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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : frische Diagnose - Mitwirkung des Patienten


wirdallesgut
13.04.2011, 19:05
Hallo zusammen,
nachdem ich am Montag erfahren habe, dass bei meinem Vater Nierenzellkrebs diagnostiziert wurde, habe ich mich hier schon ein bisschen eingelesen...

Im Februar hieß es, er habe eine Veränderung an der Niere (zufällig entdeckt). Seltsamerweise (finde ich) hat es dennoch bis zu diesem Montag gedauert, bis er endlich operiert wurde. Die ganze Zeit hieße es, vielleicht sei es eine Zyste oder etwas anderes Gutartiges, vielleicht auch Krebs. Also keine klaren Ansagen. Und keine weiteren Untersuchungen.

Es sollte nierenerhaltend operiert werden, was wohl so nicht geklappt hat, so dass sie die Niere entfernt haben.

Als sehr problematisch scheint es, dass mein Vater jetzt nur so Sachen sagt wie, dann war es das jetzt eben, er wolle keine weiteren Untersuchungen usw. Er will nicht essen, nicht aufstehen etc. Er will nciht lesen, er will keinen Besuch.

Nach dem was ich hier so gelesen habe, halte ich es für sinnvoll, er würde eine Anschlussheilbehandlung machen, habe mich auch schon über Kliniken informiert und einige rausgesucht.
Nur, das müsste er ja irgendwie auch wollen.
Die weiteren Untersuchungen, (Lunge, Skelett etc) kann man die auch während der AHB machen?

Meint ihr, dass so eine Resignations-/ Verweigerungsphase vorbeigeht?

Ich mache mir so große Sorgen, er hustet schon seit Jahren.

Ich bin viele Kilometer weit weg und fühle mich so unglaublich hilflos. Nächste Woche fahre ich nach Hause...

Ich freue mich über Ratschläge oder Anteilnahme.

Bemerkenswert, dass die Schreibenden hier alle so positiv eingestellt sind. Ich bin eigentlich auch von Natur aus eher optimistisch. Aber der Patient....

Elke001
13.04.2011, 20:30
HALLO UND GUTEN ABEND;

die Einstellung von deinem Vater ist ja schrecklich, wenn mein Mann auch so gedacht hätte, wär ich schon seit 15 Jahren Witwe.

Du musst deinem Vater unbedingt, die positiven Berichte ausdrucken und ihm mitbringen.

Wenn jemand erfährt, dass er Krebs hat, kommt natürlich erst mal die Angst zum Vorschein. Das Wort "Krebs" hört sich immer schrecklich an, aber mittlerweile gibt es soviel Methoden mit dem Kerl (für mich ist Krebs männlich, warum weiß ich nicht) fertig zu werden.

Es wird sich auch sicherlich noch jemand melden, der dir die Adresse und die Telefonnummer vom LH durchgibt. Dort kannst du dich auch sehr gut informieren.

Also, sag deinem Vater (was für eine Tochter oder Sohn sehr schwierig ist), er soll auf jeden Fall erst mal nicht aufgeben.

Liebe Grüße
Elke

Rudolf
13.04.2011, 20:58
Hallo Wirdallesgut!
Ja, warum soll nicht alles gut werden?
Wenn Du die Mutmachgeschichten liest, wirst Du wissen, warum hier so viele optimistische Menschen herumlaufen oder -sitzen (vor dem PC).
Mit Überlebenszeiten von 10, 12, 18 oder 22 Jahren! Und mit dem Mut und der Kraft, das beste aus seinem Leben zu machen.
Und mit dem Optimismus, der stärkenden Kraft von Gleichgesinnten bzw. Gleichbetroffenen in diesem Forum.
Gemeisam sind wir stark.
Druck Deinem Vater ein paar dieser Geschichten aus, wenn dann Optimismus und Lebensfreude nicht anstecken, dann weiß ich auch keinen Rat mehr.
Hier ist nachweislich schon mancher Pessimist zum Optimisten geworden!

Mit nur einer Niere zu leben, ist kein Problem, das tun wohl die meisten hier, und mein Bruder lebt ohne Krebs seit 45 Jahren mit nur einer Niere. Das sollte also kein Problem sein.
Der Primärtumor ist weg und kann keinen Schaden mehr anrichten. Das ist zunächst mal das wichtigste!
"Das war's denn wohl," darf Dein Vater sagen, wenn 150 Metastasen nachgewiesen wurden, alle Organe betroffen sind und keine Operation mehr möglich ist. Nicht vorher!

Die weiteren Untersuchungen wurden bei mir schon vor (Lunge) bzw. unmittelbar nach (Skelett, Schädel) dem KH-Aufenthalt gemacht, noch vor der AHB.

Wie groß war denn der Tumor?
Husten kann zwar von Lungenmetastasen kommen, aber bei Deinem Vater glaube ich nicht an einen Zusammenhang, jedenfalls nicht primär. Denn dieser Husten würde bald immer stärker werden, und, wenn man nichts tut, bald zum Tode führen.

2 Monate warten, bis ein Nierenbefund näher betrachtet wird? In welchem Dorf war denn das?
Mein Hausarzt hat mich damals nach dem Ultraschall sofort zum CT geschickt, weil er schlimmes ahnte.

Das Glück ist insofern auf Eurer Seite, als das NZK zu den am langsamsten wachsenden Tumoren gehört.
Schau bitte auch in diesen Thread, dort findest du eine Anlaufstelle für Nierenkrebs-Patienten Infothread für Nierenkrebs-Patienten (http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=42651)

Alles Gute! Und alles wird gut, wenn Dein Vater es will!
Grüß ihn herzlich von mir, dem Oberoptimisten.
Rudolf

Silvia Z.
13.04.2011, 21:34
Hallo Wirdallesgut,

ich kann mich meinen Vor-Schreibern nur anschließen.

Noch ein paar Fragen (Antworten aber nur, wenn es dir recht ist):
Wie alt ist dein Vater?
Ist er in körperlich guter Verfassung?
Raucht er?

LG Silvia

Scheidungsanwalt
13.04.2011, 22:35
Moin Wirdallesgut,

bin grad in einer ähnlichen Situation mit meiner Mutter. Die lässt zwar nicht die Flügel hängen, weigert sich aber beharrlich, zu einem Spezialisten wegen der Nachsorge zu fahren. Stattdessen geht sie zu einem stinknormalen Urologen hier in der Provinz und setzt sich kein Stück mit Ihrer Erkrankung auseinander. Ich habe bisher keinen Weg gefunden, Ihr die Wichtigkeit der Arztwahl zu vermitteln, arbeite aber daran (immer hübsch vorsichtig, sonst macht sie dicht).
Der Tip vom Rudolf mit dem LH ist Gold wert. Ich habe binnen weniger Tage umfangreiches Informationsmaterial von dort erhalt (danke Berit:grin:). Das werde ich Muttern unterjubeln in der Hoffnung, dass sie sich damit auseinandersetzt und im Idealfall sogar von sich aus den Kontakt aufnimmt.

Kopf hoch, solange er noch dran ist! Grüße Tom

wirdallesgut
14.04.2011, 08:32
Guten Morgen!
Vielen Dank für die Antworten.
Mein Vater raucht nicht (mehr), ist 63 und eigentlich schon so ganz fit.

Wie ist das mit der AHB - ist das sinnvoll? Ich denke, auch für meine Mutter wäre es eine große Entlastung, wenn er erst mal "gut versorgt" ist und v.a. muss er sich irgendwie mit der Diagnose auseinander setzen.

Meine Informationen sind leider nicht vollständig, sie kommen immer nur gefiltert bei mir an, ich weiß weder, wie groß der Tumor nun war noch anderes Genaues. Muss ich mal rausfinden.

Den Tipp mit dem LH werde ich natürlich auch verfolgen, danke. Es ist nur so schwierig, wenn sich der Patient sträubt und allem verweigert.

Vielleicht kann ich vor Ort bessere Überzeugungsarbeit leisten.

Vielen Dank und einen schönen sonnigen Tag euch.

Sophie

Heino*
14.04.2011, 10:10
Hallo Sophie,

eine AHB ist wirklich sinnvoll. Ich habe das immer sehr genossen, mich um mich selbst zu kümmern. Dort wird oftmals auch eine psychologische Betreuung angeboten, die Deinem Vater vielleicht helfen kann, aus seinem Tief herauszukommen. Normalerweise nimmt die Sozialstation des Krankenhauses die Beantragung in die Hand, wenn der Patient das dort anspricht. Du solltest ihn dazu ermuntern. Mir hat das Beispiel anderer Kranker in der Kur geholfen, mein Leiden richtig einzuordnen und neuen Lebensmut zu fassen. Du solltest Deinem Vater sein "Das war's dann wohl..." beherzt ausreden, bei mir ist die Nieren-OP über 18 Jahre her, ich bin inzwischen 65 Jahre alt und ich habe noch lange nicht vor, mein Ableben in Anspruch zu nehmen!

LG, Heino.