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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Keine Hoffnung


22.04.2004, 15:37
Meine Mutter wurde vor 2 Monaten ins Krankenhaus eingeliefert, nachdem ihr Arm innerhalb von 4 Tagen fast vollständig gelähmt war. Da sie schon seit Jahren stark gehbehindert ist, vor allem mit dem linken Bein, ist die Lähmung im Bein nicht aufgefallen. Nach 2 Tagen rief uns der Arzt zu einem Gespräch. Man hatte im Kopf meiner Mutter einen Tumor entdeckt, und er machte uns nicht viel Hoffnung. Nach der Biopsie kam dann die ganze Wahrheit. Meine Mutter hat ein Gioblastom Grad III-IV, schnell wachsend, und zu tief sitzend um zu operieren. Der Arzt hat meine Mutter (sehr schonend) vor die Wahl gestellt, nach Hause zu gehen und die Zeit die ihr noch bleibt zu "geniessen", oder eine Bestrahlungstherapie mit gleichzeitiger Einnahme von Temodal auf sich zu nehmen und versuchen das Wachstum so lange wie möglich zu stoppen. Meine Mutter hat sich entschieden zu kämpfen um wieder gesund zu werden, ich glaube sie will die Wahrheit nicht wissen.
Meine Mutter ist jetzt zu Hause, ihr Zustand hat sich weiter verschlechtert, und sie braucht Pflege rund um die Uhr.
Heute hat meine Mutter ihre Therapie begonnen. Ich habe gerade mit ihr telefoniert, sie scheint es gut vertragen zu haben.
Der Arzt hat uns gesagt dass diese Therapie ihr Leben vielleicht um 2-3 Monate verlängern kann, und deshalb weiss ich nicht wie ich darüber denken soll. Ich habe Angst vor dem Tag an dem sie einsehen muss dass alles umsonst war.

22.04.2004, 18:20
Hallo Marie,
ich kann Dich sehr, sehr gut verstehen. Für Deine Mutter ist es ganz schwer. Wie soll man auch mit so einer Nachricht umgehen? Also ich wüßte es nicht.
Bei meiner Schwester ist durch die Bestrahlung alles noch viel, viel schlimmer geworden. Uns/sie hat keiner vor die Wahl gestellt Bestrahlung oder nicht. Ich weiß auch nicht wie meine Schwester sich entschieden hätte. Sie war innerhalb kürzester Zeit komplett gelähmt, aber was das Schlimmste war, sie konnte nicht mehr sprechen und nicht mehr essen. Aber wir haben sie die ganze Zeit mit ganz viel Liebe begleitet. Das war zwar sehr schwer, aber wir haben es geschaft. Was ich Dir damit sagen will, unterstütze Deine Mutter so gut Du kannst. Wenn sie selber kämpfen will, dann soll sie den Kampf aufnehmen. Sei für sie da, auch wenn es sicher ganz, ganz schwer für Euch wird.

Liebe Grüße
Sabine

22.04.2004, 21:47
Hallo Marie,
Hallo Sabine,

tja, was soll man seinen Lieben raten in so einer Situation? Den Kampf aufnehmen und dadurch vielleicht doch nur das Sterben verlängern? Hoffen, dass durch die Therapie zumindest noch der eine oder andere, gute lebenswerte Tag gewonnen wird? Oder doch besser das Schicksal akzeptieren wie es ist, auf belastende Therapien verzichten und die noch bleibende Zeit "genießen"? Geht das überhaupt?
Deine Mutter hat sich entschieden zu kämpfen. Das ist sicher gut so und ihre ganz eigene Entscheidung. Mein Vater hat ein sehr aggressives kleinzelliges Lungenkarzinom mit Metastasen in der Leber und im Skelett; unheilbar. Die Lebenserwartung selbst mit Chemo liegt bei einigen Monaten bis ein, allerbestensfalls zwei Jahren. Er wusste auch nicht, ob er die Chemo machen soll oder nicht. Und dann hat er mir etwas ganz wunderbares, aber für mich auch sehr belastendes gesagt: "Ich weiß nicht, was ich tun soll. Es gab mal eine Zeit, da habe ich für dich Entscheidungen getroffen. Jetzt bist Du an der Reihe, für mich zu entscheiden, was das beste ist". Das hat mich unheimlich berührt, aber auch wie ein Schlag getroffen. Ich bin es eigentlich gewohnt, Verantwortung zu tragen. Im Beruf und auch im Rettungsdienst (ehrenamtlich). Aber das ist eine andere Dimension. Es gibt sicher keine Entscheidung, die mir schwerer gefallen wäre. Mir ist klar geworden, dass ich jede Entscheidung zwangsläufig bereuen werde. Denn ich werde nie wissen, wie es im anderen Fall gekommen wäre.
Ich habe meinem Vater zur Chemo geraten. Er verträgt sie bisher erstaunlich gut und es geht ihm viel besser als vor der Chemo. Er kann diesen Sommer noch einige Urlaube mit meiner Mutter machen, so wie es aussieht. Und heute Mittag kam der Dämpfer. Meine Mutter hat mich im Büro angerufen und gesagt, Vater würde einen kleinen schwarzen Ring auf dem linken Auge sehen. Erster Gedanke natürlich: Metastasen im Gehirn. Hab meiner Mutter gesagt, wenn der Hausarzt (ein wirklich guter!) nicht sofort kommt, dann soll sie den Rettungsdienst rufen. Könnte auch ein Schlaganfall sein. Nach meinen Erfahrungen mit der Warterei auf Ergebnisse habe ich mit dem schlimmsten gerechnet. Hat sich aber nur als harmlose Einlagerung im Auge herausgestellt. Der Augenarzt meinte "fliegende Mücken" oder so ähnlich. Völlig harmlos.
Es gibt eben doch auch noch gute Tage. Und die sollten wir mit unseren Lieben genießen und diese Scheißkrankheit auch mal aus den Gedanken komplett verdrängen.
Ich wünsche Euch noch viele solche Tage.

Lieb`s Grüßle

Joachim

23.04.2004, 10:26
Hallo Joachim,

die Geschichte über Deinen Vater finde ich toll. Ich hoffe er kann noch viele, schöne Tage mit seiner Frau verbringen.

Meine Schwester starb 6 Monate nach ihrem ersten Sympthom. Sie hat gekämpt, gehofft und ist ganz elendig gestorben. Das verfolgt mich jede Nacht in meinen Träumen.
Aber ich war die ganze Zeit für sie da und das hält mich aufrecht.

Liebe Grüße und auch alles Gute für Dich.

Sabine

23.04.2004, 11:00
Hallo Sabine und alle anderen!
Wenn ich mir so Eure Erfahrungen durchlese, überkommt es mich und ich bekomme eine Gänsehaut, und ich werde traurig über die schicksale die Euch betreffen!
Ich glaube ich wäre nicht so stark wie Ihr es seid!!

MFG: Wolfgang
WOYWODW166@aol.com

23.04.2004, 13:57
Hallo Sabine! Hallo alle anderen!
Das tut mir sehr leid mit deiner Schwester. Wir stehen erst am Anfang und es ist schon sehr schwer. Manchmal denke ich dass ich das alles nicht schaffe. Aber natürlich schaffe ich es, wie du es auch geschafft hast, und ich werde auch immer da sein, egal wie schlimm es für mich sein wird.
Das schlimme ist, dass es einfach keine guten Tage gibt. Meine Mutter macht keine Ausflüge mehr, und schon gar keinen Urlaub. Sie macht nichts mehr, liegt nur im Bett, oder sitzt im Sessel. Sie hat auch Angszustände wenn wir sie vom Sessel in den Rollstuhl setzen sollen, weil man sie im Krankenhaus hat fallen lassen. Sie möchte dann lieber einfach sitzen bleiben da wo sie ist. Ich weiss nicht wie es weiter gehen soll.
Marie

12.05.2004, 14:43
Hallo!
Meine Mutter hat jetzt 13 Bestrahlungen (30 sind vorgesehen) hinter sich. Ihr Zustand ist schlecht. Ihr rechtes Auge ist sehr entzündet, durch die Bestrahlungen und ihre Nase blutet häufig. Ausserdem ist sie sehr aufgelaufen, ich nehme an durch das Kortison. Wenn ich sie frage wie es ihr geht, überlegt sie, dann sagt sie sie weiss es nicht. Meine Mutter ist jetzt 4 Wochen zu Hause und ihr Zustand hat sich sehr verschlechtert. Meist sitzt sie nur im Dunkeln wegen ihrer Augen, und döst vor sich hin. Es fällt mir sehr schwer sie so zu sehen trotzdem weiss dass alles noch schlimmer kommen wird.

12.05.2004, 14:44
Hallo!
Meine Mutter hat jetzt 13 Bestrahlungen (30 sind vorgesehen) hinter sich. Ihr Zustand ist schlecht. Ihr rechtes Auge ist sehr entzündet, durch die Bestrahlungen und ihre Nase blutet häufig. Ausserdem ist sie sehr aufgelaufen, ich nehme an durch das Kortison. Wenn ich sie frage wie es ihr geht, überlegt sie, dann sagt sie sie weiss es nicht. Meine Mutter ist jetzt 4 Wochen zu Hause und ihr Zustand hat sich sehr verschlechtert. Meist sitzt sie nur im Dunkeln wegen ihrer Augen, und döst vor sich hin. Es fällt mir sehr schwer sie so zu sehen trotzdem weiss dass alles noch schlimmer kommen wird.

14.05.2004, 10:23
Meine Mutter war gestern beim Augenarzt. In ihrem Auge hat sie eine Herpesinfektion.
Ausserdem hat die Krebsstation des Krankenhauses gestern angerufen, dass die Chemo sofort gestoppt werden muss, da ihre Blutwerte so schlecht sind.
Mein Vater, der sie die Woche über fast alleine pflegt, ist am Ende seiner Kräfte. Er hat selbst eine Darmoperation hinter sich und erholt sich davon nur sehr langsam.
In 14 Tagen soll ich mit meinen drei Kindern in die Ferien fahren. Diese Reise hatten wir schon vor der Krankheit meiner Mutter gebucht. Ich würde am liebsten alles absagen. Ich habe ein sehr schlechtes Gewissen. Trotzdem weiss ich dass es meinen Kindern sehr gut tun würde, wenn ich mal eine Woche wirklich Zeit für sie hätte, da sie im Moment doch sehr zu kurz kommen. Was soll ich tun?

14.05.2004, 10:58
Ach Marie, ich kann dich so gut verstehen. Nur leider nicht helfen. Bei mir ist es der Vater, der so krank ist. Nach einem Schlaganfall musste die Chemo ausgesetzt werden, und in der Zeit hatte der Tumor wunderbar Zeit, weiter zu wachsen. Nun kann er gar nicht mehr laufen, ist immer sehr müde und mag am liebsten ganz viel schlafen. Am Wochenende wollen wir ihn aus dem Krankenhaus holen, wo auch nichts getan werden kann, damit es ihm besser geht. Wir wissen bloß nicht, ob meine Mutter das mit der Pflege schafft. Ich wollte Ende des Monats für 2 Wochen verreisen, habe nun schon auf eine Woche verkürzt und das Reiseziel geändert, damit ich nicht so weit weg bin. Ich denke, du solltest fahren. Was sagt denn dein Vater? Deine Kinder freuen sich bestimmt auf den Urlaub. Du willst ja auch nicht, dass sie unterschwellig sauer auf die Oma werden, weil sie ihnen den Urlaub vermasselt. Ich drück dir die Daumen. Wofür auch immer.

21.05.2004, 20:31
Hallo
Heute mittag war meine Mutter zur Bestrahlung auf der Krebsstation. Sie haben noch einmal eine Blutuntersuchung gemacht und festgestellt dass die Thrombozyten noch immer viel zu niedrig sind.
Meine Eltern mussten 1 1/2 Stunden warten bis ein Arzt entschied sie in ein anderes Krankenhaus zu bringem damit sie eine Uebertragung mit Thrombozyten bekommen sollte. Danach 20 Kilometer ins andere Krankenhaus. Um halb 6 ruft mein Vater mich an ich soll
kommen, nach 1 1/2 Stunden im zweiten Krankenhaus, es wäre noch immer nichts passiert. Als ich ins Zimmer komme finde ich meine Eltern beide weinend am Ende ihrer Kräfte, meine Mutter hängt noch gerado so im Rollstuhl.
Die beiden Krankenschwestern auf der unterbesetzten Station sind unfreundlich und geben uns das Gefühl lästige Störenfriede zu sein. Ich frage mich ob niemand sieht in welchem Zustand meine Mutter sich befindet, und es tut mir nur weh wie sie da sitzt oder besser hängt, die Nase blutet wieder und es scheint als ob
es jedem am Arsch vorbeigeht.
Endlich schaffe ich es dass man sie in ein Bett legen kann. Aber
wie - sie wird behandelt wie ein Stück Vieh, sie heult vor
Schmerzen wie man sie anfasst, es ist kaum auszuhalten. Dann kommt der Arzt und sie bekommt ihre Konserve anschliessend kann
sie heim.
Morgen muss sie zurück, ich habe meinem Vater gesagt dass ich sie begleite, er soll zu Hause bleiben, er schafft das auch nicht, ich auch nicht, es tut so weh, das hat sie alles nicht verdient, und doch muss ich hart bleiben, nur jetzt wo ich alleine bin kann ich weinen, morgen muss ich wieder stark sein, für meine Mutter und für meinen Vater. Es tut mir so leid für die beiden
E

11.06.2004, 11:23
Seit 2 1/2 Wochen liegt meine Mutter jetzt im Krankenhaus. Während 2 Wochen hat sie täglich Transfusionen mit Thrombozyten bekommen ihr Zustand hat sich jedoch nur verschlechtert. Am letzten Wochenende war sie kaum noch ansprechbar, sie schläft fast nur, sagt und isst nichts mehr. An der Nase und im Mund hat sie eine Pilzinfektion. Als ich am Sonntag zu ihr ins Zimmer kam habe ich einen riesigen Schreck bekommen. Ihr Atem ging röchelnd mit langen Atempausen. Durch das Morphium das sie seit kurzem bekommt verdreht sie die Augen dermassen, dass ich richtig Angst bekam. Ich habe mir nur noch gewünscht dass sie einfach aufhört mit atmen, und von ihren Qualen erlöst wird.
Am Dienstag und Mittwoch ging es ihr dann deutlich besser. Auch die Blutwerte waren etwas besser. Sie hatte längere Wachphasen, und vorgestern hat sie sogar einige Worte gesprochen und auch etwas (wenn auch sehr wenig) gegessen. Als ich sie gestern abend dann besuchte war es als ob mich jemand ins Gesicht schlägt. Sie war überhaupt nicht mehr ansprechbar, mein Vater sagte mir dass sie mittags richtig agressiv war, so dass man ihr eine Spritze geben musste. Ihr Atem war noch schrecklicher als am Sonntag. Die Atempausen lagen bei über 30 Sekunden, es war unheimlich. Heute morgen habe ich den Arzt angerufen, wurde aber von der Sekretären abgewimmelt er sei momentan nicht zu sprechen. Ich weiss überhaupt nicht wie es um meine Mutter steht. Hat schon jemand etwas ähnliches erlebt?

11.06.2004, 13:55
Hallo Marie! Wie schlimm das zu hören. Das Krankenhaus macht ja nicht gerade einen sympathischen Eindruck.
Wird deine Mutter künstlich ernährt? Ich fürchte, wenn die Atmung unregelmäßig wird, dann hat sie es bald geschafft. Nachdem, was ich von anderen gelesen habe, ist dies eins der letzten Symptome. Vielleicht bekommst du den Arzt ja doch noch zu fassen. Man muss als Angehöriger doch wissen dürfen, woran man ist!
Meinem Vater geht es leider auch sehr schlecht. Er kann nicht mehr aufstehen, schläft ebenfalls sehr viel, isst allerdings noch und atmet ruhig. Aber gestern hat er kein Wort gesprochen. Meine Mutter sagt, er hat kaum auf Ansprache reagiert und nur an die Decke gestarrt. Außerdem schluckt er die Tabletten nicht mehr. Als wüsste er nicht, was er damit anfangen soll, sie bleiben einfach im Mund. Ich weiß nicht, ob die Apathie am Fortschreiten des Tumors liegt oder daran, dass er ziemlich dehydriert ist. Er trinkt zuwenig, hat Durchfall und eine Harnröhrenentzündung und bekommt deswegen neuerdings Infusionen. Zurzeit wird mein Vater vom Hausarzt betreut. Ich überlege, den Radionkologen anzurufen, der immer die Chemo verbareicht hat. Aber wie soll der mir sagen, wodurch der schlechte Zustand verursacht wird. Er wird das aus der Ferne ja auch nicht einschätzen können. Und wenn wir noch ein MRT machen lassen, weiß ich auch nicht, was das bringen soll. Wir können den Tumor ja doch nicht aufhalten. Ach es ist zum Verzweifeln. Heute Abend fahre ich wieder hin, aber ich freue schon seit langem nicht mehr auf die Wochenenden.
Liebe Grüße und alles Gute für Euch. Warst du denn jetzt im Urlaub? Ich bin nicht gefahren, habe meinen Zuhause bei den Eltern verbracht.

12.06.2004, 23:26
@all
Ihr seit nicht allein. Kann all eure Probleme verstehen, da mein Vater wahrscheinlich auch nur noch Wochen hat. Die Ärtze haben aufgegeben. (Ich noch nicht, aber ich kann nichts mehr tun). Kann ja nicht vorschreiben, welche Untersuchungen zu machen sind und welche Medikation zu verabreichen ist. :-(

Gruss
Ralph

15.06.2004, 08:03
Meine Mutter ist gestern gestorben.
Marie

15.06.2004, 09:19
Liebe Marie,
Ich bin mit dir unendlich traurig. Ich kann mir genau wie Ralph vorstellen, was du durchmachst. Meinem Vater geht es sehr schlecht und ich rechne täglich mit einem Anruf der Klinik. Deine Mutter ist jetzt erlöst.
Alles Liebe Heidi

10.01.2005, 19:07
Liebe Marie,

ich bin so unendlich traurig. Ich habe Deine Briefe gelesen und kann mich gut in Dich reinversetzen. Auch mein Freund starb letztes Jahr an einem Glioblastom. Der Krankheitsverlauf war ähnlich wie bei Deiner Mama. Ja, auch bei ihm fing es mit einer Lähmnung an und dann, als er nach mehreren Tagen ins Krankenhaus kam wollte er nicht mehr essen und die Atmung setzte auch immer aus. Irgendwann hat er dann nicht mehr geatmet. Ich war bei ihm und habe ihn bis zuletzt begleitet. Ich bin aber noch immer sehr traurig und denke noch immer das es ein böser Traum ist aus dem man ja mal aufwachen könnte. Ja, die Mutter zu verlieren ist wirklich schlimm. Aber die Liebe zu verlieren ist auch schlimm, am liebsten möchte man auch sterben. Ich wünsche Dir daß Du Menschen um Dich hast die Dich verstehen und Dich lieben. Und denk dran, unsere Lieben haben keine Schmerzen mehr und ich weiß, wir werden sie wiedersehen. Ich denk an Dich und würde mich freuen, wenn Du Dich mal melden würdest. Liebe Grüße Viola

14.01.2005, 01:49
Hallo
Wenn das alles so lese was alle vor mir geschrieben haben beschreibt das daß was meiner Mutter und mir noch bevorsteht. Mein Vater ist vor 1 1/2 Jahren an NHL B-Zell erkrankt. Nach der OP und der Chemo war alles so als wäre nie was gewesen. Im Herbst 2004 kam bei der letzten Nachuntersuchung herraus er habe ein neuen Tumor. Diemal sagten die Ärzte wir werden Ihn bestrahlen. Er stimmte zu "da konnte er nocht"Nach der Chemo wurde er entlassen als geheilt. Er war zu Hause. Ich freute mich wie fit er war.
1 woche ging es gut nach und nach verweigert er die Nahrung und blieb nur im Bett. Kurz nach neujahr rief ich den Hausarzt weil ich Ihn füttern muste und er seinen Ausfluß nicht mehr unter Kontrolle hatte. Vielleicht wollte ich nicht eins und eins zusammenzählen ich habe alles verdrägt. Der Hausarzt sofort ins Krankenhaus. Nachdem diese Tortur von 5 Stunden Notaufnahme vorbei war und er in einem Bett lag fuhr ich nach Hause. Am nächsten Tag wollte ich den Arzt sprechen der mir auch den Satz sagte der mir nie wieder aus dem Gedächtnis gehen wird "Wir können nichts mehr für Ihn tun" Ich weiß nicht ob man das in Worte fassen kann was einem da für Gedanken durch den Kopf gehen. Über die Zeit haben sie mir keine Auskunft gegeben. Jetzt warte ich auf den Amtsarzt (kommender Montag) der mir eine Vollmacht austellt das ich für ihn entscheiden darf. Was mir unbegreiflich erscheint. Ich bin doch sein Sohn. Ich hoffe er hat keine Schmerzen das ist mein größter Wunsch. Und sowas hat niemand verdient. Nicht so. Ich weiß nicht wohin mit mir. Ich fahre jeden Tag zu Ihm das er weiß ich bin bei Ihm. Immer wenn ich alleine bin muß ich heulen. Dieses Endgültige macht mich fertig. Vielleicht schafft er es ja noch nach Hause zu uns.

14.01.2005, 07:27
lieber daniel,
auch mein schwiegervater hatte ein NHLB-Zell ( 4 Stück ) im Kopf. Er ist voriges jahr im november eingeschlafen.
wir haben die krankheit leider erst sehr spät erkannt und die chemo hatte nichts bewirkt. er ist noch einmal aufgekommen und wir haben ihm noch zeigen können, wie sehr wir ihn lieben.
wir weinen noch jetzt sehr viel und er geht uns unendlich ab, aber unser glaube, dass wir ihn wiedersehen hilft uns sehr.
unsere kinder sagen, wenn sie einen hellerleuchtenden stern sehen, da sitzt unser opa bei seinen eltern und passt auf uns auf.
wichtig ist das du dir zeit nimmst und für ihn da bist. mein mann hat am tag gearbeitet und ist die ganze nacht bei ihm am bett gesessen, als es zu ende ging.
er hat ihm auch gesagt, dass er auf die mama aufpasst und er gehen kann. heute ist er mir und auch seinem chef dankbar, dass er die zeit zum verabschieden gehabt hat.
ich wünsche dir viel kraft in diesen so unendlich schweren stunden.
lg uschi

21.01.2005, 22:02
Lieber Daniel,
ich kann Dich gut verstehen, weil auch mein Vati ins Krankenhaus eingeliefert wurde und als er schon im Krankentransport war sagte der Arst mir, ich solle mir keine Hoffnung mehr machen. Als ich am nächsten Morgen gegen 6:00 Uhr ins Krankenhaus kam war er über Nacht ans Bett gefesselt worden, musste auf dem Rücken liegen obwohl er sein ganzes Leben auf der Seite geschlafen hat. Warscheinlich war er dem Personal zu unruhig.

Glücklicherweise hatten wir eine Betreuungsvollmacht im Vorab gemacht. Ich habe ein Gespräch mit dem Stationsarzt verlangt.Mann hatt bereits wieder alle Maschienen abgemacht an denen er am ersten Tag noch hing. Also wollte ich wissen, was man im Krankenhaus für ihn tun könne, was nicht zu Hause auch möglich wäre. Keine Antwort war auch eine Antwort.

Darauf habe ich mich an eine Sozialstation gewandt, die mir innerhalb kürzester zeit (2 Stunden) ein Pflegebett mit Dekubitusauflagen und Ständer für die Magensonde gebracht haben. Dann habe ich die Entlassung von Vati verlangt. Das ging nur auf eigene Verantwortung, falls er auf dem Transport nach Hause sterben sollt. Der Transport ging gut.

Wir haben uns dann am Bett abgewechselt und Vati war tagsüber im "normalen" Alltag im Wohnzimmer noch mit dabei. Auch als er dann schon so schwer geathmet hat und Aussetzer hatte. Wir haben dennoch am Bett mit ihm gesprochen, gesungen, gebetet und idese allerletzte Zeit genutzt ihm unsere Liebe, Zärtlichkeit und Fürsorge zu erweisen.

Nachdem wir mit der Hausärztin entschieden hatten auch die Magensonde zu entfernen (um das Leiden nicht unnötig zu verlängern), haben wir ihm den Mundraum und die Lippen noch häufig befeuchtet. Anfangs war es für alle sehr schwer dies alles zuhause mit anzusehen.

Jetzt nachdem Vati eingeschlafen ist war die Aussage meiner Kinder und Schwiegerkinder, meines Bruders und seiner Frau: "Es war schwer aber genau richtig so." Wir haben erfahren dass das Sterben zum Leben dazu gehört. Es soll nicht "abgeschoben" in einem anonymen abgeschotteten Raum geschehen sondern im Kreis lieber naher Menschen.

Nachdem ich für Vati gebetet hatte, dass Gott seine Engel senden möge um seine Seele abzuholen und nicht zulassen soll dass er in der Finsternis verloren geht hat Vati seinen letzten tiefen Athemzug gemacht. Wir haben uns dann richtig viel Zeit genommen die ganze Familie (auch die "Kleinen") um das Bett zu versammeln um uns von ihm zu verabschieden. Erst danach haben wir die Abholung durch das Beerdigungsinstitut vereinbart.

So war es uns möglich die Trauer und den Schmerz leichter zu verarbeiten. Wir haben erfaren das so ein Abschied etwas Wertvolles und Gutes ist, was uns tief und warm im Gedächtnis bleiben wird.

Viel Kraft und Mut für Dich
Sonni

22.01.2005, 08:58
Liebe Sonni!
Ich bewundere dich und finde ihr habt das richtige getan. Der Lehrer von meinen zwei kleinen Töchtern hat mir ein Gedicht gegeben, welches ich gerne weitergeben will. Uns hat es sehr geholfen.
Auf der anderen Seite des Weges

Der Tod ist nichts.
Ich bin nur in das Zimmer nebenan gegangen.
Ich bin ich, Ihr seid Ihr.
Das, was ich für Euch war, bin ich immer noch.
Gebt mir den Namen, den Ihr mir immer gegeben habt.
sprecht mit mir, wie Ihr es immer getan habt.
Gebraucht nie eine andere Redensweise.
Seid nicht feierlich oder traurig.
Lacht weiterhin über das, worüber wir gemeinsam gelacht haben.
Betet, lacht, denkt an mich.
Betet für mich, damit mein Name im Haus ausesprochen wird,
so wie es immer war, ohne irgendeine besondere Bedeutung.
Ohne die Spur eines Schattens.
Das Leben bedeutet das, was es immer war.
Der Faden ist nicht durchschnitten.
Warum soll ich nicht mehr in Euren Gedanken sein,
nur weil ich nicht mehr in Eurem Blickfeld bin?
Ich bin nicht weit weg.

Nur auf der anderen Seite des Weges.

Alles Liebe
Uschi

23.01.2005, 00:40
Ich danke euch das Ihr mir diese Tipps gehbt. Am kommenden Montag ist es endlich so weit das ich meinen Dad ach Hause holen darf. Diese Bürokratie bringt meine Mutter und mich noch zum verzweifeln. Erst diese Richterin und jetzt auch noch das Krankenhaus. Aber ich voll überzeugt das er es noch nach Hause schaffen wird. ( Ich wünsche es mir so sehr) Lange Zeit mit Ihm bleibt mir nicht aber ich hoffe ich mache alles so das es für ihn am besten ist. Er kann mir nicht antworten und Gestik geht auch nicht mehr. Ich habe noch so viele Fragen an ihn die mich quälen. Ich weiß auch das es mir das Herz brechen wird. Ich habe leider nur diese zwei. (Mama und Papa) Und einer von diesen beiden wechselt den Weg. Auf eine Art die er nie verdient hat.( keiner) Ich weiß das ich diese Frage nie stellen darf aber sie kommt immer hoch. WARUM???

16.02.2005, 12:59
Mein Dad ist heute eingeschlafen.
Daniel

16.02.2005, 13:37
Lieber Daniel,
es tut mir so leid, dass du deinen Dad hergeben musstest. Lebe mit der Erinnerung an ihn weiter, denke an die schönen Zeiten, die ihr miteinander hattet. Du hast alles für ihn getan was in deiner Macht stand. Ich kann dir den Schmerz nicht nehmen aber ich denke ganz fest an dich in deiner Trauer und wünsche dir ganz viel Kraft.
Alles Liebe und Gute für dich in dieser schweren Zeit
Ute
Ich bin hier im Forum, weil meine Freundin sehr krank ist-überall Metastasen- und ich auch mit dem schlimmsten rechnen muss.

16.02.2005, 14:37
Lieber Daniel,
es tut mir sehr leid für euch. Aber denke dein Vater hat es jetzt besser. Dieses Leben wäre für ihn auch nichts gewesen. Hätte dein Vater bestimmt auch nicht gewollt. Ich drücke dich ganz doll.
Martina