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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : die Sache mit der Vergesslichkeit


Jeany
29.10.2004, 12:57
Hallo zusammen,
meine FEC Chemo ist schon einiges her, die letzte hatte ich am 13.1.'04 und ich leide immer noch unter der Vergesslichkeit. Früher war immer ich diejenige, die niemals einen Geburtstag vergessen hat, heutzutage denke ich noch nachts im Bett dran, aber wenn ich dann aufstehe ist es vergesseb. Letztens ist es mir passiert, dass es mir erst ne Woche später wieder eingefallen ist.
Oder mein Mann fragte mich etwas, ich stimme zu, habe aber 1 Minute später schon wieder vergessen, was ich tun sollte.
Auch wenn mein Mann und ich mal streiten ist es nicht mehr so wie früher, früher liess ich mir absolut nichts gefallen, heutzutage fällt mir nicht ein was ich sagen soll, weil ich über die Aufregung hinweg die Wörter vergesse. Meinem Mann geht das schon richtig auf den Keks und letztens hat er sogar mit mir deshalb gemeckert. Aber ich kann doch nur Dinge ändern, die ich bewusst mache, ich vergesse doch nicht mit Absicht. Ich habe schon mit meinem Arzt darüber gesprochen, er meinte, dass das alles völlig normal wäre und alles mit der Zeit wiederkommt!Ich bin aber ziemlich verunsichert! Es ist ja schon etwas besser geworden, manchmal vergesse ich tagelang nichts, aber dann gehts wieder los! Ich wäre so gerne so wie früher!!Habt ihr auch noch nach einiger Zeit ähnliche Probleme??
Liebe Grüsse Jeany

29.10.2004, 13:24
Bei mir war es weniger die Vergesslichkeit als die Unfähigkeit, mich zu konzentrieren. Im Büro konnte ich mich kaum aufraffen, um eine Akte aus dem Schrank zu holen. Im ersten Jahr war das ganz schrecklich. Im 2. Jahr wurden diese Aussetzer immer weniger. Heute nach gut 3 Jahren gibt es keine Probleme mehr. Hab noch ein wenig Geduld mit dir! Ein Notizblock ist manchmal recht hilfreich.
Gruß Dorothee

29.10.2004, 14:21
Hallo,
bei mir ist die Chemo schon 1 3/4 Jahre vorbei, die Konzentration und Vergesslichkeit ist nach wie vor stark vorhanden. Oftmals ist es mir peinlich, nach ich nach einiger Zeit einem Gespräch nicht mehr folgen kann, bzw. ich muss mich ausklinken, weil mir nichts mehr einfällt.
Ich habe dann das Gefühl, mit offenen Augen zu schlafen.

Wahrscheinlich gehen die Beschwerden der Chemo nahtlos in die Alzheimer über.

Gruss
Brigitte K.

29.10.2004, 14:40
Hallo ihr Lieben,
habe hier gelesen, nachdem ich gerade selbst geschrieben hatte, dass ich mir kaum was merke und mich nicht konzentrieren kann, wenn jemand gleich was von mir wissen will. Jetzt bin ich ziemlich beunruhigt, dass diese Dinge doch so lange anhalten. Ich hab jetzt 3 Chemos hinter und noch 3 vor mir und dachte, danach hört das auf. Ich kann auch nicht lange einem Gespräch folgen oder, wie früher, an zwei Stellen gleichzeitig zuhören. Heute wollte meine Chefin was mit mir besprechen, beim lesen des Schreibens, welches sie mir gab, redete sie fortwährend. Ich war nicht in der Lage zu lesen oder aufzufassen, was ich las. Ich hatte auch komplett vergessen, dass ich mit einer Kollegin bereits das Problem schon besprochen und wir eine Lösung gefunden hatten. Ich wusste nur noch, da war irgend was und mir kommt das bekannt vor. Ich kam mir wie eine Idiotin vor. Mir viel alles nur Stück für Stück wieder ein, nachdem mich meine andere Kollegin erinnerte. Wenn ich mal 2 Studen zu Besuch auf Arbeit bin und ein paar Dinge bespreche, bin ich hinterher total geschafft. Ich habe dann das Gefühl, alles geht ganz weit weg und dann weis ich, jetzt muss ich Heim, bevor mir schummrig wird.
Aber ich dachte nach der Chemo (na ja vieleicht 1 Monat noch oder so)hört das auf.
Andrea

Jeany
29.10.2004, 15:01
Birgit hat das wirklich sehr treffend bezeichnet, ich habe auch oft das Gefühl mit offenen Augen zu schlafen.Ich habe auch genau wie Andrea gedacht, dass es kurz nach der Chemo aufhört, so wie die Haare halt auch wieder angefangen haben zu wachsen. Das Problem bei der Sache ist noch, dass Menschen, die viel mit einem zu tun haben irgendwie nach einiger Zeit vergessen, was man hinter sich hat und irgendwie erwarten, dass man wieder so funktioniert, wie vor der Chemo. Ich meine damit, dass das Verständis weniger wird und die Erwartungen grösser.
Will ja nicht hoffen, dass die Beschwerden wirklich nahtlos in die Alzheimer übergehen, bin schliesslich erst 35 :-)!
@Dorothee:es beruhigt mich doch ungemein, zu lesen, dass das mit der Vergesslichkeit nachlässt. Das mit dem Notizblock habe ich schon probiert, jetzt lach nicht, aber ich habe mir da Notizen gemacht und habe den Block "gute weggelegt", also so hingelegt, damit ich ihn garantiert wiederfinde, naja ich habe ihn erst nach 3 Tagen gefunden *wie peinlich* :-(
Knuddelige Grüsse
von Jeany

29.10.2004, 15:18
Ich habe die letzte Chemo schon seit dem 08.01.2001 hinter mir. Trotzdem habe ich noch immer Konzentrationsstörungen und vergesse viel. Selbst mein, ansonsten sehr geduldiger Ehemann, wird manchmal schon ungehalten. Ab und zu habe ich auch plötzlich sehr starke "stichartige" Schmerzen im Kopf, die aber nur einige Sekunden anhalten. CT-Untersuchungen des Kopfes war aber o.k. Ich glaube, dass es nicht nur die Chemos waren,sondern auch Tamoxifen bzw. Arimidex damit zu tun hat. Habe jetzt die Tabletten abgesetzt. Mal sehen, ob ich jetzt wieder schlafen kann und ob die Konzentrationsstörungen, sowie die Vergesslichkeit besser wird. Hoffentlich, habe sonst das Gefühl, bald zu verblöden.
Grüsse von Heidi

Suse
29.10.2004, 16:18
Hallo Jeany,
mir geht es ganz genauso. Auch meine FEC-Chemo ist schon seit Januar zu Ende, und auch ich - früher berühmt für mein gutes Gedächtnis - habe Probleme mit Vergesslichkeit und Konzentrationsstörungen. Auch ich finde immer dann mein Notizbuch nicht, wenn ich es brauche. Früher war sowas undenkbar. Die neueste Variante: Ich öfnne mein Büchlein - und habe schon wieder vergessen, was ich reinschreiben wollte.
Was mich am meisten nervt: Die Antworten von Freunden und Bekannten, wenn ich mal darüber jammern will. Das geht dann so: Jaja, wir werden alle alt, und ich konnte mir sowieso noch nie was merken. Das mag ja sein, aber bei mir ist es eben erst jetzt so: Nach der Chemo und unter Tam und Zoladex.
Übrigens hat mir in der Reha in Kassel ein Arzt geraten, Gedächtnis-Übungen zu machen - so, wie es die alten Leute tun. Das soll recht gut helfen. Ich konte mich allerdings bisher noch nicht dazu durchringen. Weiß nicht einmal, wo man so etwas bekommt.
Ein Trost bleibt: Es wird angeblich irgendwann wieder besser.
Also, Jeany und Ihr anderen Mit-Vergesserinnen, lasst und geduldig sein!

alles Liebe
Suse

Elfe
29.10.2004, 19:02
Hallo, Ihr Lieben,
ja, die FEC "macht ein bischen verrückt im Kopp" :-).
Aber: Jedes Schlechte hat sein Gutes!
Mit gezieltem Training und Übungen wird es im Laufe der Zeit wieder besser. Zur Unterstützung hatte ich während der Reha ein PC-Übungsprogramm. Hier galt es, sich wieder erinnern zu lernen.
Wie heißt der Fluß durch Berlin (Spree ODER Havel)? Wo liegt die Donau, kennzeichnen Sie sie in der Karte! Da ich in Geographie ohnenhin immer "geschwächelt" habe, waren einige Fragen für mich nicht zu beantworten. Aber, das waren Dinge, die ich vor der Chemo auch nicht gewußt habe *lach* ;-)
... und dann Quizsendungen und/oder Kreuzworträtsel haben mir sehr geholfen!
Liebe Grüße, ich hoffe, dass es auch bei Euch bald wieder besser wird
Elfe

29.10.2004, 20:03
Hallo ihr Alle,

dieses Thema hatten wir schon mehrmals, aber es ist immer wieder aktuell.

Meine letzte Chemo war im August 2002 und...glaubt mir...es wird ETWAS besser, allerdings bei weitem nicht gut!

Nennt es Vergesslichkeit, Konzentrationsstörungen, Schlafen mit offenen Augen, Unfähigkeit bei Gesprächen länger zuzuhören...es ist ganz egal, wie man das alles nennen will...es ist und bleibt ÄTZEND!

Ich habe in 2 Jahren DREIMAL versucht, wieder ALLEINE unterwegs zu sein und wisst ihr was JEDESMAL passierte?
Ich musste mich durch meine Familie abholen lassen!
Entweder war ich so k.o., dass ich nicht mehr in der Lage war, noch in die Bahn einzusteigen oder ich war in den falschen Bus eingestiegen, obwohl ich felsenfest überzeugt gewesen ist, es sei der richtige...

Ihr seht, ihr seit nicht alleine!
Es frustriert aber doppelt und dreifach, dass selbst die kompetentesten Ärzte das nicht wahrhaben wollen und immer wieder behaupten, das könne doch gar nicht sein! :-( :-(

Und dann kommen so bekloppte (sorry!) Antworten wie:
"Konzentration kann man trainieren, da bieten sich Kreuzworträtsel-lösen an".

UAHHHHHH!!!!

Echt, ich komme mir schon wie eine Simulantin vor und nur die Tatsache, dass immer jemand aus meiner Familie bei solchen Gesprächen dabei ist, rettet mich vor dem Ausrasten. ;-)

Trotzdem muss wohl irgendetwas bei EINEM Arzt hängengeblieben sein, denn in dem Antrag auf meine Rentenverlängerung steht:
"Patientin ist nicht in der Lage, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen".
Wie wahr! :-(

Ich kann euch auch nicht sagen, ob es irgendwann einmal wieder völlig vorbeigeht mit all diesen Einschränkungen, aber die Hoffnung habe ich noch nicht aufgegeben. ;-)

Liebe Grüße
Norma, die heute einen besonders miesen Tag hatte und sogar den Wochenendeinkauf (mit Ehemann) wegen völliger Erschöpfung unterbrechen musste und erst einmal 3 Stunden geschlafen hat.

30.10.2004, 09:53
Ein liebes Hallo an Alle,

dieses sich nicht erinnern, mangelnde Konzentration...ja welche BK hat es nicht, auch noch nach Jahren.

Und es wird uns auch noch erhalten bleiben. Wir dürfen nicht vergessen, wir haben Brustkrebs. Unseren Uhren ticken nun anders und auch wenn wir nicht ständig an BK, Metastasen und Rezidive denken, in unserem Kopf ist es, wenn auch hintergründig.

Vielleicht fällt es uns leichter mit den "Unpässlichkeiten" umzugehen, wenn wir eben das akzeptieren.

Wenn ich mich nicht auf ein Buch, oder Kreuzworträtel konzentrieren kann, dann mache ich etwas anderes. Habe kein schlechtes Gewissen nachmittags auf das Sofa zu gehen und bei schöner Musik zu dösen, oder auch zu schlafen.

Das ist nun mein LEBEN und es ist schön. Die anderen sollten sich dann anpassen, wir können eh nicht dagegen an.

Also...akzeptiert wie ihr seid, es hat auch ein Gutes.

Wünsche allen, alles Gute

Brigitte

30.10.2004, 10:16
Hallo,
Brigitte, wenn ich das nur so relaxed sehen könnte wie du. Das Leben geht doch weiter, ich kann im Geschäft nicht argumentieren: "ich kapier zwar im Moment nicht wirklich was sie sagen, aber ich habe Brustkrebs." Das ist natürlich ein sehr profanes Beispiel, aber so empfinde ich es.
Auch im Freundeskreis ist es schwierig, dauerhaft zu erwarten, dass Rücksicht genommen wird. Für die Freunde ist es sicher sehr schwer nachvollziehbar, dass ich in vielen Dingen nicht mehr diejenige bin die ich mal war. Schliesslich hatten sie es über viele Jahre mit einer durchschnittlich intelligenten Frau zu tun, und jetzt sitzt intellektmässig meine Urgrossomi mit denen am Tisch.
Ich weiss, nun kommen die Ratschläge, du musst das akzeptieren, wenn die anderen das nicht können, sind das die falschen Freunde usw., aber es ist für mich wirklich ein Problem und ich habe auch wirklich versucht,über dieses ganze Thema die Haube der Akzeptanz zu stülpen, leider umsonst.

Ich bin so aktiv wie möglich, sowohl beruflich, als auch in der Freizeit.
Ich habe in der Reha auf Anraten der Psychologin ein Kreuzworträtsel gelöst, das was ich früher wusste, weiss ich heute auch noch. Es ist alles ganz anders, es ist keine Vergesslichkeit von Telefonnummern o. ä. was mich wirklich stört, sondern es ist die Unsicherheit, die durch die Konzentrationsstörungen entsteht. Die Unsicherheit ein "unbeschwertes "Leben zu führen, so wie dies vor der Krankheit möglich war.

Das kanns doch noch nicht gewesen sein. Das akzeptier ich nicht!!!!!!
Gruss
Brigitte K.

Jeany
30.10.2004, 15:15
Also ich bin da wirklich auch total der Meinung von Brigitte K!Das mit dem Akzeptieren ist ja alles schön und gut, aber ich bin erst 35 Jahre alt und ich muss doch auch schliesslich von irgendetwas leben. Im Berufsleben kann da auf Dauer doch keine Rücksicht genommen werden und ich will auch gar nicht einsehen, dass meine berufliche Zukunft hier zu Ende sein soll. Und ich will auch nicht akzeptieren, dass ich in meinem Alter ein Gedächnis wie ne Omi habe.Ich habe auch manchmal Angst, dass meine Freunde mich sonst irgendwann nicht mehr ernst nehmen. Ich werde dagegen auf jeden Fall ankämpfen und alles versuchen, was mir möglich ist, damit meine grauen Zellen wieder in Gang kommen. Mein Grosser Wunsch ist, diese scheiss Krankheit irgendwann mal zu den Akten zu legen und ein stinknormales Leben zu führen!Wenn ich anfange mich so mit meinem Gedächnis, wie es jetzt ist zu akzeptieren, gebe ich die Person auf, die ich mal war!!
Viele Grüsse
Jeany

30.10.2004, 22:54
Hallo an Alle,

vielleicht habe ich mit meinen 51 jahren einen andere Einstellung zum Leben, ruhiger eben.

Nun ich kann sehr gut verstehen was es heißt im Beruf das Gefühl zu haben es nicht (mehr) zu schaffen. Ja auch ich vergesse während ich zu meinem Schreibtisch zurück gehe einfach was ich wollte. Das ich dabei noch so ruhig bin liegt natürlich auch daran das ich nicht arbeiten MUSS. Kann also jederzeit sagen "hallo - ich schaffe es nicht mehr" und höre auf.

Trotzdem denke ich, dass ich mich akzeptieren muss so wie ich bin. Wenn ich das kann werden sich meine Probleme auch (teilweise) lösen lassen, weil die innerliche Verkrampfung wegfällt. Dieses immer gedrängt sein, den Anforderungen gerecht werden.

Nein ich will ja gar nicht das die Familie oder die Freunde auf mich Rücksicht nehmen, warum auch. ICH muss auf mich Rücksicht nehmen, mich selber fühlen und auf mich eingehen. Erst dann werde ich wieder locker.

Unter Stress, sei es beruflich oder privat, verkrampft man noch mehr. Doch bedenkt dabei das durch den BK ein massiver Eingriff in euer Leben stattgefunden hat. Alles ist von einem Tag auf den anderen anders. Die Hormone werden durcheinander geschmissen, von der Psyche mal ganz abgesehen. Da muss Frau ansetzen, sich das auch eingestehen, ohne wehleidig zu sein.

Rein medizinisch ist das auch zu erklären. Unter Stress, traumatischen Ereignissen, schaltet der Körper runter. Läuft praktisch auf Sparflamme. Alles läuft nur noch ganz langsam, ja fast automatisch ab. Die Bewegungen, aber auch der Geist. Das ist normal, nicht nur bei uns BK Frauen. Diesen Zustand will man natürlich verändern - ja wie Jeany sagt "dagegen auf jeden Fall ankämpfen" - aber damit lösen wir erneut Stress aus, der Körper und Geist drosseln noch einmal die Sparflamme. Das woran wir arbeiten müssen - und ich gehöre auch immer noch dazu - ist einfach die Flamme langsam wieder hochfahren.

Also erst einmal es so zu akzeptieren wie es ist. Sich erst einmal mit Dingen befassen die Freude machen, uns wach und aktiv machen. Dann kommen wir wieder auf Touren, laufen auf. Vielleicht kommen wir nie wie so in Höchstform wie vor unserer Erkrankung, aber nahe davor.

Und doch kann es sein das wir immer wieder zurückfallen in diese "Starre" wie ich es nenne. Aber dann ist man gewappnet, weiß es geht wieder aufwärts.

Jeany du schreibst "Mein Grosser Wunsch ist, diese scheiss Krankheit irgendwann mal zu den Akten zu legen und ein stinknormales Leben zu führen". Ich weiß nicht ob das möglich ist. Die Krankheit wird immer einen Teil unseres Lebens ausmachen, auch wenn wir jahrelang rezidivfrei bleiben. Bk ist eine Erkrankung die Jede treffen kann und wir werden immer wieder damit in Berührung kommen. Immer wieder werde wir angstvolle Stunden haben bis die nächste Nachsorge überstanden ist. Immer wieder werden wir in unseren Körper reinhören, uns abtasten und froh sein wenn nichts da ist.

Nein ich glaube nicht das wir diese Krankheits wirklich vergessen können. Also werden wir GUT mit ihr leben. Voller Freude und positv in die Zukunft schauend.

Ich wünsche Alle ein positives Denken und
alles, alles Gute

Brigitte

31.10.2004, 00:09
Ja, es ist eine sch... Krankheit. Die Auseinandersetzung mit den Ursachen haben wir alle auch hinter uns. Es hat uns manchmal eine erkenntnis gebracht, leider nicht immer.
@Jeany, nein, es ist kein "böswilliges Vergessen wollen" - aber wir vergessen eben zu viel und zu schnell. Die Frage ist: Können wir tatsächlich erwarten, dass unser Umfeld Rücksicht nimmt?
@Suse, wie gut, daß Du auf Verständnis stößt. Wenn es echt ist, und nicht eine falsche Motivation (die Arme hat ja Krebs), wollen wir mal nicht so streng mit ihr sein!
@Brigitte K., das sich selbst in dieser Situation zu beobachten, selbst bewußt wahrzunehmen, im falschen Film zu sein, nicht mitdenken zu könnnen, erschwert die Situation. Ich verstehe das, denn mir geht es zeitweise genauso.
@Brigitte ja, ich akzeptiere meine Löcher, mein arbeitgeber weniger. Wenn mir noch etliche Jahrzehnte zur Rente fehlen, das ist leider so, muß ich einen Kompromiss finden zwischen Wollen und Können.
Du hast recht, die Krankheit zu den Akten zu legen, wird uns nicht gelingen. Krebs ist nun mal eine chronische Erkrankung.
Im beruflichen Spannungsfeld werde ich kaum die Rücksicht finden, die ich zeitweilig benötigen würde.
Ich wünsche Euch allen einen schönen Sonntag

31.10.2004, 11:19
@Brigitte.
Ich bin jetzt 56 Jahre, bin seit 10/2000 Rentnerin (Erwerbsunfähgikeit), habe Zeit, mache sehr viel für mich und habe meine Krankheit voll akzeptiert. Trotzdem ärgert es mich, wenn ich meine Konserven such muss, weil ich sie, statt in den Vorratsschrank in den Badezimmerschrank gestellt habe. Wenn ich beim Einkaufen mal wieder den Zettel vergessen habe und mich nicht daran erinnern kann, was ich einkaufen muss. Ich könnte unendlich viele Beispiele nennen. Kreuzworträtsel und Quizsendungen sind kein Problem. Es ist nicht meine Langzeitgedächtnis was mir Probleme bereitet, sondern mein Kurzzeitgedächtnis und das nervt mich.Selbst jetzt beim Schreiben, habe ich Probleme. Bei der Korrektur sehe ich, dass ich einige Wörter gar nicht zu Ende geschrieben habe. Übrigens, ich mache Reiki und Meditation zur Entspannung. Also, daran kann es nicht liegen. Viele Grüsse Heidi

31.10.2004, 11:21
P.S. In der 3. Reihe muss es natürlich Konserven suchen heißen (genau das meine ich, was mich so nervt).Heidi

31.10.2004, 11:32
hallo heidi,

habe gestern meinen bescheid zur behinderung bekommen (80%) es würde mich interessieren, ab wann man frührente beantragen kann. das problem mit dem gedächtnis habe ich auch, wenn auch (noch) nicht so ausgeprägt wie du es beschreibst. mein problem ist eher, dass ich nicht mehr fähig bin 8 stunden lang am mac zu sitzen, ständig die maus in der rechten, den telefonhörer in der linken und den permanenten zeitdruck auszuhalten. bin (war?) DTP-operator in einer werbeagentur - und das ist so gut wie immer sehr sehr stressig, und mit haufenweise überstunden verbunden. im letzten jahr hatte ich noch nicht mal meinen alten urlaub verbraten, geschweige denn meinen neuen angefangen.
kurz - ich kann mir nicht vorstellen, das weiterhin zu machen - ich krieg' das nicht mehr geregelt.
was muss ich machen um frührente zu beantragen?

liebe grüße, sibylle

31.10.2004, 13:39
Hallo Sibylle,
meine EU Rente ist grade durch. Wenn du Fragen hast, kannst du mir mailen.
Kirchner-Sat@t-online.de

Gruss Brigitte K.

31.10.2004, 14:07
Hallo Ihr Lieben,

wenn ich das hier so lese werde ich unendlich dankbar. Ich bin auch betroffen, habe auch eine FEC hinter mir (2003), habe mich allerdings gegen Bestrahlung und gegen Zoladex/Tamoxifen entschieden. Während der Chemo habe ich chinesische Kräuter eingenommen, sie heißen "Chemo Support" (es gibt auch für die Bestrahlung eine bestimmte Rezeptur, näheres beim TCM Heilpraktiker oder -Arzt) Außerdem habe ich viel Lecithin-Pulver eingenommen, weil die Chemo die Nervenzellen schädigt, was dann zu vorübergehendem Konzetrations- und Gedächtnisverlust führt. Ich habe von der Chemo so gut wie nichts gemerkt, habe die ganze Zeit gearbeitet. Ich mache seit einem Jahre Guolin-Qi-Gong, ein spezielles Krebs Qi-Gong und mir geht es heute besser als vor der Krankheit, wirklich! Ich kann Euch allen nur Qi Gong und zwar Guolin-Qi-Gong empfehlen. Man kommt gut drauf - ich habe keine Ängste mehr, man bekämpft mit den Übungen den Krebs an der Wurzel und das auf natürliche Weise, und man entwickelt ganz wunderbare, ungeahnte Kräfte. Wenn die Diagnose auch ein Schock war, so bin ich heute dankbar meinen ureigenen Weg gefunden zu haben - machmal muss es einen aus der Bahn werfen, damit man andere Wege beschreitet.

Liebe Grüße Barbara

31.10.2004, 17:36
Hallo alle zusammen,
ich hatte meine Chemo Anfang 2003 und nehme jetzt Arimidex. Auch ich trank damit aus dem Becher des permanenten Vergessens. Notize helfen mir auch nicht wirklich. Manche Dinge sind so profan, dass ich sie nicht aufschreiben mag und damit prompt vergesse. Ich suche eigentlich immer irgendwas.
Doch mit der Vergeßlickeit kamen auch die Aggressionen. In meinem vorigen Leben (vor BK) hatte ich davon nicht genug.
Ich muß mich bei Gesprächen so stark konzentrieren, dass ich sofort ins Schleudern komme, wenn ich abgelenkt werde. Wenn dann mein Gesprächspartner unterbricht, kommen mir oft Kröten aus dem Mund.
Kennt ihr Klopfer, den Hasen aus dem Film Bamby? Sein Vater sagte immer:"Wenn man nichts Nettes zu sagen hat, soll man lieber den Mund halten:"
Daran habe ich mich eigentlich immer gehalten. Doch im meinem neuen Leben klappt das nicht mehr.Aus diesem Grunde werde ich auch nicht weiter schreiben, denn wenn ich auf das Posting meiner Vorgängerin eingehe, bekomme ich bestimmt Mecker vom Moderator.

Liebe Grüße von der
anderen Barbara
Agrrrrrr.....

31.10.2004, 19:02
Hallo zusammen,
also gestern habe ich echt wieder den Vogel abgeschossen. Mein Mann und ich waren mit Freunden kegeln. Eine Freundin von mir redete von ihrer bevorstehenden Geburtstagsfeier und ich wollte ihr bei der Party helfen und wollte sie deshalb fragen, ob ich ihr Frikadellen machen soll. Naja "wollte" ist wirklich der passende Ausdruck, denn mir viel einfach nicht das Wort Frikadellen ein, geschweige denn das Wort Hackfleisch, also sagte ich:
"ich kann ja die....ähm....die...wie heissen die noch???diese runden Dinger aus ähhhm, aus diesem gefisselten Fleisch...????"
Alle schauten mich an und dachten wohl zuerst, ich würde nen Witz machen, dann sagte ihrendjemand "meinst du vielleicht Frikadellen??" von mir kam nur noch ein "ja". Meine Freunde merkten mir dann an, wie anangenehm mir das war, ich habe mich richtig geschämt. Aber ich glaube beinahe, dass es nicht nur mir unangenehm war, denn alle schwiegen für ne kurze Zeit ganz betreten. Später redete ich noch mit meiner Freundin Kathy darüber und sie sagte:
"macht doch nicht, ist nicht schlimm, wenn du was vergisst, wir haben dich doch trotzdem lieb!"
Dieser Satz sollte mich wohl beruhigen, hat mich aber eher total traurig gemacht, denn dieses "..trotzdem lieb.." hallt mir noch immer nach.
Vor meiner Erkrankung war es meine grosse Leidenschaft Kurzgeschichten zu schreiben, ich habe da sogar einige Preise gewonnen, erste Plätze und Geldpreise waren auch darunter!!
Vor kurzem habe ich wieder versucht zu schreiben, ich dachte es kommt beim Schreiben zurück, die Erinnerung an die Wörter oder wie ich mit den Wörtern umgehen konnte, aber die Geschichte las sich wie eine Geschichte, die ein kleines Kind geschrieben hat und war gemessen an dem, was ich früher geschrieben habe mehr als lächerlich!!!!
Genau wie Brigitte auch will ich gar keine Rücksicht, denn das klingt für mich irgendwie nach Mitleid und das brauche ich nicht! Und du hast auch recht Brigitte, ich bin oft sehr verkrampft, habe ständig mein Bild vor Augen, wie ich früher war, ich glaube, ich bin zu meinem eigenem Vorbild geworden!! Ich habe richtig Angst davor wieder mal etwas zu vergessen oder mich wieder einmal in eine peinliche Situation zu bringen und vor allen Dingen gehe ich mir tierisch selbst auf den Keks!!
Meine Selbstsicherheit, für die ich früher berühmt war ist verschwunden.
Der Vorschlag mit den Kreuzworträtseln ist ja ganz o.k. aber ich denke mal, jemand der schon vor dem Krebs Kreuzworträtsel nicht gemmocht hat, wird auch hinterher kein Freund davon werden, ich bin da eher für Quizsendungen, da rate ich immer fleissig mit!
ich wünsche euch ein schönes Wochenede
Jeany

31.10.2004, 20:07
Hallo, alle miteinander!
Habe Eure Berichte ebenfalls mit großem Interesse gelesen und kann sie - leider - auch nur bestätigen. Stehe jetzt vor der Erwerbsunfähigkeitsrente, eben weil das mit dem Gedächtnis und der Konzentration nicht mehr so klappt. Im Gegensatz zu euren Ausführungen führe ich das "Handicap" allerdings ganz klar auf den übergroßen Schlafmangel zurück, den ich seit mehr als 4 Jahren habe. Ich schlafe nicht vor Schmerzen, weil ich nicht weiß wie ich mich nach dem verpfuschten Brustaufbau überhaupt noch im Bett legen soll (bleibt nur Rückenlage!), schlafe auch nicht vor Sorgen und Ängsten, ja geradezu vor Panik uvam. Bekannt ist ja, daß jahrelanger Schlafentzug zu genau den Phänomenen führt, die wir hier beschreiben, plus Depression, Angst und Panikattacken etc.
Gerade vor 1 Woche war ich beim "Nervenarzt" der BfA wegen der EU-Rente, da mußte ich mir anhören, dass die Seele ja doch große Auswirkungen auf mein Schmerzverhalten habe! Da konnte ich nur sarkastisch anmerken: Die Schmerzen waren definitiv zuerst da und dann kam die Depression und die Angst!!!
Allein, daß ich ihm schon widersprochen hatte, war schon fast zuviel für den guten Mann! Dabei wünsche ich mir nur ungestörten Schlaf ohne Schmerzen, ohne die Schwierigkeit für die Nacht das richtige Kopfkissen oder die richtige Körperlage zu finden! Dann würde sich meiner Meinung nach die Gedächtnisleistung sehr schnell von selbst regenerieren, denn genau das ist die Funktion des Schlafes: die Regeneration auch des Gehirns!!! Doch wo der Schlaf ständig gestört ist, kann es sich nicht vollständig regenerieren und so leidet es irgendwann. Folge: Gedächtnislücken, Unkonzentriertheit, Fehler usw.

Es wäre schön, wenn uns da mit einer ausgefeilten Schmerztherapie bzw. plus Schlaftherapie die Ärzte mal helfen würden! Dieses Einwerfen von irgendwelchen Schmerz- und Schlafpillen ohne besondere Methode führt ja nur wieder zu anderen körperlichen Beschwerden (Sodbrennen, Magendrücken u.ä.), allein vom Lesen der Beipackzettel wird mir meistens schon schlecht.

Wenn ihr daher euer Schlafverhalten mal genauer unter die Lupe nehmt, dann werdet ihr wahrscheinlich den Zusammenhang doch bemerken - und beim Arzt Abhilfe suchen.
Ich drücke euch Allen und mir selbst die Daumen dafür, daß die Vergeßlichkeit bald mal ein Ende hat.
Herzliche Grüße von Monika :=)

31.10.2004, 21:05
Hallo miteinander,
was Monika geschrieben hat, kann ich nur bestätigen. Durch die Chemo bin ich vorzeitig ins Klimakterium versetzt worden und leide seit nun fünf Jahren unter heftigen Hitzewallungen (verstärkt durch Arimidex), die mich mindestens 2 x pro Nacht aus dem Tiefschlaf holen. Folge: ständige Dauermüdigkeit, Gedächtnislücken und Konzentrationsschwierigkeiten.
Im Gegensatz zu einigen anderen Berichten hier hat aber auch mein Langzeitgedächtnis gelitten. Zumindest auf Arbeit ist der Duden unverzichtbar geworden, da ich oftmals ganz einfache Worte nachschlagen muss, die ich früher ganz selbstverständlich "drauf" hatte. Hinzu kommt, dass die neue Rechtschreibreform dabei nicht wirklich hilfreich ist, sondern nur noch zusätzliche Probleme verursacht.
Die Leistungsfähigkeit ist erheblich eingeschränkt. Alle Kraft, die ich aufbieten kann, bleibt auf Arbeit. Das Privatleben besteht aus essen und schlafen. Mir bleibt nur eins: wenn es zu schlimm wird, lasse ich mich krankschreiben (Erschöpfungszustand) und mache zu Hause meine "Schlafkur" ... dann geht es wieder einigermaßen ... jedenfalls eine Zeit lang.
Herzliche Grüße und alles Gute Euch allen
Gabi

31.10.2004, 22:33
Hallo Monika,

so ganz kann ich deinem Ratschlag dann doch nicht folgen, denn ich litt bereits über 3 Jahre vor der Diagnose an chronischen Schlafstörungen (ausgelöst durch immensen Stress auf der Arbeit und Mobbing-Situationen).
Trotzdem hatte ich keine Wortfindungsstörungen, mein Gedächtnis funktionierte einwandfrei und meine Tätigkeit habe ich mit Bravour gemeistert.

Selbst die Diagnose BK, die natürlich ein Schockerlebnis ohnegleichen gewesen ist (kennen ja alle hier)hat meinem Gehirn keinen Schaden angetan.

Es ging in dem Moment los, als ich die erste Epirubicin/Taxol Chemo intus hatte.
Und nach dem 4. Zyklus stand ich bereits völlig neben mir und konnte nicht einmal mehr die Wäsche meiner Kinder unterscheiden.

Einen weiteren Höhepunkt bemerkte ich (vielmehr meine Familie, ich selbst merkte da nix) nach der Operation (4 Stunden Op mit Ablatio).
Ob nun die Narkose dazu beigetragen hat, kann ich nicht sagen, vermute es aber.

Bei den anschließenden 3 Chemoblöcken gab es keine Steigerung, allerdings auch keine Verbesserung.

Die geschilderten "Ausfallerscheinungen" sind jetzt, 2 1/2 Jahre nach der letzten Chemo ETWAS zurückgegangen, mehr aber auch nicht.

Jedenfalls weiß ich ganz genau, wie mein Gehirn vor der ersten Chemo funktioniert hat!

Liebe Grüße
Norma

PS: Mir ist aufgefallen, dass alles, was an "außergewöhnlichen Belastungen" im Alltag auf mich zukommt (z.B. unangenehme Briefe, Telefonate, Ärger an sich), ganz schnell zu einer Verschlimmerung führt.
Die Alltags-Belastbarkeit ist sehr stark eingeschränkt.

01.11.2004, 00:11
@sybille,
Meine EU-Rente habe ich nicht nur wegen meinem BK bekommen. Ich leide seit der Chemo mit Taxol unter Polyneuropathie in den Händen und Füßen. D.h. ich habe taube Hände und Füße. Habe große Probleme mit dem Laufen.Starke Schmerzen in den Füßen. Falle oft hin und habe mich schon sehr stark verletzt (Ellenbogen gebrochen). Seitdem habe ich eine Gehhilfe (Krücke) und seit ca. 1/2 Jahr einen Gehwagen. Nach langem Kampf (fast 1 Jahr) mit dem Versorgungsamt (mit Rechtsanwalt und Gutachter) habe ich dann endlich bis November 2005 eine Schwerbehinderung von 100 %, Gehberhinderung mit Begleitung, erstritten. Dazu kommt noch, dass 3/2002 unser Sohn und 10/2002 meine Mutter verstorben sind und ich oft unter Depressionen leide. Jetzt hat man mir zum 2x die EU-Rente bis zum 31.12.2006 verlängert. Dann bin ich fast 59 Jahre und hoffe, dass sie mir dann endgültig gewährt wird. Da ich dann mit 60 Jahren Altersrente beantragen kann.Den Rentenantrag hat mir damals meine nette Sachbearbeiterin bei der BEK ausgefüllt.Von der BfA wurden Unterlagen von meinen Ärzten angefordert und ich mußte zu einem Gutachter. Danach wurde mir sogar angeboten, dass mir die Rente rückwirkend genehmigt würde. Ich habe da natürlich uigestimmt. So komme ich noch in den Genuss des alten Rentensystems. Das Ganze, vom Antrag bis zum Rentenbescheid hat nur 4 Monate gedauert. Vom letzten Antrag zur Verlängerung hat es bis zum Bescheid der BfA nur 3 Wochen gedauert.
Ich wünsche dir alles Gute, viel Glück und toi,toi,toi. Grüsse Heidi

03.11.2004, 08:26
Hallo Ihr Vergesslichen :-) liegt diese Nebenwirkung an einem bestimmten Medikament, oder ist es eine generelle Nebenwirkung der Chemo?? War erst ein mal da und weiß noch, wann der nächste Termin ist *lach*
Gruß
Claudia

Jeany
04.11.2004, 05:01
Hallo Claudia,
ich weiss gar nicht, ob das an einem speziellen Medikament liegt. Nach der ersten Chemo habe ich auch noch nichts von der vergesslichkeit bemerkt, erst ab der dritten!!!
Liebe Grüsse
Jeany

04.11.2004, 19:52
Hallo Jeany,
ich lese gerade dein posting vom 04.11.
5.01. Uhr
hast du vergessen, da schläft man doch noch!!!!!

Gruss
Brigitte

05.11.2004, 00:57
Hallo, Norma,

auch ich habe 4 x EC-Chemo bekommen, die ja die unwillkommenen Wechseljahrsbeschwerden ausgelöst haben! Und sicher hat auch die Chemo selbst große Auswirkungen auf das Schlafverhalten bei mir gehabt. Ich setze allerdings "Schäden am Gehirn" nicht mit "Konzentrationsschwierigkeiten" oder der "nächtlichen Regenerierfähigkeit des Gehirns" gleich! Da gibt es wohl feine Unterschiede. Dass jede Chemo mehr Gift als Gutes enthält, ist uns leider allen klar. Die Frage ist: haben wir eine Alternative? Dies muss jede von uns selbst beantworten.
Das Dumme bei den Schlafstörungen seit der Chemo ist nur, daß sie nicht wieder aufhören! A) weil frau in die Wechseljahre gekommen ist - und die dauern nun mal bei jeder Frau unterschiedlich lang und B) weil die meisten von uns dazu noch Anti-Hormone nehmen (Tamoxifen, Aromatasehemmer etc.), die ja bekanntlich die gleichen Nebenwirkungen wie die Wechseljahre haben. D.h. wir drehen uns im Kreis zwischen A und B (jedenfalls ist das bei mir in den letzten 5 Jahren so). Und außer Johanniskraut - was auch nicht so ganz unbedenklich ist bei hohen Konzentrationen - dürfen wir Frauen zur unserer Erleichterung sonst ja nix nehmen.
Ich bin überzeugt davon, ich bin nicht die Einzige, die ihre tägliche harte Dröhnung braucht um überhaupt ohne Störung und ohne Schmerzen schlafen zu können. Nur wird das immer noch tabuisiert, d.h. nicht offen angesprochen. Warum eigentlich?
Herzliche Grüße von Monika :=)

Jeany
05.11.2004, 05:09
Hallo Brigitte :-)!
ne, vergessen habe ich nicht zu schlafen, ich stehe immer so früh auf, weil ich einen Welpen habe und der muss raus!!
@Monika: unter Schlafstörungen leide ich auch, weil ich auch immer Hitzewallungen und Schweissausbrüche nachts kriege, aber das ist ja unter Tamoxifen und Trenantone ganz normal!! Ich denke aber nicht, dass meine Vergesslichkeit von meinen Schlafstörungen her kommt. Früher hatte ich auch oft Schlafmangel, habe aber nicht diese Gedächnisstörungen gehabt!! Du hast Recht, man hat ja gar keine andere Wahl als die Nebenwirkungen von der Chemo hinzunehmen!!
Schlaftabletten nehme ich übrigens nicht, weil ich der Meinung bin, dass man davon viel zu schnell abhängig wird!!
Liebe Grüsse
Jeany

05.11.2004, 11:28
Hallo,
ich hatte schon ca. 3 Jahre vor der BK Erkrankung Schlafstörungen. Ich bin so ab 46 Jahre in die Wechseljahre gerutscht. Vielleicht wäre vieles anders gekommen, wenn ich nicht deshalb vom Gyn. Hormonhämmer bekommen hätte. Schwitzen war zwar da, aber nicht so heftig wie nach der BK OP. Meine Haut war toll, fast keine Falten, so nach dem Motto:
forever young.
Nun bin ich von eben auf jetzt in die Wechseljahre und durchlebe diese wie einige von euch auch, sehr stark.
Aber ich lebe noch und das ist wichtig.

Die Konzentrationsstörungen und die Vergesslichkeit schiebe ich in meinem Fall sowohl auf die Chemo, als auch auf die Wechseljahre. Meine geliebte Omi hatte nie Chemo, war aber viele Jahre so vergesslich - dafür habe ich sie umso mehr geliebt.

Hallo Jeany, was für einen Welpen hast du denn und wie alt ist er? Wir hatten bis 29.12.03 unsere Mädi, sie wurde 14 1/2 Jahre alt, sie war ein reinrassiges Yorkshireterrierdackelmischlingsmädchen. Davor hatten wir über 17 Jahre einen Cocker. Jetzt haben wir noch unseren Apollo, das ist ein wunderschöner ca. 10 Jahre alter Spanier. Er ist zwar der Hund meiner Tochter, aber besucht uns oft und gerne.

Liebe Grüsse
Brigitte

Jeany
05.11.2004, 19:30
Huhu Brigitte,
mein Welpe ist 15 Wochen alt, heisst Bruno und ist ein Jack Russel Mix!!Er sieht wie ein reinrassiger Jack Russel aus!Bruno ist mein Zweithund, mein anderer heisst Sammy, ist 6 Jahre alt und ein Labador/Rehpinscher Mix, er sieht wie ein schokobrauner Setzkastenlabrador aus!!Warum schaffst du dir eigentlich nicht wieder nen Hund an oder leihste dir ab und zu den Hund deiner Tochter aus??
Ich denke, dass die Vergesslichkeit bei mir von der Chemo ist, denn vor der Chemo war ich ja noch nicht in den Wechseljahren und ich bin auch durch die Chemo nicht reingekommen. Mein Arzt hatte es gehofft, weil ich ja auch ne FEC bekommen habe, aber meine Periode kam immer regelmässig!!Die Vergesslichkeit begann auch während der Chemo, ich denke, dass das zusammen hängt, weil ich auch immer während der Chemo starke Kopfschmerzen hatte!!
Das mit den Wechseljahren ist bei mir auch ganz schlimm, früher dachte ich immer "was jammern die nur alle so, so nen bischen schwitzen ist dioch wirklich nicht schlimm", naja jetzt weiss ich es besser!!
Letztens sass ich im Zug, mir gegenüber so nen Typ in meinem Alter, plötzlich bekam ich ne Hitzewelle mit Schweissausbruch, der Typ schaute mich an, grinste und fragte:"oooh, wegen mir??" dabei zwinkerte er mir so blöde zu!!
Mein Arzt sagte, wenn ich mit der Antihormontherapie fertig bin(dann bin ich 40), könnte ich ein relativ normales Leben führen!
Schön wäre es ja...!!
Viele Knuddelgrüsse
von Jeany

17.11.2004, 00:30
Hallo,

da ich ein fotografisches Gedächtnis hatte, habe ich sehr darunter gelitten, daß ich nichts mehr behalten kann, nach der 2. Chemo.

Und dann kamen Sätze wie: Könntest Du mal das ... Dings da .... machen.

Mein Mann hat während der Chemo belustigt darauf reagiert, als die Chemo dann vorbei war, meinte er, kannst du nicht endlich mal einen korrekten Satz sprechen.

Na toll, die Chemo gerade einen Tag hinter mir und schon kommt er mit solchen Sachen.

Ich wurde furchbar wütend und es gab Streit. Bis ich dann merkte, je aufgeregter ich war, sei es aus Ärger oder Freude, desto schlimmer war es.

Also habe ich meinem Mann verboten, mich unter Druck zu setzen, sondern er habe abzuwarten, bis ich von alleine meinen Satz beendet habe. Das hat dann funktioniert. Nicht sofort komplett, aber es ging besser.

Dann meine ganzen Notizzettel, die mußte ich auch immer suchen und durchsuchen.

In der Reha gab mir eine Psychotherapeutin Gedächtnisübungen. Kreuzworträtsel taugen nichts, denn mein Langzeitgedächtnis funktionierte fast einwandfrei. Aber neue Sachen, also Kurzzeitgedächtnis waren katastrophal. Aber die Übungen haben mir ein wenig geholfen.

Bei meinen Freunden habe ich es so gelöst: Also, wenn ich manchmal "Dings" sage, komme ich nicht sofort auf das richtige Wort, gebt mir die Chance. Denn die Chemo ist immer noch in mir und vor allem in meinem Kopf. Ihr Könnt mir damit helfen.

Zwar wurde ich zwischendurch "veräppelt" in dem sie auch "Dings" sagten und frech grinsten, aber so habe ich die schlimmste Zeit hinbekommen.

Eins habe ich festgestellt, damit ich mich konzentrieren kann, muß ich ruhig sein.

Dann kam meine neue Arbeitsstelle. Ein neuer Job, ein neuer Chef.

Er wußte von meiner Erkrankung. Und bei meinem Vorstellungsgespräch habe ich ihm das auch mit der Vergesslichkeit und dem Konzentrationsmangel gesagt.

Ich habe, Gott sei es gedankt, einen Super-Super-Chef. Er meinte nur, nach so einer Krankheit und den Chemos sei es wohl kein Wunder, aber ich solle bitte ganz ruhig sein, das findet sich schon. Selbst heute passiert es mir, daß ich das richtige Wort nicht finde, dann wartet er ganz in Ruhe ab, bis ich meine Ruhe gefunden habe und es ihm dann sagen kann.

Heute arbeite ich bereits fast 2 Jahre in diesem Job.

Und eines kann ich allen sagen, es wird besser. Zwar werde ich vielleicht nicht mehr ein fotografisches Gedächtnis haben, aber so ich merke mir eigentlich wieder alles, oder wenn ich in Ruhe überlege, fällt es mir wieder ein.

Notizzettel brauche ich kaum noch.

Selbst für das Einkaufen mache ich mir keine Zettel mehr. Das war auch eine gute Übung, ich hatte mir alles aufgeschrieben und im Laden habe ich versucht, ohne Zettel alles in den Korb zu legen. Ganz zum Schluß habe ich erst den Zettel kontrolliert.

Bei mir war es so, daß ich durch viele Übungen meine grauen Zellen angeregt habe, zu arbeiten.

Sorry, so viel wollte ich gar nicht schreiben, aber ich war zu Anfang richtig verzweifelt und möchte denjenigen Hoffnung machen, die heute so verzweifelt sind.

Schöne Grüße

Lydia

Jeany
17.11.2004, 10:43
Hallo Lydia,
danke für deinen Beitrag, ich bin ja auch schon oft verzweifelt, aber wenn ich das hier jetzt lese, dann freue ich mich schon auf die Zeit, wenn ich mir wieder mehr merken kann!!
Liebe Grüsse
Jeany

Lydia
17.11.2004, 19:51
Hallo Jeany,

ja, man kann sich darauf freuen. Ich habe mich auch schon an Kleinigkeiten aufgerichtet, und zwar, von 5 Sachen habe ich 3 im Einkaufswagen gehabt. Das hilft.

Noch etwas, wichtig ist, setz Dich nicht selber unter Druck. Denn unter Druck scheint das Gedächtnis zu leiden. Zumindest hat es bei mir absolut nicht funktioniert.

Die Zeit geht ganz schnell vorbei, ehe Du Dich versiehst, merkst Du Dir schon wieder sehr viel.

Liebe Grüße

Lydia