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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Mein Vater hat Lungenkrebs


Salamipizza
19.03.2017, 09:28
Hallo an Alle,

ich bin neu hier im Forum und weiß gar nicht, wie ich anfangen soll.
Hätte mir Jemand letzten Sonntag gesagt, dass ich mich bald in einem Krebsforum anmelden würde, hätte ich es niemals geglaubt.

Am Montag war mein Vater wegen immer wieder kehrender Kopfschmerzen beim MRT des Gehirns, er schrieb mir danach, dass dort zwei weiße Flecken aufgefallen waren und er sich auf den Weg zum Neurologen mache.
Dieser schickte ihn sofort ins Krankenhaus.

Am Montagabend kamen in der Notaufnahme ein paar neurologische Untersuchungen und eine Blutentnahme.
Dienstagmorgen in der Visite sagte man uns dann, es seien Metastasen.
Für uns ein Riesenschock und die große Frage: Wo ist der Tumor?

Mein Papa ist 67, sehr fit, ständig mit dem Rad unterwegs und hatte keine Beschwerden außer der Kopfschmerzen.

Die nächsten Tage folgten Untersuchungen, LP, Blutentnahme, CT und so weiter.
Donnerstag bekam er die Diagnose: nicht kleinzelliges Bronchialkarzinom Stufe 4. Walnussgroß. Drei Hirnmetastasen, Verdacht auf eine weitere im Knochen an der Hüfte.
Freitag dann die Entlassung nach Hause, für uns eine große Überraschung, wir wollen doch, dass es weitergeht.
Er muss auf einen Platz in einer Lungenklinik warten.
Voraussichtlich bis Donnerstag.
Papa tut das zu Hause sein gut, macht ihn aber gleichzeitig auch wahnsinnig.
Er will kämpfen, der Krieg ist angesagt.
Er ist natürlich Nichtraucher gewesen und hat gesund gelebt.
Wir sind fünf Kinder, er hat 4 Enkelkinder, also eine Riesenfamilie.
Papa war Grundschullehrer, ist so ein unglaublich lieber Mensch.
Es ist so unfair.
Wobei ich das auch niemandem sonst wünsche.

Ich bin unendlich traurig und musste mir den Kummer mal von der Seele schreiben.

Liebe Grüße,
Lena

Elisabethh.1900
19.03.2017, 15:42
Liebe Lena, herzlich willkommen im Forum, auch wenn Du aus einem traurigen Anlaß Dich angemeldet hast.

Es ist sehr gut, dass Dein Vater in einer Lungenklinik behandelt wird, denn die Tumorbehandlung sollte in einem zertifizierten Zentrum stattfinden.
Dort wird erstmal weitere Diagnostik durchgeführt, man versucht das Tumorgewebe so genau wie möglich zu bestimmen, um eine paßgenaue Therapie durchzuführen, das Stichwort lautet hier personalisierte Medizin.

In den letzten Jahren sind etliche neue Medikamente auf den Markt gekommen für deren Einsatz sehr genaue Diagnostik erforderlich ist.
Wichtig ist mit den Ärzten ins Gespräch zu kommen,Fragen zu stellen.

Im Internet gibt es inzwischen eine Menge Informationsmaterialien, z.B.die Webseite der Deutschen Krebshilfe, bitte schaue einmal hier:www.krebshilfe.de

oder auch hier:www.krebsgesellschaft.de

Herzliche Grüße,
Elisabethh.

Salamipizza
19.03.2017, 16:14
Vielen Dank für deine Antwort, Elisabethh.
Es hilft mir, zu wissen, dass es offensichtlich immer wieder neue Medikamente auf den Markt kommen.
Ich Versuche, mich an jeden Strohhalm zu klammern, bin aber gleichzeitig auch relativ realistisch/ pessimistisch.
Wenn man sich auf das Schlimmste einstellt, kann man nicht mehr enttäuscht werden.

Ich liebe meinen Vater unheimlich. Alles ist so unwirklich, er wirkt überhaupt nicht krank.
Also körperlich. Er ärgert sich, dass er kein Fahrrad fahren darf, so gut geht es ihm.
Die Diagnose macht ihm natürlich aber psychisch gerade sehr zu schaffen.
Man muss dazu sagen, dass er seine erste Frau, meine Mutter 1989 (ich war zwei Jahre alt) an einem Hirntumor verloren hat. Das macht sicherlich auch nicht gerade Mut.

Wir sind alle so fertig.
Liebe Grüße,
Lena

Dirk_Berlin
20.03.2017, 07:22
Hallo Lena,
das Leben wird sich für Euch komplett verändern. Das Thema Krebs wird Dich jetzt jeden Tag beschäftigen. Zumindest war/ist es be mir so.
Für die jetzt vor Euch stehende Zeit wünsche ich Euch viel Kraft.

Liebe Grüße Dirk

Salamipizza
20.03.2017, 08:17
Vielen Dank, lieber Dirk.
Irgendwie tröstet es, dass man nicht allein ist.
Aber gleichzeitig ist es auch sehr traurig, dass es offensichtlich so viele Menschen gibt, die dieses Leid gerade ertragen müssen.
Ganz liebe Grüße,
Salami

Gucky
20.03.2017, 11:34
Hallo Salami
Traurigkeit sollte man zulassen, man darf sich nur nicht von ihr vereinnahmen lassen.
Nun sollte man sich an den auch noch so kleinen Fortschritten erfreuen und sich daran wieder aufbauen.
Das klingt banal, hat uns, Meiner Frau und mir, sehr geholfen.
Vor einem Jahr hatte ich die gleiche Diagnose, Lungenkrebs - Stadium 4 - Metastasen in Kleinhirn, Nebennieren und Leber.
Das letzte Staging im Februar bescheinigte mir, keine Metastasen nachweisbar und der Tumor ist weg bzw. so gut wie weg.
Das besagt noch lange nicht, dass der Lungenkrebs weg ist, die Diagnose bestädigt jedoch wie ich mich fühle.
Ich komme übrigens gerade von meiner ersten kleinen Radtour, 45min-10km, nach 13 Jahren zurück. So lange hing mein Mountainbike an der Kellerwand.
Nun bin ich fix und fertig aber glücklich.
Du siehst, aufgeben gibt es nicht und meine Frau partizipiert von meinem Optimismus.
Ich wünsche Euch viel Glück bei der Arzt- und Medikamentenwahl, wobei man heutzutage immer mehr Daten hat um die richtige Therapie zu finden.
Also, kopf hoch und keine Ziele stecken, die evtl. nicht zu erreichen sind.

Mit freundlichen Grüßen Gucky

Nale1976
21.03.2017, 08:55
Liebe Salami!

Mein Mann hatte im vergangenen Jahr ebenfalls die Diagnose: Nicht kleinzelliges Adenokarzinom der Lunge mit metastasen in den Knochen. Chemo und Bestrahlung hatte den Tumor zwar geschrumpft - allerdings die Knochenmetastasen verstärkt.

Er bekommt seit Anfang Dezember 2 Medikamente im Off Label use, da er eine BRAF Mutation hat. Es geht ihm gut und das letzte Staging hat gezeigt, dass der Lungentumor nicht mehr nachweisbar ist.

Es gibt mittlerweile einige zielgerichtete Medikamente, bei denen die Nebenwirkungen sehr sehr gut handelbar sind.

Wichtig ist die richtige Betreuung im Krankenhaus, Lungenfachklinik/Tumorzentrum, da dort auch Studienteilnahmen bzw off Label use möglich ist.

Ich wünsche euch ganz viel Kraft!

Salamipizza
22.03.2017, 09:14
Vielen Dank für eure Antworten.
Nale, alles Liebe und Gute für deinen Mann weiterhin.
Gucky, deine Nachricht hat meine Familie und mich sehr aufgebaut.

Leider gab es gestern wieder schlechte Nachrichten-
Papa hat etliche Metastasen in den Knochen des Beckens und Rückens.

Es hört einfach nicht auf.

Heute ist die Biopsie, danach wird die Therapie bestimmt.
Bin gespannt, ob überhaupt noch viel gemacht werden kann :(

Liebe Grüße,
Lena

Salamipizza
28.07.2017, 23:58
Hallo liebe Community!
Nun habe ich mich lange nicht gemeldet..
Viel zu beschäftigt waren wir die letzten Wochen und Monate mit diversen organisatorischen Dingen und letztendlich auch einfach mit unseren Emotionen.

Heute war es so weit und mein Vater wurde ins Hospiz verlegt.
Es geht alles so unheimlich schnell.
3 Chemos, 20 Bestrahlungen - Ende.
Von komplett fit bis ins Hospiz in 4 Monaten.
Es ist so furchtbar.
Zur Zeit kann man sich nicht mehr richtig mit ihm verständigen. Er schläft sehr viel.

Im Krankenhaus, wo er bis gestern war, wurde er noch künstlich intravenös über seinen Port ernährt.
Das wird im Hospiz nun eingestellt.
Sicherlich ist es in seiner Situation das Beste, trotzdem fühlt es sich so "falsch" an.
Man fühlt sich so unendlich hilflos und machtlos.
Er bekommt jederzeit Schmerzmittel, sonstige Medikation ist komplett pausiert, da er das Tabletten-schlucken nicht mehr schafft.
Es tut mir so weh, zu sehen, wie es dem Ende zugeht.
Ich hatte gehofft, noch ein letztes Weihnachten mit ihm zu erleben.
Wer hätte gedacht, dass es so schnell geht..?

Was uns gerade jetzt in der schwierigen Phase aber immer wieder hilft ist die Patientenverfügung, die er kurz nach der Diagnose ausgefüllt hat.
Dort hat er ganz klar angegeben, keine künstliche Ernährung mehr zu wollen und hat sich ebenfalls eine Unterbringung in einem Hospiz gewünscht.
Das macht es für uns erträglicher. Zu wissen, dass wir in seinem Sinne handeln.
Gerade die Ernährungssituation ruft bei dem ein oder anderen Familienmitglied leider doch Schuldgefühle hervor.

Ich schicke euch ganz liebe Grüße.
Salami

Schokolade08
29.07.2017, 09:15
Liebe Salami,
Ich habe deine/eure Geschichte gelesen und es tut mir einfach nur leid zu sehen das euer kämpfen nicht belohnt wurde.
Ich wünsche euch für die nächste Zeit viel Stärke und für deinen Papi das er schnell loslassen kann! 😢

amunet
29.07.2017, 09:33
Hallo Salami,

es macht mich sehr traurig deine Zeilen zu lesen.Wieder jemand der es mit aller Macht gegen den Krebs aufnehmen wollte und es am Ende nicht schaffen konnte:(
Ich weiss wie furchtbar das mit anzusehen ist und wie schnell das alles gehen kann.Viel mehr gibt es gerade auch gar nicht zu sagen.Wir wissen hier alle wie du dich gerade fühlst da wir mehr oder weniger alle diese Erfahrungen machen mussten.
Macht euch bitte kein schlechtes Gewissen wegen der künstlichen Ernährung.Dein Vater hat es so gewollt.Ihm war klar das eine k.E sein leiden nur unnötig verlängern würde.Glaub mir,er verspürt keinen Hunger mehr.
Mein Mann hat immer gern gegessen aber eine Woche vor seinem Tod wollte er auch nicht mehr.Heute weiss ich das dies wohl bereits die ersten Anzeichen waren.Ich habe seine Lieblingsmahlzeiten gekocht aber alles wurde abgelehnt.Er sagte immer das er nichts runterbekommt und auch gar keinen Hunger verspürt.Ich habe auch nie seinen Magen knurren hören.
Ich wünsche euch ganz viel Kraft!
amunet

nita
29.07.2017, 23:17
Liebe Salami,

Es tut mir sehr leid für euch und ich wünsche euch viel Kraft für diese schwere Zeit... immerhin habt ihr die Patientenverfügung und könnt ihm so beistehen und so für ihn handeln, wie er es sich gewünscht hat...
Aber eine Sch...krankheit, die einem den Menschen so schnell nehmen kann. :(

Alles Gute...

Salamipizza
30.07.2017, 15:56
Vielen Dank für eure lieben Worte.
Heute Morgen ist mein Vater friedlich und ohne Schmerzen eingeschlafen.

Liebe Grüße,
Salami

Küstenkind
30.07.2017, 16:17
Mein herzliches Beileid

Wolle2
30.07.2017, 17:02
Liebe Salami

Ich möchte Dir mein Beileid aussprechen. Wieder hat eine heimtückische Erkrankung gewonnen.
Ich wünsche Dir viel Kraft.

Mit stillem Gruß.
Wolle2.

Clea
30.07.2017, 17:29
Liebe Salami,

mein herzliches Beileid zum Verlust deines Vaters.
Es tut weh, ich weiß.
Bei meiner Mutter war es auch Lungenkrebs, und die Metastasen im Gehirn
haben alles unheimlich beschleunigt.
Es ist einfach nicht fair.
Ich wünsche dir viel Kraft.

rocketpocket
30.07.2017, 21:11
Liebe Salami,

Habe hier auch mitgelesen. Ich kann verstehen wie du dich fühlst. Ich schicke dir ein paar Sonnenstrahlen in dieser schweren Zeit.

Alles Liebe
Rocketpocket

katze67
31.07.2017, 20:30
Hallo Salami,

mein Beileid und ganz viel Kraft in den nächsten Wochen und Monaten.