PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Chemotherapie: Kein Horror!


Frauke Feind
02.02.2016, 19:00
Seit Februar 2015 weiß ich, dass ich am inflammatorischen Mammakarzinom erkrankt bin. Von Anfang an war ich deswegen in keiner Weise niedergeschlagen oder verzweifelt. Mein Onkologe verordnete mir Tamoxifen und erklärte mir, dass das ein sehr gutes Mittel sei und ich davon schön zunehmen würde. Na toll ... Geholfen hat es nicht, zugenommen habe ich allerdings ganz hervorragend. :(

Im Dezember wurde schließlich von jetzt auf nun entschieden, es nutzt nichts, nun muss Chemo her. :eek: DA war ich schockiert! Am 16. kam die Entscheidung, am 17.ten war ich zum neuerlichen CT, am 18.ten bekam ich einen Port und am 21.ten hatte ich mich zur ersten Chemo einzufinden. Die wenigen Tage reichten, von allen Seiten, (einschließlich Praxishelferinnen!!!) zu hören zu bekommen, wie schlimm doch Chemotherapie sei! Als ich am 21.ten morgens in der Onkologie ankam, war ich mit den Nerven zu Fuß, habe beim Anschluss an den Port legen das Flennen gekriegt und dachte, spätestens abends bin ich dann wohl an den Nebenwirkungen eingegangen.

Ich überlebte! Wieder jeglichen Erwartens. Leider fing ich mir unmittelbar darauf eine blöde Erkältung ein, die dev. NICHT durch die Chemo verursacht wurde, sondern einfach auf mich lauerte. Daher war ich dann zwischen Weihnachten und Neujahr bös angeschlagen, was aber eben nicht auf die Chemotherapie zurück zu führen war. Die zweite Dröhnung drei Wochen später und heute die dritte, habe ich super gut weg gesteckt. Ich bekomme 500 ml Docetaxel und 500 ml Cyclophosphamid. Das einzig wirklich unangenehme ist, dass meine Haut sehr empfindlich reagiert. Ich habe jetzt seit 2 Wochen ziemlich starke Urtikaria, die nicht recht verschwinden will. Doch das ist wirklich das einzig echt negative.

Mein Geschmackssinn hat sich total verändert, ich ernähre mich überwiegend von Salat, Obst und Gemüse, Fleisch, Fisch, Brot, kann ich gar nicht mehr gut ab. So nehme ich fröhlich ab und fühle mich gut dabei! Was das Tamox mir drauf gepackt hat, wird immer weniger und ich fühle mich immer besser.

Ich muss das einfach mal ganz klipp und klar sagen: Chemotherapie ist nicht ansatzweise so schlecht wie ihr Ruf und keiner sollte sich verrückt machen lassen, nur, weil andere es in den schwärzesten Farben schildern!

Megan1971
03.02.2016, 15:18
Hallo Frauke,

Dein Beitrag ist mir ... mit Verlaub ... mal so richtig sauer aufgestoßen.

Ich muss das einfach mal ganz klipp und klar sagen: Chemotherapie ist nicht ansatzweise so schlecht wie ihr Ruf und keiner sollte sich verrückt machen lassen, nur, weil andere es in den schwärzesten Farben schildern!

Das so allgemeingültig zu erklären halte ich für ziemlich vermessen! Du tust gerade so als ob alle die die Chemotherapie in "schwarzen Farben malen" hypochondrisch veranlagt sind oder gar im Selbstmitleid ertrinken.

Ich hatte 2006 ebenfalls ein inflammatorisches MaCa. Ich bekam die TAC Chemo, die ich durchaus als ziemlich harte Chemo bezeichnen würde. Nach dem ersten Durchgang bekam ich eine schwere Darmentzündung, nachgewiesener Maßen durch die Chemo ausgelöst, die dazu führte das ich 9 Tage auf Isolierstation mit Magensonde lag und nichts essen durfte. Den zweiten und dritten Durchgang habe ich dann ganz gut überstanden, Chemo 4, 5 und 6 haben mich jedes Mal für eine Woche aus den Latschen gehauen. Durch das dazu gegebene Cortison gegen die Übelkeit habe ich 30 kg zugenommen, ich habe bis heute eine Urtikaria und mitunter starke Schmerzen in den Gliedmaßen. Von dem Chemobrain mit dem ich heute immer noch, vor allem im Job, zu kämpfen habe will ich gar nicht erst anfangen.

Also, erzähle Du hier bitte nicht allen anderen Chemopatienten, dass die Chemo ein Spaziergang sei. Das mag für Dich gelten, meinen Glückwunsch dazu, aber unterstelle den anderen bei denen es nicht so war nicht, das sie "nur schwarzmalen". Es gibt viele denen es unter Chemo "gut" geht, aber genauso vielen denen
es richtig dreckig geht. Und das darf auch gesagt und kommuniziert werden!

Btw.,... die Vorgehensweise der Behandlung deines IBK finde ich sehr abenteuerlich. Erst Tamoxifen, und wenn das nicht hilft dann die Chemo? Das IBK muss schnell behandelt werden, da bleibt normalerweise keine Zeit für solche Experimente. Soweit ich weiß hat sich an dem Behandlungsschema beim IBK nichts geändert, Chemo, OP, Bestrahlung, und ggfs. noch AHT (Tam oder ein Aromatasehemmer) hinterher.

einzigartig
03.02.2016, 18:10
Danke, liebe Megan, Du sprichst mir aus der Seele.

Ich hatte während meiner TAC-Chemo zwar keine so schlimmen Komplikationen wie Du, aber ein Spaziergang war das wirklich nicht.

anjin_san
05.02.2016, 08:52
Dein Beitrag ist mir ... mit Verlaub ... mal so richtig sauer aufgestoßen.
Das war auch der erste Gedanke, als ich diesen Beitrag las. Was soll jemand wie ich zu dem Thema sagen, der 7 Hochdosis-Chemos, Bestrahlung und eine Transplantation hinter sich hat. (Und da bin ich sicher noch nicht das Maß der Dinge.) Klar habe ich mit jeder Chemo mehr gelernt die Nebenwirkungen auf meine Weise unter Kontrolle zu bekommen, dennoch ist eine Chemo kein Selbstläufer, der mal eben zwischen Kaffee und Abendbrot eingeschoben wird. Auch ist Chemo nicht gleich Chemo.

Wenn Frauke, wovon ich ausgehe, hier Mut machen wollte, dann ist der Beitrag leider nach hinten losgegangen.