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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ehe-Aus durch Krebs?


Phaylee29
28.04.2013, 20:39
Hallo ihr lieben,
ich habe dieses Jahr im Februar meine Krebsdiagnose bekommen.
Seitdem herrscht zwischen meinem Mann und mir eine riesige Kluft.
Sein Vater ist 2010 an Krebs gestorben und ich hab das Gefühl er hat sich schon von mir verabschiedet obwohl der Hodgkin ja eine sehr zuversichtliche Aussicht darstellt.
Meine neue chicke Frisur und die etlichen kortison-kilos tragen natürlich auch nicht unbedingt zur zweisamkeit bei.
Ich empfinde ihn mittlerweile als völlig fremde Person. Er kann mich nicht mal mehr in den arm nehmen.
Ich fühle mich so allein wie noch nie in dieser Beziehung.
Wir sind inzwischen 8 Jahre zusammen und haben 2 Kinder.
Ich bin mir langsam unsicher ob ich ihn hinterher noch an meiner Seite haben will / kann wenn er jetzt in der schweren Zeit nicht zu mir stehen und mich stützen kann.
Vielleicht gibt es hier Angehörige bzw Partner die mir tipps geben können um besser verstehen zu können was in meinem Mann vor sich geht.

Danke euch :)

Valentine
28.04.2013, 20:55
Das tut mir sehr Leid. In Deiner Situation solltest Du Dir wirklich nicht darueber Gedanken machen muessen. Du brauchst nun jemand Starken an Deiner Seite und vorallem brauchst Du all Deine Energie.
Die Mutter meines Mannes ist vor 10 Jahren an Krebs gestorben. Als ich die Diagnose bekam hatte mein Mann Angst dass sich die Situation wiederholt. Er hat sich oft bei seiner Schwester 'ausgeheult' war aber vor mir immer stark.
Mir ist aufgefallen dass er sobald ich die Chemo hinter mir hatte so tat als habe ich nie Krebs gehabt. Fuer ihn war alles beim alten und er war ueberhaupt nicht mehr fursorglich oder aehnliches. Ich habe mal eine Psycholigin gefragt und die hat gesagt dass Maenner gerne verdraengen. Die haben Angst uns zu verlieren und tun deshalb so als sei alles ok. Sie sagte auch das es Maenner gibt die so grosse Angst haben ihre Frau zu verlieren dass sie sich von ihr distanzieren zum Eigenschutz. Das ist natuerlich total bloed fuer uns Betroffene. Wir brauchen eben die starke Schulter. Hast Du denn jemanden der sonst fuer Dich da ist? Hast Du mal mit Deinem Mann darueber geredet wie Du Dich fuehlst?
Ich wuensche Dir alles GUte!

Phaylee29
28.04.2013, 21:29
Genau das ist mein Problem. Ich kann mich gerade einfach nicht auch noch darum kümmern dass meine Beziehung läuft...
Deshalb habe ich Angst, dass sie bis chemo-ende einfach kaputt ist.
Ich weiß einfach nicht wie ich mit dieser Distanz umgehen soll.
Ich habe Freunde die für mich da sind und mich stützen so gut sie können aber das ersetzt keinen partner.
Ich traue mich mittlerweile nicht mal mehr zuzugeben dass es mir mal schlecht geht um ihn nicht runter zu ziehen und zu belasten. Hab das Gefühl mich entschuldigen zu müssen an Krebs erkrankt zu sein.
Ich hab ihm schon öfter gesagt wie es mir geht und versucht raus zu finden was in ihm vorgeht aber bisher ohne Erfolg. Entweder wird er aggressiv oder sitzt kleinlaut da und entschuldigt sich.
Ich verstehe ja dass das alles viel für ihn ist aber das ist es für mich auch. Und allein ist es gleich doppelt so viel. ...

Rosemie
28.04.2013, 23:45
Ich kann Dir nur raten, zu einer Psychoonkologin zu gehen. In den Kliniken bekommt man meist relativ schnell einen Termin. Ich bin bei einer gewesen und habe mit ihr auch über die Probleme gesprochen, die mein Mann mit der Diagnose und dem Umgang mit der Krankheit hatte. Sie sagte mir, daß es oftmals auch für den Partner und die Kinder hilfreich ist, wenn sie zu den Psychologen kommen. Sie hatte aber auch - wie ich selbst - den Eindruck, daß ich keine professionelle Hilfe brauche. Ich habe in meinem Leben schon mehr Schlimmes durchgemacht und konnte deshalb auch jetzt mit meiner Krankheit gut umgehen.

Vielleicht geht es Deinem Mann genauso wie meinem und den meisten Männern, daß er hilflos der Krankheit gegenüber steht. Mein Mann war oft aggressiv - ich aber auch, mich störte manches Mal die Fliege an der Wand und wir haben uns manches Mal angebrüllt. Wir haben uns aber danach auch immer wieder ausgesprochen und ich habe das Gespräch mit ihm gesucht. Ich habe ihm auch deutlich zu verstehen gegeben, wenn es mir nicht gut ging und ich habe ihm deutlich gesagt, daß ich erwarte, daß er mir hilft, daß er einkaufen geht und daß er mich bei der Hausarbeit unterstützt. Das hat er auch ohne Murren getan, zumindest jeweils in der ersten Woche nach einer Chemo. In den zwei weiteren Wochen ging es mir eigentlich immer so gut, daß ich seine Hilfe nicht benötigt habe.

Ich kann Dir nur raten, mit Deinem Mann zu reden, zu reden, zu reden. Und ihn aufzufordern, nicht sprachlos zu sein. Und wenn er Dich nicht in den Arm nehmen will, dann mache Du den Schritt auf ihn zu.
Ich bin der stärkere Teil in unserer Beziehung und als mein Mann merkte, ich gebe mich nicht auf, ich bin eigentlich wie immer, das hat ihm sehr geholfen. Ich habe allerdings auch nie gejammert. Das gab ihm Sicherheit. Ich habe von meinem Mann aber auch nie erwartet, daß er mich stützt, weil ich immer wußte, daß er das nicht kann und ich der stärkere Teil in unserer Beziehung bin. Deshalb bin ich froh, daß ich keine Stütze brauchte - wahrscheinlich hätte ich die mir eher von außen gesucht - also eine professionelle Hilfe.

Mein Mann konnte mich auch nicht gut mit Glatze sehen, es tat ihm weh, mich so zu sehen. Deshalb bin ich auch zu Hause meist mit einer Mütze rumgelaufen.

Ich drücke Dir die Daumen, daß Du einen Weg findest. Die Krankheit birgt auch die Chance zu einem neuen Miteinander. Mein Rat an Dich: Lasse Dir einen Termin bei einer Psychoonkologin geben und nimm Deinen Mann mit zu ihr.