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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hospiz - Segen und Fluch?


prissi09
25.02.2014, 23:51
ich befasse mich mit dem Thema Hospiz, für meine Mutter.
Aber so toll wie diese Einrichtung auch ist, sie ist für mich mit einer schrecklichen Endgültigkeit behaftet. und auch für meine Mutter.
Wie schlimm muss es sein, wenn man seine Wohnung verlässt. Sich ein letztes Mal umdreht und die vertraute Umgebung verlässt, mit dem Wissen, das man sterben geht?
Egal wie schlecht es ein einem geht, der letzte Funken Hoffnung erlischt dann doch.
Wie kann man das ertragen? Es ist kein Krankenhaus, das man vielleicht wieder verlässt. Es ist verdammt endgültig. Für alle...
Schrecklich...
Wie geht es Euch damit? Kennt Ihr diese Gedanken?

HeikesFreundin
26.02.2014, 00:17
Ja - ich kenne diese Gedanken ... Sterben bedeutet unzählige Abschiede ...
Loslassen von allem, zuletzt vom Leben.

Aber ein Hospiz ist auch ein Ort, an dem die Menschen, die diesen Weg gehen
müssen, wieder Zuversicht erlangen können für ihre letzte Phase, sich - einmal
angekommen - geborgen und gut aufgehoben fühlen und oft sogar das Lachen
wieder lernen. Diese Phasen verlaufen sehr unterschiedlich für die Menschen,
die dort ihre letzte Zeit verbringen - aber auch für die Angehörigen.

Es ist sehr traurig, sich mit dem Gedanken an ein Hospiz beschäftigen zu müssen -
auch ich hatte, bevor ich damals dort zu arbeiten begann - beim ersten Betreten richtige Bauchschmerzen ...

Was mir dann begegnete, waren mutige Menschen.
Menschen, die sich versuchten auszusöhnen mit allem - ihrem Leben, ihrer Krankheit
und auch dem Weg, den sie klar vor sich sahen.

Es sagte sogar mal jemand zu mir: hier bin ich zum ersten Mal in meinem Leben richtig
glücklich - dass ich DAS noch erleben darf!
Noch nie wurde mir soviel Wertschätzung und Liebe entgegengebracht
und konnte ich einfach der sein, der ich bin - und werde respektiert und geachtet.
Dabei besitze ich nun keinen Mercedes mehr und auch kein pompöses Haus - ich bin
völlig "nackt" und werde mit Liebe behandelt.
Es ist ein richtiges Zuhause geworden für mich. Die ganze Welt sollte ein Hospiz sein!

Meine Freundin Heike sagte auch zuerst, als ich ihr ein Hospiz nahelegte:WAS, ich soll
in ein "Sterbehaus"??? Du bist meine Freundin und willst mich in so ein Haus bringen???

Und ich sagte: Ja. Ich habe dort gearbeitet und ich weiß, dass Dein schwerer Weg dort
viel leichter wird.

Als wir dort angelangten mit dem Krankentransport dauerte es keine 10 Minuten bis sie sagte,
dass es die beste Entscheidung war.

Und so verbrachten wir gemeinsam dort die Zeit vom 18.4 - 24.5. 2010.

Eine bereichernde Zeit - besonders für Heike und auch ihre Kinder.

Von Herzen wünsche ich auch Dir die Kraft, loszulassen und den richtigen Weg zu finden.

Alles Liebe,
Angie

micha54
26.02.2014, 09:41
Hallo Priss09,

Du sagst "Es ist so endgültig...".
Ja, diese Krankheit ist manchmal sehr endgültig.
Denn es ist ja eigentlich nicht das Hospiz was uns Angst macht, es macht uns einfach klar, wie die Dinge stehen.

Ich habe meine Mutter ins Hospiz begleitet, und sie hat sich sehr schwer damit getan. Allerdings hatte ich Hilfe vom ambulanten Hospiz, eine sehr nette Pychologin, die sich immer sehr lange mit meiner Mutter unterhalten hat.

Als meine Mutter dann "drin" war, empfand sie das als sehr angenehm. Immer jemand in derNähe, mit dem sie reden konnte und auf ihre Ängste eingehen konnte. Leider blieb ihr nur noch wenig Zeit.

Zur Zeit liegt eine gute Bekannte im Hospiz und sie fühlt sich dort ebenfalls sehr wohl. Als das Wort Hospiz zum ersten Mal fiel hatte genau diese Phase, wo alles zu Ende gehen scheint. Aber dann hatte sie realisiert, daß die Dinge sind wie sie sind und sich berappelt. War aber auch der psychologischen Unterstützung zu verdanken, die im KH zur Seite stand.

Nun kannst Du sagen, es gibt halt Menschen, die sehr sachlich an die Dinge heran gehen und damit ihr Schicksal leichter ertragen. Oder besser verdrängen. Es ist aber gerade umgekehrt. Ich bin so ein nüchterner Denker und habe lernen müssen, traurig zu sein, wenn die Dinge traurig sind. Und fröhlich, wenn mich meine Mutter angelacht hat, oder meine Bekannte oder einfach andere Menschen anlächeln.

Übrigens geht es der Bekannten sehr gut, siie darf auch manchmal zu Feiern das Hospiz verlassen, nur die langfristige Prognose ändert sich halt nicht (LK, Operation nicht mehr möglich).

Gruß,
Michael

Nachtrag:
ich würde mich mit Sicherheit genau so schwer damit tun, falls sich die Frage Hospiz ? für mich stellt.

prissi09
26.02.2014, 12:13
danke für Eure Antworten.
Das endgültige fällt meiner Mutter schwer. Sie sagte eben, dass sie dann nie wieder ihren schönen Garten sehen wird und dass sie da nicht mehr herauskommt.
Es hat mir das Herz zerrissen.
Sie will sich nun nicht mal mehr die Bettwäsche wechseln lassen, sie will uns keine Arbeit machen. Aus Angst, gehen zu müssen.
Sie ist schon so schwach, dass ihr das Atmen schwerfällt. Ich glaube, ich bete für sie, dass sie zu Hause sterben darf und nicht ins Hospiz muss.

Trotzdem habe ich dort gleich einen Termin und schaue es mir an..

prissi09
26.02.2014, 16:30
als Kranker ist es eben eher ein Fluch, weil ein Hospiz mit Sterben gleich gesetzt wird.
Aber mir wurde dort erzählt, wie viele Menschen noch einmal aufblühen und eine wirklich gute Zeit haben. Viele wären viel früher gekommen, hätten sie das gewusst...

HeikesFreundin
27.02.2014, 18:33
Ja - das habe ich auch desöfteren gehört ... auch von Angehörigen, die wir parallel begleitet haben.

Für Heike war damals ausschlaggebend, dass ich gesagt habe: dort ist für ALLES gesorgt, die Pflege, Gespräche, Einkauf, Essen, Wäsche ... und du kannst J E D E Sekunde mit deinen Kindern noch verbringen - unbelastet von all diesen alltäglichen Dingen ...

Und dabei war das Zünglein an der Waage auch, dass sie ihren Kindern nicht zur Last fallen wollte.

Ach - ich wünsche Dir soooooooooooooo viel Kraft!!! :pftroest:

prissi09
28.02.2014, 08:37
Liebe Angie,

das habe ich meiner Mutter gestern auch alles erklärt und habe ihr Fotos gezeigt und gesagt, dass man sie dort jederzeit auch abholen kann und sie zu Besuchen mitnehmen kann.
Sie weiß auch, dass wir sie anmelden, aber dass sie entscheiden kann, wann und ob sie dort hin will.
Aber sie will zu Hause sterben und will nicht "weggeschickt" werden, das bekommt sie nicht aus ihrem Kopf. Dann werden wir ihr diesen Wunsch erfüllen und müssen uns noch mehr Hilfe holen.

Kido
28.02.2014, 17:58
Hallo prissi 09,
ja die Gedanken deiner Mutter kann ich sehr gut nachvollziehen.....mein Mann hat ab nächster Woche einen Hospizplatz - wir haben uns alles angeschaut, die Einrichtung ist schön, hell, freundlich - die Mitarbeiter zugewandt und offen.....und doch - es bleibt ein mulmiges Gefühl.

Wie schwer muss es sein - alles aufzugeben - zurückzulassen und sich in ein neues, fremdes, letztes zu Hause zu begeben - sei es auch noch so schön...

Wir haben die Option offengelassen....wieder zurückzugehen - das hilft....

Wenn deine Mutter zu Hause bleiben will, sie einen schönen Garten hat und ihr das leisten könnt - dann kann ich dir die Spezialisierte palliative ambulante Versorgung (SPAV) empfehlen....diesen gibt es fast in jeder Stadt und die Mitarbeiter sind rund um die Uhr erreichbar.

Ich wünsche Euch alles Gute
Birgit

Triangel
28.02.2014, 20:54
Hallo Prissi,

wir bekamen an einem Mittwoch vormittag die Info, dass meine Mutter am folgenden Freitag um 11 Uhr aufgenommen werden konnte.

Konkretes Datum, konkrete Uhrzeit... jetzt war es soweit... ich habe den ganzen Nachmittag geweint, weil ich immer wieder daran denken musste, wie schlimm das jetzt für meine Mutter sein muss.
Ihre so liebgewonnene Wohnung verlassen, zu wissen, jetzt geht sie ins Hospiz, wo "man reingeht und wieder rausgetragen wird".

Sie war so tapfer, immer so munter, stets optimistisch, hat so sehr um noch ein bisschen mehr Zeit gekämpft und nun doch das Hospiz.
Es war kaum auszuhalten.

Dann kam der Freitag.
Meine Mutter war schon sehr schwach, konnte selbst ihre Tasche nicht mehr packen.
Ich habe nur das Allernötigste eingepackt unter dem Hinweis, andere Sachen können wir ja immer noch holen fahren (das Hospiz war nur 6 km entfernt).

Irgendwie wollte ich ihr das Gefühl geben, noch mit der Wohnung verbunden zu bleiben.
Wir Kinder haben gesagt, wir können dich ja jederzeit ins Auto packen und wieder herkommen.

Als wir dann gingen, sie also die Wohnung verließ, es war ja doch klar: für immer, da ging sie ohne sich umzuschauen.
Später sagte sie, das gute Gefühl in der eigenen Wohnung hätte ja schon in dem Moment aufgehört, als sie sich nicht mehr selber versorgen konnte.
Was würde ihr denn die eigene Wohnung nutzen, wenn ständig fremde Leute da seien (Pflegedienst, Essen auf Rädern, Therapeuten, Ärzte).

Im Hospiz hatte sie ihre eigene Bettwäsche, das war ihr ganz wichtig. Und sie fühlte sich dort sofort wohl.
War sehr froh, dass sie die Besuche von uns Kindern geniessen konnte, wir also nur für sie da sein konnten und nicht mit Besorgungen und Erledigungen abgelenkt waren.

In dem Hospiz wurde sie liebevoll betreut, so liebe Menschen dort.
Sie fühlte sich "angekommen" und "getragen" und sagte, es würde ihr soviel bedeuten jetzt zu wissen, hier bleiben zu können, kein Krankenhaus mehr, kein nervöser Pflegedienst der vielleicht den Notarzt ruft, sondern jetzt ist alles klar, alles ruhig, alles vorhersehbar, jetzt noch ganz viel schöne Zeit, dann immer schwächer werden und irgendwann einschlafen.

Leider, leider war es dann nach nur drei Wochen schon soweit.

Mein Vater ist an Krebs zuhause gestorben, er hatte es sich so gewünscht.
Meine Mutter nun im Hospiz.
Beide habe ich intensiv begleitet und muss ganz klar für mich sagen, Hospiz ist der bessere Weg.
Dort kann man uneingeschränkter für seine Lieben da sein.
Und die letzten zwei Wochen lag mein Vater im Bett und hat ja auch nichts von "der Wohnung" gehabt.
Aber wie gesagt, nur meine Meinung.

Liebe Prissi, ich wünsche dir - und auch allen anderen hier - dass Ihr einen guten Weg findet, ganz viel Kraft und alles nur Liebe und Gute.

Triangel

prissi09
28.02.2014, 22:50
ich hab auch genau dieses Bild vor Augen, aus der Wohnung gehen und sich umsehen oder auch nicht. aber wissen, dass es vermutlich kein zurück mehr gibt.

Meine Mama ist so schwach, dass sie kaum mehr laufen kann. So sehr sie ihren Garten liebt, ich glaube, sie kann ihn nicht mehr genießen, aber sagen kann man ihr das natürlich nicht.

Sie quält sich furchtbar und bekommt jetzt auch Atemprobleme. Aber trotzdem gibt sie nicht auf und will erst ins Hospiz "wenn sie stirbt" Dass es bald schon so weit ist, kann sie nicht akzeptieren.

Mein Vater kann bald nicht mehr. Er steht stündlich auf in der Nacht und hilft ihr zur Toilette. Das kann leider auch mein Pflegedienst oder Palliativdienst übernehmen.

Wir haben nun besprochen, dass wir sie anmelden, aber sie entscheidet, ob und wann sie gehen will.
Ich habe sie vorhin im Bett schlafend angesehen und gebetet, dass sie gehen darf und nicht mehr ins Hospiz muss.
Es ist so grausam...

Wangi
01.03.2014, 22:25
Ist schon komisch. Ich für mich würde mich sofort für ein Hospiz entscheiden, aber für meine Mutter würde es mir auch schwer fallen. Warum ist das so? ich möchte nicht dass meine Kinder zu mir kommen m ü s s e n, weil sie mich versorgen müssen, sie sollen lieber kommen um mich zu besuchen. Ich glaube aber meine Mutter würde das anders sehen.
Prissi, ich kann deine Zweifel sehr gut verstehen und hoffe mit dir dass dir die Entscheidung abgenommen wird

Gruß Wangi

Bine 60
05.03.2014, 01:53
Hallo prissi,

ich kann deine Zweifel sehr gut verstehen. Ich für mich selber habe entschieden, daß ich nach Möglichkeit in einem Hospiz sterben möchte. Persönlich kenne ich keines, aber ich habe generell nur gutes über die Einrichtung Hospiz gehört (sicher gibt es auch in diesem Bereich gute und schlechte Häuser).

Aber für meinen Mann kam ein Krankenhaus, und dafür hielt er auch ein Hospiz nicht in Frage. Er starb dann zu Hause.
Wir hatten einen SAPV Dienst und ich muß sagen, daß das eine gute Sache ist. Obwohl, meine Ängste und Zweifel konnten diese Menschen auch nicht nehmen. Man ist nicht vorbereitet aufs Sterben ( siehe auch mein Beitrag "So ist meine Mutter gestorben" im gleichen Forum- Palliativ, Hospiz, Fatigue, Übelkeit & Schmerzen ).

Ich wünsche Dir/ Euch für die kommende Zeit viel Kraft.

Liebe Grüße von Sabine

carlchen
17.03.2014, 16:59
Möchte auch kurz meine Meinung kundtun.
Jetzt mit ein paar Wochen Abstand bin ich sehr froh über den Weg, welchen mein Mann gewählt hat. Hospiz, nein das wollte er nicht. Dort wäre es ihm zu ruhig. Auch war es ihm wichtig, daß sofort ein Arzt in der Nähe war. Er entschied sich für die Pallativstation. Als ich das erste Mal die Station betrat, war mir ganz anders.
Mein Onkel H. ist hier gestorben, es war sehr schlimm, doch die Zeiten haben sich geändert.
Letztendlich war mein Mann nur 1 Tag! auf der Station. Ich bin mir ja nicht sicher, wieviel Morphium er in sich hatte, denn er wirkte ja fast glücklich.
Er hat viele damit überrascht. Er war ein "zähes Kerlchen", so habe ich mal genannt. Aber bis zu dem Tag, wo man ihm sagte es gebe nichts mehr zu tun, außer keine Angst und keine Schmerzen.
Das war ihm sehr wichtig.
Morgen sind es 5 Wochen, es tut unglaublich weh und begreifen kann ich es nicht. Aber für später, wird es wohl ein Trost sein.
Wir vier, unsere Töchter, seine Schwester und ich waren bis zum letzten Atemzug bei ihm.
LG Carolin

prissi09
17.03.2014, 17:29
Hallo Carolin,

jeder sollte so sein Lebensende verbringen, wie er es sich wünscht und wie es geht.
Meine Mutter wollte nie wieder in ein Krankenhaus. Das Hospiz konnte sie sich leider nicht mehr anschauen. Das habe ich für sie gemacht.
Und dort war es nicht ruhig. Ich empfand es als sehr "schön" dort und ich hatte auch ganz andere Vorstellungen davon.
Die Situation zu Hause war am Ende sehr belastend und wir hätten uns viel mehr "um uns" kümmern können, wäre meine Mama in einem Hospiz gewesen.

Am Ende ist sie zu Hause gestorben, wie sie es wollte und wir waren bei ihr und haben sie begleitet. Vielleicht wäre die Nacht vor ihrem Tod und auch die letzte zwei Stunden noch ein wenig leichter gewesen, hätte sie noch mehr Morphium bekommen. Sie hat schon sehr schwer geatmet und ich dachte, sie hätte Atemnot gehabt. Vielleicht war es aber auch natürlich so.
Wir wussten es nicht besser, aber sie hätte auch keine Arzt mehr sehen wollen. Vielleicht hätte sie mit mehr Morphium auch nicht mehr gemerkt, dass wir alle da waren.

Am wichtigsten ist es, dass man über sich selber noch entscheiden kann und dass wir als Angehörige versuchen, die letzten Stunden oder Tage so angenehm wie möglich gestalten zu können. Ob das immer der richtige Weg ist, ich weiß es nicht...

carlchen
22.03.2014, 15:40
Hallo prissi,
ja es ist schon schwierig den richtig Weg zu finden.
So glauben viele nichts ist schlimmer als im Krankenhaus zu sterben.
Es ist immer gut, wenn man etwas Zeit noch hat, sich damit auseinander zu setzen. Ich arbeite ja selbst im Krankenhaus und habe oft miterlebt wie Menschen gestorben sind. Und ich hatte furchtbare Angst vor dem Tag.
Ich denke wir haben alles richtig gemacht. Wir,unsere Mädchen, seine Schwester und ich waren bei ihm, die ganze Zeit, 10 lange Stunden.
Für mich hat das Sterben und der Tod dadurch ein anderes Gesicht.
So kann ich jetzt mit 49 Jahren eine Patientenvollmacht machen und neheme damit im Falle des Falles meinen Töchtern die Verantwortung ab. Ich habe keine Angst mehr.
Schön wäre es, wenn man betreut wird, sei es in einem Hospiz oder auf einer Pallativstation, Hauptsache mit Würde.
Bei bei mir hier in der Nähe gibt es auch ein Kinderhospiz.
Ein schöner Ort, aber leider hat es zu wenig Pätze, aber das gilt auch für Hospize für Erwachsene.
LG carlchen

Zwilleling
29.08.2014, 16:04
Hallo ihr Lieben.
Meine Schwester und ich stehen davor uns morgen ein Hospiz für unsere Mama anzusehen.
Unsere Mutter (seit 2 Monaten auf Palliativ) hat mit ihrer Cousine darüber gesprochen, dass sie in ein Hospiz gehen würde. Uns ggüber redet sie immer von zu Hause:( Ich weiss einfach nicht, wir ich den Anfang machen kann um mit Mama drüber zu reden. Man hat so Angst:(
Ich werde sicher weinen müssen und sie auch.
Hat jemand einen Tipp?:/

777
30.08.2014, 22:36
Mir geht es auch so wie meinem Vorschreiber....ich traue mich nicht das Thema Hospiz zu erwähnen....nach vielen, vielen Wochen habe ich es gestern endlich geschafft meinen Bruder "voranzumelden", denn es gibt nicht viele freie Plätze im nächsten Hospiz, ich brachte es bisher nicht zustande.

Wie soll ich das Thema nur zur Sprache bringen? Mein Bruder verdrängt jegliches Gespräch über seine Krankheit ( Ösophaguskarzinom, nun Hirn- u. Nebennierenmetastasen, austherapiert, extrem schwach)

Ein Tipp den ich von den Palliativ Schwestern bekam war der: Hospiz heißt Herberge, man kommt dort auch wieder heraus, es muss nicht das Ende sein!

Aber auch das mag ich nicht aussprechen, jeder denkt sich doch seinen Teil, der Betroffene und alle anderen auch. :shy:

LG, Gitti

Panda72
30.08.2014, 22:55
Hallo,

letztlich ist es eine sehr persönliche Entscheidung, wie man seinen Weg weiter gehen möchte. Auch wenn Du es gut meinst, zwingen kann man niemand und das Verdrängen ist nur ein Schutzmechanismus, um den eigenen Schmerz zu verdrängen.

Vielleicht ist es einen Versuch wert, einen Brief zu schreiben und ehrlich Deine Gedanken zu schildern und ihm auch klar vor Augen zu führen, dass seine Verdrängung auch Euch betrifft und bestimmt auch traurig macht. Sie nimmt Raum für einen Abschiedsprozess, für den vielleicht nicht mehr so viel Zeit bleibt. In einem Hospiz könnt ihr Euch auf das Zwischenmenschliche konzentrieren und das "Rahmenprogramm" anderen überlassen. Das bringt Erleichterung für beide Seiten. Ein Brief gibt ihm Raum, das Gelesene in Ruhe zu verarbeiten und darüber nachzudenken.

Ansonsten bleibt Dir nur, seine Entscheidung oder Nichtentscheidung zu akzeptieren. Auch wenn es schwerfällt. Letztlich geht es um ihn.

Ich wünsche Dir viel Kraft für alles, was vor Dir liegt. :pftroest:

Panda

Triangel
02.09.2014, 14:41
Hallo Zwilleling,

magst du erzählen, wie es dir inzwischen ergangen ist?
Ob du einen Weg finden konntest, das Thema anzusprechen?

Weißt du, auch wenn es bei meiner Mutter die richtige Entscheidung mit dem Hospiz war... noch heute aber wird mir ganz eng bei der Erinnerung wie es war, als wir sie tatsächlich dorthin gebracht haben.

Es ist und bleibt ein unglaublich schwerer Schritt, denn jedem ist doch schon auch klar, was es mit einem Hospiz auf sich hat.

Und trotzdem sehe ich das Hospiz als ein Segen an.
Die Menschen dort sind unglaublich aufmerksam, liebevoll, kein elend langes Warten, bis mal jemand kommt, wenn man Schmerzen hat oder unruhig ist.

Und wir als Familie konnten die Zeit mit meiner Mutter geniessen, sind mit ihr im Rollstuhl spazieren gefahren, haben zusammen gelesen, uns lange unterhalten, es war so ruhig und entspannt, ganz anders als die Zeit, als sie zuhause war und wir uns um all das Drumherum wie Termine, Medikamente, Einkaufen, Pflege usw. kümmern mussten.
Da war dann oft gar keine Zeit gewesen, Muße zu haben für einfach nur das Zusammensein.

Im Hospiz geht der Lebensweg zu Ende.
Aber er geht nicht zu Ende, weil man im Hospiz ist, sondern weil es diese Krankheit gibt.

Das Hospiz gibt gute Rahmenbedingungen für die letzte Lebenszeit, aber es verkürzt das Leben ja nicht.

Meine Mutter war einem Hospiz gegenüber grundsätzlich aufgeschlossen, aber als es dann soweit war, scheute sie doch, wollte es sich eine zeitlang nicht eingestehen, dass es nun soweit sei.

Ich habe mich dann um eine Platz bemüht, bin anschließend zu ihr gefahren und habe gesagt: "Ich habe mir heute das Caritas Hospiz angesehen und dort ein sehr nettes Gespräch mit dem Leiter gehabt. Wenn du magst, kann ich dir gerne davon erzählen."

Ihre Antwort. "Jaja, später mal." und ich "Ja, in Ordnung."
Habe dann auch nicht wieder davon angefangen.
Am nächsten Tag dann am Telefon (vielleicht brauchte sie die Distanz?) dann "Ach, erzähl doch mal, würde mich doch mal interessieren, du warst doch gestern in dem Hospiz."

Ich habe ihr dann davon erzählt, aber ausgelassen zu sagen, dass es jetzt wirklich auch an der Zeit wäre.
Das hat sie dann kurz danach selber erkannt.

Sie war nur noch drei Wochen im Hospiz, die ersten zwei Wochen ging es ihr deutlich besser, weil sie sich dort so wohl und umsorgt fühlte, dann aber forderte die Krankheit ihren Tribut.
Sie hat es bedauert, nicht früher ins Hospiz gegangen zu sein, denn "Hier konnte ich zur Ruhe kommen." wie sie sagte.


Liebe Zwilleling, ich wünsche Euch von ganzem Herzen, dass Ihr einen guten Weg findet und ins Gespräch kommen könnt.

Alles nur Liebe und Gute,
Triangel

Tochter68
04.09.2014, 16:25
Hallo,

erstaunlich, wie sehr sich die Berichte gleichen. Meine Mutter lehnt das Hospiz ebenfalls ab, sie liegt derzeit mit einer Gehirnmetastase in der Klinik (Ursprung Bronchialkarzinom).

Leider ist meine Mama nicht mehr entscheidungsfähig und häufig verwirrt, so dass sie nicht mehr nach Hause kann, auch wenn ich es gerne würde.

Bei meiner Mutter ist es wohl auch der Name, der sie erschreckt, denn er hat ja wirklich was endgültiges. Wir haben ihr zwar gesagt, dass sie dort nicht eingesperrt ist und auch wieder weg kann, wenn es ihr nicht gefällt. Aber es steht für sie nicht zur Diskussion. Sie will erst mal in der Klinik bleiben und dann EVTL. in Kurzzeitpflege.

Ich habe mir das Hospiz angesehen es ist ganz toll und liegt auch landschaftlich sehr schön, wenn ich dann an ein Pflegeheim denke....
Dort geht sie doch unter :embarasse

Aber ich werde ihren Wunsch respektieren und hoffe, dass sie es sich mit der Zeit noch überlegt.

777
15.09.2014, 09:57
Hallo ihr Lieben,

erstmal Danke @ Panda für den Tipp mit dem geschriebenen Brief, diese Möglichkeit hätte es nicht gegeben, da mein Bruder durch seine Hirnmetastasen sich keine langen Briefe inhaltlich merken kann. Trotzdem finde ich den Tipp gut, dankeschön!

Es hat sich sehr viel ereignet und ich war fix und fertig mit meinen Nerven, er war letzte Woche nun so schwach, das bei mir zu Hause garnichts mehr ging, er braucht eine 24 Std. Betreuung, die kann ich ihm nicht geben und so rief ich schweren Herzens im Hospiz an, ob denn was frei wäre.

Da es Donnerstag war und nicht WE hatte ich Glück, es war ein Zimmer frei, nun folgte der Papierkram und dann bekam ich die Bestätigung, das ich ihn Freitag gegen 11 Uhr, wenn es geht, bringen kann.

Donnerstag Nachmittag brachte ich ihn mit Hilfe weiterer Angehöriger zu unserer Mutter, und wir sprachen nun zu dritt das Thema Hospiz an, er schwieg dazu wie eh und je, aber ich wusste, das er doch einwilligt mit dem, was ich ihm empfehle u. ich betonte das alle für ihn die aller-allerbeste Pflege wollen, und das ist nunmal im Hospiz.

Es war ein schöner Nachmittag, wir lachten viel, wir schafften es sogar ein Gesellschaftsspiel zu spielen die Verabschiedung war ganz normal, und das lässt es uns allen gemeinsam besser gehen.

Mittlerweile ist er seit 2 Tagen dort, er hat es akzeptiert, ich konnte ihm gleich nach Ankunft alles anschließen, ein Festnetz Telefon, seinen PC, einen Fernseher hat er dort auch, sein Handy sowieso und das Allerschönste für uns ist, das ich seine 2 kleinen Yorkshire Terrier mitbringen darf!

Es ist alles gut so, mittlerweile haben sich meine Nerven beruhigt, und nun staune ich, er kann jetzt wieder mit dem Rollator allein zur Toilette gehen, was bei mir zu Hause garnicht mehr ging.

Trotz unsäglichem Herzschmerz meinerseits, weiß ich ihn dort sicher und kann auch wieder schlafen, denn die letzten 3 Monate konnte ich das nicht mehr richtig, da ich auf ihn auch Nachts aufpassen musste, ich bin froh, das es so gekommen ist, obwohl er mir fehlt, mein großer, starker Bruder, den ich sehr vermisse.:cry:

hpd777
16.09.2014, 12:42
Ich denke, dass dein Bruder in einem Hospiz sehr gut aufgehoben ist.

Mach dir bitte keine Vorwürfe...

LG
HPD

777
18.09.2014, 08:07
Danke, hpd, doch, das habe ich.....

doch nun, wenn ich täglich sehe,allein was er dort für ein Bett hat, mit seinen vielen Funktionen, die ihm sogar Schmerzen nehmen, und er liebevoll umsorgt wird, geht es langsam mit meinem schlechten Gewissen.

Hart ist es trotz allem für einen selbst. :cry:

Adlatus
25.09.2014, 10:23
Trotz unsäglichem Herzschmerz meinerseits, weiß ich ihn dort sicher und kann auch wieder schlafen, denn die letzten 3 Monate konnte ich das nicht mehr richtig, da ich auf ihn auch Nachts aufpassen musste

Solch eine Entscheidung zu treffen ist nie leicht, man möchte alles geben um seinen Liebsten die Zeit so gut wie möglich zu gestalten.
Aber wenn man alles gibt, ist vom wichtigsten oft nichts mehr da: Ruhe, Zeit, Aufmerksamkeit. Einfach mal dabei sitzen und die Hand halten.

Auch das ist die "Aufgabe" der Familie und geht dann in dem ganzen Pflege und Organisationstrubel irgendwann verloren. Und ich bin fest davon überzeugt, wenn dir das Hopiz die Pflege und Betreuungs"arbeit" abnimmt, kannst du dich wieder auf genau diese wichtige Seite konzentrieren.
Das tut der Seele gut. - Deiner und seiner

Löwentochter
31.03.2015, 15:29
Hallo zusammen,
ich heiße Michaela und bin neu hier.
Meine Mutter (64) bekam Anfang Januar die Diagnose schlecht diff. Adenokarzinom in der Lunge mit Fernmetastasen in der Leber, Nebenniere und auf beiden Seiten des Beckens (die wurden zuerst entdeckt). Lebenserwartung ????.
Sie bekam 2x Chemo und 10 Bestrahlungen die leider alle nicht gewirkt haben. (Krhs Aufenthalt war teilweise der Horror)

Nach Gesprächen mit der Palliativ Ärztin hat meine Mutter beschlossen die Behandlung abzubrechen und wir haben, während Sie nach ihrem Krankenhausaufenthalt in der Kurzzeitpflege war (keine Pflege zu Hause möglich, wg. den Metas im Becken kann sie nicht mehr laufen) einen Hospizplatz gesucht.

Ich kann jedem der nicht zuhause gepflegt werden kann und eine begrenzte Lebenserwartung hat, nur empfehlen ins Hospiz zu gehen.

Seitdem die Schmerzmedikation und auch die Medis gegen Übelkeit richtig eingestellt sind, ist meine Mutter ist wieder richtig aufgeblüht und düst mit dem Rolli durchs Hospiz (war vor drei Wochen nicht möglich). Sie kann wieder viel leichter lachen und man hat teilweise den Eindruck sie ist gar nicht krank. Sie genießt alles an Pflege etc was ihr das Hospiz bieten kann (und das ist eine Menge). Die Mitarbeiter sind allesamt top !!!
Mir selber geht es mental und ums Herz rum auch viel besser weil ich jetzt weiß das meine Mutti immer jemanden hat (ich bin voll berufstätig und Mutti ist allein) falls es ihr mal nicht gutgehen sollte.

Ich sage immer 'Mutti ist im 5Sterne Hotel mit ärztlicher Pflege ;):cheesy:

Ich hoffe dass wir noch viele schöne Wochen und mehr haben

LG

Jelka
29.05.2015, 23:15
Hallo ihr Lieben,

ich habe viel in diesem Forum in den letzten 15 Monaten mitgelesen, habe jedoch bis heute keinen Beitrag geschrieben.

Vor 15 Monaten bekamen wir die Mitteilung der Ärzte, dass der Krebs wieder ausgeprochen war - Malignes Melanom, Stadium 4. Im Sommer letzten Jahres entschied sich meine Mutter dafür die Behandlung mit Ipilimumab-Infusionen einzugehen. Die ersten zwei Infusionen verkraftete sie für mich überraschend gut. Leider ging es danach steil bergab - das Immunsystem von ihr brach total zusammen und sowohl die Ärzte als auch ich befürchteten, dass das baldige Ende naht. Ich verneige mich vor ihrer Energie, ihrem Mut, ihrer Kraft, sie schaffte es "wieder auf die Beine zu finden".

Zwischen all den auf und abs in den letzten Monaten kam vor 2 Wochen dann der totale Einbruch - sie kann das Bett so gut wie nicht mehr verlassen. Lange und viele Gespräche folgten - sie verdrängte bislang ihre Krankheit. Ich bin der Ansicht, dass die Verdrängung sie bislang am Leben hielt. Nun endlich kam die Zustimmung von ihr am kommenden Montag ins Hospiz zu wechseln. Ich bin mir sehr sicher, dass es ihr letztendlich mit dieser Entscheidung und dem Einzug ins Hospiz viel besser gehen wird.

Morgen früh werde ich zu ihr fahren - sie wohnt knapp 80 km von mir entfernt, um ihr die Dinge in den Koffer zu packen, die sie gerne mitnehmen möchte.

Als heute der für mich erlösende Anruf vom Hospiz kam, dass nun endlich ein Platz für sie frei geworden ist, spürte ich wie ein riesig großer Stein von mir fiel. Im Laufe des Abends haftete sich schleichend ein neuer an meine Fersen in dem Nachfühlen aus dem zu Hause zu gehen mit dem Wissen nie wieder zurückzukehren - ich bin gerade völlig durcheinander...

Jelka

Nicitzka
02.01.2018, 17:24
In diesem Thread wurde schon länger nichts geschrieben – ich habe aber schon vieles für mich wertvolles entnommen.

Vielleicht ist jemand auch noch hier, der gerade ähnliches durchlebt?

Meine Mutter wurde vor 3 Monaten Leberkrebs und Leberzirrhose Child C diagnostiziert.

Sie hatte dann noch zwei palliative Behandlungen, die uns Hoffnung machten, dass sie nochmals Aufschwung bekommt und Lebenszeit und Lebensenergie. Der Arzt hat uns klar dazu geraten. Ihr ging es dann auch ein paar Tage nochmals ganz gut.

Allerdings mussten wir die Behndlung dann abbrechen, da sie nicht erfolgreich war. Tumore konnten nicht von der Blutversorgung abgeschnitten werden, das Chemoembolisat lief irgendwohin ab.

Somit wurden wir nach Hause geschickt zum Hausarzt. Der war völlig überfordert und hat einer Behandlung eines SAPV zugestimmt.

Das habe ich nun in Gang gebracht, aber erst nachdem ich mit Leibeskräften meinen Vater überzeugen konnte.

Es ging die letzte Woche ziemlich bergab und meine Mutter musste nochmal bis Weihnachten ins KH.

Dort haben sie uns SAPV oder Hospiz empfohlen.

Der SAPV ist eine ganz ganz tolle Möglichkeit. Ich bin sehr sehr dankbar.
Sie haben meiner Mutter inzwischen Morphium gegeben und schauen wirklich nach ihr. Doch die Pflege und das Kümmern übernimmt mein Papa und ich.

Ich merke, dass mein Papa nicht mehr kann – vor allem nachts muss er ständig raus. Meine Mutter macht nichts mehr selbstständig, inzwischen.

Heute habe ich Kontakt mit dem Pflegedienst aufgenommen, damit er tätig wird.
Morgen werde ich zurückgerufen.

Ausserdem habe ich schweren Herzens mit dem nächsten Hospiz telefoniert.
Es war ein sehr sehr gutes Gespräch und die Dame bot uns an, dass mein Papa und ich vorbei kommen und es und anschauen. Allerdings ist dei Warteliste lange.

Wir schaffen es nicht, denn mein Papa ist auch beeinträchtigt und müsste operiert werden.

Ich möchte meine Mutter begleiten, obwohl ich soo viele schwere Jahre und Zeiten mit ihr hatte, doch was mir immer im Kopf ist:

Die Würde eines Menschen ist unantastbar. Und gerade deswegen wäre ein Hospiz eine würdige und gute Möglichkeit.

Leider will meine Mutter selber sich nicht auseinandersetzen.

Hat mir jemand Zuspruch oder allgemein, wie war/ist es bei euch?

Nicitzka

kerstin10
03.01.2018, 13:41
Hallo Nicitzka,
es tut mir leid, dass auch Du diesen schweren Gang gehen musst. Bei uns liegt es ja nun doch schon einige Jahre zurück. Uns hat damals der ortsansässige Hospizverein sehr geholfen. Habt Ihr so einen in der Nähe? Da es bei uns in der Nähe kein Hospiz gab, haben die sich liebevoll darum gekümmert, dass sie schnellstmöglich auf eine Palliativstation verlegt wurde. Sie haben meiner Mama aber auch so sehr viel geholfen. Mit ihr über die Situation gesprochen (ich finde als Angehöriger ist man da total hilflos), ihr ermöglicht der Wut, Angst, Hilflosigkeit, Trauer einen Raum zu geben. Aber auch dem bisschen Leben noch etwas abzugewinnen. So wurde es auch für uns "einfacher" mit der Situation umzugehen. Sie halfen uns auch später bei der Trauerbewältigung. Allerdings muss Deine Mutter mit dem Besuch eines Hospizhelfers einverstanden sein, sonst kommen sie nicht.
Ich finde es jedenfalls toll wie Du und Dein Papa sich kümmern. Es ist keine leichte Aufgabe. Und wenn man nicht mehr kann, darf man das auch zulassen und sich Hilfe suchen. Ich wünsche Euch viel Kraft auf diesem Weg.
Alles Liebe
Kerstin

Töchterlein
22.02.2018, 13:54
Hallo,
ich habe diesem Thread auch schon sehr viel Wertvolles entnehmen können und einigem kann ich mittlerweile auch zustimmen. Mein Papa ist auch sehr viel ruhiger dort geworden. Als Ehefrau oder Tochter ist man viel zu "nah dran", als dass man in Situationen wie einem Kollaps ruhig bleiben könnte. Das ganze Drumherum ist so aufreibend, das ist einfach ein Fakt.
Ich konnte mir selbst lange nicht vorstellen, dass mein Papa in so eine Einrichtung kommt, solange es noch irgendwie anders geht. Aber in den Tagen vor der Entscheidung hat er einfach selbst gesehen, dass es so nicht mehr geht. Meine Mama war völlig durch den Wind, hat auch extrem viel herumgeschrien, dann wieder geweint, war teilweise echt giftig zu ihm, und er teilweise zu ihr...
Da ist es jetzt schon sehr viel besser.

Bei uns war das mobile Palliativteam da, als die Entscheidung gefallen ist und die hat er getroffen. Allerdings muss ich auch dazu sagen, dass die Ärztin da erwähnt hat, dass es auch eine Übergangslösung sein kann, dass wenn es ihm halbwegs gut geht, er jederzeit mit einem von uns nach Hause kommen kann und so etwas. Ich glaube, das hat schon einen Großteil des Schreckens dieser Einrichtung genommen. Und so war dieser (von mir auch sehr gefürchtete Moment des "Aufbruchs") dann gar nicht so wild. Also kein "letzter Blick zurück" oder so. Da bewundere ich meinen Dad eh sehr, in solchen Momenten ist er dann so stark - Wahnsinn.

Daniel32
12.03.2018, 19:19
Ich habe auch in letzter Zeit eine Weile überlegt, ob das Hospiz etwas für mich wäre. Habe eins angeschaut und bin zu dem Entschluss gekommen: ja. Denn dort ist die bestmögliche Betreuung in der Sterbephase möglich.
Natürlich hoffe ich trotzdem, das noch so lange wie möglich hinausverzögern zu können. Im Moment werde ich durch das SAPV- Team betreut. Bin damit sehr zufrieden.

Töchterlein
28.03.2018, 16:40
Hier möchte ich auch noch unbedingt anmerken, das Hospiz war die allerbeste Entscheidung ever. Ich kann diese Einrichtung - zumindest bei uns hier in Ö - und speziell die wo er war nur über den grünen Klee loben. So etwas von einfühlsamem Personal habe ich sonst nirgendwo jemals zuvor gesehen.
Zu Beginn konnte er ja noch ziemlich seine Wünsche äußern und es wurde immer ausnahmslos darauf Rücksicht genommen. Er wurde immer gefragt, ob er mehr Schmerzmittel will oder mehr zum Schlafen... und immer respektiert, was er zurückgemeldet hat (später dann halt nur noch sehr schwer zu erkennen, aber auch da waren sie alle top geschult und kompetent).

Wollte ich unbedingt noch weiter geben.

Daniel32
28.03.2018, 18:03
Danke für diese Infos!