PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Mein Mann ist von der Angst getrieben


MelliMel27
12.10.2017, 10:49
Ich hoffe auf diesen Weg Erfahrungen auszutauschen. Mein Mann ist Im Dez. an Krebs Erkrankt (Epipharynxkarzinom , Nasopjaeyngeales Karzinom) Nach einer Ansträngenden Terapie von 7 Wochen Bestrahlung + Chemo waren wir im Mai 2017 fertig. Mein Mann hat sich recht schnell erholt. Wir haben auch die erste Kontrolle hinter uns. Und auch da wurde uns ein Positives Ergebnisse mitgeteilt. Doch ab da ging es los! Mein Mann vertraut dem nicht ist nicht positiv gestimmt. Seit Wochen vergleicht er sich .... und sagt in einer Tour es geht ihm nicht gut. Mal zwickt es ihn an der Niere im Bauchraum , schlapp Abgeschlagen müde. Und von ihm kommt immer nur das stimmt was nicht. Er ist schwer krank da muss was sein. Auch unser Hausarzt sagt es ist alles ok. Es ist eine kopfsache. Ich weiß nicht weiter ich rede und rede . Doch es kommt nichts an! Habt ihr auch solche Probleme? Um jeden Rat wär ich dankbar. Ich bin Mit meiner Kraft und Geduld am Ende .

Gucky
12.10.2017, 13:00
Hallo Mellimel27
Zuerst einmal, Dein Mann hat recht.
Mir ist niemand bekannt, der die Chemo ohne körperliche Probleme überstanden hat.
Ich bin Betroffener und in der relativ glücklichen Lage, die Chemo relativ problemlos überstanden zu haben.
Nanu, ist das jetzt nicht ein Wiederspruch zu meinem vorher Geschriebenen?
Nein.
Es kommt vor allem darauf an, wie man selbst damit umgehen KANN.
Dem Einen gelingt es leichter als dem Anderen, wir sind ja nicht alle gleich.
Auch ich hatte meine Zwickerchen während und nach der Chemo, das gehört dazu und ist normal. Wenn es zu schlimm werden sollte, muss er mit seinem Onkologen reden. Heute muss keiner mehr leiden.
Meine Frau wollte mich z.B. an den schlechten Tagen immer ins Bett schicken. Ich antwortete ihr darauf, dass im Bett die meisten Leute sterben. Irgendwann hat sie sich damit abgefunden, wie mit so manchen.
Es ist für beide Seiten nicht leicht, dies hat keiner behauptet, nur für die Angehörigen ist es in vielen Fällen noch schwieriger. Man muss sich mit dem Zustand und der Krankheit arrangieren, sonst hält man es nicht durch.
Ichwünsche Euch viel Kraft für die nächste Zeit und wünsche Euch, dass sich alles zum Guten wendet.

LG Gucky

Falco11
12.10.2017, 14:09
Lass Deinen Mann doch einfach mal in Ruhe. Er kommt bestimmt wieder zur Besinnung.

Gute Besserung.

Falco

Safra
12.10.2017, 15:06
Hallo MelliMel,

Dein Mann ist mit diesem Befinden nicht allein. Lies mal das hier:
https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/basis-informationen-krebs-allgemeine-informationen/fatigue-bei-krebs.html Vielleicht findet sich Dein Mann hier wieder. Ich hatte hinterher so eine Art posttraumatische Belastungsstörung. Und man horcht natürlich in sich hinein. Jeder Zwicker wird ängstlich registriert und interpretiert. Da hilft vermutlich auch kein Reden, sondern das nervt wahrscheinlich.

Wenn er psychologische Behandlung ablehnt, wie viele Männer (nach dem Motto: Ich bin doch nicht verrückt), dann versuche ihn abzulenken. Beschäftigungen, rausgehen in die Sonne. Und nicht mit der Aussage "Du solltest..." oder Du musst aber jetzt...", sondern versuche mal, das anders herum zu drehen, so dass er sich gefordert fühlt. Ich denke, das funktioniert eher, ein Mann will ja der Starke sein, und das ist er mit Krebs nicht. Das macht auch zu schaffen. Männer, was sagt Ihr? Liege ich da richtig?

Safra

Falco11
12.10.2017, 15:11
Sag ich doch.

LG Falco

Sonnenschein30
12.10.2017, 15:47
Hallo Melli,

ich bin auch Angehörige und kann mir vorstellen in welchem Dilemma du steckst. Wie sieht es denn mit einer Kur oder Urlaub aus?

Einfach mal etwas anderes sehen und erleben. Nicht immer an die Krankheit denken und wieder etwas Kraft schöpfen.

Viele Grüße
Sonnenschein

MelliMel27
12.10.2017, 16:13
Habe ich schon versucht. Leider ohne Erfolg , da e sagt wenn was passiert braucht er seine Ärzte. Ich Versuch es auch nicht mit Druck . Doch leider hab ich noch keinen Weg gefunden ihn von sich aus zu bewegen. Im großen und ganzen lass ich ihn völlig machen was er will . Übernehme fast alles. Doch ein Familienleben ist so kaum machbar.

monika100
12.10.2017, 20:40
Hallo,

dein Mann hat tierische Angst und braucht wahrscheinlich psychologische Hilfe. Ist auch kein Wunder bei so einer schweren Erkrankung, nur leider halten die meisten Männer nicht viel davon.

Gibt es in der Klinik, wo dein Mann behandelt wurde, vielleicht einen Psycho-Onkologen? Oder sucht einen niedergelassenen Psychologen. Meinst du, dein Mann sieht ein, dass er Hilfe braucht?

Viel Glück,
Monika

MelliMel27
12.10.2017, 20:57
Hallo Monika
Leider legt er es ab. Habe auch schon versucht mit ihm zusammen zu gehen. Er sagt immer nur er Bracht so einen blödsinn nicht. Ich habe auch schon in der Klinik darauf hingewiesen . Doch mein Mann macht da einfach nicht mit. Ich will auch nicht Zuviel druck machen. Da er sich sonst auch noch vor mir verschließt .

lotol
13.10.2017, 00:07
Hallo MelliMel27,

...Und von ihm kommt immer nur das stimmt was nicht. Er ist schwer krank da muss was sein. Auch unser Hausarzt sagt es ist alles ok. Es ist eine kopfsache. Ich weiß nicht weiter ich rede und rede . Doch es kommt nichts an! Habt ihr auch solche Probleme? Um jeden Rat wär ich dankbar. Ich bin Mit meiner Kraft und Geduld am Ende .

Nach einer Krebstherapie kann es natürlich unterschiedlich lange dauern, bis sich jemand wieder "fängt" und sich "intakt" fühlt. :)

Du beschreibst hier Deinen Mann als von der Angst getrieben.
Wie sieht er das denn?

Sollte Dein Mann wirklich ein "eingebildeter Kranker" sein, ist er tatsächlich schwer krank und braucht Hilfe.

Nicht mal unbedingt die Hilfe eines Psychoonkologen.
Denn was wollte der ihm schon erzählen wollen??
Daß sein Krebs "erledigt" ist, wurde doch nach der Therapie sowie bei der Nachuntersuchung schriftlich bestätigt.
Glaubt er das wirklich nicht und hat Angst vor einem erneuten Krebs oder was ist mit ihm los?
Kein Vertrauen mehr in die Funktionsfähigkeit seines Körpers (nach einer Therapie)?
Oder wie oder was?


Manche Männer können ja unglaublich "sture Böcke" sein.
Uneinsichtig bis zum Unerträglichen, und auch bzgl. "Hinredens" an sie ungefähr so "empfänglich" wie eine Wand oder ein Panzer. :D
Deshalb kann man es sich in manchen Situationen einfach schenken, etwas an sie "hintröten" zu wollen, weil das eh völlig sinnlos ist.


Andererseits ist es aber so, daß Dich das natürlich "runterzieht":
Kraft und Geduld am Ende.

Und genau das würde ich Deinem Mann klipp und klar sagen.
So nach dem Motto:
Dein ganzer jetziger Firlefanz mit Krankheiten macht mich einfach fix und fertig. :)
Ich kann das nicht mehr ertragen und will das auch nicht mehr tun.
Wenn Du meinst, es fehlt Dir etwas, dann geh zum Arzt und zeig mir anschließend den Befund.
Weil ich nämlich nicht mehr glaube, daß Dir wirklich etwas fehlt. ;)

De facto nimmst Du damit das gleiche Recht für Dich in Anspruch, welches er auch für sich (stur) beansprucht:
Nämlich das, etwas einfach nicht glauben zu wollen.

Als flankierende Maßnahme dazu würde ich ihm ein Blatt Papier vorlegen und ihn auffordern:
Mach da bitte mal eine Auflistung von allem, was Du so an Krankheiten hast.
Dann suchen wir gemeinsam anschließend Ärzte heraus, damit das geklärt werden kann.
Kannst das auch in aller Ruhe machen und Dir Zeit dabei lassen.
Ich gehe nämlich jetzt in's Kino/zum Treffen mit einer Freundin o.ä.
(Ohne jegliche Vorankündigung dieses Ereignisses gehst Du dann wirklich "Knall auf Fall" weg, und läßt Deinen Mann allein vor dem leeren Blatt hocken.
Damit er mal wirklich so richtig in's Grübeln kommt.
Nicht nur wegen der (noch) leeren Liste. ;))


Die "Grober-Keil-Auf-Groben-Klotz-Methode" funktioniert i.d.R. ganz zuverlässig.
Weil sture Böcke nämlich selbst "auf den Trichter kommen" müssen, daß es so nicht mehr weitergehen kann. :D
Dabei kann man sie aber kräftig unterstützen. ;)


Liebe Grüße und viel Erfolg dabei. :winke:
lotol