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tonchi 07.12.2007 07:41

AW: Ich benötige Hilfe
 
Hallo Graci, schön von Dir zu hören!
Das mit der Bluttransfusion ist normal! Das ist eine Nebenwirkung der Chemo! Ganz viele Patienten haben einen zu niedrigen HB und müssen vor der Chemo eine Transfusion erhalten! Eigentlich verträgt man das meist sehr gut und auch der Gesamtzustand ist oft danach etwas besser, da man mit einem zu niedrigen HB sehr abgeschlagen und müde ist!
Wie ich sehe, kommst Du nicht zur Ruhe-Du schreibst um 3 Uhr nachts! Ich drücke Dir die Daumen, dass er die Chemo gut verträgt und Du auch etwas zur Ruhe kommst,wenn er im Krankenhaus ist!Das hört sich zwar immer komisch an, aber auch wir als Angehörige brauchen diese Krankenhauszeit um mal wieder durchzuatmen!!!:o
So, jetzt verlangt meine kleine Tochter eine frische Windel! Die bekommt von dem ganzen zum Glück noch nichts mit was auf der Welt noch passiert! Für sie ist es das grosste Drama an eine Pulle Milch zu kommen oder eine neue Windel.......und das ist auch gut so!
Heute Nacht habe ich geträumt, meine Mama wäre wieder da! Es war sehr erschreckend, als ich beim Auffwachen feststellte,dass es nur ein Traum war!:(
Ich drücke Dich aus der Ferne!!!!:knuddel:

Graci 07.12.2007 21:17

AW: Ich benötige Hilfe
 
Hallo Tonchi,
danke für diesen trockenen, aber treffenden Kommentar, das Irre ist ja, das Leben geht weiter, und ich habe mit seiner Familie nur Zoff, sein alter Vater mit 84 will ihm sein Erbe der Mutter vorenthalten, jetzt renne ich für ihn ständig zum Anwalt, es ist das absolute irrenhaus, aber es scheint die Lebensgeister meines Mannes zu aktivieren, aber ich bleibe völlig auf der Strecke,
Du hast recht, ich sitze nachts um 3 am PC, gut das wir keine Photos sehen, meine Augenringe sind traumhaft,
also,, ich kämpfe mich durch, aber wie lange ich noch kann, weiß ich nicht,
aber ich halte erst mal durch,
Gruß an Dein Baby,
Gruß Gracia

Graci 12.12.2007 20:17

AW: Ich benötige Hilfe
 
Hallo an Alle,
bitte Hilfe und Ratschläge,
ich werde nur noch angemotzt,
alles was ich tue, ist falsch,
was bitte soll ich tun?
Gruß Gracia

jutta50 12.12.2007 20:46

AW: Ich benötige Hilfe
 
Liebe Gracia,
auch bei uns hat es im letztn Jahr Tage oder Wochen gegeben, wo eine unbedachte Bemerkung eine Explosion verursacht haben. Gott sei Dank haben hat sich bis jetzt immer wieder alles eingerenkt. Es ist einfach eine absolute ausnahmesituation.
Wer motzt dich denn konkret an? Dein Mann, wie schon Anfang Dezember beschrieben?
Liebe grüße
Jutta

Butzimutti 12.12.2007 22:55

AW: Ich benötige Hilfe
 
Liebste Gracia,

ich wollte Dir schon einmal schreiben, als Du von Deinem Mann erzählt hast, er würde so agressiv Dir gegenüber werden. Dies erinnert mich ganz stark an meinen Mann, der vor 11 Jahren mit 57 an dieser Sch...krankheit starb, ich war damals gerade 50 geworden. Wir waren zu der Zeit bereits 32 Jahre verheiratet und DAS Vorzeigeehepaare in unserem Freundeskreis, ja wir hatten eine wunderbare Partnerschaft (mitunter auch hart erkämpft), wollten zusammen mit 80 bzw. 87 am Meer entlang gehen und uns gegenseitig stützen.
Und dann kam die Krankheit!

Und dann war er oft so agressiv oder ungerecht oder wütend - es dauerte ein paar Wochen, bis er mir sagen konnte, warum das so ist - er hatte Angst, er hatte eine Sch...angst zu sterben!! Er erklärte mir, er sei wie eine Kommode mit mehreren Schubladen, zieht man eine auf, ist darin Hoffnung wie eine gelbe Sonnenblume oder ein blauer Himmel, zieht man die andere auf, ist darin tiefste Verzweiflung, dunkle Nacht. Und es liegt nicht in seiner Hand, welche gerade offen ist. Er tat mir soooo unendlich leid, und das hat mich durchhalten lassen.

Beim Schreiben jetzt durchlebe ich es wieder, und ich bin Gott heute noch dankbar dafür, dass er mir jeden Tag die Kraft gegeben hat, die ich benötigte.

Ich drücke Dir so sehr die Daumen und schicke Dir alle Kraft, die Du benötigst, um durchzuhalten. Noch einen Rat: Lass nicht andere über Dich bestimmen, gehe den Weg, den Du als den richtigen ansiehst, denn es hört sich für mich so an, als hättest Du noch andere Schwierigkeiten als die mit Deinem Mann und die sind eigentlich schon mehr als genug.

Liebe Grüße und eine gute Nacht :knuddel: von
Ilse

Ute 2007 12.12.2007 23:29

AW: Ich benötige Hilfe
 
Liebe Gracia,

ich wollte dir eigentlich auch ein paar Worte aus der Sicht einer Betroffenen schreiben aber besser als Ilse es eben von ihrem Mann beschrieben hat, kann man es gar nicht erklären.
Und wenn dann wieder die Hoffnungs-Schublade offen ist tut es wahnsinnig weh, wenn man sieht wie ungerecht, aggressiv und launisch man war. Das schlimmst ist, das ich weiß wenn die Angst wieder die Oberhand gewinnt werde ich mich wieder so besch.... verhalten und nichts dagegen tun können.

Es ist schon eine heftige Krankheit.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft und schreib dir alles von der Seele, was dich belastet. Wenn nicht hier, dann lege dir ein Tagebuch zu. Aufgeschriebenes ist schon ein bisschen abgegeben.

Liebe Grüße

Ute

bettinaco 12.12.2007 23:59

AW: Ich benötige Hilfe
 
Liebe Gracia,
das ist sauschwer. Du weißt, es ist die Krankheit, die ihn so ungeduldig und aggressiv macht - aber wie damit umgehen, ohne dass du dich daneben legen kannst. Könntest du ruhig bleiben, wenn er ausflippt und ihm ruhig sagen, warum er das tut? Wenn mein Mann solche Nörgelphasen hatte, habe ich es so versucht. Er war dann immer ganz unglücklich, und es hat ein bisschen vorgehalten. Komischerweise ist er immer lammfromm, wenn es ihm richtig schlecht geht. Was für dich auch wichtig ist, sind Rückzugsräume. Sei es, dass du Zeit für dich allein mit etwas Schönem zubringst, sei es, dass du Freundinnen triffst. Oder hier den Frust von der Seele schreibst. Auf keinen Fall darfst du alles runterschlucken. Das nutzt euch beiden nichts.Mir haben es immer alle eingetrichtert, dass ich auch für mich sorgen muss. Das gibt zusätzliche Kraft, die dringend nötig ist.
GlG, liebe Gracia

Bettina

Graci 14.12.2007 20:17

AW: Ich benötige Hilfe
 
Hallo Ihr Lieben,
ja, wir waren auch 20 Jahre lang das Vorzeigepaar, haben uns geliebt und respektiert, das war auch schwer erkämpft, und jetzt wird er sofort zänkisch, wenn irgendetwas nicht nach seinem Kopf geht, er stampft mit dem Fuß auf wie ein kleines Kind, aber es kann nicht nur nach ihm gehen, natürlich ist er sterbenskrank, aber das Leben geht trotzdem weiter,
ich muß für uns beide Geld verdienen, er bekommt gar nichts, keine Rente, nichts,
die Kosten fressen mich auch langsam auf, also, manchmal weiß ich wirklich nicht mehr, wo mir der Kopf steht,
und mein Partner, der mir halt sonst zur Seite stand, ist längst weg,
ihn kümmert das alles nicht mehr,
Gruß Gracia

Anas65 14.12.2007 22:15

AW: Ich benötige Hilfe
 
Liebe Gracia,
Mensch, das ist aber auch keine leichte Zeit, die du durchmachst. Die Kraft wird jetzt eben von dir verlangt, ob du willst oder nicht, denn dein Mann kann ja jetzt auch nicht aus seiner Haut. Bei meinem Vater merke ich auch leichte Veränderungen, er hat viele Metas im Gehirn, kann auch manchmal ganz unangenehm werden und in der nächsten Minute wieder ganz lieb. Und Wortfindungsstörungen und Gedächtnisstörungen, davor habe ich die meiste Angst, dass diese Hirnmetastasen eines Tages die Oberhand gewinnen und dann...
Ich schick dir einen liebenGruß:knuddel:
Ana

Häsi 17.12.2007 17:46

AW: Ich benötige Hilfe
 
:pftroest: Liebe Gracia,

erstmal - Du bist so unheimlich tapfer und stark!!! Davor ziehe ich echt den Hut!!! Du schaffst das und nimm die kleinen Kränkungen und Nörgeleien nicht persönlich!!! Er meint es sicher nicht so... Die Angst, die Wut muss irgendwie raus und leider sind oft die nahestehenden Menschen dann schnell ein Ventil. Ich bin mir sicher, er dankt es Dir von Herzen wie Du zu ihm hälst!!!

Fühl Dich ganz fest gedrückt!! :pftroest:
Alles Liebe
Häsi

Engel07 17.12.2007 21:12

AW: Ich benötige Hilfe
 
Liebe Gracia,

es tut mir so leid, was du aushalten musst. Könntest du den Mut aufbringen, mit ihm darüber zu reden? Versuchen ihm klar zu machen, dass er nicht allein unter dieser schrecklichen Situation leidet? Dass auch du am Ende deiner Kräfte bist? Du tust alles, was in deiner Macht steht, um ihn zu unterstützen, da zu sein, zu helfen. Aaaaber du bist nicht schuld dass er krank ist, und er kann dich so nicht behandeln. Vielleicht findest du die Kraft und den Mut, ihm einen Brief zu schreiben. Das ist oft einfacher, als sich gegenüber zu stehen. Es ist leichter, die richtigen Worte zu finden. Es ist klar, dass er in dieser Ausnahmesituation keinen Boden mehr unter den Füßen hat, aber dich fertig zu machen, ist ungerecht und gemein.

Versuch ihm zu erklären, dass es auch für dich ein Alptraum ist. Aber irgendwann wirst du allein zurück bleiben und wirst weiterhin den Schmerz fühlen, während er gehen kann. Ihm sollte aber klar sein, dass wenn er geht, er bei dir durch sein jetziges Verhalten noch größeren Schmerz verursacht.

Vielleicht ist es auch so, dass er sich bewusst von dir (oder dich von sich) lösen will, um es dir leichter zu machen. Das es aber dadurch schlimmer wird, verdrängt er vielleicht. Dieses Verhaltensmuster kenne ich aus dem Freundeskreis. Es tut allen Beteiligten unendlich weh. Und wenn es einem klar wird, tut einem die mit Aggression verschwendete Zeit einfach nur leid.

Ich wünsche dir, dass du die Kraft findest. Und wenn es nicht funktioniert, dann hast du es wenigstens versucht.

Fühl dich ganz fest gedrückt:pftroest:

Graci 17.12.2007 21:58

AW: Ich benötige Hilfe
 
Hallo Ihr Lieben - alle zusammen -
ich werde versuchen, mit ihm zu reden, er kommt wohl am Freitag über Weihnachten aus dem Krankenhaus,
ich habe Angst davor,
mein geliebter und vertrauter Mann ist eine Karrikatur seiner selbst,
ich wage auch nicht, ihn zu schimpfen, weil er auch schon so bemitleidenswert aussieht, sein Verhalten ist auch seltsam,
ich weiß wirklich nicht mehr weiter,
ich funktioniere robotermäßig vor mich hin und bin eigentlich völlig platt,
ich weiß, ich muß da durch, aber es fällt so unendlich schwer,
Gruß Gracia

Engel07 17.12.2007 22:05

AW: Ich benötige Hilfe
 
Liebe Gracia,

ich drück dir die Daumen, und schimpfen sollste ja nicht. Sag ihm einfach, wie du dich fühlst....Du schaffst das!!!

Alles Liebe

Butzimutti 17.12.2007 22:59

AW: Ich benötige Hilfe
 
Liebe Gracia,

es berührt mich so sehr, wenn ich von Deiner Angst lese. Lass Dich ab Freitag, wenn Dein Mann nachhause kommt, von Deiner Intuition leiten. Du wirst aus dem Augenblick heraus das Richtige tun. Sich im voraus etwas vornehmen, klappt in den wenigsten Fällen. Versuche Dich in den nächsten Tagen vorab ein wenig zu stärken (wenn es möglich ist).
Meine Gedanken werden immer wieder mal bei Dir sein.

Liebe Grüße von Ilse

Ruediger63 21.12.2007 17:36

AW: Ich benötige Hilfe
 


Hallo liebe Gracia,
hab gerade Deine Zeilen gelesen und ich möchte Dir etwas Mut rüberbringen.

Ich habe selbst mit Lungenkrebs begonnen im Jahr 2002, bin dann operiert worden, einen Lungenflügel und 3 Rippen entfernt. 5 monate nach der Op, hatte ich Metastasen im Rippenfell und im Rücken, habe dann 8 monate Chemo gemacht und im Januar 2006 bin ich zur nachsorge gegangen und bin aus dem Krankenhaus nicht mehr rausgekommen. Die Ärzte überbrachten mir 2 Stunden nachdem ich zum MRT war, die Nachricht 2 inoperable Hirntumore, sie gaben mir höchstens noch ein halbes jahr aber nun gehen wir ins Jahr 2008 und mich gibts immer noch. Sie begannen auch sofort mit Cortison, Antideppresiva, und fingen an mit der Ganzkopfbestrahlung. Was ich sagen möchte, ist folgendes, es ist erstmal sehr schön, das Du zu Deinem Mann stehst, meine Partnerin hat mich verlassen aber das alles hat mich stark gemacht und man muß einfach positiv Denken. Das Problem mit der Vergesslichkeit habe ich auch, muß mir alles aufschreiben sonst, weiß ich eine Stunde später es nicht mehr. Ich bin nun 44 und seit 5 Jahren zuhause, ist nicht immer leicht aber es muß einfach weiter gehen, denn sojung will man noch nicht abdanken, also Denkt man, alles wird gut.

Und wenn Dein Mann genauso Denkt, dann werdet ihr bestimmt noch eine lange Zeit Glücklich miteinander sein. In diesem Sinne, wünsche ich euch alles Gute und frohe Weihnachten und alles erdenklich gute für 2008.

Liebe Grüße Ruediger( Ralf als Rufname ):knuddel: :knuddel:


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