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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Besteht noch Hoffnung???


Frau_Krauß
14.12.2011, 13:36
Hallo,

seit Montag ist unsere Welt aus den Fugen geraten. Mein Freund hat seit 5 Jahren ein Osteosarkom, das nicht operiert werden kann. Lange Zeit gab es Ruhe und vor einem halben Jahr fing es an zu wachsen. Dann Chemo und es war wieder Ruhe. Dann lernten wir uns kennen.
Vor 5 Wochen dann Lähmungserscheinungen und seit Montag ist die Gewissheit da, Metastasen überall dort, wo sie nicht sein sollen. Leber, Lunge, Niere und Hirn sind besiedelt. Die Ärzte wollen nichts mehr groß tun, sie meinen die Lebenserwartung liegt zwischen 6 Monaten und 3 Jahren. Mehr wollte er mir nicht sagen, er meinte, er will mich nicht belasten. Gerade komme ich nicht an ihn heran. Mir ist klar, dass es eine große emotionale Ausnahmesituation ist und er das erst mal verdauen muss, sofern dies möglich ist. Kann gerade sehr schlecht mit der Situation umgehen. Was es noch schwerer macht, dass er nun nicht will, dass ich ihn besuche. :cry:
Aber ich will die Hoffnung nicht aufgeben. Aber ist diese Hoffnung überhaupt berechtigt?

Liebe Grüße

Jaecky
14.12.2011, 13:54
Liebe Frau Krauß,

erstmal möchte ich dir sagen, dass es mir sehr leid tut.

Ich weiss nicht, ob du die Hoffnung aufgeben solltest. Einerseits sollte das das letzte sein, was man tut. Andererseits erwische ich mich selbst öfter dabei, das ich diese bereits aufgegeben habe. Aber ich denke trotzdem, wenn ich die Hoffnung aufgebe, gebe ich mich selbst auf.

Das dich dein Mann wegstößt, kenne ich nur zu gut. Mein Papa stößt uns nun schon so lange weg. Im September habe ich dann endlich das Gespräch mit seinem Arzt gesucht, und so lange gedrängt bis er mir reinen Wein eingeschenkt hat. Ich kann dir nur raten, dränge ihn zu nichts, dass ist bei mir so oft nach hinten los gegangen. Dadurch verschließt er sich nur noch mehr. Ich denke, wenn er drüber reden möchte, dann fängt er von allein an.

Vielleicht hast du die Kraft, mit ihm normal umzugehen? Ohne über seine Krankheit zu reden oder ihm das Gefühl zu geben, dass es dich so fertig macht? Meinem Papa darf ich meine Gefühle auch nicht zeigen, wenn ich mal weine weil ich es nicht verkneifen kann, wird er richtig böse mit mir. Mit der Zeit habe ich gelernt für mich allein zu weinen und hab mir auch eine Therapeutin gesucht, da meine Kraft mittlerweile am Ende ist. Hast du vielleicht jemanden, dem du dich anvertrauen kannst? Oder schreib einfach hier. Mir hat es wirklich geholfen.

Ich wünsche dir viel Kraft für den Weg, der vor euch liegt.

Liebe Grüße
Jäcky

Frau_Krauß
14.12.2011, 20:59
Hallo Jäcky,

danke für deine Antwort.
Für mich ist es sehr schwer, dass er sich gerade so abschottet, aber ich kann ihn verstehen. Er hat auch nur Angst vor dem was kommt.
Ich werde versuchen ihn so normal wie möglich zu behandeln und ihn als gesund anzusehen. Keine Ahnung ob es mir gelingt. :undecided Vielleicht hilft ihm das, denn gerade fällt seine ganze Verwandtschaft bei ihm ein um ihn zu bedauern, dass ihm das zu viel ist, kann ich gut verstehen. Es kostet ihm Kraft, die er dringend für sich selber braucht.

Am Wochenende wird er zu mir in unser kleines Paradies kommen, das hat er mir versprochen. Dann werden wir viel an der frischen Luft sein und meine beiden vierfüßigen plüschigen Mitbewohnerinnen werden ihn ein wenig auf andere Gedanken bringen. Ich habe hier im Forum gelesen, dass Tiere oftmals einen guten Einfluss auf die Menschen haben, dann hoffe ich es in diesem Fall auch. :remybussi

Nachdem wir die letzten Wochen wirklich schon ein Wunder erlebt haben und er nach Wochen einfach wieder aus dem Koma erwacht ist, dass auf einen allergischen Schock zurückzuführen war, hoffe ich nun auch wieder auf ein Wunder. Warum sollte er wieder aufwachen, wenn er dann wieder gleich gehen soll? Das ist das was mir nicht in den Kopf will. Aber genau das liegt nicht in unserer Hand, da müssen wir vertrauen, dass alles seinen Sinn hat.

Liebe Grüße

Jaecky
15.12.2011, 15:32
Liebe Frau Krauß,

Tiere sind immer gut. Ich selbst hatte meinem Papa im September einen kleinen Hund gekauft. Natürlich in der Größe, die er bewältigen und auch versorgen kann, wenn er den ganzen Tag allein ist, denn meine Mama geht noch arbeiten. Naja erstmal ist er total ausgerastet und wir haben und total gestritten aber jetzt geht es nur noch mein Süßer hier, mein Süßer da. Also war eine gute Idee.

Oh gott, die geliebte Verwandtschaft. Das ist ja auch so eine Sache. ZUviel ist nicht gut und zu wenig auch nicht. Die Brüder meines Papas haben sich seit seiner Krankheit komplett zurück gezogen. Aber das die Verwandtschaft deines Mannes nun bei ihm einfällt und ihm mit Mitleid und Bedauern überhäuft, hilft ihm auch nicht. Aber vielleicht ist es auch nicht so schlecht, wenn er merkt dass er nicht allein ist.

Ich kann dir nur raten, sei für ihn da und geb ihm das Gefühl, dass er sich bei dir fallen lassen kann ohne wenn und aber. Euer Weg ist sehr schwer und es zerrt an den Nerven. Das er im Koma gelegen hat, tut mir auch sehr leid. Aber wenn ihr schon einmal ein Wunder erlebt habt, warum soll es nicht wieder geschehen? Glaub einfach dran.

LG Jäcky