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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hospiz oder weiter kämpfen?


JoachimBS
03.11.2014, 14:23
Hallo zusammen,
bei meiner Mutter (68) wurde vor 8 Wochen Leukemie festgestellt (AML).
Meine Mutter hat Diabetis und Parkenson und muss 3 x die Woche zur Dialyse.
Die Ärzte haben vorgeschlagen eine leichte Form der Chemo zu machen, da sie die starke Chemo nicht durchstehen würde.
Inzwischen hat sie die zweite Chemo hinter sich und wird immer schwächer. Sie muss immer für die Dialyse in ein anderes Krankenhaus gebracht werden, was natürlich sehr an ihren Kräften zerrt.
Als ich vor ein paar Tagen zu ihr ins Zimmer kam, sagte sie mir das sie mit den Kräften am Ende sei und nicht mehr möchte. Ihr Zustand hat sich sehr verschlechtert und sie sieht auch sehr schlecht aus. Sie quält sich nur noch. Sie sagt nun jedes mal das Sie keine weitere Chemo möchte und auch die Dialyse einstellen will.
Ich will natürlich auch nicht das sie sich weiter quält und habe mit Ihr über Hospiz gesprochen. Sie sagt auch immer wieder das sie das gerne machen würde weil sie einfach nicht mehr kann.
Das Ergebnis der Knochenmarkpunktion steht noch aus. Sie möchte aber unabhängig vom Ergebnis nicht mehr, weil sie keine Kraft mehr hat :-(
Ich habe Ihr gesagt das ich Sie in allem unterstützen werde was sie will, tue mir aber sehr schwer mit dem Gedanken einfach aufzugeben.
Sie wird aber immer ein Pflegefall sein und hätte, auch wenn alles noch hinausgezögert wird keine Lebensqualität mehr.

chrisi0211
03.11.2014, 15:55
Hallo Joachim,

es ist kein Aufgeben :(, es ist nur die Frage wie lange die Qual andauert, Deine Mam hat offenbar keine andere Option mehr. Meine Tante hatte die auch nicht und verweigerte die Chemo - und es war richtig so, auch wenn es wahnsinnig weh getan hat - mmh, wer will schon einen geliebten Menschen hergeben? - Es ist immer zu früh...

Den größten Liebesbeweis kannst Du ihr machen, wenn Du ihre Entscheidung mitträgst, noch möglichst viel Zeit mit ihr verbringst.

Viel Kraft für diesen schweren Weg!

mausi69
04.11.2014, 09:25
Lieber Joachim!
Mit tränen in den Augen habe ich deinen Post gelesen und fühlte mich in die Zeit zurück versetzt als meine Mama noch kämpfte!

Für uns Kinder ist es sehr schwer zu akzeptieren die Mama oder den Papa gehen zu lassen, haben sie uns doch ein Leben lang begleitet!

Mein Rat an dich! Deine Mama hat für sich entschieden den Kampf zu beenden, stehe voll und ganz hinter dieser Entscheidung! Es ist verdammt mutig von deiner Mama zu sagen bis hierher und nicht weiter! Das Hospiz ist eine sehr gute Entscheidung nur bekommt ihr so schnell einen Platz?
Sobald die Dialyse beendet wird es nicht lange dauern bis die Nieren ihre Arbeit einstellen!

Ich wünsche dir von Herzen einen friedlichen liebevollen letzten weg zusammen mit deiner Mama!
Es tut mir so unendlich leid für euch!

Lg mausi

JoachimBS
04.11.2014, 09:35
@Mausi
Ich habe gestern mit dem Hospiz und auch mit der Paliativstation telefoniert. Sie meinten das zur Zeit alle Plätze belegt sind und man auch nicht sagen kann wie schnell es gehen kann.
Das Krankenhaus selbst hat auch eine Paliativstation. Allerdings habe ich dort Zweifel ob man sich dort auch richtig um sie kümmert (Zweifel weil ich immer nur Krankenhaus vor meinen Augen habe und Schwestern die gestresst sind und von einem Patienten zum anderen hetzen).

RudiHH
04.11.2014, 09:57
Hallo
Dann einfach hingehen und die Paliativstation mal besuchen.
Das würde ich so machen und habe das auch schon in einem Hospiz so gemacht.
Dann kannst du sehen wie es dort zugeht.
Mir sagten mal der Paliativ Pflegedienst Hospiz oder Paliativ Station ist wie Krankenhaus nur in Schön.

Lieben Gruß und Kraft und Hoffnung

mausi69
04.11.2014, 10:52
Lieber Joachim!

Ich kann jetzt nur von unserer damaligen Situation schreiben!
Meine Mama lag 10 Tage auf der palliativstation und im großen und ganzen war es ok! Nur nachts gab es sehr sehr viele Probleme, da für die ganze Station nur eine Schwester zur Verfügung stand. Mein Papa der Tag und Nacht bei der Mama war hatte sehr sehr vieles selber machen müssen und das war natürlich nicht immer gut. Es fing schon beim nächtlichen wc Gang an. Die Mama konnte mit Hilfe auf den wc Stuhl , aber leider für eine Person kaum zu schaffen.

Die Ärztin der palliativstation hatte uns dann nahe gelegt uns um einen Hospiz Platz zu kümmern den wir dank ihrer Unterstützung innerhalb eines Tages bekommen haben!
Ich würde mich immer wider für ein Hospiz entscheiden immer wider!

Ich wünsche dir ganz viel Kraft!

LG mausi

JoachimBS
04.11.2014, 13:18
Sie hat im Moment auch ein Einzelzimmer da sie einen Keim hat.
Insofern denke ich das die Paliativstation bis auf die Medikamente keinen großen Unterschied machen würde. Ich werde mir aber die Station mal ansehen.
Morgen habe ich einen Termin im Hospiz.

Gerade hat mich meine Schwester angerufen und mitgeteilt das das Ergebnis der Knochenmarkpunktion da ist. Die Leukämiezellen sind zurück gegangen.
Der Arzt meinte das Ihre Psyche sehr stark angeschlagen ist und man überlegen müsse ob eine weitere Chemo überhaupt angebracht ist, auch wenn sie hilft.
Wir haben nun um einen Termin mit dem Oberarzt gebeten.

Chari
04.11.2014, 15:37
Insofern denke ich das die Paliativstation bis auf die Medikamente keinen großen Unterschied machen würde. Ich werde mir aber die Station mal ansehen.



Also ich denke dass kommt immer auf das Krankenhaus an, meine Mama war auf der Palliativstation und die Leute dort haben eine tolle Arbeit gemacht. Im Vorhinein fand ich die Station schrecklich, jeder der Angestellten so überfreundlich, die Zimmer sehr fürsorglich eingerichtet aber am Ende war es genau das Richtige.

Kein Vergleich zu dem normalen Ablauf in einem Krankenhaus. Wenn sie sich aufsitzen wollte waren gleich 2-3 Leute da die sie in einen Sessel gesetzt haben, tägliche Massagen waren normal (Lymphdrainagendienst 1x pro Tag und noch zusätzliches Massieren 2-3x pro Tag von den Schwestern dort), auch die Menschen dort scheinen weniger hektisch zu sein und nehmen sich wirklich Zeit zum Reden, jeder hat sich persönlich vorgestellt auch bei uns Angehörigen.

Ich wünsche dir alles Gute.

Edit: Ups Braunau mit Braunschweig verwechselt. Dann kann ich leider nichts sagen wie gut die Palliativstationen in D sind, sorry.

mausi69
04.11.2014, 17:45
Lieber Joachim!

Schau dir auf jeden Fall die palliativstation an, es ist ein sehr großer Unterschied zwischen normal Station und palliativstation!

Auf der palliativstation sind die Schwestern anders ausgebildet!

Wichtig denke für deine Mama denke ich ist das du schnellstmöglich einen Antrag auf einen Hospizplatz stellst, weil die wartezeiten dort so lang sind!
Ich wünsche euch ganz viel Kraft und deiner Mama etwas Besserung was die Psyche angeht, denn die ist ganz wichtig!

Lg mausi

JoachimBS
04.11.2014, 18:25
Ich danke Euch für die Tipps.
Der Termin mit dem Oberarzt ist Mittag. Danach geht es gleich weiter zum Hospiz.
Meine Mutter kann im Moment kaum noch richtig sprechen und wie ich erfahren habe auch noch einen Dekubitus? Dadurch das sie auch so durcheinander ist weiß ich nun auch nicht genau was sie jetzt wirklich möchte. Es ist wirklich ein auf und ab der Gefühle :-(

schnaddi
05.11.2014, 10:57
Hallo Joachim,

ich habe hier schon länger nicht mehr geschrieben, meine Ma ist schon vor ein paar Monaten gestorben, und ich brauchte erstmal Abstand zu diesem Forum......habe aber auch einen thread über unsere Gechichte.

Ihr habt alles richtig gemacht und das mit dem Hospiz ist die absolut perfekte Entscheidung. Man wird deiner Mama da ein schmerzfreies, symtomfreies Hinübergleiten ermöglichen udn auch dich in den Prozess mit einbeziehen, so dass du eigentlich keine Angst haben musst. Bei Unsicherheiten, wie z.b. dass du nicht weisst, wie du die Bedürfnisse deiner Mama wahrnehmen sollst, weil sie so verwirrt ist, hast du im HOspiz immer jemand, mit dem du darüber reden kannst.

Ich wünsche Euch alles Gute!

Monika Rasch
05.11.2014, 12:35
Dekubitus ist meines Wissens eine Stelle an der Haut, die nicht mehr heilen kann.

Nicht ganz richtig.
Ein Dekubitus Stadium 1 ist, vereinfacht gesagt, eine Hautschädigung
,gekennzeichnet durch eine Rötung an der Haut, die sich auch durch
Fingerdruck nicht weiss (Blutleer) verfärbt.
Also geschädigte Haut.
Guckel mal Dekubitusstadien

PFLEGEFEHLER allermeist, zu selten umgelagert- zu spät gesehen dass der
bettliegende Patient keine Kraft mehr aufbringt für eigene Lagewechsel.

Sollte einer meiner Angehörigen einen Dekubitus entwickeln, dann dürfte eine
Meldung bei der Pflegedienstleitung und auch der Krankenkasse fällig sein.
Dekubitus ist oft schmerzhaft, und oft wäre er vermeidbar gewesen.

Personalknappheit darf nicht aus Zeitmangel zu Lasten der
patientenorientierten Pflege gehen.

Dekubitus kann zurückgehen, wenn frühzeitig reagiert wird.

Oft ist das Problem eben auch der Nährstoffmangel, besonders oft fehlt
ausreichend Eiweiss.

JoachimBS
05.11.2014, 18:06
@monika
ja, sie haben sie viel zu selten gedreht (war auf dem plan zu sehen). sie hat jetzt eine matraze bekommen die sich selbst aufpumt und dadurch den schmerz lindern soll.

ich wurde gestern abend nach meinem post hier von den ärzten ins kh gerufen weil der blutdruck stark abgefallen ist und sie nicht wussten wohin das alles führt. dadurch konnte auch keine dialyse gemacht werden. sie bekommt viel flüssigkeit und ein neues antibiotikum.... morphin hat sie auch bekommem. auch heute keine dialyse (4 Tage jetzt).

sie hat die nacht überstanden aber es ist alles sehr kritisch. das gespräch mit dem arzt hat ergeben das eine verlegung ins hospiz nicht gehen würde weil sie es nicht überstehen würde. intensiv wird nicht gemacht um das leiden nicht zu verlängern. wir müssen von stunde zu stunde sehen wie es sich entwickelt :-(

Das Hospiz habe ich mir angesehen und meine mutter auf die warteliste gesetzt (man weiss ja nie). es ist echt sehr schön da!

mausi69
05.11.2014, 19:34
Lieber Joachim!

Es tut mir leid das es jetzt so schnell bergab geht, aber du bist für sie da und das ist das aller wichtigste!

Ich wünsche deiner Mama das sie genauso sanft und friedlich gehen darf wie meine Mama! Dir wünsche ich die Kraft die du benötigst um diesen letzten weg mit deiner Mama zu gehen!

LG mausi

JoachimBS
06.11.2014, 15:15
Vielen Dank für Eure ganzen Posts. Es hat mir wirklich geholfen hier zu schreiben.

Meine Mutter ist heute morgen friedlich eingeschlafen.
Sie hatte noch gewartet bis meine zweite Schwester gestern Nacht angereist war und sich verabschieden konnte.

Monika Rasch
06.11.2014, 15:23
Lieber Joachim,
ich möchte Dir sagen wie leid es mir tut.

Ihr gehts jetzt -so wünschen wir es uns doch- sicher bessser.

Meine Mama ist im letzten Jahr gestorben, und ich weiss genau wie es sich anfühlt.
Der Mensch der DICH am längsten kennt bis ins Innerste -ist tot, weg, nicht mehr anzufassen.

Und trotzdem ist Sie noch da- in jeder Faser in Dir .

mausi69
06.11.2014, 15:32
Lieber Joachim!

Es tut mir von Herzen leid, aber ich glaube für deine Mama war es wie bei meiner Mama eine Erlösung!

Mir fehlen die Worte, ich umarme dich!

LG mausi

JoachimBS
12.11.2014, 08:26
Vielen Dank für Eure Anteilnahme.

Ich bin mir auch sicher, das es für sie eine Erlösung war. Es erscheint noch alles so unwirklich aber der Gedanke das Sie jetzt nicht mehr leiden muss hilft mir.

Geliplie
12.11.2014, 10:41
Am gleichen Tag wie meine Mama....
Wünsche dir viel Kraft.

bonnie131
13.11.2014, 21:06
...am gleichen Tag wie mein geliebter Bruder.

Euch allen viel Kraft.

Bonnie