Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ma´s Sonne ist untergegangen
Seit Sonntag bin ich nun auch Hinterbliebene.
Meine Ma hat sich ganz still davongemacht.
Wir waren den ganzen Morgen bei ihr, mein Papa, mein Bruder und ich.
Mittags kam noch ihre Freundin aus Schulzeiten, die immer wieder da war.
Am Donnerstag saß sie noch lange auf der Bettkante bei der Physiotherapie.
Danach hat sie noch etwas gefrühstückt, aber sie kam mit dem Brötchen nicht mehr klar, so dass sie schließlich meine Scheibe Weißbrot aß.
Wir hatten das Mittagessen schon seit ein paar Tagen als Passiertes bestellt.
Danach war sie müde und schlief lange. Abends hat sie dann das zurückgestellte Mittagessen komplett gegessen.
Am nächsten Morgen, freitags, hat mein Papa mich abgefangen, als ich kam. Die Oberärztin hatte ihm gerade gesagt, dass es nun nicht mehr lange dauern würde.
Da wäre nachts Blut im Stuhl gewesen, das wäre ein untrügliches Zeichen.
Wir hatten dann vereinbart, dass wir das Antibiotikum absetzen würden und nur noch das Novalgin als Flüssigkeitszufuhr halten würden.
Nachdem wir uns beruhigt hatten, sind wir dann zu ihr gegangen, aber sie schlief. Die Atmung war schon röchelnd, die Atemzüge sehr tief.
Zwischendurch war sie immer mal wach, hat auch leise geantwortet, aber sehr schwach. Die Schwester brachte uns eine kleine Sprühflasche, in die wir alles reintun könnten, was sie gerne hatte, Tee, Saft, Bier, ganz egal.
Also wurde mein Bruder angerufen, Bier zu bringen. Er hatte sich zwei Tage Urlaub genommen und räumte gerade Omas Wohnung leer. Das Bier kam sehr gut an, da hat sie nochmal richtig den Mund aufgemacht, obwohl Essen und Trinken ja nur noch widerwillig ging.
Ab dieser Nacht blieb mein Papa Tag und Nacht bei ihr, ich löste ihn morgens zum Duschen ab und dann kam er wieder.
Am Samstag war sie fast gar nicht ansprechbar. Die Schwestern sagten, sie würden sie weitgehend in Ruhe lassen, nur das nötigste machen. Die Urinausscheidung war von Freitag auf Samstag nur bei 400ml, aber von der Hautfarbe her sah sie noch gut aus, sie war ein rotbrauner Typ, den konnte kaum etwas entstellen...
Am Sonntag hatte sie dann ein Munddreieck und war insgesamt grauer im
Gesicht. Als Papa duschen vor, krabbelte ich ihr die Waden, das hatte sie so gern. Wir hatten ein Massageöl bekommen, so dass sich das Ganze schließlich zu einer Lymphdrainage entwickelte, denn sie hatte dicke Knöchel von der fehlenden Ausscheidung, und hinterher konnte man die Knöchel ihrer ansonsten schmalen Fesseln wieder erkennen.
Die Schwester fragte nach Grundpflege, und wir wuschen sie dann und zogen ihr ein sauberes Oberteil an. Die Windel liessen wir am Samstag schon aus und legten sie stattdessen auf zwei große Unterlagen, die sich im Fall der Fälle schnell hätten entfernen lassen.
Ich wollte sie nicht in einen Herzchenschlafanzug stecken und zog ihr stattdessen ein taubenblaues Oberteill an.
Als ich mittgas ging, ging ihre Freundin mit mir und sie fragte mich dann nach meiner Einschätzung. Ich sagte ihr, momentan sähe sie noch stabil aus aber das wird sich sicherlich innerhalb der nächsten zwei, drei Tage ändern.
Es sollten nur noch zwei Stunden sein...
Mein Bruder war noch etwa eine halbe Stunde länger geblieben.
Um 13.45 kam der Anruf von meinem Bruder, Papa habe angerufen, es geht zu Ende, er führe jetzt hin.
Bei uns im Dorf war Karneval, und so standen mein Sohn und ich gerade gestiefelt und gespornt im Flur, als das Handy schellte.
Mein Mann kam direkt an und übernahm, während ich meinem Sohn erklärte, dass ich zu meiner Mama fahren muss, wenn es ihr schlecht geht und dass ich hoffe, dass er das auch einmal machen würde, wenn es seiner Mama, nämlich mir, nicht gut geht. Da war die Szene, die er mir machen wollte, vergessen, er drückte mich kurz und sagte, ich solle dann jetzt fahren.
Der Weg war sehr zäh, er dauert einfach eine halbe Stunde, egal wie sehr du drängelst.
Als ich die Tür zur Palliativstation öffnete, sah ich schon die Kerzen vor Zimmer 11 brennen. Es konnte kein anderes Zimmer sein. Im Flur hatte ich schon die Jacke aus. Im Zimmer schmiss ich alles nur noch hin.
Sie hatten sie bereits gebettet, es brannten Kerzen auf dem Nachttisch und auch auf dem Beistelltisch und es waren Rosenblätter um sie herum verteilt.
Sie war so friedlich, das angestrengte Röcheln war weg.
Wir blieben dann noch zwei Stunden bei ihr. Die Schwesten sagten, wir könnten so lange bleiben, wie wir wollten an dem Tag.
Dann sind wir zu Papa gefahren. An dem Tag war ich erst spät Zuhause, normalerweise habe ich nur die Vormittage dort verbracht.
Warum?
Nichtaufgeben!
23.02.2017, 19:04
Liebe Clea,
es tut mir sehr sehr leid.
Nina
LiebesHerz
23.02.2017, 20:38
Liebe Clea,
es tut mir so leid....
Auch meine Mutter ist gegangen, als ich nicht da war und ich konnte mir das lange nicht verzeihen. Ich glaube aber, dass jeder Mensch den Zeitpunkt zu gehen auch ein bisschen selber bestimmt. Zu meiner Mama hat das still und alleine gehen einfach gepasst, sie wollte immer, dass es uns gut geht und niemanden belasten. Also habe ich es einfach als ihren Weg akzeptiert.
Ich wünsche Dir in den kommenden Wochen und Monaten viel Kraft und viele Menschen, die Dich mit ihrer Liebe tragen und unterstützen.
Alles Liebe Für Dich! :knuddel:
Jana
Danke für eure Anteilnahme, das tut wirklich gut.
Ich habe auchviel Anteilnahme von Seiten meiner Kollegen erfahren
und auch die Muttis aus demKindergarten waren wirklich nett.
Die Betreuungsfrage stellte sich mir auch nicht bei den anstehenden Terminen.
Die Beerdigung meiner Oma, der Termin jetzt mit dem Pastor, dem Beerdigungsinstitut und der Grabsuche waren direkt Freiwillige da, die meinen Sohn dann mitnahmen und betreuten. Das hilft schon ungemein.
Momentan ist es auch so, dass ich nicht mitspielen mag, ich sitze lieber rum und starre vor mich hin. Auch den Haushalt habe ich noch nicht wieder im Griff. Der hat seit Weihnachten arg gelitten. Und wenn das diese Woche auch so bleibt, ist mir das noch total egal.
Verlassen
24.02.2017, 23:18
:pftroest:
BuntesSchaf
25.02.2017, 08:13
das vor sich hin Starren kann ich sehr gut verstehen, so verbringe ich die meiste Zeit, seit mein Mann starb. Und der Haushalt sollte dich nicht kümmern- wenn man den nicht erledigt, ist die Arbeit auch in 4 Wochen noch da. Viel Kraft für die Zeit und mein Beileid..
Hallo,
gestern war die Beerdigung.
So schlimm es auch war, es tat schon gut, dass so viele gekommen waren.
Sogar die Freunde aus der Pfalz haben sich auf die Reise an den Niederrhein gemacht. Drei meiner Freundinnen sind auch gekommen, um mir beizustehen.
Jetzt hoffe ich, dass ein wenig Ruhe in die aufgewühlten Gemüter einkehren kann.
Man hat ja so seinen Alltag, in den man sich flüchten kann.
Heute morgen habe ich das gesamte Erdbeschoss gewienert, seit Weihnachten ist hier quasi alles liegen geblieben.
Morgen ist die erste Etage dran. Und dann kann ich auch mal wieder jemanden reinlassen.
Nur mein Papa, der hat jetzt sogar nix mehr. Die Frühstücke mit seiner Mutter sind weggefallen und nachmittags nun auch nix mehr mit meiner Mutter unternehmen... und Anfang April hat er seinen Rententermin.
Das Leben spielt so manchem übel mit...
Vergangene Woche ist eine Kollegin an Leukämie verstorben.
Die Mail kam heute, kurz nachdem ich dachte, ich könnte ja mal wieder meine Mails nachsehen, ob irgendein Kollege was wichtiges möchte.
Sie war schon länger krank, ich schätzen, sie hat anderthalb Jahre gekämpft.
Das wird dann die dritte Beerdigung in 2017.
Janina2017
04.03.2017, 10:06
Liebe Clea,
wurde man erstmal selbst mit dem Thema Krebs, Tod und was das Leben noch an Schicksalsschlägen bringen kann, konfrontiert, sieht und hört man irgendwie mehr davon als zuvor.
So ähnlich wie in dem Moment, da man schwanger werden will und einem ständig Schwangere über den Weg laufen. Man ändert den Blickwinkel und die Wahrnehmung zu den Dingen.
Meine Mama ist im Dezember '16 an BSDK verstorben, mein Papa zuvor im März 2016 ebenfalls an Krebs. Heute ist sein 1. Todestag.
Ich habe seitdem das Gefühl Tod und Krankheit ist überall um mich herum und das Leben ist voll davon und wird einen in den unwahrscheinlichsten Momenten mit einem heftigen Seitenhieb damit "überraschen".
Es ist glaub ich gut, wenn Du wieder versuchst in den Alltag zurück zu finden. So habe ich es zumindest auch getan. Mir ging es allerdings in den folgenden Wochen nach der Beerdigung noch schlechter als zuvor. Die Beerdigung war schwer aber gut- so wie Du es selbst auch empfunden hast.
Danach kam die Konfrontation mit der Realität, die jetzt so ist wie sie ist, nicht umkehrbar und ein "nie wieder" einfach viel zu lange dauert, um es erträglich zu empfinden. Dieses Gefühl ist bis heute unverändert.
Ich wünsche Dir gute Momente, um die schlechten ertragen zu können.
Herzliche Grüße,
Janina
Liebe Janina,
vielen Dank für deine ehrlichen Worte und deine guten Wünsche.
Wir haben in der Klinik, in der ich arbeite, auch Onkokinder, von daher weiß ich schon um die Materie, aber es kam noch nie so nah an mich heran.
Zwei Nachbarinnen hier hatten Brustkrebs, eine davonschon ein Rezidiv.
Kolleginnen waren auch schon betroffen. Ich weiß, es ist überall.
Bei all meinen Großeltern- und ich habe sie schon alle vier verloren, waren die Sorge und die Angst, ja gar nackte Panik, nie so groß wie bei meiner Ma.
Und so leer wie jetzt war ich auch noch nie, so groß die Trauer auch immer war.
Was muss da mein Papa erst mitmachen? Er hat Mutter und Frau verloren, innerhalb von drei Wochen. Und er will nächste Woche wieder mit seinem Sportprogramm starten, wieder in die Sauna gehen. Und ich könnte ihm auch schon wieder meinen Sohn zur Betreuung bringen, hat er angeboten.
Er ist so stark. Ich bin so stolz auf ihn.
Gestern waren wir mit Papa zum Geburtstagsfrühstück verabredet.
Wir sind jetzt nur noch zehn plus ein Kind.
Bei Omas Geburtstag im Dezember war es noch voller.
Sie selbst und meine Ma fehlen jetzt.
Dafür gibt es eine wirklich gute Nachricht:
Mein Papa will nun doch mit uns in den Urlaub fahren.
Wir fahren nun das vierte Jahr nach Mallorca.
Papa hatte es uns zu seinem 60. geschenkt. Seitdem sind wir dabei.
Nach Mas Tod wollte er erst nicht, hat aber gesagt, er wartet jetzt erstmal ab.
Letzte Woche hat er mit dem Reisebüro ausgemacht, dass die sehen, ob sie ein Einzelzimmer für ihn bekommen, denn in ein Appartement will er nicht allein.
Ich hoffe jetzt, dass das klappt.
Die beiden sind viele Jahre dort hin gefahren, 20 sicherlich.
Ich denke, für Papa ist das gut, auch wenn es bestimmt an der ein oder anderen Ecke schwer wird. Das wird es für mich auch. Mitte Februar dachte ich noch, ach, das dauert noch sooo lange, bis dahin habe ich das verarbeitet. Jetzt sind wir einen Monat weiter. Und nun rückt der Urlaub näher, Ende Mai gehts los. Ich hoffe bis dahin ist es besser. Bislang, naja, es ist ein Auf und Ab.
Mein Papa ist mit seiner Schwester heute Früh nach St. Peter Ording gefahren.
Ich bin daher heute zum ersten Mal allein am Grab von Ma gewesen.
Und ich muss sagen, es ist wesentlich leichter, wenn da jemand neben dir steht,
für den du stark sein willst.
Also habe ich über eine halbe Stunde da gehockt und geheult.
Dann sind mir die Füße eingeschlafen und ich hab mich hinters Grab gesetzt
und mich an den davor stehenden Grabstein gelehnt.
Oma liegt drei Reihen weiter vorne.
Die Blumen sehen schon arg ramponiert aus, das Grab ist ja genau drei Wochenälter. Da hab ich ein wenig entsorgt.
Ma´s Rosen stehen wie eine eins. Nur trocken sind sie.
Eine davon steht jetzt auf meinem Wohnzimmerschrank in einer schlanken Vase.
Dann war ich noch bei meiner Omi, Ma´s Mutter also. Puh, das war schon ewig her. Aber jetzt, wo Ma sich nicht mehr um ihr Grab kümmert, wird das wohl mein Erbe werden. Ich werde es annehmen. Wenn man sonst schon nichts mehr tun kann.
Der Weg in die Richtung schmerzt sehr, ich fahre eine halbe Stunde mit dem Auto. Das ist eine Zeit, in der du allein auf dich begrenzt bist, ohne Entrinnen. Nicht gut. Es war der tägliche Weg ins Krankenhaus, der Weg, den ich gerast bin, als DER Anruf kam, und dann doch zu spät gekommen.
Das Sechswochenamt werden wir für Oma und Ma zusammen machen,
dann wollen wir uns noch zusammensetzen. Das tut mir gut.
Wir halten sehr zusammen im Moment.
Papa ist wieder da. Er hat gut Termine unter der Woche, er kann sich wirklich beschäftigen. Er wird von seinen Freunden umsorgt, bekocht. E macht aber auch, wie jedes Jahr, die Steuern einer Freundin, behält die alten Gewohnheiten bei. Er geht wieder in die Muckibude und zu den Sport- und Saunaterminen, die er immer schon gemacht hat. Der Alltag klappt ganz gut.
Dazu will er sich jetzt mit seiner Rechtschutzversicherung mit der ...bank anlegen, die das Geld von Ma´s Sparbuch nicht ohne Erbschein rausrücken wollen. Er hat eine Vorsorgevollmacht über den Tod hinaus. Damit, sagt eine Rechtspflegerin vom Amtsgericht, müsste er eigentlich das Geld bekommen. Nächste Woche geht er damit zum Anwalt, entsprechende urteile hat er schon rausgesucht. Dann hat er am Montag den Termin bei der Rentenkasse, der schon lange stand. Da nimmt er jetzt auch noch ihre ganzen Unterlagen mit hin, da geht es dann ja um Hinterbliebenenrente.
Und gerade bekomme ich einen dezenten Hinweis über Whattsapp, ich habe die Fusballergebnisse noch nicht getippt. Seit dem Tag vor Ma´s Tod tippe ich ja in ihrem Namen das bei uns im Radio bekannte Tippspiel "Alle gegen Pistor". Da habe ich ein schweres Erbe, sie stand auf Platz 12000, ich bin jetzt bei 14000. Papa ist bei 50000 und sein Freund nur unwesentlich besser. Unter die besten 11 werde ich es aber wohl nicht mehr schaffen. Die dürfen zum Pokalfinale oder so. Egal.
sonnescheine
31.03.2017, 08:02
Liebe Clea!
Ich finde es toll wie Dein Dad das macht!
Genau so würde ich es auch gerne schaffen!
:knuddel:
Wie geht es Dir inzwischen?
Ja, er ist toll. Natürlich leidet er, keine Frage. Aber er macht weiter.
Ich mache auch weiter. Lasse mich von Alltag mitnehmen.
Das geht ganz gut. Kollegen und Bekannte fragen schonmal,
Und dann ein wenig erzählen, das tut mir gut.
Meine Freundin hat ein paar Kleidungsstücke genommen.
Das freut mich sehr, dass es passt und sie die Sachen mag.
Ich habe auch was übernommen. Für mich muss aber erst noch etwas Gras über die Sache wachsen. Aber ich werde sie dann mit Stolz tragen.
Interessanterweise hat sie ältere Sachen in Größe 42 im Schrank, während die jüngeren kleiner sind. Gewichtsabnahme gab es daher schon länger.
Sie war Recht stolz drauf. Und das Doppelkinn von damals stand ihr nicht.
Jetzt, im Nachhinein hätte es schon ein Alarmzeichen sein können.
Da denke ich drüber nach. Zu ändern ist es aber nicht mehr.
Will sagen, es wird besser. Langsam und unstet, aber tendenziell gehts bergauf.
Danke der Nachfrage. Wie gehts dir denn, Claudia?
Was denn noch alles???
Gestern Morgen/Nacht ist der beste Freund meines Vaters verstorben.
Er war Zuhause zusammengebrochen. Im Krankenhaus wollten sie ihn dann dort behalten, zur Beobachtung. Und dann war die Nacht wohl nicht beobachtet genug, denn er hat sich heimlich, still und leise einfach so davongemacht und ist dann morgens erst gefunden worden.
Mein Papa ist ja jetzt gebrieft, was man alles tun muss beim Tod des Ehepartners. Und die nun auch hinterbliebene Frau ist dankbar.
Also der dritte Anrug beim Bestatter innerhalb von zwei Monaten.
Wenn nicht alles so traurig wäre, könnte man glatt lachen.
Was ist das für ein Jahr, was ist das für ein schlechter Film?
Lieber Gott, was willst du uns damit nur sagen? Ich steige wirklich nicht mehr durch.
Liebe Clea.
Ich möchte Deinem Vater zum Tod seines besten Freundes mein Beileid aussprechen.
Ich wünsche Ihm viel Kraft, den Verlust zu verarbeiten und Dir die nötige Stärke, ihn dabei zu begleiten und zu stützen.
In stillem Gedenken.
Wolle2
Danke, Wolle.
Morgen gehen wir mit ihm den letzten Weg.
Und es bleibt auch nicht dabei, denn Papas Onkel ist letzte Nacht gestorben.
Da fahren wir dann am nächsten Donnerstag hin.
Schicksal, heute trink ich nehme Schnaps auf dich!
Papas Onkel hat einen ganz tollen Platz direkt in der letzten Reihe, kurz vor einer Pferdeweide bekommen. Da würde es mir auch gefallen, links sieht man die alte Kapelle, rechts vor der Strasse stehen Bäume, nach hinten raus Aussicht ohne Ende. Da würde es mir auch gefallen.
Ich hoffe, dass in unsere Familie jetzt einwenig Ruhe einkehrt.
Für Dienstag sind Papa, mein Bruder, meine Tante und ich zum Grabgestalten verabredet. Wir wollenbeide Gräberähnlich,mit zwei verschiedenfarbenen Steinen, also Splitt, auslegen.Bei Oma und Opa gibt es schon Schalen, die sollen wieder drauf. Ich hätte bei Ma gernein kleines Bäumchen neben den Stein.
Und zentral soll ein Tränendes Herz stehen. Papa möchte auch noch eine Schale, aber das wird wohl auf einem Doppelgrab alles zu realisieren sein, da ist ja schon Platz. Wenn dann alles schön ist, werden sich die Damen da oben sicher freuen.
Endlich haben wir beide Gräber gemacht.
Ma und Oma und Opa haben jetzt die gleichen Steine bekommen,
roten und grauen Granitsplitt Ma hat einen S-förmigen "Weg" in rot
und aussen herum grau, Oma und Opa haben beide Aussenseiten rot
und die Mitte grau.. naja, eigentlich ist es "arctic blue".
Ma wollte immer ihren Vorgarten so haben. Papa wollte nie.
Jetzt war es seine Idee. Ich wette, der Vorgarten wird jetzt ganz ähnlich,
der liegt nämlich noch brach. Letzten Sommer hatten sie Wasser im Keller,
alles musste aufwändig trockengelegt werden. Und dann wurde aussen nochmal aufgebuddelt. Daher nun die Mondlandschaft. Ma hatte da ihre Chance gewittert. Und dann kam alles anders und so war für alles Zeit, nur dafür nicht.
Ende Mai fahren wir mit Papa nach Mallorca. Ich fürchte, das wird schwer.
Irgendwie wird es bei mir nicht so recht besser, ich vermisse sie wahnsinnig.
Ich weiß gar nicht, wie mein Papa das alles wegsteckt. Er ist so stark. Oder hart?
Mein Sohn kommt jetzt in die Schule. Mein Opa hat das wenigstens noch erlebt, kurz bevor er starb. Meine Ma ist nicht dabei.
Dirk_Berlin
17.05.2017, 11:36
Liebe Clea,
ich kann Dich verstehen. Ich vermisse meine Mam auch sehr. Gerade zu Ostern und jetzt zum Muttertag fand ich es schwer. Meine Mam hatte am 26.5. Geburtstag. Der Tag nähert sich auch.
Ich gehe regelmäßig zu Mam auf den Friedhof und zünde für sie ein Grablicht an. Das tut mir oft sehr gut. Trotzdem vermisse ich sie so wahnsinnig.
Ich wünsche Dir viel Kraft.
LG Dirk
Janina2017
19.05.2017, 18:39
Ihr Lieben,
ich verstehe Euch und fühle, was Ihr schreibt ebenfalls mit.
Die Zeit vergeht, aber es ändert nichts. Wieviel Zeit braucht es denn ? Zeit ist manchmal so absurd. Mal soll sie nicht vergehen und dann doch wieder schnell.
Trübe und gedankenvolle Grüße,
Janina
Morgen fahren wir auf Ma's Lieblingsinsel Mallorca.
Gebucht hatten fünf, fliegen werden vier.
Ma wartet vielleicht dort schon mit einem
Café von leche an ihrem angestammten Platz...
Naja, träumen wird man doch dürfen...
Ich bin jedenfalls froh, dass Papa sich entschieden hat,
mitzufliegen.
Wir hatten einen schönen Urlaub.
In den ersten Tagen war es komisch bis grausam,
am Tisch zu sitzen ohne sie.
Es war diesmal aber ein Vierertisch, so dass nicht wirklich ein Platz leer war.
Und dann abends in der Kinder Disco, da waren wir beide es immer,
die beim Tunnel mitgemacht haben, unter dem die Kinderpononaise dann durchzog. Das war bis zum letzten Abend nicht schön.
Aber mein Mann hat den Ersatz gut gemacht.
Nun sind wir schon fast zwei Wochen wieder da.
Heute war ich zum ersten Mal arbeiten und es ist, wie es immer war in der schlimmen Zeit.
Es ist eine Insel heiler Welt, in der man sich anlächelt und mich mit Arbeit eindeckt, so dass ich gar nicht dazu komme, an etwas anderes zu denken.
Das tut einfach immer gut, auch wenn die Themen dort gerade auch nicht die erfreulichen sind.
Ansonsten Laufe ich immer noch in einer Wolke aus Trauer durchs Leben und nehme noch gar nicht wirklich viel wahr. So zumindest mein Gefühl.
Reden tut eigentlich in meiner Familie kaum noch jemand drüber.
Mein Papa hat für ihren Geburtstag bereits zum Brunch eingeladen.
Der ist erst im September, aber wir sollten uns den Termin schon mal merken.
Der 60.
Morgen wird es ein halbes Jahr.
Ein halbes Jahr ohne meine Ma.
Sie ist gerade nach ihrem Tod ein wichtiger Teil meines Lebens geworden.
Ich denke immernoch so oft an sie. Mittlerweile heule ich nicht mehr täglich.
Eine Bekannte hat mir gestern erzählt, dass ihr Mann auf der Intensiv liegt.
Blutvergiftung nach Wundbrand. Er stand wohl ziemlich auf der Kippe.
Es hätte ihr den Boden unter den Füßen weggezogen.
Ja, das kann ich nachvollziehen. Wenn auch noch der Mensch unmittelbar an meiner Seite weg wäre, unvorstellbar, dass muss die Hölle sein.
Ein Mann aus dem Nachbardorf hat sich umgebracht, die Frau kenne ich aus der Krabbelgruppe. Noch unvorstellbarer. Mutter zweier kleiner Kinder.
Der Wahnsinn hört einfach nicht auf.
Wenn ich sowas höre, denke ich immer, es gibt immer noch einen, dem´s schlechter geht. Dann versuche ich eine zeitlang, mich aufzurappeln, aufzuhören, mir leid zu tun. Hält nur nie so lange...
Übermorgen wird ihr Enkel eingeschult.
Wir hätten uns alle nicht träumen lassen, dass der Opa allein zu diesem Tag kommt, als Witwer.
Ich selbst habe meinen Opa kurz nach meiner Einschulung verloren,an Darmkrebs.
Meine Ma muss zu dem Zeitpunkt 26 gewesen sein.
Wie schlimm muss das für sie gewesen sein. Ich habe nie mit ihr drüber geredet.
Mit 26 ist man doch fast noch ein Kind. Sie hatte zu dem Zeitpunkt selbst schon zwei Kinder. War irgendwie viel früher reif und erwachsen, mit 14 schon arbeiten, heute unvorstellbar. Mit 19 und 25 die Kinder bekommen. Immer nur Arbeit und Kinder. Und dann, die Kinder groß und endlich Zeit für mehr... da kommt der Krebs und nimmt sie einfach weg. Es ist so unfair. Ich vermisse dich so, mein Mamilein.
sinnwandler
30.08.2017, 12:49
Liebe Clea!
Ich kann dich nur zu gut verstehen. Bei uns sind es nun gut 2 Monate und es ist immer noch total unwirklich. :( Wir versuchen viel Zeit gemeinsam zu verbringen und pflegen noch immer unsere gemeinsamen Essen im Familienkreis. *das tut gut*
Auch mein Papa hält sich wirklich tapfer! :o Darüber bin ich sehr froh, denn es lässt sich ja vorher wirklich nicht einschätzen, wie das dann wirklich so läuft. Trotzdem fehlt sie uns echt jeden einzelnen Tag.
Ich hatte jetzt noch die dumme Idee mit dem Rauchen aufzuhören... seither ist es echt richtig prickelnd. Vll. ist der Zeitpunkt eher blöd gewählt!? Keine Ahnung.
Ich wünsche dir viel Kraft!!
Kein Zeitpunkt ist ungünstig, mit dem Rauchen aufzuhören, liebe(r) Sinnwandler.
Es ist irgendwie eine notwendige Konsequenz.
Ich für meinen Teil lebe etwas gesünder als vorher.
Mein Papa ebenfalls, er macht auch ordentlich Sport und
fährt jetzt sogar viel Fahrrad.
Seine Blutwerte waren noch nie besser.
Ja, so kann es gehen, wenn man noch etwas Lebenszeit rausschlagen möchte.
Ich wünsche dir ebenfalls viel Kraft. Die Zeiten sind hart.
Alles Gute zum 60. Geburtstag, liebe Ma!
Ich hoffe, es hat dir gefallen, wie wir im Brandkatastrophe zusammengesessen haben.
Es gab die Klöße, die Oma immer gemacht hat, an denen du dich immer überfressen hast. Selbst hast du sie nicht hinbekommen und nach der Kloßmatsche, die wir damals tapfer gegessen haben, hast du es nicht mehr versucht.
Wir kriegen sie nicht mehr so gut, wie von ihr, das schafft selbst das Restaurant nicht.
Du wolltest nicht groß feiern, das haben wir auch nicht gemacht, nur nett gesessen und gegessen, wie du es auch getan hättest.
Eigentlich hättest du wegfahren wollen, fliehen vor dem Geburtstagsrummel bei so einem Runden Geburtstag. Dass du es so wahrmachen würdest, hätten wir uns nicht erträumt. In den schlimmsten Alpträumen nicht. Und doch sind sie wahrgeworden.
Petra2706
17.09.2017, 20:31
Ich bin sicher das es ihr gefallen hat.
Fühle dich gedrückt
rocketpocket
17.09.2017, 21:12
Liebe Clea,
schön, dass ihr den Geburtstag gefeiert habt. Ich glaube, dass das ein guter Weg ist, um sich an das unfassbare zu gewöhnen. Ich kann dich so gut verstehen... Fühle dich mal ganz doll umarmt.
Liebe Grüße
rocketpocket
Ich drück euch zurück, die ihr das lest, ihr könnt es genauso gebrauchen.
Tut gut.
Liebe Clea.
Schön, dass Ihr zusammen den Geburtstag Deiner Mutti begangen habt. Es ist mehr eine stille Erinnerung an gemeinsame Erlebnisse.
Möge dieses Gedenken für die nächste Zeit viel Kraft geben.
Mit lieben Grüßen.
Wolle2.
Fast ein Monat ist seit Ma´s Geburtstag vergangen.
Ich war vier Tage auf einer Fortbildung, da hatte ich abends viel Zeit,
über alles nachzudenken. Man dreht sich trotzdem im Kreis, denn die Fragen,
ob man etwas anders, besser hätte machen können, etwas verhindern können, etwas sehen müssen, es einfach hätte laufen lassen sollen, diese Fragen kann niemand beantworten.
An einem Mittag gab es Kassler mit Sauerkraut und Kartoffelpüree, Mensch, das hätte ihr geschmeckt, nur das Sauerkraut wäre ihr nicht sauer genug gewesen.
Hab ne Portion für sie mitgegessen und ich konnte mich drüber freuen.
Nun ist ihr Grab abgesackt und wir werden wohl nochmal ein paar Stunden in die Wiederherstellung hineinstecken müssen. Es ist ja komplett mit kleinen Steinchen abgedeckt. Ich weiß nicht, ob es sinnvoll ist, die Unkrautfolie nochmal abzuheben und Erde drunter zu kippen, oder ob es nicht besser ist, einfach einpaar Säcke Steinchen von oben nach zu kippen.
Was da unten vor sich geht, dass so ein Grab von heute auf morgen 10cm tiefer liegt, möchte ich mir gar icht ausmalen.
Mein erster Geburtstag ohne meine Ma. Ohne sie hätte ich überhaupt nie auch nur einen Geburtstag gefeiert und so habe ich viel an sie gedacht.
Das Grab ist auch wieder schön. Der Gärtner hat nochmal Erde drauf geschaufelt.
Wir müssten nur die Steine zur Seite schieben und hinterher wieder drauf.
Hört sich einfach an, ist aber Plackerei. Mein Bruder hat das ganz allein gemacht.
Er sagte, da ist jede Hand zuviel, es reichen seine beiden. Da haben wir ihn gelassen.
Vielleicht brauchte er es auch.
Den Account, mit dem ich für meine Ma die Bundesligaergebnisse tippe, hat mich an einem Spieltag verlassen, so dass ich jetzt ganz schön abgefallen bin. Das Anfängerglück ist auch nicht mehr auf meiner Seite. So muss ich zum ersten Mal mit Platz 65000 leben.
Mutti, das wäre dir nicht passiert.Schlechter als der Pistor warst du nie.
Heute genau vor einem Jahr fing Ma's Leidensweg an.
Es ist so unvorstellbar. Es tut so weh wie letztes Jahr.
SchneeEngel
28.12.2017, 09:05
Der Schmerz wird wohl nie vergehen.. Man lernt nur besser damit umzugehen.
Ein Mutterherz ist durch nichts auf dieser Welt zu ersetzen..♡
Drück dich ganz lieb. Du machst das alles so toll.
Lieben Gruß
SchneeEngel
rocketpocket
28.12.2017, 09:54
Liebe Clea,
ich verstehe Dich nur zu gut. Vor genau einem Jahr hat auch bei uns die Diagnose meiner Mutter alles verändert. Eine schlimme Zeit.
Ich drück Dich mal ganz doll.
rocketpocket
Liebe Clea
Ich kann mir leider so gut vorstellen wie du dich fühlst.
Schon 1 Jahr, der Schmerz wird aber immer der gleiche sein.
Manchmal scheint es etwas naiv aber ich bin doch immer überrascht, wie viele an dem idiotischen Lungenkrebs leiden müssen.
Ich denke oft an dich, fühl dich gedrückt.
Dési
Hallo ihr Lieben,
vielen Dank für eure Worte. Tut gut.
Momentan denke ich oft, heute vor einem Jahr hat sie ihre letzte Zigarette geraucht. Jetzt lag sie im OP, jetzt war sie von der Beatmung ab, jetzt hat sie ihren ersten Joghurt gegessen, jetztjetztjetzt. Ich hab das alles wieder sehr präsent. Dazu gehört leider auch wieder das Grübeln und die Schlaflosigkeit. Tagsüber bin ich sehr erschöpft.
Es fühlt sich an, als würde sich eine Depression manifestieren. Ich bin so leer.
Ich sage hier immer allen, keine Vorwürfe machen, nach vorne schauen, Krone richten, weitergehen. Und das ist ja auch alles richtig, sagt mein Kopf. Warum macht das Herz denn nicht mit?
Mein Vater hat ne Neue. Er wollte nicht allein bleiben und das kann ich auch gut verstehen. Sie ist nett. Scheint ne Art Seelenverwandschaft zu sein. Sie hat schon zwei Partner verloren und scheint dran zu knabbern. Ich gönne es beiden. Mein Bruder ist nicht so zart besaitet, der lebt längst wieder sein Leben. Und ich meins ja auch.
Ich bin Schulpflegschaftsvorsitzende geworden. Habe mich in unsere MAV wählen lassen und hab mich für unseren Spielplatz engagiert. Die Leere ist so proppenvoll aufgefüllt.
Trotzdem ist es leer.
Ohne meine Mama. Mein Mamilein. Meine Ma.
Hallo, liebe Clea,
was du schreibst, kann ich gut nachvollziehen.
Ich fragte und frage mich oft, müsste ich nicht weiter sein in der "Bearbeitung/Verarbeitung" meiner Trauer?
Warum scheint es manchmal so schwer sich im alltäglichen Leben irgendwie wohl zufühlen, dazugehörig, vollkommen?
Man macht, man tut, man hat seine Aufgaben - du hast viele neue übernommen.
Und du schreibst: Alles ist voll und doch leer.
Vielleicht versuchen wir diese Lücke zu stopfen, weil sie so sehr weh tut aber, ich denke, diesem Schmerz, diesem Verlust, man entkommt ihn in dem Sinne nicht, denn so oder so tritt er immer wieder ins Bewusstsein, so sehr ich auch tue und so sehr ich auch versuche vielleicht dagegen anzukämpfen, weil man sich vielleicht wieder "normal" fühlen will, es geht nicht - jetzt nicht.
Also was bleibt?
Ich denke, wir können nur lernen diese ganze Gefühlsspanne anzunehmen.
Annehmen, dass man gerade so und so fühlt, dass z.B. der Verstand jenes sagt, aber das Herz (und ist das Herz eigentlich nicht so viel weiser?) braucht seine Zeit
Alles, was ist, annehmen - das sehe ich für mich zumindest als große Herausforderung an um mit meinem Verlust umzugehen. Oft setze ich mich zur Wehr gegen so manches Gefühl und doch merke ich: Mein Widerstand verursacht noch mehr Leid, also darf es sein - das Gefühl, welches auch immer es ist...
Du hast viel Stärke in dir, gibst auch hier vielen anderen Kraft und Mut aber du darfst dir auch zugestehen, schwach zu sein. Es ist richtig, weiterzugehen und sein Leben so gut es geht zu leben aber man darf auch Innehalten, am Boden sein, Beklagen, Jammern egal was, was eben gerade Ausdruck deiner Trauer sein möchte!
Deshalb wünsche ich dir die Stärke, deine Schwäche, die Verwundbarkeit in solchen Momenten anzunehmen!
Adlumia
Danke, Adlumia, dass du schreibst.
Ich sehe ja, dass viele mitlesen, und sie nicken sicherlich auch mit dem Kopf,
aber eine geschriebene Antwort tut gut.
Heute waren wir beim Notar. Mein Bruder und ich haben das Erbe ausgeschlagen.
Papa ist jetzt alleiniger Eigentümer des Hauses.
Dort wieder zu sitzen war dieses mal viel leichter als im letzten Sommer.
Da war alles noch so frisch.
Jetzt geht es auf unseren ersten Jahrestag zu. Ein Jahr, ich kann es noch gar nicht glauben. Der Notar ist schräg gegenüber von dem Krankenhaus, in dem wir ein und aus gegangen sind. Mein Bruder war schon da und hatte einen Kakao to go in der Hand. Den hatte er sich oben in der Cafeteria geholt, der war wirklich sehr lecker. Ob ich das getan hätte? Ich glaube nicht. Da oben, eine Etage über der Onko, wo wir so lange zu Gast waren, muss ich nicht so schnell wieder sein.
Was ich schön finde, mein Bruder plant für seinen Geburtstag eine kleine Party.
Letztes Jahr ist das alles ins Wasser gefallen, weil Ma zwei Tage zuvor gestorben war. Dieses Jahr soll ihm nichts dazwischen kommen.
Das finde ich auch für mich erstrebenswert. Er macht weiter. Ich mache zwar auch weiter, aber es fühlt sich noch so unecht an. So zwanghaft. Mach was, irgendwas, sonst übermannt es dich. Fliehe vor der Welle, bevor sie über dir hereinbricht. Meinem Bruder nehme ich das ab. Er macht Pläne, überlegt, was er zu Essen macht und freut sich auf seinen Tag. Und das soll er auch.
Gestern vor einem Jahr ist meine Oma an einem Herzinfarkt gestorben, den sie ohne die Hiobsbotschaft von meiner Ma sicherlich nicht erlitten hätte. So hat der Krebs in meinem Fall gleich zwei Menschen auf dem Gewissen.
Drei Wochen hatte meine Ma damals noch.
Das tut mir sehr leid - es ist immer schlimm jemanden zu verlieren, aber gleich zwei ist besonders hart. :-(
Ich wünsche Dir ganz viel Kraft!
Danke dir.
Naja, zwei... Der Onkel meines Vaters und sein bester Freund haben sich auch noch mit eingereiht. Fürmeinen Vater war das ein ziemliches Hammerjahr. Der ein oder andere wäre vielleicht daran zerbrochen.
Hallo Clea,
diese Gefühlsschwankungen habe ich auch. Und weinen tut ich noch jeden Tag. Immer wenn ich mir meine Mutti vorstelle, fließen die Tränen.
Ich zerbreche mir den Kopf, was in ihr vorging.... als sie merkte der Kampf ist nicht zu gewinnen...... sie wollte nicht weg von uns. Wir waren ihr das wichtigste im Leben.
Clea, ich glaube es geht nie aus unseren Köpfen. Mir fehlt meine Mutti auch so sehr.
Vielleicht tröstet es dich auch, wenn du ihr das Grab schön machst. Ich sage meinen beiden, der Papi ist ja schon vor ihr gegangen, so ihr zwei, nun wird das Bett frisch bezogen, wenn ich ein neues Blümchen auf das Grab stelle und die Kerzen erneuere.
Wir müssen für sie weiter machen, dass hätten sie sich gewünscht.
Liebe Andrea,
ich würde, Stand heute, sagen, ich werde sie immer und ewig vermissen.
Wir haben uns längst nicht jede Woche gesehen, eher so ein, zweimal im Monat.
Und wir haben auch nicht jede Woche telefoniert.
Als Whattsapp kam, hatten wir öfter Kontakt, als zu Telefonzeiten.
Wie gern würde ich nochmal eine Whattsapp von ihr bekommen.
Ich habe den Chat mit ihr archiviert.
Auf meinem Handy habe ich mittlerweile einige Fotos von ihr, die ich mir auch noch fast täglich anschaue. Das sind teilweise Bilder von vor einigen Jahren, als auch welche aus dem Krankenhaus.
Heute, nach fast einem Jahr, kann ich nicht behaupten, dass der Scherz besser geworden ist. Ich kann ihn nur besser verdrängen. Aber wenn ich hier sitze und mich erinnere, ertappe ich mich schon dabei, dass ich die Nase hochziehen muss.
Heute kam ein Kollege ins Büro. Alle machten betretene Gesichter und umarmten ihn. Da war mir klar, sein Vater war verstorben. Es gab schon länger Probleme, ich weiß gar nichts genaues, aber es ging scho über Monate.
Dann ist alles sofort wieder da. Er wird es verpacken, da bin ich sicher, er ist ein guter Mensch, ich mag ihn.
Heute vor einem Jahr war die Beerdigung meiner Oma. Da wühlt so eine Nachricht gleich alles wieder hoch.
Mama und Oma, ich vermisse euch! Es ist so unfassbar, dass diese ganze schlimme Zeit nun schon ein Jahr vorbei ist.
Däumling
07.02.2018, 20:42
Liebe Clea,
ich drücke dich.
Die Zeit vegeht so schnell, man kann es gar nicht richtig greifen.
Mein Zeitgefühl hat sich in den letzten Tagen verändert.
Im Grunde ist es verloren gegangen.
Ich hoffe das ist in einem Jahr nicht mehr so.
Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie es dir gerade geht.
Hallo Däumling,
ich drücke dich gern zurück, kannst es auch gebrauchen.
So wie jeder andere, der hier noch mitliest.
Momentan lebe ich jeden Tag in der Erinnerung, wie es vor genau einem Jahr war.
Heute vor einem Jahr hab ich mich krank gemeldet, weil meine Ma nach Hause kommen sollte.
Zuhause war alles da, Rolli, Bett, Toilettenstuhl.
Papa hat über den Einbau eines Lifters nachgedacht, dass sie in die erste Etage kommt.
Und dann bin ich morgens auf der Station und sie ist gar nicht erweckbar. Keiner hats gesehen. Ich musste erst eine Schwester quasi an den Haaren reinschleifen und ihr die- nicht mehr vorhandene- Pupillenreaktion vorführen, bis etwas passierte. Es stellte sich heraus, dass es eine Lungenentzündung war. Dann gab es erstmal wieder Antibiotikum, bis schließlich alle- auch ich- einsehen mussten, dass es nichts mehr bringt.
Ein kleines Aufbäumen gab es, als wir auf die Palliativstation kamen, aber das hielt leider nicht lange. Eine Woche hatten wir noch dort.
Ab heute ging es eigentlich nurnoch steil bergab. Und wie schnell das geht, das geht bis heutenicht in meinen Kopf.
Eigentlich hatte sie gar kein Verständnis dafür, dass ich sie ins Krankenhaus brachte, sie wollte lieber arbeiten gehen. Unbegreiflich.
Däumling
08.02.2018, 20:27
Das erinnert mich an Papa.
„Ich muss noch...“ „Ich will noch...“ „wenn ich richtig eingestellt bin...“
Es tat mir so leid für ihn, dass all seine Pläne und Wünsche nicht mehr erfüllt werden konnten.
Und ich saß da mit meinem wissen und der Sicherheit, es dauert nicht mehr lange. Und er saß da, optimistisch, überzeugt dass das schon wieder wird.
Ich bin voller Bewunderung für meinen Papa.
Er war so stark.
Heute vor 14 Tagen hab ich genau hier auf dem Sofa gesessen und gewartet, dass er meine WhatsApp beantwortet.
Warum nur ist man so machtlos? So hilflos?
Warum denkt man immer wieder, man hat nicht genug getan?
Heute ist es genau ein Jahr. Todestag. Wieviele werde ich wohl noch begehen?
Ma's Geschichte zeigt mir deutlich, dass das Leben endlich ist. Und manchmal kommt das Ende schneller als man ahnt.
Bei der Beerdigung haben wir die Merkwürdigkeiten zusammengetragen, die es vorher gab. In der Summe brachten sie schon einiges zusammen, und hätte man gegenseitig davon gewusst, hätten wir sicher früher reagiert. Aber was macht es? Hirnmetastasen sind ein Todesurteil, ob es nun 7 Wochen dauert wie bei uns, 8 oder 9, das ist doch am Ende alles egal. Am Ende bin ich nur froh, dass sie selbst schon so gedämpft war, dass sie keine Angst hatte, und da sie auch keine Schmerzen hatte, war sie wohl besser gestellt als so manch anderer.
Abchließen kann ich damit noch nicht. Es ist besser geworden, aber es wird noch lange dauern.
Verena_Gr
19.02.2018, 20:55
Liebe Clea,
Ich denke an dich und hoffe, dass du diesen schweren Tag einigermaßen gut überstanden hast.
Unsere Geschichten sind fast identisch und deshalb kann ich nur zu gut nachvollziehen, wie du dich heute fühlen musst.
Am 10. März jährt sich der Tag, an dem wir die Schreckensnachricht bekommen haben und am 6. Mai ist Mamas Todestag.
Ich habe irgendwie die Hoffnung, dass es dann etwas besser wird.
Ich drücke dich!
Gruß
Verena
Liebe Verena,
vielen Dank. Ich fand es gerade jetzt wieder eher schlimmer.
Jeden Tag habe ich gedacht, heute vor einem Jahr war das und das.
Und dann kommt gleich alles wieder hoch.
Jetzt in dieser Zeit Frage ich mich auch wieder, ,warum ich nicht den Brief geschrieben habe an die Klinik, der mir so auf der Seele brannte, weil ich doch die Zustände dort mal aufs Papier bringen wollte. Ich habe ihn nie geschrieben. Es war dann einfach nicht mehr wichtig. Und ich wollte gern noch einmal mit der Ärztin sprechen, ob wir irgendetwas vorhersehen hätten müssen, ob wir hätten etwas verhindern können. Ich hätte sie so gern noch etwas länger bei mir gehabt. Sie so gern noch nach Hause geholt.
Auch dir wünsche ich viel Kraft in der Arbeit, die dir noch bevorsteht.
Däumling
19.02.2018, 21:46
Ich denke an dich an diesem schweren Tag.
Auf deine Fragen wird dir niemand eine Antwort geben können.
Leider.
Aber es hat sicher einen Grund, weshalb du das nicht getan hast worüber du jetzt nachdenkst. Dein Unterbewusstsein hat das für dich geregelt.
Wie du weiter oben schreibst: Hirnmetastasen sind ein todesurteil.
Man hätte nichts tun können.
Ich wünsche dir, dass die tage jetzt langsam ein kleiens bisschen leichter werden.
Vielen Dank, liebe Däumling.
Ich hoffe auch, dass es jetzt wieder aufwärts geht.
Heute mit meinem Bruder nochmal drüber zu reden, tat gut.
Wir werden sie nicht vergessen, so viel steht fest.
Däumling
19.02.2018, 22:24
Reden hilft wirklich sehr!
Ich rede viel mit meinen besten Freundinnen.
Und manchmal auch einfach mit Papa... er ist ja doch irgendwie bei mir. Das weiss ich.
Nicitzka
20.02.2018, 10:11
Liebe Clea,
oh ja, ich wünsche Dir viel Kraft und Mut und Zuspruch. Dass sich der Todestag jährt und das Gefühl, das damit verbunden ist, dass ist sicher
traurig und schwer zu ertragen.
Ich wünsche Dir auch, dass Du gut zu Dir sein kannst und Dir selbst zusprechen kannst, dass Du traurig sein darfst!
Ich sage mir oft innendrin, komm, jetzt komm in die Gänge, Mut zum Aufbruch usw. dabei merke ich, wie k.o. ich dann doch bin, wie traurig.
Bei mir hat die schwere Zeit schon vor der Diagnose angefangen. Weil ich intuitiv gespürt und gesehen habe, dass meine Mama sterben wird. Die Diagnose war dann der Endspurt und das Todesurteil, das damit besiegelt wurde.
Und gerade weil es eben schon Jahre davor begonnen hat, ist ein Teil in mir, der mir immer wieder sagt; jetzt bist Du frei von Ängsten, Sorgen usw. um Deine Mama. Aber so funktioniert es nicht.
Denn das wäre zu einfach. Es geht ja um einen Menschen mit Stärken und Schwächen. Ein Mensch, der trotzdem viel Gutes hatte und der geliebt wurde.
Aber ich merke eben doch, dass jetzt eben Zeit für Trauer ist. Zeit für Vergebung, die schon begonnen hat. Ein langer Weg.
Ich vermisse sie so und kann immer wieder nur den Kopf schütteln, warum das alles so kommen musste (bei mir war es ja anders, der Krebs kamm ja durch ihre Sucht).
Was mich fertig macht; die Vielschichtigkeit der Gefühle.
Alles durcheinander. An einem Tag Trauer, dann Sehnsucht, schließlich Wut ...
oder alles auf einmal.
Ich wünsche Dir jedenfalls, dass Du Dir Gutes tun kannst und ja, vielleicht die Tage um den Todestag auch mit etwas Schönem verbringen kannst.
LG N
Liebe Nicitzka,
so viel anders ist es gar nicht. Ich hab meiner Ma, wenn sie rauchte, oft auf den Kopf zu gesagt, Mutti, irgendwann bringen die Zigaretten dich um. Und schau, Omis Lungenwaren damals auch von der Raucherei so schlecht, dass sie ihre Lungenentzündung nicht verpackt hat und dran gestorben ist. Sie hat mich immer abblitzen lassen.
Wir waren auch nicht schon immer ein Herz und eine Seele, letztlich ist unser Verhältnis mit der Entfernung nach meinem Auszug besser geworden.
Ich war in der Pubertät rebellisch, faul und ungepflegt, das hat ihr nie gepasst.
Ihr Leben war auch nicht das, was sie sich gewünscht hat.
Ich kam mit 19, sie war doch selbst noch ein Kind.
Dann lernte sie Papa kennen und als mein Bruder kam, ging sie nicht mehr arbeiten.
Da wurde sie einsam und schmachtete nur danach, endlich wieder raus zu kommen.
Sie trank zuviel und rauchte zuviel.
Einmal ist sie beim Straßenfest gefallen und hatte ein blaues Auge und eine blutige Lippe. Ich habe mich sehr geschämt. Alle haben es gesehen.
Und einmal ist sie im Haus die Treppe runter gefallen, sie sagt, weil der Pantoffel verrutscht ist. Aber ich weiß es besser. Da musste mein Vater sich ein paar unangenehme Fragen gefallen lassen.
Das war alles besser geworden. Lediglich das Rauchen...
Vor uns hat sie kaum geraucht, vor ihrem Enkel nie. Aber auf der Arbeit und im Auto und im Bad. Ich habe es immer gehasst. Niemals werde ich Rauchen oder trinken, so sehr hab ich es gehasst.
Aber sie war in den letzten Jahren sehr geerdet, war angesehen in der Familie ihres Chefs, hat für dessen Tochter und die anderen Verwandten viel getan (türkische Großfamilie, mal hier und mal dort, Visa und Tickets besorgen hat sie im Vorbeigehen erledigt).
Sie sind in Urlaub gefahren und haben es immer wieder genossen dort auf Mallorca. Wir waren auch einmal im Jahr dabei, dreimal mit ihr und jetzt einmal ohne sie.
Sie war jetzt im ruhigen Fahrwasser angekommen.
Kurz vor der Diagnose war ich mit ihr im Musical Tabaluga, Anfang Dezember auf einem Schiff auf dem Rhein, mit dem Enkel den Nikolaus besuchen.
Sie mochte Blumen so gern, daher war ich froh, dass die Gartenschau bald in unsere Nähe kommt. Ich wollte sie wieder einladen, wie damals in Oberhausen.
Ich werde trotzdem hingehen und ihr die Blumen dort zeigen, ich bin mir sicher, sie sieht sie auch.
So sieht man irgendwie das Unheil auf sich zu rollen.
Aber wenn es dann so ist, dann haut es einen doch um.
Ich lese hier gerade, euch geht es wie mir, vor einem jahr kam mein Mann in die Kurzzeitpflege und es wurde eigentlich besser. Doch er hat es nicht mehr geschafft, am 8.5. ist der Todestag, ich sitze immer noch mal abends und weine, fühl mich dann so alleine. Wie lange braucht man , ich denke es wird noch Jahre dauern, bei euch war es die Mutter, bei mir mein Mann nach 44 Jahren Ehe, so eine lange Zeit.
Liebe Karen,
ich habe erlebt, wie allein meine Oma nach dem Tod meines Opas war.
Sie haben allein 54 Jahre in derselben Wohnung gelebt.
Sie hat zwei Jahre gebraucht, aber dann hat sie sich wirklich nochmal aufgerappelt.
Es war wirklich schön mitanzusehen und ich habe es ihr so gegönnt.
Dir würde ich es auch gönnen. Schön, wenn du ab und zu hier liest.
Ich denke oft an dich, ich habe sehr mit euch gefühlt in der schlimmen Zeit und gehofft, dass dein Mann weiter kommt als meine Ma.
Heute hätte meine Omi Geburtstag. Das nehme ich zum Anlass, mal wieder eine Friedhofsrunde zu drehen. Es regnet, egal.
Gestern war ein schlimmer Tag. Freie Vormittage sind sowieso immer zäh, da steht zuviel Zeit zum Nachdenken. Und Putzen hilft nicht.
Samstag hat Papa auch Geburtstag. Er feiert schon den zweiten ohne Ma.
Däumling
17.03.2018, 10:21
Zuviel Zeit zum nachdenken ist wirklich ätzend.
Ich weiß genau wie du dich fühlst.
Ich hoffe dein Papa kann seinen heutigen Ehrentag trotzdem ein wenig genießen.
Ja, es war wirklich schön.
Am Tag selbst sind wir zum Überraschungsbesuch eingelaufen. Am Tag danach war die offizielle Feier im Restaurant. Papa ist in einer neuen Beziehung, und die beiden haben in derselben Woche Geburtstag.
Wir haben daher diesmal ihre Tochter und die süße kleine Enkelin kennengelernt. Den Überraschungsbesuch hat sie auch eingefädelt.
Ich bin froh, dass alles so harmonisch ist.
Die beiden drehen auch oft Friedhofsrunden. Sie hat schon zwei Partner verloren. Da hat man dann reichlich Stationen.
Am Wochenende waren wir fleißig.
Beim Ausräumen unseres Abstellraum ist mir ein Kalender von 2017 in die Hände gefallen. Den hatte ich meiner Ma aus der Klinik mitgebracht. Sie hatte jedes Jahr so einen in der . Küche. Für 2017 konnte sie ihn schon nicht mehr aufhängen.
Ich hab ihn in die Ecke geschoben und dort vergessen.
Wie gern hätte ich ihn ihr noch gegeben. Da kam vieles auf einmal wieder hoch. Diese Plötzlichkeit. Diese Machtlosigkeit. Dieser Schmerz.
Es ist nicht besonders gut zu ertragen momentan.
Däumling
21.06.2018, 21:05
Liebe Clea,
Wie geht es dir?
Es ist ja wieder ein wenig Zeit vergangen.
Liebe Grüße
Däumling
Lieb, dass du fragst.
Ich bin zur Zeit auf Fortbildung.
Das dritte Mal seitdem Ma nicht mehr da ist.
Die ersten beiden Male war es Winter. Und ich hing hier einsam im ehemaligen Kloster meinen düsteren Gedanken nach. Jetzt ist hier alles grün, das Örtchen im lauen Sommerabend auch nicht mehr eiskalt. Das lässt sich besser aushalten.
Ich vermisse meine Ma jeden Tag. Ich komme aber an den Punkt, dass ich mich erinnern kann, ohne gleich loszuheulen. Ich hab dann ein Lächeln auf den Lippen. Und das genieße ich gerade. Sie ist ein Teil von mir geworden und sie hat es verdient, dass es nicht immer nur weh tut, an sie zu denken.
Das klappt nicht immer... jetzt zB gerade nicht, aber immer öfter.
Es ist jetzt ein Jahr und vier Monate her.
Papa war gerade wieder mit seinem Freund auf Harley-Tour, und ich gönne ihm von Herzen jeden Guten Moment. Schlechte hatte er wirklich genug.
Wir haben alle das ruhige Fahrwasser verdient, in dem wir gerade dahindümpeln. Es tut uns gut.
Und wie geht es dir? Und euch anderen, die hier noch mitlesen?
Dirk_Berlin
27.06.2018, 15:31
Hallo Clea,
es tut gut Deine Zeilen zu lesen. Mir geht es momentan oft eher so, dass ich, wenn ich an Mam denke, schon zu kämpfen habe. Wiederum mag ich es, wenn ich an sie denke, denn dann ist sie mir sehr nah. Das ist dann wiederum eine schönes Gefühl. Sie fehlt halt und ich vermisse sie auch sehr.
Ansonsten geht es mir und Paps aber gut. Wir freue uns, dass ich nochmal Vater werde und Paps nochmal Opa.
LG Dirk
Lieber Dirk,
ja, kämpfen muss ich auch noch so manches Mal.
Aber ich nehme auch das an.
Manchmal bin du sauer auf sie, weil sie so wenig auf sich acht gegeben hat.
Dann wieder bin ich lethargisch und bekomme nichts angefangen.
Aber es gibt auch Tage, da habe ich den Antrieb wie früher, kann lachen und gehe an ihrem Bild im Flur vorbei und schaue sie kurz an, um dann weiterzumachen, in der Hoffnung, dass sie schon auf mich aufpasst.
Wir haben schon wieder das Grab bearbeitet.
Es ist gut gegangen, Steine auf eine Folie, Erde drauf ndnSteine wieder drauf.
Das war die Kurzfassung,med dauerte vier Stunden.
Zwischendurch haben wir Kaffee am Grab getrunken.
Das hätte ihr gefallen, sich bei ihr zu treffen und Kaffee schlürfen.
Nur ein kleines Manko gab es. Peter Pomm hatte zu.
Da müssten wir eine ganz normale Pommesbuden aufsuchen.
Mama, leider gab es keine Pusztaballen, aber beim nächsten Mal bestimmt wieder.
Übernächste Woche hätte sie Geburtstag.
Schon der zweite in Abwesenheit. Mein Bruder und ich werden Essen gehen.
Papa ist zur Kur.
Positiv_Denken
10.09.2018, 15:30
Liebe Clea. Deine Geschichte ist meiner wirklich sehr ähnlich. Auch bei Euch ging es fassungslos schnell. Man hatte keinerlei Zeit sich mit dem Sterben zu beschäftigen. Gerade noch voller Hoffnung....und schon ist es vorbei. :cry:
Ja, es ging so verdammt schnell.
Und auf der anderen Seite gibt es Menschen, denen bleibt gar keine Zeit,
sich mit einer Diagnose abzufinden, da wird der Angehörige einfach aus dem Leben gerissen.
Oder man bekommt eine Diagnose, und dann kommt eine Komplikation, die alles rasant verkürzt.
Trotzdem...
Am Montag hatte meine Ma Geburtstag. 61 wäre sie geworden.
Mein Vater ist zur Kur, also traf ich mich mit meinem Bruder, wir wollten entweder zu "ihrem" Jugoslawen oder zu "ihrem" Italiener.
Wir entschieden uns für den Jugoslawen. Und dann hatte der Ruhetag.
Der Italiener aber hatte geöffnet. So war es wohl die Fügung, oder die Mutti, die uns dort landen liessen.
Und es war richtig lecker und ein sehr schöner Abend.
So spinnefeind wir uns zu Kinderzeiten manchmal waren, so eng ist es jetzt.
Wenn man etwas positives aus dem ganzen Schlamassel ziehen will, dann das,
mein Bruder und ich haben zueinander gefunden. Das war früher nicht so.
Wir verbringen Zeit miteinander, auch wenn uns 50km trennen.
Und das ist schön.
Wir vermissen sie beide unendlich, da reden wir auch sonst mit fast niemandem mehr drüber, aber miteinander können wir das. Und auch das ist schön.
Ich bin froh, dass es ihn gibt. Und ich werde ihn nicht mehr aus den Augen lassen, so fahrlässig man das manchmal macht, wenn ja sonst nebenbei das normale Leben über einen hereinbricht. So wie es bei Mutti war. Viel zu selten haben wir uns gesehen.
In den letzten 7 Wochen war alles viel intensiver. Fast täglich war ich da.
Warum muss man erst mit dem Holzhammer gezeigt bekommen, dass man die Menschen doch liebt und nicht verlassen will?
Da war es doch schon zu spät.
Positiv_Denken
25.09.2018, 11:52
Ach wie schön dass Du Deinem Bruder wieder näher gekommen bist. Deine Mutter freut sich darüber sicher sehr. :1luvu:
Meine Geschwister und ich hatten schon zuvor ein gutes Verhältnis. Trotzdem sind auch wir noch näher aneinandergerückt.
Übermorgen habe ich Geburtstag. Mein zweiter ohne meine Mama. Mein Mann wird 50, so feiern wir diesmal in einem Raum ausserhalb. Für mich könnten die beiden Tage gern schon vorbei sein.
Was nutzt mir die Verwandtschaft, wenn die wichtigste Person fehlt?
Im Alltag habe ich noch die ein oder andere kleine Aufgabe in der Schule meines Sohnes übernommen.
Das bringt mich im Winter manchmal für die ein oder andere Stunde aus dem Haus.
Momentan planen wir eine neue Küche.
Ich bin, wie bei allem anderen auch, nicht richtig bei der Sache. Eigentlich ist das ja ein recht großer Einschnitt, nach 18 Jahren das alte rauszuwerfen und neuem Platz zu machen. Irgendwie will sich bei mir die Vorfreude nicht recht einstellen.
Ich hoffe, das wird bald besser.
Weihnachten ist vorbei, heute vor zwei Jahren bin ich mit meiner Ma ins Krankenhaus gefahren. Sie hat es nicht eingesehen, sie dachte, wir wollen ihr was andichten. Ich weiß noch wie heute, wie die Ärztin es nach dem CT aussprach: “da ist ein Tumor im Kopf und er ist riesengroß.“
Diese wahnsinnige Angst.
Von heute an blieben uns noch sieben Wochen und fünf Tage.
Montag ist mein Schwiegervater gestorben.
Er war seit über zwei Jahren im Heim, meine Schwiegermutter konnte ihn nicht mehr versorgen. Das ist zwar schwer, dennoch ist dieser Tod eine Erlösung für ihn, für meine Schwiegermutter und das gesamte Umfeld. Er hatte lange schon Schmerzen, konnte sich kaum noch rühren, ist vor zwei Wochen mit dem Kopf auf das Waschbecken gefallen und musste genäht werden.
Den einen Tod akzeptieren und mit dem anderen hadern, das bleibt mir wohl noch eine Weile erhalten.
Gestern haben wir erfahren, dass eine junge ehemalige Patientin unerwartet verstorben ist. Das ist auch wieder so ein völlig unnützer Tod, bei dem man sich fragt, wofür...
Alter Stassfurter
13.01.2019, 13:05
Hallo Clea, mein aufrichtiges Beileid, Dich scheint das Leben auch so richtig zu prüfen. Ich bin , nach ca. 5 Jahren auch wieder hier im Forum, weil....steht im http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=63566
Mich beschleichen gerade die gleichen Gedanken, warum gerade meine Leute so geprüft werden...ihr Leben lang herzensgut und dann das...also, gerecht ist sicher was Anderes.
Ich greife Deinen Gedanken auf, heute, trotz des schlechten Wetters eine Friedhofsrunde zu drehen....
Alles Liebe
Ronald
Christin12
13.01.2019, 20:58
Liebe Clea,
es tut mir sehr leid.
Du musst auch viel durchmachen in den letzten Jahren.
Es ist einfach nicht fair.
Danke für eure Worte.
Von meiner Schwiegermutter ist eine große Last abgefallen.
Sie berichtet, sie könne nun wieder besser essen und hat weniger Durchfall. Sie leidet an zahlreichen Unverträglichkeiten, und die ständige Angst um den Mann hat alles verschlimmert. Sie weiß nun, dass er nicht mehr leidet und das gibt ihr Halt.
Ich bewundere das.
Gestern war Valentinstag. Für uns wird er nun auch zum Todestag. wenn
Mein erstes Pferd ist gestern Morgen nicht mehr aufgewacht.
Er war 25, als Rentner ist er zu einer Familie gegangen, deren Tochter durch ihn alles gelernt hat, was es im Umgang mit Pferden zu wissen gibt. Ich war damals mit Kleinkind und Arbeit weit davon entfernt, ihm gerecht werden zu können. So gab ich ihn ab. Der Kontakt jedoch blieb.
Ich hatte ihn von 1998-2013.
Run free, mein Freund.
Liebe Clea, das tut mir sehr leid. Ich habe auch Pferde und mag mir nicht vorstellen wie du dich fühlst.
Danke, Fluturi, ich bin bei ihm eigentlich eher froh, dass er nicht gelitten hat.
Er ist so gegangen wie er war. In vollem Galopp über die Regenbogenbrücke.
Meine Ma hat heute ihren zweiten Todestag. Papa, mein Bruder und ich haben
uns auf dem Friedhof getroffen und Ma und Oma und Opa besucht.
Danach sind wir dann in der Eisdiele unserer Kindheit eingekehrt
und haben wie früher Schokobecher gegessen bei dem schönen Wetter.
Das hätte ihr sicher gefallen.
Positiv_Denken
20.02.2019, 07:47
Meine Ma hat heute ihren zweiten Todestag. Papa, mein Bruder und ich haben
uns auf dem Friedhof getroffen und Ma und Oma und Opa besucht.
Danach sind wir dann in der Eisdiele unserer Kindheit eingekehrt
und haben wie früher Schokobecher gegessen bei dem schönen Wetter.
Das hätte ihr sicher gefallen.
Ach wie schön. Meine Mutti hat Eis geliebt. :1luvu:
Die Zeit plätschert so dahin.
Vieles versinkt im Alltag, aber kleine Erinnerungen schieben sich immer wieder in den Vordergrund.
Ich ertappe mich öfter dabei, und das meine ich gar nicht negativ, dass ich mich in sie hineinversetze und mich frage, hätte sie das jetzt so auch getan?
Oder ich esse etwas, von dem ich weiß, das hätte sie auch gemocht.
Oder ich knurpse Chips und denke mir, dafür hätte sie sich von mir weggesetzt.
Dann lächle ich.
Und das ist gut, denn das sagt mir, ich komme langsam an den Punkt,der so wichtig ist.
Wissen, dass man es nicht ändern konnte, es akzeptieren.
Dankbar sein für die miteinander verbrachte Zeit und nicht verbittert darüber, dass es nicht mehr Zeit sein durfte.
Und die Lehre daraus, den Tagen mehr Leben zu geben, denn das Leben hat nur eine begrenzte Zahl von Tagen.
Meinen Bruder sehe ich öfter. Wir haben Papa zum Vatertag einen Kegelabend geschenkt, mit uns allen. Das fand er früher immer schon schön.
Allerdings muss er jetzt erstmal zumNordcap. Da hätte meine Ma nie mitgemacht. Das macht er jetzt. Auch das heisst weiterleben.
Zeit verbringen, das ist das, was wir jetzt tun können.
Positiv_Denken
05.07.2019, 09:03
Wie schön. Sie leben in unserem Herzen weiter. In unseren Erinnerungen. Und ich bin mir ganz sicher, dass sie in ihrer neuen Welt auch lächelnd an uns denken. :1luvu:
Weihnachten ist mal wieder so gut wie um. Heute war mein Bruder mit seiner Freundin bei uns. Mein Vater hat mit seiner neuen Freundin eine Kreuzfahrt rund um die Kanaren über die Feiertage gebucht. Er wollte dem ganzen wohl entfliehen. Also habe ich gedacht, warum eigentlich mit allen Traditionen brechen, nur, weil er das so möchte. Ich glaube, mein Bruder fand es schön, zumindest als ein Teil der verbliebenen Familie noch zusammen zu sitzen. Ich werde mich bemühen, diese Tradition auch weiterhin aufrechtzuerhalten. Die besten Geschenke sitzen eben am Tisch, sie liegen nicht unterm Baum.
Frohe Weihnachten euch allen!
Heute vor sieben Jahren stand meine Welt Kopf und nichts wurde mehr, wie es mal war.
So viel Zeit ist vergangen und trotzdem liegt an solchen Tagen ein bleierner Vorhang auf meinem Gemüt. Die Erinnerung an die sieben Wochen, die dann folgten, sitzt noch tief. Ganz vergraben lässt sie sich nie. Heute bricht sie sich wieder eine Bahn nach außen.
Meine Ma fehlt mir immernoch.
vBulletin® v3.8.7, Copyright ©2000-2025, vBulletin Solutions, Inc.