Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wie geht ihr damit um?
Katja Krüger
20.10.2004, 12:49
Hallo! Ich bin neu hier im Forum und möchte einfach mal wissen, wie ihr mit einer überstandenen Krebskrankheit umgeht. Ich hatte einen Tumor im Dickdarm mit 32 Jahren. Er ist operativ entfernt worden und jetzt muss ich alle drei Monate zum Check. Natürlich bin ich die Zeit davor immer aufgeregt und down. Aber noch mehr beschäftigen mich die vielen Berichte von Menschen, die die eine, manchmal auch eine zweite Krebsart überstanden haben und dann doch noch an einer anderen Krebsart erkranken oder sogar sterben. Man hört leider auch immer nur von diesen Menschen und nie von denen, die einmal Krebs hatten und dann ihr Leben lang Ruhe hatten. Oder gibt es so etwas nicht. Einmal Krebs - immer Krebs??? Der Effekt, dass man das Leben mehr genießt, stellt sich bei mir gar nicht ein- im Gegenteil: Mir fehlt meine frühere Lockerheit, Unbeschwertheit. Wie geht es euch damit?
Danke schon mal für Antworten!
Katja
Hallo Katja,
dieser Effekt hat sich bei mir auch nicht eingestellt.
Ich muss dazu sagen, dass es bei mir schon die 2-Erkrankung ist, inoperabel und somit unheilbar. (Du kannst meine Geschichte im Forum Gebärmutterkrebs nachlesen).
Durch die Krankheit habe ich meine Sorglosigkeit, Unbeschwertheit verloren. Mir bleibt eigentlich nur zu hoffen, dass der Tumor nicht weiter wächst, ein medizinisches Wunder geschieht, wie auch immer. Ich habe Depressionen. Ich ziehe mich von fast allen und allem zurück. Ich habe meist zu überhaupt nix Lust, was die Lebensqualität nicht gerade positiv beeinflusst. Oft denke ich, vielleicht ist es das letzte Mal, das ich dies oder jenes mache, der letzte Herbst, wie auch immer. Dann hoffe ich wieder, beschwöre mich selbst, weil ich Pläne habe, Wünsche, alt werden will. Dann habe ich wieder unendliche Angst, nicht mehr leben zu dürfen, vor dem Prozess des sterbens, davor elend zu grunde zu gehen.
Ich weiss nicht, ob dies deine Fragen beantwortet.
Melde dich einfach nochmal...
Gruss
Bianca
Hallo Katja,
mir wurde vor 3 Jahren aufgrund von einem Bronchial-Ca der rechte Lungenflügel entfernt - ohne Nachbehandlung. Ich war damals 36 Jahre alt und habe viele Monate ähnliche Gefühle wie du gehabt und noch heute, wenn ich zur Nachsorge muss, stellen sich immer wieder diese Unsicherheiten und Ängste ein, sobald ein Ergebnis nicht ganz eindeutig ausgedrückt wird oder ein Arzt kritisch schaut. Aber ich habe festgestellt, dass man im Laufe der Zeit aufhört, jeden Tag darüber nachzudenken und Angst zu haben. Aber wie bei allem im Leben, ist natürlich auch bei jedem Menschen anders. Am schlimmsten empfinde ich den Umgang meines Umfeldes mit der Krankheit - so lange man nicht den Kopf unter dem Arm trägt, ist die sog. Schonfrist sehr schnell abgelaufen und ich habe oft das Gefühl vermittelt bekommen "Stell dich nicht so an". War bestimmt nicht böse gemeint - hat mich aber sehr getroffen. Zumal ich der Meinung war und bin, dass ich mich nun wirklich nicht anstelle und mich allen Herausforderungen gestellt habe - ohne groß zu schreiben oder ähnliches.
Zum anderen ist es nach wie vor sehr belastend, wenn MitstreiterInnen erneut erkranken oder sogar sterben. Das geht mir nach wie vor unter die Haut und erinnert mich daran, dass es mich minütlich wieder treffen kann. Aber es gibt auch sehr viele, die nach einer überstandenen Krebserkrankung dauerhaft gesund bleiben und daran versuche ich als erstes zu denken. Ich investiere allerdings auch viel, um möglichst gesund zu bleiben. Habe erst 2 Jahre voll und nun Teilzeit gearbeitet und bin nun an einem Punkt, wo es mir gut geht und ich mit meinem Alltag gut klar komme.
Ich hoffe, du findest den Weg für dich, mit deiner Erkrankung umzugehen und ein bisschen zur Ruhe zu kommen. Am Anfang war es für mich wie eine Sucht, alles im KK zu lesen und die vielen Schicksale haben mir oft den Boden unter den Füßen weggezogen - mittlerweile habe ich nicht mehr das Bedürfnis täglich zu schauen - auch das tut mir sehr gut.
Ich wünsche dir alles Gute. Liebe Grüße
Susanne
Hallo Katja,
ja, diese Unbeschwertheit, die ist verschwunden und wird sich auch nie mehr wieder in gleicher Form einstellen.
Egal was ich gerade unternehme, immer ist da dieser Gedanke an die Krankheit, mal lauter, mal leiser, aber immer präsent.
Natürlich gibt es Erkrankte, die nur einmal damit konfrontiert werden und dann Ruhe haben...leider überwiegt aber immer noch die andere Variante...
Wer einmal eine Krebsdiagnose erhalten hat, ist für den Rest seines Lebens gefährdet. Allerdings ist die Chance auf eine Früherkennung dann höher; zum Einen, weil man sensibler für Veränderungen im Körper wird und zum Zweiten sollte man ja in ärztlicher Überwachung bleiben.
Das alles fehlte zumindest bei mir vor der Diagnose Brustkrebs...
Ich empfinde die Zeit nach Beendigung der Therapien eigentlich noch schlimmer als zu Beginn. Solange ich pausenlos beschäftigt war, war ich abgelenkt und hatte eigentlich wenig Zeit zum Nachdenken.
Was da mit mir passiert ist, verarbeite ich erst jetzt.
Und mit "offenen Augen" gehe ich auch erst jetzt durchs Leben.
Das Leben genießen ist etwas, was nicht plötzlich da ist, das braucht Zeit!
Bei mir gab es verschiedene "Diagnose-Wellen", die ich durchgemacht habe.
Da war zuerst der Schock, dann das Weinen, dann die Verzweiflung, dann kam unendliche Wut (warum ausgerechnet ich!?), dann Resignation und schließlich die Hoffnung.
Manchmal hatte ich aber auch alle Wellen auf einmal in einer einzigen Stunde!
Ich kam mir vor wie in einer Nussschale (und komme mir manchmal noch so vor)auf dem tosenden Meer. Es geht/ging immer rauf und wieder runter!
Aber mit der Zeit wird man etwas ruhiger; versucht, mit der Krankheit zu leben und das Beste daraus zu machen.
Vergessen allerdings gelingt mir nicht!
Alles Gute!
Norma
Ich habe seit 3 Jahren und 10 Monaten Brustkrebs (mit Amputation einer Brust). An vielen Tagen vergesse ich mittlerweile einfach, dass ich Krebs habe. Heute bin ich unbeschwerter als ich je gewesen bin. Falls es jemanden stört, dass ich mit einer Brust und ohne Prothese rumlaufe, ist das nicht meine Problem. Natürlich habe ich vor Nachsorgeterminen ein wenig Angst - besonders wenn irgendwelche seltsamen Symptome. aufgetreten sind.
Ich weiß sehr genau, dass meine 10-Jahresüberlebenswahrscheinlichkeit bei ca 50% liegt. Aber das ist Statistik, das bin nicht ich. Ich habe geheiratet, bin quer über die Alpen gelaufen, bin nach Alaska gefahren, arbeite Vollzeit und mache viel ehrenamtliche Arbeit.
In diesem Jahr habe ich mich um meine Vermieterin (auch Brustkrebs) gekümmert, die im Juni daran gestorben ist. Die Sterbebegleitung war anstrengend, hat aber dazu geführt, dass ich den Tod viel weniger fürchte.
Ich habe das Glück, mit einem ausgeprägten Sinn für Unsinn geboren zu sein, der meinen Mann schon angesteckt hat. Das macht die Situation sicher leichter.
Gruß und viel Lebensfreude wünscht Dorothee aus Hamburg
Hallo Katja,
ich selber bin an mittlerweile metastsierendem Brustkrebs erkrankt, möchte Dir aber gerne von einer guten Freundin berichten.
Sie ist so wie ich im Alter von 38 Jahren erkrankt. An Darmkrebs. Mit einem Rezidiv nach wenigen Monaten.
Sie wird in 4 Wochen 54 !!!!! Jahre alt, mit einem künstlichen Darmausgang und allem was dazu gehört. Aber sie hat es geschafft!!!!
Dir und anderen Betroffenen wünsche ich auch so ein gutes Ergebnis. Also, nicht die Hoffnung aufgeben. Es gibt auch andere Fälle, welche die Krankheit wirklich besiegen.
Meistens ist es aber doch so, dass man sich nach so vielen Jahren wohl nicht mehr so damit beschäftigt und keinen Rat im kreb-kompass-forum einholt, oder seine Krankheitsgeschichte hier niederschreibt.
Schade eigentlich, denn das würde doch vielen Betroffenen sichtlich mehr Mut geben.
Alles Gute für Dich und allen Anderen,
Liebe Grüße,
Martina44
Hallo miteinander
Bei mir liegt der Fall noch etwas anders,,als bei den meisten hier, da ich einen Gendefekt habe, welcher die Entstehung von verschiedensten Krebstumoren begünstigt (Li Fraumeni Syndrom). Die Krankheit gilt daher als unheilbar, wenngleich die Tumore auch behandelt werden können mit den üblichen Therapien und auch angesprochen haben darauf.
Ich denke, ich habe innert 15 Jahren schon ziemlich viel der Phasen mitgemacht, die ihr auch umschreibt und kann in jedem Eurer Einträge Parallelen zu meinen Empfindungen finden.
Das untenstehende Gedicht von 2001 ist heute noch stimmig für mich und es zeigt viel davon, was das Leben mit der Krankheit heute für mich darstellt. Vielleicht kann es jemandem Mut machen. Das würde mich freuen.
Euch allen alles Liebe
Ladina
Der Krebs
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Es gibt neuerdings eine vielversprechende These, die propagiert, sich den Krebs zum Freund zu machen, um besser mit ihm leben zu können. Doch Freundschaft setzt für mich Vertrauen voraus, welches ich ihm nie entgegenbringen könnte, Offenheit, die ihn nicht interessiert.Und ein Gefühl der Geborgenseins, das in seiner Gegenwart fürwahr nicht gespürt werden kann.
Ich habe mir den Krebs nie zum Freund gemacht, aber trotzdem recht gut mit ihm zu leben gelernt.
Ich habe ihn als Begleiter akzeptiert, der immerzu mit mir geht. Ich anerkenne ihn an als etwas, das mich zu klarerer Sichtweise befähigte, das ich aber oft nur allzu gerne verscheuchen würde, um das Gefühl, einfach normal zu sein, wieder zu erleben.
Ich lernte ihn kennen als etwas, das mich Dankbarkeit lehrte für jeden guten Augenblick, aber auch als etwas, das wirkliche Unbeschwertheit verhindert.
Er kann Bereicherung sein, aber auch eine grosse Belastung, er vermag einen zu bremsen und gerade dadurch erst weiterzubringen.
Er kann schwere Sekunden zu Jahren machen und kurze Momente so intensiv erlebbar wie die Unendlichkeit.
Er verwandelt die Werte, nach denen man sich ausrichtet und bringt einen zum Wesentlichen zurück, aber mein Freund wird er nie werden.
Zuviel Schrecken birgt er in sich und er geizt nicht, seine Macht zu zeigen.
Er ist mein lebenslänglicher Begleiter, Lehrmeister und Widersacher zugleich.
Er ist sicher nicht das Beste, das man sich wünschen würde, aber ich glaube, doch auch nicht das Schlimmste, das man haben kann.
Ladina,33, August 2001
Hallo!
Meine Geschichte habe ich hier schon einmal vorgestellt, jetzt also nur die Kurzgeschichte:
1992 (ich war 19) wurde der Tumor (Oligoastrozytom II) aufgrund Epilepsie festgestellt. Er war gutartig, diese Art von Tumoren sind aber aggressiv, sie neigen dazu bösartig zu werden. Nach Biopsie blieb er erst mal ruhig. Es sah sehr gut aus. 1996 erneutes Wachstum, die folgende Chemo machte ihn bis heute sozusagen "inaktiv", er ist nicht mehr gewachsen und weiterhin gutartig.
Die jetzige Diagnose: Mehre Jahre oder gar Jahrzehnte kein Wachstum zu erwarten. Aber die Epilepsie und die Wirkung des Tumors auf meine Konzentration, Gedächtniss usw. ist geblieben. Wirlich Ruhe habe ich also nicht. Aber vor dem Tumor habe ich so gut wie keine Angst mehr.
Also: Was habe ich aus meiner Krankheit gelernt? Wie gehe ich damit um? Unbeschwertheit, Leben genießen? Wie geht es weiter?
Nun es läuft halt in Phasen. Sozusagen ein "Up and Down". Manchmal fühle ich mich wertlos, da ich mein Studium abbrechen musste, jetzt eben nicht mehr soviel schaffe wie früher. Andererseits habe ich auch Phasen, indenen ich das Leben genießen kann. Sozusagen einen Krankeheitsgewinn ziehe. Mich "locker" fühle, Dinge im Leben anders bemesse. Wirllich im Augenblick lebe.
Zur Zeit habe ich wieder ein "Down". Ich fühle mich ausgebrannt, wie ich es im anderen Trhead beschrieben habe. Aber ich denke auch dass sich dies wieder ändern wird. Ich bin jetzt wieder öfter hier, vielleicht ist es ein Zufluchtsort.
Meine Situation ist halt anders: Mit dem Tumor habe ich Ruhe und auch sozusagen daraus Gewinn gezogen. Andererseits bleiben die Folgen der Krankheit mit denen ich manchmal starke Schwierigkeiten habe.
Im Endeffekt aber würde ich sage, dass ich nun mein Leben mehr genieße als davor.Aber es ist halt relativ, es gibt gute und schlechte Zeiten.
Es ist bestimmt bei jedem anders.
Alles Gute
Ich denke dass die "Lockerheit und Unbeschwerheit" ohnehin mit dem zunehmenden Alter gefährdet ist. Bis zu meiner Krebsdiagnose habe ich mich immer wieder mal gewundert wie leicht das Leben lief : keine gesundheitlichen Probleme, alle 4 Kinder relativ problemlos auf der Schule, abesichertes Einkommen als kommunaler Angestellter. Dann mit 47 die Diagnose, Leukämie chronisch unheilbar und schon im fortgeschrittensten Stadium, das war dann schon ein Schock und eine Krise und brauchte schon meine Zeit dies zu verarbeiten. Aber im Rückblick brachte es auch Gewinn : ich konnte meine Beziehung zu Gott und zum Tod klären und neu regeln. Nach 8 Jahren lebe ich immer noch trotz regelmäßig notwendigen Behandlungen ganz gut, obwohl statistisch meine Zeit eigentlich schon lange abgelaufen ist. Vieles das früher selbstverständlich war, ist für mich ein Grund dankbar zu sein. Ich besuche regelmäßig Menschen in Pflegeheimen, denen es viel schlechter geht. Und gerade da erlebe ich, dass viele Menschen es versäumt haben sich mit Glaubensfragen intensiv auseinanderzusetzen als sie es noch konnten, wenn man dement geworden ist gehts oft nur noch schwer.
Klar die alte Unbeschwertheit ist weg, aber mehr Sorgen als die Krankheit macht mir die Frage wie bekomme ich meine zwischenzeitlich meist erwachsenen Kinder in die Selbstständigkeit/durchs Studium/in eine Stelle/durch Suchtgefährdungen/durch schwierige Partnerschaften usw. Eine Sorge die wohl alle Eltern meiner Jahrgänge haben, ohne selbst eine schwere Erkrankung zu haben. Hinzu kommt das die finanzielle Situation seit meiner Berentung schwieriger ist. Aber auch bei diesen Problemen gibt mir der Glauben ein Stück zuversicht.
Gruß
Thomas
Sag mir mal bitte einer hier, wie man, als Krebspatient noch einen klaren Kopf bewahren kann ?????
Werde für Euch mal meine Geschichte hier im Thread kopieren.
Ich möchte auch mal wieder sorgenfrei leben können; so wie früher......
Ich heisse Kim und bin 33 J. Jahre jung, habe einen liebevollen 11. jährigen Sohnemann und einen lieben Freund.
Wir sind eine Kleinfamilie und halten sehr zusammen. Mein Leben war bis zu meiner Krebsdiagnose – Gebärmutterhalskrebs völlig in Ordnung. Mitte Januar 2003 unterzog ich mir eine grosse „Schauta OP“ deren Spätfolgen gravierend sind. Man entfernte mir radikal sämtliche Lymphknoten im Bachraum, wobei auch grosszügig Gewebe mitentfernt wurde; mit der Begründung ich sei noch so jung. Man durchtrennte Nervenstränge die wiederum für meine Blase und Darm zuständig waren. Diese funktionieren heute nur noch bedingt. Das heisst; ich leide an einer Blasen und Darmlähmung. Hinzu kommt noch, das mein Lymphstau in kleinem Becken und beider Beine mir zu schaffen machen; geschweige die Psyche. Das grösste Problem besteht in meiner Blasen/ Darmlähmung.
Manchmal weiss ich überhaupt nicht mehr wo mein Kopf steht, denn die Alltagssorgen fressen einen Menschen in wahrstem Sinne auf. Von Erholung keine Spur. Wir sind täglich von Behörden gestresst. Ein Spiessroutenlauf sondergleichen. Da ich oft psychisch sehr angeschlagen bin, allein auch schon wegen meiner Darmlähmung so verrichtet mein Freund all die Gänge, sei es zum Sozialamt oder sonstiges. Ich muss noch betonen, dass mein Freund im Juni seine Arbeit verloren hatte, weil es mir zur damaligen Zeit körperlich noch schlechter ergangen ist. Es ist verdammt hart vom Arbeitslosengeld und von der aufstockende Sozialhilfe zu leben, wenn man laufende gesundheitliche Ausgaben bestehen. Zum Beispiel benötige ich Kompressionstrumpfhosen die auch mit meiner erworbenen Befreiungskarte nicht gedeckt werden. Die Zuzahlungen betragen 10 € und eines kommt zum anderen. Nach sehr langen kämpfen erhalte ich jetzt 25 € für besondere Ernährung ( Darm ), was überhaupt nicht ausreichend ist. Ein Tropfen auf den heissen Stein. Meine Fahrten allgemein für die zahlreichen Therapien werden von meiner Krankenkasse (Aok) und vom Sozialamt nicht übernommen. Da ich aber ständig unterwegs bin 2-3 mal die Woche zur manuellen Lymphdrainage , ein mal zum Arzt, denn irgendetwas kommt immer dazwischen so bin ich gezwungen „schwarz zu fahren“( wohne in einer Grossstadt ), damit wir auch noch Mittags etwas warmes auf unseren Tisch stehen haben. Für meine Blasenlähmung gibt es auch wieder ein neues Therapieverfahren, diese ich ausprobieren sollte. Leider kann ich nicht ständig kostenfrei durch unsere Stadt herumfahren und so habe ich diese Therapie noch nicht angetreten. Irgendwann kommt der Tag X , so dass ich von einen Fahrkartenkontrolleur erwischt werde und dann ??
Mich ärgert es, dass von Juni bis zum heutigen Tage beim Sozialamt nichts richtig geklärt wurde. Immer werden unsere Akten neu bearbeitet und am ende weiss keiner mehr so richtig was los ist. Wöchentliche sinnlose Fahrten zu den Ämtern müssen wir betätigen da mal wieder ein Dokument fehlen sollte, was sich aber letztendlich immer als falsch herausstellt hat. Von allen Seiten werden Atteste angefordert , die kostenpflichtig sind. Hier 5 da 10 €.
Meine Katheter und steriles Gel bekomme ich von meiner Krankenkasse bezahlt. Alle drei Monate habe ich eine Blasenentzündung deren Kosten für ein Antibiotikum auch übernommen werden. Gottseidank ! Meine Darmlähmung macht mir allerding sehr grosse Probleme. Ungefähr vier mal die Woche geht es mir gesundheitlich sehr mies. Trotz Abführmittel ( werden nicht übernommen, ausser Isomol <<< darmfüllend, was aber nicht wirklich hilft …auf das ich aber nicht verzichten kann , denn sonst hätte ich direkt einen Darmverschluss ) keine Verbesserung. Tägliche heftige Schmerzen zerstören jegliche Lebensqualität . Immer wiederkehrende Magen/Darmkrankheiten die mich sehr zu schaffen machen. Diese Medikamente muss ich auch bezahlen. Momentan habe ich undefinierbare Bakterien im Darm, wobei ich wieder ein Präparat einnehmen muss bis die genaue Diagnose gefallen ist. Auch leide ich seid gestern an einen Scheidenpilz…na prima….wieder anfallende Kosten. Finanziell sind wir längst ruiniert !!!!! Irgendwann geht überhaupt nichts mehr ! Weder Miete noch sonstiges.
Da ich nach meiner grossen OP immer wieder an Erkältungen litt, so verordnete mir mein Arzt eine Immuntherapie. Trotz ärztlichen Attests bekomme ich diese Kosten nicht von der Krankenkasse bezahlt, weil es ein homöopathisches Mittel ist. Lapacho und Selen Methionin sind langzeitige überprüfte „Medikamente“ zur Unterstützung der Immuntherapie, was zur damaligen Zeit von der Krankenkasse übernommen worden ist. Seid der Einahme meiner täglichen Kapseln bin ich seltener erkältet. Übrigens Lapacho soll auch gegen Krebs und andere diverse Krankheiten entgegenwirken. Für diese lebenslängliche Therapie will sich keiner verantwortlich zeigen bzw. eine kleine finanzielle Unterstützung ist von beiden Seiten nicht möglich. Monatlich zahle ich 80 € für meine Immuntherapie. Dieses Geld nehme ich auch noch von der Arbeitslosenhilfe und Sozialamt. Manchmal bin ich fix und fertig und denke mir, dass der Tod wesentlich besser wäre, dieses man eigentlich überhaupt nicht äussern darf ! Ohne meinen lieben Sohn und meinen Freund wäre ich längst verloren, so traurig dies auch klingen mag, da man von sämtlichen staatlichen Institutionen und allen Ämtern im Stich gelassen wird. Nein, da muss man sich sogar noch anhören lassen „wie sie ihr Leben bestreiten ist uns egal ( Aok )“.
Zu allem Übel kam mitte September auch noch mein „Bandscheibenvorfall“. Die entstandenen Taxikosten will uns niemand begleichen, wobei wir durch ein Ärztefehler nachts drei mal zum Krankenhaus fahren mussten. Um diese Uhrzeit fuhr kein Bus/U- Bahn bzw. man konnte dieses Krankenhaus für unseren zuständigen Bezirk nicht anders erreichen und so waren wir gezwungen ein Taxi zu nehmen. Ich konnte weder Laufen noch Stehen oder Liegen. Es war recht qualvoll. Auch hier stehen noch Therapien aus, was aus finanzieller Not nicht machtbar ist.
Dies ist ja längst nicht alles. Ich muss zusätzlich alle drei Monate zur Krebs Nachsorge, halbjährlich zum CT , zum Urologen und und und ………
Ich bin zur 80% behindert, wobei ich betonen muss, das nicht all meine Krankheiten mit inbegriffen sind.
Jammern will ich mit diesen Brief nicht , aber ich weiss aus grosser Verzweiflung-finanzieller Not nicht mehr weiter, denn es kann doch nicht wahr sein, dass man mit all diesen Problemen allein gelassen wird. Kein Mensch fühlt sich auf den unterschiedlichsten Behörden für uns verantwortlich. Jeder schiebt es auf den anderen, wobei am ende keiner für einen zuständig ist. Immer wieder hört man, das uns seid der neuen Gesundheitsreform die Hände gebunden sind und das die Regierung grosse Fehler gemacht haben muss.
Das Schlimmste kommt ja noch.
Im Januar muss ich meine Befreiungskarte neu beantragen. Diese Karte gilt ja nur für ein halbes Jahr. Woher sollen wir noch das Geld nehmen um dieses vorzufinanzieren?????
Ich hab definitiv keinen Rat mehr ! Das Schlimmste ist, wenn ich zusehen muss, dass mein Sohn durch meine hohen Kosten auf die Strecke bleibt. Ich bin unendlich traurig !
Vielleicht sollte ich doch einen Anwalt einschalten.....
Lieben Gruss Kim
Hallo Kim,
Deine Lage ist echt bescheiden, vorsichtig ausgedrückt. Ich bin selbst Betroffener, Nierenkrebs-OP vor 2 Jahren, Gott sei Dank ohne medizinischer Nachbehandlungen, nur psychische, dafür aber alle 3 Monate zur Nachuntersuchung. Ich bin auch arbeitslos, lebe aber alleine.
Wie kann Dir nun geholfen werden ?
Vielleicht wendest Du Dich wegen Deiner aktuellen finanziellen Notlage an die Deutsche Krebshilfe mit Deinem obigen Schreiben. Ich weiß, daß die einen Fond für in Not geratene Krebspatienten haben. Versprechen kann ich Dir allerdings nichts, aber eine Anfrage ist es wert!
Du sagst, daß Du in einer Großstadt lebst, ich lebe in Berlin. Es gibt hier, bislang einzigartig in Deutschland (so weit ich weiß) eine Patientenbeauftragte. Solltest Du auch in Berlin leben, dann solltest Du ihr Dein Schreiben auch zukommen lassen, ich glaube, sie wird Dir da weiterhelfen können.
Also, wenn Du Berlinerin bist, lasse es mich über dieses Forum wissen, dann geb ich Dir per Mail die Adresse dieser Person.
Alles Gute,
Jens
Hallo Jens,
danke für Deinen Brief !
Ich musste schmunzeln, als ich gelesen habe, dass Du aus Berlin kommst. Mein lieber Freund ist übrigens auch Berliner und wir beide leben glücklich in Köln zusammen.
Danke für Dein Tipp....Ich habe bereits schon einen "netten" Brief an die Landesbehindertenbeauftragte geschrieben und bin mal gespannt wie meine Antwort ausfallen wird.
http://www.lbb.nrw.de/index.html
So, jetzt werde ich noch ein wenig im Netz surfen.
Alles Liebe auch für Dich !!!!!! :-)
Tschüssi Kim
vor ziemlich genau einem Jahr habe ich zum bisher letzten Mal die onkologische Station in Frankfurt am Main verlassen. Ich hatte ein hochmalignes diffuses B-Zell Lymphom. Der Lymphknoten von dem alles ausging war das Mediastinum (unter dem Brustbein). Weil man den nicht ertasten kann wenn er geschwollen ist wurde die Krankheit erst im Stadium 4 diagnostiziert.
Wo soll ich anfangen? Alles ist bestens sollte man meinen. Die Krankheit ist seit drei Nachsorgen in Remission. Ich studiere und arbeite wieder. Nach außen ist eigentlich alles in Ordnung. In letzter Zeit merke ich aber, das so einiges auch nicht in Ordnung ist.
Über die Therapie habe ich mich mit dem Gedanken gerettet, dass die Krankheit und die Therapie und die Quälerei irgendwann vorbei sein wird. Es ging eigentlich nur ums durchhalten. 6 Chemotherapien waren durchzustehen mit Bestrahlung zwischen Block 4 und 5. Der Mut durfte mich nicht verlassen und die Kraft nicht ausgehen. Insgesamt vielleicht 6 oder 7 Monate lang. Ich wollte nur die Zeit durchstehen, danach Gesund sein und bleiben und mein "normales" Leben wieder aufnehmen.
Am Tag als ich zusammen mit meiner Freundin die Diagnose bekam und wir wussten welche Therapie uns schon ab dem folgenden Tag erwartet, gingen wir spazieren. Direkt an der Uni-Klinik gibt es eine Eisenbahn- und Fußgängerbrücke. Völlig unter Schock hatten wir dort einen dieser unfassbaren Momente in denen die Zeit für einen Augenblick still zu stehen scheint. Unglaublich schön, unglaublich traurig. Ein Moment der stark genug ist um eine Chemotherapie mit der Erinnerung an ihn zu überstehen. Dort haben wir uns versprochen dass wir das alles gemeinsam durchstehen und das wir auf diese Brücke zurückkehren wenn alles vorbei ist.
Wir waren noch nicht wieder dort.
Das Lymphom ist wieder weg aber die Angst ist noch da. Ich komme nicht gegen sie an weil sie sich versteckt. Gegen die Krankheit konnte ich angehen, die lag vor mir, ich konnte sie sehen auch wenn ich sie oft mit den Nebenwirkungen der Therapie verwechselt habe. Immerhin gab es etwas dem man die Stirn bieten konnte und wenn es eben die entzündete Mundschleimhaut war. Manchmal konnte man auch gegen beschissene Ärzte kämpfen, glücklicherweise gab es auch tolle.
Diese Scheiß Angst aber, die in mir steckt seit ich in diesen Abgrund geblickt habe lässt sich einfach nicht greifen. Nur ihre Auswirkungen wenn sie mir von der Seite dazwischen grätscht kann ich sehen. Jemand sagt "Fußpilz", ich denke "Arzt" und stelle fest, dass ich soeben meine Hand wieder auf die Brust gelegt habe da wo der Tumor war. Jemand hat eine Glatze und ich erwische mich wie ich demjenigen auf die Augenbrauen starre und seine Gesichtsfarbe untersuche. Und solche Sachen im Stundentakt. Ein Jahr danach. Das hätte ich nie gedacht.
Das Gefühl womöglich niemals zu dieser Brücke zu gehen macht mich unglaublich traurig.
Verdrängen und abwarten dass alles einfach gut wird hat nicht funktioniert. Arbeiten bis an den Rand der Leistungsfähigkeit immerhin eine ganze Weile. Gesund zu werden war offenbar nur der erste Schritt für mich irgendwann einmal wieder ein Leben zu leben, das sich "normal" anfühlt. Deshalb lese ich seit ein paar Tagen viel im Forum. Ich dachte das es mir helfen würde zu spüren nicht der Einzige zu sein dem es so geht.
Allerdings habe ich bisher eigentlich viel mehr Äußerungen gefunden, die vermuten lassen, dass es für die meißten nach der Rückkehr der körperlichen Kräfte und natürlich der Gesundheit, ausgestanden ist, dass zumindest alles was danach noch kommt nicht vergleichbar ist mit der Zeit der Therapie. Für mich fühlt es sich so an als wäre der eigentliche Berg, den es zu bewältigen gibt erst in Sicht gekommen als das letzte Zelltal durchwandert war.
Ich frage mich, wie es Euch geht?
Sascha
Mein Name ist Susi,hab grad dieses Forum entdeckt und möchte meine Geschichte schreiben.
Im Jahr 1998 ist mein Bruder im alter von 37 Jahre an Krebs erkrankt. Bauchfell-Sarkom. Drei Jahre lang hab ich seine ganzen Höhen und Tiefen der ganzen Behandlungen, Chemo, Bestrahlung und Operation miterlebt.
Seine Chemos waren Schrecklich, er bekam die 5fache Dosis einer normalen Chemo.
Ein Versuch ,wie die Ärzte sagten, den der Krebs ist nicht zu besiegen.
Mein Bruder hat Gekämpft drei Jahre lang dann ist er im Alter von nur 40 Jahren verstorben.
Ich hab damals gesagt, hoffentlich brauch ich nie eine Chemo, ich würds nicht machen lassen!!!!!!!!!!!!
Und im Jahr 2004 bekam ich die Diagnose Vulva-Ca.
Die einzige Krebsart wo es keine Chemo gibt!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Ich war 40 Jahre. Am Geburtstag von meinem Bruder kam die Diagnose und an seinem Hochzeitstag wurde ich zum Dritten mal operiert.
Mir geht es jetzt wieder sehr gut die Angst kommt bei den Kontrollen.
Ich hab zwei Söhne mit 18 und 15 Jahren und bin unendlich dankbar,daß beide gesund sind.
Und ich würde noch 100 operationen auf mich nehmen wenn das so bleibt!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Ich hatte nie Angst davor zu sterben. Ich hatte Angst davor meine Kinder allein zu lassen und wenn das gehn würde, dann stünde in meinem Testament, daß an meinem Grab niemand trauen und weinen soll.
Ich hab diesen Schmerz am Grab meines Bruders gespürt und der ist grausam, aber ich weis, auch mein Bruder hatte keine Angst zu sterben.
Es gibt viele Menschen die gehn Morgens aus dem Haus und kommen nie mehr zurück (Unfall, Herzattacke...)
Ich hab die Chance bekommen mein Leben zu überdenken, manche Dinge zu ändern.
Ich geh mit meinen Lieben nicht im Streit auseinander, ich versuche immer gerecht zu sein usw.
Ich freu mich auf meine Zukunft und wünsche allen hier alles Liebe
Susi
Hallo Sascha,
Während meiner Krebsbehandlung fühlte ich mich kräftig. Kräftig dafür, meine Behandlung zu schaffen und mich mit den Ärzten auseinanderzusetzen. Das musste ich nämlich wirklich, weil ich die OP-Vorschäge nicht akzeptieren konnte. Ich hatte Peniskrebs und war nicht bereit einer Totalambutation zuzustimmen. Auch alle Leistenlymphknoten habe ich auf eigenen Wunsch -gegen den Rat der Ärzte- nicht entfernen lassen.
Meine Entscheidungen waren richtig, alles ist gut gegangen.
Aber dann baute sich mein Berg erst auf. Ein Berg an Emotionen, Empfindlichkeiten und Ängsten. Angst bei jedem körperlichen Schmerz, sei er noch so gering. Jedes Zipperlein hat durch den Krebs ganz andere Dimensionen. Ausbruch früher vorhandener Depressionen. Am Schlimmsten allerdings ist eine grosse Verletzbarkeit- bis heute. Mein Nervenkostüm ist hauchdünn.
Nein Sascha, ich bin nicht stärker geworden -wie ja im Forum manchmal zu lesen ist-.
Im Forum habe ich schon angefragt, ob ähnliche Erfahrungen vorhanden sind. Keine Antwort bis jetzt. Es sind wohl Wenige, die neben der akuten Krebserkrankung und der -behandlung, den Berg danach im Forum beschreiben.
Du tust es -jedenfalls habe ich dich so verstanden-
dafür danke und Gruss von Bernd
Lieber Bernd,
wenn Du schreibst "bis heute", seit wann ist die Therapie für Dich vorüber? Die Empfindlichkeiten und das dünne Nervenkostüm kenne ich ganz gut. Allerdings stelle ich auch fest, dass sich Empfinden und Umgang mit Angst oder diesen kleinen Zipperlein, die einen sofort an ein Rezidiv denken lassen, ändern. Sehr langsam, aber sie ändern sich. Leider kann ich bisher eben nur die Änderung feststellen aber noch nicht einschätzen ob es besser oder schlechter oder einfach nur anders wird. Darum frage ich wie lange Du schon mit der "Bearbeitung" - um es mal ganz neutral auszudrücken - beschäftigt bist.
Viele, z.B. auch Susi, schreiben, dass sie durch diesen Hinweis den die Krankheit gibt, dass das Leben tatsächlich endlich ist, ihr Leben überdenken konnten und zu einer neuen Einschätzung kamen was wichtig und richtig ist und was nicht. Ich denke, dass es diese Wertefindung ist, die das Gefühl auslöst hinterher "stärker" zu sein. Man weiß dann besser was man will und steht vielleicht dadurch viel fester im Leben. Für mich ist zwei Jahre vor der Krankheit viel passiert. Mein Leben hat sich durch eine Trennung geändert, ich habe mich geändert, sehr entwickelt und habe mich sehr wohl in meiner Haut gefühlt. Ich hatte das Gefühl erwachsen geworden zu sein - im positivsten Sinne -. Die Krankheit hat viel von dem was ich mir in dieser Zeit "erarbeitet" habe zunichte gemacht. Ich bin wieder viel unbewusster durch mein Leben gestolpert. Dadurch sind wieder viele ältere, eigentlich schon abgelegte Verhaltensmuster durchgebrochen. Ich habe eindeutig einen (wichtigen) Schritt zurück gemacht.
Im Augenblick wünsche ich mir, wieder dahin zu kommen, mich so wohl in meiner Haut zu fühlen wie vorher. Ich wünsche mir, die zurückgegangenen Schritte wieder nach vorne gehen zu können. Aber dafür habe ich keine Kapazität. Die Angst vor der Krankheit schluckt alle Energie. Ein Stechen in der Leiste, ein komisches Gefühl hier oder da und sofort läuft ein "Notstandsprogramm" ab, das so stark auf den Körper fokussiert, alle Energien in den Körper lenkt, dass alles andere hinten an gestellt wird.
Lieber Bernd, ich kenne Dich nicht. Wenn ich trotzdem einfach mal unterstelle, dass es Dir prizipiell ähnlich geht wie mir, dann hat es Dich noch deutlich heftiger getroffen. Mein "wunder Punkt" ist kein Köperteil das auch ohne eine schlechte Erfahrung schon ein sensibles Thema ist. Auch wenn man als moderner Mann lieber was anderes glauben möchte läuft vermutlich doch viel Identifikation über das "Gute Stück". Wahrscheinlich wirst Du Dein Leben lang zumindest (im besten Fall) ein komisches Gefühl haben wenn Du zur Toilette musst. Es wird völlig unmöglich sein nicht wenigstens 3 x pro Tag daran erinnert zu werden dass Du diese Krankheit hattest. Ich stelle mir vor, dass Dein Penis für Dich direkt assoziiert ist mit Schmerzen, Krankenhaus, vermutlich Haarausfall und allem anderen Scheiß den eine Krebstherapie mit sich bringt. Verdammt... Ich wünsche Dir, dass Du es irgendwann wieder schaffst Dich beim Sex unbeschwert und ausgelassen zu fühlen.
Ich hoffe, ich bin Dir nicht zu nahe getreten.
Sascha
Liebe Leute,
ich glaube nicht wirklich das man einen Positiven Umgang damit finden kann, aller Euphorie zum Trotze, die Angst spielt dennoch eine ganz entscheidende Rolle.
Es ist eine andere Art Monster dass sich da im Körper ein eigenes System aufgebaut hat und nun versucht sein Leben zu sichern.
Ein grausamer Gedanke wenn man sich dass vorstellt was da in einem wohnt und welche Fähigkeit es besitzt das Leben auf brutalste Weise auszulöschen.
Ich habe Magenkrebs gehabt, die OP brachte die Heilung, dennoch kann ich nicht sagen dass sich in meinem Leben was großartig zum Positiven gewandelt hat.
Vielleicht stellt der Krebs genau jene finstere Seite dar die jeder von uns in sich trägt.
Diese Angst wenn typische Anzeichen aufauchen und wenn man hier und da mal wieder einen geschwollenen Lymphknoten spürt.
Man findet einen Umgang damit der zwar besser ist aber nicht wirklich so etwas wie positiv.
Es ist ja auch ein zu spannendes Thema und das Interesse kommt ja erst bei der Entdeckung.
Das hält dieses Monster Krebs auf gedankliche Weise am Leben wenn es wie bei mir sich um eine R0-Resektion handelt.
Ich bin dankbar dafür dass es keine größeren Einschränkungen gibt und ich heute keine Schmerzen ertragen brauche.
Das einzige Handicap stellt sich durch die monatlichen Gaben von B12 dar aber dass ist nichts im Vergleich zu dem was die Menschen durchmachen müssen die hier in diesem Thread ihre Geschichte erzählen.
Heute versuche ich anderen Menschen in den ersten Tagen zu helfen und sie zu aufzubauen.
Gelingt mir nicht immer aber doch recht häufig.
Ich denke dass ich eher diese Hilfe benötige da ich selber wohl damit noch nicht wirklich umgehen kann.
Diesem überschäumenden Glück ist einer doch recht starken Depression gewichen und mein Verhalten macht es auch nicht einfacher.
Ich wünsche allen hier sehr viel Glück und würde mich freuen wenn ich ein wenig Hilfe bekäme wie diese Depressionen in den Griff zu bekommen sind.
Alles Liebe für euch und sehr viel Gesundheit.
Christian S.
Hallo ihr Lieben,ich bin 47 Jahre alt und habe 5 Zauberhafte Kinder (28, 26,21, 17, 6, Jahre bin Sep .2003 an Darmkrebs mit 2 Lebermetastasen erkrankt (pT4, N1, M2 ) bin mit Darmverschluß ins K.H. gekommen, bin 3 Monate mit höllen Bauchschmerzen und von Arzt zu Arzt gerannt,bin dann morgens um 8Uhr zu meinem Arzt und habe um eine Einweisung gebeten ,ich konnte nicht mehr , das war mein Glück ein paar Tage später wäre mein Darm geplatzt. Bin Operiert worden und eine Woche später kam der Arzt an meinem Bett und sagte mir das ich Krebs habe und meine Leber Metastasen hat.Man hat mich aus meinen alten Leben geschupst, und nun stand ich vor meinen neuen Leben, kaum Luft geholt ab ins nächste K.H.( Leberambulanz im U.K.E. ) Untersuchungen, Angst , Hoffnung auf eine O.P. die Metas.ich will sie raus haben. Ich hatte Glück beide Metas. auf einem Leberlappen. O.P. 20. Okt.2003 ,8 Stunden O.P. und 70 Prozenz weniger Leber , 2Tage Intensiv und höllen Schmerzen,egal auch das habe ich geschaft, brauchte noch 3 Monate bis ich wieder einige normale Dinge im Haushalt machen konnte.Habe keine Chemo gemacht, weil ich möchte keine Lebensverlängerung die nicht Lebenswert ist.Das ist jetzt 2 Jahre her, und meine seelische Erfahrug in dieser Zeit war sehr positiv, mein Glaube an Gott ist wie ein Berg gewachsen, und mein Leben ist freier geworden dieses Leben ist ein Geschenk es ist schwer aber es gibt immer wieder wunderschöne Momente . Ich hatte so eine Angst zu sterben und meine Familie allein zu lassen, die Angst habe ich schnell besiegt, weil der Tot ist unser ständiger Begleiter, es kann uns jeden Tag treffen es gehört zu unserem Leben dazu, deswegen lebe ich im jetzt und danke Gott für jeden Tag.Übrigen ich habe keine Schmerzen mir geht es gut,natürlich nicht mehr so viel Kraft aber das ist O.K.Ich lese gerne Bücher von Elisabeth Kübler- Ross. Ich lasse meinen Krebs in Ruhe, ich hoffe er läßt mich auch noch einige Zeit in Ruhe, ich habe zu im gesagt ,wenn ich sterbe hörst du auch auf zu Leben, also bleib friedlich. Ja ihr Lieben ,wir sitzen alle in einem Boot, wir kennen unsere Gefühle , Ängste , Hoffnung, aber eine "BITTE" an euch ,laß euch nicht von eurer Angst besiegen, laßt Gott in eure Herzen habt Vertrauen alles im Leben hat seinen Sinn,unsere Seelen sollen auf Erden lernen ,für das andere Leben. Dieses sind meine Gedanken und Gefühle ,ich handel nur noch nach meinem Herzen, alles Liebe und viel Licht in eure Herzen , Birgit
Liebe Birgit,
vielleicht ist es richtig was du geschrieben hast.Man SOLLTE vielleicht damit so klar kommen wie du.Man sollte sich einreden danach gibts n neues Leben usw,man sollte vielleicht wirklich darauf hoffen dass der Krebs einen in Ruhe läßt und so normal wie möglich weiter machen.
ABER WIE??!
Wie kannst du bitte an Gott glauben?Schließlich war er es,wenn es ihn gibt,der alles 'erschaffen' hat und auch wieder alles zunichte macht.Hast du dich nicht einmal gefragt warum es gerade dich erwischt?Hast du nicht mal dran gedacht wie sehr dich deine Kinder vermissen werden?Vor allem das Jüngste.Wie soll bitte ein Kind sowas verkraften?
Vielleicht liegts bei mir auch daran dass ich selbst erst 23 bin aber ich verstehs eben nicht wie man so positiv denken kann.Ich fühl mich einfach vom Schicksal verarscht.Andere können ihr leben ganz normal leben und geniessen,was hab grade ich verbrochen,hm?Es gibt so viele beschissene Leute auf der Welt.Wieso trifft es nicht die Richtigen?Ok,richtig ist es nie,aber grade die die's am Wenigsten verdient haben.Hab ich irgendwas getan?Vielleicht in einem früherem Leben wovon ich jetzt nichts mehr weiß oder wie?
Wenn ich daran denke,an die ganze Sache so wie es bei mir ablaufen wird,das der Tumor immer wieder kommen wird,das es keine Garantie dafür gibt dass er jemals damit aufhört,steigt eine unglaubliche Wut in mir auf.Ich bin noch so jung,ich hab so viele Menschen um mich herum die ich unglaublich liebe und es macht mich so sauer dass die Chance bei mir wahrscheinlich höher ist das Leben nicht so lange mit ihnen verbringen zu können bis wir als Omas und Opas ganz natürlichen Todes sterben werden.
Wie geht man damit um?Für mich ist das unbegreiflich..
Tschuldige meine Direktheit,aber es sprudelt einfach so aus mir heraus wenn ich sowas lese..
Liebe Linda, es ist O.K. das du deine Meinung zur meiner Geschichte schreibst,weiß du ich war am Anfang meiner Krankheit auch nicht so drauf wie jetzt,aber was soll man machen ???Entweder man verbittert ,oder man macht das beste daraus, weiß du wenn ich Oma und Opa Hand in Hand sehe schnürrt sich auch meine Kehle zusammen ,ich möchte auch Oma werden, aber weiß du kein Mensch weiß was "Morgen"ist. Ich glaube wenn meine Tochter Krebs bekommen wurde, wurde ich nicht so sein wie jetzt,ich würde daran zerbrechen.Wenn man so jung ist wie du ist es klar so wütend zu sein, ich kann es gut verstehen, wir Krebskranke machen alle den gleichen Schmerz durch, ich bin auch erst 47 Jahre, was sollen wir machen ???Wir können vor nichts vortlaufen, ich möchte nicht das meine Seele stirbt,bevor der Krebs mich besiegt hat,aber ich denke wen ich liebevoll mit meinem Feind bin ,wird er sich beruhigen, das ist meine persöhnliche Meinung, ich wünsche dir von ganzen Herzen alles Liebe, gruß Birgit
Ich wünschte ich könnte so positiv denken wie du aber wenn ich jeden Tag daran erinnert werde,immer eingeschränkt bin in allem was ich tu und weiß beim nächsten MRT wird bestimmt wieder was gefunden schaff ichs einfach nicht positiv zu sein.
Ich versuche mich eigentlich nur abzulenken,bei der Arbeit,am Wochenende mit meinen Freunden..aber es ist so wie wenn der Teufel mir immer im Nacken steht,wie mein Schatten der immer hinter mir ist.
Aber naja,wie du schon sagtest,man kann nichts machen..
Lieber Sascha,
unter dem Titel "Kämpfen" habe ich an Dich ein paar Zeilen geschrieben. Ich hoffe Dir geht es gut und dass Du zur Zeit gut zurechtkommst. Du fragtest bei mir noch an, seit wann meine Therapie vorüber ist. Seit 4 Jahren schon. Dann glaube bitte nicht, dass ich schwerer betroffen bin als Du. Diese Wertung mache ich nicht, jeder Betroffene hat sein Päcklein zu tragen, die Anstrengungen sind nicht nur von der Krebsart abhängig.
Es grüsst Dich, Bernd
Lieber Bernd,
es freut mich enorm, dass es jemandem ein gutes Gefühl gibt etwas zu lesen was ich geschrieben habe.
Ich habe schon lange in diesem Thread gelesen und viel darüber nachgedacht. Es gibt völlig gegensätzliche Aussagen dazu ob jemand etwas mit dem Wort kämpfen anfangen kann oder nicht oder ob es ihm hilft wenn Angehörige einen zum Kämpfen auffordern oder ob es nervt. Ich musste oft gegensätzlichen Aussagen zustimmen, beides hat manchmal gestimmt und ich wusste nicht so recht, wie ich nun eigentlich dazu stehe. Und dann, plötzlich, eben, dachte ich, so wird ein Schuh draus.
Eigentlich hatte ich nie das Gefühl gegen den Krebs zu kämpfen. Ich hatte überhaupt nie das Gefühl gegen etwas zu kämpfen. Trotzdem kommt mir vieles wie ein Kampf vor - insbesondere heute, ein Jahr nachdem sie mich aus der Klinik rausgeschmissen haben. Ich glaube das ist, weil ich mit mir kämpfe. Nicht gegen mich, aber mit mir, für mich, um mich. Ich empfinde es als Kampf mir meinen Weg zu suchen.
Diesen Kampf kenne ich aber von früher. Auch vorher war ich oft mit der Frage beschäftigt "läuft eigentlich alles richtig in meinem Leben?" Und diese Frage hat unglaublich viele Facetten. Egoismus z.B. ist ein wichtiger Bestandteil. Wenn ich nur (ausschließlich) den Bildern der Menschen in meiner Umgebung entspreche, habe ich ja im Grunde gar kein eigenes Leben. Andererseits sind andere Menschen um einen herum ja das Großartigste was man haben kann. Und wenn man zu egoistisch ist, will keiner mehr etwas mit einem zu tun haben. Es gilt also, seinen eigenen persönlichen Weg zu finden zwischen zu egoistisch und zu wenig egoistisch. Liebe z.B. ich möchte geliebt werden - natürlich. Es wird mich aber nur jemand lieben, wenn ich selbst Liebe geben kann und die wiederum kann ich - glaube ich - nur dann geben wenn ich mich selbst liebe. Und dazu wiederum muß ich mit mir zu frieden sein, im Reinen sein. Selbstbewusstsein gehört dazu und damit - wieder - Egoismus. Die Gradwanderung finde ich furchtbar schwer.
Im Augenblick merke ich, funktioniert sie nicht. Ich hänge gerade beim Thema Liebe. Ich bemühe mal ein Bild das jeder kennt. In einem dunklen Keller pfeift man gegen die Angst um es sich leichter zu machen. Vielleicht weil man sich dann nicht so alleine fühlt oder weil man das leise Knacken in der Ecke lieber nicht hören will, um zu vermeiden, sich erschrecken zu müssen. In mir fühlt es sich an, als würde ein Teil meines Gehirns konstant vor Angst pfeifen. Und weil es pfeift kann ich das leise Knacken nicht mehr hören. Früher mochte ich mich gerne für meine Eigenschaft die leisen Untertöne wahrzunehmen. In Gesprächen oder einfach nur in Gesichtern. Jetzt höre ich sie nicht mehr und es kotzt mich an. Ich lasse mich weniger ein auf Menschen, komme weniger dicht an sie ran, komme mir egoistisch vor - zu egoistisch. Ich bin etwas zu "autistisch" zu sehr in meiner eigenen Welt.
Früher bin ich manchmal aufgewacht mit einer Idee was ich meiner Liebsten heute gutes tun könnte. Vielleicht ein Geschenk oder etwas sagen oder etwas schreiben oder etwas machen oder vorschlagen. Das passiert nicht mehr. Ich bin immer noch so sehr mit mir beschäftigt, dass es keine Selbstverständlichkeit ist meiner Liebsten eine Freude zu bereiten. Darum kämpfe ich. Inzwischen manchmal schon wütend, ungeduldig und verzweifelt. Es macht mich so unglaublich wütend dass diese tolle Frau die ganze Zeit über hinter mir gestanden hat, die härteste Zeit ihres Lebens, und ich bin ein Jahr danach nicht mal in der Lage ihr eine kleine Freude zu machen. Ich kämpfe darum mit mir ins Reine zu kommen. Ich kämpfe um mein Leben. Jeden Tag. Nur für mich ganz persönlich: wenn ich diesen Kampf aufgebe werde ich sterben auch wenn mein Körper 100 Jahre alt wird.
Sorry Bernd, ich bin abgeschweift. Ich wollte Dir zeigen für wie wichtig ich es halte seinen eigenen Weg zu suchen so wie Du es jetzt geschrieben hast. Geh ihn weiter, schau auf Dich, mach Dich zum Mittelpunkt aber verlier Deine Umgebung nicht aus versehen oder im Überschwang aus den Augen.
Sascha
Hoppla, hab aus versehen den falschen Thread erwischt. Multitasking will gelernt sein...
Nicht wundern, ich stell ihn im anderen nochmal rein!
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