ihr die Situation ein? Soll ich nochmals mit meinem Bekannten reden und ihn drängen, es histologisch abklären zu lassen? Wie kritisch sind die 3 Monate (nach Recherchen im Internet habe ich das Gefühl, jede Sekunde zählt...bei Brustkrebs ist das ein bisschen anders). Ist das eine normale "Verdrängungsaktion"?
Gibt es irgendwas, was er zusätzlich zu Mistel und Akkupunktur tun kann (ich habe ihm noch Selen empfohlen)? Geht mich das überhaupt was an - soll ich mich komplett raushalten? Ich bin wirklich "bloss" eine Bekannte, nicht mal eine gute Bekannte, keine Ahnung warum er sich ausgerechnet mir anvertraut hat. Vielleicht wegen meiner Vorgeschichte.

Ich wäre froh über eine Einschätzung von Euch...

Danke!
Sonne

chrisi0211
18.02.2011, 13:21
Hallo,

gerade der Kleinzeller (falls es dann einer sein sollte) wächst sehr rasch, daher verstehe ich aber auch den Arzt nicht:mad:, dass dieser nicht sofort eine Bronchoskopie veranlasst hat, um Gewebeproben (und Gewissheit) zu erlangen.

Dein Bekannter hat da wohl die "Vogel-Strauss-Politik" und steckt seinen Kopf lieber in den Sand, als Gewißheit haben zu wollen, so nach dem Motto "was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß" oder "was ich nicht sehen muss, das kann gar nicht sein/ist nicht da" :(.

Lungenkrebs macht oft erst sehr spät Symptome und ist dann meist nicht mehr heilbar (Metastasenbildung oder zb Ummantelung Venen etc.), beste Option für Heilung ist eine Operation, die nur im Frühstadium Sinn macht (mit anschließender Chemo/Strahlentherapie).

Bei meinem Onkel wurde er so spät entdeckt, so dass ihm nur noch 3 Monate blieben.

Vielleicht kannst Du Deinem Bekannten mal dahingehend ins Gewissen reden :). Mehr kannst Du wohl nicht für ihn tun und jeder erwachsene Mensch sollte über seinen Körper/Gesundheit, welche Therapien für ihn persönlich in Frage kommen etc. selber entscheiden.

Alady
18.02.2011, 13:37
Hallo,

ich kann nur so viel sagen das der beste Onkologe Deutschlands zu uns und unserem Vater gesagt hat ( kleinz. Bronchial CA) , jeder tag zählt je früher desto besser und das die Schlacht am Anfang gewonnen wird und nicht am Ende...das sagt glaub ich alles...

Viele Grüße Jana

wondi222
18.02.2011, 14:32
Liebe Sonne,

ich schließe mich meinen "Vorrednern" an.

Je früher desto besser, außerdem liest man hier immer wieder, dass gerade Kleinzeller besonders gut auf eine Chemo-Therapie anschlagen, sollte sie denn notwendig sein.

Vielleicht kannst Du Deinen Bekannten über diese Tatsache informieren.

Ich denke, dass Dein Bekannter Dich ins Vertrauen gezogen hat, weil er denkt, dass Du ihn verstehst (Du schreibst ja, dass Du im BK-Forum unterwegs bist). Ich tue mich auch leichter mit Betroffenen oder deren Angehörigen über das Schalentier von meinem Papa zu reden, als mit Leuten, die selbst keine Erfahrung damit haben. Bisweilen bekommt man da nämlich ganz schön dumme Sprüche zu hören (zumindest geht das mir so), ob die Leute das einfach sagen weil sie es nicht besser wissen, oder aus anderen Gründen kann und möchte ich nicht beurteilen...

Für Dich und Deinen Bekannten alles Liebe und Gute!!!

Wondi

neufund
18.02.2011, 18:27
@ alady
WER ist der "beste Onkologe Deutschlands" ?????:o

zu dem eigentlichen Thema möchte ich sagen, dass man als "Bekannter" gerne Tipps geben soll, aber das ist auch alles. Der Mensch sollte ganz allein für sich entscheiden welches der richtige Weg für ihn ist.....

liebe Grüsse,
neufund

Lumine
18.02.2011, 18:46
Hallo Sonne,

ich sag' es mal ganz lapidar: sollte es tatsächlich ein Kleinzeller sein, ist es in 3 Monaten zu spät...

Im Frühstadium (sozusagen als "Zufallsbefund") ist ein Kleinzeller sogar operabel und kurativ behandelbar, sodass auch Aussicht auf Heilung besteht. Nach 3 Monaten jedoch ist beim Kleinzeller m.E. der Zug abgefahren. Das klingt jetzt hart, aber es ist so.

Letztendlich aber ist der Mann erwachsen und wenn er partout keine adäquate Behandlung will, dann kann man ihm nicht helfen.

Liebe Grüße,
Christa

SonneSollScheinen
19.02.2011, 13:27
Hallo ihr Lieben!

Vielen Dank für euere Antworten und auch für die klaren Worte! Ihr habt mich in dem bestärkt, was ich mir bereits gedacht habe...aber zu unsicher war. Jetzt habe ich allen Mut zusammen genommen, und meinem Bekannten eine Email geschrieben (wir sehen uns teilweise wochenlang nicht und wenn dann nie alleine, so dass ich keinen besseren Weg finden konnte). Die Sache ist zu Ernst, um sich aus Angst vor "sich-zu-sehr-einzumischen" zurück zu halten. Ich habe ihm all das geschrieben, was ihr mir auch geschrieben habt (zumindest die Dinge, die wichtig waren und nicht entmutigen...)... Jetzt liegt es an ihm, ob er noch einmal auf mich zukommen will und welchen Weg er geht. Aber ich habe ihn zumindest meine Gedanken/Standpunkt wissen lassen.

Nochmals herzlichen Dank für alle euere Rückmeldungen und alles Gute für Euch und Eure Angehörigen.

Liebe Grüsse,

Sonne