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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Brustkrebs - beidseitige Mastektomie verweigert


Mona72
17.06.2016, 00:12
Hallo,

bei mir (w/44 Jahre alt) wurde vor 4 Wochen Brustkrebs festgestellt, dieser soll Anfang nächster Woche brusterhaltend operiert werden.

Trotz meiner großen (und wirklich sehr wohlüberlegten) Bitte bei verschiedenen Ärzten wurde mir eine von mir gewünschten beidseitige Mastektomie verweigert. Leider wurde ich auch nicht sonderlich ernst genommen und fast schon belächelt, da diese Operation "nicht üblich und notwendig sei".

Auch wenn ich die Operationskosten übernehmen würde, müsste das angeblich trotzdem zuerst mit der Krankenkasse abgesprochen werden, was den Beginn der nötigen OP zu sehr in die Länge ziehen würde (3-4 Wochen lt. Ärzte).
Warum wird diese Operation bei Frauen mit dem brca 1/2-Gen vorsorglich auf Wunsch gemacht und bei einer Brustkrebs-Betroffenen nicht?

Hab mir ausgerechnet das die weiteren Behandlungskosten der Bestrahlungen, Kontrollen usw. auch nicht weniger Kosten verursachen als diese Operation.
Bin total fertig deswegen nicht ernst genommen zu werden.

Vielleicht hat jemand mit diesem Thema bereits Erfahrung und kann mir paar Ratschläge geben.

Lg Mona

niebios
17.06.2016, 00:39
Liebe Mona,
es tut mir leid, dass du dich über die Weigerung der Ärzte ärgerst und ich kann verstehen, dass du gröstmögliche Sicherheit suchst. Ging mir nach meiner Diagnose ähnlich. Dennoch denke ich, dass die Ärzte nicht ohne Grund, von einer Mastektomie abraten. Du schreibst nichts zu deinem Tumor aber selbst bei TN und G3 sind diese weiiiiiit unter den Risiken von Genträgerinnen-weshalb denen zu Mastektomie geraten wird, umso mehr, je jünger sie bei Ersterkrankung sind. Lass dir die Gründe für die Weigerung der Ärzte genau erklären und sprich mit Frauen, die ähnliche Tumore haben, vielleicht hilft es dir zu verstehen oder aber auch Argumente für Arztgespräche zu finden. Alles Gute für deinen Weg.
LG niebios

Mona72
17.06.2016, 01:09
Hallo niebios,

vielen Dank für deine schnelle Antwort!

Viel weiß ich nicht was nun meine Diagnose wirklich bedeutet. Bei den Gesprächen war die Fülle der Infos einfach zu viel und teils für mich Laien schwer verständlich da der Kopf auch noch nicht wieder in der Realität ist.
Ob er gut heilbar oder nicht ist wurde mir leider nicht näher erklärt. Glaub die warten erst die OP Ergebnisse ab.

Also in den Befunden steht folgendes:

Invasives Carcinom G2 NST, ca. 1,7cm
Hormonrezeptoren: Östrogen IRS 12 (>80%), Progesteron IRS 4 (25%)
Her2Protein Score 0%
Ki67 10-15%

Hab eben gelesen das bei der anderen das bei dem Befund bei der anderen Brust BIRADS 1 steht obwohl diese doch krebsfrei ist!? Ist das nur vorsorglich so vermerkt oder muss ich mir Sorgen machen?


Lg Mona

Trini
17.06.2016, 07:54
Hallo Mona,

die "technischen Daten" deines Tumors stimmen so ziemlich mit meinem überein.
Und auch bei mir war ürsprünglich von brusterhaltender OP und Bestrahlung die Rede.

Auf Grund der geringen Größe meiner Brust hat sich der Operateur jedoch für die Mastektomie mit Einlage eines Implantats als Platzhalter entschieden und einige Monate später wurde die Brust wieder aufgebaut.
Bestrahlung war dadurch auch nicht notwendig.

Die Mastektomie der gesunden Brust ist bei einer so relativ "harmlosen" Krebs-Art aber wirklich "mit Kanonen auf Spatzen schießen".

Und auch bei der befallen Brust ist die brusterhaltende OP mit Bestrahlung jetzt die gängige behandlung.
Allerdings habe ich überall gelesen, dass auf Wunsch der Patientin auch radikal operiert wird.
Für mich war das definitiv der richtige Weg. (Aber bei Körbchengöße A bis B und knapp 3 cm Tumor wäre auch nicht so richtig viel übrig geblieben.)

Trini

joanajo
17.06.2016, 08:48
Hallo Mona,
ich habe das genauso erlebt, dann aber eine Klinik/Ärzte gefunden, die mit mir diesen Weg gingen.
Meine Mutter hatte in beiden Brüsten Krebs und deshalb wollte ich auch die beidseitige Mastektomie. Auch weil ich von einer befreundeten Radiologin gehört hatte, dass viele Frauen nach einigen Jahren mit der anderen Brust dasselbe durchmachen müssen.
Der plastische Chirurg meinte auch, dass das optische Ergebnis so auf jeden Fall besser sein wird, als wenn das nacheinander operiert wird oder man eine natürliche Brust und eine operierte hat. Und das ist so, ich bin mit dem optischen Ergebnis sehr zufrieden.
Ich würde mir einen Termin in einem anderen Brustzentrum holen, vielleicht sogar vorher am Telefon dieses Thema ansprechen.
Ich habe mir insgesamt drei Kliniken angeschaut.
Lieben Gruß
joanajo

*Sunshine*
17.06.2016, 10:48
Hallo Mona,
mir erging es genau so in Österreich.
Wenn ich das nicht falsch verstanden habe hängt das mit der Größe des Tumors zusammen. Lg Anna

niebios
17.06.2016, 13:39
Liebe Mona,
das sind prima Daten, die Mastektomie scheint wirklich sehr radikal bei dieser Ausgangslage. Wie die anderen schreiben, kannst du dir noch weitere Meinungen in einem anderen Brustzentrum holen und irgendwann wird bestimmt jemand deinem Wunsch nachgeben, aber ob das wirklich richtig ist, steht auf einem anderen Blatt. Zu der anderen Brust- Birads 1 bedeutet alles gut, kein Befund also keine Sorge.
Ich wünsch dir gute Ärzte und einen kühlen Kopf😉
LG niebios

hierfalsch
17.06.2016, 16:42
Ich finde den Gedanken an beidseitige Mastektomie durchaus erwägenswert.

Und ich finde sowieso, dass das Deine Entscheidung ist.



ABER

Was mir SORGEN macht ist, dass Du gegen den Rat der Profis handeln willst, obwohl Du selbst sagst, nicht viel verstanden zu haben!
Die Ärzte verbringen ihr halbes Leben damit zu überlegen, was Menschen wie Dir und mir hilft und was schadet.

Wenn wir nicht auf sie hören, ist das unsere Entscheidung. Aber wir sollten uns gut informieren, damit wir wissen, was wir tun!!!

Also lauf die Kliniken ab. Aber lass Dich aufklären. Stell Fragen! Versuch zu verstehen, was die Ärzte dazu bewegt, Dir abzuraten! Wo der Nutzen und wo die Risiken einer Mastektomie liegen.

Denn erst wenn man WEIß was man TUT kann man verantwortungsbewusst gegen den Rat der Experten handeln!!!

Mona72
18.06.2016, 01:34
Hallo,

vielen lieben Dank für eure Meinungen und Ratschläge!!! Ehrlich gesagt vertraue ich auf eure Erfahrungen einfach mehr als auf alle Ärzte der Welt und deswegen hab mir nun doch alles nochmal durch den Kopf gehen lassen ob mein eigentliches Vorhaben wirklich die ultimative Lösung gegen den BK ist.
Denke werde dann doch das übliche Prozedere über mich ergehen lassen bevor ich es im nachhinein noch bereue. Man weiß ja nie wie man später darüber denkt wenn der Schock erst mal richtig verdaut ist.

Mich haben jedoch eure Zeilen wirklich sehr aufgebaut das es um mich vielleicht dann doch nicht "so schlimm steht" wie ich befürchtet hatte.

Liebe Grüße noch und ALLES GUTE!!!

Lg Mona

Trini
18.06.2016, 15:57
Hallo Mona,

das ist sicher eine gute Entscheidung.

Ich drücke dir die Daumen.

@Gilda, dass eine BET das beste optische Ergebnis bringt, kann man so pauschal nicht sagen. Das ist sehr von den Größenverhältnissen und der Lage des Tumors abhängig.
Chemo und Bestrahlung sind ja auch nicht gerade ein Spaziergang.

Trini

juttam15
18.06.2016, 21:23
Liebe Mona,

ich war 10 Jahre älter als du, als ich die Diagnose bekam und hatte einen ähnlichen Tumor, der aber fast 1 cm größer war.

Ich konnte zum Glück brusterhaltend operiert werden. Auf die Idee, durch eine Mastektomie besser geschützt zu sein, wäre ich nie gekommen. Geschützt fühle ich mich im Moment vor allem durch die Antihormontherapie (AHT), die man dir sicherlich auch empfehlen wird.

Für die Ärzte geht es hier auch nicht um die Kosten, sondern um ethische Grundsätze. Es gibt da so einen lateinischen Spruch, der besagt, Ärzte sollten tun, was nötig ist, aber auch nicht mehr, um nicht zu schaden.

Wenn die Ärzte für Dich keinen Vorteil in einer Mastektomie sehen, wäre es eigentlich unethisch, wenn sie eine OP durchführen, die mehr Risiken als nötig birgt.

Siegi
18.06.2016, 21:42
Hallo Mona,
ich kann deinen Wunsch nach einer beidseitigen Mastektomie sehr gut nachvollziehen. Ich hatte mit 38 einen Minitumor links und einen unklaren Befund rechts. Mein Wunsch war eine beidseitige Mastektomie mit Aufbau durch Silikon. Ich wollte das Risiko, nochmals an Brustkrebs zu erkranken minimieren. Ich bin in einer Uniklinik auf einen Arzt gestoßen, der meinen dringlichen Wunsch sehr ernst genommen hat und mir die Erfüllung mit entsprechender Begründung bei der Krankenkasse möglich gemacht hat. Jetzt bin ich 46, hab einen Busen, der aussieht wie bei einer 14-Jährigen und habe meinen Entschluss keinen Tag bereut. Aber die Wünsche und Bedürfnisse wie auch der Umgang mit dieser Krankheit sind so individuell, dass jeder seinen Weg suchen und finden muss. Schade finde ich nur, wenn einem dieser durch Ärzte oder Krankenkasse verbaut wird.
Ich wünsch dir von Herzen, dass du deinen Weg bald findest!
Siegi

hierfalsch
18.06.2016, 23:13
Ich will hier keine Panik verbreiten, es IST ein Einzelfall!!! Aber ich kannte eine Frau, die nach eigener Erzählung bei der Ersterkrankung eine beidseitige Mastektomie wollte. "Hatte bei meiner Tante gesehen wie es laufen kann und hätte mich nach Mastektomie besser gefühlt." Die Ärzte erklärten das für Unsinn und sie glaubte ihnen.

Brusterhaltende OP. Rezidiv. Mastektomie. Weiterer Tumor auf der anderen Seite. Jetzt bestand sie auf Mastektomie.

Ich kannte sie zZt. ihrer Ersterkrankung noch nicht und weiß nicht, wie ernst der "alles ab" Gedanke damals tatsächlich war. Ich weiß nicht, welcher der Tumore letztlich gestreut hat. Weiß nicht, was es geändert hätte. Der Krebs hat gewonnen. Ich war auf ihrer Beerdigung.

ICH finde "Selbstverstümmelung" vor diesem Hintergrund ein großes Wort. Nur die Patientin kennt ihren Körper. Und das, was wir so leichtfertig "Bauchgefühl" nennen beinhaltet eben auch Jahrzehnte in dem Körper, von dem die Rede ist. JEDER glaubt, dass viele Frauen gut Veränderungen in ihren eigenen Brüsten bemerken können, weil sie sie am besten kennen. Ist es dann SO naiv, wenn ICH glaube, dass ein Gefühl für erhöhtes Risiko auch auf gutem Körpergefühl basieren KANN? Und das ich DAS AUCH ernst nehmen würde? (Nicht blind und ohne Beratung einfach "weg damit"- s.o. - Aber einfach IGNORIEREN ???)

joanajo
18.06.2016, 23:41
@Hierfalsch
ich sehe das genauso - ich hatte es oben schon mal geschrieben.
Für mich war die andere Brust eine tickende Zeitbombe. Aus mehreren Gründen.
Wie gesagt, auch optisch war es für MICH die beste Lösung.
Aber es gibt halt nicht die Lösung, die für alle gilt.
Bauchgefühl- ja das habe ich auch gehabt. Und meistens lag ich richtig damit.
Ich bin nach wie vor froh, dass ich gleich bei der Ersterkrankung die beidseitige Mastektomie hatte.
Es war absolut richtig für mich.
LG joanajo

juttam15
19.06.2016, 08:38
Auch bei der Mastektomie kann es zu einem Rezidiv kommen, z. B. an der Thoraxwand:

"Bei etwa fünf bis zehn von hundert Patientinnen kommt es innerhalb von zehn Jahren nach der Erstbehandlung zu erneutem Tumorwachstum in der gleichen Brust, im verbliebenen Brustgewebe. Wurde die Brust entfernt, kann ein Rückfall an der Brustkorbwand auftreten, betroffen sind etwa vier von hundert Patientinnen."
Quelle: https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/brustkrebs/lokalrezidiv.php

joanajo
19.06.2016, 10:40
Hallo
@Jutta ja, ich weiß, ich habe ja auch ein Lokalrezidiv in der ehemals befallenen Seite bekommen. Das lag aber unter anderem daran, dass man mich trotz nicht genügendem Sicherheitsabstand des DCIS zur Thoraxwand nicht bestrahlt hat. (naja es hatte sicherlich noch andere Gründe, auf die ich hier aber nicht eingehen möchte).
ABER: in der anderen, gesunden Brust habe ich mein Risiko durch die Mastektomie doch gegen 0 minimiert.
Das ist der Punkt. Die befreundete Radiologin erzählte mir, dass sie soooo viele Frauen nach einigen Jahren mit einer Erkrankung der zweiten Brust wiedersieht.
Deshalb muss jede wissen, wie weit sie gehen möchte und ich wünsche jeder Frau, dass sie dann damit leben kann.

Nov06
19.06.2016, 11:26
Mir wurde damals die Brust abgenommen aber der Tumor hatte trotzdem metastasiert, nach 7,5 Jahren....
Es gibt keine Sicherheit.
Brustkrebs ist unberechenbar. Meine Erfahrung ist aber: bloß nicht nach 5 Jahren mit der AHT aufhören, unbedingt mindestens 10 Jahre machen, auch adjuvant.
Erst nachdem ich die AHT beendet habe ist 2 Jahre später die Metastase entdeckt worden.
Jetzt nehme ich wieder seit 2 Jahren Tamoxifen und ich bin in Remission:)
Für mich heißt es lebenslang AHT.

l.g.
Kirsten

hierfalsch
19.06.2016, 13:57
...und in diesem Fall lag in der Familie möglicherweise ein (vielleicht noch unbekannter) Gendefekt vor.

Ich glaube, dass es so war. (Die Frau ist über 5 Jahre tot. Die ED ist VIELE JAHRE her! Ich glaube nicht, dass bei ihr je ein Gentest veranlasst wurde).

Wenn hier der Eindruck entstanden ist, ich wollte hier für eine unkontrollierte OP Kultur eintreten, ist das ein Missverständnis !!!!

Was ich GLAUBE, ist, dass sie in Zeiten, in denen die Krebsgene noch nicht in aller Munde waren mit ihrer familiären Situation im Hinterkopf ein "blödes Bauchgefühl" hatte, was die Ärzte als Quatsch abtaten.

HEUTE würde sich das, was sich bei ihr "blöd" anfühlte vielleicht im Test zeigen. Nämlich als ein genetisch erhöhtes Risiko. Damals konnte man es nicht testen, oder machte es jedenfalls nicht standadmäßig. Das "bei meiner Tante kams auf der anderen Seite wieder" Bauchgefühl war alles was sie hatte.

Nein, ich weiß nicht, ob es was geändert hätte! Und ganz ganz sicher glaube ich nicht, dass ihr ein Engel im Schlaf geraten hat, sie solle sich operieren lassen und auf wundersame Weise geheilt worden wäre, wenn sie auf ihn gehört hätte...

Alles was ich sagen will ist, dass es MANCHMAL vernünftig sein KANN seinem Bauchgefühl nicht den Mund zu verbieten. Es KÖNNTE etwas vernünftiges dahinter stecken, was einem nur Unterbewusst klar ist!!!

Ob es was GEÄNDERT hätte, wenn sie zum richtigen Arzt "meine halbe Familie ist krank, das kann doch kein Zufall sein!" statt "ich hab ein doofes Gefühl" gesagt hätte, kann man nämlich nicht wissen! Vielleicht hätte ihn das an eine Dissertation erinnert, die er gerade gelesen hatte...

Mona schrieb anfangs, das Ganze sei "wirklich sehr wohlüberlegt". Was ich zu sagen versuche ist, dass Krebs eine nicht zu Ende erforschte Krankheit ist.

WENN ein Patient in seiner Person liegende Gründe für ein erhöhtes Risiko sieht, würde ich die nicht als Schwachsinn abtun sondern ERNST nehmen und Möglichkeiten, Chancen und Risiken mit den Ärzten besprechen.
Es KÖNNTE ja schließlich auch was richtiges und wichtiges dahinter stecken!!!

suze2
23.06.2016, 01:52
hallo,
ich gehöre zu denen, die erst luinks dann rechts erkrankt sind, bin allerdings genträgerin. und die meisten, wenn nicht sogar alle, die ich mit erkrankung auf der anderen seite kennenlernte, sind genträgerinnen.

eine mastektomie plus wiederaufbau ist eine große OP, ich denke, dass die hoffnung, dadurch geschützt zu sein, trügerisch ist. es geht ja bei chemo und teilweise auch der AHT darum, dass eben krebszellen, die sich im körper befinden, eben keine chance haben, sich woanders anzusiedeln. der tumor in der brust ist das kleinere problem.

ich habe mich gefüchtet vor der OP. niemand weiß, was gewesen wäre, wenn ich sie gleich nach der entdeckung des gendefektes gemacht hätte. und zum beispiel von "hierfalsch" - das bauchgefühl hat mich, oberflächlich gesehen, falsch beraten. aber - ich weiß nicht, wie es anders gekommen wäre.

alles gute!
suzie

Mona72
10.07.2016, 02:40
Hallo,

hab mich hier gar nicht mehr eingeloggt weil ich momentan die Welt nicht mehr verstehe...

Überall lese ich von BK-betroffenen Frauen die von so tollen Frauenärzten und Onkologen begleitet werden.

Nun möchte ich euch mal erzählen wie es mir seit der Diagnose TATSÄCHLICH ergangen ist!

Nach dem ersten Gespräch in einer etwas entfernteren Klinik bei der mir die Mastektomie als "Blödsinn" verweigert wurde bin ich zu der Klinik in meiner Nähe zum Beratungsgespräch hin.
Die junge Ärztin, mit einer für BK-Patientinnen zuständigen Betreuungsschwester, die die Patienten während des KH-Aufenthaltes betreut waren unglaublich freundlich und meinten das der Krebs erstmal schnellstmöglich raus muss und hinterher könne man mit der im Hause befindlichen Chirurgie weites planen. Sie hat sich sehr viel Zeit genommen und voller Euphorie lies ich mich gleich zur OP anmelden obwohl ich eigentlich erst nur ein Gespräch wollte.

Drei Tage später kam ich zur stationären Aufnahme pünktlich um 7 Uhr in die Klinik, wartete 4 Stunden in einer Sitzecke da noch kein Bett frei war, teilweise lagen im Gang der Station sogar Patienten in Betten. Um elf bekam ich von einer Schwester ein Zimmer zugewiesen. Weiter kam niemand mehr (außer eine Schwester mit zwei Scheiben Brot und Wurst) bis zum nächsten Morgen vor der OP.

Ein fremder Arzt der sich in 3 Minuten kurz vorstellte meinte, er würde mich operieren war aber sehr kurz angebunden und schnell wieder weg.
OP ist gut verlaufen, Tumor in der Brust sowie zwei nichtbefallene Wächter- Lymphknoten wurden entfernt, alles soweit gut.
Schmerzen hatte ich hinterher kaum aber ich war recht duselig von der Narkose. Genau zu diesem Zeitpunkt hat mir die Betreuungschwester vom Erstgespräch im vorbeihetzen eine Visitenkarte auf den Nachttisch gelegt mit den Worten, falls ich sie bräuchte soll ich mich melden. Irgendwie hatte ich aber keine Motivation mehr dazu...

Nachts kam noch eine nicht-sprechende Schwester die mir, obwohl ich wach war, ohne Worte meinen Arm nahm und eine Infusion anhing.

Die morgendlichen Arztvisiten dauerten max. 5 Minuten, und es war jedes mal andere/r Arzt im Schnelldurchlauf (wurde sogar zweimal mit falschen Nachnamen angesprochen, Patientenmappe nicht gefunden, wusste nicht wegen was ich hier war...), die Möglichkeit irgendwelche Fragen stellen zu können - so gut wie unmöglich. Habs dann auch gar nicht mehr erst versucht.
Danach wurden meist die üblichen Untersuchungen von Organen und Knochen gemacht.

Eine Ärztin hat mir am dritten Tag die Drainage an der Brust ohne abgelassenen Sog gezogen und fand es auch noch lustig als ich wegen den unglaublichen Schmerzen geschrien hab.

Zwischenzeitlich kam eine neue Patientin ins Zimmer bei der eine ganze Brust entfernt wurde. Sie wußte es vorher nicht das diese komplett ab musste und wachte so ohne Vorwarnung von der Narkose auf. Sie war so traurig und geschockt, das hat einem das Herz zerrissen. Sie lag nur in ihrem Bett und weinte. Ich versuchte sie zu trösten, hatte sogar manchmal ein schlechtes Gewissen weil ich selber nur was Belangloseres als sie hab.
Bis heute frage ich mich warum kein einziges Mal - weder eine Ärztin, Schwester oder die so toll angepriesenen Psychoonkologen mit der Frau geredet oder getröstet haben. :mad:
Wurde einfach nur "liegen gelassen"...

Am Entlassungstag sollten mir eigentlich noch die Befunde der ganzen Untersuchungen mitgeteilt werden, daraus wurde aber nichts mehr und eine Schwester brachte mir lediglich die Papiere und machte (zum ersten Mal nach der OP) neue Pflaster an beide OP-Stellen weil sie schon fast nicht mehr an der richtigen Stelle klebten.
Daheim googelte ich mich erst mal da durch was da überhaupt genau drin steht...
Zwei Wochen wartete ich auf den Anruf zwecks Therapieplan und OP Ergebnis. Diesmal hatte beim darauf folgenden Gespräch sogar stolze 15 Minuten Audienz.
"Bestrahlung und Hormontherapie dann ist alles rum, gehen Sie zu Ihrer betreuenden Frauenärztin für weiteres", der Arzt hatte aber trotzdem nicht viel Interesse an einer Unterhaltung was mich dann auch hemmte ihm weiter auf den Keks zu gehen. Termine hab ich dann bei der Strahlentherapie und bei meiner FÄ gleich am nächsten Tag telefonisch gemacht.

Gestern hatte ich nun den "Termin" bei meiner FÄ, wünschte mir wenigsten dort wenigstens einmal mit jemanden reden zu können wie es weiter geht bzw. was nun alles überhaupt passiert (die Mastektomie hab ich zwischenzeitlich läääängst abgeschrieben bzw. auch irgendwie vergessen) dann kam der nächste Schlag ins Gesicht.

Bei der Anmeldung in der FÄ-Praxis hieß es, "es ist auch noch eine andere Ärztin da, Sie brauchen ja eh nichts außer ein Rezept (Tamoxifen), oder?"...
Diese begrüßte mich dann im Untersuchungszimmer und fragt "um was geht es denn?" rieb sich ununterbrochen gelangweilt Augen und Gesicht, blockte eine Frage Zwecks Nebenwirkungen vom Tamoxifen als "wenn ich Ihnen die jetzt sage, haben Sie auch welche" ab, gab mir das Rezept und wünscht mir "in Zukunft alles Gute".... :confused:

Weiß jetzt noch nicht einmal wann wo und wozu ich überhaupt noch zu der angeblich "engmaschigen Überwachung" (laut einer Broschüre vom KH) ich hingehen soll, außer zu den Bestrahlungsterminen. Aber werde es schon noch irgendwie herausfinden....


Ich weiß zwar nicht ob es hier zu meinem (leider total untergegangenen) Thema dazu passt, oder der Text zu lang geworden ist, aber möchte wirklich nur mal zeigen das es auch anders laufen kann und man nicht unbedingt zum nächstbesten Arzt oder Klinik gehen soll.
Man sollte wirklich andere Betroffene fragen wo was am Besten geboten ist und nicht auf Schöngerede der Einrichtungen hereinfallen. Bei denen man nach der Unterschrift plötzlich nur noch eine Zimmernummer ist.

Bin eigentlich ein total unkomplizierter Mensch der noch nicht mal jammert oder irgendwelche Ansprüche stellt. Aber mittlerweile merke ich das ich anfange das Thema Brustkrebs komplett auszublenden, irgendwie hilft einen ja doch keiner weiter und das Schlimmste, man fühlt sich als ob man nur unnötiger Ballast für die Ärzte ist.

Alle die hier so super betreut und behandelt werdet, Fragen stellen dürft und sogar Mitspracherecht besitzt.... ihr habt riesengroßes Glück gehabt!!!

Lg Mona

hierfalsch
10.07.2016, 06:26
Hallo Mona,

Ja, ich denke schon, dass ich Glück gehabt habe, ABER ich bin den Ärzten auch auf den Keks gegangen!

Du hast Fragen - Na dann Stell sie!!! Wie wär's für's erste mit der hotline in Heidelberg? Die sind wirklich sehr nett! (Die Ärzte haben nicht sofort Zeit, aber ihr macht nen Termin für einen Rückruf - und DANN haben sie Zeit...)

Danach rufst Du bei Deiner "normalen" Frauenärztin an, sagst Du hast Fragen und willst einen Besprechungstermin.

Und dann siehst Du weiter. (Danach weißt Du bestimmt schon mehr und kannst gezielt gucken, wen Du was noch fragen willst!)

Natürlich ist das alles unschön gelaufen, da geb ich Dir Recht, ABER Du bist erwachsen und es geht hier um Deine Gesundheit. Also lass Dich nicht entmutigen oder abspeisen, Kinn hoch, Fragenliste gemacht, Faust in der Tasche und auf geht's!!!

Außerdem könntest Du vielleicht auch ein paar Deiner Fragen schon mal vorab hier im Forum besprechen? (Ersetzt keinen Arzttermin, nein, aber Nebenwirkungen zB der Medikamente werden hier echt ausführlich besprochen und Tamoxifen ist echt ein gängiges Mittel...)

Außerdem gewinne ICH hier mehr und mehr den Eindruck, dass wir total aneinander vorbeischreiben. Du schriebst am Anfang Du hättest Dich "wirklich sehr wohlüberlegt" für eine beidseitige Mastektomie entschieden. Und jetzt klingst Du (hoffe das klingt nicht wie ein Vorwurf, denn so ist es nicht gemeint), als sei da nix bei "wohlüberlegt" sondern eine reine Panikreaktion (die wir wohl zwischendurch fast alle mal hatten) weil Du gar keine Fakten kennst.

Also nun mal Butter bei de Fisch':

WAS schwebt Dir vor?
WARUM willst Du eine Riesen-OP, die nach aktuellen Erkenntnissen das Risiko NICHT verringert?
WAS meinst Du mit "wirklich wohlüberlegt"?
Und WELCHE Fragen HAST Du denn? (@Admin: Können wir es vielleicht so machen, dass Fragen von Mona, die nur ein Arzt beantworten kann, diese damit "beantworten", WEN sie das am Besten fragen soll? (Gyn, Chirurgen, Brustschwester usw.?) Da kann sicherlich nicht viel passieren und wir können sie doch hier nicht so in der Luft hängen lassen... ? Das wäre super!) :)

Und (nur damit mal alles nicht so schwarz aussieht) Der Tumor ist klein. Deine Lymphknoten sind frei. Der Ki67 ist niedrig. Und Du brauchst keine Chemo. DU hast (von den schlechten Karten) eine der BESTEN gezogen!!! Soooo viele Leute hier würden sich darum reißen mit Dir zu tauschen! Da kriegst Du sicherlich ein blödes Abgespeist werden in den Griff. (Besser als mit besch*** Prognose toll umsorgt zu werden, oder?)

:megaphon: Sei unbequem!!!