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Tomislav2
22.09.2014, 15:16
Hallo zusammen,

jetzt bin ich doch hier, wo ich nie hinwollte. Aber das wollte hier sicherlich keiner...

Ich habe zwar schon einige bekannte Namen gesehen, will mich aber kurz vorstellen. Mein Name ist Thomas, ich bin 33 Jahre alt und Vater zweier Kinder (eine Tochter, 6 Jahre alt und einen Sohn, 2 Jahre alt). Am 22.08.2014 habe ich meine Frau nach gut einjährigem Kampf gegen den Krebs verloren. Die komplette Geschichte steht im Angehörigen-Forum: http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=62024.

Zusammengefasst (soweit es geht) hier die wichtigsten Punkte:
Ende Juli 2013 zum ersten Mal was ertastet, nach Untersuchungsmarathon OP Anfang August. Da stand noch nicht fest, was es nun ist. 10 endlose Tage später die Diagnose Myxoides Liposarkom. Da nicht komplett alles entfernt wurde, begann anschließend die Chemo. Nach dem zweiten Zyklus musste diese abgebrochen werden, da sie eine Sepsis und eine sehr schmerzhafte Nekrose am Po hatte (insgesamt 6 Wochen Krankenhaus, davon 3 Wochen ITS). Danach Pflege zu Hause, im Januar sollte eine abgeschwächte Chemo fortgeführt werden. Im Dezember wieder was getastet - stellte sich als Rezidiv heraus. Zwischen Weihnachten und Neujahr begann dann die besagte Chemo. Im Januar/Februar waren wir guter Dinge, da die Ärztin uns Hoffnung machte. Im März folgte eine große OP, in der Tumormassen entfernt und Brachysonden eingesetzt wurden. In der Voruntersuchung stellte sich schon raus, dass die Chemo im Januar/Februar nix gebracht hatte... Anschließend gab es Brachytherapie und normale Bestrahlung. Zum Schluss ambulant, was schon wieder fast wie ein normales Leben war. Bis Ende Mai ein Darmverschluss dazukam. Not-OP, dabei Beschädigung von Nerven des rechten Beins. Danach war Laufen kaum noch möglich, was wir aber langsam wieder übten. Ebenfalls problematisch war die Ernährung. Meine Frau war schon sehr abgemagert... Anfang Juli wieder zu Hause, täglich kam der Pflegedienst wg. künstlicher Ernährung und wir kämpften um eine Reha, da ja im September die Einschulung unserer Tochter vor der Tür stand.
Irgendwie sah meine Frau in all dem keinen Sinn mehr und nahm Ende Juli Schlaftabletten. Ich bemerkte es noch und rief den Notarzt. Anschließend ITS-Aufenthalt (inkl. Sepsis). Um die Lebensqualtität zu verbessern, sollte ein Bluterguss im Bauchraum operativ entfernt werden. Dieser drückte auf den magen und wir erhofften uns, dass sie wieder essen kann. Aber es kam alles anders... Es gab etliche Not-OP's, da es immer wieder blutete. Zwischendurch immer wieder künstliches Koma. Schuld waren Tumore, die einfach diffus bluteten. Das ließ sich nicht wirklich in den Griff kriegen. Am Ende versagte noch die eine Niere, die sie noch hatte. Ich verbrachte die letzte Nacht an ihrem Bett und als sie ging, waren ich und ihre Eltern bei ihr. Es war der 22.08. um 9.30 Uhr...

Am 30.08. folgte die Beerdigung und am 06.09. mussten wir unsere Tochter ohne sie einschulen.

Soweit erst mal... Ist doch etwas lang geworden...

LG
Thomas

mausi69
22.09.2014, 15:36
Lieber Thomas!

Ein bekannter Name möchte dich herzlich Willkommen heißen in unseren Reihen!
Ja wer wollte schon hier her niemand!

Heut ist es bei euch genau ein Monat! Ich hoffe dir geht's einigermaßen?
Wie geht's den beiden Mäusen?
Es ist alles nicht so einfach!

Lg mausi

diejüngste
22.09.2014, 15:48
Lieber Thomas,

ich sitze im Büro an meinem Schreibtisch und heule Rotz und Wasser.
Es tut mir wahnsinnig leid.

Ich hoffe deiner Frau geht es gut, da wo sie jetzt ist!

Alles Liebe!
Antonia

Tomislav2
22.09.2014, 15:52
Hallo Mausi,

Du hast recht. Ich hätte das jetzt gar nicht auf dem Schirm gehabt. Genau ein Monat...

Die Große macht sich ganz gut in der Schule. Hat schon zwei Lobkärtchen mitgebracht. Sie ist ganz lieb und fleißig... Ab und an hat sie auch schon mal ihre Gefühle rausgelassen, was ja anfangs gar nicht möglich war. Am Samstag haben wir den ersten Termin für die Kundertrauergruppe. Mal sehen...

Der Kleine ist weiterhin der Schelm, der er vorher war. Er freut sich, wenn er Bilder von Mama sieht und sagt dann aber auch gleich "Mama im Himmel". Habe am Grab ein Bild von ihr angebracht, das küsst er immer, wenn wir dort sind...

Die beiden lenken einen gut ab. Da kommt man nicht viel zum Nachdenken. Aber wenn man dann zur Ruhe kommt, dann geht es wieder los... Naja, da muss ich jetzt durch. Hab am Freitag Termin bei der Trauerbegleitung, das wird nochmal emotional. Ab nächsten Montag will ich wieder arbeiten.

LG
Thomas

Ups, da war Antonia schneller als ich. Liebe Grüße auch an Dich! Lese ab und zu auch still bei dir mit.

djkprinz
22.09.2014, 19:30
Lieber Thomas,

auch ich begrüße dich hier im Hinterbliebenen-Forum und freue mich, dass du unsere Runde erweiterst.

Ja, du hast Recht, hier will wohl keiner hin, aber leider hatten wir keine Wahl.

In vielem was du schreibst, erkenne ich mich wieder. Wir haben 3 Kinder, die schon groß bzw. größer sind. Es lenkt aber. Ich danke dem lieben Gott, jeden Tag dafür, dass er uns die 3 Kinder gegeben hat und ich nun nicht ganz allein da stehe. Es macht vieles einfacher. Man ist tagsüber abgelenkt, auch wenn meine Kinder schon 21, 20 und 15 sind.

Letzte Woche war mein erster Besuch in einem Trauercafe (nur Frauen), ob es mir was bringt, kann ich noch nicht sagen, die meisten Frauen haben einen Verlust schon vor längerer Zeit erlitten und haben vielleicht ganz andere Themen ... abwarten.

Ich werde nunmehr eine Gesprächstherapie bei einer Psychologin beginnen, um das Geschehene, besonders der Sterbeprozess hier zu Hause, aufzuarbeiten.

Ansonsten weiß ich gar nicht ob ich traurig bin, einfach nur erleichtert, dass mein Mann es geschafft hat, ich glaube, ich bin irgendwie innerlich tot. Aber das alles wird sicherlich geklärt werden.

Arbeiten werde ich ab dem 01.10.2014 auch wieder, erst mal für 4 Stunden in Wiedereingliederung. Ich denke, ein wenig Ablenkung wird mir gut tun.

Wie geht es dir sonst? Du sagst mit den Abenden hast du so deine Probleme. Kannst du denn schlafen, durchschlafen?

Ich freue mich von dir zu hören.

LG Heike

mausi69
22.09.2014, 22:10
Lieber Thomas!

Ich kann es gar nicht vergessen, deine Annika ist genau zwei Monate nach meine Mama gegangen. Bei uns sind es heut drei Monate ein viertel Jahr, wo rennt die Zeit hin?
Mir kommt es vor als wäre es erst gestern gewesen!

Es freut mich sehr das Lara sich so super in der Schule macht. In wie weit sie den Verlust ihrer geliebten Mami verarbeitet wird die Zeit zeigen oder auch die Kindertrauergruppe. Ich finde es toll das es sowas gibt und ich wünsche der kleinen Maus, das man ihr da auf kindliche Weise helfen kann!

Wie schon mal geschrieben ist der kleine zum Glück noch zu klein um zu realisieren das er die Mami verloren hat.

Es ist doch gut, wenn die zwei die so schön ablenken. Aber wie du schon schreibst, wenn du zur Ruhe kommst kommt die Traurigkeit und du machst das einzigst richtige du lässt es zu!
Euern Hochzeitstag so zu verbringen war für dich enorm schwer, aber du scheinst das alles sehr bewusst so gemacht zu haben, auch ein weg mit der Trauer klar zu kommen!


Ich habe deine Stärke schon während eures Kampfes bewundert. Du machst das alles super!
Annika wäre sehr stolz auf dich!!!

Lg mausi

simi1
23.09.2014, 07:18
Hallo Thomas,

ein herzliches Willkommen im Hinterbliebenenforum. Es tut mir sehr leid, dass auch du nun diese Runde erweitern musst.

Die Resilienzfähigkeit von Kindern ist beachtlich, dennoch halte ich deinen eingeschlagenen Weg, einer Begleitung von außen, für sehr wichtig. Auch unsere Jungs können sich in der Therapie viel besser öffnen und manches von der Seele reden. Zuhause haben sie das Bestreben, uns nicht zusätzlich zu belasten und damit vermeintlich noch trauriger zu machen.

Dir wünsche ich viel Kraft und hoffe, dass dir das Schreiben in diesem Forum ein wenig seelische Entlastung bringt.

Herzliche Grüße
Simi

Tomislav2
23.09.2014, 20:28
Hallo nochmal,

ich sag ja: Alles bekannte Namen... Leider treffen wir uns alle hier wieder.

Ich danke euch für eure lieben Worte, teilweise kamen da schon wieder die Tränen...

Ja, abends ist es schwierig. Wenn die Kinder schlafen und man zur Ruhe kommt. Aber seit 2 bis 3 Tagen habe ich auch oft zwischendurch meine Hänger. Einschlafen ist da eher schwierig. Während der ganzen Krankheit habe ich geschlafen wie ein Stein, hingelegt und Augen zu, fertig. Seit Annika's Tod ist das nicht mehr so. Der Kopf kann nicht so richtig abschalten. Wenn ich doch mal pünktlich einschlafe und werden dann nachts wach, wars das... Tabletten will ich aber nicht nehmen. Habe ich die ganze Zeit nicht. Muss ja auch da sein, wenn ein Kind sich nachts meldet.

Habe mich heute mit dem Thema kur beschäftigt. Das OK vom Arbeitgeber hab ich ja schon und der Hausarzt würde das auch befürworten. Werde morgen mal ein bisschen rumtelefonieren.

Achso. Hab mir vorgenommen, in den nächsten Wochen den Thread zu benutzen, um nochmal alles aufzuarbeiten. Mal sehen, wie ich es hinkrieg und ob es mir was bringt...

LG
Thomas

mausi69
23.09.2014, 20:48
Lieber Thomas!

Kur hört sich gut an! Deine Schilderungen nachts schlecht schlafen oder nicht einschlafen können, die Hänger zwischen durch kommt mir alles bekannt vor. Habe ich alles bei meinen Papa miterlebt!
Es ist nicht nur die Trauer die du bewältigen musst, nein auch die ganzen letzten Monate musst du verarbeiten!
Es ist wie ein Trauma.
Du kommst jetzt immer mehr zur Ruhe und dadurch sind die Gedanken in der Zeit als ihr noch gekämpft habt und das große loch was Annika's Tod hinterlassen hat! Das alles muss aufgearbeitet werden. Ich denke eine kur würde dir wirklich gut tun!

Ich wünsche dir alles liebe!
:remybussi

Mausi

Tomislav2
24.09.2014, 22:05
So, wie "angedroht", will ich mal beginnen, alles aufzuarbeiten. Ich hoffe dass es mir hilft, die Gedanken zu sortieren und wieder einen Schritt nach vorn in der Trauerbewältigung zu machen...

Teil 1 -> Wie alles begann...

Annika und ich kommen aus dem selben Dorf. Daher kennt man sich schon in der Kindheit. Da sie 3,5 Jahre älter war als ich, hatten wir aber nicht sooo viele Berührungspunkte. Näher kamen wir uns 1999. Ich war 18, sie 21. Wir hatten uns für die Disco verabredt und verbrachten dort auch (mit mehreren Freunden) einen schönen Abend. Nach ein paar tagen ging ich zu ihr, da öffnete mir ihre Mutter und sagte, sie wäre bei ihrem Freund. Den hätte sie doch am Wochenende in der Disco kennengelernt... Das wars erstmal. Im Sommer kam dann die Volksfest-Zeit. Jedes Wochenende in einem anderen Ort und bei einem der Feste trafen wir uns auf der Tanzfläche und gingen danach raus zum Erzählen. Danach trafen wir uns öfters "zufällig", bis wir dann auch mal zusammen irgendwo hinfuhren. Richtig gefunkt hat es dann am 18.Juli 1999. Ich weiß es noch wie gestern. Wir waren zwei Orte weiter bei einem Volksfest. Ich gestand ihr, dass ich mich verliebt ahbe, sie war aber noch etwas reserviert. Dann war es aber so, dass unser Fahrer mit einem Mädchen wegfuhr und wir keine Rückfahrmöglichkeit hatten. Also mussten wir zu Fuß gehen. Es waren ungefähr 6 km. Während wir gingen, ging die Sonne auf, es war total romantisch. So kam es morgens um 5 vor ihrer Tür zum ersten Kuss....

Nun ja, später stand ich immer öfters bei ihr auf der Matte. Meistens ging ich erst morgens nach Hause, frisch machen und los zur Arbeit. So ging das einige Zeit, bis wir 2003 unser eigenes Nest bauten. Wir bauten das Dachgeschoß in ihrem Elternhaus für uns aus. Es ist sehr schön geworden, mit vielen Balken usw. Es war wirklich unser Nest. Wir kamen ganz gut klar, vorher haben wir ja beide nicht außerhalb vom Hotel Mama gewohnt.

Sie ging mit sehr viel Engagement ihrem Beruf nach. Sie war Arzthelferin in einer kleine Allgemein-Praxis. Sie liebte ihren Beruf und die Patienten. Gerade zu den älteren Leuten hatte sie einen guten Draht. Wir hatten schöne Urlaube, waren oft in der Türkei, einmal auch auf Zypern und auch in Thailand.

Dann kam so langsam der Wunsch nach einem Kind. Anfangs klappte es nicht, weshalb wir auch einige Untersuchungen haben über uns ergehen lassen. Aber als im April 2007 gegenüber von unserem Haus auf dem Giebel der Kirche ein Storch saß, muss das das Startzeichen gewesen sein. Hört sich blöd an, war aber so. Danach war sie schwanger. Und sie war gerne schwanger...

Bevor das Kind kam, heirateten wir noch. Sie war eine wunderschöne Braut. Die Haare in einem schönen Rot-Ton gefärbt, das Kleid, oh mein Gott, was habe ich sie geliebt... Anschließend flogen wir nach Paris in die Flitterwochen. Alles schon mit kleinem Bäuchlein...

Dann eines abends im Januar 2008 lag sie auf der Couch und sagte "Schatz, ich glaub ich lauf aus..." Wir beide so. "Was machen wir denn jetzt?" Total wie blöde... "Wir rufen mal unten an..." Naja, dann ging es ins Krankenhaus, Tasche war auch noch nicht gepackt... Die ganze Nacht passierte noch nix, erst am nächsten Morgen kam unsere Tochter zur Welt. Ich war dabei und wir waren so stolz und glücklich. Annika nahm anderthalb Jahre Elternzeit und genoss es in vollen Zügen, Mama zu sein. Sie war mit Leib und Seele Mama.

Unsere Tochter entwickelte sich prächtig, kam in die Kita und meine Frau musste sich wegen der Schließung ihrer Praxis einen neue Stelle suchen. Sie fand auch wieder was ähnliches. Allerdings war da das Klima mit der Chefin nicht so toll. Wenn sie nicht so eine nette Kollegin und die vielen netten Patienten gehabt hätte, hätte sie dort hingeschmissen. Dann kam der Wunsch, ein zweites Kind zu kriegen. Irgendwann besuchte sie mich auf Arbeit mit einem Paket blauer Babystrümpfe. Da wusste ich bescheid. Wir hatten uns zwar ein Mädchen gewünscht, aber ok, es wurde ein Junge. Auch gut. Dass er uns so viel Freude machen würde, konnten wir noch nicht ahnen..

Seine Geburt war jedenfalls relativ spektakulär. Errechnet für Ende Dezember. Wir hofften, dass es nicht Weihnachten passiert. Das klappte. Dann hofften wir, dass er noch bis ins neue Jahr wartet, auch geklappt. Am 4. Januar 2012 sollte dann eingeleitet werden. Morgens hin, sie bekam das wehenfördernde Zeug und... nix. Mittags nochmal und... wieder nix. Nachmittags bin ich erstmal gefahren. Um 22:00 Uhr rief sie mich an. Sie liegt am Wehenschreiber und es passiert immer noch nichts. Wird wohl heute nix mehr. Eine halbe Stunde später rief sie wieder an, total hysterisch, es geht los... Ich ins Auto, ab ins KH. Auf der Entbindungsstation ein Gewusel... Morgens hieß es noch "Sie können sich den Kreißsaal aussuchen, ist nix los". Jetzt zwei Notkaiserschnitte und eine normale Entbindung, alle Kreißsäle belegt. Ich griff mir irgendeine Schwester und fragte nach meiner Frau. Sie sagte mir, dass unser Nachwuchs schon schneller war... Sie hatte ihn im Wehenschreiber-Zimmer bekommen. Durch den Streß hatte keiner so richtig Zeit und so lag sie dort ewig rum, bis mal jemand kam und mal die ganze "Sauerei" wegmachte. Die Geschichte haben wir so oft erzählt...

Auch hier nahm sie wieder anderthalb Jahre Elternzeit (ich übrigens auch immer den ersten Monat). In der Zeit hat sie den Job bei der einen Ärztin hingeschmissen. Wir suchten dann im Sommer letzten Jahres wieder mal eine neue Stelle. Die Freude war groß, dass ein Allgemeinmediziner in der Nähe eine Arzthelferin suchte. Ich fuhr sie zum Vorstellungsgespräch und irgendwie passte die Chemie von Anfang an. Sie arbeitete einen Tag Probe und bekam den Job. Da wussten wir noch nicht, wie wichtig der Arzt noch für uns werden würde... Das ganze Team war während er gesamten Zeit total rührig und wir bekamen jede erdenkliche Hilfe. Wenn ich heute dort hinkomme, werde ich auch erstmal von allen dort gedrückt. Und das, obwohl sie nur einen Tag Probe arbeitete...

Wir fuhren nochmal an die Ostsee, bevor es wieder Ernst wurde. Dort klagte sie über Rückenschmerzen. Sie dachte, sie hätte sich verhoben, als sie mal wieder den Jungen rumschleppte, weil der Herr zu faul zum Laufen war... Dann bekam sie weitere Bauchschmerzen, die erstmal mit Schmerzmitteln behandelt wurden. Ende Juli 2013 saß sie im Garten auf der Hollywoodschaukel und zog ein Bein hoch und sagte, dass diese Position weh tut und sie was im Bauch spürt. Wir sagten, dass sie zum Frauenarzt soll um das zu klären. Also fuhr sie dorthin. Die Ärztin vermutete nach der Ultraschall-Untersuchung einen verkapselten Blinddarm (sie war ja erst im März dort und da war noch nix zu sehen). Überweisung ins KH, um das genauer abzuklären. Ich nahm mir frei und fuhr sie dorthin. Wie das bei einer Ambulanz so ist, wartet man die ganze Zeit... Am Ende des Tages wurde sie stationär aufgenommen, damit eine Bauchspiegelung gemacht werden kann. Die wurde dann auch gemacht, aber anschließend musste sie komischerweise am nächsten Tag zum CT. Der Hammer war, dass das nicht in dem KH gemacht wurde und man da hinfahren musste. Einen Tag nach der Bauchspiegelung hat der Arzt sie dort ALLEINE mit dem Taxi hingeschickt. Mit Urinbeutel in der Hand, sie konnte kaum krauchen und dann sowas.. Das Ende vom Lied war, dass es hieß, da ist was, aber wir wissen nicht was es ist. Wir haben Angst, da irgendwas verkehrt zu machen und überweisen sie an die Spezialisten der Uniklinik. Melden sie sich nächste Woche dort...

Von da an nahm das Unheil seinen Lauf... Für jetzt reicht's erstmal. Wenn ich demnächst mal wieder Lust habe, geht es weiter..

hermannJohann
25.09.2014, 16:35
Hallo Thomas,
zunächst einmal mein herzliches Beileid.
Es ist eine sehr schlimme Geschichte. Ich hoffe, dass Ihr von den Verwandten genug Unterstützung bekommt.
Liebe Grüße
Hermann

Tomislav2
25.09.2014, 23:18
Hallo,

danke Herrmann für Deine Worte. Ja, hab viel Unterstützung durch die Familie...

Das Thema Kur ist auf einem guten Weg. Habe mit der Klinik telefoniert wegen freier Termine und das dann bei der Krankenkasse auf den Weg gebracht. Nächste Woche kriege ich die Unterlagen vom Arzt und dann geht der Antrag los. Wenn alles klappt, geht es dann Mitte Mai 2015 (ja noch ein bisschen hin...) nach Sellin auf Rügen. Der Termin passt mir aber ganz gut. Lt. Klinik sollte wenigstens ein halbes Jahr zwischen Verlust und Kur liegen. Und im Winter ist das sicherlich nicht so schön (wäre sowieso nix mehr frei...).

LG
Thomas

Mouri
26.09.2014, 17:06
Hallo Thomas,

erstmal mein herzliches Beileid für Annika. Ich wünsche Dir und deine Kinder viel Kraft für die Zukunft und hoffe, dass ihr sehr lang Gesund bleiben werdet.

ich heiß Mouri und komme aus Frankreich, bin aber seit nun 8 Jahren in Deutschland. Ich bin auf diese Seite gestoßen, denn mein Bruder (40, 41 anfang Oktober) hat auch Krebs. Was mich aber noch dazu Sorge gemacht hat, ist das es ähnlich wie bei deiner Geschichte aussieht :
Es wurde auch letztes Jahr, auch Ende Juli 2013, festgestellt, dass er ein Tumor im Bauch hat. Die Ärzte wussten auch erstmal nicht, was er genauer hat. Sie wollen ihn nicht operieren, denn Sie meinten, wenn es nur 0,1% davon gibt, es wird wieder kommen. Sie haben deswegen von Anfang an mit Chemo begonnen. Das ging bis Januar/Februar. Dann war wieder da Ende Mai/Anfang Juni. Nach meiner Anweisung, hat er mit einer Wasserdiät begonnen. Das hat 23 Tage (!!) gedauert. Ich kenne zwei Personen, die so was gemacht haben, und es geht heute ihnen viel Besser! Habe einen Bericht darüber auf Arte gesehen, und 2/3 der Personen die so was gemacht haben, ging es Ihnen danach besser! Scheinbar gehört er zu dem 1/3...
Er hat seitdem wieder Chemo bekommen. Ich habe ihn in Frankreich das letzte Mal Ende August gesehen. Soweit ging alles gut (wir haben uns sogar gestritten....)
Heute habe ich meine Schwester angerufen, weil sie Geburtstag hat. Sie hat mir geboten, Ende Oktober uns bei meinen Eltern zu treffen (bin schon dort Anfang Oktober, wollte aber nur bis Mitte Oktober bleiben). Als ich ihr sagte, dass es schwierig für mich ist, dies zu planen, sagte sie mir, dass die Ärzte wissen nicht für wie lange noch er hat zu leben. Sie sagte mir, sein Zustand hat sich verschlechtert.
Vor ungefähr 1h30 sagte sie mir, dass er ein Liposarkom hat. Deswegen bin ich jetzt hier. Als ich deine komplette Geschichte gelesen habe, sind mir die Tränen gefallen.
Ich weiß nicht genauer, was er hat, denn mein Bruder mag nicht Informationen angeben. Er ist so stolz, und will nicht, dass wir uns sorgen machen. Keiner weißt Bescheid, nur ich (seit kurzem), ein paar Freunde und meine Schwester. Meine Eltern wissen schon, dass er Krebst hat, aber ahnen nicht (vielleicht doch meine Mutter, denn sie fängt an ab und zu zu weinen), dass es so schlimm sei..
Wir hoffen noch, dass es andere Lösungen sind, habe sogar gelesen, dass er noch über 10 Jahre weiterleben kann. Aber seit deinem Bericht und der von Igelin76 mache ich mich jetzt große Sorge...

Tomislav2
26.09.2014, 22:18
Hallo mourie,

Dank dir für deine Anteilnahme. Mir tut es leid für euch, dass ihr auch betroffen seid. Hat denn die Chemo eine Verbesserung gebracht? Oder anders: Wäre mittlerweile an eine op zu denken? Es ist ja so, das jeder Fall einzigartig ist. Man kann nicht von einem Fall auf den anderen schließen. Ich kann dir nur meine Erfahrungen mitgeben. Dieses Biest ist wirklich selten, daher wissen viele Ärzte gar nicht mit umzugehen. In Deutschland gibt es dafür spezielle Sarkom-Zentren, die nur auf so was spezialisiert sind. Vielleicht gibt es das in Frankreich auch... Ansonsten war es bei uns so, dass das Liposarkom hochgradig aggressiv war. Im Nachgang kommt es mir auch so vor, als ob es nach jeder op schlimmer wurde...

Wenn du irgendwas wissen willst, meld dich einfach...

LG
Thomas

Mouri
26.09.2014, 23:31
Hallo Thomas,

vielen Dank für deine Antwort. Ja in Frankreich sind es auch Sarkom-Zentrum. Der erste Zyklus (6 Chemo innerhalb 4/5 Monate oder 6, weiß ich nicht genauer, denn er verrät nichts!) hat was gebracht, denn das war praktisch verschwunden, und er war wie vorher und konnte wieder ganz normal leben (und uns mittlerweile auch nerven :o). Ich dachte der zweite Zyklus wäre genauso gewesen. Wie gesagt habe heute die Nachricht bekommen, dass seine Lage sich verschlechtert hat. Ich wollte mit ihm sprechen er ist aber nicht erreichbar. Am Wochenende werde ich mehr davon wissen. Wenn ich da welche Frage habe, melde ich mich dann bei dir. Vielen Dank dafür!

Yogi 12
28.09.2014, 08:56
Hallo Thomas,

ich schreibe so viel über Verlust, Trauer und Leid - dabei ist mir entgangen,
das du jetzt auch in dieser Situation bist. -
Ich hoffe du nimmst mir das nicht übel und es ist noch nicht zu spät.

Der Tod deiner Frau macht mich betroffen. Ich teile deine Trauer.

Weiterhin viel Kraft Mut und Unterstützung durch die Familie, Freunde und gute Bekannte.

Ich lese und schreibe hier im Hinterbliebenenforum noch eine Weile,
denn hier gibt es ein Miteinander, welches von nicht betroffene Menschen kaum nachvollzogen werden kann.

Liebe Grüße

Jutta

igel77
28.09.2014, 10:50
Hallo Thomas,

mein herzliches Beileid zu dem Verlust Deiner Frau. Ich habe Deinen Thread im Angehörigen-Forum die ganze Zeit verfolgt und am Ende fast täglich hineingeschaut. Immer mit dem Gedanken, wie es bei uns sein wird. Der Tod Deiner Frau hat mich sehr getroffen. Ich wollte nichts schreiben, nicht einmal kondolieren, während es meiner eigenen Frau immer schlechter ging.

Vieles ist ähnlich, meine Frau ist 1976 geboren, auch wir kamen 1999 zusammen und haben 2008 geheiratet. Eines ist anders: Wir haben keine Kinder. Wir hatten das immer vor uns hergeschoben, fühlten uns noch so jung, geradezu unverwundbar und unsterblich. Immer noch ein Karrieresprung, noch ein Jobwechsel. Es ist traurig, dass es dann zu spät war. Aber es machte unseren Alltag mit der Krankheit natürlich leichter, dass wir für niemanden sonst Verantwortung hatten. Es ist bewundernswert zu lesen, wie Du das mit den Kindern schaffst.

Danke, dass Du die Geschichte Deiner Frau so ausführlich dokumentiert hast.

Liebe Grüße

igel77

Tomislav2
28.09.2014, 13:18
Hallo zusammen,

Ich danke euch für eure Antworten.

Gestern war ich zum ersten mal mit der Großen zur kindertrauergruppe. Das geht jetzt immer einmal im Monat, samstags ca. 3 Std. War ne recht bunte Truppe von ca. 10 Kindern samt Angehörigen. Das jüngste Kind war 4 und das älteste "Kind" 17. An Geschichten war alles dabei, Opa verloren, Geschwister, Elternteile usw. Wobei es bei uns noch am frischesten war. Haben uns aber gut geschlagen... Gestern ging es erstmal nur ums Kennenlernen. Da haben wir Namensschilder gebastelt und auch Schmetterlinge, auf deren Flügeln wir unsere Wünsche schreiben sollten. Bei der vorstellungsrunde hatte ich dann aber einen dicken Kloß im Hals... Aber alles in allem war es gut.

Na dann,
LG Thomas

Tomislav2
30.09.2014, 20:11
Hallo,

So. Die ersten zwei Tage Arbeit sind geschafft! Klappt alles ganz gut und es macht wieder Spaß. Momentan geht es eigentlich ganz ok. Gestern war Elternversammlung in der Schule - von 19.30 bis 22.00 Uhr... Mann, Mann, Mann. Die Informationen hätte man auch in einer halben Stunde abhandeln können. Ich weiß schon, warum sonst immer Annika fuhr...

Werde demnächst mal an meinem Tagebuch weiter schreiben...

LG
Thomas

Tomislav2
30.09.2014, 22:46
Dann versuche ich mal, weiter zu machen in meinem Tagebuch:

Teil 2 -> Die Diagnose und die erste Zeit danach...

Annika wurde in eine andere Klinik überwiesen. Die Tage bis dahin waren voller Ungewissheit. Sie war wie immer pessimistisch und rechnete mit dem Schlimmsten und ich wie immer als Optimist "Nun mach Dich nicht so heiß, wird schon was gutartiges sein...". Dann ging es ins Krankenhaus. Ich fuhr sie hin und begleitete sie den Tag über zu allen Vorgesprächen und Voruntersuchungen... Im Arztgespräch wurde uns der Eingriff erläutert. Kernaussage war "Wir wissen nicht genau, was es ist, aber es muss raus". Es wurde darauf hingewiesen, dass evtl. die Niere entfernt werden muss oder der Darmausgang nach Außen verlegt werden muss... Nachmittags war dann alles erledigt. Wir ließen die Kinder nochmal vorbeikommen (mit Schwiegereltern) und verbrechten einen schönen nachmittag mit Eis essen usw. Als die Kinder weg waren, saßen wir noch bis nach sieben Uhr auf einer Bank und genossen die Sonne (es war der 7.8.2013). Irgendwann musste sie ja aber wieder aufs Zimmer (sie hatte sogar ein Einzelzimmer, weil gerade nicht viel los war...).

Am nächsten Tag war dann die OP. Hier kann ich mich gar nicht mehr genau erinnern, ob sie auf Intensiv lag. Ich glaube, wenn, dann habe ich sie dort nicht besucht. Ich sah sie das erste Mal auf ihrem Zimmer. Sie hatte ganz schöne Schmerzen und bekam schnell eine Schmerzpumpe. Diese hatte aber die Nebenwirkung, dass sie nachts schlimme Alpträume hatte. Sie erzählte davon, dass einer an ihrem Bett stand und sie umbringen wollte. Das war total real... Naja, die Ärztin erklärte uns die OP. Die Masse ließ sich sehr gut abschaben. Sie war glibbrig, schleimig. Niere und Darm konnten erhalten werden. Optisch waren keine Tumoranteile mehr zu sehen. Die Masse würde anschließend untersucht, was ein paar Tage dauert. Wir waren erstmal froh, dass sie keinen künstlichen Darmausgang bekam und dass das so gut lief.

Danach ging das Warten auf den Befund los. Jeden Tag nachfragen, jeden Tag hieß es, nein nix neues. Bis auf ein paar kleinere Weh-Wehchen ging es mit Annika aufwärts. Nach 9 Tagen kam dann endlich der Befund. Leider nicht so gut. Bösartiger Tumor, Myxoides Liposarkom, R1 resiziert. Bei OP war nichts mehr zu sehen, aber es müssen noch einige Zellen da sein, deshalb wird wohl Chemo o.ä. folgen. Der Fall wird auf der Tumorkonferenz besprochen und anschließend sollen wir uns bei der Onkologie melden. Am nächsten Tag wurde sie entlassen. Ich las den Entlassungsbrief (Annika wollte davon nix wissen / Im Nachhinein weiß ich auch nicht, ob sie mir immer alles sagte, was ihr die Ärzte sagten), darin hämmerte sich ein Satz in mein Hirn: "..Aufgrund der hohen Mitoserate ist von einer ungünstigen Prognose auszugehen..." Mir wurde heiß und kalt. Annika sagte ich davon nichts.

Gesundheitlich ging es wieder gut. Sie war rasch wieder die alte. Allerdings mussten wir zu ihrem neuen Chef. Schließlich rechnet er damit, dass Annika dort am 1.9. zu arbeiten anfängt. Wir hatten ein gutes Gespräch und sagten auch, dass wir es verstehen würden, wenn der Arzt sich eine andere Arzthelferin suche würde. Aber nein. Er sagte, er stellt sie trotzdem ein. Wir im Team glauben an Sie, Annika. Wir warten auf sie. Das hatten wir nicht erwartet. Eine Sorge weniger...

Dann ging es am 28.08. zu den Onkologen. Der Arzt war mir nicht so recht sympathisch. Und damals wagte ich noch nicht, irgendwelche kritischen Fragen zu stellen. Was er sagte, war Gesetz... Es soll eine Chemotherapie gemacht werden, 6 Zyklen Adriamycin/Ifosfamid alle drei Wochen, je eine Woche Krankenhaus, zwei Wochen zu Hause usw. Es geht ja nur darum, auf Nummer sicher zu gehen, da nur R1 resiziert wurde. Danach müsste alles weg sein. Unter vielen Tränen erfuhr Annika auch, dass sie ihre Haare verlieren wird. Ich versuchte, ihr Mut zu machen. Sagte ihr, dass sie Weihnachten damit durch ist und zum nächsten Sommer wachsen die Haare wieder. Und zur Einschulung in einem Jahr werden wir den Tanz eröffnen und sie wird wundervoll aussehen...

Wir fuhren ziemlich zeitnah die Perücke aussuchen. Da sie so einen kleinen Kopf hatte, war die Auswahl sehr begrenzt. Wir fanden aber ein schönes Modell. Ihre Stimmung ging aber total in den Keller, sie wurde fast schon depressiv. Ich pflasterte unsere Wohnung mit aufmunternden Sprüchen voll. Jedes Mal, wenn sie irgendeine Tür öffnete, war da ein Aufkleber mit einem Spruch. So richtig half es aber noch nix. Am 31.08. ging ich dann allein zu einer Geburtstagsfeier. Am Ende der Feier unter Einfluß von etwas Alkohol hatte ich dann meinen ersten kleinen Zusammenbruch. Ich heulte wie ein Schloßhund. Zum Glück waren nicht mehr soviele da...

Am 03.09. ging es dann ins Krankenhaus zur Chemo. Am ersten Tag wieder Voruntersuchen, Port einsetzen usw. Ich war immer mit dabei. Am 04.09. startete dann der erste "Cocktail". Meist lief das drei Tage durch. Zum Anfang ging es noch, dann kamen Übelkeit usw. Wir gingen dann nachmittags oft raus, spazieren im Park oder Kaffee trinken. Kinder waren auf der Station nicht erlaubt, was ihr unglaublich wehtat. Wir haben dann immer versucht, die Kinder dazuzuholen, wenn wir draußen spazieren waren. Die Blutwerte spielten so ein bisschen Roulette. mal war Kalium zuwenig, mal passten die Leukos nicht, immer was anderes. Zu ihrem Geburtstag wurde sie entlassen. Mit Auge zudrücken, da wieder ein Wert nicht ganz passte. Wir tranken zu Hause Kaffee mit meinen Eltern und Schwiegereltern und natürlich den Kindern. Einen Tag später sollten wir nochmal zur Blutkontrolle. Beim Abschied von den Kindern versprach Annika der Großen: "Nachmittag ist Mama wieder da, versprochen..." So kam es nicht. Ich weiß nicht mehr genau, welcher Wert nicht passte. Meistens war es zum Anfang Kalium. Jedenfalls musste sie dableiben. Die große war sehr enttäuscht... Fast eine Woche blieb sie drin. Da die Leukos total abrauschten, musste sie auch einen Mundschutz tragen. Das war für sie total erniedrigend, wenn wir draußen waren... Am Wochenende machten wir dann auch noch was verbotenes. Anstatt nur Spazieren zu gehen gingen wir zum Auto und ab nach Hause. Wir verbrachten den Nachmittag im Garten und abends ging es wieder zurück.

Eine Woche war sie zu Hause, dann ging es wieder los. Am 25.9. startete der zweite Zyklus. Die Zimmer waren überigens nicht sehr einladend - Vierbettzimmer, kleine Toilette. In der Zeit fielen ihr die Haare büschelweise aus und waren auch an manchen Stellen wie verklebt. Sie entschied sich, dass sie ab sollten. Wir ließen den Friseur mit der Perücke kommen. Er machte auch die Rasur. Bis auf die "normalen" Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen ging es diesmal besser. Eine Woche späte konnte sie entlassen werden. Sie war auch einigermaßen gut drauf. Beim Spazierengehen wurde sie oft angesprochen, dass ihr die neue Frisur sehr gut steht. Keiner bemerkte, dass es eine Perücke war... Und sie hatte sich mittlerweile mit der Situation arrangiert. Sie war nicht mehr so down. Wir waren eigentlich guter Hoffnung, dass es gut ausgehen wird....

********

mausi69
01.10.2014, 12:20
Lieber Thomas!

Es rührt mich einfach nur zu tränen.
Ich schreibe für mich zu Hause schon seit längerem das geschehene der letzten Monate auf und ich merke wie es mir hilft!

Dir wünsche ich von Herzen das es dir auch hilft mit Annika's Tod umzugehen!

Alles liebe mausi

Timberwolf
01.10.2014, 20:36
:-(

Tomislav2
02.10.2014, 22:49
Hallo zusammen,

danke erstmal für eure lieben Antworten. Die erste Woche Arbeit ist geschafft. Und, ja es macht Spaß und tut gut. Hab zwischendrin auch mal ein paar Gespräche mit lieben Kollegen, z.B. heute mit einer Kollegin, die vor 5 Jahren ihren Mann verlor. Sowas hilft ungemein, find ich.

Morgen fahre ich mit der Großen nach Bremen zu dem besagten Helene-Fischer-Konzert. Wir sind schon ein bisschen aufgeregt. Hoffentlich können wir es genießen, sind ja eigentlich Annika's Karten... Na mal schauen.

Gute nacht...

Monika Rasch
03.10.2014, 06:57
Lieber Thomas,
ich wünsche Euch einen schönen Tag und ein tolles Konzert.

djkprinz
03.10.2014, 20:40
Lieber Thomas, musste gerade an Euch denken.

Ich hoffe, die Helene kann - auch wenn es nur für sehr kurze Zeit ist - Eure Trauer ein wenig zur Seite schieben.

Liebe Grüße Heike

mausi69
04.10.2014, 14:53
Lieber Thomas!

Ich war gestern Abend oft in Gedanken bei euch! Ich hoffe ihr zwei konntet das Konzert genießen?! Ihr wart ja nicht allein, denn Annika war im Herzen und auch in euren Gedanken bei euch!

Lg mausi

Tomislav2
05.10.2014, 14:18
Hallo zusammen,

sind seit gestern abend wieder in der Heimat. Es war ein schöner Vater-Tochter-Ausflug. Bremen an sich ist echt schön und wirklich eine Reise wert. kann ich nur empfehlen... Das Konzert war auch super, allerdings... Für mich war es eher schwer. Ich konnte es nicht so recht genießen. Meiner Großen hat es wahnsinnig gefallen, sie ist da voll abgegangen. Ich musste mir manche Träne verkneifen, denn eigentlich hätte ja Annika neben mir sitzen sollen... Als das Konzert losging, hatte ich einen dicken Kloß im Hals. Jeder Bass-Schlag war wie ein Stich ins Herz. Aber ich habe versucht, mir nichts anmerken zu lassen, damit meine große das wenigstens genießen kann.

Als wir dann gestern früh über die Weser geschippert sind, wurde ich auch nochmal wehmütig. Ich musste immer dran denken, dass das Annika auch gefallen hätte und was wir zusammen unternommen hätten. Es war ja wunderschönes Wetter und alle Biergärten hatten auf. Da wären wir bestimmt abends langgeschlendert und hätten was zusammen getrunken. Aber dann musste ich wiederum dran denken, wenn sie jetzt noch leben würde in ihrem kränklichen Zustand... Dann hätten wir das sowieso alles nicht gemacht. Das hätte sie nicht geschafft. Es wär ja nur gegangen, wenn sie gesund gewesen wär.

Alles in allem war es eine schöne Reise, aber ich weiß nicht so recht, ob ich mir damit einen Gefallen getan habe. Es hat mich doch sehr aufgewühlt. Vielleicht ist es gut so, vielleicht auch nicht. Das kann ich jetzt noch nicht sagen.

LG
Thomas

simi1
05.10.2014, 14:58
Hallo Thomas,

doch, ich denke du hast dir und auch deinen Kindern mit dieser Reise einen großen Gefallen getan. Du hattest nämlich die Kraft dazu und das Wissen um diese Kraft, wird dir auch in Zukunft durch schwere Tage und in schwierigen Situationen helfen. Chapeau!

Liebe Grüße
Simi

carlchen
05.10.2014, 16:54
Hallo Thomas
http://www.123gif.de/gifs/leuchttuerme/leuchtturm-0003.gif (http://www.123gif.de/leuchttuerme/).
Schau ein Leuchtturm für dich.
Was immer passiert, du und deine Töchter ist seid ein prima Team.
LG Carolin

bonnie3003
06.10.2014, 16:53
Lieber Thomas!

tief berührt und mit Tränen in den Augen habe ich eure Geschichte und deinen Thread Myxoides Liposarkom gelesen. Es tut mir so unendlich Leid, dass du deine geliebte Annika verloren hast und ich fühle so sehr mit dir. Wenn ich darf, nehme ich dich mal ganz lieb und fest in meine Arme und halte dich ganz fest. Hier leuchtet ganz hell eine wunderschöne Kerze für Annika, eure Kinder und dich, die euch voller Liebe, Licht und Wärme begleiten soll. Und Annika passt nun von oben ganz doll auf euch auf und ist euer größter und wichtigster Schutzengel. Auch ihren Eltern schicke ich ganz viel Kraft.

Ich schicke dir, Annikas Eltern und euren beiden Kindern ein riesiges Paket voller Kraft, Licht, Wärme, positiver Energie und guten Gedanken, um Alles etwas besser durchzustehen. Meine Gedanken sind ganz fest bei dir und begleiten dich ganz fest.

Ich habe am 28.08.2006 meine Freundin an Eierstockkrebs verloren und noch heute fehlt sie mir unglaublich doll.

Viele liebe mitfühlende und sehr traurige Grüße

Bonnie3003

Tomislav2
06.10.2014, 20:21
Hallo ihr Lieben,

Ich danke euch für eure lieben Worte. Das baut einen ein bisschen auf. Es ist zwar nicht so, dass ich hier komplett am zusammenbrechen bin, aber seit der Rückkehr aus Bremen geht es nicht mehr ganz so gut. Ich weiß nicht genau, wie ich es beschreiben soll... Es liegt eine gewisse Melancholie auf meiner Seele. So ein bisschen wie im Nebel.

Ansonsten gibt es nix neues, Alltag eben. Aber halt Alltag alleine...

LG
Thomas

heidilara
06.10.2014, 21:11
hallo thomas,

ich glaub, dass das konzert ein ziemlicher härtetest für dich war - gerade musik transportiert ja unglaublich viel gefühle u weckt erinnerungen...
es war schon sehr mutig von dir mit deiner tochter da hinzugehen u wird sicher noch einige zeit nachwirken.
u es ist ja auch völlig normal, dass es dir nun nicht immer gut gehen kann u du um deine frau trauerst.

ich will jetzt aber gar nicht lang gscheit daherreden sonder schick dir einfach liebe grüße u viel kraft :knuddel:

bis bald :winke:
heidilara

CatLove89
08.10.2014, 07:57
Lieber Thomas,

auch ich möchte dir viele Grüße und viel Kraft senden!

Ich finde es sehr mutig von dir, dass du trotzdem zum Konzert gegangen bist! Auch wenn du dich momentan schlechter fühlst, wirst du es sicher nicht bereuen! Und deine Annika war auch dabei. In euren Herzen hat sie mitgesungen!

Alles Gute zu euch!

catlove

Tomislav2
09.10.2014, 11:19
Hallo mal wieder,

danke heidilara und catlove für Eure Antworten. Im Nachhinein muss ich sagen, bin ich ziemlich naiv da ran gegangen und einfach losgefahren. Hätte nicht gedacht, dass mich das so aus den Socken haut. Aber jetzt geht es ja wieder... Vieleicht war es ja auch wichtig für mich. Die Zeit wird's zeigen...

Gestern war wieder Trauerbegleitung. War ganz gut, haben über eine Stunde erzählt. Ein paar Sätze haben noch nachgewirkt und haben mich abends noch beschäftigt. Zum einen fragte sie mich, nachdem wir die Geschichte nochmal aufgerollt hatten, wie ich das die ganze Zeit ausgehalten habe. Da konnte ich nur mit den Achseln zucken, ich weiß es schließlich selber nicht... Mir hat das Forum sehr geholfen, um sich auszutauschen. Im Freundeskreis hatte ich ja nicht wirklich jemanden, mit dem ich erzählen konnte. Aber sonst? Ich konnte halt öfter eine Auszeit vom Job nehmen (Krankschreibung), wenn es nicht mehr ging, vielleicht hat das auch geholfen.
Dann zum Ende sagte sie mir "Sie wirken so stark" - da rutschte mir nur ein "Tut mir leid, kann nix dafür" raus. Da mussten wir erstmal lachen. Aber hab dann drüber nachgegrübelt... Ich weiß ja, dass ich meine schwachen Momente habe. Aber an und für sich lasse ich Außenstehende selten an meinen Emotionen teil haben. Bin halt immer freundlich... :rolleyes: Vielleicht dauert es noch ein paar Sitzungen, bis ich die Schwächen dort auch zeigen kann. Na, mal sehen.

Am Abend gab es dann mal wieder ein kleines Trauerloch... Aber das gehört ja momentan zum Leben dazu. Heute ist es wieder ok.

Na dann, Liebe Grüße
Thomas

mausi69
09.10.2014, 13:50
Lieber Thomas!

Die letzten Monate in denen ich mit Annika und dir mit gebangt habe, habe ich mich auch sehr sehr oft gefragt, wie macht er das was kann er noch alles aushalten? Immer wider bist du hin gefallen und sofort wider aufgestanden. Ich habe dich um deine Kraft bewundert. Heute sehe ich das noch genauso nur aus einem anderen Blickwinkel! Du hattest gar keine andere Wahl als immer und immer wider aufzustehen, du hast funktioniert gar keine Zeit gehabt über viele Dinge nachzudenken.
Auf der einen Seite hattest du die Angst um Annika, die Angst um deine Mama und auf der anderen Seite standen eure beiden Kinder für die das Leben weiter gehen musste!

Ja aber drum bist du ein wirklich sehr starker Mensch, der sich allem gestellt hat und noch stellt!

Das Konzert von Helene Fischer hat all die Gefühle die tief in deinem inneren schlummern geweckt klar das es in dir all die wunden aufgerissen hat, wozu das gut war wird die Zeit bringen!

Ich wünsche dir von Herzen das irgendwann auch du mit der Vergangenheit Frieden schließen kannst und nur noch schöne Erinnerungen an die Liebe deines Lebens hast!

Lg mausi

anni.
09.10.2014, 19:38
Lieber Thomas,

auch ich habe ja eure Geschichte lange Zeit mitverfolgt und ich denke immer noch sehr oft an dich und deine Kinder. Ich finde es bewundernswert, wie du das machst. Mit deiner Großen nach Bremen fahren obwohl es dir natürlich alles andere als leicht fällt - das kann nicht jeder. Meinen Respekt, wie du das alles meisterst. Das wollte ich nur nochmal kurz sagen.

Alles alles Liebe für dich und deine Kinder!

Anni

Tomislav2
12.10.2014, 13:03
Hallo mal wieder,

Mausi und Anni, vielen Dank für Eure Antworten. Momentan hat mich der Alltag mit seinem ganzen Drumherum gefangen, so dass ich kaum noch Zeit finde, zu schreiben.

Ich war gestern mit den Kindern zu einer Geburtstagsfeier. Das war bei guten Freunden von uns und auch "auswärts". War schön, auch wenn da immer ein bisschen Wehmut mitschwingt... Das letzte Mal waren wir noch zu viert dort. Aber wir haben auch viel gelacht miteinander. Als ich dann spät nach Hause kam, brauchte ich die Kinder nur noch ins Bett tragen...

Schönen Sonntag euch allen noch
Thomas

Tomislav2
15.10.2014, 18:09
Hallo,

nach einigen Tagen mal wieder was von mir. Die letzten Tage waren nicht so schön. Es ging wie im Strudel immer schön abwärts ins Loch. Bin momentan noch mittendrin statt nur dabei, aber ok. Mich beschlich auch das Gefühl, dass es momentan eher schwerer wird als leichter, wahrscheinlich wird mir der Verlust jetzt erst so richtig klar... Ich habe auch ständig die Bilder der letzten Tage und Stunden im Kopf. Und das tut weh...

Ich habe ja nette Menschen um mich rum und auch einige da draußen, mit denen ich mich austauschen kann und darf (die es betrifft, die wissen es schon ;) und natürlich auch das Forum. Wobei ich in letzter Zeit nicht den Antrieb hatte, hier viel zu schreiben. Aber wird wieder...

Habe mir vorgestern abend meinen Thread angeschaut ab Annika's Tod und mir nochmal Eure Worte durchgelesen. Da kamen mir nochmal die Tränen. OK, ich war gerade sowieso ganz tief unten, aber gerührt war ich trotzdem. Deshalb möchte ich einfach nochmal Danke sagen...

So, ich hoffe, ich hab erstmal genug gejammert und dass es langsam wieder aufwärts geht. Bin ja sonst nicht so, aber jetzt isses halt mal so.

LG
Thomas

heidilara
15.10.2014, 18:43
hallo thomas,

gefühle kommen u gehen meist wie sie wollen u kontrollieren kann man sie sowieso nicht wirklich
u zulassen ist besser als verdrängen, heisst es zumindest immer...
ich kann davon auch ein lied singen u alle anderen hier bestimmt auch

:pftroest: :remybussi :knuddel: leuchtturm u leiter zu dir

u das, selbst grad zum 1.mal gehört, eva cassidy, auch ein opfer dieser schrecklichen krankheit
https://www.youtube.com/watch?v=uEBBGSgO16M

lg heidilara

mausi69
15.10.2014, 19:04
Lieber Thomas!

Das loch in das du jetzt gefallen bist ist normal! Die ersten Wochen ist man noch durch die ganzen Wege die erledigt werden müssen abgelenkt, dann kommt die Ruhe langsam zurück und das grübeln beginnt!
Mir ging's zumindest so!
Auch lassen mich die letzten Tage nicht zur Ruhe kommen!

Wir müssen die Trauer zu lassen! Meinen alten thread habe ich auch schon öfter rein gelesen, musste aber an bestimmten Stellen schnell wider raus, weil die Erinnerungen einfach zu schmerzhaft waren!

Wir finden einen weg zurück in unser neues Leben ohne unsere Lieben! Aber irgendwie auch mit ihnen, denn in unseren Herzen leben sie ewig weiter!
:knuddel:

Liebe grüße mausi

Tomislav2
19.10.2014, 22:25
Hallo,

danke für Eure Antworten. Die letzten Tage ging es wieder besser. Wahrscheinlich bis zum nächsten Loch... Am Freitag waren es 8 Wochen, seit Annika ging.

Für meine Kinder habe ich jetzt Fotobücher bestellt. Für jedes Kind individuell mit den schönsten Bildern mit Mama zusammen. Damit sie immer was haben, was sie sich anschauen können, wenn ihnen danach ist. Und vor allem, dass sie ihre Mama nicht vergessen (hauptsächlich der Kleine).

Die Große zeigt mir mittlerweile häufiger ihre "emonale" Seite ;) Ich habe auf dem PC ein paar Bilder von Annika zusammengestellt. Die schaut sie sich dann ab und zu als Diashow an. Manchmal mit mir zusammen und manchmal schickt sie mich auch weg. Danach setze ich mich aber zu ihr und wir erzählen nochmal drüber. Oder wir weinen einfach zusammen.

Tja, und dann war ich gestern zum ersten mal wieder "draußen". War mit meinem Bruder im Kino und danach sind wir durch ein paar Bars getingelt. Das hat richtig gut getan. Bis auf den Brummschädel heute :augendreh Aber das war's wert....

Na denn, allen einen guten Wochenstart morgen!

Gute Nacht,
Thomas

shahan
20.10.2014, 08:17
Guten Morgen Thomas

Schön zu lesen, dass du mit deinem Bruder rausgegangen bist, na ja und das bisschen Brummschädel verkraftet man schon.
Mache es genau so, zwischendurch einfach mal mit Freunden ausgehen und am Leben teilnehmen.
Gestern war so ein schöner warmer Herbsttag, ich ging mit unserer Kleinen hoch auf den Berg/Bergli ca. 800 m mit der Gondel, ein massenauflauf von frohlichen Menschen und da war sie wieder die Melancholie über meinen wunderbaren verstorbenen Schatz, den ich jeden Tag und jede Zeit so vermisse.
Ich habe dann beschlossen den steilen Abstieg zu wagen und konnte mich dabei ein wenig erden.
Ich wünsche dir und deinen Kindern viel viel Kraft und auch wieder helle Tage.

Lieben Gruss

Gisella

HelmutL
20.10.2014, 13:45
Hallo Thomas,

bis jetzt habe ich nur gelesen bei dir. Ich finde, du machst das wirklich toll mit deinen Kindern: die Fotobücher, miteinander reden, der Respekt vor der Trauer deiner Großen. Hut ab. Es kostet dich sicher viel Kraft, doch es gibt dir auch welche. Kinder haben einen ganz anderen Umgang mit der Trauer. Unverfälscht. Wir können viel von ihnen lernen.

Dass du mit deinem Bruder mal wieder vor die Tür gegangen bist und es dir gut getan hat, freut mich. Den Brummschädel hast du dir verdient. :)


Hallo Gisella,

deinen Satz mit der 'Erdung' finde ich sehr gut. In diesem Wort steckt so vieles drin, was es wieder neu zu er-finden gibt.

Hoch oben auf dem Berg, so weit entfernt vom Leben da unten im Tal. In der Trauer gibt es keine Gondel, die auf leichtem Weg zurück ins Leben fährt. Den Weg ins Leben, den muss man gehen. Er ist steinig und beschwerlich. Unsere Lieben, die nehmen wir mit. Im Herzen.


Alles Liebe,

Helmut

shahan
20.10.2014, 18:35
Hallo Helmut

Schön geschrieben, dir auch alles Gute.

Liebe Grüsse

Gisella

Tomislav2
20.10.2014, 21:56
Hallo,

danke Gisella und Helmut für Eure netten Worte. Der Brummschädel ist wieder weg :tongue

Helmut, ich finde auch, dass Deine Worte es ziemlich genau treffen:



Hoch oben auf dem Berg, so weit entfernt vom Leben da unten im Tal. In der Trauer gibt es keine Gondel, die auf leichtem Weg zurück ins Leben fährt. Den Weg ins Leben, den muss man gehen. Er ist steinig und beschwerlich. Unsere Lieben, die nehmen wir mit. Im Herzen.


In diesem Sinne, gute Nacht!

LG
Thomas

Tomislav2
23.10.2014, 20:28
Hallo,

Viel neues gibt es nicht zu berichten. Meine Gemütslage ist ganz ok mit ein paar kleinen Ausschlägen nach unten. Am Dienstag war ich wieder zur Trauerbegleitung. War wieder gut. Am Samstag geht es mit der großen wieder zur Kindertrauergruppe.

Die Fotobücher sind gestern gekommen. Beim ersten Ansehen musste ich ziemlich schlucken. Ich weiß aber noch nicht genau, wie und wann ich sie den Kindern gebe. Vielleicht erst zu Weihnachten? Bin noch unentschlossen. Der kleine war heute früh im Auto so komisch, da hab ich ihn gefragt, ob er traurig ist. Und er sagte, ja, weil Mami nicht da ist... heute Nachmittag gab es dann noch so ein Erlebnis. Wir beide waren auf dem Friedhof und er guckt zum Himmel und sagt: "Mama im Himmel. Mami nicht da ist, meine Schuld" Oh Mann, da hatte ich erstmal zu tun. Natürlich ihn zu trösten und mit mir..

LG
Thomas

anni.
23.10.2014, 22:14
Lieber Thomas,

ich glaube deine Kinder werden dir auch in 20 Jahren noch unglaublich dankbar für die Idee mit den Fotobüchern sein. Es ist einfach eine tolle Sache, um sich an schöne sorgenfreie Zeiten zu erinnern. Und wirklich was völlig anderes, als auf dem PC digitale Bilder anzuschauen... finde ich zumindest ;) Meistens merkt man vom Gefühl her einfach, wann der passende Zeitpunkt da ist, um so etwas zu übergeben, deshalb mach dir keinen Kopf darüber.

Kinder verarbeiten solche Sachen natürlich auch noch mal ganz anders. Als ich vorhin deinen Beitrag gelesen habe, musste ich schon schlucken. Das stelle ich mir wirklich alles andere als einfach vor. Ich bin mir aber sicher, du schaffst das. Und die Kinder auch. Ich drücke dich ganz fest!

Alles Liebe
Anni

Tomislav2
25.10.2014, 22:58
Hallo zusammen,

@anni: Danke Dir. Ich werde es so machen, wie so oft in letzter Zeit. Ich höre auf mein Herz. Irgendwann wird der Moment kommen und ich werde wissen, dass es der richtige ist...

Gestern ging es mir richtig schlecht. War tief drin im Trauerloch...

Aber heut ist schon wieder Besserung in Sicht. War heute mit der Großen zur Trauergruppe und es war echt gut. Nicht nur für sie, auch für mich. Die meisten der Eltern blieben da und wir haben uns gut unterhalten. Habe schon länger festgestellt, dass "darüber" reden mir gut tut und für mich beschlossen, damit offen und kommunikativ umzugehen. Hat sich heute wieder bestätigt.

LG
Thomas

Taziana
25.10.2014, 23:30
Hey Thomas,
Ich lese von von Anfang an bei dir mit, auch schon im angehörigen Forum und deine Geschichte hat mich sehr mitgenommen.
Meine Mama ist vor kurzem verstorben und auch ich war mit meiner Tochter bei der trauerbewàltigung und beim psychologischen Dienst. Wir haben folgende Tipps bekommen:
-ein Album anlegen
Jedes mal wenn man an die Person denken muss, egal ob glücklich oder traurig wird eine Seite im Album gefüllt. Egal ob gemalt, gebastelt, Foto eingeklebt oder ein Gedicht geschrieben. Bei meiner Tochter wirkt es wunder sie macht es sehr gerne und es tut ihr sichtlich gut. Ich habe dazu so ein Hochzeitsfotoalbum gekauft, weil es einfach wertig ist und die Seiten auch dicker pappe!

-Kerze Anzünden
Meine Oma war sehr gläubig. Sie hat früher immer in der kirche eine Kerze für ihre Mutter angezündet und an sie gedacht. Ichstand oft neben ihr und habe Jesus die Füße gekitzelt... Er stand auf einem Podest, sodass ich mit 5 genau auf Augenhöhe mit seinen Zehen war. Als sie starb, ging ich in die Kirche und zündete für sie eine Kerze an, nicht weil ich so gläubig bin. Ich denke einfach es hätte ihr gefallen, es war ihre Art von Zuneigung. Heute zünde ich dort 2 Kerzen ein... 1ich und 1 meine Tochter 😊 Auxh zuhause haben wir eine Kerze, die wir anzünden, wenn wir gerade doll an meine Mama denken.

-reden,reden,reden
Es ist unglaublich traurig und bedruckend, dass der Tod des geliebten Menschen immer präsent ist... Ich wünschte manchmal, ich könnte einfach meine Trauer vergessen und alles ist wie früher... Das wünscht sich hier sicherlich jeder... Und die kleinsten haben es oft am schwersten, weil sie denken,sie könnten schuld an alles sein. Wie haben mit den Kindern viele Gespräche geführt. Meine Tochter hatte lange Albträume und "schlimme Gedanken" über die sie nicht sprechen wollte. Deshalb waren wir auch nochmal bei der psychologischen Beratung, ich habe mir einfach sorgen gemacht. Und dort sprach die auch über ihre Gedanken, mir wollte sie es nicht sagen. Sie hatte Angst, dass ich auch krank werden, und wenn sie es ausspreche könne es wahr werden. Die haben ihr die Angst sehr gut in Gesprächen nehmen können... Bei mir hat sie eher gemauert. Sie dachte, sie muss stark sein- weil ich sonst noch trauriger wäre. Solche Gedanken lösen sich nach und nach auf, wenn man den Kindern einfach zeigt, dass es in Ordnung ist wenn sie Angst haben und traurig sind. Der Gedanke ohne meine Mama zu drin, macht mir auch Angst... Und ich bin 30! Also, was deine Kinder verkraften müssen ist leider echt ein Brocken!

Was ich hier und im anderen Posting von dir gelesen habe, werdet ihr das schaffen! Du machst das toll!

Ich denke an dich und deine Kinder! Und daran, wie es ist von einer fremden Person zu lesen, die Soviele intime Dinge über einen weiß, obwohl man sie gar nicht kennt... Ist bestimmt sonderbar!

Grüße tazi!

Tomislav2
25.10.2014, 23:54
Hallo Taziana,

bei mir ist ja das Thema geregelter Schlaf gerade nicht so gut, daher bin ich jetzt noch unterwegs hier. Habe mich gefreut, dass Du mir mal wieder schreibst. Sorry, hatte das nicht mitbekommen, dass Deine Mama gestorben ist. Mein aufrichtiges Beileid dafür und...keine Worte...

Danke für Deine Vorschläge. Dazu folgendes:

Album
-> Werd ich mal ins Auge fassen. Die Große ist immer recht kreativ mit basteln und malen. Das wäre bestimmt was für sie.

Kerze anzünden
-> Am Grab habe ich immer eine Kerze für mich und eine Kerze für die Kinder stehen. Wenn die leer sind, dann tauschen wir sie aus. Bei uns ist die Kirche nur an Feiertagen geöffnet. Davon abgesehen, habe ich damit rein gar nichts am Hut...

Reden, reden, reden
-> Die Große hat mir oft gesagt, sie dachte, dass sie mich noch trauriger macht, wenn sie weint. Mittlerweile hatten wir schon viele Momente gemeinsam. Ich denke, so langsam öffnet sie sich so richtig.
-> Ich habe schon mit vielen Leuten drüber geredet. DIe Erkenntnis ist, dass die Trauer niemals weggeht, aber anders wird. Sie ist vielleicht später nicht mehr so präsent, aber immer noch da. Ma muss versuchen, sich irgendwie damit zu arrangieren.

Ob ich es schaffen werde? Mmmh, glaub schon. Obwohl es oft Momente gibt, wo ich denke, dass es niemals so weitergehen kann... so ohne Annika. Aber in guten Momenten bin ich mir ziemlich sicher, dass es klappt. Aber im Ernst: Hab ich eine Wahl? Hatte ich je eine? Es MUSS gehen... Das ist es doch, oder?

LG
Thomas

Taziana
26.10.2014, 00:23
Ach ja... Ich denke oft an dich und deine Kinder. Habe auch meinem Mann davon erzählt und ihn gesagt, wie schrecklich es wäre wenn er jetzt an Krebs sterben würde. Ich kann so nachvollziehen wie schrecklich sich das anfühlt.

Ich beiße ja schon am Tod meiner Mama... Ich halte mich dann oft mit den Gedanken über Wasser, dass es so sein muss. Eltern sterben eben, aber einen Partner zu verlieren, dass ist unbeschreiblich.

Gestern war ich einkaufen und griff nach den lieblingspralinen meiner Mama und dachte: da freut sie sich!
Und ich hatte sofort Feuchte Augen und ich wusste nicht was ich tun sollte, ich hätte so los heulen können. Ich hab mich gehasst, weil ich "vergessen" hatte, dass sie nicht mehr da ist. Ich denke jeden Tag an ihren Tod - das bestimmt mein Leben, wie kann ich dann so unüberlegt sein? Es war schrecklich. Solche Situationen sind echt eine Herausforderung. Seit 4 Monaten fehlt meine Mama jetzt. Und das wissen, dass sie nie wieder kommen wird schmerzt immer noch, ich frage mich manchmal wie andere ihr leben weiter Leben..? Ob ich vielleicht nur was falsch mache, oder verstehe? Bei dem Gedanken daran mein Leben "einfach" weiter zu Leben, werde ich so traurig. Der Gedanke, dass der Tod z Leben gehört ist für mich kein Trost und manchmal habe ich Angst zu verbittern.

Ich stand dann gestern so an der Kasse und vor mir eine 65 jährige Dame mit ihrem Mann und ihrem... Ich schätze 85/90 jährigen Vater. Sie sagte zu ihm, Papa ich hol dir was du brauchst! Und er "nein! Ich bin noch flink" ging aus der Schlange zum Kühlregal und kam mit ner Streichwurst stolz wie molli zurück!

Heute finde ich das total süß! Gestern hatte ich die am liebsten alle übern Haufen gefahren... Nicht, dass ich anderen nicht gönne, dass deren Eltern noch leben, aber ich frage mich dann... Warum musste meine Mutter mit Anfang 60 sterben, wenn andere mit 90 noch zum wurstregal flitzen und sich ne Wurst holen?? 😔 Kennst du solche Gedanken? Ich fühl mich dann nur noch schlechter als vorher, weil ich das Gefühl Habe ich gönne den anderen das nicht und ich finde das falsch.

Ja, ich kann auch nicht schlafen... Ich lese dann hier - wenn ich an sie denke... Ich lese eure Geschichten und fühle mit euch, weiß das ich nicht alleine bin mit dem Schmerz und das tut mir gut! Danke, für den Einblick in dein Leben.

mausi69
26.10.2014, 07:58
Hallo Thomas!

Schön von dir zu lesen! Du machst das echt prima und ja du hast leider wie wir alle keine Wahl du musst jetzt dein Leben ohne Annika Leben nicht nur für dich auch für eure Kinder!

So wie es deiner kleinen geht ging es meiner erwachsenen Tochter die immerhin schon 25 Jahre jung ist!

Weinen vor mir hat sie selten gemacht und reden mit mir während des Kampfes gar nicht, weil sie Angst hatte mich noch mehr runter zu ziehen. Ich habe ihr in vielen Gesprächen zu verstehen gegeben sie soll ruhig mit mir weinen und reden kann sieund soll sie mit mir. Es wurde dann Schritt für Schritt besser!
Nur jetzt vier Monate nach dem Tod meiner Mama spricht sie selten von ihrer omi sie kann es einfach nicht noch nicht!


@Taziana mir geht's genauso wie dir, ich verdränge manchmal das meine Mama gestorben ist und erschrecke mich dann fürchterlich, wenn mir wider bewusst wird sie ist nicht mehr da und kommt nie wider. Das ist völlig normal!


Es stimmt die Trauer verändert sich, wird uns aber unser ganzes Leben begleiten!

Alles liebe zu euch zwei!

Lg mausi

Tomislav2
28.10.2014, 12:53
Hallo zusammen,

Wollte mich nur mal kurz melden. Mir geht es gerade gut, fast schon zu gut. Habe oft ein schlechtes Gewissen und denke, dass ich eigentlich traurig sein müsste... Aber naja, das nächste Loch kommt bestimmt...

Hab gerade Urlaub. Die große hat Ferien und den kleinen hab ich natürlich auch zu Hause. Ist schon schön, morgens bis halb 9 mit den Kindern im Bett zu liegen...

LG
Thomas

anni.
12.11.2014, 15:21
Lieber Thomas,

ich wollte dir mal liebe Grüße da lassen.
Ich hoffe, es geht dir und den Kindern einigermaßen gut zur Zeit! :o

Alles Gute
Anni

Tomislav2
14.11.2014, 14:49
Hallo Anni,

vielen lieben Dank für Deine Grüße. Hab ein paar Tage nicht reingeschaut, daher es eben erst gelesen.

Wie Du siehst, hab ich momentan nicht so den Drang zu schreiben. Aber dann will ich trotzdem mal kurz ein Update da lassen... Also momentan geht es mir ziemlich gut. Der Alltag klappt gut. Arbeit macht Spaß. Klar, gibt es hin und wieder Hänger, aber in letzter Zeit nichts dramatisches. Das letzte große Loch hatte ich Ende Oktober, einen Tag nach meinem letzten Posting. Ich hoffe mal, dass das heute kein schlechtes Omen ist und die gute Phase noch eine Weile hält. Das einzige, was mir momentan Sorgen macht, ist meine Mutter. Sie hatte letztens MRT, was leider nicht so gut ausfiel. Die ganze Tablettenchemo, die sie gerade hatte, hat absolut nichts gebracht. Seit Montag bekommt sie wieder ambulant alle drei Wochen eine andere Chemo. Damit, so hoffen sie, sollen die Metastasen in Leber und Bauch wieder schrumpfen und evtl. mit Brachytherapie nachbearbeitet werden.

Den Kindern geht es auch gut. Die Große macht sich sehr gut in der Schule. Und der Kleine ist lt. Erzieherin "völlig normal". Sie machen uns Freude und sorgen dafür, dass Leben in der Bude herrscht. Nicht nur für mich, auch für Schwiegereltern oder meine Eltern.

Liebe Grüße an alle!
Thomas

Monika Rasch
14.11.2014, 15:38
Lieber Thomas,
so ist es doch gut.
Wenn man noch Kinder zu versorgen hat dann hat man die Pflicht, diese
kleinen Menschen zu behüten.
Das gelingt Dir.
Weiterleben irgendwie .
Schlechte Tage darfst Du haben, und musst auch dann nicht der Strahlemann für Deine Mäuse sein.
Papa ist traurig.
Alles Andere wäre doch auch verkehrt.
Du machst das gut:knuddel:

Das mit deiner Mama tut mir so leid.

Sandra_
18.11.2014, 21:41
Lieber Thomas,

durch Zufall bin ich auf diese Seite gekommen. Das letzte Mal war ich als Gast zu Besuch um zu stöbern als mein Mann noch gelebt hat.
Als ich Eure Geschichte gelesen habe, war es mir ein dringendes Bedürfnis mich zu registrieren....
Ich bin seit Ende März Witwe. Mein Mann ist keine 37 Jahre geworden. Wir haben fast vier Jahre gekämpft und den Kampf letzlich doch verloren. Unseren Sohn (6 Jahre) habe ich im September auch alleine eingeschult. Lieber Thomas ich kann so gut verstehen wie es in dir aussieht und wie du dich fühlst.
Eines kann ich Dir versprechen: Die Zeit heilt die tiefen Wunden.
Dennoch die Trauer begleitet uns. Wir haben sie angenommen.
Das war ein hartes Stück Arbeit. Jetzt gibt es überwiegend Momente in denen wir uns an meinen Mann erinnern ohne sofort zu weinen. Das tut uns gut...

Ich zünde mit meinem Kleinen regelmäßig eine virtuelle Kerze auf der Gedenkseite meines Mannes (gedenkseiten.de) an. Uns hilft das immer sehr, wenn es mangels Zeit mal wieder nicht für einen Besuch am Grab reicht.
Vielleicht ist das ja auch etwas für Euch.

Mein Beileid und Mitgefühl für Dich und Deine Kids.
Melde Dich gerne...
Alles Liebe

Sandra

Tomislav2
21.11.2014, 11:58
Hallo mal wieder,

hab seit längerem mal wieder reingeschaut und mich über die Antworten gefreut.

@Monika: Danke!

@Sandra_: Auch Dir danke. Das mit der Gedenkseite hatte ich schon mal in Erwägung gezogen, aber noch nicht umgesetzt. Vielleicht macht ich das nochmal.

Ansonsten gibt es nicht viel Neues zu berichten. Es geht mir weiterhin ganz gut. War also kein böses Omen... ;)

LG
Thomas

Tomislav2
22.11.2014, 16:10
Hallo,

muss mich heute doch nochmal melden. Denn heute ist ein besonderer Tag. Es ist jetzt genau ein viertel Jahr her, dass Annika starb. Zeit, kurz anzuhalten und zurückzublicken.

Mmh, wie fang ich an? Momentan geht es mir gut, auch heute. Ich hoffe auch, dass sich in Zukunft nicht allzu große Löcher auftun. Wie ging es mir in den drei Monaten? Zuerst war alles wie in Trance. Die Beerdigung, die Einschulung, die Bürokratie. Alles musste erledigt und geschafft werden. Als das geschafft war, kam ein großes Loch. Ziemlich übel. Ab und an gibt es noch kleinere Löcher, aber keines so extrem wie das. Was half mir da raus? Ein wichtiger Punkt war die Arbeit. Geregelter Alltag, Struktur, dazu die netten Kollegen, mit denen ich viele gute Gespräche führte. Wo wir beim zweiten Punkt wären: Reden, reden, reden. Viele Gespräche, sei es mit der Trauerbegleiterin, mit selbst betroffenen oder oder oder. Das Forum half mir in der Zeit der Krankheit sehr und auch in der ersten Zeit der Trauer. Es half mir auch, einige nette Menschen kennzulernen, mit denen ich auch weiterhin außerhalb des Forums in Kontakt stehe. Momentan hab ich nicht so den Drang, hier oft zu schreiben. Es "zieht" mich gerade nicht so hier her. Aber ab und an schaue ich doch rein.

Und auch wenn es mir gerade gut geht, Annika fehlt an allen Ecken und Enden. Ganz oft wünsch ich mir auch unser "altes" Leben zurück von vor der Krankheit. Halt als kleine glückliche Familie. Die sich jetzt Sorgen gemacht hätte, wo es nächstes Jahr in den Urlaub hin geht. Aber gut. Es ist wie es ist. Und ich versuche, das Beste aus der Situation zu machen.

In den Erinnerungen überlagert die Zeit der Krankheit momentan noch die schönen Momente davor. Wenn ich an sie denke, habe ich oft Bilder aus dem Krankenhaus vor mir. Aber ich bin froh, dass ich den letzten Abend mit ihr verbringen durfte.

Mal schauen, was die Zukunft bringt. Auf jeden Fall wurde die Kur genehmigt. Mitte Mai geht es mit den Kindern nach Sellin auf Rügen.

Liebe Grüße
Thomas

shahan
23.11.2014, 09:35
Guten Morgen Thomas

Es freut mich sehr, dass es dir und den Kidis gut geht, was du schreibst kann ich total mit meiner Gefühlslage vergleichen.
Die schrecklichen Bilder von meinem Schatz kurz vor seinem Tod kriege ich nicht mehr aus dem Kopf, obwohl, unterdessen auch die schönen Erinnerungen sich langsam in mein Bewusstsein drängen.
Thomas dir und deiner Familie wünsche ich eine schöne Vorweihnachtszeit und dass die dunklen Löcher immer weniger werden.

Alles Gute für dich und deine Familie

Lieben Gruss Gisella

anni.
09.12.2014, 17:27
Lieber Thomas,

Weihnachten wird für deine Familie bestimmt nicht einfach werden. Ich wollte dir und den Kindern trotzdem eine geruhsame und schöne Adventszeit wünschen. Ich hoffe es geht euch gut.

Viele liebe Grüße
Anni

Tomislav2
11.12.2014, 18:39
Hallo zusammen,

Vielen dank für eure guten wünsche. Und anni, danke, dass du mich dran erinnerst, mal wieder ein paar Zeilen da zu lassen.

Im großen und ganzen geht es uns gut. Klar, die Weihnachtszeit nervt ein bisschen. Annika hat es geliebt und nun Kampf ich allein mit dekozeugs, Geschenke kaufen und dem ganzen Kram. Vorgestern war schwiegermamas Geburtstag. Ich hab ihr ein fotobuch mit Erinnerungen an Annika geschenkt. War natürlich alles sehr emotional.

Aber sonst kommen wir ganz gut klar. Wir sind schon ganz gut eingespielt. Die kindertrauergruppe ist auch echt gut. Die meisten der Eltern bleiben mit da und dann entstehen viele gute Gespräche...

Liebe grüße an alle
Thomas

Monika Rasch
11.12.2014, 20:39
Lieber Thomas,
ich freue mich dass Du eine gut lebbare Zeit hast mit den Kindern.
Trauer kommt immer wieder zurück- mich hats z. B. heute mal wieder
schlimm erwischt-
ich war einige Tage in Prag-mit meinem Lebensgefährten Klaus,
und mein Papa war mit einer separaten Reisegruppe dort.

Und als ich um 18.10 nach Hause kam, die Tür aufschloss-

Bumms, da wars.

Ich wollte meine Mama anrufen und ihr alles erzählen.
Zudem wäre heute mein Joachim 60 Jahre alt geworden.

Joachim ist beinahe 18 Jahre tot-
und obwohl ich mit meinem jetzigen Partner wirklich glücklich und zufrieden bin,
ich denke oft an Ihn und bin traurig dass er nicht mit mir alt werden durfte.
Diese Momente wirst Du sicher auch erleben und aushalten müssen.

Du machst alles sehr gut.
Pass auf Dich auf.

Tomislav2
22.12.2014, 17:08
Hallo zusammen,

will mich mal wieder melden. Heute sind es genau 4 Monate, seit Annika von uns ging...

@Monika: Danke für Deine Antwort.

Ja, wie fang ich an... Also es geht mir immer noch ganz gut. Klar, es gibt verschiedene Situationen in der Weihnachtszeit, die mich ganz unsanft daran erinnern, dass Annika nicht mehr da ist. Z.B. der Weihnachtsbaum. Den haben wir immer zusammen gekauft. Wie bei vielen, hab ich die beim Verkauf immer vorgeholt und Annika war keiner schön genug. Und das Schmücken des Baumes hat sie dann zelebriert. Sie liebte ja die Weihnachtszeit... Baum kaufen war ich alleine. Um mich rum die Pärchen, wo er den Baum hält und sie den Kopf schüttelt... Gestern hab ich den Baum geschmückt. Auch allein. Totaler Frust, weil ich total überfordert war. Aber ich wollte es allein durchziehen... Naja, nun ist es geschafft.

Aber ok, das gehört wohl jetzt dazu. Hoffen wir mal, dass wir gut durch die Weihnachtstage kommen.

Am Vormittag an Heiligabend werden wir ein kleines Ritual für Annika machen. Wenn wir danach wieder vom Grab nach Haus kommen, werde ich den Kindern die Fotobücher schenken. Hatte ja noch auf den richtigen Moment gewartet. Ich denke, da passt es am besten.

Ach ja, einen unerfreulichen Vorfall hatte wir auch schon an der Schule. Ein älterer Junge hat unsere Große gehänselt wg. Annikas Tod. Hab dann in der Schule angerufen und die haben super reagiert. Haben umgehend die Eltern zum Elterngespräch vorgeladen (am selben Tag) und der Junge musste dann zu uns nach Hause kommen und sich persönlich bei meiner Tochter und der ganzen Familie entschuldigen. Das hat auch geklappt und seitdem ist Ruhe. Sowas braucht man nicht wirklich auch noch...

Wenn ich das so durchlese, hört sich das gar nicht so positiv an. Das wird dem Gesamtbild aber nicht gerecht. Es läuft ganz gut. Der Alltag klappt. Ich habe viele liebe Menschen um mich rum (manche auch von weiter weg :winke:), die mir Kraft und Halt geben. Insgesamt bin ich auf einem guten Weg. Ich vermisse Annika, habe aber akzeptiert, dass sie nicht mehr da ist. Das ist -denk ich- schon mal ein großer Schritt. Ich kann oft an sie denken, ohne gleich in Tränen auszubrechen. Habe auch schon viele gute Momente gehabt, wo ich z.B. herzhaft über irgendwas lachen konnte.

Nun gut, das muss erstmal reichen. Wünsche Euch allen eine erträgliche Weihnachtszeit.

LG
Thomas

Monika Rasch
22.12.2014, 17:31
Lieber Thomas,
Der Alltag klappt. Ich habe viele liebe Menschen um mich rum Ich freue mich das zu lesen.
Ich wünsche Euch eine schöne Zeit- Annika ist ja noch präsent, die Kinder können sich noch erinnern.
Für Dich wird Annika immer präsent sein, Du wirst Dich erinnern an die guten
Momente und die schlechten verdrängen-
den Kindern wirst Du gelegentlich, wenn die Situation es ergibt, von Annika
erzählen, so dass die beiden sich durch deine Erzählungen an Annika
erinnern werden, denn die eigenen Erinnerungen der Kinder werden
verblassen.
Wenn Du von Annika redest, gibst Du der Traurigkeit und dem Verlustgefühl
einen Platz- und wirst nicht plötzlich überfallen vom Trauermonster.

Du machst es wunderbar..

Ich glaube-Deine Frau ist immer noch in der Nähe und passt auf Euch auf.

Ich wünsche Euch eine friedvolle Weihnachtszeit.

mausi69
23.12.2014, 16:03
Lieber Thomas!

Ich denke noch oft an euch und freue mich sehr das du dein Leben ohne Annika so gut meisterst!

Ich wünsche dir und deinen Lieben ein schönes ruhiges Fest und einen guten rutsch ins neue Jahr!

Alles liebe mausi

anni.
23.12.2014, 18:38
Hallo Thomas,

auch ich wünsche dir ein schönes Weihnachten und ein gutes neues Jahr mit deinen Lieben, ihr macht das so klasse! Weiter so :):):)

Anni

Tomislav2
10.01.2015, 13:16
Hallo,

Erst einmal vielen dank für eure antworten, Monika, mausi und anni. Seid lieb gegrüßt.

So... emotionale Tage liegen hinter mir. Erst Weihnachten. Das ging eigentlich, hatte es schlimmer erwartet. Haben unser Ritual gemacht und ich hab den Kindern die Fotobücher geschenkt. Da war es schon bewegend und traurig. Den Rest der Festtage haben wir genauso verbracht wie letztes Jahr. Die Kinder waren happy und ich wahrscheinlich im funktionsmodus. Jedenfalls gab es kein Loch o.ä. Das kam dann in der Silvesternacht. Da hat es mich eiskalt erwischt und so heftig wie lange nicht. Komisch eigentlich, denn Silvester hatte nicht so die Bedeutung für uns wie z.b. Weihnachten. Danach ging es weiter mit den Geburtstagen der Kinder. Letzten Sonntag ist der kleine drei Jahre geworden und gestern die große sieben. An solchen tagen verflucht man das Schicksal, da Annika das nicht mehr erleben darf. Wie sie überhaupt nicht mehr erleben darf, wie ihre Kinder aufwachsen...

Ab nächster Woche ist dann wieder Alltag angesagt. Dann können wir erstmal durchschnaufen.

Liebe grüße
Thomas

shahan
11.01.2015, 09:57
Guten Morgen Thomas

Schön wieder von dir zu lesen.
Deine Kinder können trotz des grossen Verlustes ihres Mamis froh sein, einen so liebevollen, tollen Papi zu haben, der mit all seiner Liebe die verzweifelten, traurigen Momente auffangen wird.

Ich wünsche dir und deinen Kids ein gutes 2015, dass die schönen Momente des Lebens wieder an erster Stelle stehen und die Schatten der Trauer weichen.

Liebe Grüsse

Gisella
¨

heidilara
11.01.2015, 18:07
hallo thomas,

ich möchte dir u den kindern auch alles erdenklich gute für dieses neue jahr wünschen!
ihr u eure geschichte seid nicht vergessen...

etwas ruhiger ist es hier geworden, weil einige vielschreiber in ein anderes forum umgezogen sind ;)
oder gar nicht mehr schreiben weil ihnen abstand besser tut, auch das ist eine verständliche reaktion.
dafür gibt es immer wieder neue fälle, leider...

wie geht es deiner mutter?

lg heidilara

Tomislav2
13.01.2015, 13:07
Hallo,

danke für Eure lieben Wünsche. Das hat mich sehr gefreut.

@heidilara: Meiner Mutter geht es so..naja. Sie hat Ende letzten Jahres ziemlich abgenommen. Dadurch sieht sie äußerlich nicht so gut aus. Aber die Lage scheint sich zu stabilisieren. Es wird zumindest erstmal nicht schlechter... Die Chemo verträgt sie auch einigermaßen. Demnächst müsste irgendwann das Staging nach den ersten Zyklen anstehen. Mal sehen, was das ergibt.

LG
Thomas

Monika Rasch
13.01.2015, 16:03
Lieber Thomas,
schön von Dir zu lesen.
Das mit dem Absturz an Silvester kann ich gut nachvollziehen.

Das ist ja doch ein besonderer Tag, ein Tag an dem man ins nachdenken
kommen kann-
wenn man nicht Meister im Gedankenschieben ist.

Viele Jahre habe ich meine Silvester-Neujahrstage mit Aktivitäten angefüllt,
ich wollte nicht nachfühlen,wie es mir geht,
WIE TRAURIG ich bin.

Ich lasse jetzt aber die Gedanken zu, mir fehlen meine Mama, meine
Schwester, mein Freund , mein Mann- alles so besondere Menschen für mich....
ich schwelge geradezu in Erinnerungen, mit einem lächeln und voller Liebe.

Ich wünsche mir für Dich,
dass es die schönen Momente sein werden die erinnert werden,
und auch die Erinnerung daran wie tapfer Annika gekämpft hat-
weil sie für Euch alles Gute wollte.

mausi69
14.01.2015, 10:41
Lieber Thomas!

Ich war lange nicht mehr hier, umso mehr freut es mich das es euch dreien gut geht.

An den Feiertagen erging es mir ähnlich wie dir Weihnachten ging es so einigermaßen, mein Papa war bei uns auch über Nacht, denn ich wollte ihn nicht alleine zu Hause lassen.

Ja und sylvester war schlimm vor allem Mitternacht als der Himmel vom Feuerwerk erstrahlte.
Ich habe nur für meine Mama ein Feuerwerk in den Himmel geschossen und bei jedem knall fing ich immer mehr an zu weinen.

Sonst geht's mir gut, die Erinnerungen an die schlimme zeit verblassen immer mehr, schöne Erinnerungen häufen sich. Was mein leben lang bleiben wird ist die Sehnsucht und das vermissen.

Ich wünsche dir alles liebe bleibt alle drei gesund. Für deine Mama alles gute.

LG mausi 💞

Tomislav2
22.02.2015, 08:11
Hallo,

an diesem besonderen Tag möchte ich mich nochmal melden.

Heute ist es genau ein halbes Jahr her, dass Annika ging. Und eigentlich ist es immer noch unfassbar, dass sie nicht mehr da ist. Es gibt seitdem gute Tage und schlechte Tage, aber eins ist immer gleich... dass sie fehlt.

An den schlechten Tagen verfluche ich das Schicksal. Ich verfluche, dass sie unsere Kinder nicht mehr aufwachsen sehen kann. Es gab seitdem so viele Momente, wo sie stolz gewesen wäre auf unsere beiden Lieblinge. Es sind da so viele kleine Momente, die einen dann nachdenklich machen. Z.B. Wenn ich den Kindern sage, wir gehen zu Mama. Dann gehen wir zum Friedhof, ans Grab. Da ist echt so gemein.

An guten Tagen denke ich mit einem Lächeln zurück an bestimmte Momente.

Mittlerweile habe ich auch mehr gute als schlechte Tage. So kommen wir ganz gut zurecht. Die Kinder sind ganz "normale" Kinder, fröhlich und ausgeglichen. Aber es ist halt alles nicht mehr wie vorher. Einer fehlt.

LG
Thomas

Biene703
22.02.2015, 10:02
Hallo Thomas,ich habe deine Geschichte immer sehr genau verfolgt.Ich bewundere dich,das mit deinen Mädchen hast du ganz toll hin bekommen.
Nun ist es leider auch bei mir so weit,das ich ins Hinterbliebenen Forum wechseln muß.Vor drei Tagen hat mein mann seinen harten Kampf verloren.Er war so tapfer.
Im Moment droht mich die Trauer zu verschlingen.
meine Tochter ist 15 Jahre alt und zur Zeit ist meine Sorge um sie so groß
Liebe Grüße Sabine

shahan
24.02.2015, 08:02
Lieber Thomas

Schön wieder mal von dir zu lesen...treffender konntest du es nicht schreiben, genauso geht es uns auch, betrübte Tage aber auch schöne. Ein Platz bleibt für immer leer...

l.g.Gisella

Tomislav2
09.06.2015, 11:48
Hallo,

nach doch ziemlich langer Zeit melde ich mich mal wieder. Mir geht es ganz gut, weshalb ich nicht den Drang habe, zu schreiben. Aber nun möchte ich doch nochmal schreiben, wie es uns ergangen ist.

Ich habe eben nochmal meinen Original-Thread durchgelesen und da lief die eine oder andere Träne... Es ist rückblickend echt ein Wahnsinn, was wir durchmachen mussten bzw. was meine Frau erleiden musste. Beim lesen war ich sofort wieder drin in den Situationen. Das Forum war damals sehr, sehr wichtig für mich und ich möchte mich nochmals bei allen bedanken, die mir damals Mut zugesprochen haben. Im Nachhinein hat das Forum sogar mein Leben verändert, worauf ich aber später noch eingehen möchte.

Wo stehen wir drei jetzt? Ein gutes dreiviertel Jahr nach dem Tod von Annika...
Wir sind gerade von unserer dreiwöchigen Kur mit Schwerpunkt Trauerbewältigung zurück. Das hat uns allen nochmal gut getan. Ich hatte nochmal Zeit für mich, um innezuhalten, zurück zu blicken, nach vorne zu schauen. Dann hatten wir zusammen auch viel Zeit, was uns als Familie gut tat. Die Große hatte dort auch Betreuung in einer Trauergruppe und als abschließendes Feedback von der Psychologin kam, dass sie offen und kommunikativ ist, sehr viel Nähe sucht und sehr genau über Ihre Gefühle sprechen kann und das auch tut. Sie sieht uns auf einem guten Weg.

Die Große macht sich in der Schule super, ist meistens fröhlich. Sie hat seit 2-3 Monaten auch mal häufiger traurige Momente (also öfter im Vergleich zum ersten halben Jahr). Da finde ich gut, dass sie es jetzt auch rauslässt. Wir können dann gut darüber sprechen, wie wir Mama vermissen usw.

Der Kleine ist ein kleiner Frechdachs, auch meistens gut drauf. Er sagt dann manchmal, bin traurig, weil Mama nicht da ist. Aber dann ist es wieder gut.

Annika wäre stolz auf ihre beiden Lieblinge.

Ja, und ich?

Ich lebe mit dem Gefühl, dass Annika immer bei uns ist und uns vielleicht zuschaut. Das hilft mir sehr. Sie ist immer in meinem Herzen und ich weiß, dass meine Liebe zu ihr nie aufhören wird. An guten Tagen verspüre ich Dankbarkeit für die gemeinsame Zeit, an schlechten Tagen verfluche ich diesen Schxxx-Krebs. Aber meistens geht es. Ich bin immer noch der Optimist, der an das gute glaubt...

Tja, wie gesagt... das Forum hat mein Leben verändert, wenn man so will. Ich habe über das Forum eine ganz tolle Frau kennengelernt, die das gleiche Schicksal teilt wie ich (ihr Mann starb kurz nach Annika, sie hat auch zwei Kinder). Ich hätte nie gedacht, dass ich sowas nochmal erlebe (also so tiefe Gefühle). Das Thema neue Partnerin war für mich soweit weg damals. Und jetzt fühlt es sich einfach gut an. Wir lieben uns und lassen unseren Lieben den Raum, den sie benötigen. (Falls Du das liest... :remybussi)

Ich grüße nochmal alle, die mich damals begleitet haben und auch alle stiellen Mitleser. Ich hoffe, dass ich vielleicht noch einigen Mut machen kann, dass irgendwann auch wieder ein Licht am Ende des Tunnels kommt.

Achso, zwei Sachen noch. Meiner Schwiegermama geht es ziemlich schlecht. Sie verkraftet Annika's Tod nicht wirklich. Wir haben weiterhin ein gutes Verhältnis, aber sie leidet noch sehr. Meiner Mama geht es einigermaßen. Sie bekommt mal wieder eine andere Chemotherapie, die sie ganz gut wegsteckt. Sie ist von der letzten ziemlich abgemagert und zwischendrin hatte sie eine schwere Lungenentzündung, wo es Spitz auf Knopf stand. Aber für die Umstände geht es ihr ganz gut. Meine Eltern kamen uns sogar in der Kur besuchen.

Jetzt aber, Liebe Grüße
Thomas

anni.
09.06.2015, 19:21
Hallo lieber Thomas,

finde ich super, dass du dich mal wieder meldest! :) Ich freu mich so für euch, dass es euch einigermaßen gut geht, auch dass du wieder jemanden an deiner Seite hast, klar ging das schnell - das war bei einer Bekannten damals auch so, das konnten einige nicht verstehen. Aber das heißt ja nicht dass man die Verstorbene vergisst, bei dem einen geht das schneller und bei dem anderen dauert sowas. Aber du solltest deswegen bestimmt kein schlechtes Gewissen haben, solange es dir und deiner neuen Partnerin mit der Situation gut geht!

Ich wünsche dir weiterhin nur das beste!

Alles alles Gute
Anni

elisa duliddel
09.06.2015, 19:43
hallo Thomas
schön das du wieder deinen weg im leben gefunden hast und auch nicht mehr allein bist. das man wieder einen partner/partnerin hat können viele nicht verstehen. aber niemand hat das recht darüber zu urteilen.
ich hatte 1999 als mein 2. mann starb auch gegenstimmen von meinem sohn, der nicht mit klar kam das ich ein gutes jahr später wieder jemand kennen gelernt habe.wir sind heute noch zusammen das traurige ist auch er hat krebs als dignose bekommen voriges jahr im april. übrigens mein sohn wir 47 jahre.

für dich und deine kleine familie mit neuer partnerin alles gute

liebe grüße von elisa

Monika Rasch
21.08.2015, 19:31
Hallo tom,
habe heute gelesen dass Du im Forum warst.

Ich hatte erst jetzt gelesen dass Du eine Frau kennengelernt hast.
Im Juni war ich im Urlaub und nur mit Handy online, habe deshalb nicht viel gelesen.
Ich finde es gut dass Du Kontakt suchst, ich hoffe dass es Dir und auch der
anderen Frau(verwitwet) hilft jemanden zu haben , den man wieder gern
haben kann.

Es wäre schön wenn es Euch gut geht.

Eure beiden Partner sind ja nicht vergessen, wenn euer Leben sich normalisiert.

Ganz lieben Gruß
monika

Tomislav2
22.08.2015, 19:14
Hallo zusammen,

zum Abschluss des heutigen besonderen Tages will ich noch ein paar Zeilen da lassen. Heute jährte sich Annika's Todestag zum ersten Mal und es war... schwer.

Gestern ging es schon los. Abends bin ich ins tiefste Loch gerutscht. Die Gedanken kreisten um die Zeit damals. Die letzten Wochen, der letzte Abend... Zum Glück konnte mich meine Freundin am Telefon wieder etwas aufrichten (wir sind räumlich etwas voneiender entfernt...).

Heute früh habe ich dann mit den Kids Karten gebastelt, bemalt und Botschaften drauf geschrieben. Diese haben wir an Luftballons gehängt und dann am Grab steigen lassen.

Am Nachmittag war ich dann mit der Großen bei einer kirchlichen Trauung. Eine Kollegin von Annika heiratete und wollte dort gern Annika gedenken. Zumal es ja an diesem besonderen Tag ist. So ergriff sie nach der Trauung das Wort und sprach kurz über Annika und dass sie sich freut, dass wir wirklich kamen. Dann durfte meine Große zum Altar und bekam noch einen Blumenstrauss für Mama's Grab. Und dann der Hammer... Die Rose von Helene Fischer wurde da live gesungen in der Kirche. Da konnte ich nix mehr zurückhalten. Das war echt bewegend.

Das Grab sieht heute abend aus wie ein Blumenmeer. So viele haben was abgelegt....

Liebe Grüße
Thomas

menalinda
23.08.2015, 10:33
Ich finde, niemand sollte sich rechtfertigen müssen, wenn man nach dem Tod des Partners wieder eine neue Beziehung hat. Der Tod ist endgültig, soo schwer zu verkraften! Da tut es gut, wenn man sich wieder verlieben kann. Das Leben muss ja weitergehen.
Von daher, alles alles Gute für euch!

LG,
menalinda

shahan
27.08.2015, 20:28
Einen lieben Gruss an dich und deine Kids.

Shahan

djkprinz
10.09.2015, 22:35
Lieber Thomas ... mit Entsetzen habe ich vom Tod deiner Mutter durch deinen Eintrag erfahren. Es tut mir so leid für dich. Ich kann mir vorstellen, wie du dich fühlen musst, da ja Annika Tod auch vor einem Jahr etwa um diese Zeit gewesen ist ... und nun deine Mutter. In deinem letzten Eintrag zur Erkrankung deiner Mutter warst du noch zuversichtlich. Das war im Juni 2015. Und nun das.

Ich verstehe einfach nicht ... wie Gott das zulassen kann. Wieviel sollt ihr denn noch ertragen?

Der Todestag meines Mannes hat sich auch gejährt.

Ich wünsche dir, den Kindern und deiner Familie viel Kraft.

Stille Grüße

Heike

Tomislav2
10.09.2015, 22:59
Hallo Heike,
hallo zusammen,

ja, leider ist es so, dass meine Mama vor ein paar Tagen starb. Ich hatte noch nicht die Kraft es hier in meinem eigenen Thread zu schreiben. (@Heike: Danke für Deine Worte)

Innerhalb von einer Woche ging es rapide bergab. Die Metastasen in der Leber haben diese quasi außer Funktion gesetzt. Dazu Wasser im Bauch und natürlich der schwache Zustand. Sie war nur noch ein Schatten ihrer selbst. Aber sie jammerte nie. Jedes Mal, wenn man sie fragte, wie es ihr geht, war die Antwort "gut". Vom letzten Montag bis Freitag war sie im Krankenhaus. Dann holte sie Papa nach Hause. Er kümmerte sich aufopferungsvoll um sie. Am Samstag war ich mit den Kindern das letzte Mal bei ihr. Sie hat da schon meistens nur geschlafen und konnte nur liegen. Aber die Kinder gingen da ganz natürlich mit um. Haben Sie gedrückt und gesagt, dass sie sie lieb haben. Am Sonntag um zehn vor acht abends war ich dann alleine das letzte Mal bei ihr. Hab ihr einen Kuss gegeben und gesagt, dass ich sie lieb habe. Da hatte sie schon ein Röcheln/Gluckern, da das Wasser schon in der Lunge war.
Zwei Stunden später rief mich mein Vater an, dass sie eingeschlafen ist. Er hat bis zum Schluss ihre Hand gehalten.

Den Kindern habe ich es erst am nächsten Tag nachmittags gesagt. Die große weinte viel und wollte alles ganz genau wissen, wie sie starb. Und ob sie mit zur Beerdigung kommen kann. Sie war ja schließlich schon bei Mami nicht dabei... Natürlich nehme ich sie mit.
Die Tage / Wochen zuvor ging es ihr schon nicht so gut. Sie hatte wahnsinnige Verlustangst um alle nahestehenden Personen. Ganz schlimm bei mir. Und nun ist wirklich eine aus diesem Kreis gestorben. Puh, ich hoffe, sie steckt das halbwegs gut weg.

LG
Thomas

djkprinz
11.09.2015, 19:11
Hallo Thomas ... wie gut ich das nachvollziehen kann. Ich mache mir schon öfters Gedanken, dass wenn mir mal was passiert, dass meine Jungs (22, 21 und 16) dann alleine da stehen. Wie mag es denn erst deiner Tochter ergehen. Allzu verständlich, dass sie Verlustangst hat. Wie will man ihr denn all das auch erklären, wenn man es kaum selbst begreifen kann.

Einfach nur schrecklich ...

Die Lebermetastasen haben auch bei uns seinerzeit dazu geführt, dass mein Mann nur noch geschlafen hat. Hinzu kam das Bauchwasser.

LG Heike

shahan
12.09.2015, 10:53
Lieber Thomas

Mit Bestürzung lese ich vom Tod deiner Mutter, es tut mir so leid, dir den Kids und deinem Vater viel Kraft für die kommende Zeit.

stiller Gruss

Tomislav2
26.02.2018, 19:34
Hallo zusammen,

ich weiß nicht, ob noch welche von den "alten Hasen" da sind. Ich habe mich ja nun schon sehr, sehr lange nicht gemeldet. Aber irgendwie habe ich in letzter Zeit doch immer mehr den Drang verspürt, mal wieder eine Nachricht hier zu lassen.

Bei uns sind es jetzt dreieinhalb Jahre seit Annika's Tod und auch zweieinhalb, seit meine Mama starb. Die Zeit nach dem Tode meiner Mama war schon ziemlich aufwühlend. Ich musste meinem Papa beistehen und habe an ihm quasi nochmal alles durchlebt. Er war ziemlich am Ende und hatte eigentlich nur mich zum Erzählen. Er sagte mir hinterher, dass ihm das sehr gut tat und ich mit allem recht hatte, was so alles auf ihn zukommt.

Mein Verhältnis zu den Schwiegereltern war zwischendrin etwas schwierig, aber auch das haben wir wieder gekittet. Im Nachgang betrachtet war es sicher so eine Art Abnabelungsprozess... Ich wollte einfach mehr Freiheit und sie wollten weiter den Schwiegersohn. Da hat es einfach mal hier und da geknirscht... Aber jetzt haben wir wieder ein gutes, normales Verhältnis.

Meine Partnerin und ich sind weiterhin ein Paar. Enger denn je... Im letzten Jahr im Sommer bin ich mit den Kindern zu ihr nach Österreich gezogen. Mit allem was dazugehört: Neuer Job, neue Schule, neuer Kindergarten, neue Umgebung usw. Klar, vermissen die Kinder ab und zu die Heimat und die Familie. Aber wir fahren ab und zu auf Besuch und manchmal kommen uns die Großeltern auch besuchen. So kommen die Kids aber gut zurecht. Es dauert zwar noch ein bisschen, bis alle ihren Platz in der neuen Familie gefunden haben, aber da brauchen wir halt einfach noch etwas Geduld. Wir sind halt keine "normale" Patchwork-Familie :-; So haben wir z.B. im Wohnzimmer zwei Gedenktische stehen - einen für den mann meiner Partnerin und einen für Annika. Da stellen wir immer frische Blumen drauf und die Kinder legen öfter etwas selbst gebasteltes hin. Der Tish st allen sehr wichtig.

Ich fühle mich wohl in meiner neuen Heimat und ich denke, die Kinder auch. Wir bauen uns hier ein neues Leben auf und vergessen auch nicht, was vorher war. Auch mein Papa schaut wieder nach vorn. Nach anderthalb Jahren hat es bei ihm Klick gemacht und er hat sich gedacht, das kann es noch nicht gewesen sein. Nun hat auch er wieder eine Partnerin, die ihm sichtlich gut tut und hat wieder Pläne für die Zukunft.

Ich hoffe, dass meine / unsere Geschichte einigen hier Mut machen kann.

Liebe Grüße
Thomas

Mara M
26.02.2018, 23:20
Ich fasse es nicht dich nach langer Zeit wieder zu lesen.Ich freue mich aufrichtig das ihr euren Weg gefunden habt.Toll einfach nur toll.Alles erdenklich liebe und gute für euch.
Saludos
Mara M

BerliNette
28.02.2018, 08:01
Hallo lieber Thomas,

ich weiß nicht ob du dich noch an mich erinnerst, aber ich habe mich riesig gefreut etwas von dir zu lesen. Ich wünsche dir und deiner neuen Familie alles Gute! Es macht Mut zu lesen, dass es nach all dem Schrecklichen auch wieder Schönes geben kann, auch wenn man es sich nicht vorstellen kann.

Wir kämpfen nun schon seit 3 3/4 Jahren gegen das Unheheuer - wer hätte das gedacht. Es ist sehr kräftezehrend, aber es bleibt uns keine andere Wahl!

Sei lieb gegrüßt von der

BerliNette

Tomislav2
22.08.2019, 07:47
Heute auf den Tag ist es 5 Jahre her, dass wir den Kampf gegen den Krebs verloren haben und ich somit meine Annika verloren habe. Ich vermisse sie und möchte mich einfach an sie erinnern. Sie war ein toller Mensch. Ich liebe sie und werde sie immer lieben. An solchen Tagen, wenn einem der Verlust nochmal ganz bewusst wird, fehlt sie mir besonders. Ich habe mir ein neues Leben aufgebaut: Neue tolle Partnerin, neues Land, neuer Job... Aber egal wo ich bin, ich werde Annika immer in meinem Herzen tragen.

Gerade jetzt denke ich an unseren letzten gemeinsamen Abend, unsere Verabschiedung, den letzten Kuss... Wie ich Deine Hand gehalten habe die ganze Nacht. Wie wir Dein Lieblingslied hörten. Oder wie die Sonne aufgeht an dem 22.8.2014 und ich aus dem Fenster schaue und dann zu dir. Wie du friedlich im Bett liegst und dein Atem langsam schwächer wird... Ich hoffe, es geht dir gut, da wo du jetzt bist und schaust uns von oben zu. Ich schicke dir einen Kuss. Ich liebe Dich.

edith57
22.08.2019, 13:12
Lieber Thomas,

ich habe gerade deinen Eintrag gelesen und möchte dir sagen, dass er mich sehr berührt hat, weil ich ganz genau nachvollziehen kannst, was du fühlst.

Bei mir sind es inzwischen bald 7 Jahre, dass ich meinen geliebten Mann verloren habe und trotzdem bin ich immer noch traurig und vermisse ihn.
Und ich möchte es gar nicht anders, denn wenn ich dieses Gefühl nicht mehr hätte, dann hätte ich ihn endgültig verloren. So ist er immer bei mir und das wird er auch bleiben, genau wie deine geliebte Annika.

Liebe Grüße
Edith

Laesperanza
27.08.2019, 11:13
Lieber Thomas,
ich kann es absolut nachvollziehen. Bei uns sind es im November 4 Jahre.
Auch ich habe mir ein neues (wieder) glückliches Leben aufgebaut mit Partner. Dennoch denke ich jeden Tag an meinen Mann. Auch er wird immer einen Platz in meinem Herzen haben.
Sei gegrüßt.

Kaffeetrinkerin
27.08.2019, 21:31
Ich finde eure Beiträge sehr sehr berührend und spannend. Ich habe auch einen neuen Partner und lebe in einer neuen Stadt, arbeite in einem neuen Job, habe neue Hobbys.
Ich denke auch jeden Tag an meinen verstorbenen Mann. Ich würde sogar sagen, dass er jede Stunde in meinen Gedanken ist und ich ihn liebe.
Trotzdem lebe ich weiter und habe mich auf einen neuen Partner eingelassen, mit ihm zusammengezogen. Manchmal denke ich, dass es Verrat ist... und dann wiederum bin ich sehr froh, dass ich nochmal jemanden gefunden habe, der mir auch so viel bedeutet. Es ist ein komplett neues Leben. Der Kontakt den ich zu meinem alten Leben habe, sind meine Schwiegereltern. Die habe ich sehr lieb und ich habe immer einen guten Kontakt. Und sie akzeptieren meinen Neuanfang und haben mir sogar beim Umzug geholfen und wollten meinen neuen Partner kennenlernen. Das will aber mein Partner nicht, was ich gut nachvollziehen kann. Er weiß, dass ich meinen Mann immer lieben werde und will auch nicht, dass sich das ändert. Er tröstet mich wenn ich traurig bin . Ich muss aber sagen, dass ich ihn auch liebe. Von ganzem Herzen...