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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Letzte Nachricht einer Verstorbenen: Lichtfunken


Guido Lammers
23.07.2011, 03:01
Hallo.

Meine Mutter ist am 11. März 2010 friedlich und glücklich verstorben, denn sie hatte die Chance genutzt, alles, was offen war, abzuschließen.
Ein Teil ihres Vermächtnisses ist der folgende Text, den sie kurz vor ihrem Tode schrieb. Die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs erhielten wir im Oktober 2009.

Ich setze ihn hier gewiss nicht hinein, um mich diverser Anfeindungen/Unterstellungen auszusetzen. Dafür ist er mir zu wichtig.

Vielmehr möchte ich den Menschen, die wie meine Mutter an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt sind, ein wenig Mut machen und sagen: Ihr seid nicht allein!!!

Lichtfunken
Erlebnisse und Bekenntnisse einer schwer Krebskranken

Das medizinische Urteil war vernichtend.

Ein Tumor im Magen, Bauchspeicheldrüsenkrebs und ein vermutetes Leberkarzinom.

Ich musste Sechsundsiebzig Jahre werden, um zum Ende dieser Zeit zu erfahren, dass die schwächenden und schmerzvollen Verdauungsschwierigkeiten ihre Ursache hatten in einer körperbedingten Gallenblasen-Anomalie , die ein optimales Zusammenwirken von Bauchspeicheldrüsen- und Gallenblasenfunktion verhinderten.

Ein stiller aber harter Feind in meinem Körper, der den ausführlichen Untersuchungen der Ärzte restlos widerstand und sein vernichtendes Werk ungehindert vollenden konnte!

Als Christin kannte ich nur einen Weg.
Da ich mich schon lange dem Schöpfer aller Welt und seiner unendlich allgegenwärtigen Liebe anvertraut hatte, fürchtete ich nur den letzten Schritt: Das Sterben selbst.

Meine Kinder drohten im Begriff an diesem Schmerz fast zu zerbrechen. Unsere innere, liebevolle Beziehung was das Schwerste, was ich noch ertragen konnte.

Ja, mein Leben war zu Ende und in dunkle aber auch von Liebe erfüllten Träumen kämpfte ich um die Hingabe in eine Liebe, eine Ewigkeit, die alle Dinge dieser Welt in ihre große Gottesgegenwart in sich aufnahm.

Da suchte mich ein Arzt auf, der mir unverschlüsselt aber eindeutig sagte: „Ich kann Sie operieren.“
Da horchte ich: Wie kann ein Arzt, der doch ein Renommee hat, da überhaupt Aussichten sehen. Er schlug mir eine Operation vor, nach Whipple, fünf bis sieben Stunden, risikoreich. Aber die Angst vor dem Tod, dem Sterben war für mich keine Initiative mehr. Mein Lebens-/Todesmut war neu geweckt.

Wer das Leben liebt und den Tod nicht scheut und fest an Gott und seine Hoffnung glaubt, dem kann das Leben und der Tod kein Bitteres rauben.

Die Operation wurde durchgeführt, aber mit einer wesentlichen Einschränkung: Durch das Leberkarzinom wurde lediglich die Gallenblase entfernt.

Ein Befreiungsschlag für mich und das Duodenum (der Zwölffingerdarm) wurde abgebunden, der Magen am Dünndarm angebunden.

Die guten Heilungsfähigkeiten meines Körpers gaben mir die Möglichkeit, ein fast schmerzfreies Leben zu führen.

Zunehmend konnte ich meine Kinder davon überzeugen, dass ich noch ein wenig bei Ihnen bleiben konnte, wobei ich ihnen deutlich machte: Jeder Tag, den Ihr jetzt mit mir leben dürft, profitiert nicht von seiner Länge, sondern von seinem Inhalt.

Gottes Liebe und Gnade bestimmen diese Tage.

Langsam gewöhnten sie sich an einen Alltag mit mir und dankten für jeden Tag, der uns noch geschenkt wurde.

Die durch die Tatsache der Leberkarzinome verhinderte Operation schenkte mir durch ein beschwerdefreies Erwachen zusätzlich neue Impulse.

Schmerzfrei erlebte ich dankbar eine Zeit, die von der großen Heilungsfähigkeit meines Körpers unterstützt wurden.

Es gab noch einmal eine lebensgefährliche Aklinideninfektion (Gasbrand), die ins Blut gelangt war – lebensgefährlich.

Mit Tränen in den Augen erlebte meine Enkelin, dass ich Weihnachten nicht nach Hause kommen konnte. Als ich ihr, dem klugen Mädchen, in dem Zusammenhang mit ihrem Onkel ein wunderschönes, aber auch verdientes Geschenk machte, war sie so überrascht, dass Freude sie überwältigte.

Noch einmal in dieser Zeit erreichte mich das Schicksal, als der Stunt in der Leber sich wieder auflöste.

Der Arzt, der diese atypische Gallenblase entdeckt hatte, konnte seinen ehemaligen, hochbegabten Mitarbeiter kontaktieren, dem es in einen engagierten Einsatz gelang, einen neuen Stunt einzusetzen, der mir bis heute, einen Monat später, ein relativ beschwerdefreies Leben gestattete.

Lichtfunken überall und nach schweren Zeiten zumal, getragen nicht von unserem Wollen und Wünschen, sondern vor allem von Gottes gnadenvollem Einwirken in unsere kleine, sorgenvolle Welt.

Es war gewissermaßen die 3. Macht, die licht und bestimmend, liebevoll und ausgleichend oft die Lösung bringt.

Kurz vor der ersten Operation, die risikoreich auch meinen Tod herbeiführen konnte, eine 5 – 7 stündige Operation (Konzept von Whipple), sagte ich zu dem Arzt in der Besprechung: „Denken Sie daran, dass in einem Operationsteam von ca. 4 Mann ein Fünfter, gewissermaßen eine „3. Kraft“, oft eine Gnade, der mit seiner Liebe aber auch seiner Erlösung von Allem den Ausschlag gibt.

Seitdem habe ich diese „3. Macht Gottes“, die die Lösung bringt, als „Lichtfunken“ immer wieder erneut verspürt und mein heißer Dank gilt ihm jeden Morgen, wie jeden Abend.

Glauben Sie mir: Gott lebt!
Mit all seiner uns umgebenden Schöpfung trägt er uns in seinen gütigen Händen.

In diese Zeit dürfen wir hineintauchen.
Wir gehen nicht verloren, ob wir uns nun als Sandkörnchen fühlen oder nicht.

Gott ist gegenwärtig. Wir sind ein Teil von ihm. Wenn unsere Stunde kommt werden wir ein Teil von ihm sein, aufgegangen in dem großen Meer der Liebe, losgelöst von den Leiden dieser Welt.

Das haben auch die vielen Lichtfunken versichert, denen ich immer wieder begegnet bin.

Ich wünsche meinen lieben Mitpatienten von Herzen: Die Kraft zum Glauben an die Liebe Gottes

Helga Lammers, *17.01.1934 †11.03.2010