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mimikry
27.03.2011, 12:22
hallo ihr lieben,
mein partner, meine große liebe, ist am 1. märz 2011 gestorben. er ist friedlich in meinen armen gestorben. er hatte sieben monate versucht, diese krankheit so in griff zu bekommen, dass er wenigstens noch den frühling, den sommer erleben darf. er wollte mit mir noch ans meer.
wir hatten schwere sieben monate. er musste abschied nehmen, seine angst machte ihm sein leben schwer. er fand in mir oft ein ventil und dies machte es mir und damit uns zusätzlich schwer. aber wir haben es gut hinbekommen. die liebe war stärker.
jetzt, wo alles organisatorische erledigt ist, alles beileid ausgesprochen wurde, tritt die stille ein.
die stille versuche ich zu füllen, in dem ich alle mailwechsel mit ihm lese, alle fotos ansehe, alle erinnerungen hochhole. dann weine ich noch mehr. weil ich immer schmerzhafter spüre, dass er mich so riesig liebte und ich ich ihn auch. wir wollten ein kind zusammen. das wäre unser größtes geschenk gewesen. leider hat es nicht geklappt und mir zerreißt es mein herz, dass ich keines von ihm habe.
mir zerreißt es ständig mein herz. wir hatten so eine wertvolle beziehung. das ist weg. ich bin alleine.
mir zerreißt es mein herz, dass er, der so lebensfroh war, so lebendig, so früh gehen musste. er war so tapfer die letzten monate. er ist so ein großer mann gewesen.
mir zerreißt es mein herz, dass ich meine liebe verloren habe. ich bin nur noch halb. ich fühle mich ohne sinn.
nichts hilft. für kurz hilft, wenn ich meine freundin treffe, die so voll im leben steht. dann geh ich heim und die leere kommt wieder.
ich habe keine arbeit zur zeit, weil ich gekündigt habe, um mich selbständig zu machen. eine woche später kam die diagnose. seither habe ich keine arbeit. ich fühle mich auch noch lange nicht so weit, wieder zu arbeiten. in keiner arbeit steckt sinn. ich will nicht.
das einzige, was ich will ist, ihm nahe sein. meine wohnung ist voll mit seinen bildern, seinen fotos, seinen möbeln. wir lebten getrennt, jetzt habe ich so viel wie möglich bei mir. ich gehe mit aller kraft in die erinnerung und es macht mich glücklich. dann macht es mich zutiefst traurig, dass alles vorbei sein soll. dann wieder glücklich, was für einen tollen mann ich hatte. doch ich habe auch angst, dass ich nicht mehr herauskomme. dass ich mich nicht finde. ich muss ja schließlich wieder irgendwann auf meine beine kommen. ich bin 38 und muss noch ein leben leben. ich muss, weil im moment will ich nicht.
ich habe angst vor der zukunft. angst, ihn zu betrügen. angst, ein kind mit einem anderen zu bekommen. angst, glücklich zu sein. angst, dass ich leben darf und er nicht mehr. ich vermisse seine körperlichkeit, sein lachen, seine zärtlichkeit. er fehlt mir so unglaublich. ich habe so oft das bedürfnis, ihn anzurufen, ihm zu schreiben. während ich noch den gedanken habe, fällt mnir ein, dass es nicht mehr geht.

ich schreibe diese nachricht, weil ich so angst davor habe, nicht mehr aus diesem zustand rauszukommen. wie lange hält diese lähmung an? wie lange wird es dauern, bis ich auch anderen gedanken platz einräume? nicht nur gedanken an ihn. ich denke tags und nachts an ihn. wie war es, wenn es gut war mit ihm? wie war es, wenn wir streit hatten? wie war die krankheit. konnte ich ihn so gut wie möglich unterstützen? oder hätte ich vieles besser machen können, müssen? er ist weg und ich bin da mit den vielen erinnerungen. den vielen guten, den schlechten, den selbstvorwürfen, dem mitleid mit ihm. ahh. wann beruhigen sich die gedanken?

wie entwickelt sich der verlust, die trauer? wie ist es, wenn man seine liebe verloren hat? wie kann man dann weiterleben? kann man sich und dem leben eine chance geben ohne zerriessen zu sein. sich moralisch schlecht zu fühlen?

danke jetzt schon für eure antworten.
alles liebe
mimikry

SandraG
28.03.2011, 00:48
Liebe mimikry,
es tut mir unsäglich leid, was du durchmachst. Ich kann mir vorstellen, wie du dich fühlst. Auch mein Mann ist nach 7jähriger Ehe (kinderlos) am 18. März d. J. an Krebs gestorben. Ich stecke allerdings noch mitten in der Orga; es gibt täglich so viele Anrufe, dass ich schon gar keine Lust habe, mit jedem zu reden. Auch ich fürchte mich vor der Ruhe, die noch kommen wird....
Am Donnerstag ist die Urnenbeisetzung. Wenn ich daran denke, habe ich einen dicken Klumpen im Magen... Das ist so entgültig.....
Allerdings habe ich das Gefühl, dass mein Mann trotz allem noch bei mir ist. Ich hoffe, dass bleibt so auch nach der Beisetzung....
Du fragst wie lang dein Zustand andauernd? Ich schätze, dafür gibt es keinen genauen Zeitpunkt. Jeder Mensch trauert anders.
Hast du dir therapeutische Unterstützung gesucht? Ich habe eine und kann das nur empfehlen!! Denn genau da kann dich eine neutrale Person auffangen und dir zur Seite stehen. Oft scheuen Freunde diese schwere Aufgabe, denn all diese Ängste und Sorgen sind für Aussenstehende viel zu schwer für den normalen Alltag...
Liebe mimikry, ich hoffe, du holst dir jemand erfahrenen an deine Seite. Ich hoffe auch, dass ich mit meiner Therapeutin zusammen das tiefe seelische Loch durchschreiten kann.

Ich sende dir erstmal eine ganz dicke Umarmung :pftroest: und hoffe, bald von dir zu lesen!

Ganz liebe Grüße

mimikry
28.03.2011, 09:39
liebe sandra,
oh weh, mein tiefes beileid auch für dich! und danke, dass du mir gerade in dieser organisationszeit eine nachricht schreibst. ich weiß, was es bedeutet, wenn man u.v.a. so viele anrufe bekommt, die einem zum einen unglaublich tragen, die einem dann aber auch fast zu viel werden. ich weiß deine antwort daher sehr zu schätzen.

bei uns dauert alles ein wenig länger, weil er nicht an seinem wohnort, sondern in seinem heimatdorf bestattet wird. es gab bereits eine trauerfeier an seinem wohnort, am kommenden samstag folgt die urnenbeisetzung. ja, und auch davor habe ich angst, weil es dann, wie du schreibst, so endgültig ist, so klar wird durch diese zeremonie. ich bin aber auch sehr froh, dass es einen ort gibt, an dem ich ihn dann besuchen kann. dieser ort ist mir jetzt schon so wichtig. genauso wichtig wie ein altar für ihn, den ich bei mir habe. fotos, gegenstände und briefe von ihm und eine kerze, die immer für ihn brennt. dadurch ist er mir sehr nahe.

ich habe einen therapeuten, der zwar nicht auf dieses thema spezialisiert ist, der mich aber schon gut kennt. letzte woche habe ich angefangen, ihn wieder aufzusuchen. heute die zweite sitzung. ich erhoffe mir viel, ja, weil freunde und bekannte sich, auch wenn sie wollen, gar nicht so sehr einfühlen können und ich ihnen die fülle der geschehnisse auch nicht zumuten will.

gut, dass du geschrieben hast, dass jeder anders trauert. da habe ich gemerkt, dass ich nicht unbedingt wissen will, wie lange ich noch trauern werde, sondern ob die vielen, unendlich vielen gedanken darüber normal sind. die gedanken ob ich es während der gesunden, aber auch der kranken zeit besser hätte machen können. er war mir so dankbar und war glücklich, weil er bei mir sein konnte. das sollte eigentlich alles andere aus meinem kopf kehren. dennoch habe ich ständig dieses: hier hätte ich und da hätte ich. die selbstvorwürfe.

ich kann mich so schwer damit anfreunden, kein heiliger übermensch gewesen zu sein. kennt das jemand von euch, der wegen der extremen situation, eine mischung aus angst, hoffnung, ohnmacht, nicht mehr in seiner ruhe blieb? nicht mehr selbstlos und bedingungslos liebend war?

wisst ihr, ich habe ihm all meine liebe gegeben. doch manchmal scheiterte ich an meiner mangelnden kraft, an der angst, der hoffnung, der ohnmacht. diese gedanken kreisen und kreisen.

doch dann fällt mir seine großzügigkeit ein. und vielleicht schaut er von oben auf mich runter, lächelt und will mir sagen "alles gut, meine liebe". genau das fehlt mir. ihn zu hören. aber das ist eigentlich nicht nötig. weil sein herz hatte ich auch so immer verstanden. ohne, dass er sprach. ach wie schön, durch das schreiben hier habe ich was kapiert.

liebe sandra, ich dank dir daher für deine anregung. ich wünsche dir ganz viel liebe und nähe zu ihm und von ihm. weil ich selbst gerade was kapiert habe, kann ich dir sagen, dass sie immer da sein wird. die liebe und nähe von ihm zu dir. und von dir zu ihm. ich denk an dich ganz fest am donnerstag. der bammel davor ist normal, aber die zeremonie ist so wichtig und schön. die wirst du immer im herzen tragen. die würdevolle zeremonie für deinen lieben mann.

liebe grüße
mimikry

SandraG
29.03.2011, 11:30
Liebe mimikry,

diese Gedanken mit "hätte ich dies nicht und das nicht anders machen können" kreisen auch ständig bei mir. Aber was kann man ändern? Die Vergangenheit läßt sich nicht verändern. Es war gut so, wie es war.
Auch ich wünschte mir, ich hätte einiges anders gemacht. Vielleicht wäre mein Mann dann noch da. Aber vielleicht wäre das auch nur eine Verlängerung um ein paar Tage/Wochen gewesen. Und wer weiß, was diese Krankheit dann auch mit mir angestellt hätte.... Immerhin habe ich 4 Jahre an seiner Seite gekämpft, bei einer Krankheit, die eine Lebenserwartung von 14 bis 16 Monaten aufweist.....

Daher versuche ich, mich wirklich an die positiven Seiten zu erinnern. Ich höre ihn in meinen Gedanken, wie er "mein Stern" zu mir gesagt hat. Mit einer Stimme, in der man vor lauter Liebe baden konnte, die einen umfing und beschützt und geliebt hat. Und genau so bleibt er mir in Erinnerung.

Wir hatten 4 Tage vor seinem Tod ein direktes Gespräch mit einer Ärztin der Palliativstation. Danach habe ich so geweint und ihm gesagt, dass mir bewußt wird, wie endlich unsere Zeit sein wird. Ich wußte allerdings auch von den Ärzten, dass seine Lebenserwartung nicht mehr so hoch sein würde (sie haben mir 4 Wochen vorher gesagt, dass er Weihnachten nicht mehr erleben wird).

Nach diesem Gespräch war er sehr nachdenklich. Die Ärzte meinten, es würde sich gerade viel bei ihm tun gedanklich. Er wurde auch von Tag zu Tag immer schwächer und schlief viel mehr.
Dann wurde er ins Hospiz verlegt. Es war plötzlich ein Platz frei und er wollte dorthin. Nach nur 1 Nacht ist er dort verstorben und ich durfte bei ihm sein, als er ging.

Nie zuvor hatte ich solche Angst, einen geliebten Menschen gehen zu lassen. Dennoch konnte ich ihm sagen, dass er gehen darf - nach all seiner Qual. Und das tat er dann auch. Und es war gut so - für ihn zumindest. Für mich war und ist es leider unsagbar traurig. Wie gern hätte ich ihn noch bei mir oder würde gern jeden Tag in die Klinik eilen..... aber das geht nicht mehr. Er ist an einen Ort vorausgegangen, an den ich noch nicht hindarf.

Seitdem er gestorben ist, scheint täglich die Sonne! Warum? Weil da wo er ist eine riesige Party läuft und sich jeder freut, dass er dort ist! :)

Ich bin so dankbar um die Zeit, die wir haben durften!!!!!

Und das liebe mimikry solltest du auch sein! Dein Partner liebte dich mit Sicherheit genauso sehr, wie du ihn. Er wollte, dass du bei ihm bist. Trotz seines Zustandes wollte er nur dich bei sich haben. Das hat ihm alles gegeben und bedeutet. Denk doch nur an seine Blicke, wie er dich angeschaut hat.....

Meinst du, er möchte, dass du dich so zermürbst? Ich glaube, viel eher möchte er, dass du dich mit all deiner Liebe an ihn erinnerst, an die guten, schönen und auch lustigen Seiten. Wenn er jetzt von oben schaut, dann sagt er dir mit Sicherheit "Weine nicht zu sehr, meine Liebe. Mir geht es jetzt gut und ich bin froh, dein Mann gewesen zu sein!"
Ganz, ganz sicher!!!

Fühl dich herzlich umarmt!:knuddel:

Liebe Grüße

Sandra

tatjana2208
31.03.2011, 14:24
mein beileid

mimikry
25.04.2011, 10:11
danke dir, tatjana!

danke auch dir, sandra, für deine antwort, die mich zum weinen brachte, aber zu einem liebevollen weinen. ja, auch ich würde noch gerne jeden tag an sein bett, ihn streicheln, ihn versorgen. doch du hast recht, er ging den weg voraus, wo auch ich noch nicht hindarf. du bist der stern für deine liebe, ich die süße für meine liebe. als du geschrieben hast, dass du ihn hörst, "mein stern" zu sagen, hörte ich plötzlich "meine süße". ich bin dir sehr dankbar dafür. er liebte mich und war unglaublich froh, die letzte zeit seines lebens bei mir sein zu können. ja, das tröstet. und ja, da wird gefeiert. mein mann war der lebensfrohste und geselligste mensch, den ich je kennenlernen durfte. da wird bestimmt gefeiert.

gestern war ich an seinem grab, weil auferstehung war. es war sehr schön und so schön ruhig. trotzdem sind an solchen tagen die verlustgefühle immer sehr groß. alle um mich feierten ostern mit familie und ich war alleine am grab, das ist schon schmerzhaft.

ich habe sehr an dich gedacht als vor einiger zeit, am donnerstag, die beerdigung deiner liebe war. ich wünsch dir ganz viele momente, in denen du glücklich bist. und die momente, in denen du traurig bist, mögen erfüllt sein mit der liebe deines partners und deiner liebe.
ich umarm dich,
mimikry

babsi53
26.04.2011, 08:00
Liebe mimikry, liebe Sandra, liebe Alaska,

erstmal mein aufrichtiges Beileid.

Ich verstehe euch und eure Zweifel so gut,
ich habe meinen Mann nach elfjähriger Ehe und einem 4 Jahre dauernden Kampf gegen den Kehlkopfkrebs am 2.4. verloren.
All diese Fragen, hätte ich noch mehr machen können habe ich was falsch gemacht stelle ich mir auch.
Aber ich war die letzten Wochen im Krankenhaus jeden Tag bei ihm und auch an seinem letzten Tag. Meine Ärtzin hat gesagt ich hätte nicht mehr machen können.
Auch die Angst alleine zu sein, das Leben allein nicht zu schaffen und vor allem das Gefühl in wiederhaben zu wollen sind so stark, obwohl ich weiß es geht nicht mehr.
Die Angst vor der Zukunft ohne ihn schnürt mir manchmal die Kehle zu und ich möchte nur eins, jetzt bei ihm sein.
Ich weiß, das ich darauf warten muss, bis der liebe Gott sagt, jetzt kannst du zu ihm gehen, Aber wann wird das sein?
Mein Gedanke beim einschlafen ist fast immer " ich will das er wiederkommt"
Stille Grüße
Babsi53

mimikry
27.04.2011, 10:10
liebe babsi, liebe alaska,
mein stilles beileid auch euch! es tut mir leid, hier immer mehr frauen kennen zu lernen, die auch ihre liebe verloren haben. natürlich ist es mir sehr wichtig und ich bin unglaublich froh darüber, von euch zu hören. weil ich mich geborgener fühle. und dafür danke ich euch! aber es ist auch so gemein zu wissen, dass da noch mehr frauen auf dieser welt sind, denen es so geht wie mir. und ich würde euch am liebsten den verlust nehmen.

ich bin gerade in einer phase, wo mir die realität so bewusst wird. ich habe in den letzten wochen meine beziehung zu ihm während der gesunden zeit und während der kranken zeit sortiert. das gedankenchaos aufgeräumt. ich habe die vergangenheit aus allen blickwinkeln angesehen. jetzt sind nicht mehr so viele gedanken nötig, weil ich mir antworten auf die unzählig vielen fragen gegeben habe. jetzt ist die realität da: ich bin einsam.

letztlich ist es selbstmitleid. er wollte mit mir ein kind (ich mit ihm auch, das größte geschenk), wir wollten heiraten, wir wollten zusammenziehen. alles weg. und was auch schlimm ist: diese anstrengende zeit (und es war nicht viel zeit, 8 monate) ist nun vorbei und damals wäre ich zu ihm, um mich an seine starke schulter zu lehnen. diese schulter fehlt mir.

ich denke, euch geht es auch so. diese besch... leere, das leben, das einem so sinnlos erscheint. trotzdem unternehme ich vieles, um eben nicht abzurutschen. denn das macht das leben noch sinnloser. ich mache all das, was ich vorher auch tat, ich unternehme bekanntes, ich entdecke neues. und ich glaube fest daran, dass all diese unternehmungen irgendwann wieder voller sinn und freude sind. dass ich ihn in schöner erinnerung und voller stolz in meinem köpfchen und meinem herz tragen darf und dass die traurigkeit über sein gehen ein gesundes, schmerzfreies gefühl sein wird. die traurigkeit wird immer bleiben, davon bin ich auch überzeugt.

liebe frauen, wir sind starke frauen, weil wir unsere liebe gelebt haben, weil wir unserem mann so viel liebe schenken durften, weil wir so viel von ihm an liebe bekommen haben. wir machen weiter, gehen unseren weg, auch wenn er zur zeit echt felsig ist. aber wir in uns tragen so viel kraft und liebe.

das zitat, das du, alaska, geschrieben hast, ist wunderbar:
-gebt mir ein bisschen gelassenheit, dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, gebt mir ein bisschen mut, dinge zu ändern, die ich ändern kann, und vor allem gebt mir die weisheit, das eine von dem anderen zu unterscheiden.-

wir alle haben so viel gelassenheit während der krankheit aufgebracht, wir haben so viel mut bewiesen, ihn zu begleiten. mir ist es nicht immer ganz geglückt, aber unmengen von beidem war da. und sind immer noch da. auch bei euch.

unsere männer haben schon gewusst, warum sie sich für uns entschieden haben: weil wir klasse frauen sind. einsame, aber klasse frauen! und die einsamkeit wird auch irgendwann aufhören zu schmerzen. hopefully.

ich denke an euch! ich gehe heute nach vier tagen zurückgezogenheit (weil auch keiner mit mir was unternehmen wollte) wieder raus und treffe abends freunde, um in meinen geburtstag zu feiern. das wird nochmal schlimm, weil mir der wichtigste mensch in meinem leben nicht mehr gratulieren wird.

wir schaffen das schon! ich denk an euch und glaub an euch.
liebe grüße
mimikry
p.s. sorry, dass ich immer so viel schreibe. ich kürze schon ständig, aber es bleibt lang....

Kamuffel
27.04.2011, 10:57
Hallo Ihr Lieben,

war bis jetzt stille Mitleserin bei Euch. Auch ich habe vor 7 Monaten meinen Mann verloren. Ein Bekannter sagte zu mir, du bist jetzt neu in der Babykrabbelstube aufgenommen worden, du musst jetzt wieder lernen ins Leben hineinzukrabbeln. Nun ja, wenn ich noch das "Nichtswissen" eines Babys hätte, wäre es leicht.
Ich drücke euch ganz arg und hoffe, daß ihr mich in euere Runde aufnimmt, vielleicht können wir voneinander lernen.
Gruß Ilonka

jessilessi
27.04.2011, 21:35
das stimmt, seit Mama gegangen ist am 30.03.2011 scheint die sonne, seit ihrer diagnose im November 2010 wurd es finster, irgendwie waren die 5 Monate in der sie Kämpfte so kurz und doch so lang. 5 dunkle monate vergingen und genau ab ihren Tot scheint bei uns die sonne.
Ich weiß auch nicht mehr weiter, es kann doch nicht sein das alles so weiter läuft und der wichtigste Mensch darf es nicht mehr erleben.
Mama wurde nur 58 Jahre und hatte noch so viele Pläne mit Papa.

Mama ich vermiss dich so sehr, es geht nicht in ein Kopf!

29.12.1952 -30.03.2011

Ariadne
03.05.2011, 10:22
@mimikry und Sandra,

Eure Gedanken in der Einleitung könnten meine sein, zu einem großen Teil jedenfalls. Und so sitze ich hier um 9 Uhr morgens und lasse Tränen laufen statt im Garten Löwenzahn auszureißen.
Unser Fühlen ist stets präsent, schlummert an der Oberfläche ohne jemals zu schlafen.

Auch ich wühle in alten Mails, Briefen, Fotos und Gedanken, und ich bin so froh, Mengen davon zu haben. :)
Nach Leos Tod hatte ich mir "Standartsätze", Liebes und Redewendungen, wie sie in einer Beziehung eben vorkommen, aufgeschrieben, um sie ja nie zu vergessen. Aber auch um sie nicht zu verzerren durch Phantasievorstellungen. Auch unsere letzten Sätze finde ich in meiner Sammlung.
Einige Blätter mit Hingekritzeltem auf Schmierpapier habe ich bis heute nicht angesehen. Eines Tages werde ich mich daran wagen.

Klar sind wir stark, wie mimikry schreibt, wir stehen über vielen Dingen, die für manche ein Problem bedeuten, weil wir in eine andere Welt blicken durften oder blicken mussten. Jedenfalls mir geht es so.
Aber mein Wissen bleibt in meinen Gedanken, denn würde ich es aussprechen würde niemand verstehen wovon ich spreche.

Nun gehe ich zu meinen Löwenzähnen, rupfe sie raus und lasse meinen Gedanken freien Lauf. :)

Ariadne

Birne
03.05.2011, 15:38
Mir aus tiefster Seele schreibt ihr hier!
Vor 13 Monaten mußte ich die Liebe meines Lebens gehen lasse..
Schon während der Krankheit und auch jetzt noch leide ich entsetzliche Qualen. Wie Ihr fühle ich mich halbiert verloren, übrig gelassen, verlassen, amputiert und dem Sinn meines Lebens beraubt.:shocked:
Eine liebe Mitbetroffene hat mir hier mal geschrieben: "Nur einen, immer nur einen Tag mußt du dir vornehmen zu überstehen!" Liebe Morgana, dieser Satz war es, der mir das Leben gerettet hat. Ich weiß es ganz bestimmt.
Und so mache ich es heute noch.
Milder wird der Schmerz, die Tränen schießen nicht mehr so heiß in die Augen. Es stimmt! Und trotzdem bleibt eine unsägliche Traurigkeit, die fast körperlich spürbar ist.

Professionelle Hilfe nehme ich seit einem halben Jahr in Anspruch. Eine sehr sehr liebe Frau, die im wahrsten Sinne des Wortes mit mir mitfühlt/mit leidet - ja Mitleid mit mir hat. Und das tut mir so gut. Vor allem zu einer Zeit, in der keiner mehr wirklich über meinen/unseren Verlust etwas hören will. Diese eine Stunde pro Woche gehört mir und meinem Schatz ganz allein. Es ist zu einer richtigen Kostbarkeit geworden.
Ich weiß um euren Schmerz und wünsche euch allen Trost, Halt und Durchhaltevermögen, immer wieder den nächsten Tag zu überstehen.
Seid alle in Arm genommen, getröstet und lieb bedacht.:pftroest::pftroest:

Ganz liebe Grüße:1luvu:
Elbi

Ariadne
15.05.2011, 16:07
Man sagt uns

wir sollen es nicht so schwer nehmen.
Man sagt uns, das Leben ginge weiter.
Man sagt uns, jeder müsse lernen,
Verluste zu überwinden.
Man sagt uns, jede Prüfung des Lebens brächte einen weiter.
Man sagt uns, die Zeit lässt jeden Schmerz vergehen.

Aber - so einfach geht das nicht.

Ich gehe wieder einmal "in Deckung", wenn ich einen meiner Nachbarn in der Ferne erblicke. Kein smal talk für mich an manchen Tagen.;)

SandraG
16.05.2011, 17:11
Meine lieben, starken Frauen,

erst einmal danke für Eure Geschichten, Eure Erfahrungen und Zuspruch. So langsam kehre ich ins Leben zurück; es geht alles wieder seinen "normalen" Gang. Die Arbeit ist wieder aufgenommen, der Alltag hat einen wieder.
Dennoch fehlt etwas, mal mehr, mal weniger...

Wie Ariadne schreibt, so sagt "man" uns, wir sollen es nicht schwer nehmen, das Leben ginge weiter...ja aber alles alleine...ohne den geliebten Partner.
Sagt "man" uns auch, wie wir das bewältigen können? Viele, die vom Verlust hören, können unsere Gefühle "erahnen"....aber wirklich nachvollziehen kann doch nur der sie, der ähnliches erlebt hat.

Mein täglicher Gedanke, Antrieb ist nicht, dass ich den Tag überstehen muss, sondern einfach nur "Was hätte er jetzt in dieser Situation gewollt" - und hier, muss ich ihm wieder einmal voller Liebe danken, gibt er mir die Kraft dem Leben dennoch seine schönen Seiten abgewinnen zu können. Ich bin so dankbar und glücklich, die Liebe meines Lebens kennengelernt zu haben! Wieviele suchen danach und finden sie nie.... Da kann ich doch um die 7 Jahre froh und dankbar sein, oder nicht? Ich versuche mir vorzustellen, wie es wäre, wenn er nochmal einen Tag hier wäre: aber es ist ganz komisch. Natürlich hätte ich gern noch einen Tag mit ihm, aber nicht so, wie es zuletzt für ihn war: mit Morphin vollgepumpt, total erschöpft, der Körper ausgemergelt, kraftlos.....Nein, egoistisch wäre ich, wenn ich mir sowas wünschen würde. Dann lieber keinen Tag mit ihm, nur das es ihm gut geht. Und das tut es ganz sicher auf der anderen Seite, da wo er nun ist, wo er wieder "ganz", rein, Liebe und Licht ist.

Die Kraft, die ihr jeden Tag spürt, die euch immer wieder aufstehen läßt - ich bin mir so sicher, dass unsere Lieben etwas damit zu tun haben! Und auch dafür bin ich sehr, sehr dankbar.

Und wißt ihr, warum ausgerechnet wir diese Schicksale bekommen haben? Weil wir so stark sind, dass wir es ertragen können.....

In diesem Sinne meine Lieben umarme ich Euch alle ganz, ganz herzlich und gebe Euch gern meine Hand, wenn ihr sie braucht!

Alles Liebe

Sandra

Rüdi59
17.05.2011, 07:45
Hallo Sandra,
heute hänge ich durch und muss immer wieder weinen. Dein Eintrag hat mir heute morgen sehr geholfen. Ich hatte 26 tolle Jahre mit der großen Liebe meines Lebens. Was würde ich dafür geben, ihn noch einmal bei bester Gesundheit lächelnd um die Ecke biegen zu sehen und zu sagen, Komm Schatz, der Kaffee ist fertig. mach mal ne Pause!
Ich weiß, dass ich stark bin, um dies zu ertragen. Ich habe mir ein Buch gekauft. "Keinen Abend mehr zu weit" Aber es tut so weh, dass mein Herz schmerzt. Er hat mich sogar noch in seinem Leidenszustand am Schluss angelächelt. Er war unglaublich tapfer. Ich möchte an seiner Gedenkfeier Bildercollagen zusammenstellen, die von Rüdiger erzählen. Auf keinem einzigen Bild sieht man ihn nicht lachen oder lächeln. Er war ein so lebenslustiger lebensbejahender Mensch. Warum musste er den Kampf verlieren. Er wollte doch so gerne leben, er wollte es schaffen, mich nicht alleine lassen.
Ich bin so unendlich traurig....

SandraG
17.05.2011, 17:48
Liebe Sylke,

wie schön ist es doch: du durftest 26 Jahre mit der Liebe deines Lebens verbringen! Wunderbar! Grossartig! Das ist soviel! Und wie sehr verstehe ich deinen Schmerz. Auch ich hänge durch, das ist aber normal. Keiner sagt dir, wie es richtig ist, zu trauern, den Schmerz zu verarbeiten. Das findest du mit der Zeit selbst heraus. Tu einfach das, was dir gut tut und von dem Du meinst, dass das dein Schatz so gewollt hätte. Mir hilft dieser Gedanke bei der Verarbeitung.

Meinem Mann und mir waren sieben schöne, tolle Jahre vergönnt. Ich bin glücklich, dass ich diese erleben durfte. Es war und ist das Wunderbarste, das mir passieren konnte und das ich vom Leben als Geschenk bekommen habe.

Auch mein Mann wollte mich nicht alleine lassen. Ganz im Gegenteil: ich mußte ihm sagen, dass er gehen darf/kann. Da erst hat er losgelassen..... Das war schwer, aber für ihn, seinen Körper und seine Seele warscheinlich das Beste.

Ich weiß leider auch noch nicht, warum das Leben so ist und was es mir damit sagen will. Aber, und daran glaube ich fest: es hat alles seinen Sinn und seine Berechtigung im Leben. Und irgendwas wird mir das Leben noch zuteil werden lassen. Noch kann ich das nicht verstehen, aber irgendwann einmal weiß ich das WARUM.....

Und bis dahin mache ich weiter im Zyklus des Lebens.....auch wenn es noch so schwer fällt. Denn eins weiß ich: mein Mann hätte nie gewollt, dass ich "tot" im Leben stehe.... Er gibt mir die Kraft, weiterzumachen. Und ich denke, dein Mann kann das auch!!!

Alles Liebe

Sandra

Rheingoldcat
17.05.2011, 19:17
Liebe Sandra,

ich bewundere dich in deinem Vertrauen, dass alles einen Sinn im leben hat.
Leider kann ich daran nicht mehr glauben. Man hat mir das liebste genommen und mich mit auch einer Krebserkrankung will man nicht erlösen, Mein Mann hatte eine gute Chance aber durch nicht Verabreichung seiner Herzmedikamente ist er dann gestorben. Worin besteht da der Sinn frage ich mich immer wieder.

Ich muss leben ob ich will oder nicht, er wollte auch nicht mehr aber das lag ein seiner Depression.

Da bei mir im leben alles schief läuft habe ich Angst mein leben ein ende zu setzten. Denn das werde ich wohl auch nicht schaffen. Wenn ich das versuchen sollte geht das auch schief und ich kann mich womöglich nicht mehr bewegen und äußern aber bekomme noch alles mit. So will ich auch nicht weiter machen.
Aber ich sehe auch keine Sinn so weiter zu leben. Meine Freunde sind auch schon teils sauer auf mich, Heute sagte mir jemand ich sei hart geworden. Ich währe nicht mehr die selbe, aber wie kann ich das auch sein. Ich bin ja nicht mehr komplett. Ich bin nur noch leer und verloren.
Ich habe nur 9 Jahre mit Ihm leben dürfen wo ist da der Sinn.

Bitte verzeih mir, dass ich so offen schreibe, aber bei meinen Freunden und der Familie kann ich die Dinge nicht ansprechen.

Gruß
Sabine

gabi lehmann
17.05.2011, 19:41
Liebe Sabine,
die erste Woche habe ich die gleichen Gedanken gehabt wie Du.Wofür soll ich kämpfen?Es macht doch alles keinen Sinn ,sich so zu quälen ,wenn der geliebte Partner nicht mehr da ist.Ich habe auch vor Jörg nie ein Geheimnis draus gemacht und immer gesagt ,wenn Du nicht mehr da bist ,bleibe ich auch nicht.Zwei Tage bevor er gestorben ist,mußte ich ihm versprechen ,das ich keinen Blödsinn mache und für mich ,für mein Leben kämpfe ,so wie er es die ganzen Jahre für uns und sich selbst getan hat.
Ich glaube, das unsere Männer sich gewünscht haben,das wir es schaffen unser Leben wieder erträglich zu leben.Klar es wird dauern,aber liebe Sabine,das ist der schönste Liebesbeweis Ihnen zu zeigen,das wir es zwar traurig aber doch irgendwie meistern.Ich denke bei jedem Schritt den ich erledigt habe,siehste Schatzi ,ich schaffe es.Ich glaube er ist dann stolz,das sein Frauchen es versucht.Glaube mir,ich fühle mich genauso leer wie Du,auch wenn ich Jörg 28 Jahre lieben durfte.
Wenn Du möchtest,kannst Du mich jederzeit auch über PN anschreiben.
Ich schick Dir mal nen großen Knuddler,ok.:knuddel:Ich weiß ,Du schaffst das.
Ganz liebe Grüße

SandraG
17.05.2011, 22:28
Liebe Sabine,

ich danke dir für deine offenen Worte. Ja, wenn man vom Leben/Schicksal so gebeutelt wurde wie du (erst verstirbt der Mann, dann bekommt man selbst diese SCH.....Krankheit), dann würde ich auch das WARUM infrage stellen.

Ich weiß nicht woher ich diesen Glauben habe, aber ich bin der Meinung, dass jede Prüfung, die wir "auferlegt" bekommen, so gewollt ist, damit wir und unsere Seele vollkommener werden.

Bei meinem Mann bin ich ziemlich sicher, dass diese tödliche Krankheit ihm gesagt hat/sagen wollte, dass er im Leben oft nicht gut zu sich selbst war. Er hat immer gut gelebt, jede Frau, die er wollte "mitgenommen", gut getrunken (nicht wie ein Alkoholiker, aber er kannte sich bestens aus und vertrug immer viel Alkohol - auch hartes Zeug), hat seinen Job bis zum äußersten erfüllt usw. Zudem hat er immer geschaut, dass es anderen gut ging. Wenn nicht, hat er alles dran gesetzt, dass es besser wurde indem er z. B. bei einem Freund ein Spendenkonto ins Leben rief. Oder aber er hat einfach 2 Leute mit einander bekannt gemacht, die sich irgendwie von Nutzen sein konnte. Sein Verdienst daran? Erstmal nichts. Aber jeder mochte ihn und wurde von ihm und seinem Charme in den Bann gezogen.

Als er dann erkrankte, hat er die Krankheit komplett ignoriert, sie "den Alien" oder "Languste" genannt. Ich war diejenige, die mit den Ärzten Tacheles geredet hat, die neuesten Technologien verfolgt und diskutiert hat, Bücher angeschleppt hat usw.

Ich verstehe deine Situation, dass du leidest "nur" 9 Jahre mit der Liebe deines Lebens zu haben, aber wieviele Menschen gibt es auf dieser Welt, die eben diese Liebe nie finden und auf sich allein gestellt sind oder sich nur mit "Mittelmaß" zufrieden geben????

Ich hadere auch mit den Ärzten, bilde mir ein, sie hätten mehr machen müssen, mehr über den Tellerrand schauen müssen. Aber hätte nicht auch ich im Gegenzug mehr für all meine Überzeugungen kämpfen müssen? Und hätte ich nicht meinen Mann mehr von meinen Ansichten überzeugen müssen, um das durchzusetzen? Vielleicht schon. Aber hätte, wenn und aber nützt mir jetzt gar nichts. Er ist weg, kommt nie mehr wieder......Ja, das ist traurig, mehr als das, es tut weh bis zum Umfallen. Dennoch möchte ich das Leben wieder als lebenswert empfinden und dafür kämpfe ich jeden Tag aufs Neue.

Ich hoffe, du wirst dein Leben NICHT selbst beenden; das wäre nicht das, was deine Liebe von dir erwartet hätte. Ich hoffe wirklich, du holst dir vielleicht auch von aussen eine Hilfe, so wie ich eine Therapeutin habe, die dich reflektiert, dir Tipps geben kann, mit der du weinen, lachen, Gedanken, Wut und vieles mehr austauschen kannst!

Jedenfalls kann ich dir anbieten, dass du mir auch gern schreiben kannst, egal wann, egal wo du bist, und egal wie du dich fühlst. Und vielleicht hilft dir das dann, dass auch für dich dein Leben nicht mehr so grau ist.

Ich sende dir ein dickes Kraftpaket und drücke dich ganz fest.

Alles Liebe

Sandra

Rheingoldcat
17.05.2011, 22:56
Hallo Sandra,

Danke für die offenen Worte, nein ich werde meinem Leben kein ende setzten. Dazu fehlt mir der Mut, da bei mir schon immer alles schief läuft würde das auch nicht funktionieren.
Ich habe jetzt alle 14 Tage einen Termin beim Onko- Psychologen, hatte bis jetzt einen Termin.
Muss erst mal sehen ob ich damit weiter komme.

Ich weiß das ich damit gesegnet bin, die Liebe meines Lebens Kennen gelernt zu haben.
Aber die Gewissheit Ihn nie mehr in den Arm halten zu können ist so furchtbar.
Ich habe zur Zeit keinen halt mehr.
Heute ist es besonders schlimm.

Ich mache mir die größten Vorwürfe, dass ich mir nicht früher die Entbindung der Schweigepflicht von Ihm unterschreiben lassen habe. Wir wollten Heiraten aber die Krankheit und der Krankenhaus- Aufenthalt hat dieses verhindert. Ich habe erst 4 Tage vor seinem Tod erfahren, dass man Ihm sein Herzmedizin nicht mehr gegeben hat. Da war es schon zu spät. Aber ich hätte auch daran denken sollen, dass man diesbezüglich eine Untersuchung machen muss. Dann als er mit hohem Fieber und Atemnot i eine andere Klinik gebracht wurde, da hätte ich nicht einfach hinnehmen sollen, dass es eine Lungenentzündung ist. Dann als er nachts um 1 Uhr nach Antibiotika ruhiger wurde und schläfrig hätte ich bei Ihm bleiben müssen. Dann hätte man eventuell noch rechtzeitig eingreifen können.Ich war kaum zu Hause da hat mich die Klinik angerufen.
Ich habe alles falsch gemacht !!!!

Danke das Du mir geantwortet hast, es hilft schon einiges los zu werden.

Ich wünsche allen eine Ruhige Nacht

Sabine

SandraG
18.05.2011, 19:47
Liebe Sabine,

diese Gedanken, diese Wut auf das Leben, das Warum sind so normal. Jeder darf und sollte sie auch haben. In deinem Fall wird das ganze nochmal um deine Krankheit hin verstärkt.
Wie gern hättest du deinen Mann jetzt dabei. Dass er an deiner Seite kämpft.....
Ich glaube dennoch, dass er das immer noch tut. Auch wenn er körperlich nicht mehr da ist, weil sein Körper auch einfach nicht mehr konnte, so ist er allein durch eure Liebe immer noch da und versucht dir Kraft zu schicken.
Gibt es dafür keine Zeichen? Bei mir sind es z. B. Gedanken, wie mein Mann z. B. in manchen Momenten reagiert hätte. Manchemal höre ich sein Kommentar in Gedanken (z. B. sowas wie "Meine Süße, da blubbert sie wieder vor sich hin")und dann weiß ich genau, dass dieses von ihm kam. Bei manchen äußert sich das ganze durch Musik im Radio, ein vorbei fliegender Schmetterling etc.
Ich weiß nicht, ob dich solche Zeichen von der anderen Seite erreichen, dennoch sind sie ganz bestimmt da, wenn man hinschaut.

Ich finde es gut, dass du einen Psycho-Onkologen hast. Wir wollten auch einen nehmen, aber irgendwie wollte mein Mann dann doch nicht, weil er ja nicht "ernsthaft" krank war...

Auch ich denke oft, dass ich bei ihm und den Ärzten in verschiedenen Situationen anders hätte reagieren müssen. Vielleicht wäre er dann am leben. Aber das ganze "hätte, wenn und aber" nützt nichts. Fakt ist, er ist vorgegegangen, wo ich noch nicht hin darf. Und jeder negative Gedanke entfernt ihn eher von mir, als dass ich ihm nah sein kann. Da habe ich doch lieber positive Gedanken und stelle mir vor, wie er mich für das weitere Leben motiviert, mir hilft, die Tage durchzustehen und wie er reagieren würde, wenn ich mich hängen lasse.

Du hast für deinen Schatz gar nichts falsch gemacht!!! Du hast selbst alles getan, was in deiner Macht stand, und was du für richtig hieltest. Du das hatte auch seine Berechtigung. Was hättest du tun können, wenn du bei ihm gewesen wärst und wie hättest du bei ihm eingegriffen. Bist du selbst medizinisch so weit bewandert, dass das das Richtige gewesen wäre????

Und vielleicht war es gut so, dass du nicht da warst, als er ging. Manchmal können unsere Liebsten nämlich nur gehen, wenn wir nicht dabei sind, weil sie sonst zu viele Schuldgefühle haben und nicht gehen können....
Also war es richtig, damit er seinen Frieden finden konnte. Sonst hätte sich das Ganze noch verlängert, er hätte noch mehr Schmerzen gehabt, aber zu welchem Preis???????

Ich bin sicher, egal wo dein Mann ist, er schaut zu dir und ist voller Dankbarkeit und Liebe, wie du trotz deines persönlichen Schicksals ihn immer unterstützt hast. Und damit hadere nicht, sondern sei stolz!!!!

Alles Liebe

Sandra

Rheingoldcat
18.05.2011, 20:34
Hallo Sandra,

ja es ist wohl alles richtig was Du mir sagst, aber wie es so im leben ist man kann es nicht glauben.

Ich habe so gehofft, auch mit der schweren Erkrankung noch ein paar Jahre mit Ihm zu haben.

Ich rede jeden Tag mit Ihm, frage mich sehr oft was würde er jetzt wollen.

Ich weiß auch, dass ich irgend wie ohne Ihn weiter leben muss.
Ich bin immer froh wenn ich den Tag mit sehr viel Arbeit füllen kann, dann komme ich erst gar nicht zum nach denken. Aber trotz dem kommen immer die Ängste und die Einsamkeit hoch.
Vor den Nächten fürchte ich mich am meisten.

Aber trotz dem kommt immer ein neuer Morgen.

Ich finde du bist eine sehr starke Frau, ich wünsche Dir das Du deinen Frieden und dein inerre Ruhe findest.

Alles Liebe
Sabine