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Loce
21.11.2016, 16:43
Hallo an alle!

Tja hätte ich gedacht das ich hier mal einen Beitrag schreibe?!? Wohl nicht. Hätte ich hier einen Beitrag verfasst wenn ich Gesund wäre? Nein. Bin ich froh das es so ein Forum gibt? Definitiv!

Zu mir:

Ich heiße Alex, bin 31 Jahre Jung und komme aus der schönsten Stadt der Welt, Hannover :D:1luvu:

Nach einem ertastetem Knubbel am linken Hoden wurde ich am 11.10.2016 zum ersten mal in meinem Leben bei einem Urologen vorstellig. Dieser stellte mir nach 5 Minuten die Diagnose Hodenkrebs.
Am 18.10. wurde ich Operiert.

Hier mein Befund:

pt2, L1, V0, R0 Stadium I
Embryonales Karzinom
CT unauffällig bis auf einem kleinem 4 mm etwas das an der LWS sitzt. Sei aber kein Tumor sondern ne Zyste oder Fett. Muss ich kontrollieren lassen.

Meine Tumormarker sind mittlerweile nach der OP wieder kurz vorm Normalwert. 3 mal Blut abgenommen nach der OP, 3 mal sind die Tumormarker gefallen. Am Donnerstag gehe ich davon aus das alle 3 Marker im Normalbereich liegen.

Nun zu meiner Problematik:

Urologe 1 empfahl mir 2 Zyklen PEB um das Risiko einer Metastase von 30% auf 3% zu senken. Hat mich aber im selben Atemzug zu einer Zweitmeinung geschickt. Ich also dort hin.

Urologe 2 möchte mir nix empfehlen. Sagt aber ER würde die Wait and Watch Variante nehmen. Engmaschige Kontrollen. Er sagt das die Chance bei 70% liegt das ich keine Chemo benötige. Er meint gesund werde ich alle mal. Sollte ich keine Chemo machen, und eine Metastase bekommen, ist der EINZIGSTE unterschied das ich anstatt 2 Zyklen prophylaktische PEB dann 3 Zyklen brauchen würde.
Wenn man mir das so erklärt, macht Wait and Watch ja Sinn.

Wenn es nach meiner Frau geht würde ich schon am Tropf hängen, weil sie deutlich mehr Angst hat als ich. Das könnte eines der Probleme sein. Ich habe nur Angst vor der Chemo. Vor allem anderem nicht mehr. Wird schon passen sag ich mir. Nehme ich diesen Krebs zu sehr auf die leichte Schulter?

Dazu kommt das ich in einem befristeten Arbeitsvertrag stecke, der unter guten Umständen im Mai/Juni unbefristet werden könnte (Öffentlicher Dienst). Wenn ich jetzt 3 Monate ausfalle, kann ich den unbefristeten vergessen. Zwar stehen meine Vorgesetzten voll hinter mir, aber das heißt ja nix.

Nun wollte ich Anfang Dezember wieder arbeiten gehen. Meine Chefin sagt mir aber das ich mir ruhig Zeit lassen soll weil Sie das alles auch durchgemacht hat weiß sie wie das ist. Aber ich weiß das wenn ich jetzt wieder komme, können die keine Krankheitsvertretung für mich einstellen. Falls ich Dann angenommen im Januar wieder Krank sein sollte, würden der Betriebsrat erst nach 6 Wochen AU einer Krankheitsvertretung zustimmen.

Was soll ich euch sagen, alle sagen mir wie schwer Krank ich bin. Ich fühle mich aber null krank. Ist doch nur Hodenkrebs sage ich mir, selbst mit Metastasen werde ich geheilt. Alles ist wie vorher ausser das ich nur ein Ei habe und noch ganz leichte Narbenschmerzen mit Taubheitsgefühl. Das wars.
Kommt der große Einbruch noch?
Soll ich Chemo machen oder Wait and Watch?



Diese Themen sind zur Zeit so ziemlich das einzige was mich verrückt macht.

Wie ich grade sehe habe ich doch so ziemlich viel geschrieben. Ich hoffe Ihr steigt da durch und könnt mir Hilfestellung geben!

Danke für alle Antworten!

Alex

Mucker
21.11.2016, 17:21
Hallo Alex,

willkommen hier im Forum, auch wenn der Anlass kein schöner ist.

Bisher hast Du zwei Empfehlungen von "normalen" Urologen, die sich mit Prostata, Nieren, Blase, Potenzproblemen und nur ganz selten mal mit Hodenkrebs beschäftigen.

Wie wäre es denn vor der Entscheidung mit der Empfehlung von jemandem, der auf Hodentumore spezialisiert ist und mit hohen Fallzahlen aufwarten kann?

Mit so einer Meinung könntest Du bestimmt auch Deine Frau eher überzeugen/beruhigen, oder?

Dazu gibt es zwei Möglichkeiten:

a) Du lässt Deinen behandelnden Urologen Deinen Fall auf www.zm-hodentumor.de anmelden und erhältst binnen weniger Tage die Empfehlung von dort über ihn.

b) Du schreibst einen der Experten auf der Seite mit Deinen Daten direkt an und erhältst die Antwort z.B. von Prof. Sch. in der Regel binnen weniger Stunden.

Aber vollkommen unabhängig davon, welche Entscheidung Du triffst, hast Du Recht: Du wirst wieder vollständig gesund.

Viele Grüße & alles Gute

Andreas

Loce
21.11.2016, 18:17
Das hört sich gut an, und das werde ich auch gleich morgen mal anschieben! Danke!

Toby01Harv
21.11.2016, 20:09
Hi,

ich stand vor einer ähnlichen Entscheidung wie Du, weil bei mir kurz vor der Diagnose die Einstellung als Richter auf Lebenszeit anstand.

Ich persönlich würde Folgendes machen:

1) Blutwerte abwarten. Sollten sich diese nämlich nicht komplett normalisieren, musst Du ohnehin Chemo machen.

2) Sollten sich die Blutwerte normalisieren, würde ich den Befund um eine Zweitmeinung bitten.

3) Im Zweifel würde ich wait&see machen.

Im Übrigen, Hodenkrebs ist sehr gut heilbar; im Deinem Stadium ca. 99 %. Gleichwohl sollte man die Behandlungsschritte bzw. Nachsorgen ernst nehmen. Deine Freundin braucht also keine Angst zu haben, Du sollest die Sache aber auch nicht auf die leichte Schulter nehmen.

Viel Glück für die richtige Entscheidung!

Dusty
21.11.2016, 21:37
Hi Alex, herzlich willkommen bei uns (K)Eineiigen - ein zweifelhaftes Vergnügen, aber was solls :D.

Ich finde es gut, dass du es so locker siehst. Letztlich geht jeder anders mit so einer Erkrankung um. DU bist letztlich der Betroffene und derjenige der die Entscheidungen trifft und du kannst damit umgehen wie du willst - da kann dir letzlich keiner reinreden. Wenn du eher ein nervöser Typ bist hilft es nicht, wenn dir alle sagen bleib ruhig und genauso wenig wenn du es eher locker siehst und alles sagen mach dir mehr Sorgen ;). Jeder muss da seinen eigenen Weg finden und gehen.

Mucker hat ja schon den Tip mit dem Zweitmeinungszentrum gegeben. Prof. Dr. Schr. (derzeit in Berlin) ist definitiv eine gute Adresse um sich eine Zweitmeinung einzuholen. Einfach alle Daten die du hast per Mail an ihn schicken und du kriegst eine kurze und knappe Empfehlung.

Wait & See ist, gerade wenn man so entspannt ist wie du, sicherlich eine gute Variante - schließlich wärst du mit einer präventiven Chemo mit hoher Wahrscheinlichkeit übertherapiert. Aber letztlich musst du da auch wissen, womit du dich am wohlsten fühlst.

Zum Thema öffentlicher Dienst: du hast die Möglichkeit dir einen Schwerbehindertenausweis zu holen. Der hat den großen Vorteil, dass du erhöhten Kündigungsschutz hast. Im öffentlichen Dienst ist das von großem Vorteil (spreche aus Erfahrung). Da gibt es diverse Hebel die man dann in Bewegung setzen kann, sollte es mal hart auf hart kommen. Und du solltest jetzt auch erst mal an dich selbst denken und nicht an deinen Arbeitgeber - deine Gesundheit ist sicherlich wichtiger als eine mögliche Krankheitsvertretung!!!

Maaddiin
22.11.2016, 00:23
Grüß dich,

wie bereits mehrfach geschrieben kann ich dir nur ans Herz legen, dass du dir eine Zweitmeinung holst, weil Urologen i.d.R. nicht soviel Erfahrung mit der Behandlung von Hodenkrebs haben, da dieser selten ist.

Dass du anscheinend ein ruhiger Typ bist, denke ich, dass du anhand der Zweitmeinung auch die richtige Entscheidung treffen wirst und nichts überstürzt. Wie Dusty schon schrieb, wirst du mit 2 Zyklen PEB höchstwarscheinlich übertherapiert sein, jedoch solltest du dies mit einem Spezialisten abklären, da 100% Embryonales Karzinom mit L1.

Wünsche dir alles gute für deine Entscheidung.
Egal welche du triffst - am Ende wirst du wieder gesund sein, da quasi 100% heilbar in Stadium I. :winke:

Angsthase159
22.11.2016, 11:07
Hi Alex!

Herzliches Willkommen in unserer Runde!!

Also dieses Gefühl, dass man sich nicht krank fühlt, das kenne ich auch. Man wurde zwar operiert (auch ich habe immer noch Taubheitsgefühle) und wurde weiter behandelt, aber weitestgehend geht es einem ja gut. Trotzdem istdas ne saftige Diagnose, die schon das Leben verändert. Wir können dir nicht sagen, was du machen sollst. Du musst schauen, womit du dich am besten fühlst. Bist du ein entspannter Mensch, der leicht negative Gedanken beseite schieben kann, ist W&S sicher das Mittel der Wahl. Ist man jedoch vielleicht eher der Grübler und Zweifler, dann tendiere ich zu sagen, dass eine Folgebehandlung wie eine Chemo eher das Beste ist. Aber gut, es ist abhängig von deinen Blutwerten etc und absolut richtig, dass du dir eine Zweitmeinung einholst. Und wie geschrieben wurde, beantrage einen Schwerbehindertenausweis. Du hast arbeitsrechtlich viele Vorteile. Und 5 Tage mehr Urlaub sind auch schön:cool2:

Gruß Jan

Loce
23.11.2016, 17:16
So erst einmal ein herzliches Danke an alle für die Antworten.

Ich war ein wenig schlecht Informiert und zu unaufmerksam, habe jetzt aber einige Infos eingeholt.
Mein 2.Urologe bei Deich zu einer Zweitmeinung war ist Uroonkologe, sitzt in einer Klinik und ist in Sachen Chemo "der erfahrenste in Hannover". Dieser wollte mir ja zu nix raten, aber sagte das er Wait and See machen würde.

Ich hatte einige Formulare unterzeichnen müssen, eines davon war tatsächlich das der Zweitmeinung aus dem Internet. Dort hat der Dr. (ich weiß nicht ob man die hier Namentlich erwähnen darf deswegen lasse ich es) meine Fall anonym dargestellt. Die Antwort kam von Dr. P. aus Hamburg.
Der Dr. schrieb wohl (habe ich heute telefonisch erfahren) das sowohl Wait and See als auch 1 bis 2 Zyklen Chemo zulässig wären, tendenziell wohl aber eher die PEB da V01.

Nun noch einmal zu meinem Arbeitsvertrag.
Den Schwerbehindertenausweis habe ich schon beantragt, der wird mir aber womöglich nicht viel weiterhelfen. Mein Problem ist das mein Vertrag bis zum 30.06.2017 befristet ist. Mein Arbeitgeber kann den Vertrag also ganz einfach auslaufen lassen.
Deswegen mache ich mir auch große Gedanken. Alle sagen zwar Sch.... auf die Arbeit - Gesundheit geht vor....
ABER: Gesund werde ich doch angeblich zu 99% eh. Dann sollte ich mir doch auch schon Gedanken über die Zeit danach machen. Und Falls mein Arbeitgeber meinen vertrag verlängern will, muss das unbefristet sein da er schon einmal verlängert wurde.
Was aber schwierig wird wenn ich jetzt nach 2 Monaten AU noch 3 Monate AU dazukommen.

Leute...ich weiß mittlerweile echt nicht mehr was ich machen soll....

Lino1981
23.11.2016, 17:32
Hi Loce
ich würde Prof. Sch. von Helios Kliniken Berlin anschreiben. Der wird dir auf jeden Fall die genauen Rezidivwahrscheinlichkeiten der Optionen nennen können und du kannst eine fundierte Entscheidung treffen. Er sollte die neuesten Studien kennen. Du findest ihn in der Kontaktliste.

Sonst scheinst du aber eher zu W&S zu tendieren. Wenn dein Bauchgefuehl dir dazu rät, würde ich das auch machen. Scheint ja nach deinen bisherigen Gesprächen eine echte Option zu sein...

Kannst nichts falsch machen, gesund wirst du auf jeden Fall.

Gruß

Lino

Loce
23.11.2016, 19:39
Hi Lino,

danke für deinen Rat, den ich mal direkt befolgt habe. Ich habe soeben Pathologischen Befund, CT Befund und Entlassungbrief eingescannt und die Tumor-Marker alle aufgelistet und an Prof.Sch. geschickt mit der Bitte um Zweitmeinung.

Ich bin gespannt...

Toby01Harv
24.11.2016, 11:19
Hi,

im Gegensatz zu den meisten hier im Forum halte ich vom Schwerbehindertenausweis nichts. Wenn Du diesem Deinem Chef vorlegst, ist das ein schöner Grund, den Vertrag nicht zu verlängen. Du hast die Sache dann auch in der Personalakte. Bei künftigen Bewerbungen wird die Sache ebenfalls bekannt. Ich würde die Sache eher klein halten und klarstellen, dass nach Aussage der Ärzte die Sache super heilbar ist und Du noch sehr lange für das Unternehmen arbeiten kannst. Stimmt zu 99,9 % ja auch.

Beste Grüße

Dusty
24.11.2016, 16:53
Spätestens wenn du den Vertrag hast, kannst du ja den Schwerbehindertenausweis zücken. Gerade der öffentliche Dienst ist ja bemüht, Nachteilsausgleich zu betreiben und von daher mehr Behinderte einzustellen. Ich würde mich an deiner Stelle mal an eure Personalvertretung und die Schwerbehindertenvertretung wenden - die haben sich bei mir stark eingesetzt (auch öffentlicher Dienst, war damals Beamter auf Widerruf, hätte also auch einfach so entlassen werden können). Ansonsten kann man sich auch ans Integrationsamt wenden, die können ggf. auch Druck machen. Natürlich kann ein befristeter Vertrag auch einfach auslaufen, aber wie gesagt, setz dich einfach mal mit den genannten Stellen in Verbindung. Selbst wenn der Vertrag nicht befristet wird lohnt es auf jeden Fall, sich den Ausweis zu holen, denn wenn du dich im öffentlichen Dienst bewirbst wirst du mit der Schwerbehinderung anderen gleich geeigneten Bewerbern vorgezogen! Also nicht den Kopf in den Sand stecken - es kommt eh immer alles anders als man denkt und im schlimmsten Fall hast du halt ein paar neue Perspektiven ;).

Tom92
25.11.2016, 10:18
In der aktuellen Lage würde ich zu W&S tendieren.

Treten die 30% nicht ein sparst du dir 2 Zyklen PEB. Bekommst wahrscheinlich deinen Arbeitsvertrag verlängert und kannst dann dein Schwerbehindertenausweis vorlegen. (Kannst du evtl. auch schon vorher, da große Firmen und der öffentliche Dienst da auch von profitieren - speziell wenn man nicht wirklich eingeschränkt ist)

Treten die 30% ein machst du statt 2, wahrscheinlich 3 Zyklen PEB - 1 Zyklus mehr ist zwar nicht schön, aber du bist ja dann e schon dabei und ist die Wahl begrenzt, weil es sein muss.

Also abwarten was der Prof. und die Entwicklung der Werte sagen aber wenn du mit W&S leben kannst...

Lino1981
25.11.2016, 11:34
Habe gerade mal in den europäischen Leitlinien nachgelesen, da ich mich mit Nicht-Seminomen nicht auskenne (hatte selbst ein Seminom)...

Standard Vorgehen in deinem Fall wäre tatsächlich Surveillance, also W&S, da du keine vaskuläre Invasion des Tumors hast (V0).
Hier der Link: http://uroweb.org/guideline/testicular-cancer/#7 dann unter 7.3.6 Abbildung 1. Ich denke, dazu wird dir auch Prof.Sch. raten

Alternativ wäre ein Zyklus BEP als adjuvante Chemo denkbar. 2 Zyklen scheinen überholt zu sein.

Gruss,

Lino

Loce
25.11.2016, 13:16
Moin an alle!

Prof Sch. hat mir geantwortet. Nachdem er meine Unterlagen alle durchgeschaut hat, schreibt er das mein Rezidiv-Risiko derzeit bei 50% liegt.
1x PEB 3,2%
2x PEB 0,XXL %
Aufgrund langer Erfahrung empfiehlt er mir 1x PEB - eindeutig!!! Und zwar auch ziemlich umgehend, sonst würde das Zuwarten mehr Sinn machen.

Damit ist dann auch der Drops gelutscht. Ich habe am Dienstag ein Termin bei meinem Urologen und werden dann von dort aus alles in die Wege leiten lassen.

Nun hat man zwar schiss vor der Chemo, aber ein Zyklus - so liest man - steckt man ja ziemlich gut weg. Der ZVK ist zwar blöd, ist halt nun mal aber so.
Und mit meinem Job - Is halt so und wird schon werden.

Danke an alle!

Dusty
25.11.2016, 13:56
Na dann sind doch alle Unklarheiten beseitigt ;). Manchmal bin ich echt froh, dass es das Zweitmeinungszentrum gibt - und vor allem Prof. Dr. Schr.

Den einen Zyklus wirst du bestimmt gut wegstecken! Ich wünsche dir auf jeden Fall maximale Erfolge und wenn noch Fragen sind immer raus damit!

Lino1981
25.11.2016, 14:00
Dann ist der Weg ja klar! Ich drücke absolut die Daumen, den einen Zyklus steckst du sicher gut weg!!

Viele Gruesse,

Lino

Mucker
25.11.2016, 15:50
Ein Zyklus sollte locker auch ohne ZVK möglich sein.

Mein erster Zyklus ging komplett mit einer einzigen Verweilkanüle und die Venen sehen wie neu aus und haben keinerlei Ärger gemacht.

Kannst ja mal nachfragen...

Viele Grüße und viel Erfolg,

Andreas

Loce
03.12.2016, 14:27
Ach Leute...irgendwie geht's mir nicht gut. Ich habe Donnerstag erst mein Aufklärungsgespräch, und ich vermute das den Montag darauf die Chemo losgeht.
Ich habe aber sowas von Angst vor dem einem Zyklus und dem ZVK das geht gar nicht. Ohne Hoggar Night brauche ich momentan ewig bis ich einschlafe.
Nach außen hin ist alle normal aber es vergehen nur wenige Stunden am tag in denen ich nicht in eine Art kleine Panik verfalle.
Ich bin so ein Schisser, das ich mir vorstellen kann am Tag 1 direkt abzuhauen und alles Abzusagen.
Ich kann das nicht abstellen...furchtbar.
Gibt es Hier Leute die den ersten Zyklus bzw. den einen Zyklus ohne Nebenwirkungen absolviert haben? Denn was ich auch so lese, irgendwie alles sch.....

eistee
03.12.2016, 18:44
Hi,
ich bin genau so ein Schisser wie du gewesen :rolleyes:
Aber lass dir sagen, man gewöhnt sich an alles und der eine Zyklus oder das Legen des ZVK sind absolut zu ertragen.

Beim ZVK kannst du dir etwas geben lassen. Dann bekommst du vom Legen selbst überhaupt nix mit. Das Ding ist definitiv deutlich praktischer als immer wieder neu angestochen werden zu müssen.

Zu den Nebenwirkungen des einen Zyklus kann dir leider niemand etwas genaues sagen, da eben jeder die Chemo anders verträgt.
Grundsätzlich ist es aber so, dass sich das Risiko für Nebenwirkungen mit jedem Zyklus potenziert.
Wenn alles gut läuft, hast du maximal 2-3 Tage nach dem einen Zyklus ein flaues Gefühl im Magen, wie nach einer durchzechten Nacht ;)

In jedem Fall wirst du dich aber von deinen Haaren verabschieden können.
DAS dürfte zu dieser Jahreszeit das mit Abstand größte Übel sein ;)

Alles Gute!

Dusty
04.12.2016, 00:56
Hey Loce,

tief durchatmen! Auch wenn es hart klingt, aber die Therapie nicht zu machen kann deinen Tod bedeuten, das ist also schlichtweg keine Option. Du würdest nichts damit gewinnen! Also vergiss das mal gleich wieder mit nicht antreten oder aufgeben. Kannste Knicken Verstanden:megaphon:!

Und mach dir mal nicht so viele Sorgen! Jeder reagiert anders, aber in der Regel ist der erste Zyklus nicht das Problem. Selbst wenn dir etwas schlecht wird kannst du dir diverse Mittelchen geben lassen. Es gibt da also keinen Grund Panik zu schieben. Der ZVK ist schnell gelegt und wenn du Muffensausen hast gibts ne Leck mich am Arsch Tablette und damit ist auch alles schick! Also DONT PANIC!
Lass es auf dich zukommen und sobald du Probleme feststellst sagst du dem Personal bescheid, die sind schließlich genau dafür da - auf Nebenwirkungen reagieren und dir was verabreichen.

Falls dich das ganze zu sehr mitnimmt, dann sprich mit jemandem - Freundin, Eltern, Geschwister, bester Freund - im Zweifel mit deinem Friseur. Ist egal, aber es hilft sich seine Ängste von der Seele zu reden!
Und vergiss nicht, dass wir im 21. Jahrhundert sind, Chemos laufen nicht mehr so ab wie früher, wo man entweder geschlafen hat oder :smiley11: musste. Die Zeiten sind vorbei! Zögere auch nicht dich gleich zu melden, wenn du Nebenwirkungen verspührst, es gibt keinen Preis fürs Tapfer sein - man kann sich einfach was geben lassen.

Also Kopf hoch, du wirst das Packen!!!

Angsthase159
04.12.2016, 19:24
Hey!!

Also.... Echt blöd, dass es dir nicht so gut geht. Aber hey, das ist normal. Alles was neu ist und nun auf dich zukommt, sorgt für Unwohlsein. Das ist klar. Aber lies dich mal hier im Forum durch. So viele Leute hier haben mehrere Zyklen PEB hinter sich gebracht und diese oftmals sehr gut vertragen. Es gibt so viele gute Medikamente gegen die Übelkeit. Und wie geschrieben wurde, deine Haare werden ausfallen. Aber hey, die kommen wieder. Und rede echt über deine Ängste mit den Menschen, die dir am wichtig sind. Es tut immer gut zu reden. Niemand kann dir die Last nehmen, aber du wirst sicher viele Menschen um dich rum haben, die dich unterstützen werden. Auf Regen folgt Sonnenschein! Das ist so :)

Mucker
05.12.2016, 16:45
Loce,

Du schaffst das. Aufgeben ist keine Option. Und lies Dir gerne mal meinen ersten Zyklus durch, alles halb so wild. Aktuell bin ich im zweiten und es ist auch noch sehr gut erträglich.

Hau rein!

Viele Grüße

Andreas

shrimps62
05.12.2016, 17:24
Junge wenn du nichts macht wirst du elendig sterben.Also reiß dich zusammen:mad:

Angsthase159
05.12.2016, 19:34
@shrimps: Sorry wenn ich das jetzt so schreibe: aber dein Beitrag ist nicht sehr qualifiziert. Ich finde es richtig, dass wenn man Ängste hat, diese auch äußert. Außerdem hattest du laut deinem Beiträgen ebenfalls vor deiner Chemo Angst und Sorgen. Jeder Mensch ist anders und wenn jemand schiss hat, so ist es nicht schlimm, wenn man dies auch sagt..... So eine Diagnose kann einen schwer aus der Bahn werfen. Das muss man ernst nehmen....Da nutzt es nichts zu sagen, dass man sich zusammenreißen soll. Mut geben und Ängste abbauen ist das A und O....

Maaddiin
05.12.2016, 21:52
Ich habe den ersten und zweiten Zyklus ohne Nebenwirkungen überstanden.
Du wirst dich in den 21 Tagen höchstwarscheinlich nur in den Tagen 7-10 unwohl fühlen. Dann geht es täglich bergauf.
Die Chemo ist zudem dein Waffenarsenal und kämpft auf deiner Seite - also keine Angst vor der Chemo sondern eher vor dem Krebs, der eine deutlich höhere Rezidivwarscheinlichkeit ohne Chemo hat. ;)

Loce
08.12.2016, 20:32
Habe heute mein Aufklärungsgespräch gehabt. Montag werde ich stationär aufgenommen und es geht los.
Wisst ihr, diese unheimliche Angst die ich habe nervt mich total. Ich denke die Unwissenheit was passieren wird könnte das Auslösen. Aber ich weiß es einfach nicht warum ich solche Angst habe. Ohne diese Angst wäre sovieles einfacher.

Was mir etwas Mut macht, vor der OP hatte ich auch solche Angst, und die war unbegründet. Bestimmt wird es diesmal genauso unbegründet.

Danke an alle die mir hier Mut machen! Ihr helft mir sehr, mehr als ihr erahnen könnt. Danke!

Loce
13.12.2016, 11:41
Meine Chemo Tag 1+2

Gestern ging es bei mir los. Ich hatte so was von Angst, das ich kurz vorm ZVK einen kleinen Nervenzusammenbruch hatte. Es wurde sich aber super um mich gekümmert, und ich habe auch schnell was zur Beruhigung bekommen das mich durch den halben Tag bringen sollte.
Der ZVK wurde mir nicht am Hals sondern eher Höhe Schlüsselbein gelegt weil der Doc da eine gute Vene gefunden hat. Finde ich auch viel angenehmer. Musste noch zum Röntgen weil er sich nicht ganz sicher war ob er richtig sitzt, gab mir aber komischer Weise schon Kochsalz darüber. Mut zur Lücke Wahrscheinlich.
Danach ging es zum Herz-Ultraschall. Alles paletti.
Da das ganze so lange gedauert hat, wurde ich um ca. 14 Uhr an den Ersten Vorlauf gehängt. 1 l Elektrolyte. Danach gab es es was gegen die Einlagerung etwas und dann ging es mit der Chemo los.
Cisplatin war die erste Infusion. Ich hatte wieder mal so Angst das ich eine Travor 0,5 mg bekommen habe. War ganz gut so. Habe keine Angst gehabt und auch keine Nebenwirkungen. Die Begleitmedikation war ja auch dementsprechend gut. Danach gab es wieder ne kleine Spülung und dann das Etoposid. Da habe ich auch keine Nebenwirkungen gemerkt. Ich war lediglich ziemlich kaputt und sehr müde. Das kann aber auch an der Travor gelegen haben und den Psychisch Anstrengenden Tag.
Um 21:30 Uhr war ich mit allen Infus durch und die Nacht konnte beginnen. Ich hatte auch dort keine Probleme, außer das ich öfters mal wach geworden bin so als hätte ich mich erschrocken.

Tag 2 begann heute sehr sehr sehr müde, und ich merkte nach dem aufstehen das ich schlechter Luft bekomme, als wenn ich zu Raucher-Zeiten Zuviel geraucht habe. Um 7:30 wurde ich von der Schwester geweckt. Ich war wirklich noch extrem müde. Bin aber aufgestanden weil ich vor der Chemo ja noch Untersuchungen hatte und noch in die Tagesklinik musste.
Um 10 Uhr habe ich sehr freundlichen spontanen Besuch eines Seelsorgers bekommen. Das Gespräch hat mit wirklich sehr gut geholfen. Dann kam EKG und Lungenfunktionstest eben gerade. Beides Ok.
Nur die Lunge macht mir persönlich etwas zu schaffen. Wenn das so weiter geht kann ich ende der Woche keine 100 Meter mehr am Stück gehen.

Nun geht's weiter mit Infus. Hänge gerade an den Elektrolyten, danach wieder das gegen die Wassereinlagerungen, danach geht die Chemo los. Heute mit Bleomicin. Davor bangt es mir auch etwas. Aber die Ärztin gestern meinte das das früher als Antibiotikum eingesetzt wurde, also kann es ja nicht soooo wild sein, hoffe ich :rolleyes:

Nun ist auch das Mittagessen erschienen. sieht echt gut auch für KH-Essen. Schnitzel in Vollkornpanade mit Gemüse und Reis. Nur doof das ich NULL Appetit habe.

Fazit nach 1,5 Tagen : Bis jetzt wirklich nicht so schlimm. Ich hoffe es bleibt so.

Angsthase159
13.12.2016, 12:25
Guten Morgen!!!

Also, das hört sich doch bisher ganz gut an! Du hast bisher bis auf Müdigkeit kaum Probleme.... Okay, die Lunge..... Aber besser als eine bleiernde Übelkeit. Du machst das echt super. Wenn es dir nicht gut geht, rede mit jemanden. Und die kleinen Nervenzusammenbrüche sind vollkommen ok. Ich habe bei der Besprechung des CT vorm Chefarzt hyperventiliert:lach2::lach2: Im Nachgang war es witzig:lach2::lach2: Bleib stark und weiterhin gaaaaanz viel Kraft! Sei stolz auf dich wie du das meisterst!

Gruß Jan

marathoni1966
13.12.2016, 13:23
Hi Loce, schön zu hören das es einigermaßen geht. Ich habe das auch noch alles vor mir. Morgen OP und dann 10- 14 Tage später 4 Zyklen. Mir geht genauso die Muffe. Es ist aber schön hier zu lesen, das man sich bestimmte Mittel geben lassen kann, damit alles etwas erträglicher wird. Die Zweitmeinung werde ich mir bei Pr.Schrader auch einholen, obwohl ich auch in guten Händen bin. Hat jemand Erfahrung, wie die einen im Bundeswehrkrankenhaus in Berlin behandeln. Meine größte Angst ist das CT, in wie weit es gestreut hat. Also alles gute.

Loce
13.12.2016, 13:55
Hi Marathoni!
Tut mir leid das es dich auch erwischt hat. 4 Zyklen ist auch ne Hausnummer, das kann man mirt mir ja nicht vergleichen. Ich drücke dir ganz fest die Daumen das du alles gut überstehst und das CT gut aussieht. Du schaffst das, und wenn ich oder wir irgendwie moralische Unterstützung geben können einfach melden !
Alles gute!

Loce
14.12.2016, 19:02
Tag 3
Die Nacht war um 3 zu Ende. Da ging es mir noch nicht mal so schlecht, könnte einfach nicht mehr schlafen. Um 10 Uhr ging die Vorspülung mit Electrolyten und den ganzen Kram los, die Spritze gegen Übelkeit usw. Beim Vorlauf wird mir immer Sau Kalt, da muss ich mich immer dick einpacken.
Während den beiden durchläufen Chemo Ging es mir ziemlich dreckig. Ich war Mega platt und schlapp. Da ging gar nix mehr. Kurz nach der Chemo war der zweite Liter Elektrolyte durch und ich bekam die Glucose. Zeitgleich kam meine wundervolle Ehefrau mit ein paar Cheeseburgern an. Nachdem ich einen gegessen habe und die Glucose durch war ging es mir wieder ziemlich schnell besser.
Habe an Nebenwirkungen nur erwähnenswert Lungenbeschwerden, bei durchläufen fühlt sich mein Herz nicht koscher an...ansonsten sinds einige weitere weh wehchen die allesamt noch gut auszuhalten sind.
Ich hoffe das es mir nicht allzu häufig so elend geht wie während der Chemo heute.