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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ohne Worte


Angel0812
29.09.2016, 11:00
Hallo zusammen,

am 11.August musste ich mein geliebtes Herz, meinen Mann Uwe, für immer hergeben. Er starb zuhause in meinem Armen.
Ich kann bis heute nicht fassen, was da über uns eingebrochen ist. Uwe hatte im Mai etwas von Magenproblemen erzählt und komische Schmerzen zusätzlich im Rücken. Mein Mann krank???? Seit ich mit ihm zusammen war, war er nie krank. Nicht mal einen Schnupfen....hmmm... Der Hausarzt diagnostizierte eine Magenschleimhautentzündung. Wir waren froh und konnten so unsere Reise nach Leipzig zur Deutschen Meisterschaft antreten. Es ging ihm nicht gut dort, der Magen machte weiterhin Probleme. Aber er konnte mit der Mannschaft aber noch den Vizemeister werden und im Einzel schaffte er den 4.Platz. Nach der Woche ging er wieder zum Hausarzt, der jetzt plötzlich stutzte. Ganz schnell wurde ein großes Blutbild gemacht, danach eine CT angeordnet. Als wir dort dann zum besprechenmit der Ärztin zusammensaßen, sah sie mich in einem unbeachteten Moment an und da wusste ich Bescheid. Bescheid über was??. Am anderen Tag hatte das Ganze einen Namen. Bauchspeicheldrüsenkrebs mit Streuung in Leber und Lunge. Innerlich habe ich geschrien, " das darf doch nicht sein". Nicht bei Uwe, nicht meinen Mann. Dieser starke Mann. Mein Macher. Mein Lösungsfinder. MEIN MANN!!! Das war am Freitag dem 17. Juni. Er war sooo tapfer, so stark wollte sich nicht unterkriegen lassen. Wir wollten unsere Chance haben, Chemo machen. Haben uns ernährungstechnisch mit allerlei eingestellt. Z.B. Brokkolisprossen angesetzt und Schwarzkümmelöl besorgt. Er hat es nicht vertragen. Er konnte von jetzt auf nachher nichts mehr essen, kaum trinken nur mit Strohhalm. Mein geliebtes Herz liebte das Essen, liebte das Trinken von guten Weinen und Whiskey. Und jetzt ging da nichts mehr??? Ich konnte das nicht begreifen. Warum geht das nicht? Das ist doch wichtig, lebenserhaltend.... Er hat nur einmal eine Chemo erhalten, da haben wir noch Hoffnung geschöpft. Danach konnte er keine mehr bekommen. Seine Leberwerte waren zu schlecht. Und das hat man nie mehr in Griff bekommen. Am 4.August sagte man uns, das man nicht mehr helfen kann. Die Zeit für ihn würde ablaufen. Mein Uwe wollte nach Hause, nach Hause zu mir um dort zu sterben. Was??? Ich will nicht das du stirbst, schrie ich innerlich. Ich musste aber stark sein. Für wen?? Für mich für ihn?
Am 8.August kam er dann nach Hause. Seine Freunde und Familie kamen in darauffolgenden zwei Tagen um sich von ihm zu verabschieden. Ich hatte es erlaubt, Uwe konnte nicht mehr sprechen und nicht mehr denken. Dieser kluge Mann, der das halbe BGB Buch auswendig wusste, der soviel von seiner Arbeit verstand wie kein zweiter, konnte nicht mehr denken. Das war das Morphin und die Leber, sagte die Ärztin....
Es kamen die Brückenschwestern ins Haus um nach ihm zu schauen. Sie sagte, ich mache das toll. Ich sei stark. So ein Quatsch!!! Ich habe nur das gemacht was jeder machen würde. Das hat doch mit Stärke nichts zu tun. Der Arzt, der Uwe nochmals besucht hat., sagte ich sei stark. Ich wurde wütend. Nichts davon was ich mache und tue hat was mit Stärke zu tun. Es ist Liebe. Nur das konnte mich tun lassen, was zu tun war. Am Montag und Dienstag konnte er noch Wasser lassen, allerdings nicht mehr auf der Toilette, sondern in so einer Flasche. Der Urin war schwarz und ölig. Auch hier schluckte ich meine Verzweiflung hinunter, denn ich sah wie sehr mein Mann darunter litt.
Am Donnerstag musste ich ein wichtiges Gespräch mit Uwes Regionalleiter führen. Ich verabschiedete mich von meinem Mann und sagte ihm eindringlich, er soll auf mich warten. Meine Mutter die an diesem Tag da war, passte für die zwei Stunden auf ihn auf. Als ich wieder zurück kam, sagte sie, das Uwe schwer atmet. Ich setzte mich zu ihm ans Bett und erzählte ihm von dem Gespräch und das ich es zu unseren Gunsten erfolgreich führen konnte. In dem Moment wurde seine Atmung leichter, sein Gesicht entspannte sich. So saßen wir noch ungefähr zehn Minuten beieinander und dann starb er. Friedlich. Geliebt. Ich ....
Ich kann es nicht begreifen, bis heute nicht. Alle sagten, dass ist ohne Worte, nicht Begreifbar. So geht es mir auch. Ich fühle nichts, kann nichts machen, ich kann nichts essen, geschweige denn kochen. Sätze wie`die Zeit heilt alle Wunden, Das wird schon wieder, Reiß dich mal zusammen Uwe hätte das nicht gewollt`` und viele ähnliche kann ich nicht mehr hören. Ich kann einfach nicht mehr.
Ich glaube, ich habe nicht sehr sinnvoll geschrieben, aber es tut mir gut. Bitte verzeiht für diesen Gefühlsausbruch. Ist sonst nicht meine Art. Ich versuche eher das Gegenteil. Aber manchmal kann man nicht mehr. Ich kann nicht mehr. Und manchmal will ich auch nicht mehr.
Traurige Grüße
Geli

Karin21
29.09.2016, 11:45
Liebe Geli

es tut mir so leid und ganz ehrlich ? Die Zeit heilt nicht alle Wunden , sie wird sie nur ertraeglicher machen.

Deine Geschichte hat mich gleich wieder traurig gemacht denn mein Mann ging am 26.08 nach 8 Monaten Kampf.

Auch ich habe die ganze Zeit nur geweint (nicht in seinem Beisein) und immer gedacht das kann nicht sein das der Mann zu dem ich immer aufschaue jetzt von so einem sch.... Krebs dahingerafft wird.

Auch ich war an seiner Seite bis zum Schluss.

Auch ich habe an nichts mehr Freude, ernaehre mich jetzt total ungesund (wenn ich mich den ernaehre) . Aber ich gebe nicht auf, den das haette er nicht gewollt.

Ich habe ihm am Sterbebett versprochen das er sich um mich keine Sorgen machen soll - das ich das schaffe ! Eine Stunde spaeter ist er gegangen.

Ich rede viel mit ihm ... am Grab.. zu Hause .. eigentlich ueberall.

Ich druecke Dich fest...

LG Karin

P.S Du bist mit diesem Schmerz hoffentlich nicht alleine

mysticrose
29.09.2016, 11:53
Liebe Geli,

dein Post hat mich sehr berührt. Mein Mitgefühl für dich u. deinen großen Verlust. Es ist unfassbar, was dieser Sch...krebs mit unseren Lieben und uns macht. Man ist so hilflos u. kann / muss nur noch funktionieren. Bei dir ist es aufgrund der sehr kurzen Krankheitszeit extrem traumatisierend.

Bitte sorg für dich, gehe als Akut-Fall zu deinem Hausarzt, evtl. auch psychiatrische Not-Ambulanz. Du (dein Körper u. deine Psyche) brauchen dringend Ruhe, (räumlichen) Abstand. Ich habe mich während der Krankheit meiner Mutter tw. nur mit Antidepressiva bzw. Beruhigungsmittel über den Tag / Nacht retten können. Dafür sind diese Medikamente da, abhängig bin ich nicht geworden... Versuche in kleinen Schritten für dich zu sorgen, nutze (u. falls die Kraft reicht, erbitte) Hilfe.

Viel Kraft u. Liebe für dich
Herzliche Grüße
mysticrose

P.S.:
Ich schaue nur noch sehr selten in das Forum, aber heute ist wieder so ein Tag (meine Ma hätte heute ihren 75. Geburstatg)

vintage
29.09.2016, 15:12
liebe geli,

es tut mir leid, dass dein mann gestorben ist.

mein mann ist im mai letzten jahres gestorben und dieses gefühl,
das kann doch nicht wahr sein, habe ich heute noch.
jeden tag trifft es mich wie ein schlag erneut.

ich denke, das wird uns ein leben lang begleiten,
da wir sie so geliebt haben.

Angel0812
30.09.2016, 09:32
Hallo ihr Lieben,

danke für eure lieben Worte....
Ich habe mich hier ein bisschen umgeschaut und gesehen, das es allen sehr ähnlich geht wie mir um Moment. Deswegen komme ich mir sehr dumm vor überhaupt etwas hier geschrieben zu haben. Es wirkt für mich jetzt, wie "Affekthascherei", einfach Aufmerksamkeit zu erhalten, Mitleid zu bekommen. Das will und wollte ich nicht. Aber trotz allem tat es gut, ein Teil meiner/unserer Geschichte aufgeschrieben zu haben. Fürs zuhören und lesen möchte ich mich bedanken.
Habt einen Guten Tag...
LG
Geli

Drea1971
30.09.2016, 10:27
Liebe Geli,
es tut mir so leid und ich wünsche dir viel Kraft.
Meine Mama fühlt ähnlich. Die Geschichte ist das fast gleich :(((
Bei uns war es letztes Jahr so. Mein Papa, seltenst krank, auch mit 77 Jahren noc topfit. Und dann auf einmal fühlte er sich nicht wohl. Bauchschmerzen, hinein in den Rücken. Wir dachten an Nieren. Sonntags, 5.7. Mama mit ihm ins KH. Dort behielten sie ihn. Sagten auch anfangs erst festsitzender Nierenstein. Dann folgten weitere Untersuchungen... am achten sollte Papa entlassen werden. Dann am die Diagnose, Bauchspeicheldrüsenkrebs. Streuung in Leber.
Ich dachte auc, wenn es einer schafft...dann doch mein Papa. In ein anderes KH gebracht. Leberwerte wurden immer schlechter. Die erste Chemo wurde um ein paar Tage vorgezogen. Es war seine einzigste Chemo. Er bekam sie Freitags, danach ging es im immer schlechter. Montags kam der Anruf aus dem KH, bitte kommen. Dann führte der Onkologe das Gespräch mit uns. Sie haben nachgeschaut, warum er soviel Blutplasma benötigt, bekam er Sonntags, die Werte wurden nicht besser und haben festgestellt, dass er aus der Leber blutet. Sie haben das Zimmer für uns gesperrt. Vier Tage waren wir Tag und Nacht bei Papa.
Vier Wochen nach der Diagnose ist er am sechsten. August in unseren Armen verstorben.
Zum Teil können wir es auch immer noch nicht verstehen.
Fühle dich umarmt. Ich wünsche dir ganz viel Kraft. Schreibe, wenn dir danach ist. Es tut gut hier zu schreiben und alle sind so lieb und jeder versteht sich.
Liebe Grüße
Andrea

Lucy96
30.09.2016, 12:00
Liebe geli
Habe lange überlegt was ich schreibe deine Geschichte hat mich so sehr an unsere erinnert.
Mein Mann ist im märz diesen Jahres verstorben war genau wie deiner nie krank und dann die Diagnose gallengangskarzinom.das hat mir fast den Boden unter den Füßen weggezogen.
Ich weiß leider genau wie es dir jetzt geht.
Mach dir keine Gedanken das ist keine effekthascherei es geht dir schlecht und hier versteht man dich und dumm musst du dir erst recht nicht vorkommen.
Liebe geli ich komme ganz aus deiner Nähe wenn du das Bedürfnis hat kannst du mir gerne eine PN schicken .
Liebe Grüße Heike

hierfalsch
30.09.2016, 12:36
. Deswegen komme ich mir sehr dumm vor überhaupt etwas hier geschrieben zu haben. Es wirkt für mich jetzt, wie "Affekthascherei", einfach Aufmerksamkeit zu erhalten, Mitleid zu bekommen. Das will und wollte ich nicht.

Ich weiß wirklich nicht, was es mit "Affekthascherei" zu tun haben soll, wenn man in einer ungewöhnlichen Situation ausprobiert, ob der Austausch mit anderen, denen es ähnlich geht, weiterhilft.
Manchmal tut es gut mit jemandem zu reden, der weiß wie man sich fühlt. Das ist doch Okay?

Ich finde es sooooo hilfreich, dass man im Internet Menschen in ähnlicher Lebenssituation treffen kann.

Ich habe zB eine Art "Selbsthilfegruppe" via whattsapp. Wir haben einander nie gesehen. Aber die Mädels helfen mir sehr. Mein Freundeskreis ist toll. Aber sie wissen nicht, wie sich das anfühlt "Chemotherapie" DAS muss man erlebt haben.

Ich wünsche Dir eine ähnliche Selbsthilfe-Erfahrung. Menschen, die wissen wie sich ein derartiger Verlust anfühlt und die nächste Zeit mit Dir teilen. Nicht aus Mitleid (das fehlte gerade) sondern weil sie genauso froh sind, dass Du mit ihnen teilst!!!

Maria Sofia
30.09.2016, 20:51
Liebe Geli,

möchte Dir mein aufrichtiges Beileid aussprechen; es tut mir sehr leid.

Bei meinem Lebensgefährten (Bronchialkarzinom, verstorben am 17.02.16) waren es von der Diagnose bis zum Tode sieben Monate.

Kann nachfühlen, wie es Dir geht. Es ist sehr schwer, einen geliebten Menschen zu verlieren.

Wünsche Dir viel Kraft und sende Dir einen stillen Gruss

Maria Sofia

Angel0812
02.10.2016, 21:51
Hallo ihr Lieben,

ich muss jetzt doch mal bei euch nachfragen, ob ihr ähnliches erlebt habt. Da ich hier ein bisschen ausholen muss, wird der Beitrag ein bisschen länger. Bitte verzeiht.
Ich habe in den letzten 2 Jahren drei mir ganz nahe stehende Menschen verloren. Es geht um ihren letzten Weg hier auf Erden, der mich immer wieder sehr beschäftigt, aber auch belustigt und gefreut hat.
Vor zwei Jahren starb mein Vater mit 82 Jahren nach 3ojähriger Krebserkrankung. Eine halbe Stunde vor seinem Tod (er durfte zu Hause sterben :)) verlangte er von meiner Ma ein Glas Sekt, was er komplett und mit Appetit ausgetrunken hat.
Mein Cousin, der von meiner Mutter mit aufgezogen worden ist,(ist also fast wie ein Bruder für mich), starb in diesem Jahr mit 45 Jahren zu Hause( er war ebenfalls todkrank, allerdings nicht an Krebs). Zuvor hatte er sich noch mit Freunden auf einem Fest getroffen und gefeiert, gelacht und getrunken. Er ist dann in der Nacht friedlich für immer eingeschlafen.
Mein Mann Uwe starb jetzt am 11.8. mit 52 Jahren ebenfalls zu Hause. Er hat auch einen Tag vor seinem Tod noch nach Bier verlangt. Trinkt er zwar sehr selten, aber ich wollte ihm diesen Wunsch nicht verwehren. Er trank es ebenfalls mit viel Appetit und es war das letzte was er bewusst noch zu sich nehmen konnte. (Essen ging sowieso nicht mehr, das hatte er eine Woche vor seinem Tod komplett eingestellt)...
Hier nun meine Frage: habt ihr sowas auch erlebt mit euren Lieben?
Mir kommt es so vor (ich möchte es so gern interpretieren) als wenn sie sich damit von dieser Welt verabschiedet haben und sagen wollen, weint nicht um mich, es war schön hier, aber ich muss jetzt gehen. Könnt grad heulen wenn ich das so schreibe....
Bin mal gespannt, ob was von euch in ähnlicher Richtung kommt.

Mir geht es übrigens nicht besonders. Ist wahrscheinlich kein Wunder ist ja noch nicht so lange her. Aber die letzten beide Jahre haben mich bebeutelt und ich fühle mich ausgebrannt und völlig leer und oft tränenlos, oft nur funktionierend und andere Menschen gehen mir mit ihrem " es wird schon alles wieder gut" gehörig auf die Nerven... ich könnte manchmal schreien vor Wut. Sie sollten doch gefälligst ihre Klappe halten, sie wissen gar nicht von was sie sprechen, denn sie haben es noch nicht erlebt. Jemand wollte meine Situation doch tatsächlich mit der Trennung ihrer Mannes von ihr mit mir vergleichen... hmmm....ich habe innerlich den Kopf geschüttelt...
Naja genug davon...

Liebe Grüße und seid von vielen guten Menschen umarmt
schickt euch
Geli

Angel0812
02.10.2016, 22:16
Hallo liebes hilfebitte,

mein liebes Mädchen, ich habe gerade mal in deinen Beiträgen nachgelesen. Du machst selbst so viel mit und versucht anderen so viel mitzugeben, bist voller Fürsorge und Trost für andere. Du bist ein junger bewundernswerter Mensch für mich der leider schon so viel Leid erfahren muss(te).
Ich möchte dir aber auch hier mein herzlichstes Beileid ausdrücken und wünsche dir Menschen, die an deiner Seite stehen und dir die Kraft, alles durchzustehen und deinen Weg zu finden.

Es umarmt dich von Herzen
Geli

beast2106
02.10.2016, 22:39
Ohne Worte, denn es gibt keine Worte, die über dies hinweg trösten............Liebe Angel, ich weiß, dass die, die gehen müssen, wissen, wie sehr sie geliebt werden....!

LG
Peter

vintage
03.10.2016, 09:29
liebe geli,

ich kenne es von sterbenden, dass sie appetit auf malzbier oder brause haben,
auch wenn sie es früher nie oder nur selten getrunken haben.



... ich könnte manchmal schreien vor Wut. Sie sollten doch gefälligst ihre Klappe halten,
sie wissen gar nicht von was sie sprechen, denn sie haben es noch nicht erlebt.
Jemand wollte meine Situation doch tatsächlich mit der Trennung ihrer Mannes von ihr mit mir vergleichen...
das musste ich mir letztens auch anhören: eine verlassene (ex-ehe)frau wollte mir erzählen,
das die trennung ihres mannes auch so ist wie das sterben meines mannes.
ich habe ihr geantwortet, das sie sich mit ihrem ex noch auseinandersetzen kann, mein mann aber für immer WEG sei.
da kann man einges erleben... :confused:

Adlumia
03.10.2016, 09:48
Auch von mir aufrichtiges Mitgefühl zum Tod deines Mannes.
Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass man in der Trauer viele wohlgesinnte Ratschläge bekommt, aber es sind meist wirklich eher Schläge als echter Rat. Noch habe ich nicht den richtigen Weg für mich gefunden, damit umzugehen. Manchmal schürt es in mir eine Wut, die ich aber nicht herauslasse, sondern versuche zu unterdrücken, weil ich eben nicht weiß, was man diesen Menschen sagen soll, die meinen ab wann man denn nicht mehr trauern sollte oder die meinen, dass es jeden Tag besser wird oder, oder.
Ich glaube den allermeisten Trauernden geht es genauso, wir sind also nicht alleine mit dem Gefühl des "Nichtverstandenwerdens", ein schwacher Trost, wenn überhaupt.

Uns allen viel Kraft, jeden Tag zu (er)tragen bis wir auch wieder die Tage (er)leben

Angel0812
03.10.2016, 11:20
Danke ihr Lieben,
danke für die einfühlsamen Worte, die ihr trotz eures eigenen Schmerzes, für andere finden könnt.
Ich glaube `hilfebitte`hat vollkommen recht, wenn sie sagt, das man sich hier ruhig und ohne schlechtes Gewissen haben zu müssen, auskotzen kann. Jeder hat dafür Verständnis und ist oder war in ähnliches Situation.

Ich habe mich entschlossen, solange ich kann und will und Kraft und Muse habe, meine Gefühlsregungen aufzuschreiben, dieses als Art Tagebuch zu führen. Ich bin zu viel allein um mit jemanden darüber zu reden. Ich habe das Gefühl, man geht anderen auf die Nerven. Obwohl ich aber kaum was darüber rede. Aber man fragt mich ja immer "wie geht es dir" und dann antworte ich "wie gestern. Es hat sich nichts verändert". Das nehmen dann die anderen zum Anlass, mit der kann man nichts anfangen, nichts normales, die bekommt nichts auf die Reihe....hmmm....letzteres stimmt wahrscheinlich allerdings. Ich lege das eine in diese Ecke und das andere in die andere und damit ist nichts aufgeräumt. Ich komme mir eh vor wie im Film. Ich schaue mir selbst zu, wie ich versuche zu leben.
Ich mache unseren Sport weiter. Die Mädels verlassen sich auf mich, das wir den Durchmarsch in die 2.Bundesliga machen können. Gut genug dazu sind wir. Aber immer wenn ich vorne stehe zum Wurf, denke ich, was würde Uwe jetzt sagen. Soll ich die Handstellung verändern? Oder die Linie anpassen?....Ich fühle mich aber in unserem Sport meinem Uwe sehr nahe, ich spüre ihn neben mir und daher macht mich Training und Sport glücklich. Nur hinterher, wenn die der Ligastart vorbei ist, kann ich mit niemanden darüber reden.
Uwe, du fehlst sooo unendlich. Deine Meinung in so vielen Dingen brauche ich. Und du kannst mir keine Antwort geben. Nie mehr wieder! Das begreife ich einfach nicht. Ich hab des öfteren Gedanken, dir einfach hinterher zu folgen. Das Thema lässt mich nicht los und ich erwische mich, wie ich das denn anstellen kann. Weiß aber immer gleichen Atemzug das du das nie und nimmer gewollt hättest. Du warst immer stark und hast das auch von mir erwartet. Nicht in allen Bereichen aber in den wichtigen, uns wichtigen. Aber ist mir das jetzt noch wichtig genug? Ich kann einfach nicht mehr. Die Tage werden immer schlimmer, ich sitze hier und schreibe und was mach ich dann? Es ruft niemand an, keiner getraut sich vorbei zu kommen, es gibt keine lauten und lustige Spielabende mehr. Es gibt .....einfach nichts mehr!... Nichts ist mehr so wie es war. Und ich sehne mich so sehr nach meinem Alltag mit dir. Alle anderen haben ihren normalen Alltag und da will ich ungern stören und fragen komm doch mal vorbei, oder können wir mal was zusammen unternehmen.
Ich könnte allerdings auch alleine mal ins Kino gehen. Das haben wir immer so geliebt. Mit Popcorn und Cola. Ein Tag voller ungesunder Dinge, worüber man aber nicht nachdenken musste....hmmm...vielleicht sollte ich das mal in Angriff nehmen....Liebling, ich würde allerdings einen Film aussuchen, wo du sagen würdest, der ist zwar toll und lustig, aber da warten wir bis er als DVD herauskommt. Ins Kino gingst du nur mit mir, wenn totale Action angesagt war. Da sieht man im Kino die Szenen besser als zuhause im TV.
Ich muss allerdings auch mal zwecks Arbeit nach mir schauen. Ich will eigentlich gar nicht arbeiten, denn ich würde so gerne mit dir wieder im Büro sitzen und mich über Kunden ärgern und freuen. Das kann mir niemand anderer mehr bieten.
Scheiß Arbeitslosigkeit...das auch noch....
Und dann noch diese blöde Erbgeschichte....
Au Mann, du hattest das wichtigste nicht mehr regeln können.... naja...ist auch nicht so wichtig... vielleicht regelt sich ja alles so, ganz leicht und ganz schnell....mal schauen... :rolleyes:

Es gibt noch soviel zu erzählen, aber hier mach ich mal nen Knopf dran.

Mein Herz, ich liebe dich... für immer....

_________________________
*18.10.1963 - +11.8.2016

Angel0812
04.10.2016, 20:43
Hallo mein Herz,

heute konnte ich in Bezug auf neue Arbeit einen Schritt voran gehen. Wenigstens ist hier ein Lichtblick im tiefen Dunkel. Ich bleibe sogar der Branche erhalten und kann einige unserer Kunden mitnehmen. Die Kunden wären lieber alle mit mir mitgegangen, aber leider erlaubt der Konzern das nicht....naja...

Immer wieder kommen mir die Bilder unserer letzten Tage in den Kopf. Du sahst so schmal aus, konntest nicht mehr aufstehen, konntest kaum mehr reden. Durch das Morphin hast du zum Glück keine Schmerzen gehabt...wobei, als dich die Brückenschwester etwas gerader legen wollte, hast du dein Gesicht verzogen und sie versucht abzuwehren. Ich sagte dann zu ihr, dass du genauso schräg im Bett liegen bleiben darfst, wie dir das gerade gefällt. Ich wollte nicht das du Schmerzen hast. DU hast die Schmerzen anscheinend auch nur bei festeren Berührungen gehabt. So lagst du ganz friedlich und nur bei Bedarf, durfte/konnte/musste ich dir Morphin zuführen. Ich fand das ganz schrecklich, ich empfand das Morphin als Todbringer. Weil Morphin der Ende des Weges für mich bedeutete. Einen Weg den wir nicht mehr zu Ende gehen können..... Ich könnte k..zen wenn ich das so schreibe. Beim schreiben wird einem so viel bewusst. Was passiert ist, was man nicht wahrhaben will.
Ich kann es immer noch nicht glauben...es sind jetzt fast 8 Wochen, seit du die Seite gewechselt hast. Ich muss mir immer wieder sagen, dass es für dich mit Sicherheit das Beste war, dass du hast gehen dürfen. Ich versuche mir einzureden (ich glaube eigentlich auch daran), das du dort alle unsere verstorbenen Lieben um dich herum hast und auf den Tag wartest, wenn ich dann wieder mit dir zusammen sein kann. Das hilft in manchen Stunden, aber es hilft nur selten.
Du willst nicht das ich aufgebe. Das weiß ich. Aber der Berg den du mir zurückgelassen hast, ist riesig. Ob ich das alles schaffe, wird die Zeit zeigen. Aber ich verspreche, ich werde es versuchen.

Mein geliebtes Herz, hier mache ich einen Punkt.
Es küsst dich innig
dein "Spotzl" :kuess:

Angel0812
05.10.2016, 20:13
Hallo mein Herz,

heute schreit wieder alles in mir nach dir. "Wo bist du? Wann kommst du endlich heim? Wieso bist du so lange weggegangen?"
Natürlich weiß ich, was passiert ist und wo du bist. Aber der Tag des Begreifens ist noch nicht da. Wie soll man auch begreifen, das ein so starker Mann wie du es warst, innerhalb 7 Wochen diesem Krebs erliegen muss? Ich kann das nicht begreifen. Noch nicht.
Es kommen so viele Bilder dieser Wochen in meinen Kopf, die ich immer wieder versuche zu verdrängen. Ich war an so vielen Tagen sprachlos, hilflos dem Ganzen gegenüber. Ich holte mir Mut von Sandra, meiner/unserer Tochter. Diesen Mut gab ich an dich weiter und du hast dich aufbauen lassen. Oder doch nicht? Heute denke ich an manche Situationen, wo ich den Eindruck bekomme, das du mir bewusst was verschwiegen hast. Bewusst vor mir den Starken markiert hast. Warum, mein Herz? Ich hätte doch jede Last mit dir getragen, ich hatte doch schon das alles erlebt. Aber ich glaube du hast gewusst, das es mit dir am schwierigsten für mich werden würde. Das stimmt auch. Du hast mich gekannt wie kein anderer. Und doch hätte ich diese Last so gerne mit dir ge(er)tragen....
Dich gehen zu lassen, war das schlimmste was mir bis jetzt passiert ist. Und ich habe noch kein Mittel gefunden, diesem Schmerz entgegenzutreten. Ich finde hier keinen Ansatzpunkt wie ich das bewerkstelligen soll. Und der Berg wird höher....
Gestern habe ich von Moni die nächste Hiobsbotschaft erfahren. Einer unserer Kameraden ist nun ebenfalls mit 56 gegangen. Herzinfarkt im Auto...keine Chance. Dieses Jahr ist entsetzlich....

Mein Herz, hier mach ich den Punkt mal wieder. Vielleicht isz der Tag morgen besser....
Ich liebe dich und küsse dich innig
Dein "Spotzl"

Maria Sofia
06.10.2016, 19:35
Hallo,

ja, es ist unendlich schwer, einen geliebten Menschen zu verlieren. Man ist allein, will den anderen nicht zur Last fallen und diese dummen Sprüche der anderen will man nicht mehr hören. Verstehe Dich sehr gut.

Das Morphin, welches er bekam (es war wie eine Bewußtseinstrübung), war für mich auch das Ende. Er konnte auch nicht mehr sprechen.

Wünsche Dir alles Gute und sende Dir herzliche Grüße

Maria Sofia

monika100
06.10.2016, 23:07
Ihr Lieben,

zum Thema Morphin:

Als mein Vater 2003 mit seiner Herzschwäche im Endstadium ins Krankenhaus kam, das er nicht mehr verlassen hat, haben meine Mutter, meine Schwester und ich abwechselnd sehr viel Zeit neben seinem Bett verbracht.

In der ersten Zeit konnte mein Vater noch sprechen und hätte sich unterhalten können, ging aber nicht weil er so furchtbare Luftnot hatte und dadurch unvorstellbare Angst. Ich konnte diese - vielleicht auch, weil ich ihm ziemlich ähnlich bin - förmlich spüren.
Dann konnte er nicht mehr hoch, nicht mehr essen, er erbrach alles, als ob sein Körper sich wehrte gegen die Nahrung, nach einer Zeit nicht mehr schlucken, und immer die schlimme Luftnot. Er konnte so nicht zur Ruhe kommen. Zwischendurch raste sein Herz oder setzte auch mal aus, dann wieder Rasen, immer so weiter.

Das hat mir das Herz zerrissen. Ich bin dann zu den Ärzten und habe gefragt, ob man ihm nicht mehr zur Beruhigung geben kann.
Er bekam dann Morphin, nicht einmal viel, aber es hat gewirkt.
Er hat dann viel geschlafen, hat den ganzen Mist nicht mehr so mitbekommen. Er konnte in diesem "Schlaf" auch besser atmen, die Angst war wohl besser.

Der ältere Arzt auf der Intensivstation hat mir dann gesagt, sein Zustand wäre jetzt für ihn nicht so elend wie er in der Realität ist, sondern so ähnlich als ob er schlecht träumen würde.

Ehrlich gesagt, damit konnte/kann ich bis heute gut leben.
Es wurden ihm durch das Morphin die Qualen bis zum Tod ein wenig genommen, das war gut für ihn - und auch gut für uns.
Ich denke er hat trotzdem gemerkt, dass wir da waren. Eigentlich war das Morphin ein Segen. Die schlimme Luftnot und Angst vor dem Sterben war einfach nicht zu ertragen.

Vielleicht hilft euch mein Erlebnis ein wenig bei euren Gedankengängen.

Alles Liebe für euch,

Monika

Angel0812
07.10.2016, 17:20
Hallo ihr Lieben,

danke Maria Sofia für deine lieben Worte....
danke Monika, für deine Gedankengänge.... du hast schon recht damit, dass das Morphin unseren Lieben geholfen hat. Trotz allem weiß man, dass damit die letzten Schritte eingeleitet sind. Dieses Wissen war entsetzlich für mich...

Hallo mein Herz,

wollte heute eigentlich soviel erledigen und machen und habe wieder nichts fertig gebracht. Ich bin so paralysiert, das ich mit nichts so richtig vorwärts komme. Dabei ist so viel zu tun. Vor allem unser Büro muss geräumt werden. Ich kann das gar nicht veranlassen, das tut so weh. Wieder ist ein Stück von dir dann weg... Dein Auto muss noch abgegeben werden. Auch das kann ich nicht. Du hast dieses Auto geliebt und ich kann dich verstehen. Seit du die Seite gewechselt hast, habe ich es des öfteren gefahren und habe an diesen 270 PS echten Spaß gefunden. Ich als NICHTAdrenalin-Junkie. Du weißt doch, ich hasse schnelles fahren. Eigentlich.
Auf Arbeitsamt muss ich auch noch gehen, um mich bis Ende des Jahres arbeitslos melden, ab Januar geht es bei unseren Freunden weiter für mich. Mit einem kleinen Teil unserer Kunden. Wenn ich nicht diese blöde Krankenversicherung brauchen würde, würde ich mich nicht arbeitslos melden. Das würde ich irgendwie hinbekommen.
Ich bräuchte so dringend deinen Rat. Auch wenn ich nicht immer mit dir einverstanden war, hat mir dein Ratschlag immer wieder genützt und mich weiter gebracht. Und ganz eigentlich warte ich darauf, das dieser Alptraum-Film endlich zu Ende ist. Ich schau ins Fernsehen und denke, so, jetzt schalte ich den Film aus und dann ist alles wieder gut. Aber hier wiederhole ich mich...

Dieser Schmerz macht mich noch verrückt. Es tut so weh, dieses Leben ohne dich, du kannst dir das nicht vorstellen. Und diese verrückten Gedanken dann. Man will das ja nicht, aber wer weiß....
Ich versuche dann, mich an deine Worte zu erinnern, als du gesagt hast, das ich mein Benefizturnier unbedingt weitermachen soll. Das habe ich auch wieder in die Wege geleitet, denn die vielen krebskranken Kinder brauchen jeden Cent. Ich würde das Turnier ja gerne auf deinen Namen umbenennen, aber ich glaube damit würde ich mir keinen Gefallen machen. Außerdem haben wir ja lange am Namen rumgefeilt. Deshalb bleibt es dabei. Ich habe dieses mal auch einen Jugendsquad drin. Man hat mich gefragt, ob die Kiddis nicht auch für Bowl for Colours spielen dürfen. Ich hab das mit Moni besprochen und nun haben wir auch einen Jugendsquad. Ist eigentlich schön, wenn Kids für krebskranke Kids spielen. Im November ist es soweit. Eigentlich habe ich keinen Nerv dafür, aber irgendwie gibt es mir auch Kraft. Ich habe vor drei Jahren was wichtiges erschaffen und es soll weiterleben mit dir in meinem Herzen. Und die Leute freuen sich auch schon wieder drauf.

Mein geliebtes Herz, hier setze ich wieder einen Punkt.
Es küsst dich innig
dein "Spotzl"

Carmen GR
08.10.2016, 00:27
:pftroest:

Maria Sofia
09.10.2016, 15:19
Liebe Geli,

kann Deine tiefe Trauer so gut verstehen. Der Schmerz ist unerträglich. Man will einiges, was man erledigen muss, tun; ist aber dazu einfach nicht in der Lage. Das Auto wegzugeben, ist mir auch unsagbar schwer gefallen. Es sind soviele Dinge, wovon man sich gezwungenermaßen trennen muss.
Immer wieder fragt man sich nach dem Warum?

Sende Dir lb. Gr.

Maria Sofia

Angel0812
09.10.2016, 21:19
Danke Carmen...
Danke Maria Sofia
Fühlt euch gedrückt...

Hallo mein Herz,

heute war wieder Liga-Starttag. Der zweite ohne dich....
Aber deine Jungs, denen du dieses Spiel beigebracht hast, schlagen sich gut. Momentan stehen sie auf dem 4.Tabellenplatz. Ich weiß, das sie in dieser Saison ausschließlich für dich spielen. Sie wollen dich da oben stolz machen. Wollen zeigen, das du ihnen ein ausgezeichneter Trainer warst. Du hast sie seit ihrer Jugend bowlingtechnisch großgezogen, hast ihnen alles gezeigt, was ein herausragender Spieler beherrschen muss. Und jetzt müssen sie ohne dich zurecht kommen. Müssen auf deinen Rat und deine Tipps verzichten. Vor allem Marcel mit seinen 15 Jahren vermisst dich unendlich. Ihm habe ich zwei Bälle von dir gegeben. Er durfte es sich raussuchen. Er hatte mich ganz lieb gefragt. Simon, unser Jungnationalspieler, besitzt deine Schuhe. Ich habe ihm gesagt, dass er in dieses Schuhwerk reinwachsen muss. Das hat er zuerst falsch verstanden, aber dann durch das Stichwort seiner Mama, wusste er dann wie ich es gemeint hatte. Man muss schon lange suchen in Deutschland, wenn man jemand mit deinen Erfolgen, deiner Erfahrung und deiner Qualität, dieses Spiel zu spielen, finden will. Die Jungs vermissen dich unendlich...
Genauso wie ich. Doch ich möchte heute nicht über mich schreiben. Denn du warst heute ganz nah. Ich hab dich heute immer an meiner Seite gewusst und deswegen weißt du wie es mir geht.

Und deswegen mache ich auch hier einen Punkt.
Ich liebe dich unendlich, mein geliebtes Herz
dein "Spotzl"

Angel0812
17.10.2016, 17:55
Hallo mein Herz,

schon den ganzen Tag habe ich Weinkrämpfe. Denn morgen ist dein Geburtstag. Du würdest 53 Jahre werden. Ich hätte wie immer eine Rose für dich gekauft, wir hätten wie jedes Jahr um Mitternacht mit Sekt angestoßen und noch ein Weilchen geredet und dann wären wir zu Bett. Und nun steht mir ein Tag bevor, den ich kaum ertragen kann. Selbst die Tatsache das du nicht mehr hier bist, ist für mich nicht real weil noch nicht bei mir angekommen. Wie soll ich da dann deinen Geburtstag ohne dich ertragen. Heute ist die Sehnsucht, dir zu folgen so groß, dass ich nicht weiß wie ich diesen Tag überleben soll. Selbst die Tatsache, das ich am Samstag einen Hund angeschafft habe, der am Mittwoch hier bei mir einzieht, kann mich heute irgendwie nicht trösten. Dieses Wort ist sowieso abartig: was kann einen schon trösten? Nichts, aber auch gar nichts kann mich trösten. Ich will dich einfach wieder zurückhaben, will dich riechen, will dich fühlen, will mit dir reden und lachen, will mit dir unsere Lieblingsfilme anschauen. Denn jetzt kommt eigentlich unsere Zeit. Wir liebten den Übergang vom Herbst in den Winter und damit in die Vorweihnachtszeit und Weihnachten. Wir haben auch jetzt viel zu feiern. Deinen Geburtstag, unsere Maultaschenfeier, unseren berühmeten Wichtelabend, mein Benefizturnier mit den tollen Abenden, unseren Hochzeitstag Anfang Dezember und natürlich Weihnachten und Silvester. Unser Haus war immer voller Gäste und wir waren tolle Gastgeber. Was mach jetzt damit ohne dich?
Momentan erlebe ich mich immer wieder dabei, wie ich mir beim leben zuschaue. Ich sehe, wie ich versuche einen Alltag zu finden. Ich sehe, wie ich den Papierkram von einem Eck ins andere lege und denke, das kann morgen auch noch. Ich sehe, das ich nichts geregelt bekomme.... Ich sehe, das ich nicht ohne dich leben kann.... Was soll ich nur machen?
Ist das der Schmerz, die Trauer die einen jetzt so wahnsinnig übermannt ? Der Schmerz der Begreifen heißt??? Ich hatte an deinem Todestag und an deiner Beerdigung so gut wie nicht geweint. Alle sagten, ich wäre in einer Schockstarre und habe einfach funktioniert. Aber heute habe ich einen kompletten Zusammenbruch. Es wird auch von STunde zu Stunde schlimmer... Wo bist du mein geliebtes Herz? Ich brauche dich....

Ich will heute keinen Punkt machen....
Ich will dir sagen, dass ich dich liebe
Ich will dir sagen, dass du das Beste warst, was mir begegnet ist
Ich will dir sagen, dass wir uns wiedersehen werden
Ich will dir sagen, dass ich dir so viel sagen will

Deine traurige Geli
Dein "Spotzl"

monika100
17.10.2016, 20:41
Es gibt nichts, was man dazu sagen kann oder wie man dir helfen kann.

Daher einfach eine stille Umarmung für dichhttp://www.animaatjes.de/smileys/smileys-und-emoticons/umarmung/smileys-umarmung-482936.gif!

Vielleicht gehts nach diesem besonderen Tag ein ganz kleines bisschen besser.

Denk an dich,

Monika

Angel0812
06.12.2016, 20:04
Hallo Monika,
danke für deine lieben Worte.
Fühl dich auch gedrückt <3


Hallo mein geliebtes Herz,

mein Herz wird gerade schwerer und schwerer. Am Donnerstag steht uns unser Hochzeitstag bevor, unser 10.ter, und ich weiß nicht wie ich den verbringen soll.
Wie ich den überhaupt ohne dich schaffen soll. Zuerst dachte ich, ich gehe essen mit Freunden. Ich habe sie angerufen und sie sagten zu. Das war vor einem Monat. Aber sie fragten jetzt gar nicht nach, wann und wo wir hingehen, jetzt lege ich das auf Eis. Ich werde jetzt wahrscheinlich mich abends ins Auto setzen und durch die Gegend fahren, so wie ich das auch an Heiligabend vorhabe....
Es ist alles so anders geworden, dieses Leben. Ich fühle mich von allen alleine gelassen. Wahrscheinlich bin ich das nicht, aber ich empfinde das so. Deine Familie hat mich nicht einmal angerufen, seit du beerdigt worden bist. Aber das kennen wir ja nicht anders. Und trotzdem trifft mich das jetzt bis ins Mark. Auch Sandra und Jens rufen nur sehr selten an. Und wenn sie dann wissen wollen, wie es mir geht und ich sage, nicht wirklich gut, merke ich diese Ungeduld. Aber ich kann doch nicht aus meiner Haut!!??!! Oder doch??? Ich habe auch gute Tage. Letzte Woche z.B. als der Brief von der Anwältin mit guten Nachrichten kam war der Tag sehr unbeschwert und ich hab ein tolles Training am Abend abgeliefert. ....wenn ich so weiter mache, steigen wir tatsächlich in die 2.Bundesliga auf :1luvu: ... du wärst sehr stolz auf mich....:1luvu:
Ach Mann, mein geliebtes Herz, das Leben ohne dich kann aber ich ich mir immer noch nicht vorstellen. Außerdem meine ich sowieso, das die Türe gleich aufgeht und du wieder zuhause bist. Ich weiß aber ganz weit hinten im innersten hintersten Winkel des Herzens, das dem nicht so ist. Und das ist sooooo Sch...e . So unglaublich.
Ich merke, wie ich doch sehr durcheinander schreibe, eher zusammenhanglos..... aber ich muss mal meine Gedanken loswerden, denn niemand hat gerade Zeit. Jeder lebt sein Leben weiter (...und das ist gut so! Ist es das??? )
Ach es ist alles so ein Mist.... sorry... Tränen laufen...
Ich mach jetzt Schluss....

Ich liebe dich mein geliebtes Herz
dein Spotzl

Maria Sofia
07.12.2016, 19:12
Liebe Geli,

der Brief an Deinen Liebsten berührt mich sehr.

Es ist so schwer, wenn man alleine ist. Die Mitmenschen sind wirklich oft sehr schlimm in ihren Verhaltensweisen. Denken nur an sich. Aber irgendwann sind sie in der gleichen Situation wie wir. Vielleicht verstehen sie dann. Aber das nutzt uns jetzt auch nichts.

Denke morgen an Eurem Hochzeitstag an Dich und sende Dir viel Kraft.

An Weihnachten darf man gar nicht denken, da wird einem ganz anders......

Für heute lb. Gr. und fühl Dich gedrückt

Maria Sofia

Angel0812
03.04.2017, 20:45
Hallo mein geliebtes Herz,

es ist schon länger her, das ich geschrieben habe. Aber heute habe ich irgendwie wieder den Drang danach. Ich muss irgendwie Gedanken loswerden. Ich denke wenn man etwas schreibt und liest, begreift man manches besser. Oder nicht?
Ich hab ja geschrieben, das Jens und Sandra nicht viel Zeit für mich haben, eigentlich gar keine. Sandra schreibt über WhatsApp ab und zu, und Jens meldet sich gar nicht. Naja, sie haben halt ihr eigenes Leben. Aber die Tage und vor allem Abende und Nächte sind so still, das ich fast verrückt werde. Aber wem soll ich das denn sagen? Man will ja keinem auf den Wecker gehen. Ich werde und muss es einfach alleine packen. Natürlich habe ich unser Training und Liga und Meisterschaften, die ich alle spiele und dort sind Menschen, die ich kenne und mit denen ich mich unterhalte, aber wenn ich dann heimkomme und das muss ich ja leider zwangsläufig, ist alles so....leer. Die Wohnung ist leer, es ist alles so leise, die Wohnung ist schmucklos geworden, sie hat keine Seele mehr....mein Herz ist leer. Das ist so meine momentane Gefühlslage.
Tja, ich mach halt einfach mal weiter. Ich versuche irgendwo, einen Sinn zu finden, weiterzumachen. Mal schauen, zu welchem Ergebnis das führt. Ideen habe ich, die sind aber alle irgendwie mit dir verbunden.
Jetzt habe ich wieder mal sehr durcheinander geschrieben. Ich hoffe, der wo das liest, verzeiht mir das. Aber ich hoffe, das auch meine Tage irgendwann besser werden und ich dann doch verständlicher schreiben kann. Ich will ja eigentlich. Aber irgendwie kann ich nicht. Ich fühle mich gefangen in einem Kokon, der mir einen entsetzlichen Film zeigt-> deinen Tod. Für mich immer noch nicht begreifbar.

Mein geliebtes Herz, für heute mach ich Schluss. Ich sehe dich in meinen Träumen (hoffentlich)
Ich liebe dich auf ewig
Dein trauriges Spotzl

Rhia Cioclon
15.04.2017, 14:54
Liebe Angel,

ich habe meinen Mann am 28.11. verloren, nach einem Jahr Kampf. Mir ging es und geht es ähnlich wie dir.
Was mir geholfen hat, war eine Therapeutin aufzusuchen, um nicht in dieser "Anpassungsstörung" in eine "dauerhafte Depression" abzurutschen.
Sie tut mir sehr gut, in Gesprächen muss ich nicht darauf achten, ob ich wen verletze oder nicht, sie wird dafür ja schließlich bezahlt ;-)
Auch ist es wichtig, dass man jemanden hat, der auf einen in dieser Phase aufpasst. Und diese Phase wird 1-3 Jahre dauern.
Heutzutage wird der Trauer einfach zu wenig Zeit eingeräumt. Alle erwarten, dass man als Witwe sich schnell wieder fängt und vermeiden mit doofen Kommentaren "alles wird wieder gut", eine eigene Auseinandersetzung mit dem Tod des Freundes/Verwandten vermeidet.
Dass man sich als Ehefrau, die zurückbleiben musste, nur noch "halb" und "kaputt" fühlt, verstehen die wenigsten. Dass man den Mann an seiner Seite vermisst, weil einfach 1000 Dinge / Routinen / Alltagsdinge verbunden sind mit ihm, ist ihnen nicht klar.
Und dass diese Krankheit wirklich ein grausamer Alptraum ist, der auch mit Bildern im Kopf, also echten Alpträumen einhergehen kann, auch nicht.

Liebe Angel, lass dir Zeit bei allem, was du tust. Dinge wegsortieren, weggeben, verkaufen, Abschied nehmen, traurig sein, verzweifelt weinen, wütend auf die Schicksalbitch werden... all das braucht auch seine Zeit.
Lass dich vom Leben durch die Zeit tragen. Die Zeit selbst heilt nicht die Wunden, sondern die Trauer, die wir in dieser erleben. Und es gut, wenn wir jetzt trauern um einen besonderen Menschen, den Seelenverwandten, den wir verloren haben und der nun im "Anderswo" ist, während wir versuchen, das "Hier" so gut zu bewältigen, wie es eben geht. Denn wenn wir das unterdrücken, wird es in vielen Fällen zu einem "Krebs der Seele"... (laut meiner Therapeutin).

Fühl dich gedrückt, im Sinne von den Arm genommen, das ist nämlich das, was mir mit am meisten fehlt... seine Wärme und Nähe. DAS ist etwas, das kann nichts und niemand ersetzen, das kann man nicht "wegrationalisieren" und auch nichts emotional dagegen setzen.

RC