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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Mein Mann ist plötzlich total verwirrt (Lungenkrebs)


Ziege66
12.05.2012, 23:52
Hallo Ihr alle,
ich habe eben Eure Beiträge gelesen. Ich habe mich dann entschlossen, mich hier zu registrieren und über uns zu schreiben. Oft sitze ich da, wenn mein
Mann schläft, und würde mich so freuen, mich mit anderen austauschen zu
könne, da es wohl vielen ähnlich geht, obwohl man beim Arzt so oft denkt,
komisch, uns hat es wohl besonders schlimm erwischt.
Ich erkenne mich in vielen Beträgen wieder, weil sich vieles so ähnelt.
Mein Mann hat Lungenkrebs mit einem Tumor im rechten Lungenflügel, Metastasen in den Rippen auf der rechten Seite und einen ca. 8 cm großen
Tumor über dem Steißbein.
Wir haben im März erst diese Diagnose bekommen, obwohl es meinem Mann schon sehr lange nicht gut geht. Aber da wurde immer weggeschaut und
alles auf den Rücken geschoben bis es nicht mehr ging.
Wir haben zwei Chemos, die jeweils 8 Stunden gedauert haben hinter uns. Dies mußten wir jetzt unterbrechen, da sich der Tumor über dem Steiß-
bein in wenigen Wochen von 4 auf 8 cm vergrößert hat. Das hat zur Folge, dass mein Mann gar nicht mehr weiß, wie er liegen soll, aber auch nicht auf-
stehen kann, weil er zu schwach ist. Letzten Montag haben wir mit einer Strahlentherapie begonnen, die den Tumor verkleinern soll. Da dies bei uns in der Stadt nicht möglich ist, müssen wir jeden Tag insgesamt 2 Stunden fahren, für 5 Minuten Bestrahlung und das 4 Wochen lang. Zum Glück können wir das mit einem liegenden Transport machen, so dass mein Mann bei der Therapie nur die Liege mit einem Rollbrett wechseln muß und ansonsten nur liegt. Trotzdem ist das alles sehr anstrengend und es geht ihm immer schlechter. Durch die Chemo sind die Schleimhäute kaputt gegangen, so dass das Schlucken schwierig ist. Der Geschmackssinn ist vollkommen verändert, ehemalige Lieblingsgericht sind jetzt eklig. Es gibt auch Probleme mit Wasser
lassen und dem Stuhlgang. Außerdem ständig wahnsinnige Schweißausbrüche. Die Schmerzen haben wir im Moment auch mal wieder nicht im Griff, nachdem wir die Medikamente schon zig mal geändert
bzw. erhöht haben. Sie kommen meistens morgens 2 - 3 mal im Abstand
von ca. 1,5 Stunden. Tagsüber geht es dann und abends geht es dann wieder los. Der Arzt sagte mir, wir sind bei der Basismedikation fast am Limit
angekommen, obwohl alle ja immer sagen, man braucht keine Schmerzen zu haben. Für die Durchbruchschmerzen haben wir Effentora, die wir natürlich
auch öfters nehmen. Außerdem haben wir noch ein Nasenspray, das ganz gut hilft. Aber diese Schmerzen kommen einfach viel zu oft und hauen meinen Mann so um, dass er zittert, Schweißausbrüche bekommt, weint und einfach nicht mehr kann. Wenn die Medikamente wirken, geht es dann wieder. Freitag hat mich dann bei der Strahlentherapie der Arzt angesprochen und gefragt, wie lange ich das zu Hause wohl noch so schaffen werde, da es meinem Mann ja nicht gut geht. Ich habe ihm gesagt, dass ich es so lange schaffe, wie es sein muß, wobei ich natürlich nicht weiß, was noch kommt. Mein Mann möchte auf keinen Fall ins Krankenhaus. Natürlich ist die Situation auch
für uns zu Hause sehr schwierig. Wir haben drei Kinder (10, 12, 19) und auch die nimmt alles sehr mit, wobei jeder von den dreien das anders ver-
arbeitet. Ich bringe es jedenfalls nicht übers Herz, meinen Mann ins Krankenhaus zu schicken. Zum Glück habe ich eine SAPV-Verordnung vom
Palliativ-Stützpunkt und die Pflegestufe II ist beantragt. Ich muß nur
endlich mal für mich einsehen, dass ich das auch in Anspruch nehmen muß. Ich habe dem Arzt gesagt, wenn er meint, dass es aus seiner Sicht zu Hause nicht mehr geht, wenn also medizinische Dinge sich ändern (z. Zt. hat mein
Mann z. B. einen Infekt mit grünlichem Auswurf, wogegen er ein Antibiotikum
bekommt), soll er das Nötige veranlassen. Ich würde mich freuen, wenn
jemand Zeit und Lust hätte, mir zu schreiben.
Denn es ist ja doch so, dass man, mit je mehr Leuten man darüber spricht, immer mehr erfährt und oft noch ganz neue Möglichkeiten entdeckt,
die man bisher gar nicht kannte.
Ich wünsche Euch jedenfalls allen einen schönen Muttertag und freue mich
auf Eure Nachrichten.

SandraG
13.05.2012, 13:29
Liebe Ziege66,

erstmal willkommen in diesem Forum, auch wenn der Anlass kein schöner ist! Mein Mann hatte auch den Pancoast-Tumor. Er hat vier Jahre gekämpft, aber da das Ding schon in die Knochen gestreut hatte, hat er letztes Jahr am 18.4. den Kampf verloren.

Das heißt aber nicht, dass es nicht doch Überlebende dieser gemeinen Krankheit gibt. Such hier im Forum mal nach Liz und Willy. Sie sind beide ein riesiges Vorbild und haben hier viel zum Austausch mit ihrem großen Erfahrungsschatz beigetragen.

Ich weiß nicht, ob dein Mann noch operiert werden kann, wenn ja, dann wende dich an Professor Macciarini, der eine Koriphäe auf dem Gebiet sein soll.

In welcher Klinik werdet ihr denn betreut? Mein Mann war damals in Heidelberg; letztendlich ist er aber hier in einem Frankfurter Hospiz gestorben. Die vorangegangene Palliativstation im Markus-Krankenhaus war aber mit der "beste" Aufenthalt für ihn und für mich, da man dort sehr auf den Patienten und die Angehörigen eingeht, Zeit hat und sich wirklich kümmert. Vielleicht ist das Krankenhaus für euch eine Alternative?

Herzliche Grüße

Sandra

Ziege66
13.05.2012, 16:40
Danke SandraG für Deine liebe Antwort, es ist die erste, die ich in diesem
Forum erhalten habe. Mein Mann möchte auf keinen Fall in ein Krankenhaus,
er hat dort keine guten Erfahrungen gemacht. Ich versuche alles mögliche,
es zu Hause zu schaffen, bin beim Palliativ-Stützpunkt, habe eine sehr
hilfsbereite Hausärztin und wahrscheinlich bald die Pflegestufe II. Die
Schwierigkeit bei mir ist nur, das es mir schwerfällt, diese Hilfe auch
in Anspruch zu nehmen. Wenn sich der Palliativ-Stützpunkt von sich
aus mal melden, habe ich tausend Dinge zu besprechen und auch unsere
Hausärztin sagt immer, dass sich alle wundern, das ich nicht anrufe.
Das muß ich echt noch lernen und habe es mir für morgen gleich vor-
genommen, da sich einiges angesammelt hat, was mich noch beschäftigt.
Die Ärzte haben das Thema Krankenhaus zwar auch schon angesprochen, aber am Ende mir die Entscheidung überlassen und gesagt, ich müßte mir überlegen, was ich möchte. Ganz toll, oder?
Auf jeden Fall danke ich Dir ganz herzlich für die Antwort und werde gleich
mal auf der Seite nachsehen, die Du mir empfohlen hast. Vielen Dank!

Ziege66
13.05.2012, 16:43
Jetzt habe ich doch noch etwas vergessen. Eine OP war irgendwie
zu keiner Zeit ein Thema, da es eben mehrere Tumore bzw. Metastasen
sind. Außerdem wurde im Krankenhaus bei meinem Mann eine Bronchoskopie
gemacht, aus dessen Narkose er fast nicht wieder erwacht wäre. Er mußte
dann wiederbelebt werden. Die Ursache ist aber nicht richtig geklärt. Aufgrund
dessen wäre so ein Eingriff wohl auch schwierig. Das ist auch der Grund,
warum mein Mann keinen Port hat, nachdem einen ja jeder fragt. Es ist
ja für Ärzte und Sprechstundenhifen auch einfacher, einfach irgendetwas
anzustöpseln, als jedes Mal eine neue Einstichstelle zu suchen. Sicher wäre
es ein Vorteil, zumal man ja dort eine Morphin-Pumpe anschließen kann,
das würde bestimmt diese ständigen Schmerzen lindern.
Das wollte ich nur noch kurz ergänzen.

Mirilena
13.05.2012, 20:14
Liebe Ziege,

schön, dass du hier bist, auch wenn der Grund dafür sehr traurig ist, aber ich denke, du verstehst mich richtig!

Du musst das nicht alles allein schaffen! Es ist auf Dauer zu anstrengend und dann klappst du noch irgendwann zusammen... Nimm bitte jede Hilfe an, die euch angeboten wird. Du wirst sehen und erfahren, wie gut das tut! Mir und meiner Mama hat das sehr geholfen. Wir hatten auch immer so viele Fragen und waren in vielen Dingen eher unsicher. Und da waren eben Menschen, die Ahnung und Erfahrung hatten und vor allem ein offenes Ohr und oft auch offene Arme.

Es ist ja ein guter Schritt, dass du jetzt hier schreibst und dich austauschen möchtest. Mir hat auch das sehr viel gegeben und ich habe hier sehr viele liebe Menschen kennen gelernt und bin auch viel Verständnis gestoßen. Und ich habe viele wertvolle Tipps erhalten, die ich umsetzen konnte.

Ich freue mich, wenn du uns deine Geschichte erzählst! Ich lese gern von dir!
Alles Liebe
Miriam :pftroest:

Ziege66
14.05.2012, 17:25
Danke Miriam für Deine lieben Worte.
Ich habe gleich heute morgen die Hausärztin angerufen, denn es gibt wieder
einige wichtige Dinge zu klären. Der Sonntag war bei uns ein guter Tag.
Wir haben es sogar geschafft zu duschen und das heißt schon etwas.
So fühlte mein Mann sich gleich wohler. Die Bestrahlung ging auch und
heute abend kommt dann die Ärztin.
Bis bald mal wieder!

Mirilena
14.05.2012, 20:29
Wie schön, das freut mich, dass ihr einen guten Tag hattet! Diese Tage musst du einfach genießen und dich daran freuen. Man wird irgendwie auch so demütig und freut sich über Dinge, die anderen so selbstverständlich erscheinen, oder?

Auf jeden Fall geben einem diese guten Tage wieder Hoffnung und auch ein wenig Kraft, von der du wieder zehren kannst. Ich hoffe für euch, dass das Gespräch mit der Ärztin angenehm verläuft. Ich kann deinen Mann auch verstehen, dass er nicht ins Krankenhaus möchte. Mein Vater hat das auch gehasst. Vor allem nachdem er dort 5 Wochen lag mit Lungenentzündung, anschließendem Pleuraerguss, Drainagen etc. Schrecklich war das! Ich finde es ganz, ganz toll von dir, dass du deinem Mann ermöglichst, daheim zu sein!!! Nur du brauchst halt Unterstützung, denn auf längere Zeit ist das so anstrengend und ein 24-Stunden-Tag.

Ich freue mich, wieder von dir zu lesen! Bis dahin liebe Grüße :winke:
Miriam

Ziege66
03.06.2012, 15:42
Hallo Ihr Lieben,
ich muß heute mal wieder schreiben. Irgendwie bin ich total unsicher und hoffe, jemand hat ähnliches erlebt oder weiß einen Rat. Seit letzte Nacht ist mein Mann, bei dem Anfang März Lungenkrebs diagnostiziert wurde, total durcheinander bzw. verwirrt. Er hat heute Nacht schon so viel Durcheinander erzählt, wollte plötzlich aufstehen, er müßte los, hat anstatt meinem Namen immer den seines Bruders gerufen, und hat lauter komische Sachen erzählt. Heute schläft er nur, ich habe Mühe, ihn wachzuhalten, damit er Tabletten nehmen kann und etwas trinkt und ißt. Mir macht das riesig Angst. Ich habe
die ganze Nacht geweint, weil ich irgendwie das Gefühl habe, dass das kein gutes Zeichen ist. Vielleicht mache ich mir aber wieder einfach mal wieder zu viele Gedanken und es ist morgen schon wieder ganz anders. Das ist ja das Problem. Man ist bei so einer extremen Erkrankung immer in solchen Situationen gefangen, kann nicht heraus, denkt nur im hier und heute und dadurch, dass der Kontakt nach außen meist fehlt, hat man ja auch keine wirkliche Ablenkung. Wenn jeman Rat weiß, bitte meldet Euch. Ich würde mich echt freuen.

Mel_1
03.06.2012, 19:01
Hallo Ziege,
warum DEin Mann so ist kann Dir wohl so keiner sagen...wäre interessant, ob er irgendwelche Schmerzmittel bekommt und wie der Befund im Ganzen ist.
Mein Mann hatte auch solch Nächte...da stand er komplett neben sich, war verwirrt etc.
Am anderen Tag war es wieder weg und er wusste von nix.
Warte erstmal ab wie es morgen aussieht...dann kannst Du noch immer mit Euren Arzt sprechen.
Liebe Grüße
Mel

ravenna3
03.06.2012, 19:14
Liebe Ziege,

ohje, das würde mich auch beunruhigen...
Da denkt man gleich an alles Schlimme, was man gelesen hat.
Gib ihm heute genug zu trinken, schau wie es heute Nacht ist und ruf' morgen dann bei eurem Hausarzt, bzw. Onkologen an und schilder, wie die Nacht war.
Was anderes fällt mir gerade auch nicht ein.
Meiner stand nach einer!! Beruhigungstablette mal völlig neben sich, das hatte sich am anderen Tag wieder gegeben - aber auch meine Sorgen waren in dem Moment groß!
Ich bin auch betroffene Ehefrau und weiß genau, was in dir vorgeht :pftroest:

LG Sylke

Ziege66
03.06.2012, 19:28
Danke Ihr beiden für Eure Nachricht. Ich hoffe auch, dass es morgen wieder besser wird, zumal wir wieder zur Strahlentherapie müssen, zum Glück nur noch 3 x. Liebe Grüße!

Ziege66
03.06.2012, 19:30
Liebe Mel 1,
gut zu hören, dass es Dir auch schon so erging. Ich finde auch, nachts ist es irgendwie noch schlimmer, oder? Mein Mann hat Lungenkrebs: Tumor in der Lunge, Metastasen in den Rippen, Tumor am Steißbein. Medikamente bekommt
er verschiedene, aber ich habe in den letzten Tagen nichts geändert, so dass man denken könnte, es kommt daher.

Ziege66
03.06.2012, 19:35
Liebe ravenna 3,
das hatte ich auch schon mal nach einer Tablette. Da bekommt man es mir der Angst zu tun. Ich habe aber gestern nichts anderes gegeben als sonst. Es tut mir leid, dass auch Du betroffen bist. Wie geht Ihr mit dem Ganzen um und, habt Ihr auch Kinder? Wir haben 3 (10, 12, 19), die kleinen sind Mädchen und der älteste ist unser Sohn, sozusagen z. Zt. das "Oberhaupt", er hilft mir immer viel und mit ihm kann ich auch gut reden. Man ist irgendwie immer so hin und her gerissen, auf der einen Seite, mein Mann, der so krank ist, bei dem man eigentlich die ganze Zeit sein möchte und müßte, auf der anderen Seite die Kinder, Schule, Hausaufgaben, Verabredungen usw. Irgendwie sind das zwei Welten. Die Mädels müssen morgens pünktlich los, wenn mein Mann ruft und Schmerzen hat, geht das natürlich vor. Es ist echt schwierig und doch, klappt es am Ende immer irgendwie. Wäre schön, wenn Du Lust hättest, von Dir zu erzählen. Liebe Grüße!

Andrea_X
03.06.2012, 19:54
Hallo Ziege, meine Mutter hatte das bei Lungenkrebs auch. Was der Grund hierfür war kann ich nicht genau sagen, hatte aber die Vermutung, dass es mit Blutwerten zu tun haben könnte. Nachdem meine Mutter im Krankenhaus einige Blutkonserven bekam hatte sich das deutlich gebessert um dann nach und nach wieder schlechter zu werden. Alles Gute für Euch! Grüße, Andrea

Stewey
03.06.2012, 19:57
Liebe Ziege,
es tut mir leid mit Deinem Mann. Ich kann mir vorstellen wie Du Dich fühlst.
Bzgl. der Verwirrtheit würde ich auch gleich morgen Kontakt mit Eurem Onkologen aufnehmen. Ich will Dir keine Angst machen, ich würde vielleicht ein Kopf MRT machen lassen. Es können natürlich auch die Medikamente sein, es können aber durchaus auch Hirnmetastasen sein. So war es bei meiner Mama. ich drücke Euch die Daumen.
Lieben Gruss Sandra

Ziege66
03.06.2012, 20:36
Hallo Stewey,
daran denke ich schon die ganze Zeit und habe Angst davor.
Danke fürs Daumendrücken!

Hallo Andrea_X,
mein Mann hat letzten Donnerstag schon zwei Blutkonserven bekommen, weil er so schlapp und müde war. Die haben aber nicht besonders geholfen, obwohl es hieß, es wird ihrem Mann besser gehen. Am Dienstag wird wieder Blut abgenommen, dann sehen wir, wie die Werte aktuell sind.
Danke für Deine Nachricht!

ravenna3
03.06.2012, 21:55
Hallo Ziege,

hier kannst du unsere Geschichte nachlesen
http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=55353

Mensch, deine Mädels sind ja fast noch "klein" ... wie gehen sie denn damit um?
Unsere sind gerade ausgezogen, von daher ist es hier meistens sehr ruhig; aber ich bin auch immer alleine mit ihm.

Hirnmetastasen - dran habe ich auch gedacht, aber ich mochte es nicht schreiben ... sicher ist das auch einer deiner ersten Gedanken gewesen.

Wie ist dein Mann denn sonst so zurecht? Liegt er viel, und ist er über Tag noch auf. Könnt ihr noch was unternehmen?

Für heute wünsche ich dir erstmal eine ruhige Nacht, ohne "Tüddelei"; trotzdem würde ich den Arzt darüber informieren.

LG Sylke

Ziege66
04.06.2012, 09:14
Liebe Sylke,

danke für Deine Rückmeldung. Mein Mann kann schon seit Wochen nicht mehr aufstehen, nur für die Strahlentherapie haben wir es immer irgendwie hinbekommen.

Mein Mann schläft jetzt seit Samstag, er redet im Schlaf nur wirres Zeug und
ruft immer einen seiner Brüder.

Ich habe eben mit den Ärzten telefoniert. Die Hausärztin kommt noch vorbei,
Blut wurde eben schon abgenommen.

Der Onkologe sagt, es gibt zwei Möglichkeiten. Ich könnte mein Mann ins Krankenhaus bringen lassen, was aber nur eine Quälerei wäre, auch wenn man wüßte, es wären Hirnmetastasen, könnte man eh nichts mehr machen, weil die Krankheit so weit fortgeschritten ist. Oder ich lasse meinen Mann zu Hause, er kann die letzte Zeit hier bei uns sein und der Pflegedienst kommt, und hilft, ihn zu versorgen.

Zu unseren "Kleinen", sie versuchen, sich nichts anmerken zu lassen und möchten auch nicht so recht darüber reden. Die ältere kann es gar nicht mit ansehen, sie war immer ein "Papa-Kind" und das fehlt ihr so sehr. Die Kleinere ist sehr mitfühlend und kümmert sich eher und fragt öfters mal, ob mein Mann etwas braucht.

Mal sehen, was der Tag noch bringt. Ich könnte nur noch heulen, es ist so schlimm. Ich dachte immer noch, vielleicht wird es doch noch mal besser, aber nun weiß ich, dass das nicht passieren wird. Wir wollten noch so viel zusammen machen, nur wir beide, ohne die Kinder. Jetzt kann ich meinem Mann diesen Wunsch wohl nicht mehr erfüllen.

Machs gut, bis bald!

Stewey
04.06.2012, 09:53
Liebe Ziege,
Ich weiß gar nicht was ich sagen soll....es ist sicherlich eine schwierige Entscheidung für Dich. Wir haben auch vor der Entscheidung gestanden und haben Mama zu Hause gelassen. Da war das beste was wir hätten machen können.
Lass Dir von Eurem Arzt eine SAPV Verordnung ausstellen, dann bekommt Ihr auch Palliative Begleitung für zu Hause. Es wird dann ein Palliativteam zu Euch kommen, die aus einem Palliativarzt und einem zusammengestellten Team bestehen, wir haben es auch gemacht und das war toll.

Lieben Gruss Sandra

P.S.: In Hamburg und Umland habe ich eine Gute Adresse für eine Palliativlotisin.

Ziege66
04.06.2012, 10:18
Danke liebe Sandra,
ich habe die SAPV-Verordnung schon länger, aber da ich sie zuerst nicht in Anspruch genommen habe, hat sie pausiert, wird aber jetzt wieder aktiviert.
Unsere Hausärztin gehört auch zum Palliativ-Stützpunkt. Sie kommt nachher
und wird auch den Pflegedienst, der mit dem Palliativ-Stützpunkt zusammen arbeitet, informieren.
Du hast mich mit Deiner Nachricht auch darin bestätigt, dass ich es richtig mache. Vielen, vielen Dank!

Rachel
04.06.2012, 11:11
ich wünsche dir und auch deinem mann und kindern ganz viel kraft für die zeit die auf euch zukommt.

alles gute für euch

lg gitti

molüfunidami
04.06.2012, 21:22
liebe ziege!
auch unsere ma hat lungenkrebs, im endstadium. die diagnose haben wir auch erst seit ein paar wochen, seit ca. 3 wochen ist sie leider ein voll-pflegefall, mit den schlechtesten prognosen.

seit 2 wochen ist auch sie immer mal wieder verwirt, mal mehr, mal weniger. seit gestern allerdings so sehr, dass es selbst den ärzten aufgefallen ist. heute vormittag wusste sie nicht einmal mehr, wo sie ist und dass sie krebs hat!

heute abend wurde noch ein ct gemacht, wegen des dringenden verdachts auf hirnmetastasen. morgen bekommen wir das ergebnis.
davon hängt leider ab, ob sie austherapiert ist, oder ob nochmal eine chemo probiert wird, die aber auch nur noch unter 10 % erfolg verspricht.

ich möchte dir keine angst machen, aber man weiss bei dieser tückischen krankheit leider, dass alles passieren kann.

ich drücke dir ganz dolle die daumen, dass es bei euch ganz viel harmloser ist, als bei uns!

liebe grüsse, dani

rita2210
05.06.2012, 00:00
Ihr Lieben,

es tut mir so unfassbar Leid, dass wir das alle durchmachen müssen und sogleich die zerschmetternde Wahrheit, wir müssen "nur" begleiten, was uns alle an unsere Grenzen stoßen lässt, aber unsere Liebsten...was muss bloß in ihnen vorgehen? Es schnürt mir die Kehle zu, wenn ich mich versuche in die Lage zu versetzen...dann wieder diese quälende Hilflosigkeit.

Ich bin in Gedanken so sehr bei euch allen. Bei uns steht morgen früh auch das Resultat der Kopf Cts von heute aus, Verdacht auf Hirnmetas. Bei Mama ändert es nichts am der Tatsache , dass ich sie bald loslassen muss, aber ich möchte nicht, dass sie so leiden muss.

Es drückt euch alle eine verzweifelte Rita

Ziege66
08.06.2012, 21:27
Danke Ihr Lieben, dass Ihr mich bis hierher begleitet habt.

Mein Mann ist am Montag abend eingeschlafen. Es kam, wenn man das so sagen kann, trotzdem so plötzlich, dass ich es in dem Moment gar nicht fassen konnte und es ist bis heute so, dass es einem nicht so "wirklich" vorkommt.

Unsere liebe Hausärztin war dabei, als mein Mann einschlief und sie hat mir so sehr zur Seite gestanden. Sie hat auch noch später am Abend mit mir zusammen meinen Mann gewaschen und angezogen, da ich auf keinen Fall wollte, dass das jemand fremdes macht.

Die ganze Nacht war er dann noch bei mir, bis er morgens abgeholt wurde.

Die ganzen Erledigungen wie Beerdigungsinstitut, Grab aussuchen, Blumen aussuchen, besprechen, was gesagt werden soll, habe ich zwar alle erledigt, aber irgendwie war ich gar nicht richtig da.

Der Bestattungsunternehmer war sehr nett und so konnte ich meinen Mann gestern noch zweimal dort besuchen und nochmal so richtig Abschied nehmen und dafür war ich sehr dankbar.

Heute war dann die Beerdigung, die ich, so hoffe ich, gestaltet habe, wie es meinem Mann gefallen hätte.

Diese Woche haben ich also, mit den Kindern, sozusagen im "Ausnahmezustand" verbracht und nächste Woche wird der Alltag so langsam zurückkehren.

Mein Schatz ist nun nicht mehr da und ich denke, gerade in Zukunft werde ich merken, wie sehr er fehlt. Auch die Kinder realisieren das erst nach und nach. Das wichtigste ist, dass wir alle zusammen halten, die Kinder froh sind, sich gegenseitig zu haben, und so alles meistern werden, was kommen wird,
immer auch in Gedanken an meinen Mann.

Danke Euch allen für die lieben Worte auf unserem Weg und für Euch, die Ihr um Eure lieben oder mit Euren lieben kämpft wünsche ich alles Glück dieser Welt.

Eure
Annette

Annesü
08.06.2012, 21:40
Liebe Annette,
Es tut mir so leid. Fühl Dich herzlichst gedrückt. Und Dir und deinen Kindern wünsche ich einen guten weiteren Weg.
Herzlichst
Annesü
p.s. bin erst neu im Angehörigen-Forum, habe aber seit Tagen still mitgelesen

molüfunidami
08.06.2012, 21:47
liebe annette!

ohne viel worte möchte ich dir eine ganz dicke umarmung schicken!

irgendwann werden wir alle wieder lächeln können...!


noch einmal ganz viel kraft
wünsche ich dir, liebe grüsse, dani

Mel_1
08.06.2012, 21:54
Liebe Anette,

erschüttert über Deine Zeilen will ich Dir mein Beileid ausdrücken.
Dass es so schnell ging, hätte wohl keiner erwartet.
Aber vielleicht muss man dankbar sein, dass Dein Mann keinen so langen Leidensweg mehr hatte.
Wenn er in Deinen Beisein einschlafen konnte ist es einfach nur gut.
Es zeigt, dass er ohne Deine Anwesenheit nicht gehen wollte.
Ich wünsche Dir und Deinen Kindern für die kommende Zeit viel Kraft und auch hin und wieder einen kleinen Sonnenstrahl am Himmel.
Wenn sich die Regenwolken verzogen haben, guck in die Sterne und such einen großen hellen Stern, er wird zwinkern und sagen...ich bin beiEuch!
Liebe stille Grüße
Mel

rita2210
09.06.2012, 00:11
Liebe Anette,

ich wollte nur mal kurz reinschauen heute und lese doch etwas unerwartet über deinen schmerzhaften Verlust. Ich kann den Schock über den Heimgang deines geliebten Ehemannes voll und ganz verstehen. Man ist aber, so wie du auch geschrieben hast, nie wirklich darauf vorbereitet, geschweige denn ""bereit" dafür, dass es passiere.
Mich macht gerade der Gedanke so traurig, dass ich die gesamte Woche hinter mich gebracht habe ohne euch in Gedanken beistehen zu können. Hab immer wider an dich gedacht, nicht ahnend, dass deine Familie diese Woche die schwierigste ihre Lebens hatte.

Es tut mir alles so unsagbar Leid für dich, deine Kinder...und doch würde ich auch einen kleinen Trost darin sehen, dass dein lieber Mann hoffentlich nur einen sehr kurzen Leidensweg hatte.

Ich finde es außerordentlich, wie du diese Woche alles organisiert bekommen hast und noch die Zeit findest, uns wissen zu lassen, dass dein Mann nun keine Schmerzen mehr hat und so stark bist allen anderen hier alles Glück der Welt zu wünschen.

Ich wünsche dir, dass du in deinem Herzen weiterhin so stark bleibst wie in den letzen Wochen, dir aber auch Zeit für dich und deine Trauer nimmst.

Ich kann gar nichts mehr sagen, außer, dass ich fest an dich und deine Familie denke und euch noch mehr Zusammenhalt wünsche denn je.

Eine liebe Umarmung,

Rita

denkerin
09.06.2012, 01:42
Liebe Annette,
heute habe ich erstmals Deine Beiträge gelesen und jetzt am Ende leider auch die traurige Nachricht. Ich weiß, daß Worte letztendlich nicht trösten können, aber ich wünsche Dir und den Kindern ganz viel Kraft, diese schwere Zeit durchzustehen. Vielleicht ist es ein Trost, daß er nicht mehr leiden muß.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie ungeheuer schwer es für die Kinder ist.
Sei in Gedanken herzlich umarmt und gegrüßt.
Alles Liebe
d.

Ziege66
09.06.2012, 11:46
Wenn sich die Regenwolken verzogen haben, guck in die Sterne und such einen großen hellen Stern, er wird zwinkern und sagen...ich bin beiEuch!
Liebe stille Grüße
Mel[/QUOTE]

Danke für Deine lieben Worte!
Ich werde sie beherzigen und immer daran denken, wenn ich mal traurig bin.

Ziege66
09.06.2012, 11:47
Danke, dass Ihr mir alle so lieb geschrieben habt. Es ist schön, wenn man sein Schicksal mit anderen teilen kann und es ist oft auch ein großer Trost.

edith57
09.06.2012, 13:00
Liebe Anette,

Als stille Mitleserin möchte auch ich dir sagen, wie leid es mir tut, dass du deinen geliebten Mann und eure Kinder ihren Vater verloren haben. Er muss nun nicht mehr leiden und ist erlöst von seinen Schmerzen.

Auch wenn er nun nicht mehr da ist, so wird er dich doch immer begleiten, wohin du auch gehst. Er wird für immer in deinem Herzen sein und auf euch alle aufpassen.

Stille Grüße :pftroest:
Edith

Mel_1
09.06.2012, 14:40
Liebe Anette,

mein Mann sagte das damals zu mir, als er wusste, dass er sterben würde....ich rede mit Dr und wenn Du traurig bist guck in den Sternenhimmel ich bin da.
Dann schicke ich Dir eine schöne Sternschnuppe als Zeichem.
Anette das hat mir in der Trauerzeit so sehr geholfen, immer wenn ich Rat suchte guckte ich in den Himmel und es dauerte nicht lange, da flog tatsächlich eine Sternschnuppe!
Auch heute wenn sternenklare Nacht ist blick ich nach oben und ich weiss er ist bei mir.
Diese Stütze die er mir auf den Weg gegeben hat, tut bis heute sehr gut und hilft, wenn ich so wahnsinnige Sehnsucht habe.
Dir alles Liebe und Gute
Mel

Ziege66
13.06.2012, 08:18
Hallo Ihr Lieben,

vielen Dank nochmal für Eure lieben Worte. Eine Woche und zwei Tage ist es jetzt her, seit mein lieber Schatz eingeschlafen ist. Noch kann ich es gar nicht richtig glauben, das wird die Zeit erst bringen. Um so unfaßbarer ist ein Anruf, den ich vor zwei Tagen von der BG erhielt. Die Dame meinte schon, es würde ein unangenehmes Gespräch werden. Auf jeden Fall erzählte sie mir, das der Leichnam meines Mannes obduziert werden müßte, um festzustellen, ob es sich bei seiner Erkrankung um eine Berufskrankheit handeln würde. Ich dachte, mein Herz bleibt stehen. Als ich dann noch fragte, ob sie nicht wüßte, dass die Beerdigung schon gewesen wäre, meinte sie nur, das wäre auch kein Problem. Ich war so geschockt und habe sofort entgegnet, das würde für mich überhaupt nicht in Frage kommen. Sie kam dann mit dem finaziellen Aspekt, ich würde nirgends eine so hohe Rente bekommen, wie bei der BG und dann wars das. Ich habe sofort bei der Krankenkasse angerufen um mich abzusichern, denn die hatte ja im März den Verdacht einer Berufserkrankung geäußert. Aber mir wurde dann versichert, dass ich mich auf nichts einlassen bräuchte. Ich habe diesen Schock noch immer nicht verdaut. Das kann doch alles nicht wahr sein. Die wußten das seit Mitte März und haben alles in die Länge gezogen. Das Pflegegeld für die gesamte Zeit habe ich gestern bekommen. Das Gerichtsurteil, dass die Rente endlich, nach Jahren, durch ist, ist einen Monat alt und ich habe immer noch keinen Bescheid. Es ist echt zum verzweifeln.
Diese Woche habe ich einige Termine, bei Behörden, bei der Kasse, beim Rentenamt usw. Danach wird es ruhiger werden, wenn alles läuft.
Ich gehe jeden Tag zum Friedhof und besuche meinen Mann. Zum Glück ist es nur wenige Schritte von zu Hause entfernt. Ich bin sehr dankbar, ihn in meiner Nähe zu haben.
Machts gut und bis bald mal!