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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Docetaxel, Taxotere


Dorothea
07.09.2011, 16:08
Hallo Leute,

tschuldigung, dass ich immer nur schreibe, wenn ich was wissen will. Hab 6 Chemos hinter mir mit anfangs sehr gutem, zuletzt gar keinem Erfolg mehr (Carboplatin, Alimta). Jetzt ist eine neue Chemo geplant mit Docetaxel (Taxotere) allein. Das ist nach meiner Kenntnis ein ziemlich alter Hut, der mir nicht viel Hoffnung macht. Warum keine Kombination mit anderen Substanzen? Hat jemand Erfahrung mit dem Zeug? Was gibt es außerdem für Möglichkeiten? Nebenwirkungen machen mir nichts aus, Hauptsache die Herde werden kleiner. Die Ärzte sind immer so übervorsichtig mit mir, weil ich "schon" 72 bin, reden von Lebensqualität... Meine Lebensqualität ist am besten, wenn ich sehe, dass ich Fortschritte mache.

Tschüß
Doro

Dreizahn
08.09.2011, 10:38
Hallo Dorothea,

habe insgesamt 12 Zyklen mit Taxotere hinter mir. Allerdings für eine komplett andere Baustelle.
Bei mir wurde das mit Erbitux, das sind Antikörper, kombiniert. Die Antikörper hatten bei mir praktisch keine Nebenwirkungen. Kritisch wäre vor allem, wenn Du allergisch dagegen bist. Die erste Infusion habe ich am EKG mit Defi daneben bekommen.

Viele Grüße & alles Gute!
Dreizahn

bettinaco
08.09.2011, 12:33
Hallo Dorothea,
wie kommst du darauf, dass Taxotere ein alter Hut ist? Meines Wissens ist es immer noch eine vielversprechende Second-Line-Standardtherapie und bei wöchentlicher Gabe auch gut verträglich. First Line wird es mit Platin kombiniert, das kann man aber nicht dauerhaft geben. Erstens wirkt es auch nicht unbegrenzt, zweitens nehmen die Nebenwirkungen irgendwann überhand. Was nützt dir die Wirkung, wenn du dann im Rollstuhl landest? Erbitux ist bei Lungenkrebs hoch umstritten und ist dafür daher nicht zugelassen.

Was noch für dich in Frage käme? Keine Ahnung, da musst du deine Ärzte fragen - ich kenne ja weder deinen Befund noch deine Krankengeschichte.

Viel Erfolg mit Docetaxel wünsche ich dir!
Bettina

Dorothea
08.09.2011, 18:11
Danke für Deine Antwort, Bettina. Ich hab das nicht so ganz verstanden: Platin kann man nicht dauerhaft geben, Docetaxel aber schon? Platin hat bei mir seine Wirkung verloren, ist das von Docetaxel auch zu erwarten? Mit wieviel Zyklen muss ich rechnen? Mit Carboplatin/Alimta hatte ich 6, jeweils mit 3 Wochen Pause.

Ich vermisse ganz allgemein neue Substanzen. Tarceva und Iressa sind ja nur für ca. 5% der Patienten angezeigt, ansonsten scheint sich nicht viel zu tun.

Tschüß
Doro

bettinaco
08.09.2011, 20:55
Liebe Dorothea,

es ist leider so: Jede Chemo verliert irgendwann ihre Wirkung, weil die Krebszellen resistent werden. Wie lange das dauert, lässt sich aber nicht vorhersagen. Es gibt aber noch einige andere Optionen, z.B. Gemzar oder Vinorelbin. Auch Tarceva wäre einen Versuch wert - es wirkt nämlich bei ziemlich vielen PatientInnen gut, nur nicht so stark und so lange wie bei einer Mutation des EGFR. Die du anscheinend nicht hast, wenn ich dich richtig verstehe.

Wenn du ein bisschen Zeit hast, schau dir den Thread von mouse an: "Adenokarzinom inoperabel". Da kannst du sehen, wie lange man mit vielen Therapien ganz gut leben kann. Bei Christel sind es demnächst fünf Jahre!

Noch was: Du würdest vermutlich mehr Antworten bekommen, wenn du nicht für jede Frage einen neuen Faden aufmachen würdest.

LG
Bettina

Dorothea
09.09.2011, 17:44
Danke, Bettina. Ich muss das jetzt mal verarbeiten. Was meinst Du mit dem letzten Satz? Wenn meine Fragen mehrere Monate auseinander liegen, komme ich doch um neue Threads nicht herum, oder?

Anhe
09.09.2011, 17:56
Danke, Bettina. Ich muss das jetzt mal verarbeiten. Was meinst Du mit dem letzten Satz? Wenn meine Fragen mehrere Monate auseinander liegen, komme ich doch um neue Threads nicht herum, oder?

Hallo Dorothea,

Du kannst Dich sicherlich noch daran erinnern, daß ich Dir schon einige Male Postings "zusammengeführt" habe, eben mit genau der Begründung, die Dir bettinaco geliefert hat: "Alle Fragen in einem Thread - und Diagnose, der Krankenverlauf, Therapien usw. sind sofort ersichtlich".

Wenn Du neue Fragen in "Deinem" Thread postest, wird er automatisch als aktualisiert nach oben geschoben und alle relevanten Daten sind einsehbar.


Freundlicher Gruß,
Anhe

Habi04
10.09.2011, 20:32
Hallo Dorothea!
Möchte Dir auch mal einiges über chemos sagen.Habe seit nunmehr 2,5 jahren ein plattenepithel T2 N2 M1 (pleuraerguß). Angefangen mit cisplatin/vinorelbin 4zyklen abbruch wegen schlechter verträlichkeit KeineWirkung Tumorprogress,2monate später 42 bestrahlungen in verbindung wieder cisplatin/vinorelbin Tumorverkleinerung um die hälfte,3 monate Pause Tumor progress, 6zyklen Taxotere wieder progress. dann umstellung Tarceve, trotz der meinung das t bei mir nicht wirken kann, leichter rückgang und 6 monate ruhe,dann ganz leichter progress,aber oncodochat direkt umgestellt auf carboplatin/gemzar 3zyklenerstmals gutes anspechen rückgang der Tumore um die hälfte 3 monate pause. leider wuchs er wieder fast genau so groß zurück,trotzdem bis jetzt weiter aber etwas abgeschwächt 8zyklen Carbo/gemzar,nach 3,5 kontroll ct wieder tumorverkleinerung und jetzt nach 6wochen nochmal kontrolle, bin schon gespannt. Soviel zu chemos und ihren wirkungen,ist bei jedem menschen, trotz gleichem krankheitsbild anders. Aufgrund der schnellen Resistenz durch die tumorzellen,ist es leider erforderlich mit den einzelnen chemos kombinationen zu bilden. Ich wünsch Dir das für Dich auch eine gute lösung gefunden wird. Die gibts bestimmt und danach muß man sehen. ich weiß das die jetzige chemo auch nicht ewig wirkt, danach muß man sehen? Das wichtigste ist aber die psysche immer positiv denken in diesem sinne gruß Peter

Dorothea
11.09.2011, 12:18
Wenn Du neue Fragen in "Deinem" Thread postest, wird er automatisch als aktualisiert nach oben geschoben und alle relevanten Daten sind einsehbar.




...und steht dann unter einem veralteten Titel?

Dorothea
11.09.2011, 12:30
Hallo Peter,

gut, wenn man mal eine solche "Karriere", die ja doch im ganzen ganz gut verlaufen ist, kennenlernt. Wie lange macht denn der Körper die Dauerbehandlung mit Chemos mit? Und ist er nicht irgendwann gegen ALLE Substanzen immun?

Gruß
Doro

TrudeO
12.09.2011, 16:18
Hallo Doro!
Ich bin 62 und habe schon einige Chemos hinter mir da mein BZ weder operabel noch heilbar ist. Zuerst waren es 6x Cisplatin im 3 Wochen Zyklus, dann 14x Taxotere - mit bestem Erfolg. Der Tumor wurde fast um die Hälfte verkleinert und die Metas in den Lungenspitzen eingeschränkt. Anschließend durfte ich 8 Monate Pause machen, bis die Metas wieder ihre Arbeit aufnahmen. Nun versuchten wir Tercevan, als sogenannte Erhaltungs-Therapie. Nach 3 Monaten tägl.Einnahme mussten wir leider feststellen, das dies für meine Art der Zellen zu schwach war und die Metas sich nicht beeindrucken ließen. Deshalb stieg ich auf die Chemo Alimta um, welche ich wiederum alle 3 Wochen bekam. Diese Chemo griff so super an , dass ich sie volle 35x ge4nießen durfte. Leider sind die Chemos bei "Nicht.kleinzelligem BZ" beschränkt. Meine Hoffnung liegt ganz bei dem Onko-Kongress jetzt im September. Vielleicht ist auch für diese Art der Zellen ein neues Mittel dabei. Inzwischen hat man versucht, die Chemo zu verwenden, welche ich bereits vor drei Jahren erhalten, nähmlich Taxotere. Zu meiner und der Ärzte Verwunderung hat sie sofort wieder volle Arbeit geleistet. Mittlerweile bekam ich bereits wieder 9x alle3 Wochen diese Chemo. Leider sind die Nebenwirkungen etwas agressiver, vor allem die Taubheit in den Fußsohlen. Diesem Phänomen muß man unbedingt entgegentreten, da das normale Gehen sonst immer mehr beeinträchtigt wird. Ich mache dies schon seit meinen ersten Chemos mit Taxotere mit Sauna-Pantoffeln. Dies sind ganz gewöhnliche Plastikpantoffel mit Innen-Noppen. Sie massieren bei jedem Schritt die Sohlen und sind sehr hilfreich. Am 6.9. hatte ich eine Kontroll-CT und weiß, das die Chemo noch immer arbeitet. Deshalb kann ich morgen meine insgesamt 65.Infusion in Empfang nehmen.
Ich wünsche dir alles Gute und viel Kraft- Trude aus Graz/Austria

Dorothea
13.09.2011, 11:48
Toll, Trude, wie Du das "durchziehst". Das macht doch wieder etwas Mut. Gegen Deine 65 Chemos bin ich mit meinen bisher 6 ja ein Waisenknabe. Offenbar geht es immer irgendwie weiter. Ich hab halt immer Angst vor dem Wort "austherapiert" und "machen Sie sich noch ein paar schöne Wochen". Hattest Du eigentlich ein Mitspracherecht bei der Wahl Deiner Chemo-Substanzen?
Gruß,
Doro

mouse
14.09.2011, 15:10
Liebe Doro,

bei mir war es so, dass ich zu Anfang Cisplatin und Gemzar bekommen habe.
Das für 2 Monate. Ich vertrug es nicht gut und bekam deshalb Carboplatin und Vinorelbin. Als das nicht mehr wirkte, bekam ich Tarceva. Leider half das bei mir nicht.

Deswegen ging es dann mit Alimta weiter, bis nach einem guten Jahr die Zellen auch dagegen resistent waren. Also bekam ich für 1 1/2 Jahr Docetaxel, welches ich ganz gut vertrug.

Danach nahm ich an einer Studie zu einem neuen Medikament teil. Das half aber auch nicht.
Mir fehlen offensichtlich alle Mutationen, die man für die neuen Medikamente braucht.

Da ich alles durch hatte, wurde wieder von vorne begonnen. Also wieder Carboplatin und Gemzar.

Meine Zellen sind aber immer noch resistent dagegen. Also wurde auf Vinorelbin gewechselt, welches nun schon seit einem 3/4 Jahr hilft.
Es bleiben dann noch wieder Versuche mit Alimta und Docetaxel, in der Hoffnung, dass meine Zellen dagegen nicht mehr resistent sind.
Dann habe ich alles 2 Mal durch. Ob ein dritter Durchgang von Erfolg gekrönt sein könnte, weiß kein Mensch.

Gezählt habe ich meine Chemos nicht, nur sind es jetzt bald 5 Jahre, während der ich ständig Chemo bekomme.

Da Du noch ganz am Anfang stehst, brauchst Du Dir um das Wort "austherapiert" keine Gedanken zu machen. Das ist noch sehr lange hin.
Frage Deinen Arzt doch mal nach Tarceva.

Bei mir war es so, dass Onkodok jeweils die Therapie vorschlug. Ein Mitspracherecht hätte ich insofern gehabt, als ich nein hätte sagen können.

Da Onkodok aber anerkanntermaßen sehr gut ist, habe ich ihm voll vertraut.
Wobei man auch nicht vergessen sollte, dass es Richtlinien zur Behandlung gibt. Im Regelfall wird man als erste Chemo immer was mit Platin bekommen.

Liebe Grüße
Christel

Dorothea
16.09.2011, 20:25
O danke, Christel, das macht doch etwas Mut. Hattest Du nie längere Pausen zwischen den verschiedenen Chemos, um die Resistenz gering zu halten? Welchen Sinn hat es eigentlich, eine Metastase von 2 cm auf 1 cm zu reduzieren, wenn sie doch nicht ganz verschwindet (Beschwerdefreiheit vorausgesetzt)? Ist da die Gefahr der Resistenzbildung nicht größer als der kleine Effekt? Was sind das für "Richtlinien zur Behandlung"? Gibt es die irgendwo schriftlich?
Gruß
Doro

mouse
16.09.2011, 22:20
Liebe Doro,
interessante Fragen stellst du da.
Eine Pause hatte ich ganz zu Beginn nach der Platinchemo. 7 Monate lang, dann wuchs der Tumor wieder. Seitdem gab es keine Pause mehr.
Die Resistenz gering halten? Es ist bei mir ganz einfach so, wenn nichts gegeben wird, wächst der Tumor.
Also wird die gerade wirkende Chemo gegeben, bis sie nicht mehr wirkt.
Die Resistenz kann nach einer Weile ohne diese spezielle Chemo sinken. Deshalb wirkt jetzt auch Vinorelbin wieder, welches ich ja schon hatte.
Ein Erfolg ist, wenn alles gleich bleibt, also nichts gewachsen ist. Ein großer Erfolg ist wenn, wenn etwas kleiner wird.
Wo es die Richtlinien gibt, weiß ich nicht.
Vielleicht solltest Du auch noch wissen, dass meine Lebensqualität gut ist.
Klar, habe ich diverse Sachen, über die ich jammern kann, aber ich mache den Haushalt, gehe einkaufen, spiele Golf, verreise.
Sei lieb gegrüßt
Christel

bettinaco
18.09.2011, 18:25
Hallo Doro,

die Leitlinien Lungenkrebs findest du hier:

http://www.krebsgesellschaft.de/download/s3-ll_lungenca_2010.pdf

Aber Vorsicht: Da steht auch viel über Überlebenszeiten, und das zu sehen ist nicht gerade aufbauend. Denk dran, dass es nur - nicht einmal aktuelle - Mittelwerte sind und für den Einzelfall nicht so maßgeblich. Versuch drüber wegzulesen, soweit es geht.

LG
Bettina

Dorothea
26.09.2011, 19:43
Danke, Bettina, für den Link. Bei solchen Ausdrücken wie "Überlebenszeit", "Lebensverlängerung" usw. könnte ich an die Decke gehen! Mir sagte neulich mein Doc: "Vergessen Sie nicht, dass Sie unheilbar krank sind. Stadium IV - was wollen Sie da noch?". Das ist an Dummheit und Unsensibilität nicht mehr zu überbieten. Eigentlich ein ausgesprochener Kunstfehler. Obwohl aus seiner ärztlichen Sicht wahrscheinlich nur "sachlich".
Tschüß
Doro