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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Neuer Job nach Brustkrebs


Taglilie
17.02.2016, 10:46
Guten Morgen, heute brauche ich mal Eure Hilfe. Ich habe damals kurz vor dem Entdecken meines BK meinen sehr guten Job verloren. Das ist jetzt fast 4 Jahre her. Durch die Chemo und meinem sehr verzögertem Haarwuchs habe ich mit den Bewerbungen erst vor etwa 2 Jahren angefangen und erst jetzt einen neuen Job gefunden. Meine Krankheit und meinen SBG 50% habe ich meinem neuen AG bisher nicht erwähnt und möchte es auch in Zukunft nicht tun, er läuft ja eh nur noch 1 1/2 Jahre. Hat vielleicht jemand von Euch Erfahrungen mit einer ähnlichen Situation? Habt Ihr die Krankheit später mal erwähnt? Kann man so eine Krankheit überhaupt auf Dauer "verheimlichen"? Ach ja, ich bin BET operiert und wieder genauso fit wie früher, nur die Haare sind sehr schütter, das könnte aber auch als normale NW der Menopause durchgehen.

Überraschung1
17.02.2016, 11:20
Hallo Taglilie
Ich würde nie und nimmer eine Erkrankung verschweigen!
Meine absolute Offenheit dem Chef gegenüber, und sicherlich auch mein Wille, wenn immer möglich weiter zu arbeiten, hat mir 100% Verständnis eingebracht und die volle Unterstützung von meinem Team, so wie von meinem Vorgesetzten.
Viele Grüsse
Überraschung1

Taglilie
17.02.2016, 12:00
Ich würde nie und nimmer eine Erkrankung verschweigen!


Liebe Überraschung, das tue ich normalerweise auch nicht. Wäre ich noch in meinem alten Job, hätte ich meine Krankheit auch dort offen kommuniziert und hätte, wenn immer möglich, auch wahrend der Behandlungen weitergearbeitet, da ich meine Arbeit und meine Kollegen sehr geschätzt habe. Doch nun bin ich einer völlig neuen Situation. Sicherlich gibt es Firmen, die Schwerbehinderte sogar bevorzugt einstellen. Doch habe ich in einer solchen Firma bisher nicht den passenden Job gefunden. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich meinen neuen Job bei Bekanntwerden der "Vorgeschichte" nicht bekommen hätte.

Überraschung1
17.02.2016, 12:22
Liebe Taglilie
Ich bin etwas verwirrt, dass Du von "schwer behindert" schreibst, da in in Deinem ersten Beitrag gelesen habe, Du seist wieder so fit wie vorher. Du hast nach der Meinung von anderen gefragt - und dies ist meine Meinung hierzu. Wünsche Dir alles Gute, und hoffe, Dein Chef hat Verständnis, wenn er von Deinem Leidensweg erfährt.
Lieben Gruss
Überraschung1

Taglilie
17.02.2016, 12:31
Liebe Überraschung, bei uns in Deutschland steht jedem BK Erkrankten ein Schwerbehindertenausweis mit mindestens 50% zu. Damit erhält man Steuervorteile, diverse Ermäßigungen, verstärkten Kündigungsschutz und eine Woche mehr Urlaub. Soweit ich weiss, kann man aber einen SBG unter 60% verschweigen, kann dann aber natürlich auch nicht von den Vorteilen profitieren. Wenn nach 5 Jahren keine Wiedererkrankung war, wird der Ausweis neu geprüft und der Grad normalerweise so reduziert, dass der Ausweis keine Vorteile mehr bringt. In dieses 5 Jahren kann man also schwerbehindert sein, ohne sich so zu fühlen :cool:
Für den Arbeitgeber hat das Bekanntwerden der BK Erkrankung also gewisse Konsequenzen.

Bernstein27
17.02.2016, 13:02
Hm, also, ich würd da auch nix erzählen.
Und zwar einfach deshalb, weil es ja deine Arbeitsfähigkeit nicht beeinflußt. Den Schwerbehindertenausweis mußt du auch nicht angeben, dann geht halt der Urlaub flöten, aber egal. Krankheit ist ja auch Privatsache, wenn es keinen Effekt auf die Arbeit hat. Ist ja Vergangenheit. Das wäre etwas anderes, wenn Du noch in Behandlung wärst, dann wäre es nur fair, das zu erwähnen. Aber so... Man muß ja auch nicht sagen, wenn man schwanger ist! Oder mal vor 5 Jahren den Arm gebrochen hatte...

Also, sowohl rechtlich als auch moralisch bist du da im Grünen!

viele Grüße
Bernstein

Taglilie
17.02.2016, 14:38
Danke für Eure Antworten. Ich bin zwar skeptisch, ob ich mich bei den Kollegen nicht mal verplappere und mein Chef es dann mitbekommt. Eigentlich bin ich ein sehr offener Mensch und gehe auch mit der Krankheit offen um. Aber Manchmal gibt es ja auch komische Zufälle. Aber gsd kennen normalerweise nur wenige nicht Betroffene den Zusammenhang zwischen BK und SB Ausweis.

gilda2007
17.02.2016, 14:45
Bei meiner MS habe ich damals nichts gesagt -- ich hätte den Job nicht bekommen. Nach 2 Jahren weihte ich dann eine Kollegin ein, die zur Freundin wurde.

Dass es die richtige Entscheidung war, merkte ich bei der BK-Diagnose: Erst wurde mir alle Unterstützung der Welt zugesichert, als ich die Wiedereingliederung machen wollte, kam stattdessen aber die Kündigung.

Es ist sehr schwer, einen Arbeitgeber davon zu überzeugen, dass man leistungsfähig ist, wenn man eine Krankheit angibt. Das mag ungerecht sein, aber so ist es.

Anders ist es sicher in großen Betrieben. Aber auch da: Sie müssen Schwerbehinderte zwar zum Gespräch einladen, aber ich kenne nur wenige, die den Job dann auch bekommen. Gibt es sicher, nur kenne ich niemanden.

Kamel
17.02.2016, 15:41
Liebe Taglilie,
ich befinde mich in ähnlicher Situation. Ich wurde 3 Tage vor meiner Diagnose eine Arbeitsstelle in einer anderen Klinik, mit einem neuen Vertrag zu 100%, angeboten.
Ich habe mich erst mal mit meiner alten MAV beraten,- wenn du in einer Gewerkschaft bist kannst du dich dort auch beraten lassen:
Rechtlich muss man gar nichts von der Erkrankung bei de Vorstellung / Einstellung sagen. Um aber einen Schutz vom Probehalbjahr, Kündigung, und Urlaubswoche zu haben wäre es gut darüber zu sprechen.
Also es bleibt deine Entscheidung...

Ich würde nach den Gefühl/ Intuition gehen, wie der Chef/ Vorsitzende ist.

Bei mir ist der Chef ein früherer Kollege und ich habe es ihm mitgeteilt, da ich im ganzen Kollegenkreis offen darüber spreche. Er behält es erst mal für sich - seine Aussage...

Liebe Grüße, Kamel

nike1978
17.02.2016, 16:52
Hallo und nur ganz kurz - weil ich in der Arbeit bin- ich hab den Job trotz Schwerbehinderung und 290 Mitbewerbern bekommen. Nachdem ich eh zum Amtsarzt musste hab ich die Behinderung in der Bewerbung angegeben; aber ich hab meine Krankheit im Kollegenkreis nie thematisiert, bis auf eine Ausnahme. Ob ich es mal zum Thema mache weiss ich nicht; ich leb so ganz gut,
Liebe Grüsse
Nike

gilda2007
17.02.2016, 18:33
Nein, man ist nur dazu verpflichtet, wenn man eine Arbeit ausüben will, bei der die Schwerbehinderung eine Rolle spielt. Überspitzt: Ein Blinder muss angeben, dass er blind ist, wenn er in der Qualitätssicherung arbeiten will, bei der er sehen können muss. Oder wenn man als BK-Patientin sich auf einen Job bewirbt, bei dem man schwer heben muss etc.

Panda72
17.02.2016, 18:44
Ich meine, du musst es nicht mitteilen. Allerdings bedeutet das auch, dass du dauerhaft auf die Vorteile verzichtest. Wenn du es am Anfang nicht sagst und zum Beispiel nach Ablauf der Probezeit, dann wäre ich als Arbeitgeber schon ein bisschen misstrauisch wegen der fehlenden Offenheit am Anfang. Für mich würde die Schwerbehinderung zu einer offenen und vertrauensvollen Arbeitsbeziehung grundsätzlich dazugehören. Ich weiß aber, dass viele Arbeitgeber zwar gute Miene zum bösen Spiel machen, aber wenn es ernst ist, lieber die Kündigung aussprechen, als Den Arbeitnehmer weiter zu beschäftigen. Meines Erachtens ist es auch abhängig davon, wie groß Das Unternehmen ist, in dem du arbeitest. Prinzipiell würde ich bei einem kleineren Unternehmen davon abraten, bei einem größeren eher zuraten. Größere Unternehmen können einen potentiellen ausfallen besser kompensieren als ein kleines Unternehmen. Mache es von deinem Bauchgefühl abhängig. Liebe Grüße, Panda

juttam15
17.02.2016, 19:21
Ich hatte zum Zeitpunkt der Diagnose bereits über 10 Jahre im ÖD gearbeitet und war damit praktisch unkündbar. Da war es natürlich kein Problem, den Arbeitgeber zu informieren.

Ich las damals allerdings in einem Ratgeber, dass man jüngeren Frauen, die sich noch bewerben wollten, eher davon abrate, überhaupt einen Schwerbehindertenausweis zu beantragen. Denn wenn ich gar keinen habe, komme ich nicht in die Zwickmühle, ob ich es verschweige oder nicht.

Ich fühle mich nicht weiter behindert, aber die 5 Tage Extra-Urlaub sind angenehm. Und auch den steuerlichen Freibetrag weiß ich zu schätzen, da ich nur 75 Prozent arbeite. Diesen Freibetrag kann man aber wahrscheinlich auch nachträglich bei der Lohnsteuererklärung angeben, das muss der AG nicht wissen.

Bücherlilli
17.02.2016, 19:55
Liebe Taglilie,

wenn du gefragt wirst, solltest du wahrheitsgemäß antworten. Sonst kann dir vorgeworfen werden, du hättest dir irgendwas erschlichen.

Wirst du nicht gefragt, musst du nichts sagen - und ich persönlich würde bei einer neuen Stelle auch nichts sagen. Im ersten halben Jahr (die typische Probezeit) der Beschäftigung greift der Kündigungsschutz für Menschen mit Schwerbehinderung eh nicht! Ja, den Zusatzurlaub bekommst du dann nicht. Aber das musst du selbst abwägen, ob du für die 5 Tage noch fremden Menschen wichtige Dinge aus deinem Leben erzählst.

Du hast noch einige Zeit, in der deine Heilungsbewährung und damit der Schwerbehindertenstatus läuft. Du kannst davon ausgehen, dass mit Ablauf der insg. 5 Jahre auch die Schwerbehinderung weg ist (außer, es kommen neue gravierende Erkrankungen dazu - ich z.B. habe noch einen GdB von 20 weil ich starkes Asthma habe, das aber mit Medikamenten im Griff ist. Und dieser GdB hat keinerlei Konsequenzen). Ob du für diesen Zeitraum ungefragt das Thema GdB ansprichst - m.E. rentiert sich das nicht.
Wenn deine Gesundheit nicht zu Problemen mit der Arbeit führt (z.B. der Bäcker, der eine Mehlallergie hat ...) musst du von dir aus nichts sagen!

Ansonsten: super, dass du dich gegen so viel Konkurrenz hast durchsetzen können! Alles Gute im neuen Job, Elisabeth

Gledi
17.02.2016, 21:41
Hallo!
Ich bin vor bald 7 Jahren sehr jung erkrankt (kurz vorm 30er), mittlerweile wieder voll berufstätig.
Seit der Erkrankung habe ich freiwillig 2 Jobwechsel durchgezogen. Einmal von halb-öffentlich nach öffentlicher Dienst und einmal vom ÖD in die Privatwirtschaft. Der Schwerbehindertenausweis ist inzwischen längst abgelaufen, bei der ersten neuen Bewerbung habe ich ihn aber angegeben.
Mir bleibt auch nichts anderes über als zumindest meine direkten Vorgesetzten von der Erkrankung zu informieren, weil ich ein Lymphödem habe und regelmäßig zur Therapie muss. Und genau das war im öffentlichen Dienst am schwierigsten... Rechte hin oder her...

Resi HST
17.02.2016, 22:50
Ich wurde soweit informiert, dass ich auf Nachfrage von meiner Schwerbehinderung erzählen müsste.
Das hat in meinem Fall derzeit keine Auswirkung. Ich fühle mich allerdings nicht so fit wie vor der Erkrankung und bin froh, dass mein Arbeitgeber Bescheid weiß. Meine kognitiven Fähigkeiten sind nach der Chemo noch nicht so gut wie vorher. Ich bin mal gespannt, wieviel Schwierigkeiten es mir machen wird. Ich habe eine anspruchsvolle Tätigkeit wo ich schnell denken und entscheiden und "10 Sachen gleichzeitig" machen muss.
Ausserdem waren immer viele Überstunden nötig. Das werde ich nicht mehr machen. Da kann ich mich mal hinter meiner Behinderung verstecken.
Wenn du das Gefühl hast, dass Dich in den anderthalb Jahren die Behinderung nicht beeinträchtigt, kannst du es auch verschweigen.
ich habe einen Grad von 80, das ich 3 Autoimmunerkrankungen (incl. der Krebserkrankung) habe und eine starke Sehbehidnerung mit mehreren Augenerkrankungen. Trotzdem habe ich lange keinen Schwerbehindertenausweis beantragt. Ich habe mich nie behindert gefühlt, weil ich das gar nicht anders kannte. Dadurch habe ich natürlich auch einige Vorteile nicht gehabt. Z.B. hätte ich in der Schule die Abiklausuren 2 Stunden länger schreiben dürfen oder hätte besondere Vorlagen bekommen müssen. die Schule habe ich trotzdem geschafft.
Was ich sagen will ist, dass man einfach abwägen muss, welche Vor- und Nachteile es für einen hat. Die Steuerliche Vergünstigung bekommst Du sowieso, das wird ja mit dem Finanzamt abgerechnet und hat mit dem Arbeitgeber nichts zu tun.
Mach Dir eine Liste und stelle gegenüber was es Dir bringt und wo es Dir schadet. Vielleicht kannst Du dann sicherer entscheiden? Suche Dir auf jeden Fall Rechtssicherheit!
Liebe Grüße
Resi