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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Meine Mama hat Brustkrebs


Jolinchen
26.02.2016, 08:30
Guten Morgen!
Ich bin neu hier und möchte mich kurz vorstellen: Ich bin 30 Jahre alt und habe einen 9 Monate alten Sohn. 2013 hat meine Mama die Diagnose Brustkrebs erhalten. Nach Chemo, Abnahme der Brust und Bestrahlung sah es wieder sehr gut aus. 2015 kam der Krebs in Form von Metastasen in der Leber und an den Wirbeln zurück. Wieder Bestrahlung, wieder war der Onkologe positiv gestimmt, weil die Therapie sehr gut angeschlagen hat. Anfang des Jahres kamen jetzt wieder Metastasen - diesmal am Kopf und an der Stirn. Laut MRT aber "nur" auf dem Knochen, nicht im Hirn. Das CT gestern zeigte dann allerdings wieder eine Vergrößerung der Metastasen in der Leber und zwei neue in der Lunge.

Ich muss mir das jetzt einfach von der Seele schreiben, weil ich völlig fertig bin. Dieses ganze auf und ab... Leider habe ich von klein an zu meiner Mama kein besonders inniges Verhältnis und sie ist auch ein Typ Mensch, der wenig über Probleme redet. Ich bin mir aber sicher, dass es ihr damit auch nicht gut geht. Jedes Mal, wenn sie meinen Sohn anschaut, bekommt sie Tränen in den Augen, weil sie genau weiß, dass sie ihn wahrscheinlich nicht aufwachsen sehen wird.

Bei den Knochen- und Lebermetastasen war ich bisher eigentlich ganz optimistisch. Aber jetzt in der Lunge?

Ich habe so Angst, dass meine Mama bald nicht mehr da ist. Gestern nach der CT-Diagnose habe ich nur geweint. Am Montag hat sie den Termin beim Onkologen zur weiteren Abstimmung. Mir wird schlecht, wenn ich daran denke, dass er ihr vielleicht sagt, dass er nichts mehr für sie tun kann.

Sorry für den langen Text... Vielleicht hat jemand aufbauende Worte für mich.

Adlumia
26.02.2016, 09:44
Es tut mir sehr leid, Jolinchen, was ihr derzeit durchmachen müsst.
Ja dieses Auf und ab, dieses sich bewegen zwischen Bangen und Hoffen, das zermürbt.
Möchtest du denn ein innigeres Verhältnis haben? Wenn ja, denkst du, du kannst ihr "näher" kommen, mit ihr reden - wie schätzt du das ein. Wäre sie offen dafür?

Vielleicht hilft dir der Austausch hier im Forum. Mir hilft es auf jeden Fall, ich weiß, dass ganz viele Menschen gerade in diesem nie enden wollenden Karussell aus Angst und Hoffnung stecken. Das macht es zwar für den einzelnen nicht besser aber dennoch weiß ich, dass ich mit der Last nicht alleine bin, dass es Menschen gibt die meine Lage verstehen. Vielleicht ergeht es dir auch so?

Ich wünsche dir und deiner Mama ganz viel Kraft, dass sie noch eine gute Zeit bei euch bleiben kann!

Grüße
Adlumia

Jolinchen
26.02.2016, 09:56
Hallo Adlumia,

vielen Dank für deine Worte. Ja, das Lesen hier im Forum hilft. Mit der ganzen Angst und dem Bangen fühlt man sich plötzlich wieder klein und hilflos. Da ist es gut zu lesen, dass man nicht alleine ist.
Natürlich hätte ich gerne ein innigeres Verhältnis. Leider ist meine Mama ein sehr verschlossener Mensch - sie hätte am liebsten niemandem von der Krebsdiagnose erzählt - und ich kann mit ihr nicht wirklich über Gefühle reden. Das macht es ja noch schlimmer. Wenn sie irgendwann nicht mehr da ist, habe ich Angst irgendwas verpasst zu haben.

LG Jolinchen

Adlumia
26.02.2016, 10:21
Das gleiche Problem habe ich mit meinem Vater auch.
Er ist nicht grundsätzlich verschlossen. Man kann mit ihm reden, es darf dabei nur nicht um Gefühle gehen. Daher verstehe ich sehr gut, dass du dir zwar wünschst ihr näher zu sein seelisch aber du auch merkst, dass da eine Mauer ist.

Es ist sehr schwer zu akzeptieren, aber ich glaube dass man daran nichts ändern kann (zumindest ist das meine Erkenntnis). Du kannst ihr trotzdem signalisieren, dass du für sie da bist. ich frage meinen Vater trotzdem wies ihm geht auch wenn ich immer die gleiche Antwort bekomme. Und manchmal, ganz selten schaffe ich es "die Gunst der Stunde" zu nutzen und ihn zu umarmen, weil ich mir dann denke: "Sch*** drauf, ich mach das jetzt" und siehe da, er erwidert es auch etwas.
Vielleicht probierst du es mal? Aber sei nicht zu enttäuscht, je nachdem wie die Reaktion ist. Wir können sie nunmal nicht ändern, wir müssen sie und ihren Umgang mit den Dingen so akzeptieren, wir möchten ja auch so akzeptiert werden.

Alles Gute!

Jolinchen
26.02.2016, 10:47
Wir telefonieren jeden Tag und da ist sie auch einigermaßen offen. Einmal die Woche fahre ich mit Mann und Kind hin. Da spricht sie dann gar nicht über den Krebs. Mein Vater hingegen schon, er ist eine kleine plaudertasche genau wie ich.

Was mich wahnsinnig macht, ist die Ungewissheit. Klar kann der Arzt nicht sagen, wie lange das ganze noch gut geht. Ich weiß aber immer alles gerne ganz genau bis ins kleinste Detail.

Den Tipp mit der Umarmung werde ich am Sonntag direkt mal umsetzen. Du hast recht - scheiß drauf. Was soll schon passieren...

Adlumia
26.02.2016, 11:12
Ja, so unterschiedlich können die Bedürfnisse sein.
Der eine möchte reden, der andere nicht. Vielleicht hilft es dir, wenn du dich dann mit deinem Vater auch darüber austauschst, so dass du mit ihm ein bisschen die Sorgen teilen kannst, falls er das auch möchte.

Und für Montag wünsche ich euch ganz viel Kraft. Es ist nie leicht, diese Arzttermine wahrzunehmen - Angst vor neuen Wahrheiten etc.

Jolinchen
26.02.2016, 11:37
Danke dir! Ich werde auf jeden Fall berichten. Und ich Frage meinen Papa auch mal, ob er Montag mit geht. Ansonsten besorge ich nen Babysitter und gehe selber mit. Das muss Mama ja nicht alleine durchstehen.