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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : nun bin ich auch hier...


prissi09
06.03.2014, 22:32
seit heute mittag. ich habe meine Mama begleitet, sie ist gegangen.
nach 4,5 Jahren Kampf. Sie musste aufgeben, aber sie wollte nicht.
Wir waren bei ihr und haben ihr die Hand gehalten.
Ich habe ihr alles gesagt, was ich sagen wollte und ich hoffe so sehr, dass wir ihr helfen konnten zu gehen.
ich habe Angst, das wir vielleicht was falsch gemacht haben. Oder dass sie alleine sein wollte?
Ich werde es nie erfahren und ich muss mich auf mein Gefühl verlassen.
Ich hatte das Bedürfnis, sie nicht alleine gehen zu lassen.
Sie hat schwer geatmet, über 1,5 Std. aber ich hatte den Eindruck, als wäre sie ruhiger geworden, als meine Schwester und ich da waren. Sie hat nicht mehr so laut gestöhnt.
Mein Vater hat gesagt, sie hätte nachts gekämpft und sie war noch ganz klar. Leider nicht mehr, als ich kam. Ich hätte nicht noch eine Engelskerze und warme Socken kaufen sollen. ich war auch noch in der apothke und habe eine Sprühflasche gekauft, weil ich ihr damit den mund befeuchten wollte.
ich konnte doch nicht wissen, dass sie nicht mehr reden kann, wenn ich komme.
sie konnte mir also nichts mehr sagen.
aber gestern habe ich ihr küsschen zum Abschied gegeben und vorgestern hat sie mir hinterhergerufen "danke für alles"

Ich bin unendlich traurig. Aber auch erleichtert, weil Mama nicht mehr leiden muss. Und von mir fällt so viel Angst und Belastung ab.

fraunachbarin
07.03.2014, 07:14
liebe prissi...
mein inniges mitgefühl zum verlust deiner mami.
mach dir bitte keinen kopf, ob du alles richtig gemacht hast. das hast du mit sicherheit, du hast nach deinen möglichkeiten alles gegeben.
schön, daß deine mami sich noch bei dir bedanken konnte.
fühl dich hier herzlich aufgenommen und schreib dir ruhig alles von der seele. das tut gut und wir sind hier sehr füreinander da. du wirst sehen, das ist ein schönes gefühl.
ich wünsche dir ganz viel kraft für die kommende schwere zeit der trauer.
stille grüße von tine

maeusi
07.03.2014, 08:09
Liebe Prissi,
ich möchte dir mein Beileid aussprechen.
Es ist gut, daß du bei deiner Mama warst in ihren letzten Minuten und sie nicht allein war.

Auch ich durfte meine Mama begleiten und hab ihre Hand gehalten und gestreichelt während sie für immer einschlief.

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft für die kommende Zeit.

LG Anja

IrisA88
07.03.2014, 10:00
Liebe Prissi,
ich kann mir vorstellen, was du nun durchmachst. Fühl dich gedrückt.
Mach dir keine Gedanken, ob du alles Richtig gemacht hast. Das hast du. Hätte deine Mama alleine sein wollen, hättest du es gemerkt.

Meine Schwester und ich waren die ganze Zeit bei Mama. Sie hat auch die ganze Zeit gekämpft. Irgendwann waren wir dann kurz einen Kaffee trinken. Als wir wieder ins Zimmer kamen, war sie gegangen. Sie wollte alleine sein und hat vermutlich darauf gewartet, auch wenn wir uns Vorwürfe machen, dass wir nicht da waren.

Ich wünsche dir viel Kraft für die kommende Zeit!
Liebe Grüße
Iris

prissi09
07.03.2014, 11:55
es schließt sich ein Kreis, meine Mutter hat uns beide auf die Welt gebracht und wir haben sie gemeinsam aus der dieser Welt begleitet...

HeikesFreundin
07.03.2014, 12:27
... ja, sie hat euch euren 1. Moment im Leben geschenkt und auch ihren letzten - ein Akt größten Vertrauens.

Es ist schön, dass ihr bei ihr sein konntet und sie begleiten
in ihre neue Welt.

Sehr mitfühlende Grüße,

Angie

KathiT
07.03.2014, 21:38
Liebe Prissi,
mein tiefstes Mitgefühl zu deinem schweren Verlust.
Es ist schön, das du die letzten Stunden, Minuten, Sekunden bei ihr sein konntest und sie auf ihrem Weg begleiten konntest. Du/ihr warst für sie da, so wie sie sicherlich immer für dich/euch.
Du kannst hier jederzeit schreiben, irgendjemand ist immer da.
Ich wünsch dir viel Kraft.
Lieben Gruß Kathi

papillon0110
08.03.2014, 08:56
Liebe prissi
Ja der Kreis hat sich geschlossen. Genau so hab ich es empfunden und seht es als letzten Beweis der liebe eurer Mutter euch gegenüber an, als Geschenk, welches euch helfen wird bei all der tiefen Trauer um sie. Wir waren auch dabei als unsere mama ging und mich troestet es das sie uns Kindern diese große Angst genommen hat, dabei zu sein, wenn sie sich au den Weg macht.
Ich schick dir mein tief empfundenes Mitgefühl.
Yv.

prissi09
08.03.2014, 11:04
vielen Dank Euch allen für Euer Mitgefühl und die tröstenden Worte.

Wir planen nur die Trauerfeier und wir gehen morgen mit ihren Enkelkindern auf den Naturfriedhof und suchen ihr einen schönen Baum aus.

Alles so zu gestalten, wie es ihr gefallen hätte ist nochmal eine wunderbare Art, etwas für sie zu tun. Auch wenn uns unsagbar schwer fällt...

prissi09
08.03.2014, 13:18
Wir planen "nun" nicht "nur"! Ein schrecklicher Tippfehler

prissi09
12.03.2014, 22:11
die Trauerfeier. Ich habe eine riesen Angst davor. Ich befürchte, dass dann alles so real wird.
Es ist nun schon 6 Tage her, dass meine Mama gegangen ist. Ich habe mich die ganze Zeit gekümmert um alles. Es hat gut getan, kann ich doch so noch was für sie tun.
Ich habe die Sonne genossen und dabei viel an sie gedacht.
Obwohl mir die Bilder durch den Kopf schiessen, als ich ihre Hand hielt und es doch nichts Realeres gibt, ich glaube es nicht.
Natürlich kommen mir ab und zu die Tränen und ich weine. Aber es ist alles noch so normal.
Bis zur Trauerfeier. Ich weiß nicht, wie ich das überstehen soll! Wobei, das habe ich auch gedacht, bevor sie gegangen ist.
Ich glaube, ich gehe nächste Woche noch nicht arbeiten. Ich will nicht verdrängen, ich will alles spüren und verstehen. Verdrängen kommt noch früh genug.
Vor einigen Wochen habe ich mir vorgenommen, dass ich in den Urlaub fahre, wenn sie nicht mehr da ist. Damit ich einfach mal alles hinter mir lassen kann.
Vielleicht mache ich das auch.
Nach der Urnenbeisetzung. Die kommt ja auch noch.
Es ist einfach alles der Horror!!!!

prissi09
12.03.2014, 22:24
noch was...
als ich mich im September 2009 hier angemeldet habe, habe ich auch bei den Hinterbliebenen gelesen.
Weil ich mich nach der Anfangsdiagnose "Endstadium- ein halbes Jahr bis Jahr" direkt damit beschäftigt habe.
und ich dachte, ich könne mich irgendwie vorbereiten, um es mir leichter zu machen.
Nix da. Wir haben 4,5 Jahre gekämpft und meine Mama hatte entgegen aller Prognosen noch eine gute Zeit.
Ein Gewinn und ich bin unendlich dankbar dafür.
Aber der Kampf war trotzdem aussichtslos. und jetzt weiß ich, ich konnte lesen, so viel ich will. Es macht gar nichts leichter und ich war nicht vorbereitet.
Was hab ich nur gedacht... Wie naiv war ich.

Sternschnubbe
13.03.2014, 08:16
Liebe Prissi,

auch ich möchte dir sagen, wie Leid es mir tut, dass ihr den Kampf nun verloren habt und deine Mama zu den Engeln gegangen ist. Wie jeder hier, kann auch ich dir sagen, dass ich deine Gefühle so nachvollziehen kann. Auch ich war dabei, als meine Mama von uns ging. Diese Bilder des Monitors, wie die Nulllinie und der monotone Ton erklang, habe ich wochenlang mit mir geschleppt. Und trotzdem war ich von der ersten Sekunde an dankbar, dass ich bei ihr sein durfte. *wein*
Oft denke ich in letzter Zeit, wie es meinem Papa und meiner Tante ergangen sein muss, dass sie nicht dabei waren. Dass sie erst durch meine Schwester, die ebenfalls bei Mama war, von Mamas Tod erfahren haben. Gerade mein Dad. Er ist vor einem Monat gestorben. Nun kann ich ihn nicht mehr fragen, ob er auch gern dabei gewesen wäre.

Deine Angst vor der Trauerfeier kann ich verstehen. Aber ich muss sagen, dass ich mich sowohl bei Mama als auch bei Papa irgendwie auf den Moment „gefreut“ habe. Noch einmal offiziell Abschied nehmen zu können. Noch einmal das Gefühl zu haben, ganz nah bei demjenigen zu sein. Meine Mama war eine Erdbestattung und damit hatten wir in einer Woche alles erledigt. Bei Papa haben wir 3 Wochen auf die Trauerfeier mit anschl. Urnenbeisetzung gewartet. Und ich muss sagen, es war eine Qual. Bis dahin schwebt man in der Leere und wartet einen Abschluss zu finden. Keinen Abschluss der Trauer, sondern einen Abschluss der Endgültigkeit, dies zu begreifen. Wobei ich nicht sagen kann, dass ich bin heute begriffen habe, dass beide weg sind. So suche ich sie überall. Auf der Straße, jedem Radfahrer schaue ich hinterher. Aber sie kommen nicht wieder. 

Ich glaube, ich gehe nächste Woche noch nicht arbeiten. Ich will nicht verdrängen, ich will alles spüren und verstehen. Verdrängen kommt noch früh genug.

Prissi, behalte dir dieses Gefühl bei und höre auf dein Herz. Deine Worte. Sie sind so wahr. Genau das sind die Worte, die mir bisher gefehlt haben. Ich bin seit dieser Woche wieder arbeiten, aber nur weil mich meine Familie mehr oder weniger gedrängt hat und meinte, es ist Ablenkung. Ja, sie haben Recht, und nein, du hast Recht. Ich will mich noch nicht ablenken, ich will die Wahrheit nicht in den Hintergrund rücken und verdrängen. Ich möchte den Schmerz, die Trauer spüren!
Daher liebe Prissi, ich ermuntere dich auf dein Gefühl zu hören und wirklich nur das zu machen, was für dich gut ist. Andere können dir raten, aber am Ende ist es deine Entscheidung, denn es ist dein Körper und nur du weißt, was dein Herz braucht.

Tut mir leid, dass der Text nun so lang geworden ist.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft für die bevorstehenden Wochen.

peanutsandjelly_78
13.03.2014, 20:26
Liebe Prissi,

es tut mir unsagbar leid, dass Du Deine tapfere Mama gehen lassen musstest und schicke Dir einen dicken Drücker.
Genau wie Deine Mama, warst auch Du sehr tapfer und stark, es muss für Dich unsagbar schwer gewesen sein.

Deine Mama konnte Dir zuvor noch einmal Danke sagen, das ist so schön, behalte Dir das stets in Erinnernung, auch wenn Du mal zweifelst, ob Du alles richtig gemacht hast.

Fühl Dich gedrückt.

Andrea

prissi09
16.03.2014, 13:00
vielen Dank für Eure lieben Worte und Eure Anteilnahme.
Das Forum hier hilft mir jetzt wirklich sehr. Danke Euch!

Die Trauerfeier ist vorbei. Es war natürlich furchtbar traurig und es war schrecklich und aber auch schön.
Ich glaube, es war alles so, wie Mama es gewollt hätte.
Ich habe nur auf ihr Foto geschaut, kaum auf den Sarg.
Danach ist nochmal eine Last von mir abgefallen.

Als ich die Traueranzeige in der Zeitung gesehen habe, konnte ich es gar nicht glauben. Ich schaue immer wieder drauf und lese sie, als würde es uns gar nicht betreffen, als wäre es jemand anders! es ist einfach alles nicht real.

Ich kann mir nicht vorstellen, wie alles wird, wenn ich wieder arbeiten gehe und wenn alles wieder "normal" ist. Noch funktioniere ich irgendwie aber ich habe wirklich Angst, dass ich noch in ein riesen großes Loch falle...

prissi09
19.03.2014, 10:33
ich bin so leer... ich kann gar nicht richtig trauern.
Wenn ich Freundinnen treffe oder Beileidskarten lese, dann bricht es aus mir raus und ich muss weinen.
Wenn ich alleine zu Hause bin, kommt es mir manchmal vor, als wäre gar nichts passiert. Komisch oder?

Ich habe mehr geweint, als sie noch da war. Da hat mich die Angst zerrissen und immer, wenn ich bei ihr war oder mit ihr telefoniert habe, habe ich danach wahnsinnig doll geweint. Ich konnte es nicht ertragen, hilflos zusehen zu müssen, wie schlecht es ihr geht.

Nächste Woche gehe ich wieder arbeiten und ich habe Horror davor.
Ich habe keine Lust mehr auf meinen Job und in dieser Situation schon gar nicht mehr.

hm maria
19.03.2014, 17:36
liebe prissi!

erstmals meine beileid für denn verlust, denn du auch leider erleiden musstes, alles was du schreibst kommt mir irgendwie bekannt vor habe davor auch mehr geweint wie danach, es ist einfach schrecklich einen menschen so leiden zu sehen und man weiss auch nie wie lange noch und das macht einen fertig, wir wissen es ja auch nicht aber da denkt man nicht drüber nach, aber wenn jemand so krank ist weiss man es einfach was kommen wird. es ist schön das die trauerfeier euren wünschen entsprach ich hole heute noch kraft raus aus der trauerefeier ,bei meinem papa dacht ich mir es war wie er es wollte. es bleibt schwer, aber ich glaube in den normlen rytmus des lebens zu finden ist vielleicht gar nicht so schlecht dann kann man zwischendurch abschalten, und mal auf andere gedanken kommen, es tut mir sehr gut, mich zu beschäftigen ich hoffe das du deine lebenslust wieder bekommst, denn das hätte deine mutter sicher gewolt das du lebst denn wir dürfen leben, das hat hier schon mal jemand geschrieben und es ist auch eigentlich auch so, nur vermissen werden wir sie immer was auch gut so können sie in unseren herzen weiter leben und wir vergessen unsere liebsten nich, nimm dir die Zeit, ich fühle mich nach 3 monaten auch noch oft so lehr, ich kenne diese gefühle nur zu gut und darum lese und schreibe ich hier so gerne denn man kann sich mit vielen hier auswechseln und findet sich selbst darin, wunsche dir ganz viel kraft, für die kommende Zeit lg maria

prissi09
21.03.2014, 21:35
ich fühle mich total schuldig, wenn ich nicht zwei Wochen nach Mamas Tod ständig heule. Ja es ist Quatsch, ich weiß. Aber ich denke, sie hat es verdient, dass wir intensiv um sie trauern. Es fühlt sich so falsch an, wenn es mir gut geht und ich nicht weine. Wie Verrat...
Kann nach zwei Wochen das Leben denn schon weitergehen???
Mama hat ihre Krankheit nie in den Mittelpunkt gestellt und sich selber immer zurückgenommen. Es ging ihr nur um andere. Sie hat sich immer klein gemacht.
Und genauso klein ist sie, wenn unser Leben weitergeht und wir sie einfach zurücklassen. Ihre urne wird erst am Dienstag beigesetzt.
Dafür habe ich Blumen ihrer Trauerfeier getrocknet. Aber manche sind sogar noch schön, ich habe ein paar mit nach Hause genommen, damit sie nicht irgendwo auf dem Friedhof vergammeln.
So langsam gehen die Blumen ein, und so fühlt sich auch der Abschied an.

peanutsandjelly_78
23.03.2014, 19:24
Liebe Prissi,

ich weiß, was Du meinst... auch ich konnte Tage nach Mamas Tos nicht weinen, und kann es manchmal immer noch nicht. Es ist jetzt fünf Monate her, und es fühlt sich immer noch nicht wirklich an.
Aber Du läßt sie nicht im Stich, ich glaube ganz fest, dass es nichts damit zu tun hat, wie sehr Du sie geliebt hast, im Gegenteil. Es ist, glaube ich, ein Selbstschutz, der Dich davor bewahrt, nicht wahnsinnig zu werden. Ich habe mich auch schuldig gefühlt, aber wenn ich daran gedacht habe, für wie schwachsinnig meine Mama meine Gedanken gehalten hätte, musste ich schmunzeln. Sie hätte gesagt, ich solle mir nicht so viele Gedanken machen und mich nicht damit belasten.
Zudem denke ich, auch ich habe, so wie Du, sehr viel vor ihrem Tod beweint, habe immer wieder Gedanken zugelassen, die man sich sonst nicht erlaubt, und habe oft Abschied genommen. Aber trotzdem kannst Du Dich nicht darauf vorbereiten, es erwischt Dich eiskalt.
Gerne kannst Du mir auch eine PN senden, wenn Du magst und es Dir hilft, Dich auszutauschen.

Fühle Dich gedrückt.

Andrea

Viki
23.03.2014, 19:36
Hallo Prissy,

Es fühlt sich so falsch an, wenn es mir gut geht und ich nicht weine.

Aber dir geht es doch gar nicht gut, auch wenn du nicht weinst. Man sieht es an jedem deiner Beiträge, dass du trauerst.

Ich vermisse meine Mutter unendlich jetzt nach 15 Monaten. Geweint habe ich erst nach ca. einem Jahr. Vorher hab ich einfach nur funktioniert. Ich habe auch oft gelacht, immer öfters meine Trauer vergessen und ganz normal gelebt. Aber ich habe meine Mama keine Sekunde vergessen. Der Gedanke an sie ist täglich viele Male präsent.

Die Trauer ist allmählich in Wehmut übergegangen, manchmal schlägt sie aber auch noch über mir zusammen. Aber ich weine fast nie. Und wenn, dann kommt es völlig überraschend, wenn weder ich noch meine Umgebung damit rechnet. Heute bin ich einfach froh, dass ich meine Mutter so lange hatte und wir uns sooo gut verstanden.

Du bist keine schlechte Tochter, du brauchst Zeit. Der Tod deiner Mutter liegt sehr kurz zurück und du musst jetzt erst mal funktionieren. Deine Mutter hat, wie du sagst, Trauer verdient. Das bedeutet aber nicht, dass du weinst!!! Aus jedem deiner Beiträge spricht die große Liebe zu deiner Mutter.

Fühle dich fest umarmt
Viki

prissi09
23.03.2014, 22:00
Liebe Viki, liebe Andrea,

ich danke Euch. Lieb von Euch!

Ja, vielleicht stimmt es. Trauer ist vielleicht nicht immer sichtbar. Sichtbar für andere.
Ich habe mal gesagt: Weine nicht um die Toten, kümmere Dich um die Lebenden.
So fühle ich mich. Ich habe mich gekümmert. Vielleicht hätte es auch noch mehr sein können. Aber das kann es bestimmt immer. Zumindest denkt man das.
Wir waren sicherlich keine herzenswarme Vorzeigefamilie. In die Werbung hätten wie es nicht geschafft.
Wir haben auch nie über Gefühle gesprochen. aber ich bin mir ganz sicher, dass meine Mutter wusste, was ich für sie fühle. Deshalb hat sie sich bei mir bedankt für alles.
und ich konnte ihr noch sagen, was ich nie gesagt habe. Besser spät als nie?!

Ich muss lernen, dass unser Leben eben war, wie es war.
Die, die sich im Nachhinein die meisten Sorgen machen, sind nicht diejenigen, die sich was vorzuwerfen haben. Es sind eher die anderen...

schnapsi29
25.03.2014, 20:15
luebe prissi, liebe sternschnubbe!

es tut mir so leid - mein aufrichtiges beileid euch beiden.
hab bei euren nachrichten geweint und es war mir ein anliegen euch trotzdem das beste und viel kraft für die zukunft zu wünschen!!

ich drück euch
alles liebe silvia

prissi09
26.03.2014, 23:49
vorhin war ich mal wieder bei meinen Eltern in der Wohnung.
Habe die Betten neu bezogen, mein Vater wollte es so.
ich habe lange die Bettdecke meiner Mutter in der Hand gehabt und daran gerochen.
Auf ihrem Nachttisch liegt noch ihre Uhr und Ihre Brille, auch ihr Handy. Und die Engelskerze, die ich nach ihrem Tod angezündet habe.

Ich begreife es in solchen Momenten nicht.
Auch wenn es albern ist, ich will die Bettwäsche nicht waschen, ich wasche ihren Geruch und damit auch sie weg.

Meine Nichte will zu ihrem Geburtstag einen bestimmten Kuchen. Ich kann nicht mehr fragen, wie man ihn backt. Aber ich habe das Rezept so lange gesucht, bis ich es gefunden habe.

Warum ist alles so schwer...

HelmutL
27.03.2014, 00:42
Hallo Prissi,

dein Beitrag hat mich heute ganz besonders berührt.

Ich habe mal gesagt: Weine nicht um die Toten, kümmere Dich um die Lebenden.
Das siehst du absolut richtig. Dieser Satz bedeutet nicht, man soll die Toten vergessen und sich um die jetzt noch Lebenden kümmern. Er sagt vielmehr aus: wer sich zu Lebzeiten der Verstorbenen nicht um sie gekümmert hat, brauch nach ihrem Tod nicht zu weinen. Du hast dich gekümmert. also darfst du weinen. Du musst jedoch nicht. Nicht ständig in Tränen aus zu brechen, heißt nicht, man würde nicht 'richtig' trauern. Das hat damit überhaupt nichts zu tun, schon gar nicht mit der Zeit. Ob man sich genug gekümmert hat, das kann man, trotz allem, was man getan hat, nicht letztendlich wissen. Ist auch OK, denn wir sind Menschen. Wir können lernen. Einen einmal gemachten Fehler kann man zwar nicht mehr rückgängig machen, jedoch endschuldbar, indem man daraus lernt und das für die Zukunft beherzigt.

Wir waren sicherlich keine herzenswarme Vorzeigefamilie. In die Werbung hätten wie es nicht geschafft.
Hut ab. Du hast Mut. Das ist eine Aussage, die man in einem Forum wie diesem nur ganz selten liest. Ich finde es gerade in der Trauer ungeheuer wichtig zu erkennen, dass unsere Lieben (und damit auch wir in ihrem Glanz) eben gerade nicht immer alles richtig machten, dass sie keine Übermenschen, keine Engel auf Erden waren. Auch meine Frau hatte ihre Ecken und Kanten, ebenso wie ich und ich heute immer noch. Friede, Freude, Eierkuchen rund um die Uhr? Doch gerade das macht sie zu Menschen.

Zu für uns wertvollen Menschen, die wir mit Liebe und Stolz in unseren Herzen tragen. Zu Menschen, denen wir dankbar sind und die wir niemals vergessen.

Die, die sich im Nachhinein die meisten Sorgen machen, sind nicht diejenigen, die sich was vorzuwerfen haben. Es sind eher die anderen...
... absolut richtig. Ohne sich dabei als etwas Besseres zu fühlen.

Ich denke, deine Mutter wusste sehr genau, warum sie "Danke" zu dir sagte. Du kannst es ihr jetzt noch sagen. Es ist nie zu spät.


Alles Liebe,

Helmut


PS: Lese gerade deinen letzten Beitrag. Hatte den Thread schon einige Zeit offen und nicht aktualisiert. Mit dem Rezept, mach dir keinen Kopf. Meine beiden Töchter haben die originalen Rezepte ihrer Mutter. Bei beiden schmeckt es anders ;) Nicht die Kopie ist wichtig sondern das Denken an deine Mutter beim Backen und dazu deine eigene Note. Deine Mutter hat das ganz bestimmt genau so gemacht.

RudiHH
27.03.2014, 07:22
Hallo Prissi
Helmut hat schon alles Treffend beschrieben was ich auch denke.
Wir sind bei Leibe auch keine vorzeige Familie, aber das ist auch nicht wichtig.

Ich bin sehr berührt das du doch noch gesagt hast was du nie sagen konntest.
Damit kann sie in Frieden gehen und du hast dir nichts vorzuwerfen.

Ich bete für euch.

prissi09
07.04.2014, 23:41
ich war erst einmal auf dem Naturfriedhof an ihrem Baum und habe ihr ein Blümchen hingelegt.
Da ist sie nicht. Ich kann nicht an dem Baum stehen und auf den Waldboden glotzen und dabei was Anderes oder Besonderes fühlen.
Es ist schön dort und ich war spazieren.
Dass es mir nicht so "wichtig" ist, fühlt sich furchtbar an, ein schlechtes Gewissen. Es ist so, wie sie es gesagt hat, dort muss sich keiner kümmern. Ob sie damit meinte, dass dann auch keiner kommt?
Aber sie ist bei mir, immer. Mit meinen Gedanken bin ich näher bei ihr, als im Wald an ihrer Urne, dort ist doch nur die Asche...

peanutsandjelly_78
08.04.2014, 19:53
Liebe Prissi,

fühle Dich gedrückt, mir geht es genauso.
"Sie ist immer bei mir", hast Du gesagt, das ist schön, das fühle ich auch.
Meine Mama liegt auch in einem Wald. Ich bin nur an dem Tag nach der Beisetzung mit meiner großen, aber immer noch sehr kleinen Tochter, hingefahren, um ihr den Baum zu zeigen und einen Ballon zur Oma hochsteigen zu lassen. Ich habe gedacht, das pack ich nicht, aber es war schlimm und gleichzeitig sehr schön. Meine Große konnte für sich einen "schönen" Abschluss finden.
Seitdem bin ich nicht mehr da gewesen, das ist jetzt schon sechs Monate her, und der Gedanke daran, vor dem Baum zu stehen und der Wahrheit ins Gesicht sehen zu müssen, setzt mir sehr zu. Bescheuert, ich weiß, aber gerade für mich nicht zu bewältigen.
Ganz bestimmt meinte Deine Mama damit nicht, dass niemand kommt, sie weiß ja, dass Du sie in Deinem Herzen trägst. Das Grab ist ja nur eine weitere Möglichkeit für Dich/Euch. Ich empfinde Dich als sehr stark und tapfer.

Einen lieben Gruß sendet Dir

Andrea

prissi09
12.04.2014, 00:02
Vielleicht wollte sie mir nochwas sagen, als sie ging und ich ihre Hand hielt?
Sie konnte aber nicht mehr, der weg war schon zu weit.
Das macht mich so traurig...

prissi09
24.04.2014, 08:26
warum denke ich nie an die schönen Momente?
Mir gehen immer die letzten Wochen durch den Kopf und die letzten Minuten...

Viki
25.04.2014, 11:51
Liebe Prissy,

das dauert noch, bis du dich auch wieder an die schönen "gesunden" Momente erinnerst. Das ist bei mir erst nach ca. einem Jahr wieder gekommen. Jetzt träume ich sogar ab und zu von meiner gesunden Mutter.

Die letzten Wochen und besonders die letzten Minuten sind so einschneidend, dass sie wirklich ganz lange im Vordergrund stehen. Und auch wenn man darauf gefasst war, ist der endgültige Tod und das ganze Drumherum ein Schock. So war es wenigstens bei mir.

Hab ein bisschen Geduld mit dir, es wird besser werden.

Liebe Grüße

Viki

prissi09
27.04.2014, 21:49
Ich bin eigentlich auch nicht so pessimistisch.
Ich nehme die Dinge, wie sie kommen und grundsätzlich "vertraue ich darauf, dass in meinem Leben alles zu meinem Besten geschieht"
Natürlich drängt sich in solchen Momenten die Frage nach dem Sinn auf und es fällt schwer, weiterhin daran zu glauben.
Aber das Grübeln über ein warum oder ein Suchen nach dem Sinn hilft nicht.
Ich versuche ebenfalls darauf zu vertrauen, dass ich vielleicht irgendwann erfahren, warum Dinge das Beste sind, wenn Sie als das Schlimmste erscheinen.
und warum es für Mama das Beste sein konnte, das kann ich auch nicht verstehen.

Wie einfach ist es, in guten Zeiten den Sinn zu verstehen, aber wachsen wird man, wenn man in den schlechten Zeiten trotzdem darauf vertrauen kann.

Ich freue mich darauf, wenn es wieder leicht ist, den Sinn meines eigenen Glaubens zu verstehen und mich darüber zu freuen.
Denn ich vertraue auch darauf, dass es irgendwann wieder so sein wird.
Wenn die Tränen langsam trocknen.

HelmutL
28.04.2014, 19:59
Hallo Prissi,

am Sinn des Lebens habe ich lange Zeit gezweifelt um dann letztendlich doch nichts wirklich handgreifliches zu finden. Es kann nicht das Beste für uns sein, dass ein anderer Mensch sterben muss. Was uns und anderen passiert, passiert eben. Warum, weshalb? Da ist meine Antwort eine absolut persönliche, die für sonst niemanden gelten muss. Das muss jeder für sich selbst herausfinden.

Für mich ist diese Frage abgeschlossen. Nicht, dass ich eine finale Antwort hätte. Den Sinn des Lebens zumindest auf dieser Erde sehe ich darin, bestmöglich mit dem umzugehen, was uns passiert. Ob nun direkt oder indirekt. Uns bestmöglich zu entwickeln, den Umgang mit dem Leben zu lernen und ein menschliches Miteinander zu pflegen zum Nutzen aller. Auch derer, die nach uns kommen.

Die Suche nach dem 'Sinn des Lebens' und die nach einem Gott (egal, wie man ihn nennt) sind eng miteinander verwandt: Glaube, nicht zu beweisen, eine persönliche Geschichte. Die Antwort erhalten wir erst auf der anderen Seite des Regenbogens. So mancher möchte sagen: vielleicht auch nicht. Für viele Menschen gleicht die Suche einer Sisyphusarbeit. Das Ziel vor Augen steht plötzlich alles wieder auf Anfang.

Das mag deprimierend erscheinen. Ist es jedoch keineswegs.


Liebe Grüße,

Helmut

prissi09
21.11.2014, 14:37
es ist nun ein Jahr her, dass die erste Operation gemacht wurde.
Jetzt weiß ich, es war der Anfang vom Ende. Und wir waren so voller Hoffnung.
So oft sind wir den weiten Weg ins Krankenhaus gefahren.
Gerade am letzten Wochenende fuhr ich die Strecke aus einem anderen Grund. Mir war so übel dabei.
Jetzt vor einem Jahr begann die schlimme Zeit.
Bald ist Weihnachten, das erste ohne Mama.

Und langsam weine ich auch mehr....

Seht die Blumen blühen und denkt an mich.
Ich bin in jeder Knospe, jeder Farbe, jedem Duft.
Mit jedem neuen Frühling bin ich bei Euch,
immer wieder, immer da.

copyright by K.S.

prissi09
06.03.2015, 11:49
vor einem Jahr saß ich bei Mama am Bett und habe Ihre Hand gehalten. Um 12:30 Uhr hat sie das letzte Mal geatmet.
Ich werde mich gleich in die Sonne setzen und besonders an sie denken. Später lege ich Ihr eine Blume unter ihren Baum.
Wie schnell ein Jahr vergeht und trotzdem fühlt es sich an, als wäre es gerade erst gestern gewesen....