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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Siegelringzelle Zufallsbefund Meinungen.


Armin1978
28.01.2020, 13:11
Hallo liebe Community,

mein Name ist Armin, ich bin 41 und komme aus Österreich.
Was Krebs anbelangt bin ich als Angehöriger in den letzten Jahren sehr stark in der Pflicht.
Vor ein paar Jahren wurde bei meinem Vater Lungenkrebs im Endstadium diagnostiziert und als er gestorben war brach 2 Monate darauf eine akute Leukämie bei meiner Mutter auf.
Ich musste 2 Jahre lang meine Eltern in den Tod begleiten, was sehr an die Substanz gegangen ist.

Aktuell mache ich mir große Sorgen um
meine Lebensgefährtin.
Sie ist 31, hat sein 3-4 Monaten täglich Bauchschmerzen und manchmal auch Verdauungsprobleme.
Als erstes wurde, wie bestimmt in vielen Fällen, ein Magen-Darm-Infekt vom Hausarzt diagnostiziert. Als es nicht besser wurde, drängte ich sie zu einer Magenspiegelung.
Der Arzt hatte bei der Spiegelung einen Zwerchfellbruch festgestellt, ansonten jedoch keine Auffälligkeiten.
2 Tage später rief er an und sie solle dringend zu ihm in die Praxis kommen.
Er sagte das bei der Untersuchung der routinemäßig entnommenen Gewebeprobe bösartige Zellen gefunden wurden ( Siegelringzelle im Antrum ).
Auch die Tumormarker bestätigten die Diagnose.
Da die Wunde der ersten Entnahme noch nicht verheilt war und man die betroffene Stelle noch erkenne sollte, schicker er sie daraufhin sofort ins KH um an der selben Stelle nochmal Gewebe zu entnehmen.

Nur war der zweite Befund negativ. In diesem Bereich konnten keine pathologischen Veränderungen festgestellt werden. Die Tumormarker waren wieder in der Norm, CT unauffällig.

Nun ist dieses Siegelringzellkarzinom jedoch äußerst aggresiv, deshalb steht trotzdem eine Entfernung des Magens im Raum.
Es ist auch merkwürdig, dass die Beschwerden immer noch da sind.
Nächste Woche wird dann eine Koloskopie durchgeführt und Anfang Februar ein MRT des Schädels.
Auf das Bauchfell hab ich ihn aufmerksam gemacht, aber da warten sie ab ob der Magen nun entfernt wird oder nicht, weil man das Bauchfell dann bei der OP sieht. Ich weiß nicht ob sie eine Laparoskopie machen, falls der Magen doch drin bleibt.

Zusammenfassend weiß ich nun nicht wirklich, wie ich die Situation einschätzen soll. Es macht so den Anschein, als ob der Arzt per Zufall genau den 0,5mm Tumor entfernt hat, was bestimmt einer Wahrscheinlichkeit von 6 Richtigen im Lotto nahe käme. Deshalb bin ich da sehr skeptisch, natürlich auch wegen meiner Vorgeschichte.
Auch das sie nach wie vor Beschwerden hat, macht mich stutzig.

Kennt jemand von euch vergleichbare Fälle?

Sorry für den Roman und vorab schon mal danke für eure Antworten/Meinungen

Gruß
Armin.

Beccamaus
28.01.2020, 13:22
Hallo Armin, also für mich klingt das alles sehr kurios. Die Ärzte aus dem KH können doch nicht wegen des Erstverdachts des Gastroenterologen den Magen vollständig entfernen?? Bist du bzw. deine Freundin in einem KH was spezialisiert auf Krebserkrankungen im Gastrointestinaltrakt ist oder einfach nur in einem KH was gleich um die Ecke ist? Versteh mich nicht falsch, aber bei solch einer Diagnose, die dann auf einmal revidiert wurde, würde ich mir ganz klar eine weitere Meinung von einem Spezialisten einholen. Denn so ne Magenresektion ist ja keine kleine Mandeloperation.

Ich wünsche dir und deiner Freundin alles Glück der Welt und hoffe das ihr der 6er im Lotto seit :-)

GLG

monika.f
28.01.2020, 22:04
Hallo Armin,

ich bin aus dem Unterforum Speiseröhrenkrebs. Letzte Woche habe ich meine Geschichte 'Anfangsstadium ...' mal aktualisiert. Ich bin grade auch in der Schwebe, was einen Befund angeht.

Morgen mehr, ich hab's grad nur gelesen, bin aber jetzt müde.

Liebe Grüße,

Monika

Armin1978
29.01.2020, 00:56
Hallo Beccamaus,

ja ist allerdings äußerst kurios.
Es wurde nicht revidiert sondern ein zweites mal Gewebe entnommen um die Diagnose zu sichern, aber da war nichts mehr.
Mit dem Gedanken, den Magen zu entfernen, hat nur unser Internist gespielt, da es in ihrer Familie viele Krebserkrankungen gab und es sicherer wäre.
War jetzt aber noch nichts Konkretes.
Er wartet jetzt noch das Tumor-Board ab und dann sehen wir weiter.

Das KH ist zwar um die Ecke, aber mit einigen spezialisierten Kliniken vernetzt.
Das Tumor-Board findet auch Klinik-Übergreifend statt.

Sind jetzt so zwischen hoffen und bangen. Kein schönes Gefühl

Hallo Monika,

das Gefühl in der Schwebe zu sein ist schlimm.
Drück dir die Daumen, dass du die bestmögliche Diagnose bekommst

F.Dachs
29.01.2020, 01:51
Hallo, ich hatte auch diese Diagnose. Macht erst einmal das Staging, CT mit Kontrastmittel (zeigt Krebszellen) und Sonoendoskoie (zeigt das Ausmaß des Tumors). Lasst Euch nicht verrückt machen. Alle guten Wünsche! In 3 Wochen habe ich die 5 Jahre hinter mir und gelte als geheilt.

monika.f
29.01.2020, 10:57
Zusammenfassend weiß ich nun nicht wirklich, wie ich die Situation einschätzen soll. Es macht so den Anschein, als ob der Arzt per Zufall genau den 0,5mm Tumor entfernt hat, was bestimmt einer Wahrscheinlichkeit von 6 Richtigen im Lotto nahe käme. Deshalb bin ich da sehr skeptisch, natürlich auch wegen meiner Vorgeschichte.
Auch das sie nach wie vor Beschwerden hat, macht mich stutzig.

Kennt jemand von euch vergleichbare Fälle?


Hallo Armin,

bei mir ist es so, dass ich nach Speiseröhrenkrebs mit Operation im Februar 2018 oft zur Kontrolle Magen-/Speiseröhrenspiegelungen hatte. Teils waren die Termine im Rahmen der Nachsorge, ich habe aber auch zusätzliche Termine ausgemacht wegen Beschwerden.

Oft lagen denen Entzündungen zugrunde, die dann bei höherer Dosis von Protonenpumpenhemmern wieder zurückgegangen sind.

Nun hatte ich wieder das Gefühl, irgendwas stimmt nicht und habe deshalb den Kontrolltermin, der für Ende Januar geplant war, auf den 04.12.2019 vorverlegt. Der Arzt hat 2 Proben entnommen, an einer Stelle hatte er eine 3 mm große Veränderung gesehen. Nach einer Woche habe ich Bescheid gekriegt, dass in dem dort entnommenen Gewebe Krebszellen gefunden wurden. Daraufhin gleich CT (ohne Befund) und ein zweiter Termin für eine Endoskopie mit Ultraschall, noch mal Probenentnahme. PET-CT (ohne Befund) und dann das Ergebnis, dass bei der 2. Endoskopie in den Proben keine Krebszellen waren.

Wie Du auch vermutest bei Deiner Lebensgefährtin ist eigentlich nur denkbar, dass entweder bei der ersten Probenentnahme ein winziger bösartiger Tumor entfernt wurde, oder dass der Pathologe sich geirrt hat. (Letzteres ist nicht meine Idee, sondern der Gastroenterologe meinte, manchmal würde entzündetes Gewebe ganauso aussehen wie Krebszellen.)

Nun, wo nichts ist, kann nichts behandelt werden. Deshalb habe ich am 06.02.2020 einen weiteren Termin. (Und hoffe natürlich, dass wieder nichts gefunden wird. Ich nehme weiter Medikamente und hoffe, damit auch die Entzündungen in Schach zu halten.)

Jetzt zu Deiner Lebensgefährtin:

Dass sie weiterhin Beschwerden hat, kann ja auch andere Gründe haben, wie gesagt, bei mir sind es immer wieder Entzündungen. (Den Tumor dagegen habe ich gar nicht gemerkt, das war ein Zufallsbefund.)

Ich habe mal die Leitlinien rausgesucht, nach denen diagnostiziert und behandelt werden soll, ich denke, danach orientieren die sich auch in den Tumor-Boards:

https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/magenkarzinom/


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Und ja, Deine Vorgeschichte ist meiner eigenen nicht unähnlich. Im November 2008 ist meine Mutter an einem Gallengangskarzinom gestorben, im Februar 2009 mein Vater, zwar nicht an Krebs, aber er war nach dem Tod meiner Mutter sehr hinfällig und mutlos geworden.

Und dann bin ich selber 2013 und 2017 krank geworden ...

Es hilft mir, mich so gut es geht zu informieren, und was ich auch als hilfreich empfunden habe, wenn man so am Anfang steht und aus allen Wolken fällt, waren Gespräche mit einer Psychoonkologin. (Das wird hier in der Uniklinik angeboten, mein Mann war auch zweimal dabei.)

Ich wünsche Euch alles Gute!

Monika

Butterkeks
30.01.2020, 07:11
Hallo Armin, also ich kann dir nur sagen wie es bei mir war. Ich hatte ein normales gutartiges Geschwür (im Korpus - Mitte des Magens) daß stark geblutet hat, deshalb bin ich ins Krankenhaus (Teerstuhl) Sie haben die Blutung gestoppt, und alles war wieder soweit gut. Vor meiner Entlassung haben sie eine Kontroll - Magenspiegelung gemacht, und da war eine Stelle auffällig und zwar wie bei Euch im Antrum (unteres drittel vom Magen, vor dem Ausgang) Tja, Proben entnommen, und das war dann auch ein Siegelring - CA. Das gemeine am Siegelring ist, daß er nicht wie der intestinale Typ , blumenkohlartig wächst, sondern in der Tiefe sich multipel im Magen ausbreitet, wie ein Spinnennetz, mit unsichtbaren Grenzen, und sehr schnell wächst. Bei Siegelringzellen (Grading 3) ist eine alleinige endoskopische Abtragung nie vorgegeben, es wird immer operiert, weil der Sicherheitsabstand alleine schon 8 cm sein muss. Standard OP ist beim Siegelring eigentlich den Magen komplett zu entfernen, um ein Rezidiv zu vermeiden.
Ihr seid jetzt natürlich in einer sehr dummen Situation, aber selbst wenn sie durch Zufall genau diese Stelle erwischt haben, würde ich keine Ruhe geben, und noch eine komplett unabhängige 3. Untersuchung/Staging machen lassen, weil er so bösartig ist. Magenkrebs verursacht auch normalerweise lange überhaupt keine Beschwerden, und Symptome, deshalb werden über 70 Prozent aller Magenkarzinome erst im Stadium 3 oder 4 entdeckt. Ich wünsche Euch von ganzen Herzen, das da nichts mehr ist (Probe vertauscht-soll ja schon mal vorgekommen sein, oder falsch positiv) denn eine Teil/Magenentfernung ist kein Spaziergang. Auch wenn es Magenkrebs sein sollte könnt ihr sehr glücklich sein, das es so früh entdeckt worden ist, und somit habt ihr gute Heilungschancen.
Viele liebe Grüße
Ingeborg

Armin1978
04.02.2020, 15:52
Danke für eure Antworten und sorry dass ich mich ne Zeit lang nicht gemeldet habe. Haben in der Zwischenzeit unser 9 Monate altes Katerchen einschläfern müssen. 😭
Die erste Probe ging nach München und wurde nochmal untersucht.
Es war definitiv ein Siegelringkarzinom, da der Magen aber ansonsten völlig unauffällig war, ist nun auch nicht mehr ausgeschlossen, dass es sich evt um eine Schleimhautmetastase handeln könnte und der Haupttumor wo anders sitzt. Z.b. Mammakarzinom hat er geschrieben. Oder eben ein Frühkarzinom.
Desweiteren wird noch geprüft, ob es sich um die familiär vererbbare Variante handelt. Falls ja, wird der Magen in jedem Fall entfernt.
Heute hatte sie Koloskopie, alles unauffällig.
Ende Februar kommt MRT-Schädel und am 06.03. MRT-Brust.
Anschließend gibt es dann eine weitere gastroskopische Untersuchung im KH.

Sobald dann mal alle Ergebnisse vorliegen, werden wir weitersehen was die Ärzte vorschlagen.
Dürfte aber wohl anscheinend auch in der Fachwelt eine ziemlich außergewöhnliche Geschichte sein.
Das Schlusswort des Menschen aus München lautete, „vielen Dank zur Möglichkeit an der Mitarbeit an diesem äußerst interessanten Fall“

Tita001
06.02.2020, 23:00
Hallo Armin,

ich würde an eurer Stelle Druck machen.
Ingeborg hat völlig recht. Der Krebs ist äußerst agressiv und wächst sehr schnell in den tieferen Magenschichten.
Meine Schwester erkrankte mit 26 Jahren daran, bei der Diagnosestellung hatte sie schon Metastasen in den Lymphknoten, die erst gesehen wurden wo sie aufgemacht wurde. CT war unauffällig.
Ich will dir keine Angst machen, aber ich würde auf schnelle Termine bestehen.
Die Heilungschancen im Frühstadium sehr gut.
Drücke euch die Daumen

LG