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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Mama bereits im Leberkoma(?) - Erfahrungen, was tun


Nicitzka
29.11.2017, 11:32
Hallo liebe ForumschreiberInnen,

ich bin neu hier, lese aber schon seit ein paar Wochen immer mal wieder mit.
Kommentiert habe ich auch schon. Jetzt möchte ich selber einmal schreiben.

Irgendwie ist es unsinnig, sich Meinungen einzuholen, dazu ist der Verlauf schon zu schwer, denke ich. Es ist schon zu spät, wahrscheinlich.

Was ich mir aber irgendwie erhoffe, Mut, Stütze oder was auch immer.

Meine Mutter hat seit knapp 3 Monaten die Diagnose Leberzirrhose Child C sowie Leberkrebs (2 Geschwulste), bedingt, sicher durch lebenslange Probleme mit den Leberwerten (wie ich es erst jetzt weiß) aber vor allem durch ihre Alkoholsucht.

Es sind im Grunde also gleich zwei schwerwiegende Krankheiten, die zu schaffen machen, wenn auch die eine die andere bedingt bzw. hervorgerufen hat.

Da meine Mutter nie zum Arzt wollte und wir sie nicht dazu überreden konnten, mussten wir den Zerfall über sehr viele Jahre ansehen.
Ich habe als Tochter (un dmein Papa ebenso) ansehen müssen, wie sie sich selbst zerstört. Hilfe habe ich ihr immer wieder angeboten, leider ohne jeden Erfolg.

Es gab mehrere Stürze in den letzten Jahren, die „repariert“ wurden. Die Frage, ob die verschiedenen Abteilungen in den Krankenhäusern nie gesehen haben, dass die Probleme eigentlich anders gelagert waren und nie die Werte genau angeschaut wurden, macht mich rasend.

Der letzte Sturz mit Wunde liegt über ein Jahr zurück und dort haben wir einen Neurologen (ich war mir sicher, dass meine Mutter Polyneuropathie hatte) auf die chirurg. Abteilung kommen lassen, der aber wohl kein Interese hatte.

Durch einen Zufall, (meine Mutter hatte vor kurzem viel Blut verloren), konnten wir sie dazu zwingen ins KH zu gehen. Diese Abteilung stellte dann schnell fest, dass sie nach der Behandlung und Bluttransfusionen, auf die Innere verlegt werden musste, da die Leberwerte katastrophal waren. Dort ging alles seinen Gang. Ab da sprach ich mit den Ärzten und mir als Tochter teilte man auch die niederschmetternde Diagnose mit. Seitdem trinkt sie zum ersten Mal nichts mehr (leider zu spät!)

Der Assistenzarzt teile mir dann jedoch mit, dass sei in der Tumorkonferenz entschieden haben, meine Mutter in einem anderen KH mit einer TACE zu behandeln. Dieses Angebot nahmen wir wahr und so bekam sie schnell 2 TACES innerhalb der letzten 2 Monate, die sie ganz gut vertrug.

Der Zustand besserte sich sogar kurzzeitig. Leider mussten wir letzte Woche erfahren, beim Kontrolltermin, dass sie zwar die Arterien fanden und dort das Chemotherapeutikum einbrachten, dieses aber auf unauffindbare Weise wieder ausgespühlt wurde (abfloss). So habe ich es jedenfalls verstanden.

Es gäbe leider keine Erfolgschance mehr (zu 99%). Sie stellten die Therapie ein und überliessen usn, einen Onkologen aufzusuchen. Dabei rieten sie jedoch noch vor der ersten TACE ab, eine reguläre Therapie (z.B. mit Nexavar) zu machen, wobei ich zustimmte, da der Zustand meiner Mutter nicht gut ist.

Sie schläft sehr viel und ist k.o. Essen tut sie auch nicht sehr viel. Ich habe das Gefühl, der Zustand hat sich seit ein paar Tagen verschlechtert.

Wir haben sie noch einmal zu einem kleinen Geburtstag zu Verwandten mitgeschleppt, wobei es ihr aber nicht gut ging und sie sehr stark gefroren hat. Sie friert übrigens immer. Das kommt wohl von der Blutarmut.

Wir haben nun mit dem Hausarzt beschlossen uns nochmal eine Zweitmeinung in einem anderen KH einzuholen. Ich frage mich allerdings, ob es Sinn macht.
Als Angehörige möchte man nichts unversucht lassen und doch weiss ich nicht, ob es nur Quälerei wäre.

Ich schreibe das so nüchtern runter, bin aber zutiefst traurig und weine viel.

Habt ihr denn Erfahrungen, Tipps, Worte für mich?

Ps. Falls jemand der Meinung ist, Alkoholiker haben es nicht anders verdient,
bitte spart euch den Kommentar.

LG Nicitzka

vintage
29.11.2017, 15:45
hallo nicitzka,

es ist nicht einfach, menschen, die man mag, an die sucht zu verlieren.

ich habe nicht verstanden, was du im titel meinst mit "bereits im leberkoma(?)"?
ist deine mama schon im leberkoma?
dann ist eigentlich nichts mehr machbar.
sie würde hinüberschlafen.

falls sie es nicht ist:
für eine zweitmeinung reichen ja die befunde auf einer cd oder per email, um sie an ein qualifiziertes KH zu senden.
warum nicht, das kann euch helfen, die situation beurteilen zu können.

frieren kann auch vom schlechten gesamtzustand bzw. vom stadium her kommen,
da ja scheinbar kaum noch ressourcen im körper vorhanden sind.

euch viel kraft!

Safra
29.11.2017, 18:20
Hallo Nicitzka,

ehrliche Meinung? Ich glaube auch, dass da nicht mehr viel zu machen ist. Die Leberzirrhose ist nun mal da. Und dazu noch der Krebs, eine häufige Folge. Natürlich könnt Ihr Euch eine zweite Meinung holen, aber ich habe so Zweifel, ob sich daraus was anderes ergibt.

Bitte überlegt Euch genau, was Ihr Eurer Mutter noch zumuten könnt und wollt. Weiß sie um den Ernst der Lage? Was will sie selber? Hat sie noch großen Kampfgeist? Wichtig ist, dass sie auf alle Fälle eine gute Therapie bekommt, die die Symptome lindert, also z.B. Schmerzen. Sie ist ja schon schwach, so dass sie eine Chemo wahrscheinlich schlecht verkraften und eventuell noch eher sterben würde als ohne.

Viele Grüße! Safra

Nicitzka
29.11.2017, 18:45
Vielen Dank für euere Antworten.

@vintage: sie ist sehr sehr müde und schläft viel. Im wachen Zustand ist sie relativ orientiert, aber hat große Gedächtnislücken usw. Ich dachte, ein Leberkoma hat mehrere Stadien. Und ja, sie isst noch etwas (wenig) und steht ab und zu auf. Leider tun ihr auch alle ihre Knochen weh.

Der Allgemeinzustand ist schlecht.
Durch die Tace war kurz eine echte Besserung da. Da die Medikamente aber irgendwie ausgespühlt werden (Ärzte wissen nicht wie genau), unterlässt man jetzt die weitere Behandlung.

Eine Zweitmeinung ist uns wichtig, auch dazu. Eine Chemo würde ich wahrscheinlich ablehnen.

Meine Mutter äußert sich dazu nicht. Sie vergisst entweder was sie hat oder verdrängt es. Sie nickt einfach. Auch wenn ich sie darauf anspreche, mit ihr versuche Dinge zu klären, möchte sie sich damit nicht beschäftigen.
Auch als die Ärzte ihr (sehr nett) ihre Diagnose ausgesprochen haben, hat si enur geschuat und das wars. Schnell wurde nur noch mit mir oder meinemn Papa kommuniziert.

Leider kann ich bei dem Termin nicht dabei sein, werde meinem Papa aber einen Fragenkatalog zusammen schreiben.

Ich möchte was tun und weiß nicht was. Ausser, dass ich einfach da bin.

Was mir besonders wichtig ist, dass in Erfahrung gebracht wird, was palliativ möglich ist. Schmerzlindernd, Allgemeinzustand bessernd, quasi. Also einfach unterstützend.

Leider habe ich im Abschlussbericht des KH lesen müssen, dass ein äußerst aggressiver Krebs (Metastase) in der Lunge gefunden wurde. Wurde uns bisher nicht kommuniziert, sowie Varizen in der Speiseröhre, wo es erst hiess, da wäre nichts.

Wer übernimmt denn diese palliativen Maßnahmen? Der Hausarzt?
Über wen läuft das?

Dank euch. Es ist einfach schrecklich.

LG

vintage
29.11.2017, 18:53
ich würde mich nach einem platz auf einer palliativstation oder in einem hospiz umzusehen.
man wird als angehörige entlastet und hat zeit für die zwischenmenschlichen /emotionalen "Sachen", also das Abschiednehmen etc.

sie betüteln kann man ja trotzdem dort auch und darauf achten,
dass das Lebensende würdig verläuft. das "dasein", liebe n. , ist tatsächlich das, was du schon machst und was man tun kann aus liebe.

Nicitzka
29.11.2017, 21:13
Liebe Vintage,

mich würde interessieren, wie Palliativmedizin/Therapie Zuhause angewendet wird und wie ich jemand finde, der sie Zuhause versorgt.

Im Moment hat sie noch keine gravierenden Schmerzen. Das kann natürlich alles kommen und dann kann ein Hospiz die bessere Adresse sein, auch wenn wir uns glaube ich wünschen, dass sie Zuhause bleiben kann.

Wenn aber Schmerzen unerträglich würden, dann wäre ein Hospiz die bessere Adresse. Wir haben in unserem Umkreis allerdings nur Hospizgruppen, Hospize sind alle in 40 km Entfernung.

Ich hoffe so sehr, dass sie ihren letzten Weg nicht in einem KH beschreiten muss.

Wenn ich das schreibe, kommt es mir so vor, als schreibe ich über eine andere Person, nicht aber meine Mutter. Es ist so unglaublich. So surreal.

Insbesondere ich habe jahrelang gegen Windmühlen gekämpft. Ich habe ihr gesagt, was passiert, wenn sie weiter trinkt. Im streit und in in normalen Worten. Ich habe ihr immer wieder Hilfe angeboten, aber nichst half.

Un nun wird meine Mama daran sterben.

vintage
30.11.2017, 09:24
zu deiner frage bzgl. palliativmedizin zu hause:
es gibt palliative ambulante pflegedienste,
die ebend die patientInnen zu hause versorgen mit schmerzmedikation etc.
egal ob zu hause, palliativstation oder hospiz: schmerzen müssen nicht sein.
das personal kennt sich da aus.

es gibt die allgemeine oder spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV)
bzw. auch ambulante hospizpflegedienste.
wird es auch in eurer gegend geben. also pflegedienste,
die auf die behandlung schwersterkrankter und/oder
sterbender menschen abgestimmt ist.
evtl. habt ihr ja auch schon eine pflegestufe beantragt?

den dienst schaltet die hausärztin oder das KH ein.
zur SAPV gehört auch wiederum eine ärztin/ein arzt.
google mal zu dem o.g. begriff.


40 km finde ich jetzt nicht viel.
man kann im hospiz mit übernachten und wird als angehörige/r
dort "mitversorgt", was verpflegung und - wenn gewünscht -
mentale begleitung betrifft.

wie alt ist deine mama?
du kannst nichts für ihre sucht. die verantwortung dafür liegt/bleibt bei ihr.

Nicitzka
30.11.2017, 12:37
Liebe Vintage,

vielen Dank für Deine Info. Ja, zu dem Landkreis gehört auch ein SAPV. Dort werde ich mich erkundigen. Sollte ich das vorher tun, auch wenn noch keine Schmerzen da sind?

Meine Mutter will nicht weg von Zuhause. Abgesehen davon ist sie sehr dickköpfig und wenig einsichtig. Sonst hätte sie auch in ihrer langen Alkoholikerinnengeschichte sicher aufgehört und hätte sich helfen lassen.
Nach mir die Sintflut.

Die Wut, Enttäuschung darauf wird mich wahrscheinlich immer begleiten. Im Moment steht das nicht im Vordergrund, da es um das Hier und Jetzt geht.

Ich habe gerade CTs vom einen Krankenhaus ins andere gebracht.

Wir wollen auf gar keinen Fall, dass sie leidet und Schmerzen hat, das hat sie definitiv (trotz allem) nicht verdient. Das verdient niemand.

Ich bin oft traurig, dass ich nie ein klärendes Gespräch führen konnte. Ich habe es immer mal wieder versucht. Über Jahre hinweg. Sie möchte es nicht.

Ich habe sie gestern gefragt, ob sie denkt, sie sieht einige Menschen im Himmel wieder, z.B. ihre Mama und Papa. Daraufhin meinte sie, das wären unnötige Gedanken und mir signalisiert, dass sie sich damit nicht auseinandersetzen möchte.

Ich habe natürlich auch die Sorge, was das mit meinem Papa alles macht.
Meine Eltern sind knapp über siebzig, ich bin Ende 30.

LG

Ps. Der Med.Dienst kam vor 2 Wochen, nach langem Warten und bisher ist noch keine Einstufung erfolgt. Wir warten noch drauf. Notfalls rufe ich dort morgen mal an.

vintage
30.11.2017, 13:04
liebe nicitzka,

ja, wenn absehbar ist, dass deine mutter nach hause kommen soll/wird,
den dienst auf alle fälle kontaktieren, weil die auch ihre dienste/ihr personal planen müssen etc.
dauert ja immer, bis alles läuft.
also beim leberkoma... dämmert man eher hinüber.
mein mann ist schön eingeschlafen, wenn man so will.
trotzdem hatte er auch eine schmerzpumpe.
die zeit als sehr naher mensch war intensiv und verändert eine/n.

deine mutter wird ihre gründe für die sucht haben.
das kann man jetzt tatsächlich nicht aufarbeiten.
aber du kannst ihr trotzdem alles sagen, was dich bewegt.
auch wenn sie schläft oder dämmert, sie hört es bestimmt.

wut, enttäuschung... ja, das glaube ich.
aber du lebst anders und bist anders!

meine mutter (77) ist auch ein "schwieriger fall".
trotzdem kann ich auch ihre stärke sehen, oder was sie geschafft hat,
sie also differenziert betrachten.
aber retten konnte ich nur mich selbst, nicht sie (auch noch).

ja, rufe mal bei dem medizin. dienst an.
es gibt ja auch pflegegeld.

viel kraft weiterhin und du schaffst das!

Mel_1
30.11.2017, 19:57
Hallo Nictizka,

HCC und schwere Leberzirrhose sind eine Krankheit, die so gesehen nicht mehr therapierbar ist, wenn die TACE nicht geholfen hat. Das Nexavar ist auch sehr umstritten und ist schlicht ein echter Chemohammer...die eh schon sehr angegriffene Leber, hat damit also auch noch fertig zu werden.
Leberkoma wenn kommt, dann geht das schnell...man riecht ihn aber auch, denn die Giftstoffe werden nicht mehr gefiltert und es gibt den typischen Geruch nach Aceton.
Wenn die Leber fast ihren Dienst aufgibt, kommt auch das Wasser, der Patient hat also eine Bauchwassersucht und sieht aus, als wenn er mit Vierlingen schwanger wäre. Man sagt immer, wenn das Wasser kommt, gehts schnell bergab.
Man kann das auch daheim stemmen, wenn der Palliativdienst on Board ist und der Hausarzt auch bereit ist.
Der "Vorteil" eines Leberkomas ist, dass die Patienten ins Koma fallen und langsam aus dieser Welt gehen. Sie merken davon nichts, da die Giftstoffe auch das Gehirn vergiften.
Dass sie jetzt immer etwas durch den Wind ist, muss nicht zwingend von der Erkrankung kommen, das kann auch der Alkoholentzug sein, der ja früher oder später kommen muss.
Das Palliativteam wird alles tun, dass Deine Mama ganz sicher keine Schmerzen leidet, sie haben ja dann auch vom Hausarzt die Mittel wie Morphin, das sie verabreichen können, wenn es benötigt wird.
Nimmt die restliche Zeit dafür her, diese mit der Mutter zu verbringen....warum und wieso sie zur Alkoholikerin wurde, ist jetzt eigentlich kein Thema mehr. Das muss man jetzt nicht mehr mit ihr klären.
Ich wünsche Euch für die kommende Zeit viel Kraft und alles Gute
LG
Mel

Nicitzka
30.11.2017, 21:09
Ihr Lieben,

danke für eure Antworten.

Meine Mutter hatte schon mehrmals Bauchwasser, das war aber bereits vor der Diagnose. Keiner hatte das aber festgestellt.

Das ging dann immer wieder zurück. Genauso wie Wasser in den Beinen/Füssen.

Die Leberzirrhose war erst auch C, jetzt auf B.
Wahrscheinlich ist der Verlauf doch nicht immer genau gleich.

Ja, es bringt nichts mehr über den Alkoholismus zu sprechen. Das ist zumindest für meine Mutter vorbei. Leider hat ein Gespräch darüber auch in den letzten 15 Jahren nie stattgefunden. Ich habe es immer wieder probiert. Meine mutter wollte nicht und hat geleugnet. Vor allem die letzten (schlimmen) Jahre.

Der körperliche Entzug ist durch. Und das nur, weil sie zu schwach war, sich im August Alkohol zu besorgen. Sie hatte Blutungen und aß nichts mehr. Bis sie dann ins KH kam und dann die Diagnose zum ersten mal auf dem Tisch lag.
Ab da gab es nix mehr zu trinken. Und für sie keine Möglichkeit mehr aufzubegehren. Die Verwirrtheit (demente Züge) nennt sich hepathische Enzepalopathie. Aber du scheinst Dich auszukennen, damit?
Vielleicht ist es auch Korsakow.

Es ist so traurig für mich. Meine Mutter hatte Hobbies, ein schönes Leben, war wohl ziemlich witzig und kreativ, hatte Freunde, bis sie irgendwann beschloss langsam dem Leben zu entgleiten.

Ihr Enkelkind (mein Kind) gab ihr anfangs nochmal etwas Aufwind, aber leider nur sehr kurz. Das ist auch schon einige Jahre her.

Clea
01.12.2017, 08:49
Liebe Nicitzka,
das ist wirklich hart, was du schreibst, und das ist es für euch schön lange.
Auch für deinen Vater. Wie verkraftet er denn das alles?
Habe ich das richtig verstanden, deine Mutter ist momentan im Krankenhaus?
Dann kann der soziale Dienste vielleicht nochmals die Einstufung veranlassen.
Aus dem KH heraus muss der MDK nämlich innerhalb einer Woche tätig werden.
Und so, wie sich das anhört, stehen die Chancen gut, dass er das einzig nach Aktenlage tut.
Der Palliativdienst kann bis zu fünfmal pro Tag ins Haus kommen.
Zweimal zur Grundpflege und bis dreimal, um Schmerzen etc abzufangen.
Das gibt euch die Sicherheit, dass immer Mal jemand kommt.
Im Notfall ist auch immer jemand ansprechbar, Tags und nachts.
Wenn ihr das Zuhause stemmen wollt und könnt, ist das oft möglich.
Ihr müsst euch nur im Klaren sein... Wenn jemand Zuhause stirbt, ist das Zuhause nicht mehr dasselbe. Dann sind da Erinnerungen, die viel schlimmer sind als ohnehin schon. Besonders für den, der dort zurück bleibt, also deinen Vater.
Überlegt euch das. Dein Vater muss wissen, worauf er sich einlässt.
Und wenn der Moment kommt, muss er ihn zulassen. Meiner hat sich dagegen entschieden. Pflegebett, Rollstuhl und der ganze Kram war schon da...
Ich habe seinerzeit meiner Mutti ein Ende aufgrund ihrer Raucherei vorhergesagt.
Und genauso ist es gekommen. Auch ich habe gedacht, ich hätte sie retten können, ja, retten müssen, aber so ist es nicht. Mittlerweile ist es bei mir eher das Unverständnis, dass sie uns damit so weh getan hat. Das hätte sie und nur sie für uns verhindern können. Hat sie aber nicht. Damit muss ich jetzt leben. Am Ende war es aber tatsächlich egal.

Nicitzka
01.12.2017, 10:16
Hallo liebe Clea,

nein, meine Mama ist zuhause. Sie war Im Sept im KH, weil sie Blutungen (gynäk.) hatte. Die Wochen zuvor hatte sie nichts gegessen. Wir waren im Urlaub und als ich heimkam, sagte mir mein Papa, dass meine Mutter abgemagert sei.
Ich habe ihm dann die Pistole auf dei Brust gesetzt, sofort einen Krankenwagen zu bestellen. Auf der Gyn.station haben sie schnell reagiert, die Blutungen gestoppt, Bluttransfusionen gegeben und erkannt, dass etwas mit der Leber nicht stimmt.

Dann kam sie auf die Innere und da waren wir mit der Diagnose konfrontiert. Die Zirrhose habe ich ihr lange vorausgesagt. Dass sie dann auch Krebs hatte, damit hatte ich nicht gerechnet.

Dort habe ich den Sozialen Dienst kontaktiert im KH, die haben alles in die Wege geleitet, wegen Hilfsmittel und MDK. Der MDK kam aber erst 7 Wochen später!

Nun war er da und es tut sich nichts! Wir warten wieder seit 2 Wochen.

Meine Mutter hatte zwei TACEs, die stationär waren. Danach kam sie wieder nach Hause.

Ich frage mich echt! Sie hatte so viele Brüche (beide Schultern, Zunge aufgebissen ...) immer im KH und niemand der Leute hat sich scheinbar die Leberwerte angeschaut.

Sie wurde wohl einmal gefragt, ob sie trinkt, darauf sagte sie nein, und dann war es gegessen. Naja. Das ist alles müßig und zu spät.

Für meinen Papa (den ich über alles liebe!), tja, für ihn war/ist das auch sehr hart, ich glaube, er hat irgendwie noch Hoffnung. Ich möchte mit ihm reden, was wir machen, damit wir schon einiges vorbereiten, doch er meint, er setzt einen Schritt vor den anderen. Das kann ich natürlich verstehen. Daher übernehme ich die ganze Arbeit was solche Dinge angeht.

Ich habe sogar einen Termin bei einer Bestatterin ausgemacht. Ich möchte da einfach die richtige Wahl treffen.

Ja, das werde ich auch versuchen anzusprechen, wegen dem Zuhause sterben.
Ich denke, es wäre meiner Mama ihr Wunsch zuhause gehen zu können.

Aber wäre auch einem Hospiz gegenüber bin ich offen. Ich werde das auf jedenfall ansprechen. Meine Mutter denkt, sie könne nächste Woche wieder besser laufen usw. Ich frage mich, ob es verdrängen ist oder ob der Kopf einfach schon so geschädigt ist. Dabei liegt sie fast den ganzen Tag.

Clea, ich würde gerne mehr Wut empfinden darüber, was uns meine Mutter so viele Jahre angetan hat. Ich hatte immer große Angst um sie. Ständige Brüche. Ich hatte Angst, dass sie fällt und niemand ist gerade da.

Sie hat meinem Papa teilweise das Leben zur Hölle gemacht. Sie war einfach nicht mehr der Mensch, der sie einmal war, auch wenn sie schon immer sehr schwierig war.

Und bei mir ist da immer wieder nur Leid. Dass es mir so unendlich leid tut, für sie. Dabei hat sie damit uns „kaputt“ gemacht.

Ich sehe in ihr einfach ein verletztes Kind, das nicht geschafft hat, mit ihrem Trauma (Mama von ihr hat sich suizidiert und meien Mutter hat sie damals mit 18 J gefunden!) zu arbeiten/sich helfen zu lassen.

Das ist aber alles meine Mutmaßung. Gesprochen haben wir darüber nie ausführlich. Ich habe meien Mutter immer wieder auf ihre Mama angesprochen, doch sie hat darüber nie wirklich sprechen wollen.

Das ist nämlich meine Mutter: verdrängen. Und jetzt glaube ich, ist es leider nicht mehr möglich, meine so lange gewünschte Aussprache.

Apropos Aussprache: ich habe seit ich 20 war, in Abständen von Jahren versucht, mit ihr Dinge zu klären. Das wurde immer abgeschmettert.

Natürlich habe ich oft auch mit ihr gestritten wegen dem Scheiss Alk. Dann wurde sie sauer und hat mich rausgeschmissen. Dann bin ich gegangen.
Die letzten zwei Jahre liefen hauptsächlich so ab, dass ich meinen Papa besuchte, zu meiner Mutter kurz in ihr Zimmer reinsah, hallo sagte und das wars.
Sie liegt seit 2-3 Jahren hauptsächlich auf dem Sofa.
Ich habe dann beschlossen, Abstand zu gewinnen, damit ich leben konnte.

Ich konnte sie nicht retten. Mit allen Kräften der Welt nicht. Und dennoch kommen manchmal Schuldgefühle. Warum ich es nicht geschafft habe, ob ich keine gute Tochter war, weil ich oft ausgeflippt bin.

Auch wenn ich ihr im Guten sagte, ob sie nicht Hilfe annehmen möchte, dann hiess es, ich sei die Gestörte, nicht sie ...

Mitte 20 hat ein damaliger Kumpel mir den Kontakt seiner Mama gegebenund Bücher für meine Mama. Die Mutter war selber Ex-Alki und half damals anderen Betroffenen. Ich bot meiner Mutter an, mit ihr zu ihr zu fahren oder wenigstens mit ihr zu telefonieren – nix.

Ach, da ist so viel gewesen ...

Ja, und irgendwann hab ich es aufgegeben. Erst letztes Jahr waren wir bei einem Suchtberater (habe meinen Papa mitgeschleppt). Ich wusste, dass es zu spät war. Es war mehr der Versuch meine Last abzuwerfen. Denn auch meinem Papa gegenüber habe ich immer wieder die Härte der Lage geäussert. Ich wollte, dass er sich wenigstens Hilfe sucht, aber auch das wollte er nicht. Tja, die Generation der Nachkriegskinder, sage ich da ...

Der Suchtberater hat meinem Papa den Kopf gewaschen und ich hatte zumindest da zum ersten Mal das Gefühl, dass ich befreit war von dem Drang, meinem Papa ständig sagen zu müssen, was passieren wird, wenn es so weiter geht.

Auch er hätte nichts mehr ändern können. Ich wollte aber mich als Tochter befreien ...

Lange Geschichte. LG

Safra
01.12.2017, 10:37
Hallo, liebe Nicitzka,

man merkt, wie sehr Dir doch das ganze Thema Alkohol zu schaffen macht. Aber Vorwürfe musst Du Dir nicht machen. Ich glaube, die meisten , die damit zu tun haben, bekommen nicht die Kurve, selbst nach einem Entzug werden die meisten wieder rückfällig. Ich kenne es von meinem Schwager bei Thema Rauchen, er hat uns dann belogen. Er bezeichnete Alkohol und Rauchen als seine Lebensqualität, da kam man nicht ran. Bei Deiner Mutter war es wohl so eine Art Trauma und viel Verdrängung. Wenn der Patient selber nicht will, hast Du keine Chance. Es ist schon traurig, wenn man überlegt, was für ein Leben so ein Mensch hätte führen können und wie viele Familien darunter leiden. Bewundernswert ist Dein Vater, der es trotzdem mit ihr ausgehalten hat (ich könnte das nicht).

Ja, sei traurig, aber mach Dir keine Vorwürfe. Ich denke, Ihr habt alles getan, was möglich war.

Liebe Grüße! Safra

Jaya
01.12.2017, 16:23
Liebe nicitzka,

du darfst dir keine Vorwürfe machen wegen der Alkoholsucht deiner Mutter.

Mein Bruder war auch Alkoholiker und ich weiß was du und dein Vater die letzten Jahre durchgemacht habt.

Aber... solange ein Suchtkranker selbst nicht erkennt dass er süchtig ist und er etwas ändern muss passiert gar nichts.
Da können Angehörige und Freund sich noch so bemühen, man kann nichts erreichen.

Mein Bruder musste auch erst ganz unten ankommen - dann hat es bei ihm "klick" gemacht und er hat sich aus dem Sumpf gezogen.

Suchtkranke hören nicht auf andere... wenn man sagt der Baum hat grüne Blätter dann behaupten sie nein die Blätter sind rot.

Mach dir also deshalb keine Vorwürfe - du konntest nichts machen.

Versuche jetzt für deine Mutter und deinen Vater da zu sein.
Aber vergess dabei dich selbst nicht, schau dass du auch hin und wieder raus kommst aus der Situation.

Das was du gerade erlebst habe ich hinter mir (meine Schwester ist an Speiseröhrenkrebs gestorben) und es kostet verdammt viel Kraft.

Versuche hin und wieder Kraft zu tanken indem du etwas positives für dich machst. Ich weiß das hört sich so einfach an... aber mir hat es zum Beispiel geholfen wenn ich mit dem Hund raus in die Natur bin, dort konnte ich ein bisschen abschalten.

Pass auf dich auf!!

Lieben Gruß
Jaya

Nicitzka
03.12.2017, 20:42
Hallo an euch,

ihr habt alle recht. Natürlich habt ihr alle Recht. Es sind einfach so viele Gefühle. Vieles ist diffus.
Die letzten zwei Tage habe ich versucht auch mal an etwas anderes zu denken. Ein bisschen zumindest. Es ist mir teilweise gelungen.

Ich habe bei der Krankenkasse angerufen und meine Mama ist bereits eingestuft. Der Bescheid ist noch nicht da. Warum ist es denn so, dass wenn man selber pflegt, es nur einen Bruchteil des Geldes gibt, als wenn man die Pflege in fremde Hände gibt???

Morgen werde ich mit dem palliativen Dienst telefonieren.

Heute waren wir nachmittags bei meinen Eltern. Es hat geschneit, mein Papa hatte einen Kuchen gebacken und die Vögel haben sich über Vogelfutter gefreut.
Meine Mutter sass sogar sehr lange mit mir am Tisch. Es war so schön.
Zwar eingewickelt in Decken, genauso krank wie davor, aber sie war fast
ganz normal.

Ich habe viele Fragen gestellt über früher, ihr Leben als Jugendliche und Kind. Einmal mehr meine Mutter in einem anderen Licht sehen. Sie war sehr klar und hatte viele Erinnerungen, die sie abrufen zud erzählen konnte. Von vielen Freunden udn Verwandten, ihren verschiedenen Stellen und Beziehungsgeflechte.
Ich musste an der einen oder anderen Stelle stark sein, weil mir dei Tränen kamen. Ich will einfahc nicht, dass sie stirbt. Ich will einfach noch Mama haben, diese Mama ohne Alkohol. Diese tolle Frau, die sie einmal war. Witzig, chrmant, für jeden Spass zu haben.

Was für ein Geschenk. Es war sehr schön mit meinen Eltern zu sprechen und was sie alles erlebt haben.
Ich hoffe, ich habe noch etwas Zeit um noch mehr zu erfahren.
Vielleicht noch etwas.

Vielen Dank für eure Rückmeldungen.
N.

Nicitzka
30.12.2017, 19:19
Hallo allerseits,

der Titel tut gerade nichts mehr zur Sache.
Mittlerweile sind viele Tage vergangen, habe ich das Gefühl.

Zwischendrin war meine Mama im KH, um dann abends an Weihnachten wieder nach Hause zu kommen.

Ihr war übel und sie hat Wasser im Bauch, inzwischen.
Es wurde nicht punktiert. Es gab Bluttransfusionen und Wassertabletten. Ausserdem weitere Medikamente und Fresubin.

Mittlerweile isst und trinkt sie kaum noch. Der Bauch wird dicker.
Ich habe eine Nachbarin von mir, die Pflegerin ist, mit zu meinen Eltern genommen damit sie meinen Papa davon überzeugt, dass wir einen Pflegedienst einschalten.

Auch habe ich den SAPV kommen lassen (zuerst gegen den Willen meines Papas).
Das war sehr gut! Wir haben nun viele Medikamente bekommen.
Die Ärztin kommt in 5 Tagen wieder. Trotzdem ist man allein. Ich hoffe, wir finden eine Lösung.

Leider hat meine Mama jetzt auch Unruhe. Sie kann nicht mehr sitzen und kaum gehen. Heute Nacht musste mein Papa sie dauernd umsetzen/umlegen. Vom Stuhl aufs Sofa, aufs Bett und wieder von vorne.

Als ich heute bei ihnen war, das gleiche.
Ich habe ihr dann eine Tavor gegeben. Das hat sie beruhigt.

Wir werden das nicht alleine packen.
Leider habe ich ja keine Geschister. Ich habe das Gefühl, wir sind einfach zu wenige. Ich brauche auch meinen Papa noch.

Meine Mama tut mir soo leid. Ich hoffe, wir gehen die richtigen Schritte.
Vielleicht ist die Palliativstation eine Lösung.

Der Gedanken an ein Hospiz wird leider bisher nicht akzeptiert.
-> das wäre ja ein Eingeständnis, dass man sich auf den Tod einstellt.

Es ist alles schrecklich.
An Schmerzmitteln bekommt meine Mama regelmässig nun Novalgin und dann irgendwann sicher Morphium.
Der SAPV hat uns ein Täschchen da gelassen.

Habt ihr Erfahrungen bzg. Palliativstation?

Danke euch. Ich bin auch total k.o.
kann mich kaum beschäftigen/ablenken.

Heimchen
31.12.2017, 11:40
Liebe Nicitzka,
es tut mir leid, dass deine Mama sich auch mit dieser beschi... Krankheit herumquälen muss.

Ich freue mich über Jeden, der Kay kannte und mir etwas neues erzählen kann.

Liebe Grüße Eva

Adlumia
02.01.2018, 21:26
Hallo Nicitzka,

traurig zu lesen, wie es deiner Mama und auch euch geht.
Es ist gut, dass ihr nun Unterstützung durch die ambulante Palliativversorgung habt, zumindest kann das helfen, dass deine Mama wenig bis keine Schmerzen erleiden muss und auch passende andere Medikamente gegeben werden können.
Die Unruhe, von der du schreibst, scheint sehr charakteristisch für die letzten Lebenswochen. Es ist für euch sicher sehr belastend, ich kann verstehen, dass ihr euch damit alleine fühlt und sicher auch hilflos.

Ich habe keine Erfahrung, was Palliativstationen angeht, ich hoffe hier meldet sich noch jemand, der dir vielleicht mehr dazu sagen kann.
Wollte dich nur wissen lassen, dass du hier gelesen wirst.

Es ist hart, die Begleitung auf dem letzten Weg zuhause zu übernehmen und wenn ihr da merkt, dass das nicht zu leisten ist, führt wahrscheinlich kein Weg dran vorbei, sich eine Alternative wie Palliativstation, zu überlegen - es ist eine schwere Entscheidung, wichtig ist jedoch, dass deine Mama gut versorgt wird und es nützt nichts, wenn ihr dabei zusammenbrecht oder es schlicht zeitlich nicht zu leisten ist. Ich wünsch euch viel Kraft, diesen Weg so gut es geht gemeinsam finden und dann auch gehen zu können!

Adlumia

Nicitzka
06.01.2018, 13:09
Inzwischen geht meine Kraft aus.
Die letzten Wochen hatte ich noch Hoffnung auf bessere Tage. Darauf, dass es sich hinzieht.

Seit 3 Wochen geht es bergab mit meiner Mama und auch mit meiner Kraft.
Ich habe viel übernommen und entlaste meinen Papa. Neben meiner Trauer zehrt das an mir
und auch mein Papa ist kräftemässig am Ende.
Leider sind seine Werte (hatte Prostatakrebs, P. wurde entfernt, Werte blieben im Rahmen) auf einmal fullminant gestiegen innerhalb von kurzer Zeit!

Das macht ihm zu schaffen und er muss nun sofort zum Facharzt, am Montag.

Wir werden uns auf die Liste (Hospiz) setzen lassen. auch das fällt mir sehr schwer.

Meine Mama ist nur noch schlafend. Ich frage mich, wie kann das sein.
Vor einer Woche hatte sie Knochenschmerzen. Novalgin half nicht, Palliärztin hat ihr ein Morphiumpflaster verordnet. Es war vorher kein Zustand mehr, denn mein Papa musst esie alle 3 Minuten umlagern. Nun hat sie keine Schmerzen mehr, ist aber nicht mehr lange wach.

Die Ärztin meinte, dass sie abgebaut hätte und das es ziemlich sicher nicht am Morphium läge, weil man sich daran gewöhnt. Sie kommt am Montag wieder und möchte das überprüfen.

Mir ist wichtig, dass meine Mama nicht leidet. Das steht über allem. Trotzdem macht es mich traurig, dass sie kaum noch anwesend ist. Sie schreckt manchmal hoch und möchte etwas.

Wortfindungsstörungen kommen dazu und sie sagte neulich, sie glaub, sie wird blöd, ihr entfallen ständig Worte.

Kurz darauf fallen die Augen wieder zu.
Ich weine viel und trauere. Habe Angst vor dem was kommt.

Wie habt ihr denn die Situationen gemeistert?
Ich sollte mir was Schönes gönnen und doch bin ich nicht bei der Sache, sehe den Sinn dahinter nicht.
mir ist einfach elend.

Wenn ich bei meinen Eltern bin, dann tätschle ich meine Mama, übernehme die Tätigkeiten (werde heute dort übernachten, damit mein Papa mal schlafen kann), bin ich zuhause, bricht alles über mich herein.

Ich verliere meine Mama – das tut unendlich weh. Hatte ich in den vielen letzten Jahren so viele Probleme mit ihr, jetzt sind wir und näher denn je, und ich bin so traurig.

Ich danke euch für eure eigenen Beiträge, die ich lese. Ich habe schon sooo viel Gutes mitgenommen und bin dankbar. Denn in meiner Welt hier fühle ich mich zum Teil ziemlich alleine.

LG Nicitzka.

Clea
06.01.2018, 15:36
Liebe Nicole,
ja, es ist ein Elend und es ist kaum zum Aushalten.
Ich habe das jetzt ein Jahr hinter mir und wünsche sie mir zurück, diese elende Zeit. Denn die war sehr intensiv. So nah war ich meiner Mama noch nie wie in dieser elenden Zeit. Und das ist sehr mächtig. Halte fest, solange es noch geht.
Wenn es vorbei ist, kommt es nie zurück!
Aber auch dann wirst du gebraucht, nämlich von deinem Vater. So sehr, wie du ihn dann brauchen wirst.
Ich drücke dich mal aus der Ferne.

Ceddy
06.01.2018, 16:27
Liebe Nicole,


ich habe diese Zeit genau wie du auch erlebt. Kann alles nachfühlen.
Meine Mutter ist am 21.112017 gestorben und genau wie Clea, wünschte ich
mir diese harte, schlimme, intensive Zeit zurück.
Es tut unendlich weh, seine Mutter so leiden zu sehen.
Gut ist, das sie Morphium bekommt, so hat sie keine Schmerzen und ist trotzdem bei euch.

Manchmal frage ich mich, wer hat den, .....diesen unseren Tod erfunden. Die Trauer, die Schmerzen, ob körperlich oder auch seelisch, ....warum konnte das nicht anders gehen.
Egal ob es der Sterbende ist, oder die Überlebenden sind, warum müssen wir so leiden. Wäre einfacher, wenn wir keine Emotionen hätten....., aber dann könnten wir auch nichts mehr Schönes empfinden.

Ach es ist so schwer für dich, ich kann dir diesen Schmerz nicht nehmen, aber
ich kann dir sagen, es wird irgendwann besser.
Und in dieser Zeit, wo du da sein musst, entwickelst du große Kräfte, damit du alles schaffst.

Ich drücke dich von hier aus ganz feste

Andrea

Nicitzka
06.01.2018, 16:34
Hallo Clea,

danke für deine Rückmeldung.
auch wenn ich noch nicht da bin, wo du jetzt bist, ich kann das voll und ganz unterstreichen, was Du schreibst. Deswegen übernachte ich dort, deswegen mache ich alles, was ich irgend kann.
Ich hab eaber das Gefühl, dass man gar nicht alles auf einmal nachholen kann. Puzzelteile werden am ende fehlen und man wird sie schmerzlich vermissen(müssen).

Auch Du hast ALLES (gute) getan, was möglich war. In aller Liebe, die Du geben konntest für Deine Mama.

Ich soll nicht zu sehr mitleiden und darin aufgehen. Mich nicht selbst vergessen im Leid. Das sagen andere. Ich weiss auch, was damit gemeint ist und doch schaffe ich es nicht.

Ich muss auf mich aufpassen und hoffe, dass ich die Kurve kriege.
Wenn ich dann bei meiner Mama bin, bin ich dankbar, einfahc nur da zu sein und bin „stark“. Bin ich zuhause, bin ich ein Häufchen Elend oder ungerecht.

Es gibt Menschen in meiner (örtlich) nahen Umgebung, die kommen damit nicht klar, dass ich diese Zeit durchlebe. Die distanzieren sich, weil sie damit nicht umgehen können. Ich habe Verständnis, doch mal nachfragen, ein Kärtchen schreiben, vor die Tür legen ... aber da kommt nichts. Obwohl wir einander gut kennen.
Das enttäuscht mich sehr und ich bin wütend auf das Heile-Welt-Idyll, dass sie so extrem ausleben. Weisst du was ich meine?

Deswegen bin ich dankbar für den Austausch hier. Das stille Mitlesen und ab und zu, nein sogar sehr oft zu nicken und zu sagen, jaaa, genau so fühle ich mich. Irgendwo ist noch jemand anderes, der erlebt etwas ähnliches, denn die meisten Menschen in meinem Umfeld haben das noch nicht erlebt und haben Angst vor der Höhe, Breite und Tiefe, die damit einhergeht.

LG N

Christin12
06.01.2018, 19:04
Es gibt Menschen in meiner (örtlich) nahen Umgebung, die kommen damit nicht klar, dass ich diese Zeit durchlebe. Die distanzieren sich, weil sie damit nicht umgehen können. Ich habe Verständnis, doch mal nachfragen, ein Kärtchen schreiben, vor die Tür legen ... aber da kommt nichts. Obwohl wir einander gut kennen.




Das ist der Grund, sie können damit nicht umgehen.
Das wirst du leider noch öfter erleben. Menschen, von denen man
gewisses Mitgefühl oder wenigstens kleine Zeichen erwartet, ziehen
sich zurück. Es passiert aber auch, dass Menschen, von denen man es
gar nicht denkt, auf einen zukommen, in den Arm nehmen, liebe
Worte finden.

Liebe Nicitzka,

es geht nicht, nicht mitzuleiden.
Man stellt die eigenen Bedürfnisse in den Hintergrund
bzw. hat man keine eigenen Bedürfnisse in dieser Zeit.
Und auch ich, wie Clea und Ceddy wünsche mir diese
Zeit zurück.
Du wirst jeden Tag erneut die Kraft finden, das
durchzustehen. Ganz bestimmt.

Ein lieber Gruß,
Ch.

fluturi
06.01.2018, 20:30
Liebe Nicitzka,

ich kann mich meinen Vorrednerinnen nur anschließen. Ich habe vor knapp einem Jahr meinen Papa verloren und ich würde alles dafür geben, um nochmal diese schrecklich schmerzhafte und unglaublich leidgetragene Zeit vor einem Jahr erleben zu können. Einfach nur, weil er dann wieder da wäre. Für mich fühlt es sich an wie gestern. Ich kann es nicht begreifen. Vielleicht bin ich langsam im verarbeiten, vielleicht geht es dir ganz anders. Aber ich möchte dir meinen Eindruck von dieser Zeit schildern. Für mich gab es in dieser Zeit nur meine Familie. Nur meinen allerliebsten Papa, meine Mama und meinen Mann. Alles andere war mir egal. Diese Floskeln "Pass auf dich auf. Du darfst dich dabei nicht vergessen. Irgendwann kippst du noch um. Tu doch auch mal was für dich." Ich kann und konnte es nicht hören. Ganz ehrlich, meiner Meinung nach, schafft der Körper, was er schafft. Irgendwann kippt man dann vielleicht um. Na und? Ich hätte es mir nie verziehen auch nur eine Stunde weniger bei meinem Vater gewesen zu sein. Lieber wäre ich umgekippt. Ich warte auf diesen Zeitpunkt noch heute. Und ich finde, mein Körper hätte jeden Grund dazu, er tut es aber einfach nicht.

Das ist meine persönliche Meinung. Jeder ist anders und sieht das anders. Aber ich kann dir aus meiner Erfahrung nur sagen, bleib bei deinen Eltern. Mach das, was du für richtig hältst. Nichts anderes ist wichtig.

Ach und die anderen, die sich nicht melden oder nur so tun, als würden sie sich interessieren. Auf die verzichte ich. Von Tag zu Tag mehr. Ich war und bin so enttäuscht von Menschen, von denen ich dachte, sie wären mir nahe. Das merkt man erst, wenn es schlimm wird. Viele können damit nicht umgehen. Das ist schade, aber nicht mein Problem. Ich habe meinen Vater verloren. Klingt egoistisch. Ich glaub, das bin ich inzwischen auch ein Stück weit. Ich habe letztens einen schönen Spruch bei Facebook gesehen: "Geh mit, oder geh beiseite."

Ich wünsche euch viel Kraft.

Nette1973
06.01.2018, 21:47
I

Meine Mama ist nur noch schlafend. Ich frage mich, wie kann das sein.
Vor einer Woche hatte sie Knochenschmerzen. Novalgin half nicht, Palliärztin hat ihr ein Morphiumpflaster verordnet.

Kurz darauf fallen die Augen wieder zu.
Ich weine viel und trauere. Habe Angst vor dem was kommt.

Wie habt ihr denn die Situationen gemeistert?
Ich sollte mir was Schönes gönnen und doch bin ich nicht bei der Sache, sehe den Sinn dahinter nicht.
mir ist einfach elend.

Wenn ich bei meinen Eltern bin, dann tätschle ich meine Mama, übernehme die Tätigkeiten (werde heute dort übernachten, damit mein Papa mal schlafen kann), bin ich zuhause, bricht alles über mich herein.

Ich verliere meine Mama – das tut unendlich weh. Hatte ich in den vielen letzten Jahren so viele Probleme mit ihr, jetzt sind wir und näher denn je, und ich bin so traurig.

LG Nicitzka.

Liebe Nicitzka

Es ist lange her, dass ich meinen Vater auf diese Weise verloren habe. Es war sehr intensiv und man braucht viel Kraft. Das "Schöne" und das merkt man erst im Nachhinein, ist die Zeit, die man noch miteinander verbringen kann. Abschied nehmen in Frieden. Wenn man es schafft die Situation so anzunehmen wie sie ist. Eine Trauerbegleiterin hat mir damals gesagt, dass es für den Kranken schön ist, wenn man sie Hand unter seine Hand legt. Er hat dann jederzeit die Möglichkeit, seine wegzunehmen, wenn es zu viel ist oder auch, die Hand unten zu drücken.

Deine Mutter kann dir dadurch Kraft geben. Vielleicht will sie das? Tätscheln ist schwierig. Wahrscheinlich bräuchtest du tätscheln im Moment mehr als sie. Einfach ganz ruhig die Hand unterlegen und annehmen. Ich war erstaunt, welche Ruhe und Frieden reinkam, auch in mich, in uns und wie das gewirkt hat. So wie du es beschreibst ist sie ab und zu wahrscheinlich schon weg. Oft bleiben Menschen in diesem Stadium und bei uns, weil sie merken, dass wir Angst haben und sie das Gefühl haben noch bei uns bleiben zu müssen. Werden wir ruhig, können sie gehen.

Das sind nur meine Gefühle, die hier hochkommen. Weil ich es damals so erlebt habe. Als ich aufgehört habe stark zu sein und gesagt habe, dass ich eine scheiss Angst habe, war plötzlich alles "leicht" und ich habe es genossen, dass ich noch Zeit mit meinem Vater verbringen konnte. Auch wenn er fast nur noch weg da. Es gab noch wache und sehr schöne Momente.

Ich wünsche dir alles Liebe!

P.S. ich vermute, dass sie vom Morphium so weg ist. Das ist normal in diesem Krankheitsstadium. Schmerzen nehmen und wach bleiben geht oft nicht. Sie selbst empfindet das weg sein sicher nicht als unangenehm. Du musst keine Angst haben vor dem was kommt. Sie wird gehen und du wirst dein Leben neu ordnen. Mit viel Trauer und deiner Mama im Herzen. Dort kann sie dir niemand nehmen. Du wirst das schaffen.

p53
06.01.2018, 21:57
Hallo Nicitzka,

ich denke auch, dass du dir weniger Gedanken und Druck machen darfst, was du laut Expertenrat besser tun, anders tun oder lassen solltest.

Es kommt ja darauf an, dass es sich für dich und dein zukünftiges Leben richtig anfühlt, dass du mit deinen Entscheidungen nicht nur jetzt, sondern auch in den folgenden Jahren, für den Rest deines Lebens leben kannst und dir keine Vorwürfe machst oder ähnliches.

Ich habe allerdings ein wenig Bauchgrummeln, da eure Geschichte einfach nicht vergleichbar ist mit anderen.... es gibt eine (wahrscheinlich sehr lange) Vorgeschichte und die fließt natürlich mit ein.
Da lässt es sich für Außenstehende ohne diese Erfahrungen leicht daher reden, sie haben ja nicht deine Leidensgeschichte miterlebt, die deine nun todkranke Mutter verursacht hat. Natürlich nicht absichtlich und böswillig.
Du hattest deine Mama im Grunde schon vor langer Zeit verloren, und du weißt, an wen bzw was.....
Umso schöner, dass sich für dich einiges bereinigen konnte, auch wenn nicht drüber gesprochen wird und deine Mutter auch in ihrer Endphase weiterhin die Vermeidungshaltung beibehält.... aber das gehört eben auch zu ihrer schweren Erkankung und damit meine ich jetzt nicht den Krebs.

Ich stelle mir das einen ungeheurer schwierigen Zwiespalt auch vor, auch wenn gerade völlig das Mitgefühl, Mitleiden und Mitgehen überwiegen.

Vielleicht wäre es eine gute Idee, irgendwann einmal, wenn du den Kopf frei dafür hast, dich therapeutisch unterstützten zu lassen. Falls du das nicht schon in der Vergangenheit getan hast - ich weiß nicht, ob und wie sehr du dich distanziert hast oder Teil des "Systems" warst.

Was die ortsansässigen Mitbürger angeht, da sollte man eben auch nicht einfach blind verurteilen, sondern auch deren Seite sehen.
jeder Mensch hat auch das Recht, sich selbst zu schützen vor Dingen, die einem nicht gut tun. Das mag unangnehm sein für Betroffene, aber man kann niemanden dazu verdonnern, einen Weg mitzugehen, wenn sie nicht wollen.
Hinzu kommt eben auch hier eventuell die ganze Vorgeschichte, wer weiß, was da alles vorgefallen sein mag. Ich spreche da durchaus auch aus eigener Erfahrung, möchte das aber jetzt keinesfalls hier näher ausführen, es geht ja um dich und deinen Weg.

Du darfst auch ruhig mal unfassbare Wut (auf deine Mutter) zulassen, wenn du das so empfindest. Auch wenn es nicht rational ist, sie war einfach krank und konnte nicht anders, du darfst so fühlen und auch mal laut schreien.
Ob das nun das Umfeld versteht oder nicht... sche**egal.
Ich kann es sehr gut verstehen :rolleyes:

Nicitzka
07.01.2018, 15:00
Hallo an euch,

danke für eure Antworten und eure Mühe.

Ceddy:
ich kann dir sagen, es wird irgendwann besser.
Und in dieser Zeit, wo du da sein musst, entwickelst du große Kräfte, damit du alles schaffst.

Ich hoffe, es wird irgendwann besser und leichter. Ich hoffe auch ein bisschen, dass ich irgendwann sagen kann, diese Sch... zeit ist nun vorbei (auch diese davor, denn die war ja auch nicht gut).


Christin12: danke für Deine Worte. Ja, es geht nicht, nicht mizuleiden. Das stimmt. Und egal, diese Umstände kennen einfach keine Rationalität, auch wenn ich mir das manchmal gerne wünschen würde. Ich bin kein Pragmatiker.

fluturi: Danke auch für Deine Zeilen. Ja, so ist es.

Nette1973: Danke für Deine Antwort. Darf ich fargen, was dein Papa genau hatte? Ja, mit Tätscheln meine ich nicht Täscheln, sondern tatsächlich Hand halten. Anfänglich hab eich sie viel massiert (Handmassage), aber mittlerweile habe ich einfach tatsächlich ihre Hand in meine gelegt.
Ich glaube aber, man kann eigentlich nicht viel falsch machen. Wichtig ist doch, dass man da ist.

p53: Danke auch für deinen kritischen Input. Ja, da sprichst du natürlich was an. Ich habe meine Mutter durchaus auch noch als „normale“ Mutter erlebt. Allerdings gibt es schon eine Zäsur zwischen damals und den vielen letzten Jahren. Damals war ich Kind. Mit dem Alkohol fing es im Rückblick an, als ich ca. 14 war. also Teenie. Das ging dann also über 24 Jahre und steigerte sich eben bis zur jetztigen Krankheit.
Sie war immer etwas schwierig, aber der Alkohol steigerte das „Schwierigsein“
dann noch ins Extreme.
Es ist in der Tat nicht zu vergleichen, das stimmt. Es ist ein schmaler Grad und mir fällt es trotzdem scher zu sagen: weil es so war (weil du so warst) versuche ich anders an „die Sache“ ranzugehen.
Für mich ist es eben auch wichtig, meinen Papa zu entlasten (denn ich war immer ein absolutes Papakind).
Sicher werde ich mir das nochmal ein einem professionellen Setting anschauen, wenn die Zeit dafür ist und mein Kopf frei dafür.

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Heute habe ich bei meinen Eltern übernachtet, damit mein Papa entlastet wird (hinzu kommt ja da die Angst nun vor weiterem Prostatakrebs, bzw. Streuung)

Meiner Mutter haben wir abends das Morphinpflaster gewechselt und dann irgendwann sind wir schlafen gegangen. Ich übernachte dann auf dem Sofa.
Ich dachte, ich werde meine Mutter vllt. mal auf die Toilette bringen müssen (aus Bett heben in Toilettenstuhl) und gut is.

Meine Mutter hatte starke Unruhe und konnte nicht schlafen. Sie wollte andauernd hochgeschoben, hingesetzt werden und hat die ganze Nacht gejammert. Hinzu kommt, dass sie ein Schlüsselbeinbruch hat, der aber nicht mehr behandelt wurde (weil zu gefährlich, also keine OP).
Uns so ging es die ganze Nacht. Sie kann nicht mal mehr ihr Bett bedienen. Also Kopfteil hoch und runter fahren. Sie kann eigentlich gar nichts mehr.

Ich dachte, das Morphium müste doch wirken habe mir dazu aber keine Gedanken gemacht. Irgendwann habe ich ihr dann eine Tavor gegeben.
Daraufhin konnte sie 1,5 h schlafen. Dann ging es wieder los.
Dann hingen ihre Beine aus dem Bett, also wieder rein usw usw.
Um 8h gab ich ihre Medizin und setzte sie auf den WC-Stuhl.

Um 9 kam mein Papa und wir banden ihren Arm (Schlüsselbeinbruch-Arm)ein.
Da stellten wir fest, dass das M.-Pflaster weg war! Wir hatten zwar was drüber geklebt, aber sie musst es nachts verloren haben.

Also neues drauf, kurz danach schlief sie ein und schläft jetzt wohl.
Ich war fertig und bin dann irgendwann nach Hause gefahren, nachdem ich noch die Tabletten für die Woche gerichtet habe.

Ob das nun an dem fehlenden Pflaster lag? Wann es wegging, kann ich ja leider nicht feststellen. Diesesmal haben wir es richtig festgeklebt, so dass es definitiv nicht abgehen kann. Schöner Mist. Ich bin durch.

Ach ja, das mit den Mitmenschen: klar ist mir bewusst, dass sich Menschen unterschiedlich verhalten und das auch dürfen. Erstaunt bin ich dennoch, denn ich erwarte nicht mal viel.

Euch trotzdem einen guten Sonntag, vielleicht scheint bei euch irgendwo die Sonne?

N

Däumling
07.01.2018, 19:54
Hallo,

Das liest sich sehr sehr kräftezehrend!
Dein Vater ist dir sicher sehr dankbar, dass du ihn gelegentlich „ablöst“ , gerade jetzt wo er selbst noch mehr Ängste hat.

Ich wünsche dir weiterhin ganz viel Kraft, Mut und Tapferkeit!

Liebe Grüße

Elisabethh.1900
07.01.2018, 21:39
Liebe N,
Ob das nun an dem fehlenden Pflaster lag? Wann es wegging, kann ich ja leider nicht feststellen. Diesesmal haben wir es richtig festgeklebt, so dass es definitiv nicht abgehen kann. Schöner Mist. Ich bin durch.
So ein Pflaster wirkt nur richtig, wenn sich darunter noch etwas Unterhautfettgewebe befindet. Außerdem hält es sehr schlecht, wenn man es klebt und zu dem Zeitpunkt der Patient stark friert. Es dauert eine gewisse Zeit, ehe das Pflaster richtig klebt, manchmal haben die Dinger einfach auch eine schlechte Qualität.

Herzliche Grüße an Dich,
Elisabethh.

Nicitzka
09.01.2018, 11:18
Hallo ihr, die ihr hier mitlest,

seit knapp 3 Tagen hat sich der Zustand meiner Mama fast schlagartig verschlechtert.

Vor 3 Tagen sagte sie mir noch: „ich verliere die Wörter, ich glaube ich werde blöde“ und zwei Tage später kann sie nicht mehr sprechen, nur noch Laute von sich geben.

Sie schläft meistens und ist nur kurz wach, bekommt ihre Augen aber nicht mehr richtig auf.

Als ich gestern morgens kam, hat sie eine wunderschöne Bewegung gemacht, als sie merkte, dass ich da war.

Mama merkt also schon wer da ist und was wir sagen.
Leider isst und trinkt sie nichts mehr. Wir geben etwas Wasser in den Mund, damit er nicht austrocknet und die Pfleger (und wir) machen natürlich die Mundhygiene.

Sie kann nun auch nicht mehr auf den Toilettenstuhl gesetzt werden.
Das ist für sie eine echte Belastung, dass sie nicht mehr auf das WC gebracht werden kann.

Es ging sooo unglaublich schnell nun. Wenn ich zuhause bin, weine ich fast ununterbrochen.

Ich habe Sachen bezüglich eines Fetanylpflasters gelesen (sie hat die kleinste Menge), dass ich dachte, scheisse, was haben wir da angefangen.
Aber ich möchte mir nicht darum auch noch einen Kopf machen.
Wichtig ist doch, dass sie keine Schmerzen hat?!

Es tut unendlich weh (trotzdem) und auf einmal kommen auch so viele Sachen, die mir gar nicht mehr bewusst waren (nämlich sehr schöne Kindheitserinnerungen)

Ach Mama, ich hoffe, Du weißt, dass ich dich trotzalledem lieb habe
und dass wir versuchen, dass beste, was uns möglich ist zu tun.

Sie verdrängt das Sterben bis zum Schluss. Ich denke, sie kämpft innerlich (und manchmal auch äußerlich dagegen an).

Vieles werde ich wohl nicht mehr erfahren und manches nicht mehr lösen können.

Ich habe heute einige Telefonate führen müssen (Pflegedienst, Krankenkasse), zum Schluss noch eine Bestatterin angerufen, mit der ich vorab Email-Kontakt hatte und es fällt mir ein Stein vom Herzen – sie ist sehr sehr nett, glaube ich.

Man will das alles nicht, doch man muss.

Es ist Elend meine Mama so zu sehen (ich weiss, sie hat sich da reinmanövriert, doch sie glaubte immer, dass sie nie ein Pflegefall würde und
in diese Lage käme, von anderen gewaschen zu werden ...).

N

Däumling
09.01.2018, 12:03
Hallo,

Das tut mir so leid zu lesen!

Leider liest man zu allem was es gibt pro und contra.
Einer sagt „das ist DAS Mittel“ der nächste sagt „um gottes willen das ist das schlimmste was man machen kann“

Ich wünsche die ganz viel Kraft für die nächsten Tage und drücke dich unbekannterweise.

Clea
09.01.2018, 17:16
Liebe N,
ja, von anderen derart abhängig sein, das will wohl niemand.
Meine Ma war vom Einen auf den anderen Tag ein Pflegefall.
Als sie dann ein wenig zu Kräften gekommen war, hat sie sich gegen die Pflegenden gewehrt. Dann hab ich sie nach ein paar Tagen gewaschen und umgezogen.
Von da an ging es, denn von mir wollte sie das noch weniger.
Aber Stuhlgang war jedesmal eine Qual, denn das musste ja jemand wegmachen.
Aber das scheint bei euch alles schon unwichtig geworden zu sein. Es tut mir unendlich leid, dass sich deine Mutter auch so quälen muss.
Das Pflaster ist sicher nicht schuld an der rasanten Verschlechterung. Bei meiner Ma war es auch so, gestern hat sie bei den Krankengymnasten noch gestanden und hinterher gut gegessen, am nächsten Tag haben sie uns auf das nahe Ende vorbereitet. Es war unfassbar. Aber leider hatten sie Recht.
Ich wünsche dir viel Kraft. Sei für sie da. Das ist so viel wert.

Nicitzka
14.01.2018, 18:58
Hallo an alle, die sich hier bemüht haben und so lieb geschrieben haben:

Meine Mama hat sich in der Nacht vom 10.1. auf den 11.1. um Punkt Null Uhr
Zuhause auf den Weg gemacht.

Mein Papa und ich waren bei ihr und haben ihre Hand gehalten. Zu einem Lieblingslied, das ich gespielt habe, hat sie den letzen tiefen Atemzug getan.

Es war mein letztes Geschenk, das ich (und mein Papa auch!) meiner Mama machen konnte(n).

Es ist un-un-unendlich traurig. Und auch noch sehr irreal. Sie ist doch noch da?!

Nicitzka

Wolle2
14.01.2018, 19:07
Liebe Nicitzka.

Ich möchte Dir mein Beileid zum Heimgang deiner Mama aussprechen.
Ich wünsche Dir und deinem Papa viel Kraft, den Verlust zu verarbeiten.
Bis zuletzt durftet Ihr die Mama auf ihren letzten Weg begleiten. Euch bleibt die Erinnerung an eine glückliche, gemeinsam erlebte Zeit.

Mit stillem Gruß.
Wolle2.

fluturi
14.01.2018, 19:19
Es tut mir sehr leid für euch. Viel Kraft!

Däumling
14.01.2018, 20:41
Mein Beileid!
Ich wünsche dir und deinem Papa viel Kraft für diese schwere Zeit.
Auch wenn es kein wirklicher Trost ist, sie hat nun keine Schmerzen mehr.
Alles Liebe
Däumling

Clea
14.01.2018, 21:36
Liebe Nicitzka,
es tut mir sehr leid für euch.
Ich wünsche euch viel Kraft.





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