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14.06.2002 10:57

Sie will das ich gehe!!
 
Hi Tina!
War heute morgen übrigens auch etwa um vier Uhr wach, ... aber ich sagte mir, wenn ich jetzt ins Netz gehe, dann komme ich überhaupt nicht mehr zum Schlafen!
Deine Zeilen bedrücken mich ein wenig, aber ich kann Dich sehr gut verstehen. Schätze, Du bist wahrscheinlich die einzige Angehörige Deines Vaters, welche wirklich zu "verstehen" versucht. Ziemlich krass, dass da die anderen Angehörigen dann auch noch DICH kritisieren!

Andererseits: Man kann einen Patienten natürlich auch Über-Pflegen, Über-Verhätscheln, oder Über-Besorgt um ihn sein. Was dann für den Betroffenen wiederum genau so eine Belastung sein kann.
Deine Sorgen um ihn sind verständlich, aber ich kann aus Deinen Zeilen nicht so ganz heraus lesen, was eigentlich Dein VATER dazu meint, dass Du da so viele Recherchen machst. Hast Du ihn mal gefragt, ob es für ihn okay ist, dass Du da ein bisschen für ihn nach weiteren Behandlungsmethoden rum suchst?
Oder tust Du das jetzt mehr für Dich, weil DU nach einer Lösung suchst?
Wenn er damit einverstanden ist, dann gäbe es doch gar keine Probleme für Dich, nicht wahr? Dann könnten doch die anderen Angehörigen auch nicht auf Dir herum hacken, hm?

Manchmal sind es schon diese kleinen, gegenseitigen "Einverständnisse", die mehr Nähe schaffen, mehr Vertrauen und Offenheit. Dann können Dinge, die schon längst geklärt werden sollten, eher zur Sprache kommen.
Und wenn Dein Vater damit einverstanden ist, was DU tust für ihn, ... dann werden die übrigen Angehörigen ruhiger werden, und dann vielleicht eher versuchen, auch zu "verstehen".

Ein Krebs-Betroffener will niemals seinen Angehörigen dieses Leid antun. Da geht es allen gleich. Aber ein Patient kann nun mal nicht "zurück" und alles ungeschehen machen, er MUSS da durch, auch wenn er sieht, dass seine Angehörigen leiden. Aber wenn er noch zuschauen muss, wie seine Angehörigen sich gegenseitig anfangen zu "bekriegen", ... oder dass sie jetzt wegen IHM nicht mehr zusammen halten ..., das ist echt brutal.

Tina, wenn Du das Bedürfnis hast, die Hand Deines Vaters zu halten, dann tu es. Auch wenn Ihr es bisher nie gewohnt wart, eine solche Nähe zu leben. Dein Vater wird jetzt Deine Hand bestimmt gerne nehmen und ebenso festhalten. Lass Dich nicht von bisherigen "Familien-Regeln" oder sowas beirren. So eine Krebsdiagnose wirft sowieso alles völlig durcheinander.
Wenn Dein Vater Deine Hand nicht auch halten möchte, dann wirst Du merken, dass ER noch nicht bereit für diese "Nähe" wäre. Dann kannst Du immer noch ein "Entschuldigung" murmeln! - Aber das kann ich mir kaum vorstellen.

Ich wünsche Dir viel Kraft, Tina, und dass Du ein bisschen mehr "Nähe" zu Deinem Vater schaffst. Stell ihm Fragen wie:
"Möchtest Du ...?"
"Ist es Dir recht, wenn ich ...?"
Und Du wirst sehen, er wird DIR in irgend einer Form helfen können.

Ganz liebe Grüsse
von der "krassen" Brigitte

14.06.2002 21:29

Sie will das ich gehe!!
 
Hallo Brigitte,
wahrscheinlich sollte ich mich erstmal ändern bevor ich andere ändere, vor allem in so einer Situation. Aber man versucht halt immer ein Stück des Weges noch zusammen zugehen, aber durch unsere individuellen Persönlichkeiten kommen wir halt immer an eine Kreuzung wo sich die Wege trennen und jeder geht seinen Weg wieder alleine. Dieses alleine sein oder das Gefühl des allein gelassen werdens, ist halt schrecklich und wir wollen halt nur signalisieren, dass er nicht alleine ist. Natürlich war und ist nicht alles gut und es heisst immer die Dinge brauchen Zeit, manchmal ist aber keine Zeit da und man will halt nichts unversucht lassen. Das Schreiben ist eine gute Idee, denn schon das schreiben in diesem Forum bringt immer wieder eine Erleichterung.
Darf ich Dir ein persönliche Frage stellen:
Bist Du allein zur "krassen" Brigitte geworden oder gab es Leute an Deiner Seite, die dir dabei helfen konnten und die richtige Form des Helfens gefunden haben.
Mein Vater ist seit letzter Woche aus Bad Lippstadt zurück und man merkt es hat ihm gut getan, aber nach 1 Woche ist alles wieder beim alten, vor allem weil er seit gestern eine Gürtelrose dazubekommen hat. Der einzige wahre Lebenswille, der erkennen lässt, dass er sich nicht ganz aufgibt ist seine Aussage, sobald ich mich tagsüber ins Bett lege, stehe ich nicht mehr auf. Er hat sich seit der Diagnose tagsüber noch nie hingelegt, aber er ist manchmal sehr am kämpfen. Aber es ist als wenn es für ihn ein Fluch wäre, wenn ich mich jetzt hinlege, habe ich den Kampf verloren.
Liebe Afra,
auch ich bin in vielen Dingen zu feige. Man kann zwar immer wieder Theorien aufstellen, aber die Antworten auf seine Fragen bekommt man wirklich erst dann, wenn man mit dem Thema offen und ehrlich umgehen kann, aber soweit sind wir wohl noch nicht. Aber wir sind ja grade dabei unsere Erfahrungen zu sammeln.Wir müssen uns damit auseinandersetzen, dass wir nicht in allen Bereichen mit offenen Armen empfangen werden, aber wir wollen alles richtig machen und können eine Abweisung im Moment überhaupt nicht gebrauchen. Obwohl diese Abweisungen bestimmt garnichts mit uns persönlich zu tun haben, sondern wir sind in dieser Phase noch verletztlicher und je mehr jeder von sich preis gibt umso angreifbarer ist man auch. Grosse Vorbereitungen nützen da nichts, man muss wahrscheinlich viel spontaner handeln ohne sich auszumalen, was könnte jetzt wieder passieren. Handeln wir nicht wird das auch wieder wie ein Hiobsschwert über einen hängen. Man kann einfach nicht über seinen Schatten springen, wenn man wirklich schon zu Lebzeiten, dem Anderen zeigt, wie sehr man befürchtet ihn zu verlieren. Wenn man in dieser Situation nicht den richtigen Ton findet geht der Schuss wahrscheinlich nach hinten los. Man muss einen Weg finden wie Brigitte schon geschrieben hat, der erstmal verallgemeinert, Dinge die neutral sind, was ich Dir immer schon sagen wollte z. B. ich habe Dich lieb oder ich bin für Dich da oder auch all die Dinge die man selbst vom Vater gerne gehört hätte. Ich glaube man hat auch ein falsches Bild, was der andere von einem hält. Immer wieder erstaunt es mich wie bei Dritten über einen Menschen gesprochen wird, der einem nahe steht, von dem der Betroffen sagt, das hat er mir noch nie so gesagt. Warum ist das so, warum fällt es einem leicht über diesen Menschen bei anderen so zu sprechen und persönlich es diesem nie sagen zu können. Für mich merke ich es selber, spontan kann ich sehr schlecht mit Kritik umgehen, nach überschlafen denke ich oft, er hat recht, aber man fühlt sich ersteinmal verletzt, macht mir ein ander ein Kompliment, denke ich was will er damit erreichen, ich lass es nie als solches stehen und erfreue mich daran, ich habe es nicht gelernt. Mein Vater hat mich erzogen und es wahrscheinlich in seiner Erziehung an mich weitergegeben und jetzt kann ich es auch nicht so einfach zurückgeben, ich muss es lernen. Es ist eine Lernstufe in unserem Leben, bei der wir wohl noch oft auf die Nase fallen werden, aber es gibt hier gute Lehrer, die uns bestimmt ein Stück begleiten werden.
Liebe Grüße an Alle
Michaela
Michaela

15.06.2002 00:40

Sie will das ich gehe!!
 
Liebe „krasse“ Brigitte, liebe andere!

Schön, dass Du mir so schnell geantwortet hast. Ich habe auch schon herein gesehen, hatte aber bisher mit meinem Kleinen noch keine Ruhe zum Schreiben (jetzt schläft er).
Tja, meine Zeilen waren wohl wirklich ein wenig bedrückend – genauso habe ich mich auch gefühlt und konnte es einfach nicht anders ausdrücken.

Momentan ist wieder ein ganz guter Moment..., obwohl ich gerade manchmal in solchen Momenten plötzlich „abstürze“ (wahrscheinlich, weil ich mich sonst immer zusammenreißen muss, wegen dem Kleinen und weil man es einfach muss und sollte). Aber da kann man ja auch viel an sich selber arbeiten! Um ein bisschen Heulen manchmal komme ich halt nicht drumrum (wenigstens habe ich Gefühle und kann sie rauslassen, das ist ja auch positiv).
Heute wurde bei meinem Vater eine Misteltherapie begonnen und eine Aromatherapie. Endlich wird etwas gemacht (das ist für ihn sicher auch ein gutes Gefühl). Am Wochenende darf er nach Hause (nettes KKH) und am Montag soll geklärt werden, ob er operiert werden kann!

Ja, ich möchte meinen Vater gerne richtig verstehen, nur so kann ich ihm wirklich helfen. Die anderen Angehörigen... tja, irgendwie wollen sicher alle nur das Beste, und es ist auch für sie schwer. Nur schade, dass sie sich nicht immer wirklich in seine Lage versetzen. Vielleicht können sie es nicht immer. Vielleicht ist es auch ein Lernprozess. Was das Angreifen gegen meine Person angeht, habe ich versucht, das telefonisch zu klären, indem ich sagte, dass wir doch alle an einem Strang ziehen sollten und, dass ich schließlich auch nur DAS BESTE wollte! Ob es bei allen angekommen ist, weiß ich nicht, aber zumindest mit einer Person hatte ich wieder nette Gespräche. Mehr kann ich nicht tun.

Das mit dem Überpflegen habe ich mir auch schon gedacht. Ich habe meinem Vater heute gesagt, dass er mir ruhig sagen soll, wenn es ihm auch mal zu viel wird z.B. mit Besuchen, er brauche keine Angst zu haben, dass ich dann nicht mehr komme oder so, ich könne das verstehen! Er fand das gut und will mir das dann einfach sagen, meinte aber gleichzeitig, dass sei momentan überhaupt nicht der Fall, er würde sich freuen, uns zu sehen. Ich sagte dann, dass ich mich also einfach weiter aufdrängen würde und er es mir dann schon sagen würde, worauf er lachte und das gut fand. Ich denke, was ihm auch hilft, ist mein kleiner Sohn (1 ½). Mit seinen wenigen Wörtern, die er überhaupt sprechen kann, schafft er es manchmal scheinbar wesentlich besser, an ihn heranzukommen!

Es ist schwierig zu sagen, wie mein Vater das mit meinen Recherchen sehen würde. Ich habe ihm von dem Umfang gar nicht erzählt. Ich denke, er würde nicht wollen, dass ich mich "verrückt" mache. Irgendwie brauche ich es für mich als Information und, um ihm dann BEI BEDARF weiterhelfen zu können. Wenn mein Vater was erzählt, was ich schon weiß, tue ich meist so, als wäre es mir neu und interessant oder sage hin und wieder, dass ich auch schon Gutes davon gehört hätte. Ich denke, wenn ich wirklich gute Sachen habe, werde ich ihn einfach auch fragen, ob ich es ihm geben soll (das mit dem einfach Fragen hat sich ja schon als gut erwiesen!).
Ich habe gerade ganz tolle Broschüren von der Bio-Krebsgesellschaft bekommen, vielleicht mag er das lesen (kennt zufällig jemand noch weitere gute Broschüren?).

Ich denke, dass ist ein guter Ratschlag von Dir – ich werde Infos nur noch meinem Vater geben, wenn er sie möchte und überhaupt nicht mehr mit den anderen darüber reden. Wenn es ihm wichtig ist, kann er ihnen darüber immer noch berichten, Broschüren zeigen etc. Von wem er das hat, ist dann ja auch egal. Ich würde auf keinen Fall Streitereien vor meinem Vater austragen, er soll sich ein Stück heile Welt bewahren. Er sagt immer, wie froh er ist, dass ihn alle besuchen etc. Eher würde ich mich zähneknirschend mit meinen Verwandten arrangieren bzw. nach außen hin ihnen sogar bis zu einem gewissen Maß nach dem Mund reden oder wenigstens nichts dazu sagen (so was hätte ich früher nie getan). Er soll nicht noch mehr Dinge haben, über die er sich den Kopf zerbrechen muss, und das ist es auch nicht wert.

Tja, Du schreibst, ein Betroffener kann nicht zurück – ein Angehöriger auch nicht... auch wenn es sicher, sicher noch mal etwas völlig anderes ist! Ich will nur sagen, man muss akzeptieren, und das ist so schwer, aber es ist wohl ein Weg.

Nochmals, Brigitte (gar nicht krass!), Du hast mir ganz toll geholfen. Ein liebes dickes DANKE.

Viele Grüße an alle und einen schönen Freitag Abend!
Tina S.

15.06.2002 00:41

Sie will das ich gehe!!
 
Hallo Tina,
ich weiß wie Du Dich fühlen mußt.Meine Ma hatte Lungenkrebs und wurde aufgrund eines Schlaganfalls zum absoluten Pflegefall.Ihr einziger Wunsch war es nach Hause in ihr Zimmer zu kommen aber meine Schwester
hat das nicht zugelassen. Ich hätte Mama auch gerne mit zu mir genommen. Ich habe sie manchmal auch bedrängt
damit sie doch allen sagen muß das sie nach Hause will.
Sie hat aber in Gegenwart meiner Schwester garnicht geredet weil sie Angst vor ihr hatte. Unsere Familie war sowieso schon vorher zerstritten und meine Schwester hat dann heimlich die Pflegschaft über meine Mutti beim Amtsgericht beantragt.
ich habe auch nicht gedacht das alles so schnell vorbei sein könnte, hätten wir doch bloß vorher eine Patientenverfügung gemacht wo Mama reingeschrieben hätte das sie nach Hause will wenn keiner medizinisch
noch helfen kann!Sie konnte nicht mehr schreiben nach dem Schlaganfall und somit war sie ziemlich ausgeliefert allem was dann kam.Hätte sie es doch nur rausgeschrien das sie nach Hause will, 2x hat sie den Versuch unternommen und es den Pflegerinen im Pflegeheim gesagt: "Ich will nach Hause was meinen sie denn dazu!"
Danach hat Mama aufgegeben und auch fast nichts mehr gesprochen, ich mache mir solche Vorwürfe aber hätte ich sie einfach mitnehmen dürfen? Sie war noch nie bei mir da ich 200 Km entfernt von ihr wohne und sie wollte in ihr Haus, wo sie früher mit meinem Vater gelebt hat und uns Kinder großgezogen hat.
ist bestimmt alles etwas wirr geschrieben aber ich bin nochnicht drüber weg. Mama ist dann mitte Februar gestorben, unter Fremden im Altenheim!
Ich weiß jedenfalls wie scher es ist die richtigen Worte zu finden, von zuhause aus kannte ich auch keine Umarmungen der Eltern aber ich habe dann einfach angefangen meine Mama zu Umarmen sie hat sich zwar am Anfang etwas gewundert aber ich habe gespürt das sie es schön fand.Als sie dann Krank war habe ich immer ihre Hand gehalten oder ihr den Arm gestreichlt und manchmal hat auch sie meine hand gedrückt.Sie konnte sich ja selber kaum noch bewegen und ich habe dann jedesmal wenn ich sie besucht hab ihre Füsse eingecremt und massiert.erst einfach damit angefangen und dann gefragt ob ich es wieder machen soll. Es muß ihr gut getan haben
und ich habe mich gefreut was für sie tun zu können.
Es ähnelt sich sehr auch bei Mama hat man den Krebs durch Zufall entdeckt sie hatte zuerst keine Schmerzen
Es ging ihr bis zum Schlaganfall gut und sie konnte so ziemlich alles alleine machen.
Ach ich höre mal lieber auf jetzt aber man sollte auf alle Möglichen Sachen gefasst sein ich hätte nie gedacht das alles so schnell vorbei sein könnte.
Ich selbst will eine Patientenverfügung für mich machen damit ich alles nach meinen Wünschen regeln kann solange ich dazu noch in der Lage bin, man weiß ja nie wie es mal kommt.Vieleicht wäre das ja ein Anfang deinem Vater so eine Verfügung plausibel zu machen damit gemacht wird was ER WILL und so seine Wünsche raus zu bekommen.

15.06.2002 01:22

Sie will das ich gehe!!
 
Hallo Michaela,

Du stellst mir da eine persönliche Frage (wie ich zur "krassen" Brigitte wurde), ... und ich weiss jetzt echt nicht, wie ich darauf antworten soll!

Warte mal ...
... ich glaube, das hat gar nichts mit meiner Krankheit zu tun. Ich war schon immer so. - Nur wird's jetzt wohl ein bisschen heftiger!
Hat mir auch keiner geholfen dabei. Hat mir keiner beigebracht, WIE man anderen hilft. Das steckt wohl in mir selbst. Ich MAG halt Menschen. Weiss ja selber aber auch nicht, ob ich immer alles richtig mache. Ich höre einfach auf mein Herz. Meinen Bauch. Und meinen Verstand. Versetze mich in andere hinein. Fühle. Verstehe.
Aber ich kann auch nur da helfen, ... wo ich selber richtig verstehe.
Wo ich nichts verstehe, versuche ich zuerst zu lernen.
Ich helfe nur, wenn ich die Kraft dazu habe.
Und wenn ich schwach bin, mache ich Pause.
Worüber ich nichts weiss, äussere ich mich besser gar nicht.
Wenn ich aber Bescheid weiss, dann sage ich meinen Teil. Manchmal halt ein bisschen krass!
- Das "krasse" selbst, ist wohl ein übertriebenes Wort. Aber es hat was mit meiner "Direktheit" zu tun. Manchmal ecke ich eben damit an. Naja, daher das "krasse".

Dieses Gefühl, "sich nicht hinlegen zu wollen", wie Du von Deinem Vater beschreibst, kommt mir vertraut vor. Hat was mit vielen Emotionen zu tun:
Hinlegen = Schlafen = Aufgeben = Sterben.
Oder auch ein "zu brutales, ewiges Nachdenken".
Also will er sich lieber NICHT hinlegen und AKTIV sein! Denn aktiv sein, bedeutet Leben. Und Leben bedeutet auch Bewegung. Und wenn man in Bewegung ist, ist die Gefahr nicht so gross, in dieses ewige, brutale Nachdenken zu verfallen.

Begleite ihn, wenn er sich hinlegen MUSS. Unterhalte ihn. Mit Belanglosem oder Fröhlichem. Oder mit tieferen Gesprächen, wenn er möchte. Lies ihm etwas vor. Oder bringe ihm etwas Musik mit. - Hat er Hobbies? Kann er was davon im Krankenbett tun?
So viele Möglichkeiten. Wie Du ihm helfen kannst. Wenn er im Bett liegt, und glaubt, beim Liegen den Kampf zu verlieren.
Ablenkung schadet manchmal schon nicht. Tut sogar gut. Besonders, wenn man dabei Lachen kann ...

Ganz liebe Grüsse
von der "krassen" Brigitte

15.06.2002 11:38

Sie will das ich gehe!!
 
Liebe Brigitte,
danke für Deine offenen Worte und wieder ein kleiner "Lehrgang" in Lebenshilfe. Wir können viel von Dir lernen, ich hoffe wir überfordern dich nicht damit. Deine prompten Antworten zeigen auch immer wie sehr Du dich mit jedem Einzelnen von uns beschäftigst. Danke! Auch wenn wir nicht die "Gabe" besitzen, sind wir bereit zu lernen und zuzuhören. Wäre schön, wenn es viele - man kann schon fast "Art" sagen - geben würde, denn Du bist schon was Besonderes.
Leider hat mein Vater sehr wenige Hobbies, dass hat ihn auch so eigenbrötlerisch gemacht, er zeigt halt wenig Intresse an irgendwas, deswegen habe ich in meinem frühen Beiträgen auch geschrieben, dass ich meine dass dieses mitbeigetragen hat zum Krankheitsverlauf. Wir warten es ab und ich stehe in den Startlöchern und wenn er mir ein Startsignal setzt, werde ich versuche ihm beizustehen oder wenigstens meiner Mutter auf ihren Weg unterstützen, "gute Tipps" habe ich ja.
Dir wünsche ich viele "lachende" Stunden und dass andere an Deiner warmen Seele sich sonnen können.
-Es gibt einen Spruch, ein Lachen ist der Orgasmus der Seele-, wenn man das sexuelle Mal aussen vorlässt, ist da viel wares dran, denn wer nicht mehr lachen kann, ist wie eine frustrierte Jungfer.

Ein schönes sonniges Wochenende, auch wenn bei uns z. Z. eine Gewitterfront vorüberzieht, aber ich sehe da schon ein Stück blauen Himmel. :-)
Michaela

15.06.2002 18:49

Sie will das ich gehe!!
 
Hallo Ihr Lieben,
habe heute den sonnigen Tag so genossen, dass ich regelrecht K.O. bin von der Hitze. Die "Kühle" hier am Computer tut da gerade gut!

Liebe Tina, Deine Zeilen gefallen mir sehr. Dein Vater scheint sich wirklich über Dich zu freuen, und wie Du siehst, klappt es mit so "kleinen Fragen" sehr gut.
Ich glaube, Dein Vater merkt das schon irgendwie, dass Du Dich da auch anderweitig über Behandlungsmethoden informierst. Sobald Du nämlich zugibst, ein bisschen Kenntnisse über dies oder jenes zu haben, ... dann WEISS er es. Hm-hm. Du kannst dann ruhig zugeben, (finde ich) dass Du da mal im Internet ein bisschen rum geforscht hast.
Ist doch auch Dein gutes Recht, oder?
Wenn er findet, dass Du das nicht für ihn tun sollst, weil das doch ... naja, vielleicht ZUVIEL für Dich werden könnte, ... dann fängt doch aber nämlich das "kleine, vertrauliche" Gespräch zwischen Euch ja bereits schon mal an ...!
Gell?
Danke übrigens Tina, für Deine lieben Worte an mich. Tun mir auch gut.

Hallo Ilona, das mit einer Patientenverfügung ist halt so eine Sache!
Ich verstehe Dich sehr gut, weil das im Falle Deiner Mutter wirklich von Vorteil gewesen wäre. Gerade wenn dann so "Streitigkeiten" in der Familie herrschen, kann sich vielleicht gerade der Krebsbetroffene in seinem Zustand nicht wehren und hat kaum noch Chancen. - Deine Mutter hatte ANGST vor Deiner Schwester? Warum DAS denn? Das muss ja ganz krass gewesen sein!
Naja, was ich sagen wollte: Es ist natürlich schwierig, einem Krebspatienten so eine Patientenverfügung unter die Nase zu halten, wenn DER doch am Kämpfen ist und gar nicht sterben will! Und wenn dann die Angehörigen mit sowas kommen, heisst das soviel wie: Mutter, Du stirbst vielleicht bald, also regle da noch schnell was!
Das ist hart!
Zudem kommt noch hinzu, dass ältere Menschen (darüber rege ich mich auch immer wieder auf), oftmals gar nicht mehr richtig ernst genommen werden, WEIL sie schon älter sind! Als wären sie unmündige, kleine Kinder, die selber keine Entscheidung fällen könnten!
Und dann nimmt man sich das Recht heraus, die Entscheidungen für SIE zu übernehmen! Sogar noch im Pflegeheim!
Ich kann Deine Trauer und Deine Wut sehr gut verstehen, Ilona. Ich wünsche Dir, dass Du Kraft genug findest, das alles zu ertragen und zu verarbeiten. Ich umarme Dich ganz fest.

Hi Michaela, mach Dir keine Sorgen, Ihr überfordert mich schon nicht. Ich helf Euch wirklich gerne, und zudem tut es mir selber auch gut, wenn ich weiss, dass es Euren Vätern oder anderen Krebsbetroffenen helfen kann.
Und wenn ich mal nicht mehr mag, oder selber keine Kraft habe, dann bin ich einfach still hier.
Aber im Moment ist's okay, es tut mir selber gut, weisst Du.
Also noch schnell zu Deinem Vater: Hat er WIRKLICH nicht irgendwo eine Vorliebe für irgend etwas? (Auch wenn er schon immer eigenbrötlerisch war?) Zum Beispiel irgend ein Musikstück, oder ein Schlagersänger, welcher er in jungen Jahren immer gerne gehört hat?
(Also MEIN Vater hat auch kaum Hobbies. Er würde sich da jetzt aber bestimmt über den Freddy Quinn freuen, und würde wahrscheinlich fröhlich mitsingen, wenn er das Lied "Junge, komm bald wieder" hören würde!)
Und hey, ... Du glaubst noch immer, dass er selber Schuld ist an seiner Krankheit, WEIL er schon immer so war, hm? - Bitte Loslassen!

Ich danke Euch allen für Eure lieben Worte, echt, das hat mich aufgestellt! Da ist mir sogar das düstere Gewitter total wurscht, das hier wohl bald auftauchen wird ...!
Bis dann Ihr alle!
Liebe Grüssli
von der "krassen" Brigitte

15.06.2002 20:41

Sie will das ich gehe!!
 
Hallo, Ihr Lieben!

Es tut so gut, dass wir hier "zusammen" sind. Seht mal - wir haben alle unser eigenes Leben und unser eigenes Schicksal, aber wir treffen uns hier und können uns über unsere Gedanken, über die nachdenklichen Momenten, die jeder hat (ob gerade positiv oder negativ) austauschen! Ich fühle mich jedenfalls schon viel stärker.

Brigitte, Du hilfst mir auch wirklich sehr. Ich finde es aber auch gut und wichtig, dass Du es nur machst, wenn Du bereit dazu bist. Ich hoffe, es ist für Dich nicht nur ein Geben, sondern auch ein freundschaftliches Mailverhältnis (Achtung: Jetzt kommt Tina, Masterin of "Big Words"!).
Es läuft eigentlich immer wieder auf das Gleiche hinaus, das hast Du mir deutlich gemacht: offen reden! Vielleicht ist das viel einfacher als man manchmal denkt - und unkomplizierter und hilfreicher als zaghaftes Drumrumgedruckse. Man hat halt immer Angst, etwas Dummes zu sagen.
Ich denke, ich hatte vielleicht auch ein wenig Berührungsängste mit meinem Vater und seiner Krankheit, aber es ist nicht so, dass ich mit dem Ganzen lieber nichts zu tun hätte. Ich möchte diese Ängste überwinden. Eigentlich kann ich mir von meinem Vater eine Scheibe abschneiden. Oft ist er es nämlich, der auch noch eine fröhliche Stimmung erzeugt. Ich finde das ganz toll. Manchmal möchte ich ihm sagen, wie stolz ich auf ihn bin, dass er das alles so tapfer durchsteht und weitermacht. Aber eben das sind die Sätze, von denen ich nicht weiß, ob sie ihn bestärken oder erst recht nicht.
Z.B. wenn ich etwas Unangenehmes tun muss, dann denke ich: Stell' Dich nicht so an, was hat Dein Vater nicht alles Unangenehmes tun müssen (bei den ganzen Untersuchungen). Ich habe ein ganz anderes Verhältnis zu Dingen bekommen, die ich früher schlimm oder lästig fand. Ich finde es wirklich bemerkenswert, wie gelassen er mittlerweile jede Untersuchung über sich ergehen lässt, er, der nie eine Kopfschmerztablette angerührt hätte und immer so gegen die ganze Schul- und Gerätemedizin war.

Ilona, das hast Du alles gut geschrieben. Mir hilft es komischerweise irgendwie auch besser, wenn ich mich manchmal auf schlimme Dinge gefasst mache (obwohl ich dann sehr leide), als wenn ich nur verdränge. Wir wissen nicht, wie es weiter geht, und ich denke momentan so, dass ich froh bin über jeden Moment, den ich habe mit meinem Vater... Tage, Wochen, Monate, Jahre? Letztlich kann es immer zu Ende sein, und zwar mit jedem - weswegen auch immer.
Vielleicht macht man plötzlich Dinge, die man vorher nicht gemacht hat, weil man den Moment lebt. Ich finde es schön, dass Du Deine Mutter umarmt hast etc. Ich glaube, dass Liebe ganz wichtig ist (für wen nicht).
Das mit Deiner Mutter muss für Dich auch ganz schlimm gewesen sein. Aber Du hast Ihr noch schöne Momente geschenkt, Du hast noch Dinge getan, die gut waren, bist über Deinen Schatten gesprungen. Da kannst Du im Nachhinein sehr froh und stolz auf Dich sein!!
Das andere sind Dinge, die traurig gelaufen sind, denn nicht DU hast sie gemacht, sondern Deine Schwester (weißt Du, wieso? Ich meine, warum hat sie die Pflegschaft beantragt, wenn sie sie nicht bei sich haben wollte oder konnte?). Ich denke, wenn Du sie zu Dir geholt hättest, hätte sie es auch nicht gewollt (es wäre dann "nur" für Dich leichter gewesen im Nachhinein). Sie wollte zurück in ihr Haus (das hört man ja so oft, das Menschen das wollen). Aber Ihr hattet eine enge Verbindung, so wusste sie, dass sie nicht allein ist. Ganz sicher. Schön, dass Du noch die Gelegenheit hattest und sie genutzt hast.

Ja, ich denke, ich werde in Zukunft einfach versuchen, mehr Nähe zu meinem Vater aufzubauen. Einfach tun - Ihr habt ja Recht (ich werde Euch dann davon berichten, ein wenig "Bammel" hab' ich ja schon).

Das mit der Patientenverfügung werde ich mir merken. Ich bin mir aber auch nicht sicher, wann/wie ich so was anfangen kann. Bisher ist es so, dass die Ärzte keine guten Andeutungen im Hinblick auf Prognosen gemacht haben (aber auch noch keine wirklichen Prognosen gemacht haben oder ich weiß es nicht), mein Vater selber es aber teilweise herunterspielt. Zum Glück geht es ihm ja auch ganz gut. Also weiß ich nicht, ob er es teilweise nur überspielt oder auch selber irgendwo glaubt, dass doch alles gar nicht so schlimm ist. Ich finde es gefährlich, jemandem diesen Glauben zu nehmen (vielleicht braucht er das, ich kann das noch nicht so gut einschätzen). Manchmal sagt er nämlich plötzlich so Dinge wie: "Eine Chemo würde ich ablehnen - nachher muss ich JahrZEHNTElang Tabletten schlucken"! Da kann man nichts mehr zu sagen, oder??
Anderen gegenüber hat er aber mittlerweile gesagt, dass er es sich mit einer "kleinen" Chemo eventuell noch mal überlegen würde!
Ich denke, es braucht einfach noch ein wenig Zeit. Ich kann es so gut verstehen (und so richtig letztlich wahrscheinlich auch wieder nicht). Wie schwer es auch sein muss, Entscheidungen zu treffen. Ich kann es auch verstehen, dass er ZWISCHENDURCH soweit war zu sagen, er setzt sich hin und macht einfach gar nichts mehr! Obwohl das sicher kein guter Ratschlag wäre.
Was man dann tut (und zum Glück lässt er sich weiter untersuchen und behandeln), ist ja noch etwas ganz anderes.

So, dann wünsche ich Euch allen noch einen sonnigen Abend (hier haben sich die dunklen Wolken wieder verzogen)!
Liebe Grüße
Tina S.

16.06.2002 07:49

Sie will das ich gehe!!
 
Guten Morgen!
Hi Tina, ich sag jetzt auch Dir, dass es für mich okay ist, wenn ich hier schreibe und Euch helfe. Ich hab' keine Probleme damit.
Weisst Du, da ist ja auch diese sogenannte "Wut" in mir, über dieses "Unverständnis" der Angehörigen wie ICH es erlebt habe. Vielleicht versuche ich hier ja auch nur ein bisschen zu vermeiden, was MIR und vielen anderen Krebsbetroffenen immer wieder so widerfährt. Ich kann mich ganz gut in Eure Väter und andere Krebsbetroffene hinein denken und mit ihnen mitfühlen. Es tut mir daher gut zu wissen, dass ich wenigstens bei Euch Angehörigen ein bisschen Verständnis gewinnen kann, auch wenn es nicht mal unbedingt für mich ist.
Es gibt übrigens auch Bücher für Angehörige von Krebspatienten. Kann Dir da aber im Moment leider keines empfehlen, ich weiss nur, dass es sie gibt. Vielleicht kann man dort auch noch ein paar Tips nachlesen?
Tina, Du "Masterin of Big Words" (Ich musste da lachen, als ich das las! Dachte, ICH sei so eine Masterin, hihi!), betrachte unsere "Beziehung" hier ruhig als freundschaftliches Mailverhältnis, ja?

Wenn MIR jemand sagt, dass er stolz auf mich ist, weil ich das alles so tapfer ertrage, ... dann freut es mich sehr. Ich denke daher, Du kannst so etwas Deinem Vater ruhig auch sagen. Dass der Krebs da ist, ist ja kein Geheimnis, und Dein Vater weiss auch, dass das seine Angehörigen sehr beschäftigt. - Es ist ein Lob, Tina, eine Aufmunterung. Die tut immer gut.
Obwohl man als Betroffener weiss, dass es schlussendlich gar nichts hilft, dieses Lob.

Ja, es erstaunt einen sehr, wenn man zusieht, wie gelassen ein Krebspatient diese ganzen Untersuchungen über sich ergehen lässt. Aber lass Dich nicht täuschen, es ist eine ziemliche Belastung, und ... hat er denn eine andere Wahl?

Was meinst Du mit: "wenn ich mal etwas Unangenehmes tun muss"? - Meinst Du, etwas Unangenehmes tun für Deinen Vater?
Oder etwas ganz anderes, etwas allgemein Unangenehmes? So gesehen als Lernprozess für Dich, wo Du merkst, dass eben nicht ALLE Dinge im Leben bequem sind, aber dass es noch Schlimmeres gibt? - Wahrscheinlich, gell? Habe ich das so richtig verstanden?

Ich lese Deine Zeilen immer sehr gern, Tina, Du bringst da manchmal ganz wichtige Punkte hervor. Du siehst das schon richtig, Dein Vater ist sich am überlegen, WIE er sich entscheiden soll ("leichte" Chemo oder vielleicht doch gar keine?). Mag sein, dass er jedem Angehörigen da etwas anderes erzählt, aber lass Dich da nicht beirren, er sucht nur nach seiner eigenen Lösung und Entscheidung. Und er braucht Zeit, richtig. Das ist aber auch gut so, denn es muss am Ende auch seine ganz eigene und persönliche Entscheidung sein, damit er überzeugt davon ist, das Richtige zu tun, egal, was es dann auch sein wird.
Die Sache mit der Patientenverfügung ist ein bisschen heikel. Ich HABE zwar eine, aber ich glaube, ich wäre auch empfindlich darauf, wenn Angehörige mich darauf ansprechen würden. Vielleicht ist es besser, Du wartest hier noch ein bisschen ab, bevor Du Deinen Vater darauf ansprichst. - Aber das ist meine persönliche Ansicht, und ich weiss ja auch nicht wirklich, wie Dein Vater darauf reagieren würde. Deswegen ist das schwierig, Dir hier einen Tip zu geben.

Bis später dann!
Liebe Grüsse von
der "krassen" Brigitte
PS. Unter der Sparte "Sie will dass ich gehe" läuft auch eine gute Diskussion zwischen Angehörigen und Betroffenen. Schon gelesen?

16.06.2002 07:51

Sie will das ich gehe!!
 
Sorry, ich meinte unter der Sparte "Ihr armen Angehörigen"!
Grüssli von Brigitte

16.06.2002 21:49

Sie will das ich gehe!!
 
Hi, liebe Brigitte und die anderen!

Ich lese immer gerne von Dir, und ich wollte hauptsächlich sagen, dass ich unser "freundschaftliches Mailverhältnis" (hihi) toll finde, dass mich also so oder so darüber freue, dass wir uns getroffen haben, auch unabhängig vom Thema. Und zusätzlich weißt Du viel, was mir und den anderen so gut weiterhilft. Deswegen sparen ich und die anderen hier nicht mit Lob! Es gibt viele Leute, die mit diesem Thema nichts zu tun haben wollen (ob es für sie selber wirklich besser ist, weiß nicht) oder darüber reden, AUCH Betroffene (oder denken wir Nur-Teilbetroffenen als Angehörige das vielleicht auch manchmal nur?). Du TUST es einfach. Ich glaube, dass Du damit ganz toll umgehst!

Ich rufe meinen Vater täglich an, und wenn ich weiß, dass er eine Untersuchung hat, auch auf jeden Fall hinterher. Er weiß, dass ich an ihn denke (und manchmal würde ich ihm gerne was abnehmen!). Ich habe das Gefühl, das hilft ihm auch. Er spricht dann gerne darüber -wie es war etc., obwohl er wahrscheinlich nicht immer ganz die Wahrheit sagt, wenn er sagt, dass es ja "überhaupt nicht schlimm" war (wenn Du mir das hier so sagst).

Mit "was Unangenehmes" meinte ich allgemeine Dinge, doch ich hatte nur so ein blödes Beispiel, dass ich es dann doch lieber nicht geschrieben habe... ;-) nun gut, dann werde ich es doch tun, aber nicht "lachen"... ich meinte, ich denke bei so Kleinigkeiten an ihn, wenn ich z.B. eine Kopfschmerztablette nehmen muss oder eklige Vitamindrinks. Dann denke ich, mein Gott, jetzt stell' Dich doch nicht so an, was muss Dein armer Vater denn alles schlucken - und vor allem, wie locker nimmt er es (jedenfalls nach außen hin!). Da nehme ich mir einfach ein Beispiel. Viele Dinge, die ich früher "schlimm" waren, haben eine andere Bedeutung, und ich bewundere ihn einfach und will es mir als Beispiel nehmen.

Genau! Ich finde, mein Vater muss SEINEN Weg finden, denn ER muss ihn auch gehen! Aber ich möchte ihn dabei so gut wie möglich begleiten, jedoch nicht "beeinflussen" im Sinne von Manipulieren (ich weiß auch nicht, wie ich mit dem Gewissen leben sollte, wenn es dann nicht die richtige Entscheidung war!). So, wie es mir bei den anderen um ihn herum immer vorkommt, auch wenn ich ihre Sorgen verstehe. Naja, die haben sich zum Glück momentan ein wenig beruhigt (einfach, weil mein Vater nicht "mitgespielt" hat wahrscheinlich!). Er ist nämlich fälschlicherweise zwischendurch in der Chemo-Abteilung gelandet. Dort wollte man eine Hyperthermie mit Superchemo-Behandlung machen, obwohl gar nicht abgeklärt war, ob es noch andere Möglichkeiten gibt! Da waren aber alle sofort dafür, dass er es machen sollte. Nachdem ich gehört habe, was darüber in den Papieren stand, bin ich froh, dass er nicht sofort zugestimmt hat... (so eine leichte Sache ist das bestimmt nicht, obwohl ich zugeben muss, dass ich nicht genug Ahnung darüber habe). Vielleicht gibt es ja doch noch was anderes, wir hoffen. Das wollte ich nur mal als Beispiel geben. Zum Glück ist mein Vater nicht so, dass er alles macht und alles schluckt. Er ist ja aber auch ein mündiger Patient! Manchmal fühlt er sich aber eben auch nicht so stark, und da möchte ich ihm helfen (seinen Weg zu finden, den er akzeptieren kann), wenn er mal down ist.

Weiß jemand, wie denn so eine Patientenverfügung eigentlich aussieht?

Also, noch ein wunderschönes (Mini-)Restwochenende und lieben Gruß
Tina

17.06.2002 20:02

Sie will das ich gehe!!
 
Hallo Brigitte,
doch ich habe schon losgelassen von diesem "Schuld" an seiner Krankheit. Vielmehr meine ich damit die Ursachenforschung. Ich habe letztes Jahr ein Fussreflexionskurs gemacht (der vielleicht ein bisschen esoterisch angehaucht war) in dem aber auch immer deutlicher wurde, das viele Krankheiten eben psychische Ursachen haben (Stress, Kommunikationsstörungen, nicht-nein-sagen-können, Grübeln usw.) und ich glaube für meinen Teil, dass da halt eine Menge Wahrheit drinsteckt, dass habe ich aber schon vor der Erkrankung meines Vaters gemeint. Auch ich habe diverse Erkrankungen hinter mir, die ohne meine Persönlichkeitsstruktur nicht so verlaufen wären, nicht weil irgendjemand schuld daran hat, sondern weil ich nicht im Einklang bin. Will jetzt keinen Vortrag über Ying/Yang halten. Aber die chinesische Medizin mit ihrem ganzheitlichen Heilen, hat in Bezug auf die Ursachenforschung bestimmt mehr recht. Natürlich geht es auch um spontan organische Heilung, aber das Seelenleben spielt in meinen Augen eine grosse Rolle. Bei der Anwendung der Massage stelle ich selbst auch immer wieder fest, dass die Leute nach Diagnosen lächzen, sie fragen nicht nach dem Warum sondern wie kriege ich es wieder auf medizinischen Weg weg und nicht wieso kommt es überhaupt dazu. Jeder müsste mal in sich hineinhorchen und natürlich auch dabei seine Fehler entdecken. Mir steht es nicht zu zu diagnostizieren ich habe keinen medizinischen Beruf. Aber während der drei monatigen Ausbildung habe ich viel auch von mir kennengelernt, ob ich es ändern kann und will sei mal dahin gestellt. Auch wenn ich die Massage anwende beruhigt es mich selbst auch es ist eine Ruhe in mir, die ich sonst nicht habe. Nur ich verfalle immer wieder in den Fehler zu analysieren und das ist natürlich eine gefährliche Sache. Das habe ich wahrscheinlich auch bei meinem Vater versucht und bin damit ziemlich aufgelaufen, aber trotzdem bin ich weiterhin davon überzeugt, dass der KAMPF eher gewonnen werden kann, wenn man auch die Ursachen kennt und nicht nur die Auswirkungen (-ohne Schuldzuweisung-).
Liebe Tina,
ich habe die Patientenverfügung damals von meiner Versicherung bekommen, habe sie aber auch schon seit Monaten so gut weggetan (natürlich unausgefüllt), dass ich sie jetzt nicht mehr finde. -Schublade auf, Problem rein und ersteinmal vergessen- Hatte die Patientenverfügung damals für mich besorgt, weil ein Freund von mir 10 Tage lang künstlich beatmet worden ist, weil er Organspender war und kein weitere Verfügung getroffen worden ist und seine Frau auch nicht in der Lage war die Entscheidung des Abstellens der Maschinen zu treffen. Damals habe ich gedacht so nur um für jemand anders frischgehalten zu werden möchte ich auch nicht weiterleben, aber je mehr man darüber nachdenkt, um so mehr stellt man fest wie sehr man am Leben hängt. Auch bei all dieser Technik glaube ich solange man selbst über sein würdevolles Sterben nachdenken und befinden kann, sollte man auch die Möglichkeit kriegen, -da ist nur wieder die Sache mit dem richtigen Moment-. Mein Vater hat auch noch keine Patientenverfügung unterschrieben, hingegen meine Mutter für sich entschieden hat, keine lebenserhaltene Massnahmen zu bekommen und sie hat auch gesagt wenn sie für sich wüsste, eine halbjährige Überlebenschanze zu bekommen würde sie keine Chemo- und keine Bestrahlung auf sich nehmen, sondern noch für den Moment leben. Meine Mutter hat einen grossen Tumor an der linken Niere, angeblich gutartig, aber würde sie es uns sagen. Mein Vater hat seine Diagnose und eigentlich den Weg auf unser Drängen beschritten, was er eigentlich will, wissen wir bis heute nicht. Tja, was ist der richtige Weg. Zu lernen Entscheidungen zu akzeptieren und diese nicht ändern zu wollen, weil man sie nicht für richtig hält, das ist wohl als Angehöriger unsere Aufgabe, auch wenn es noch so schwer fällt.
Gruss Michaela

17.06.2002 23:15

Sie will das ich gehe!!
 
Hallo Ihr Lieben,
hallo Michaela. Die Ursachen-Frage braucht ein ziemliches Umdenken, das wir nicht mehr gewohnt sind.
Wenn Du von Stress sprichst, dann kommt DER nämlich von AUSSEN, den wir nicht ertragen können. Wenn Du von Kommunikationsstörungen sprichst, so kommen die von AUSSEN, denn die hat uns jemand "beschert", hm?
Wenn Du vom "nicht-nein-sagen-können" sprichst, so kommt das ebenfalls von Aussen, den DAS hat uns jemand so anerzogen.

Natürlich ist die Folgeerscheinung, bzw. die "Wirkung" von der Ursache nachher wohl das psychische Leiden, oder wenn ich es krass ausdrücken darf, der psychische Schaden.
Und DARAUF kann eine Erkrankung erfolgen, genau! Demnach eine weitere "Wirkung" von der ursprünglichen "Ursache".

Wenn Du in einem Kamin ein Feuer machst, und dieses noch durchtränkst mit giftigen Chemikalien, wo der Rauch aus dem Schornstein entflieht und die Luft eine ganze Stadt verpestet, wo desswegen massenweise Menschen krank werden ..., gibst Du dann auch jenen Kranken Menschen die ganze Verantwortung (Schuld), WEIL sie die Luft jetzt eingeatmet haben?

Ursache + Wirkung! Es gibt nichts anderes!
Manchmal gibt es halt auch Ursache + Wirkung + Wirkung + Wirkung ...

Wenn Du schlecht nein sagen kannst, dann wurdest Du so erzogen, denn man hat in dieser Gesellschaft (besonders als Frau) ein JA-Sager zu sein, alles zu ertragen und bloss nicht mit einem heftigen Nein auf den Tisch zu klopfen. Und wenn Du dann Krebs kriegst, bist Du also auch selber Schuld?

Ich habe jetzt hier nur ein paar Beispiele genannt. Ich würde für JEDEN möglichen "Schaden" eines Menschen eine Ursache, bzw. einen Ver-Ursacher (oder Verantwortlichen) finden. - Aber vielleicht lassen wir das Thema besser. Ich will hier auch niemandem meine Gedanken "aufzwingen". Wichtig ist nur, dass nicht ALLEINE beim Patienten nach einer Ursache gesucht werden darf. Man wird nämlich IMMER etwas finden! Bei JEDEM Patienten. Und man wird ihm das in irgend einer Form "mitteilen".
Genau das sollte vermieden werden.
Verstehst Du?

Hi Tina, diese vielen Untersuchungen sind ja auch nicht schlimm in diesem Sinne. Deswegen sagt Dein Vater Dir ja auch "es war nicht schlimm".
Aber es ist die Belastung, da durch gehen zu müssen, diese Untersuchungen über Dich ergehen lassen zu müssen. Die sind quälend.
Aber schlimm? Nein, schlimm sind sie nicht.

Soweit für heute, Ihr Lieben (bin nicht so gut drauf im Moment).

Bis später!
Grüssli von der
"krassen" Brigitte

18.06.2002 02:20

Sie will das ich gehe!!
 
Liebe Michaela,

Du machst momentan wohl so ziemlich das Gleiche durch wie ich. Genau diese ganzen Dinge sind mir auch schon durch den Kopf gegangen. Und manchmal weiß ich auch nicht mehr, ob mir überhaupt alles gesagt wird (und auch das ist ja ihr gutes Recht, wann und ob sie uns alles sagen, so schwer auch das Akzeptieren fällt - vielleicht möchten sie nicht darüber reden), was wirklich Sache ist, warum überhaupt das alles sein muss, ob ich auch einen Teil dazu beigetragen habe, vielleicht ohne es gemerkt zu haben, ob ich hätte besser auf meinen Vater eingehen müssen, weil er vielleicht nie über SEINE Probleme gesprochen hat... Auf der anderen Seite hat die Ärztin dann wieder gesagt, psychische Ursachen seien hier völlig auszuschließen. Vielleicht weiß sie, wie sehr man sich das Hirn zermartert. Und vielleicht hat sie zu einem Teil ja auch Recht! Niemand weiß es genau, auf jeden Fall kann wohl niemand etwas DAFÜR, auch wenn man ständig nach irgend einem Sündenbock (einer Person oder einer Sache) suchen möchte. Das ist vielleicht auch unsere Mentalität...
Ich denke aber auch, dass psychische Schäden (für die man auch nichts in dem Sinne kann) einer Krankheit vielleicht EHER Nährboden verschaffen, aber wie Brigitte auch schon gesagt hat: Bei jedem findet man irgendwelche psychischen Schäden. Wenn man dann sagt: Aha, daher kommt es! Er/sie hätte halt auch dieses oder jenes tun sollen oder dieses oder jenes lassen, dann denke ich an die Menschen, die ihr Leben lang ungesund leben und trotzdem steinalt werden oder wiederum Menschen, die dauernd wegen irgendwelcher Wehwehchen zum Arzt rennen und am Ende gar nichts haben. Das sind jetzt nur mal so Gedanken, ich will damit nicht sagen, dass es nicht Menschen gibt, denen es hilft, in sich zu gehen und ihr Leben zu überdenken, dann vielleicht zu einer Schlussfolgerung kommen, etwas ändern und denen es dann besser geht. Es gibt wohl keine generelle Lösung, sondern wenn überhaupt, immer nur eine individuelle.
Das mit der Ursache + Wirkung (+ Wirkung etc.) hört sich irgendwie sinnig an.

Wenn ich es richtig verstehe, ist eine Patientenverfügung dann wohl eher etwas, was Partner untereinander abmachen, oder? Ich erinnere mich jetzt, dass früher Nachbarn von uns (ein älteres Ehepaar) so etwas gemacht haben. Und was steht dann konkret in so einer Verfügung? Das eine genannte Person ggf. irgendwelche Entscheidungen treffen soll?

Brigitte, gut zu hören, dass die Untersuchungen wenigstens nicht körperlich so schlimm sind, aber ich finde auch, dass es von viel Durchhaltevermögen zeugt, wenn man das alles mitmacht. Ich habe heute meiner Tante gegenüber erwähnt, dass wir eigentlich stolz auf ihn sein könnten, er könnte sich ja auch ganz anders verhalten, sich gehen lassen etc., und, dass er das doch eigentlich alles ganz toll mitmacht! Da kam sie scheinbar direkt ins Grübeln. Vielleicht bringt es ja doch was...

Mein Vater ist übrigens heute zu irgendeinem Spezialarzt (in einem anderen KKH) geschickt worden. Eigentlich sollte heute das Ergebnis kommen - ob man noch operieren kann oder nicht. Und was ist? Kein Mensch hat mich angerufen. Toll, ich sitze hier und grüble wieder. Aber auch da muss ich wohl wieder akzeptieren lernen, ich weiß. Vielleicht möchte mein Vater mir heute nichts erzählen, vielleicht ist es so schlimm, dass er es (noch) nicht kann, vielleicht aber auch nicht, vielleicht ist er selbst noch zu keiner Entscheidung gekommen... Ich würde aber wenigstens gerne wissen, ob es ihm soweit gut geht! Meine Mutter (wir haben seit Jahren kein gutes Verhältnis mehr, eigentlich gar keins - ich habe sie aber neulich aufgrund der Umstände angerufen und immerhin konnten wir DARÜBER sprechen) ist sicher bei ihm gewesen... Eigentlich war ihre Beziehung auch nicht mehr die beste, aber wie es scheint, haben sie sich momentan (zum Glück!) wieder etwas zusammengerauft. Meine Tante wusste heute gegen Abend auch noch nichts Näheres. Oder sie erzählen uns nichts, vielleicht ja auch auf Wunsch meines Vaters, wer weiß. Mann, ist das eine blöde Situation. Ich glaube, es wäre einfacher, mit harten Wahrheiten konfrontiert zu werden als sowas. Aber ich kann nichts machen. Ich denke ständig daran und doch bin ich so weit weg. Ich muss wohl halt warten, bis MEINE Hilfe wieder gefragt ist, wie auch immer sie aussieht. Ich finde, das Schwerste ist, wenn man akzeptieren muss, dass jemand die Hilfe von einem NICHT will.

Liebe Grüße und bis bald
Tina

18.06.2002 10:06

Sie will das ich gehe!!
 
Morgen zusammen,
ich erzähle Euch jetzt mal so eine schöne "Stell-Dir-mal-vor"-Geschichte, ja? - Die ist zwar ziemlich krass, aber wenn Ihr eine gute Fantasie habt und Euch gut rein denken könnt, ... "fühlt" Ihr da ein gutes Stückchen mit.

Also. (Ich schreibe jetzt in Du-Form, damit Ihr Euch persönlich angesprochen fühlt!)

Es ist ein stinknormaler Wochentag, hm? Du gehst Deinem üblichen Alltagstrott hinterher. Das einzige, was heute ein bisschen anders ist als an den übrigen Tagen, das ist der Arzttermin um 16.00 Uhr, den Du da hast. Ganz gewöhnliche Kontrolle, weil Du da letzthin eine hässliche Grippe hattest.
Sowie Du zum Arzt gehst, (welcher wie immer sehr freundlich zu Dir ist), sagt der Dir, dass die letzte Blutuntersuchung nicht so ganz in Ordnung sei.
Da machst Du Dir ein bisschen Sorgen, hm? Naja, was kann da denn nicht in Ordnung sein? Du fühlst Dich doch völlig gut jetzt!
Der Arzt fragt Dich, ob Du möglicherweise mal Blut im Urin oder im Stuhlgang hattest.
Nö! Hattest Du nicht.
Der Arzt fragt Dich, ob Du Dich gut ernährst?
Ja klar, sagst Du. (Jedenfalls glaubst Du das.)
Der Arzt fragt Dich noch weitere Dinge, und so langsam aber sicher wird Dir seine Fragerei ein bisschen unangenehm. Du fühlst Dich ja gut, also was soll das Ganze?
Dann sagt er Dir: "So sicherheitshalber sollten wir noch einen genaueren Bluttest machen. Kommen Sie morgen doch nochmal vorbei."

Du machst Dir da noch keine Sorgen. Aber ein bisschen beschäftigt es Dich trotzdem. Du sagst Dir, dass da wohl irgendwo in Deinem Körper ein Mangel sein muss. Eisenmangel oder irgend sowas. Der Arzt wird dann aber schon wissen, was er Dir dann geben muss.
Am nächsten Tag lässt Du Dir den zweiten Bluttest recht locker über Dich ergehen.

Drei Tage später musst Du wieder zu ihm hin. Diesmal schaut er sehr ernst hinter seiner Brille hervor und sagt Dir, dass er Dich zwar nicht verunsichern möchte, aber es wäre besser, wenn jetzt noch diese oder jene Kontrolle gemacht wird. Seines Erachtens nach stimmt da etwas nicht so ganz. Aber Du sollst Dir da jetzt erst mal keine Sorgen machen, ... Du sollst einfach in zwei Tagen nochmal kommen.

Jetzt bist Du doch ein bisschen MEHR verunsichert. Was das wohl sein soll? Du fühlst Dich noch immer gut und absolut nicht krank. Dein Mann sagt Dir: "Das wird schon nichts Schlimmes sein! Du musst jetzt positiv denken!"

Du gehst wieder zum Arzt und musst Dir da ein paar sonderliche Untersuchungen über Dich ergehen lassen müssen. Röntgenbilder, Ultraschall und sonst noch so verrückte Dinge mit Apparaten, welche Du noch nie zuvor in Deinem Leben gesehen hast.
Sobald es vorbei ist, bist Du erleichtert. Im Moment jedenfalls. War ja gar nicht so schlimm, diese ganzen Untersuchungen. Jetzt musst Du ja sowieso erst mal warten, bis Du vom Arzt wieder etwas hörst.
Du versuchst, diese Untersuchung zu "vergessen" und widmest Dich wieder Deinem Alltag. Du lachst und bist fröhlich wie immer. Du fühlst Dich gut und gesund.

Nach einer Woche sitzt Du wieder beim Arzt. Wieder schaut er so komisch hinter seiner Brille zu Dir. Er verschränkt seine Hände, und Du merkst, dass er jetzt offenbar nach Worten ringt. Was soll das? Waren die Ergebnisse der Untersuchungen vielleicht doch nicht so gut? Wie kann das sein, wo Du Dich doch völlig wohl und gesund fühlst? - Es KANN nichts Schlimmes sein! Unmöglich!
Dann sagt Dir der Arzt, dass die Untersuchungen ergeben haben, dass Du KREBS hast. Dass sich in Deinem Körper bereits auch Methastasen befinden. Er sagt Dir das mit langsamen, besonnenen Worten, und er spricht weiter, ohne Dich zu Wort kommen zu lassen. Er erklärt Dir sogleich das weitere Vorgehen wie Operation, Bestrahlung und Chemotherapie. Dass die Chancen für eine Heilung gut stehen, wenn man schnell handelt. Und er schreibt Dir auf einen Zettel, wann die OP statt findet, denn er hat für Dich bereits einen Termin im Krankenhaus vereinbart.

Du kannst das nicht glauben. Du fragst Dich:
WAS? - WER? - ICH? - WIESO? - WARUM?
Der Boden hat sich unter Deinen Füssen aufgetan. KREBS? Das kann nicht sein! Du fühlst Dich doch wohl und gesund!
Du gehst aus dieser Arztpraxis mit zitternden Knien. JETZT fühlst Du Dich krank! Vor einer halben Stunde ging es Dir noch völlig gut! Du stehst unter Schock. KREBS! Das bedeutet auch Tod! Wirst Du jetzt sterben?

Und dann beginnt Deine Odysee als Krebspatient. Deine Angehörigen trösten Dich mit Worten wie: "Das wird schon wieder, Du wirst sehen!" Andere Leute heulen Dir am Telefon etwas vor, oder erzählen Dir von IHREN Krankheiten, ihren Migräneanfällen und andere Geschichten, die überhaupt nichts mit Deinem Krebs-Schock zu tun haben. Du beginnst, Dich darüber aufzuregen. Dann gibt es noch Leute, die sagen Dir doch echt noch: "Weisst Du, Du konntest ja schon immer schlecht nein sagen. Ich glaube, das ist der Schlüssel zu Deiner Krankheit! Du musst jetzt halt lernen, ...!"
Du beginnst, Dich zu verteidigen, und jenen Leuten zu erklären, wie Du Dich fühlst. Aber Du merkst, dass sie da gar kein Verständnis aufbringen können.
Du ziehst Dich vor ihnen zurück.
Wirklich geblieben ist jetzt eigentlich nur noch Dein Mann. Der ist immer da. Er hat das Verständnis zwar auch nicht so ganz, aber immerhin ... er ist DA.

Weitere Untersuchungen musst Du über Dich ergehen lassen. Du hast Angst. Das erste mal in Deinem Leben hast Du panische Angst. Man drängt Dich. Die Ärzte. Deine Angehörigen. Immernoch. Es muss schnell gehandelt werden. Jaja, Du willst ja den Krebs auch wieder weg haben! Aber ist es das Richtige, was die Ärzte mir da vorschlagen? Eine CHEMO? Du liebe Zeit!
Man legt Dir Statistiken vor. Tröstet Dich.
Aber es gibt keinen wirklichen Trost. Du hast KREBS!
Wie kam der so plötzlich? Du hast Dich doch immer so gesund gefühlt. Du hast da anscheinend einen Tumor, der ist über zwei Zentimeter gross. Wie kam der da in Deinen Körper? Du hast doch nichts gespürt! Keinen Schmerz, nichts!
Du erfährst, dass so ein Tumor über JAHRE braucht, um diese Wachstumsgrösse zu erreichen. Du rechnest aus, wann da denn der Beginn des Wachstums hätte sein können. Vor zehn Jahren? Was hast Du damals gemacht? Was geschah damals, um Deinen Körper so durcheinander zu bringen, dass ein KREBS entstehen konnte?
Liegt es an Dir? Was hast Du falsch gemacht? Ist es eine Strafe? Wofür? Wozu hast Du das verdient? Das ist nicht fair!
Das ist überhaupt nicht fair ...!

Die Luft! Die Nahrung! Das muss es gewesen sein. Du hast Dich in den letzten Jahren wohl auch ein bisschen zu wenig sportlich betätigt, hm-hm!

Dann hörst Du, dass Dein Arzt Deinem Mann sagt: "Nein, psychische Ursachen sind beim Krebs völlig auszuschliessen!"
Du glaubst, Du hörst nicht richtig! Psychische Ursachen? Du bist doch nicht verrückt! Du hast doch in Deinem Leben immer das Richtige getan, oder zumindest das Beste, nach Deinen ganzen Kräften. Du hast keinen Knall. Du hattest noch NIE einen Knall!
Oder?
Warst Du vielleicht DOCH eine zu schlechte Nein-Sagerin? Hättest in Deinem Leben vielleicht öfters auf den Tisch hauen sollen?
Aber warum denn? Warum Krach machen, wenn es doch auf dem friedlichen Weg auch geht? Und überhaupt, Du magst keinen Streit. Und Du hast es ja auch für die anderen getan!
DESWEGEN sollst Du jetzt Krebs haben? DAS ist doch verrückt!
Oder?

Du weisst nicht mehr, WEM Du von Deinem Krebs jetzt erzählen sollst. Du hast Angst vor den Reaktionen der Leute. Ein paar wenige nicken nur besorgt und schweigen. Die Mehrheit tröstet Dich mit unsinnigen Worten, als wäre das alles ja gar nicht so schlimm. - Th! DIE haben vielleicht eine Ahnung!
Du hast Angst. Vor dem Sterben. Wie lange hast Du noch? Wirst Du die OP überleben? Wirst Du die Chemo überleben? Wieviele Leute werden sich von Dir abwenden? Warum wenden sie sich ab? Du hast ihnen doch nichts getan!
Oder solltest Du vielleicht doch auf die Chemo verzichten? Warum noch quälen, und es Dir schlechter ergehen lassen, wo Du Dich doch jetzt die ganze Zeit eigentlich gut gefühlt hast.
Du fühlst Dich jetzt aber krank. So sterbenskrank, dass es schon gar nicht mehr normal ist.
Oder?
Wieso nicht besser den Rest Deiner verbliebenen Tage einfach noch geniessen?
Oder DOCH Chemo? Rettet Dich das?
Die Ärzte sagen ja.
Du jedoch weisst es nicht.
Und Du weisst: Eigentlich wissen das die Ärzte nämlich auch nicht so genau.
Und jetzt?
Es muss entschieden werden.
DU musst Dich entscheiden. Es geht um Leben und Tod.
Du willst nicht sterben. Du willst Leben.
Was ist richtig? Was ist der Sinn des Ganzen?
Bist Du schuld? Sind die anderen Schuld?
Heute willst Du am liebsten gleich sterben.
Morgen willst Du nur noch Leben und alles dafür tun.
Heute hast Du panische Angst.
Morgen hast Du einen irre gutgelaunten Tag, weil Du plötzlich alles so locker nehmen kannst.
Heute sind die Untersuchungen ein bisschen heftig unangenehm, auch ein bisschen schmerzhaft.
Morgen gehen die ganzen Untersuchungen wieder ohne Zwischenfälle vorbei.
Die Ärzte sagen heute nichts. Wieso sagen sie nichts? Warum schauen sie immer so besorgt?
Du kriegst Komplimente, wie toll Du das alles aushältst! Tja, findest Du ja auch, aber was bleibt Dir sonst übrig?
Heute nimmt Dich Dein Mann ganz fest in den Arm. Oh, wie gut das tut!
Morgen jedoch kommt Deine Tante vorbei. Sie hält Dir einen Vortrag darüber, wie SCHÄDLICH so eine Chemo sein kann!
Du fühlst Dich wie auf einer Schaukel. Rauf und runter. Nichts ist mehr so, wie es vor ein paar Tagen noch war. Alles hat sich gekehrt. Nichts ist mehr normal. Kein Alltag mehr. Nur noch die Angst.
Die Angst ...


Ihr Lieben, ich hoffe, die "Was-wäre-wenn"-Geschichte ist hier jetzt nicht ein bisschen ZU krass für Euch. Einem Angehörigen geht es ähnlich, wenn er liebt und mitfühlt, ich weiss. Aber diese Geschichte hier (welche jetzt frei erfunden ist von mir, aber sonst der Realität entspricht) soll Euch aufzeigen, wie schnell und überraschend so eine Diagnose einen treffen kann, völlig unvorbereitet und ohne Sinn. Und was da alles in einem abgeht.
Für Euch, ... zum "mitfühlen", gell?

Bis später!
Liebe Grüssli von
der "krassen" Brigitte

18.06.2002 11:11

Sie will das ich gehe!!
 
... ich habe da noch ein Zitat meiner Ma´, nachdem sie der Arzt auf das Schlimmste vorbereitet hat und für weitere Untersuchungen ins Krankenhaus überwies:
"Ich ging durch die Stadt und dachte: das ist jetzt das Ende? Ich werde wohl nicht mehr oft das alles sehen?"
Ab dem Tag begann IHR Kampf, gegen einen unsichtbaren Gegner.
Und ich kann nur zusehen.

Jana

Ruby 18.06.2002 15:10

Sie will das ich gehe!!
 
Im Moment kann ich echt nicht viel sagen, bzw schreiben, aber eines doch: Ich hab mich in deinen Zeile so gut wie wieder gefunden...
Das war fast genauso im Jahr 2000 bei mir, spiegelt das wieder was ich so empfand...
Du hast das sehr gut formuliert Brigitte, Kompliment! Besser hätte ichs gar nicht machen können!
Liebe Grüße von
Ruby

18.06.2002 16:48

Sie will das ich gehe!!
 
Hi Brigitte - Du bist eine der wenigen, die sich als "Betroffene" (ich hasse diesen Begriff, aber ich finde keinen anderen) zu Wort melden. Hast Du eine Idee, warum das so ist?
Ok - ich als zum Zusehen verdammte (so fühle ich mich) - rede auch nur mit sehr wenigen darüber, was mit meiner Ma passiert. Aber gerade hier stößt man doch nicht auf diese "oh-das-ist-aber-schlimm-Klientel".
Grüsse
Jana

18.06.2002 16:52

Sie will das ich gehe!!
 
Ups!
Ich habe geschluckt, gezittert, mitgefiebert und wollte heulen. Genauso habe ich mir das immer vorgestellt (auch wenn ich es nicht wirklich, wirklich weiß, ich weiß!).
Wie soll jemand da nicht in Panik verfallen??? Du wirst mir vielleicht jetzt nicht glauben, aber ich habe manchmal das Gefühl, ich kann wirklich mitFÜHLEN. Es ist ein Albtraum. Ich konnte so gut sehen, was Du beschreibst, wie die anderen Leute sich um den Betroffenen benehmen etc. Vor allem, die, die sagen: "Na, das wird schon wieder!" und dann von ihrem Schnupfen erzählen! Auch ich erlebe das hier um mich herum mit meinem Vater. Ich versuche, so etwas möglichst von ihm fern zu halten. Erst war ich sauer, weil es Leute gibt, die ihn nicht mal anrufen, aber nachdem sie mit mir gesprochen haben: "Uha, uha, uha - ich habe soooolche Rückenschmerzen! Es geht mir ja soooooooo schlecht, ich kann nicht mehr, ich kann nicht mehr... wie geht es übrigens Deinem Vater? Und meine Rüüückenschmerzen...". Da bin ich froh, wenn sie ihn NICHT anrufen!!! Ich falle immer wieder vom Glauben ab. Und dann die Leute, die sich zwar schon kümmern, aber dauernd belehren (woher wollen sie das wissen?) oder auch noch verunsichern. Vielleicht verarbeiten sie nur IHRE Gefühle?

Und wie ÄRZTE damit umgehen, ist wirklich unmmöglich (das mussten wir auch schon leidvoll mitansehen, da sind Sachen abgegangen, von denen meint man, es könne sie gar nicht geben). Werden die denn überhaupt nicht psychologisch GESCHULT?! Ich meine, es gibt ja auch GUTE Psychologen oder auch normale Menschen, die einfach die RICHTIGEN Worte haben! Wieso lernen Ärzte so was nicht??

Ich glaube, ich weiß jetzt besser, wie es aussieht, so etwas mitzumachen, wovon ich nur eine Ahnung hatte (die schon schlimm genug war und die ich immer lieber verdrängen wollte). Es ist wohl fast ein bisschen so, als müsste man seine Angehörigen noch trösten und beruhigen und als ERWARTETEN die Leute immer, dass man das alles gut meistert und weg steckt, und als wenn man sich noch rechtfertigen müsste. Ich denke manchmal auch, dieses ständige "Wie geht es Dir jetzt?", was ich auch frage (!), ist nicht immer wirklich eine super Hilfe. Was soll man denn da antworten?? Prima? So klasse wie gestern? Aber was soll man sonst fragen.

Das Schlimmste ist wohl, der Zeitpunkt, zu wissen, dass man etwas hat (wenn es einem doch sonst gut geht!), aber es geht ja nicht anders. Und das ist auch eine Chance.

Jedenfalls hast Du uns das ziemlich näher gebracht. Ich glaube, das Einzige, was man wirklich tun kann, ist STÄRKE vermitteln, soweit es geht; den anderen nicht allein lassen, immer wieder zu vermitteln: Ich bin da, wenn Du mich brauchst, ICH bin stark.
Ich werde mir Mühe geben...

Liebe Grüße und danke für diese Ausführungen!
Tina

19.06.2002 00:36

Sie will das ich gehe!!
 
Hallo Brigitte,
Dafür dass diese " Geschichte" nur von Dir erfunden ist,hat sie doch sehr viel mit der Realität zu tun,welche wir aber erst später als diese begreifen.Manchmal viel zu spät..
Ich kann momentan dazu nicht mehr sagen als,dass diese " Geschichte" genau die meines Freundes widerspiegelt und ich froh gewesen wäre,jemandem wie Dir und Deinen Ausführungen früher begegnet zu sein.
Lieber Gruß,Valeskaname@domain.de

19.06.2002 03:03

Sie will das ich gehe!!
 
Hallo Brigitte,

ich hab viele deiner Beitraege in diesem und dem "Matthias Thread" verfolgt und bin sehr beeindruckt. (Ich hoffe das viele Lob macht dich nicht ganz kirre. ;-) )

Weil du vieles wirklich extrem gut auf den Punkt bringen kannst mšchte ich gerade dich fragen, ob es moeglich ist, eine Art allgemeine "Grundregel" fŸr den Umgang mit Betroffenen zu formulieren.
Ich lese hier mit Entsetzen Ÿber das Verhalten von Angehoerigen und Aerzten, manches davon scheint mir nur einfach unverzeihlich bloede zu sein, anderes dagegen vielleicht mit einer diffusen Hilflosigkeit zu entschuldigen. (?)

Was haette sich die Person in deiner "frei erfundenen" Geschichte gewŸnscht, was hŠtte sie am meisten gebraucht ? Wie haette der beschriebene Arzt sich "optimal" verhalten koennen, wie die Angehoerigen ?
Tina S schrieb wohl wesentliches in den Saetzen: "den anderen nicht allein lassen, immer wieder zu vermitteln: Ich bin da, wenn Du mich brauchst,"

Koenntest du es noch konkreter formulieren ? Denkst du, es gibt bei allen individuellen Unterschieden etwas noch konkreteres, das *immer* gilt ?

Ich erinnere mich an ein Telefonat. Sie erzaehlt mir wie es ihr geht und das klingt nicht so gut. Doch ihre Stimme klingt gut,- kraeftig, zuversichtlich, eigentlich sehr fit.
Ich sage spontan: "Du klingst aber eigentlich ganz gut....". Sie wird sauer und dabei mir wird klar, wie bloed mein Satz war.

Ein kleines Beispiel. Aber vielleicht zeigt es doch, wie schwer es ist. Auch Angehoerige suchen doch auch nach Hoffnung und allem, was sie ihnen zu bestaetigen scheint.

Lillebror


http://www.leukaemie-links.de.vu/

19.06.2002 09:31

Sie will das ich gehe!!
 
Hallo Brigitte,

dein letzter Beitrag passt mal wieder haargenau!
Ich denke viele Betroffene werden sich dort wieder finden.
Liebe Grüsse Petra

19.06.2002 11:07

Sie will das ich gehe!!
 
Hallo Ihr Lieben,
... uff! Da habe ich ja wieder was angestellt mit meiner "was-wäre-wenn"-Geschichte!
Jedenfalls hat's gewirkt, hm?

Wahrscheinlich habe ich in der Geschichte noch manches vergessen zu erwähnen. Wollte ja auch nur aufzeigen, wie der ANFANG einer solchen Diagnose erlebt wird und was man da so durchmachen kann. Klar, da waren mal in erster Linie meine eigenen Emotionen aus meiner Erfahrung. Dann habe ich dieses und jenes noch dazu "erfunden", ... und schon "existiert" da irgendwo eine Person mit einem eigenen Leben.
Macht aber nichts, denn die Geschichte entspricht am Ende tatsächlich der Realität.

Ärzte, liebe Tina, sind leider keine Psychologen. Ich denke, die wenigsten haben hier wirklich ein "menschliches" Denken. Du steckst da sofort von Anfang an in der Ärztemaschinerie drin und Du kriegst das ganz deutlich zu spüren. Das kommt dann noch zum Schock hinzu, wo Du nämlich die Menschlichkeit so dringend brauchst. Du fühlst Dich aber oftmals als einer von VIELEN, irgend eine Nummer vielleicht sogar, der Patient XY, ... naja, schon wieder so ein Krebsfall!
Natürlich tun die Ärzte ihr menschenmöglichstes, aber es ist meist eine gewisse Kälte da, die schlussendlich eigentlich "nur" Deinen Körper betrifft, aber nicht Deine Gefühle, Deine Seele, Deine Ängste.
Ich glaube, man muss wirklich Glück haben, wenn man da die "richtigen" Ärzte erwischt.

Liebe Lillebror, danke Dir, für Dein Kompliment. Offenbar habe ich da wirklich irgendwo den "Draht" zu Euch allen, aber ich kann's mir auch nicht erklären wieso. Vielleicht finde ich nur einfach die Worte besser oder so.
Nur, bitte-bitte, ... erwarte keine "Gebrauchsanweisung" von mir, ja? Das macht es mir nämlich sehr schwierig und ... naja, "drängt" mich ein bisschen, was ich eigentlich gar nicht so möchte. Ich möchte hier schreiben können, wenn es mir danach ist, möchte Euch helfen können, wenn es mir danach ist, ... denn DANN stimmt es so für mich. Aber erwarte nicht ALLES von mir, ja?

Worauf Ihr Angehörigen wohl immer wieder selber kommt, dass ist die Aussage: Einfach DA sein! DA sein und Lieben.
Und DAS ist schon sehr, sehr viel!
Gewisse Aussagen von Angehörigen sind manchmal schwierig zu beurteilen. Also alleine schon die Frage "Wie geht es Dir heute?", ... ist ja nichts Schlechtes, oder? Ich denke einfach, die Vorraussetzung dafür ist, es wirklich wissen zu WOLLEN! Und bereit sein, JEDE Antwort darauf auch hören zu wollen!
Die Aussage "Du klingst aber eigentlich recht gut!" sollte ja vielleicht ein Kompliment sein, kommt aber meistens sehr oberflächlich zum Patienten rüber. Für den Betroffenen heisst es soviel wie: Hey, Du nimmst mich ja DOCH nicht ernst! Ich erzähle Dir gerade, wie schlecht es mir geht, und Du sagst mir, dass ich GUT KLINGE?
Es ist ein Widerspruch! Deswegen kann sich ein Patient aufregen.

Bis später, Ihr alle! Ich will jetzt den hitzigen Tag heute geniessen. (Und Lillebror? Nimms' mir nicht übel, gell? Ich bin einfach nur ehrlich.)
Liebe Grüsse
von der "krassen" Brigitte

19.06.2002 13:18

Sie will das ich gehe!!
 
Hallo Brigitte,

danke fuer deine Antwort, ich hatte ja schon befuerchtet, dass meine Frage wie eine "Bitte nach Gebrauchsanweisung" rueberkommen koennte. Vermutlich war sie nicht nur schlecht formuliert, sondern schon im Ansatz unsinnig. Es gibt wohl wirklich keine "Grundregeln" ausser vielleicht die, der verstaerkten Achtsamkeit.

In schweren Zeiten ist erhoehte Sensibilität gefordert und staerkeres Bewusstsein darueber, wie das *was* man sagt und *wie* man es sagt beim Betroffenen rueber kommen koennte.
Andererseits besteht halt dabei die Gefahr, dass durch "erhoehtes Aufpassen was man sagt" der Umgang dadurch schwerfaellig und gehemmt wird. Was ja dann auch oft beklagt wird. Viele wollen auch ausdruecklich weiterhin "ganz normal" behandelt werden. Und auch nicht immer auf die gleiche Weise und in der gleichen Intensitaet in allem ernstgenommen werde. Oder staendig sorgenvoll "betuettelt" werden.

In dem genannten Beispiel ging es uebrigens um eine Person, deren Stimme man eben schon auch anders kannte, also muede, resigniert oder traurig. Und um eine Beziehung, bei der das von dir erwaehnte "wirklich wissen wollen" ganz sicher nicht in Frage stand und in der auch mal "gejammert" werden konnte. (und hin und wieder auch wurde). Damit will ich eigentlich nur ausdruecken, wie schwer oder gar unmoeglich es eben oft ist, die "Botschaften" und Wuensche richtig zu deuten, die hinter gesprochenen Worten stecken und eben manchmal auch hinter einer "Klang Fassade".

einen schoenen Tag zu haben

wuenscht
Lillebror


P.S.: "(Und Lillebror? Nimms' mir nicht übel, gell? ...)"

Was sollte ich dir jetzt uebelnehmen können ?
Warst du etwa "krass" und ich hab's nicht mal bemerkt ? ;-)

http://www.leukaemie-links.de.vu/

19.06.2002 17:17

Sie will das ich gehe!!
 
... nee, hihi! ... das war ja auch gar nicht krass von mir, das war bloss ... menschlich!

Uff! Hallöchen zusammen! Jetzt ist's mir doch ein bisschen zu heiss draussen!

Ja, Lillebror (Du hast da einen lustigen Namen), Du siehst das schon richtig. Grundregeln gibt es keine, denn wir sind keine Maschinen, die man auf Wunsch so oder so einstellen kann, wir sind eben Menschen. Jeder denkt anders, jeder reagiert anders. Deshalb ist das Ganze ja auch so schwer.
Natürlich ist man selber als Angehöriger wohl irgendwo "verkrampft", man will das richtige im richtigen Moment sagen, man will das richtige im richtigen Moment tun. Und vor lauter "Verkrampftheit" geht da wohl so manches schief.

Mir ist da gerade was aufgefallen, hallo liebe Tina! Du hast hier im Forum eine neue Rubrik eingetragen, wo Du andere Angehörige fragst, woher SIE ihre Kraft für ihre Krebsbetroffenen noch nehmen, gell?
Das ist eine sehr gute Frage. Doch als ich mich dort rein gelesen hab, ... kribbelte es mir bereits wieder in den Fingern, dort gleich mal meinen krassen Käse als Betroffene dazu zu schreiben! - Aber dann hab' ich gedacht, nein, ich halte mich dort jetzt besser raus. Irgendwo müsst Ihr ja Euresgleichen suchen und finden.
Jedenfalls habe ich da jetzt wieder etwas ganz Interessantes entdeckt, das wir ja HIER mal miteinander anschauen können, einverstanden?

Da war also die Aussage einer Angehörigen, welche sagte, ... sie sei da letzthin in Versuchung gekommen um herzlich heraus zu LACHEN, und sie habe es dann sogar GETAN! Aber hinterher bekam sie ein so schlechtes Gewissen, weil Ihre Schester ja so krank ist, ... dass das jetzt völlig SCHLECHT gewesen sein musste!
Also bitte, das tut ja selbst mir als Betroffene weh, wenn IHR Angehörige nicht mehr Lachen könnt oder es nicht mehr dürft!
Zudem: Die Schwester hat's ja gar nicht gesehen!
Warum also nicht Lachen und fröhlich sein, wenn Ihr mal NICHT gerade auf Krankenbesuch seid?
Lachen gibt Euch Kraft und Stärke!
Und das wollt und braucht Ihr ja auch, nicht wahr?
Setzt Euch keine eigenen Leidens-Regeln, denn wir Betroffenen können das genau so wenig aushalten, wenn es EUCH dann noch schlecht geht.

Dann war da die Frage: Was soll ich tun? Meine Schwester will nicht auf die Terrasse hinaus, um frische Luft zu schnappen! Und jetzt bei dem schönen Wetter, und wo es ihr doch ein bisschen besser geht! - Sie WEIGERT sich aber!
Äh, ... WER will hier in diesem Beispiel eigentlich raus an die frische Luft? Die Angehörige oder die Betroffene?

Eigentlich ein Beispiel zum kichern, wo man sich fragt: Himmel, habt Ihr da keine ANDEREN Sorgen?
Naja, es ist ja gut gemeint, ich weiss. Trotzdem Ihr lieben Angehörigen: Bitte-bitte zuerst mal ERNST nehmen, was der Patient will.
Einfach akzeptieren. Denn was er heute nicht will, will er vielleicht schon morgen. Drängen hilft da aber gar nichts.
Naja, stellt Euch mal vor (und IHR seid ja gesund, hm?) ich sage zu Euch nur diesen einen Satz: "DU MUSST VIEL MEHR AN DIE FRISCHE LUFT GEHEN!!"
Da werdet Ihr Euch fragen: Was WILL diese Krasse eigentlich von mir? Was erlaubt die sich, mir zu sagen, was ich zu tun habe?
Obwohl Ihr WISST, dass ich es ja jetzt nur gut mit Euch meine, aber ... so locker akzeptieren könnt IHR das nämlich auch nicht, hm? (Gebt's zu!)

Gut, wenn jemand schon länger im Krankenbett lag, sehr schwach war und schon lange nicht mehr an der frischen Luft war, ist es ja verständlich, dass da mal irgendwann die Betroffene wieder raus muss. Auch hier sollte man das NEIN zuerst mal akzeptieren. Erst wenn es wirklich zu lange dauert, bedenklich zu lange, könnte man da vielleicht zu einem kleinen "Trick" greifen. Der "Trick" heisst: BEGEISTERUNG.
Jemanden für etwas zu begeistern, ist nicht immer einfach, klar. Aber warum kann man hier in diesem Beispiel nicht mal lächeln, zu dieser Schwester sagen (nachdem sie nach Tagen immer noch nicht raus will): "Hey, ich mache Dir einen Vorschlag! Komm mit mir eine halbe Stunde da raus - NUR eine halbe Stunde, okay? - auf die Terrasse! Machen wir es uns doch dort gemütlich. Ich werde uns dafür ein leckeres Eis besorgen, ja?"
Muss ja nicht unbedingt ein Eis sein, kann auch ein feiner Kaffee sein, oder sonst etwas, das der Patient gerne hat.
Zumindest werdet Ihr ein Lächeln vom Patienten als Geschenk erhalten. Garantiert! Er kann dann zwar noch immer nein sagen, aber vielleicht klappt es dann ja am nächsten Tag?
Oder aber er lächelt bereits diesmal und lässt sich dazu überreden!
Nur, ... dann müsst Ihr aber schon schauen, dass Ihr das EIS auch WIRKLICH besorgt, okay?
(Hihi! Viel Spass bei der Eis-Suche in einem Krankenhaus!)

Bis später Ihr Lieben!
Grüsse von der
"krassen" Brigitte

20.06.2002 13:11

Sie will das ich gehe!!
 
Hallo allerseits!

Ja, ich fand irgendwie, dass so ein Forum hier noch ganz gut reinpassen würde - etwas wo wir Angehörigen Kraft tanken können. Der eine oder andere Tipp, wie man es schafft, sich "am Riemen zu reißen".
Ich wäre nicht böse, falls Du das meinst, wenn Du da auch etwas zu schreibst. Ich weiß aber AUCH nicht, inwieweit oder ob es etwas verändern würde. Ich habe Hemmungen, über MEINE Sorgen zu reden, wo es doch Betroffenen viel schlechter geht (ich glaube aber auch, dass speziell DU viel toleranter bist, auch als so manche Angehörige).
Andererseits hat man ja auch schon gemerkt, dass es selbst bei den Angehörigen so was auslöste wie "Wieso an die Angehörigen denken, man muss an den Betroffenen denken!". Das ist auch gut und richtig so und von mir auch so gemeint. Jedoch geht es ja darum, dass es nicht jeder SCHAFFT, IMMER nur aufopferungsvoll da zu sein, auch wenn er es möchte. Ich frage mich überhaupt, wie es jemand die ganze Zeit schafft - irgendwann ist doch bei jedem mal der Akku leer. Dann braucht man ebenfalls eine "Tankstelle", um wieder Energien zu bekommen. Einfach, weil man auch oft so traurig ist. Dafür muss man sich nicht schämen, meine ich.
Oder vielleicht sind die anderen, denen es nicht so zu gehen scheint (was vielleicht ja auch nicht generell so gemeint war!) einfach stärker oder weiter als ich. Ich hoffe ja, dass ich mit der Zeit lerne zu ertragen (ich finde, es ist mehr als nur ein Akzeptieren). Auch WENN es überhaupt kein Vergleich zu dem ist, was der Betroffene ertragen muss!!! Aber muss man denn überhaupt vergleichen? Das kann man wahrscheinlich überhaupt nicht vergleichen! Natürlich ist es für den Betroffenen schlimmer. Nur, das heißt nicht, dass der Angehörige nicht auch seine Probleme hat (was dem Betroffenen wiederum eher schadet als nützt, besonders, wenn er seine Probleme immer unterdrückt, was der andere ja merkt. Jedoch mit dem Betroffenen kann er natürlich nicht darüber sprechen). Ich fände halt ein Forum gut, in dem man seine Gedanken ruhig mal aussprechen darf, wo man sich auch mal gehen lassen darf, was man sonst ja nie darf. Es geht ja nicht darum zu sagen: "Ich Arme aber auch!", sondern um auch SEINE Ängste zu bewältigen, um sich evtl. gegenseitig zu stärken, vielleicht einfach nur, um jemandem erzählen können, was heute war.

Ich finde, Du musst selber sehen, wo Du was zu schreiben könntest, ich bin da bestimmt nicht sauer!! Du hast hier so gut geholfen, es ist wohl das, was wir uns alle gewünscht haben! Wir würden doch so gerne in unseren Lieben reingucken können, um zu sehen, was er sich wünscht. Es ist so schwer, seine Äußerungen zu deuten.

Das Thema mit dem schlechten Gewissen geht mir auch so! Es ist wohl mehr so im Unterbewusstsein, aber es ist da, dieses Gefühl: "Huch, jetzt habe ich GELACHT, wie konnte ich nur!". Natürlich ist das schrecklich, aber es ist da. Und DAS kann man dem Betroffenen nun wirklich nicht erzählen. Wäre ja irgendwie auch noch schöner, wenn man den Betroffenen noch vollheult. Siehst Du, das geht eben nicht. Man muss dem Betroffenen gegenüber IMMER signalisieren: Ich bin stark, wir schaffen das, das Leben ist schön, positiv denken etc.
Mir geht es oft so, dass ich im entscheidenden Moment WIRKLICH "lustig" sein kann (keine Ahnung, woher die Stärke manchmal kommt, auch wenn ich vorher noch Tränen in den Augen hatte, sie ist auf einmal da und glaube in dem Moment auch daran). Auf dem Nachhauseweg danach strömen dann die Sturzbäche. Auch dafür habe ich mich geschämt, bis ich aber gemerkt habe: Es tut gut. Es ist in Ordnung, ich kann heulen, und danach ist der Druck weg. Danach schaffe ich es auch wieder, mich aufzubauen.

Tja, nur nach außen darf so was nie dringen!
Und für mich war es wichtig, mich mit anderen darüber auszutauschen.

So, nun habe ich hier aber genug losgelassen. Ich bin ja nicht immer so, es sind Momente (es ist eben auch alles neu). Schon für meinen Sohn MUSS ich lachen. Und dafür kann sich kein Mensch in der Welt schämen. Ein Kind hat es verdient. Kinder sind auch direkt und ehrlich und schämen sich nicht dafür.

Was Du über die Terrassen-Geschichte geschrieben hast, hat mir mal wieder klar gemacht, wie nervig diese ganzen gut gemeinten Ratschläge sein können, die der andere vielleicht gar nicht will (fast wie früher in der Kindheit... "Und setz' Deine Mütze auf!"). ;-)
Wenn es aber so ist, dass jemand wirklich nur noch resigniert, BRAUCHT er auch einen sanften Tritt, das glaube ich auch!! Das ist AUCH unsere Pflicht als Angehörige. Auch wir haben es nicht IMMER nur leicht in unserem Leben. Ich will damit - ohne Vergleiche! - einfach nur sagen, jeder kennt Höhen und Tiefen, kennt, wenn auch vielleicht nur im ganz, ganz Kleinen, dieses Sich-Aufraffen-Müssen.

Ich wünsche Euch einen schönen Tag (hier ist es grau, neblig, trüb, uuah!).
Liebe Grüße
Tina S.

20.06.2002 13:25

Sie will das ich gehe!!
 
... im Krankenhaus, wo meine Ma´ ist, gibt´s einen ganzen Eisautomaten! Und den Weg dorthin, findet sie selbst ;-) Wenn Sie also Eis will...
Dummerweise gehen viele Angehörige davon aus, das der "Patient" (hört sich so ausgesondert aus) nicht nur eine körperliche, sondern auch eine Willensschwäche hat und sich fortan nicht mehr entscheiden kann oder nicht mehr weiß, was er will. Begeisterung ist ein Weg und manchmal ist ein Tritt in den Hintern auch einer, oder etwa nicht? Ich habe so oft den Eindruck, dass die "Umgebung" der Meinung ist, den Kranken in Watte packen zu müssen. Nee. Muß man nicht. Es ist mal wieder diese super schwierige Balance: Meinungen/Haltungen zu akzeptieren und jemanden auch mal die Meinung zu sagen. Ich meine damit nicht diese Sätze: hab´ Dich nicht so / stell´ Dich nicht so an oder nicht zu berücksichtigen, das der Betroffene Schmerzen erleidet und Angst hat. Aber ist es manchmal nicht auch eine Hilfe, wenn man von Angehörigen daran erinnert wird, wie er mit "raus-an-die-frische-Luft" Parolen seine Freunde genervt hat?
Meinetwegen haut mich jetzt - aber es gehört auch zum "für ihn da sein" mal Tacheles zu reden.

Grüsse
Jana

20.06.2002 13:40

Sie will das ich gehe!!
 
Liebe Tina,
gestern habe ich unter "Ihr armen Angehörigen" dazu erst was losgelassen. Ich denke auch, dass dieses Forum wichtig ist. Und es darf auch nicht sein, dass wir unseren Schmerz und unsere Angst verstecken, weil ich als Angehöriger nicht jammern darf.
Ich denke auch, das vergleichen nicht in Ordnung ist. Aber muß ich vergleichen, ob mein Schmerz nun stärker ist als der des anderen. Ich glaube nicht. Aber gestern habe ich gemerkt, dass ich schon fast Hemmungen hatte, zu sagen, ich fühl mich beschissen. Dann war da aber so viel Wut und Verzweiflung, dass sie irgendwo raus mußte. Ich kann gerade nicht stark sein, es würde auch nichts bringen, denn ich könnte auch mit meiner Stärke nichts ändern, aufhalten oder wenigstens erträglicher machen. Ich kann nur beim Fallen seine Hand halten. Das tut unsagbar weh und es tut manchmal einfach gut, hierher zu kommen und zu wissen, egal wie ich drauf bin, egal wie ich mich ausdrücke, hier werde ich auch ohne viele Worte verstanden. Ich kann mich oft in den Worten anderer wiederfinden und das gibt mir irgendwie Halt und den brauchen Angehörige genauso. Ich wünsch Euch allen viel Kraft Lilly

20.06.2002 14:19

Sie will das ich gehe!!
 
Hallo Tina S., hallo Lilly,

wenn Ihr Hemmungen habt, als Angehörige über EURE Sorgen zu reden, ist irgendetwas schief gelaufen und das tut mir persönlich sehr leid. Denn das war nicht Sinn und Zweck dieser Diskussion, das Angehörige sich nicht mehr trauen, ihre Sorgen mitzuteilen.( Mich drückt wirklich das schlechte Gewissen)
Ich gehöre auch zu denen, die sich sagen, dass es in erster Linie um den Betroffenen geht, und man als Angehörige sich selbst hinten anstellen muss. Das aber jeder ANGEHÖRIGE selbst auch Kraft tanken muss, ist klar- ebenso, dass er vielleicht mal eine Auszeit braucht, oder aber jemand anderen zum reden- um sich selbst mal alles von der Seele zu quatschen- Man kann nicht immer stark sein, das ist logisch.

Bitte nicht denken, Ihr könnt Euch hier nicht fallen lassen. Denn dafür gibt es doch dieses Forum. Wir alle suchen und brauchen doch Hilfe, sonst wären wir nicht hier.

Liebe Grüße
Li

20.06.2002 16:44

Sie will das ich gehe!!
 
Ihr Lieben!

Gut, dann lasse ich jetzt mal was raus: Es geht mir besch...!!! Ich hätte wirklich Lust, mal ganz laut zu schreien! Diese gedrückte Stimmung, dieses gedrückte Wetter, die gedrückte Stimme von meinem Vater am Telefon. Ich kann nicht mehr!!
So, das tat gut.
Ich möchte ihn aufmuntern, ich möchte zu ihm fahren, und was ist? Seit Tagen hänge ich hier mit Halsschmerzen (kommt nun eine Virusinfektion oder nicht?), auf einmal rote, große Stellen im Mund. Was ist das denn nun wieder? Wahrscheinlich irgendwas Banales, vielleicht wirklich ein blöder Infekt, mein Sohn (er ist übrigens 1 1/2) hustet auch. Aber was soll das?! Jetzt kann ich nicht zu ihm (ich will ihn ja nicht auch noch anstecken). Als ich ihm am Telefon sagte: "Ach Mann, wir haben uns ja auch schon so lange nicht gesehen!", meinte er: "Na, es ist doch grad' mal ein paar Tage her!". Will er vielleicht meine Nähe gar nicht so wie ich? Ich will ihm doch helfen.
Naja, das Positive ist, dass er heute schon wieder Besuch kriegt (es ist so gut wie jeden Tag irgend jemand da), das Positive ist, er fühlt sich körperlich scheinbar soweit ganz gut... und gleichzeitig ist er so krank!
Und ich sitze hier nur rum und kann nichts machen...

Líebe Li,
so war es auch nicht gemeint mit dem, dass Angehörige auch leiden. Ich fühle mich hier bei Euch sehr gut "aufgehoben"! Ich meinte es eigentlich im Bezug zu dem Forum, welches ich eröffnet hatte "Woher nehmt Ihr die Kraft für den Betroffenen" (was ja eigentlich heißen sollte "Woher nehmt Ihr die Stärke, für jemand anderes stark zu sein", was aber zu lang war). Da hatten andere Angehörige geschrieben, dass sie es so empfinden, dass man nicht an sich selber denken darf.
Es ist aber auch bei jedem wieder individuell und verschieden! Es ist klar, dass jeder SEINE Geschichte durchmacht, und es ist bestimmt auch ein Unterschied, ob man schon länger damit zu tun hat oder erst ganz plötzlich. Letztlich läuft es wohl darauf hinaus, dass man gar keine andere WAHL hat als da durchzugehen, egal in welcher Position.

Es ist schön, dass wir hier gemeinsam stark sein können! Und schwach und wie wir auch immer drauf sind, da hast Du Recht, Lilly.

Lieben Gruß
Tina

21.06.2002 08:10

Sie will das ich gehe!!
 
Morgen, Ihr alle!
Hatte gestern den ganzen Tag "ERROR 404", wenn ich zum Kompass wollte! Na sowas! - Wisst Ihr, was diese Fehlermeldung heisst?

Hallo Tina, es kann schon sein, dass sich ein bisschen was ändern könnte, ... wenn ich jetzt in Deine andere Rubrik was rein schreibe als Betroffene. Entweder hat's ja vielleicht eine positive Wirkung wie hier, ... oder aber der eine oder andere Angehörige wagt es dann vielleicht DOCH nicht so sehr, so "offen" zu schreiben? - Vielleicht.
Schauen wir mal und beobachten das Ganze ein bisschen, einverstanden?

Es stimmt, ein Betroffener ERWARTET von seinen Angehörigen nämlich auch gar nicht, dass diese immer so STARK und "gut aufgestellt" sind. Es macht aber einen Riesenunterschied, ob man da als Betroffener jetzt vorgejammert kriegt, was der Angehörige soeben durchmacht mit seinem Rückenleiden, Migräneanfall oder seinem schmerzhaften Hühnerauge, ... oder ob jetzt der Angehörige gerade BEI einem sitzt, und MIT dem Betroffenen mitleidet ... und vielleicht auch mitweint.
Es hat aber auch gar nichts damit zu tun, dass der Betroffene jetzt was dagegen haben könnte, DASS der Angehörige Migräne hat oder Rückenschmerzen oder ein dämliches Hühnrauge!
Es PASST aber einfach nicht zum Augenblick, weil der Betroffene nun mal ganz andere Sorgen hat, wo es bei ihm ... naja, schlussendlich um Leben und Tod geht! - Glaubt mir, ein Krebsbetroffener würde schliesslich liebend gerne mit blossen Rückenschmerzen, Migräne oder einem lächerlichen Hühnerauge tauschen!
DAS sind halt die "kleinen" Unterschiede.

Hallo Jana, ... Eure Krankenhäuser müssen da offenbar weiter "fortgeschritten" sein als bei uns, wenn's bei Euch einen EIS-AUTOMATEN gibt!
Oooooch! Da beneide ich Euch aber!
Bei uns wäre das echt ein kleiner Hürdenlauf, um zu einem Eis zu kommen! - Aber dafür wär's - wie in meinem "Begeisterungs-Beispiel" erwähnt - nämlich auch wirklich eine grosse "Belohnung" für den Patienten!

Ich weiss, mein Beispiel mit dem "Begeisterungs-Trick" klingt so nach "klein-Kind-will-nicht-also-kriegt-es-ein-Eis-wenn-es-tut-was-ich-sage". Aber manchmal fühlt man sich als Patient in so einem Krankenbett schon ein bisschen wieder wie ein Kind, auch wenn man Erwachsen und schon älter ist. Das hat aber nicht nur mit den Angehörigen zu tun, sondern auch mit den Aerzten und den Schwestern. Man fühlt sich als Patient so hilflos und auch ausgeliefert, also kommt da schnell mal auch vom Arzt oder (hauptsächlich) von der Schwester so eine "Lieb-Kind-Stimme": "So, wie GEHT es uns denn heute? Der Doktor (Papa?) wird gleich zur Visite kommen, jaaaa? Und wir werden uns jetzt erst mal waschen, jaaa?"
Naja, das ist eigentlich wieder ein anderes Thema. (Je mehr man als kleines Kind behandelt wird, um so mehr fühlt man sich dann auch danach!) Aber was ich jetzt noch erwähnen wollte, war ja die Sache wegen dem "Begeisterungs-Trick". Normalerweise lassen sich gerne Kinder davon anstecken.
Aber Erwachsene eben AUCH! Es muss ja nicht unbedingt ein EIS sein, es kann ja was ganz anderes sein, womit man den Patienten aufmuntern und BEGEISTERN kann. - So lange es natürlich keine "gekünstelte" eigene Begeisterung des Angehörigen ist. Denn sonst "steckt" es nicht an, sondern bewirkt eher das Gegenteil.
Aber es kann helfen. Es kann bei vielem helfen.
Es muntert auf. Es bringt einem zum Lächeln. Es bringt einem zum Nachdenken. Es spornt an. Es bringt eigene neue Ideen. Hm-hm!

Ach ja, Jana, ... kannst Du mir etwas genauer beschreiben, wie Du das meinst, dass die Betroffenen zwischendurch mal einen "Tritt" brauchen? Oder besser formuliert: WAS tust Du jetzt genau, WENN Du diesen "Tritt" gibst? WAS sagst Du da? Wie machst Du Deine "Tacheles-Ansprache"?- Ich hatte jetzt, ehrlich gesagt, als ich Deine Zeilen las, ein bisschen ein komisches Gefühl dabei. Ich denke jetzt nämlich mal, dass so ein "Tritt-Geben" vielleicht mal was nützen KÖNNTE, ... aber es wäre ganz wichtig zu beschreiben, WIE man das macht, hm?
(Jedenfalls weiss ich jetzt von MIR als Betroffene, dass mich so ein "Tritt" oder eine Tacheles-Ansprache ungeheuer nerven würde! In DER Situation!)

Ihr Lieben, macht Euch keine Gedanken darüber, dass Ihr hier nicht wirklich offen sein könntet, traurig oder wütend. Lasst es raus, so wie es gerade ist. Denn nur dann können wir uns immer gegenseitig verstehen und uns helfen.
Bis dann!
Liebe Grüsse von
der "krassen" Brigitte

21.06.2002 08:12

Sie will das ich gehe!!
 
Hi, Li! - Alles okay bei Dir?

Die "krasse"

21.06.2002 08:56

Sie will das ich gehe!!
 
Guten Morgen Brigitte,

Danke, bei mir ist alles OK. Bin froh, dass Du "nur" einen PC-Fehler hattest. Hab mir schon Sorgen gemacht, weil ich gestern nichts von Dir gelesen hab......(ja-ja, man gewöhnt sich einander....)

Muss mal mein liegengebliebenes aufarbeiten. Bin ein wenig zu oft im Internet. Ansonsten gibt es nichts neues. Bei Micha sieht es soweit ganz gut aus.Gott sei Dank.

Sag, wie geht es Dir denn? Den einen Tag warst Du nicht so gut drauf, schriebst Du. Deine Berichte lesen sich als wenn wieder alles ok is- ist es aber wirklich so??? Ich wünsche es Dir sehr.

Mache mir hier noch Sorgen um jemanden....Am liebsten würde ich sie in den Arm nehmen und einfach nur drücken. Ihr Leid geht mir richtig ab.

So. meine Liebe, es hilft nichts. Ich muss was tun.
In Gedanken zwischen durch bei Dir.
Liebe Grüße
Li

21.06.2002 10:49

Sie will das ich gehe!!
 
Morgen Brigitte,

die haben sogar eine annehmbare Cafeteria in dieser Klinik...
Also das mit dem "Tritt": natürlich ist das eine "auf Leben und Tod" Situation, die alles anders für den Betroffenen und die Angehörigen macht. Und es es genau der falsche Zeitpunkt dafür, alles zu sagen, was man schon immer sagen wollte (vor allem im negativen Sinn).
Aber wenn ich mich so im Bekanntenkreis und unte manchen Angehörigen umsehe (nerv) oder auch (wenn man sich da auf der Onkologie umsieht), versuchen einige so eine bizarre Scheinwelt aufzubauen. "Es wird schon wieder alles gut" oder die Leute spielen Heiterkeit vor oder die lockere Art, inkl. Ironie wird mit strafenden Blicken von dritter Seite geahndet.
Die Betroffenen sind während der Behandlung passive Objekte, die von den Ärzten in vielen Fällen (was ich hier so gelesen habe) nur als Fall gesehen werden - das ist schon schlimm genug. Vom Umfeld werden sie aber auf einmal auch ganz anders behandelt. Für mich hat "Dasein" für meine Ma, das ich mich mit ihr auseinandersetze und versuche - in meinen beschränkten Möglichkeiten - die Situation nachzuvollziehen. Aber auch, ein Reibungspunkt zu sein und ihr - nicht anders als vorher - klar zu sagen, was mich an ihrem Verhalten nervt oder was mich beeindruckt. Ich tue das, was sie mir bislang vorgelebt hat: sie manchmal aus der Reserve locken. Natürlich kann man das nur machen, wenn man die betreffende Person gut kennt. Leider habe ich kein allgemeingültiges Rezept dafür, wie das bei anderen geht. Ich kann mich aber erinnern, wie sie in ähnlichen Fällen gehandelt hat und mich daran orientieren.
Und wenn ich sie so in dieser Situation auf die übliche Art nerve? Dann ist das ein Stück Normalität.
Wenn man anfängt, die Betroffenen aus ihren Zimmern zu locken, sollte man das auch für ihren Geist tun. Nicht mit Streit - sondern sich so verhalten, wie man es vorher auch getan hat.

Grüsse
Nicole

21.06.2002 13:01

Sie will das ich gehe!!
 
Hallo Brigitte,

*schmunzel* den Satz: "Schauen wir mal und beobachten das Ganze ein bisschen?" hatte ich auch schreiben wollen. ICH habe eben kein Problem damit, dass Du etwas dazu schreibst, im Gegenteil, es ist SEHR hilfreich (ich denke, die Angehörigen sind hier manchmal die "Krasseren" und härter in ihren Urteilen)!! Aber ich weiß eben auch, wie gehemmt man manchmal als "Nur-Zuschauer" ist, über seine eigenen Sorgen zu schreiben, die ja im Grunde teilweise die gleichen sind, nur wagt man nicht, zu jammern.
Gestern hatte ich ja schon wieder Zweifel, weil ich das mit den Halsschmerzen geschrieben hatte! Aber ich denke, Du/Ihr kannst/könnt es schon einschätzen. Meine Halsschmerzen waren mir ziemlich unwichtig, ich war nur so sauer, weil ich deswegen nicht zu meinem Vater konnte! Ich würde ihm sowas gar nicht erzählen bzw. nur, um über alltägliche Sachen zu plaudern, um ihn an unserem "ganz normalen" Leben teilhaben zu lassen, aber nicht jammern. Wie gesagt, ich sehe jetzt Vieles anders... Ich neige schon dazu, jeden zu verachten, der z.B. über seinen Job stöhnt, über das Wetter usw. Aber das fand ich eigentlich tendentiell schon immer und wurde oft blöd angeguckt, weil ich es WAGTE, jeden Morgen mit einem Lächeln zu beginnen, sogar Montag Morgen in der U-Bahn, wenn alle ihre Grummel-Miene durch die Gegend trugen. Es gibt doch so viele Dinge, über die man sich freuen kann! MANCHE lächelten dann sogar zurück. Das aber nur mal so am Rande.

Wie meinst Du das übrigens mit dem Begeisterungstrick? Ich meine, wie sagt man sowas, dass es NICHT so klingt, als behandele man den anderen wie ein Kleinkind? Vielleicht, indem man sagt, dass man SELBER Lust dazu hätte (=mitreißen)?
Ich finde auch, eine gute Methode ist, Nicole, sich daran zu erinnern, wie man selber von der Person immer behandelt wurde, was besonders bei Eltern nicht so schwierig ist. Mein Vater ist immer gerne mit mir ins Kino gegangen, oder wenn mal schlechte Stimmung bei uns zu Hause war, hat ER immer gesagt, wir könnten doch was unternehmen, Essen gehen o.ä. Einfach mal ein bisschen raus und ablenken - und das hat auch wirklich geklappt.

Ich muss Euch auch noch mal was fragen. Man hat sich ja wirklich schon aneinander gewöhnt... Wie kriegen wir untereinander mit, dass es dem anderen gut geht, ich meine, wenn man mal 'ne Zeit lang nichts von jemandem liest?? Es können ja ganz banale Dinge sein, aber man würde sich doch dann Sorgen machen.

Liebe Grüße
Tina

21.06.2002 20:04

Sie will das ich gehe!!
 
N'abend zusammen,
jaja, der Tag war schön heute! (Und das nächste Gewitter folgt wohl heut Nacht wieder!)

Also, liebe Tina, ich denke, wir sollten uns vielleicht keine grosse "Regeln" hier setzen, wenn man mal von jemandem nichts mehr hört, oder? Jeder hat ja auch sein eigenes Privatleben, und man kommt vielleicht auch nicht immer dazu, die mögliche Abwesenheit hier im Forum den anderen mitzuteilen. Ich persönlich schaue zwar eigentlich täglich mal hier rein, aber es kann auch sein, dass ich mal keine Lust habe oder es mir selber nicht so gut geht. Dann müsst Ihr Euch aber keine Sorgen um mich machen, denn dann bin ich womöglich einfach am "Leben geniessen", oder bin gerade wieder mal auf einer meiner üblichen "Kampftouren", um etwas für mich zu erreichen. Gell?

Hihi, da fällt mir gerade was ein, das ich Euch erzählen möchte. (Da könnt Ihr ein bisschen Lachen.)
Da ich ja die ganze Zeit am kämpfen bin und von den Behörden jedesmal eins auf die Kappe kriege, ... befällt mich da ziemlich oft eine ungeheure Stinkwut auf dieses ganze System, das wir da haben! (Dieses Sozialsystem ist so "verdreht" wie ein umgekehrter Handschuh, dass ich mich echt manchmal frage, auf was für einer Welt ich eigentlich lebe!) Naja, und WIE kann ich nun meine Wut ausleben?
Da ging ich also gestern in die Stadt (hier im Kompass hatte ich ja sowieso ERROR 404!), spazierte in den nächsten Sportladen rein und fragte den jungen Verkäufer:
"Sagen Sie, ... haben Sie SANDSÄCKE?"
Er guckte mich von oben bis unten an (ich bin ja gewisserweise ein zierliches Persönchen) und fragte mich mit riesigen Augen:
"Meinen Sie BOXSÄCKE?"
"Jaja!" lächelte ich begeistert.
Da führte er mich in den vierten Stock rauf zu den Säcken dort. Einer wog 25 Kilo! Tolle Farbe: ROT! Echtes Leder, hm-hm! Aber da war kein Sand drin, sondern vollgestopft mit LUMPEN! (Habt IHR das gewusst?)
Ich befummelte den Sack also fachmännisch mit meinen zarten Händchen und boxte mal so sanft ins Leder, während mir der Verkäufer ziemlich fragend dabei zuschaute. (Ihr hättet sein Gesicht sehen sollen!) Dann "testete" ich noch die Boxhandschuhe, die gleich daneben lagen, prüfte die Preise (Sack und Handschuhe waren natürlich NICHT gerade billig!) und nickte dem Verkäufer siegessicher zu: "Gut, ich überlege es mir! Ich werde dann wieder vorbei kommen, ja?"
Ich glaube, der Verkäufer wird wohl gedacht haben: "Die kommt NIE wieder!"
Ha! Da hat er sich aber getäuscht!

Ja, jetzt wisst Ihr, was ich mir denmächst anschaffen werde, hihi!

Liebe Tina, wenn Du jetzt gerade ganz breit vor Dich hin grinst, und Dir gerade ernsthaft überlegst, ob Du Dir da nicht AUCH so einen BOXSACK anschaffen willst, ... dann habe ich Dich soeben mit MEINER Begeisterung angesteckt!
Ja, es ist genau so, wie Du geschrieben hast: MITREISSEN!
Kannst Du damit was anfangen? Wahrscheinlich wirst Du Deinem Vater jetzt wohl keinen Boxsack kaufen, gell?

Hallo Jana, ich glaube, ich weiss was Du meinst. Eigentlich willst Du SO mit Deiner Ma umgehen, wie es vorher schon immer war. Du lockst sie aus der Reserve, so wie SIE es Dir bisher immmer vorgelebt hatte.
Naja, kann sein, dass das okay ist. Kommt ja immer auch auf die betreffende Person an und wie der Umgang miteinander bisher immer war. Wenn es Deine Ma erträgt und Du den Eindruck hat, dass es auch für sie in Ordnung ist, dann ja. - Hast Du sie mal gefragt, ob es ihr etwas ausmacht, wenn Du auch mal so Tacheles jetzt mit ihr redest?

Hallo Li, es freut mich, dass es Deinem Schwager soweit gut geht. (Da hab' ICH mir jetzt aber ein bisschen Sorgen gemacht hier!)
Mir geht's auch soweit gut, danke Deiner Nachfrage. Aber auch bei mir geht's halt immer wieder rauf und runter. Manchmal denk ich, das kann man wohl an meinen Zeilen schon merken, gell? - Am Montag habe ich wieder eine kleine Nachkontrolle, wieder mal so ein "Alleingang" zum Ultraschall. Ich werde jedesmal ganz zappelig an solchen Tagen. Aber ich denke (hoffe!), dass alles okay ist.

Bis später, Ihr Lieben!
Grüssli von der
"krassen" Brigitte

22.06.2002 00:00

Sie will das ich gehe!!
 
Ich werde mir jetzt einen Sandsack kaufen gehen!!!!!
;-)
Wir scheinen uns hier ja schon wirklich einigermaßen zu kennen. NATÜRLICH habe ich BREIT GEGRINST... NATÜRLICH habe ich gedacht "EIN SANDSACK? KLASSE!!!" (Na, wie ich Dich einschätze, bist Du ebenfalls ein vielseitig begeisterungsfähiger Mensch).
;-DDDDD Wie schön, dass wir hier auch MAL zusammen lachen können. Und ich habe jetzt einfach mal KEIN schlechtes Gewissen (da kann mein Unterbewusstsein jetzt gerne Purzelbäume schlagen!).

Nein, ich denke auch, wir sollten uns dem Druck nicht aussetzen, wenn man mal Pause macht, dass sich die anderen dann Sorgen machen! Ich meinte eigentlich auch eher, wenn man so RICHTIG lange gar nichts hört. Ich würde Euch dann jedenfalls vermissen. Aber da fällt mir ein, da gibt es doch irgend so eine Rubrik "Abmelden in die Ferien" und Ähnliches hier, oder? Ich denke einfach, es wäre nett, wenn es sich um eine ganz lange Zeit handelt (auch wenn jemand z.B. keine Lust mehr hat), wenn er/sie dann kurz Tschüß sagt, oder auch vorübergehend. Das kann ja ganz zwanglos sein. Ich fände es auch o.k., wenn man z.B. vielleicht mal Abstand haben will.

Das mit den Behörden ist ja schlimm! Wir zahlen doch wirklich genug Sozialabgaben... wenn man dann mal was braucht...
Da hatten wir bisher noch gar nicht mit zu tun (was ja aber noch kommen kann...).

Mh, Alleingang? Wir werden an Dich denken! Da muss es einfach gut werden.

Liebe Grüße!
Tina


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