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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wie helfe ich meiner Freundin und ihrem Vater (betroffen) am besten?


amot
06.07.2012, 02:19
Hallo,
Ich lese schon seit ein paar Tagen hier und in anderen Foren mit, habe aber bisher keinen Thread gefunden, der hier wirklich passt..
Beim Vater meiner Freundin wurden 4 Jahre nach einer Krebsbedingten Amputation Metastasen in der Lunge gefunden. Heute war seine erste Chemo(, bisher geht es ihm damit noch sehr gut!).
Die Familie an sich ist von Krankheiten leider ziemlich gebeutelt, der Vater hatte wie gesagt erwähnt eine Amputation und einen Herzinfarkt. Die Mutter ist seit vielen Jahren Psychisch krank und auch sie hatte die letzten Jahre unter weiteren schwereren Krankheiten zu leiden.
Der Vater ist ein echt zäher Hund was seine Krankheit angeht und geht damit sehr gut um, Respekt von meiner Seite!! Leider lässt er nicht so viele Details über seine Erkrankung raus, weil er wohl merkt, dass es seiner Tochter (meiner Freundin) nicht besonders gut damit geht. Trotzdem ist mir klar, dass es für ihn auch nicht leicht ist und ich in jeglicher Situation versuchen werde für ihn da zu sein.
Nur, wie helfe ich meiner Freundin?
Sie leidet sehr stark unter der Situation die durch die vielen Krankheiten in der Familie herrscht und man merkt wie sie die aktuelle Erkrankung ihres Vaters mitnimmt - was auch völlig okay ist.
Sie mahlt sich leider viel zu oft die schlimmsten Gedanken aus und dreht sich damit im Kreis..Ich würde ihr gerne einen etwas anderen (zusätzlichen) Blickwinkel eröffnen, weis aber nicht wie ich das am besten anstellen kann. Natürlich sage ihr ihr, dass sie doch versuchen soll positiv zu denken und gebe ihr auch "bessere Gedanken" mit, aber ich dringe leider nicht wirklich durch.
Hier hoffe ich auf Hilfe und Tipps von Angehörigen die eventuell schon mal ähnliche Situationen durchgemacht haben.
Bitte nicht falsch verstehen, ich finde sie hat absolut das recht darauf traurig zu sein und ich tröste sie da auch gerne, ich möchte nur dass sie sich nicht von ihren negativen Gedanken zerfressen lässt.
Die bisherigen Krankheiten habe ich nicht mitgemacht, da ich meine Freundin erst später kennengelernt habe.

Vielen Dank für eure Antworten!

Mirilena
07.07.2012, 18:48
Hallo Amot,

ich finde es sehr schön, dass du sowohl für deine Freundin als auch für ihre Familie da sein willst in dieser schweren Situation. Da der Vater deiner Freundin bereits einmal an Krebs erkrankt war, ist es jetzt für die Familie verständlicherweise unglaublich schwer zu ertragen, dass der Krebs erneut ausgebrochen ist. Wenn ein geliebter Mensch die Diagnose Krebs erhält, dann steht für die gesamte Familie die Welt zunächst still. Man kann und will es nicht glauben, alles dreht sich und die Angst um den Erkrankten scheint einen schier aufzufressen. Ich habe im Februar dieses Jahres leider meinen Vater verloren, der den Kampf gegen den Krebs verloren hat. Es war für unsere Familie eine sehr, sehr schwere Zeit und ich habe ein paar Wochen gebraucht, um überhaupt zu realisieren, was diese Erkrankung für meinen Vater bedeutet, wie ich damit umgehen soll und wie unser Leben dennoch weiter geht. Du musst deiner Freundin jetzt ein wenig Zeit geben, den Schock zu "verdauen". Es ist gut, wenn du ihr signalisierst, dass du für sie da bist und ihr zuhörst. Viele Menschen können es leider nicht ertragen, über Krebs und mögliche Folgen zu sprechen. Da bist du ihr schon eine große Hilfe, wenn du das aushalten kannst. Und wenn sie weinen muss, dann nimm sie einfach in den Arm und halte sie. Ihre Traurigkeit wirst du ihr nicht nehmen können. Die gehört zu ihr in dieser Situation. Aber wenn du sie in ihrer Traurigkeit ernst nimmst und bereit bist, das auszuhalten, dann hilft das eine Menge. Du kennst deine Freundin und kannst am besten einschätzen, wann es denn auch Sinn macht, sie mal "auf andere Gedanken zu bringen", sie abzulenken und mit ihr etwas Schönes zu unternehmen. Wichtig ist natürlich, jetzt nicht den Kopf zu verlieren. Es hilft auch, wenn man die Erkrankung möglichst "sachlich" betrachten kann. So nach dem Motto: Was genau hat der Papa nun? Wie viele Metastasen und wo befinden diese sich? Was bedeutet das? Welche Therapiemöglichkeiten hat er? Und was den Papa persönlich angeht... Ich kenne ihn nicht, du kennst ihn. Du kannst ihm anbieten mit dir zu sprechen, wenn ihm danach zumute ist. Du kannst ihm signalisieren, dass du für seine Tochter und die Familie da bist und sein wirst. Du kannst ihm Mut und Zuversicht zusprechen. Das braucht er jetzt!
Du wirst bestimmt das Richtige tun! Alles Gute für euch,
Mirilena

Jaecky
09.07.2012, 14:34
Liebe Amot,

ich finde es toll von dir, dass du dir Gedanken darüber machst, wie du deiner Freundin helfen kannst.

Ich kann nur aus meinem Blickwinkel heraus einen Rat geben, da ich mir gut vorstellen kann, wie es in deiner Freundin aussieht - denn ich werde meinem Papa verlieren.

Ich denke es gibt nicht wirklich etwas, was man ihr sagen kann. Ich persönlich habe es immer denjenigen sehr übel genommen, wenn mir jemand sagte "ach das wird schon" oder "wird bestimmt alles gut". Ich denke besser als jedes Wort und jeder gut gemeinte Rat ist eine Umarmung und die Gewissheit, dass du für sie da bist. Höre ihr zu, wenn sie reden mag, nimm sie in den arm wenn ihr danach ist. Sei einfach da. Ich denke, dass ist das beste was du tun kannst.

Ich wünsche dir und vor allem deiner Freundin viel Kraft.

Liebe Grüße
Jäcky