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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Malignes Melanom und Metastasen an Lymphkn gefunden-weitere Lymphknoten herausnehmen?


Physalis
14.11.2015, 09:16
Bei meinem Vater wurde Mitte September ein Malignes Melanom (Schwarzer Hautkrebs) 2,5 mm tief am Oberarm entdeckt. Dieser wurde entfernt.

Nun wurde nach diversen Untersuchungen der Wächterlymphknoten entfernt und daran drei Mikrometastasen entdeckt. Nun stehen wir vor der Frage, ob nun die nächstgelegenen fünf Lymphknoten darum herum auch operativ entfernt werden sollen, vor diese Entscheidung stellen uns bzw. meinen Vater die Ärzte, allerdings mit der Information, dass das Malignes Melanom ein sehr tückischer Krebs ist, insofern unklar, ob bereits "eine" weitere Mikrometastase "unterwegs" ist. Hinzu kommend muss mein Vater nach Entfernen der fünf weiteren Lymphknoten aus Prävention immer einen Thrombose-"strumpf" am Arm tragen, da die Gefahr von Wassereinlagerungen nach Entfernen der Lymphknoten in diesem Bereich entsteht und damit die Gefahr eines Elefantenarms besteht, dem nur mit Lymphdrainagen begegnet werden könnte, nach Worten der Ärzte zu zitieren. Wenn man wiederum diese fünf Lymphknoten nicht entfernt, müssten wir/ mein Vater mit dem Risiko leben, dass doch einer dieser sehr bedrohten, in nächster Nähe des ursächlich, lokalisierten Krebses, sich befindenden Lymphknoten zeitnah mit Metastasen befallen werden könnten.

Andererseits ist diese OP, das Herausnehmen der Lymphknoten, für den Körper auch sehr strapaziös, insofern gut darüber nachzudenken ist.

Er und wir möchten noch weitere Ansichten vor Entscheidung einholen, und zu diesem Zweck wende ich mich auch an dieses Forum, eventuell haben Sie Erfahrung/ Wissen, einen Rat für mich und meine Familie zu diesem Thema, bzw., ob wir uns zum Entfernen der weiteren Lymphknoten entscheiden sollten, und lieber den Armstrumpf und eventuelle Wassereinlagerungen, eventuell trotzdem das Risiko des sich weiter ausbreitenden bzw. sich bereits eventuell ausgebreiteten Krebses in Kauf nehmen, aber vielleicht auch damit das größte Risiko der Ausbreitung des Malignen Melanoms durch die OP mindern....

Entschuldigen Sie meine zum Teil Redundanz im Text, es ist doch zur Zeit ein recht emotional besetztes Thema, ich bedanke mich im Voraus für Ihre Information und Aufmerksamkeit.

Winterblues
14.11.2015, 13:04
Hallo Physalis,

dazu gibt es eine aktuelle Studie, die beim vergangenem Krebskongress in Chicago vorgestellt wurde. Die Frankfurter Allgemeine hat unter dem Link (http://www.faz.net/aktuell/wissen/krebs-op-der-waechter-wankt-13626713.html) darüber berichtet. Daraus hier mal zitiert:

"Lange Zeit war es selbstverständlich: Patienten mit bösartigem schwarzen Hautkrebs mussten sich einer kompletten operativen Entfernung der Lymphabflusswege unterziehen, wenn der so genannte Wächterlymphknoten von den Melanom-Krebszellen befallen war. Dieser Standard wankt, denn ein solches Vorgehen verbessert das Überleben nicht. Dieses ernüchternde Ergebnis liefert eine von der Deutschen Krebshilfe unterstützte Studie aus der deutschen dermatologischen Onkologiegruppe (DECOG). Ulrike Leiter von der Dermatologischen Universitätsklinik Tübingen hat sie..........."

Was rät dann Eure Klink? In jedem Fall würde ich noch eine Zweitmeinung einholen.

Viel Grüße
Ingo

Physalis
14.11.2015, 15:18
Hallo Ingo!

Vielen dank für die schnelle Antwort und den sehr interessanten Artikel mit Studie zu diesem Thema.
Durch die behandelnden Ärzte haben wir bisher die Information, dass nach bisheriger Literatur empfohlen wird, eben wohl die nächsten fünf Lymphknoten, nach mit Metastasen befallenem Wächterlymphknoten, operativ zu entfernen. Aber sie formulierten diesen Eingriff nicht definitiv als zu empfehlen, also als eine Entscheidung, die wir letztlich (natürlich sowieso) aber selbst fällen müssen, das heißt wohl die Gefahr, dass sich Metastasen des malignen Melanoms ausbreiten zwar durch Entfernen der nächsten fünf Lymphknoten eingedämmt werden könnte, aber niemals auf diese Weise ausgeschlossen werden kann, und dafür die OP doch ziemlich belastend für den Körper ist, wo wir uns fragen, wenn ein Erfolg eh sehr wage ist, und nach OP ggf. die Lebensqualität stark eingeschränkt werden könnte, ob es nicht sinnvoller ist von einer OP abzusehen..

Wir werden auf jeden Fall noch weitere ärztliche Meinungen einholen.

Dankeschön nochmals!

Than
14.11.2015, 17:26
Hallo Physalis,

ich stand vor knapp zwei Jahren vor einer ähnlichen Frage, nur, dass mir meine Ärzte keine Wahl gelassen haben. Ich hatte auch große Bedenken, alle Lymphknoten, bei mir in der Leiste, entfernen zu lassen. Man liest zu viel von den schwerwiegenden Problemen, die man danach haben kann. (Elefantenarm oder -bein) Ich kann nur für mich sprechen, aber ich habe bisher keine Probleme mit Ansammlungen von Lymphflüssigkeit und einigen hier im Forum geht es genauso.
Empfohlen ist nach wie vor die Entfernung weiterer Lymphknoten, wenn der Wächter befallen ist, aber es gibt, wie Ingo ja schon geschrieben hat, auch eine Studie, die genau klären soll, ob diese OP wirklich was bringt.
Verzichtet man auf die OP, sollte nur recht engmaschig kontrolliert werden, aber das machen die in der normalen Nachsorge sowieso.

Ich habe die OP bis jetzt nicht bereut und bin sogar eher froh, dass die Ärzte bei mir darauf bestanden haben. Es kommt aber sicher auch immer auf die eigene Veranlagung und körperliche Verfassung an, wie man die OP verkraftet.

LG Than

gilda2007
14.11.2015, 18:09
5 Lymphknoten ist nun aber nicht gerade viel ... Bei Brustkrebs-Patientinnen ist es bei befallenem Wächter Standard, weitere 10 in der Achsel zu entnehmen. Früher wurden noch 30 bis 50 entnommen, das führte schon häufiger zu Problemen. Bei so wenigen ist es zwar ein existentes Risiko, aber doch eher gering. Ich hatte nie Probleme, man sollte nur im ersten Jahr täglich etwas Gymnastik mit dem Arm machen ...

Physalis
14.11.2015, 19:04
Hallo Than, Hallo Gilda,

herzlichen dank fürs Schildern eurer persönlichen Erfahrungswerte! Das klingt wiederum recht positiv in dem Zusammenhang! Beides bespreche ich mit meiner Familie bei der Entscheidung, es lässt einen doch zum Herausnehmen der 5 Lymphknoten tendieren.

Liebe Grüße!

jensan
14.11.2015, 19:25
Vielleicht kann ich auch noch etwas Senf dazugeben ;)
Ich habe letztes Jahr im Juni unter beiden Achseln jeweils an die 20 LK entfernt bekommen. Auch ich hatte zum Glück keine NW ich konnte sogar im Juli meine schon lange Zeit vorher geplante Reise in den warmen Süden antreten (was ja eigentlich die Ansammlung von Lymphstau fördert) allerdings habe ich (bis auf den Urlaub) 8 Wochen Kompressionskleidung getragen. Und gerade die ersten Tage im KH wurde ich doch sehr eng "eingepackt". Lympdrainage habe ich nur prophylaktisch 2 Wochen vor dem Urlaub bekommen. Bisher habe ich es auch nicht bereut und auch meine Ärzte haben mir eigentlich keine Wahl gelassen. Allerdings bin ich aber auch erst 30...

LG und Alles Gute !

birgit52
15.11.2015, 00:45
Zu diesem Thema auch noch meine Erfahrung: Mai 2013- Diagnose MM- 1, 8mm- 1 Mikrometastase im Wächter.
Entscheidung GEGEN die Entfernung weiterer Lymphknoten. Bisher keine Metastasen. Vierteljährliche Kontrolle der Haut,der Lymphknoten per Sonographie. Halbjährliches Ganzkörper -CT.
Auch Entscheidung gegen Interferon. Bald habe ich drei Jahre geschafft ohne Rezidiv.

Mir ist die Entscheidung damals sehr!!!schwer gefallen. Bisher bereue ich sie nicht,kann aber jeden verstehen. , der sich anders entscheidet.
Mir kommt die Melanom Erkrankung wie ein Glücksspiel vor. Irgendwann muss man "setzen" und das damit verbundene Risiko eingehen. Ich bin dankbar, dass ich bisher Glück hatte und hoffe das Beste.Garantien gibt's leider so und so keine.

Viel Glück !!

Physalis
15.11.2015, 15:52
Herzlichen Dank auch für eure Erfahrungsberichte, Jensan und Birgit, auch diese nehme ich in unsere Überlegungen dankend mit auf!

Sänger1107
16.11.2015, 10:27
Hi,Phisalis und all der Rest da draussen...
Ich kann da auch noch mein Senf zugeben;)
Mir wurden 2 Wächter entnommen. Es ist zwar ne` große Narbe unter der Axel geworden, aber das ist für mich völlig in Ordnung, ohne Schmerzen. Und der Arm ist auch nicht dick geworden.
Ich habe mit meiner Frau auch darüber gesprochen, diese ist unter anderen Lymphdrainagetherapeutin, hat also viel mit Krebspatienten zu tun. Sie sagte mir, das beim Entfernen mindestens eines Lymphknotens der Lymphfluss verringert wird, weil im Prinzip die Hauptabflußbahn getrennt wird. Es gibt aber immer Nebenbahnen, wo halt nicht mehr soviel Lymphe abfliessen kann wie über die Lymphknoten. Dann kann es natürlich sein, das dann ein Lymphstau entsteht, der aber behandelt werden kann. Ich selber hatte und habe auch bis heute keinen Lymphstau, somit auch keinen dicken Arm.
Da die Lymphe ja zu unseren Unglück mögliche vorhandene Krebszellen in den Lymphknoten und auch damit weiter in den Körper verteilen kann, war es für mich gar keine Frage, die Wächter entfernen zu lassen um zu schauen, ob dort welche drin sind. War zwar in meinen Fall nicht ( zum Glück ), aber das hätte mir vorher keiner sagen können. Insofern würde ich persöhnlich das immer wieder so entscheiden, die Wächter entnehmen zu lassen.
@Winterblues: Habe den Bericht gelesen, ist ja nicht gerade beruhigend zu lesen, das trotz Entfernung der Lymphknoten die Wahrscheinlichkeit hoch ist, das der Krebs wieder auftritt. Trotzdem denke ich mir, und daran glaube ich auch, das dieser ja auch ermittelt werden muß, und das geht doch, denke ich mir, nur über die histologische Untersuchung der ggf. entnommenen Lymphknoten. Wie schon geschrieben, ICH würde es wieder so machen. Meine Melanome waren ulzeriert, also musste ja festgestellt werden, inwieweit die Kackbratze gestreut hat...in meinen Fall zum Glück nur im Nachschnitt, sprich im Pelz.

So, geniesst die regnerische Woche...Liebe Grüße

der Sänger

A66
16.11.2015, 18:10
Liebe Physalis,

Ich habe dieses Jahr keine Wahl gehabt. Ich hatte 5 Makrometas in der li Axilla gehabt. Also 5 Lks mussten auf jeden Fall raus und zusätzlich soweit wie sauber. Fazit 10 LKs raus/5 befallen. Danach Bestrahlung und meinem Arm geht es bis auf taube Stellen gut, kein Ödem und auch keinen Strumpf ;-).

Jeder muss es für sich entscheiden, aber es muss nicht immer Ödeme geben. Ich habe mir an diesem Arm auch noch einen Leberfleck wegnehmen lassen, alles gut. Mich haben im Urlaub Mücken reingestochen, auch glimpflich verlaufen.

Unser System ist gut ausgeklüngelt. Ich musste das nun auch noch loswerden. ;-)
Alles Gute

Nastja13
18.11.2015, 17:19
Hallo Physalis,

ich hatte auch keine Wahl gehabt, die Ärzte haben zu mir gesagt-das muss gemacht werden- und ich hab einfach gefolgt. Mir wurden 23 Lymphknoten in der Axilla entfernt und ich habe keine NW gehabt und bis jetzt noch nie ein Lymphödem. Bei meine Freundin wurden 5 Lymphkoten entfernt und sie muss jede Woche zum Lymphdrainage (seit 8(!!) Jahren,sonst gleich dicker Arm.
Es kann sein, muss aber nicht!
Ich wünsche dir, dass Dein Vater eine richtige Entscheidung trifft.

ral24
18.11.2015, 22:58
Hallo.

Ich stand vor ziemlich genau fünf Jahren vor der gleichen Entscheidung und habe - nach positivem Befall des Wächters - eine Entfernung der Lymphknoten vorgenommen (axilliar).

Seinerzeit gab es eine Studie, in der ein Benefit dieser Maßnahme überprüft werden sollte. Keine Ahnung, wie die ausgegangen ist.

Ich hatte mich damals dazu entschieden, weil ich die Chance, dass hier vielleicht noch Metastasen entfernt werden, nicht verpassen wollte.

Ich habe nach der OP, der sich ein 5-tägiger Krankenhausaufenthalt anschloss, 6 Wochen Lymphdrainage gemacht, weil eine befreundete KG mir das empfohlen hatte. Und habe auch einen Strumpf getragen, was ziemlich blöd war, aber wohl helfen soll.

Ich hatte auch ein Ödem kurz nach der OP, was sich allerdings ohne einen weiteren Eingriff mit Ruhigstellung des Arms glücklicherweise von alleine zurückgebildet hat.

Über Folgeschäden kann ich eigentlich nicht viel berichten. Über-Kopf-Arbeiten mit schwerem Gerät empfinde ich schon mal als schwierig. Da schwillt etwas der Arm an, ist aber alles in allem unproblematisch.

Ich hatte mich damals für eine OP entschieden, da mir das Argument, man würde sonst eine Chance verpassen, überzeugt hat. Mir wurde auch zu einer Interferon-Therapie geraten. Da haben mich die Nebenwirkungen aber zu sehr - angesichts des geringen Benefits- abgeschreckt.

Bei mir ist es gut gegangen. Keine Ahnung, ob die OP dazu etwas beigetragen hat. Ist vermutlich bei jedem anders. Ich bin regelmäßig zur Nachsorge gegangen. Ich glaube, dass das wichtig ist.

Alles Gute für Euch!

Ralf.