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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Strahlentherapie, wo ist der Unterschied?


Bernhard Schmidt
23.02.2011, 18:03
Ich bin ein Patient, bei dem ein regional begrenzter Prostatakrebs festgestellt wurde, d.h. der Krebs hat bisher kein anderes Organ befallen.
Von meinem behandelnden Arzt wurde als Therapie entweder eine OP oder eine Strahlentherapie vorgeschlagen.
Nachdem ich mich über diverse Foren über beide Therapieformen ausgetauscht habe und mir auch eine Zweitmeinung eingeholt habe, habe ich mich auf Grund der wahrscheinlichen Nebenwirkungen gegen die OP und für eine Strahlentherapie entschieden.
Jetzt beginnt mein neues Wahlproblem, es gibt so viele verschiedene Strahlentherapie, die bei Prostatakrebs zur Auswahl stehen:
- 3D-Strahlentherapie
- IMRT
- Tomotherapie
- Brachytherapie
Habe ich eine aktuelle vergessen?
Hat bereits jemand mit Befund Prostatakrebs Erfahrung mit den Therapie gemacht und kann aus eigener Anschauung etwas dazu sagen?
Vielen Dank für Rückmeldungen.

tzorkr
23.02.2011, 18:40
grob gesagt, sind das alles bildgebungs- und bestrahlungsverfahren, bei denen sehr präzise (millimetergenau) in die gewünschten bereiche gestrahlt wird.

vorteil ist: das gesunde gewebe wird maximal geschont und die nebenwirkungen minimiert.

der_weg
23.02.2011, 19:34
Welche Methode empfielt denn der behandelnde Arzt ? Schwer vorstellbar dass er das den Patienten entscheiden lässt.
Ich vermute wenn Du direkt zum Strahlentherapeuten zum Vorgespräch gehst, denn wird er Dir die beste vorschlagen.
Der Urologe weiss das mitunter nicht.

AxelS
27.02.2011, 12:22
Da ich momentan meine Diplomarbeit drüber schreibe, kann ich kurz die Unterschiede der von dir genannten Strahlentherapien erläutern:

3-D, IMRT und Tomotherapie gehören zu den sog. perkuntanen Strahlentherapien, d.h. die Strahlenquelle liegt außerhalb des Körpers und bestrahlt den Tumor/das oder die Bestrahlungfelder von außen.

Die Brachytherapie ist eine innere Strahlentherapie. Dabei werden kleine radioaktive Kapseln, sog. Seeds, direkt in den Tumor gesetzt.
Vorteil: Der Tumor wird direkt und nebenwikrungsarm bestrahl. Nachteil: wird vor allem nur bei kleineren und regional begrenzten Tumoren eingesetzt werden.

Wie der User oben bereits geschrieben hat, zählen 3D, IMRT und Tomotherapie zu den Bestrahlungsverfahren, die äußerst präzise sind. Bei allen 3 Bestrahlungsverfahren wird auf Basis von CT-Aufnahmen die Bestrahlungsfelder computergestützt geplant.

Die 3D-Strahlenterapie war mit das erste Verfahren, bei den mehrere Bestrahlungsfelder aus unterschiedlichen Richtungen bestrahlt werden konnte.

Die IMRT stellt eine Weiterentwicklung der 3D dar. Bei der IMRT können die unterschiedliche Zielvolumen mit unterschiedlichen Strahlungsdosen mit hunderten Teilstrahlen bestrahlt werden können, so kann die Präzision weiter gesteigert werden.

Die Tomotherapie stellt nochmals eine Weiterentwicklung dar und baut die Vorteile der IMRT weiter aus. Bei der Tomotherapie wird nicht nur eine CT-Aufnahme vor Beginn aller Strahlensitzungen gemacht, sondern auch vor Beginn jeder einzelnen Bestrahlungssitzung. Weicht das Bestrahlungsfeld, z.B. die Prostata auf Grund einer gefüllten Blase o.ä. vom ursprünglich geplanten ab, wird die Position des Tisches, auf dem der Patient liegt, so verändert, dass das aktuelle Bestrahlungsfeld mit dem ursprünglich geplanten übereinstimmt.So wird die unnötige Bestrahlung von gesundem Gewebe vermieden.
Bei der Bestrahlung selbst bewegt sich der Linerabeschleuniger im 360 Radius um den Patienten, während der Tisch, auf dem der Patient liegt, durch das Gerät gefahren wird. Der Tumor wird so spiralförmig von allen Seiten bestrahlt. Das bei der IMRT beschriebene Prinzip kommt hier zum Einsatz. Die Präzision der IMRT wird durch die Tomotherapie nochmals gesteigert und auch sehr komplexe Tumore können so sehr präzise Bestrahlt werden.

So das wars für heute.

der_weg
27.02.2011, 13:09
Danke, wieder was dazu gelernt !

volker206
27.02.2011, 21:37
Die Tomotherapie stellt nochmals eine Weiterentwicklung dar und baut die Vorteile der IMRT weiter aus. Bei der Tomotherapie wird nicht nur eine CT-Aufnahme vor Beginn aller Strahlensitzungen gemacht, sondern auch vor Beginn jeder einzelnen Bestrahlungssitzung. Weicht das Bestrahlungsfeld, z.B. die Prostata auf Grund einer gefüllten Blase o.ä. vom ursprünglich geplanten ab, wird die Position des Tisches, auf dem der Patient liegt, so verändert, dass das aktuelle Bestrahlungsfeld mit dem ursprünglich geplanten übereinstimmt.So wird die unnötige Bestrahlung von gesundem Gewebe vermieden.
So das wars für heute.

Hallo,

verstehe ich das richtig: Wenn jemand z.B. 20 Bestrahlungen bekommt, bekommt er dann 20mal ein CT? :confused:
Bei so einer Menge an Bestrahlungen kann ich mir als Laie schon vorstelle, daß das Ganze nicht sehr gesund ist.

Gruß Volker

tzorkr
28.02.2011, 16:40
ja es wird vor jeder bestrahlung ein bild gemacht um zu gewährleisten, daß der bestrahlungsplan auch noch richtig hin haut und die betrahlung nicht ins gesunde gewebe geht.

die röntgenbilder vor jeder bestrahlung werden in die maximale gesammtdosis mit einkalkuliert, heisst hinzuaddiert unter berücksichtigung der limits.

die strahlenbelastung ist bei den bildern so minimal, daß der nutzen deutlich den risiken überwiegt.

gruss

thomas

AxelS
02.03.2011, 16:15
Vielen Dank für die Antwort Thomas,

es ist korrekt, dass bei der Tomotherapie bei der Berechnung der Gesamtdosis die Strahlendosis der CT-Aufnahmen mit einkalkuliert wird. Der Nuzten durch die gewonnene Präzision bei der Bestrahlung überwiegt, wie von Thomas erwänht, deutlich das Risiko.

juprie
05.03.2011, 19:56
Hallo Herr Schmidt, es gibt die blauen Ratgeber der Deutschen Krebshilfe und zwar Strahlentherapie Nr. 53 und Prostatakrebs Nr. 17. Vielleicht können Sie sich diese besorgen, da steht wirklich alles drin. Mein Mann hatte voriges Jahr auch ein Prostata-CA ohne Strahlung auf andere Organe. Er hat sich auch für die Strahlentherapie entschlossen und zeitgleich Hormonspritzen (3-Monatsspritzen) bekommen. Er bekam 38 Bestrahlungen. Dabei wurde anfangs eine CT gemacht und die Bestrahlungsstellen angezeichnet. Dann wurde werktäglich punktgenau bestrahlt. Nach den Bestrahlungen war der PSA-Wert o,o3, also der Tumor weg. Als Nebenwirkung hat er nun eine Strahlenkolitis, die aber zum Glück jetzt allmählich ausgeheilt ist (wir wollen es jedenfalls hoffen).
So, ich wünsche Ihnen alles erdenklich Gute und recht gute Besserung.

juprie

Marlem
06.03.2011, 12:35
Hallo,

verstehe ich das richtig: Wenn jemand z.B. 20 Bestrahlungen bekommt, bekommt er dann 20mal ein CT? :confused:
Bei so einer Menge an Bestrahlungen kann ich mir als Laie schon vorstelle, daß das Ganze nicht sehr gesund ist.

Gruß Volker

die ganze Bestrahlung ist wohl eine der ungesundesten Behandlungen die es gibt. Da kommt es nicht wirklich drauf an ob da ein Paar CT´s mehr oder weniger gemacht werden.
Ich hatte bei bei meiner erst Bestrahlung nach der OP 14 Tage jeden Tag ein CT.
Man kann da nur sagen das Einzigste was Zählt ist der Erfolg gegen den Krebs.

VG
Marlem

AxelS
18.03.2011, 11:13
Na ja, eine Chemo wird vermutlich noch ungesünder sein. Aber es stimmt gegen krebs muss mann wohl die schwersten Waffen aufbieten, die vorhanden sind.
Irgendwelche naturheilkundliche oder homöophaische Behandlungen sind bei Krebs völlig ungeeignet (außer zu milderung der Nebenwirkungen vielleicht).