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27.05.2002 17:12

Sie will das ich gehe!!
 
Hallo, ich habe vor ca.6Monaten das wunderbarste Mädchen kennengelernt, wir empfinden eine tiefe Zuneigung und Liebe. Vor ca 2 Wochen hat sie mir ihren Befund mitgeteilt, der da lautet: bösartiger Tumor im Bereich der Milz, der Schock war unglaublich tief und dazu kam noch, das sie die Beziehung beendet, weil sie der Meinung ist, das was auf uns zukommen wird würde eine so kurze Beziehung nicht überstehen. Ich bin da nicht ihrer Meinung, ich denke sie will mir nur das Leid ersparen, ich will aber unbedingt diesen Weg mit ihr zusammen gehen. Hat schon jemand ähnliche Erfahrung gemacht?

27.05.2002 18:55

Sie will das ich gehe!!
 
Hallo Harald!
Ich bin selber Krebskrank und weis selber,wie man sich in den ersten Wochen fühlt.
Ich bin mit meinem Mann acht Jahre verheiratet und unsere Beziehung hatte nach drei Monaten meiner Erkrankung eine Auszeit.
Es lag nicht nur an ihm,sondern vieles hatte auch mit mir zu tun.
Ich habe keinen mehr an mich heran gelassen und war sogar froh,als mein Mann für eine kurze Zeit auszog.Mir war es sogar egal,obwohl wir zwei Kinder haben.
Ich kann nur sagen wie es bei mir war.Ich hatte Existensängste,ich wusste nicht,was kommt auf mich zu,schaff ich das?
Ich fühlte mich nicht mehr dazu gehörig,obwohl das Unsinn ist.Es ist wut auf alles Gesunde.Ich habe anfänglich versucht zu verdrängen überhaupt krank zu sein.
Eure Beziehung ist noch sehr frisch.Vielleicht hat sie auch Angst,Dir eine Seite von ihr zu Zeigen die noch nicht kennst.
Krank auszusehen,zerbrechlich zu sein,eben nicht mehr perfekt zusein.Einfach auch Angst zuhaben,dass Du es doch nicht aushälst.
Du musst ihr die Zeit geben,erst Mal ihre Krankheit anzunehmen.Aber vielleicht,wenn Du ihr immer wieder vorsichtig zeigst,dass Du für sie da bist und auch akzeptierst was sie möchte,vielleicht kommt sie dann wieder auf Dich zu.
Erst zwei Wochen zu wissen,das man Krebs hat ist sehr kurz,um damit fertig zu werden.
Ich wünsch Euch alles Gute und viel Kraft,
liebe Grüsse Petra

30.05.2002 20:35

Sie will das ich gehe!!
 
Hi Harald,
ich bin selbst auch Krebsbetroffene. Ich finde es sehr schön von Dir, dass Du den künftigen Leidensweg mit Deiner Freundin gehen willst. Aus Dir spricht die Liebe.
Deine Freundin weiss sehr wohl - obwohl die Krankheit noch ganz frisch ist - dass ein harter Weg auf sie zukommen wird. Und das würde das selbe für Dich bedeuten.
Petra hat Dir hier von ihren Erfahrungen berichtet, und genau so könnte es auch bei Deiner Freundin sein. Ich denke jedoch noch an eine andere Möglichkeit, weshalb sie Dich wegschicken wollte: Weil Eure Liebe noch so jung und frisch ist, hat sie vielleicht aus reiner Rücksichtnahme und aus Liebe Dir gegenüber so gehandelt? Will Dir diesen Weg, diese Leid und den vermutlich kommenden Kampf nicht auch noch zumuten?

Und noch ein Gedanke von mir:
Eigentlich sollte man ihre Entscheidung und ihren Willen respektieren und ernst nehmen. - Eigentlich! Denn zu diesem Zeitpunkt, als sie Dich wegschickte, meinte sie es garantiert todernst.
Da Du sie aber ganz sicher nicht fallen lassen solltest, und Du es ja auch nicht willst weil Du sie liebst, so wird es jetzt bereits schon schwieriger für Dich, denn Du brauchst nun viel Geduld, Kraft und Verständnis für sie. Respektiere ihren Willen, aber zieh Dich nicht ganz zurück. Lass sie wissen, dass Du immer noch für sie da bist. Schicke ihr Blumen. Schreibe ihr Briefe. Besuche sie. Beschäftige Dich selber mit der Krebskrankheit durch Bücher, um ihre Krankheit zu verstehen. Lies ihr etwas daraus vor. - Aber sei in allem, was Du tust, nicht all zu sehr drängend. Lasse ihr Zeit.
Nur so wird sie es schätzen lernen, dass sie Deine Hilfe, Deinen Beistand und vor allem Deine Liebe auf ihrem kommenden Weg auch wirklich braucht.
Ich verspreche Dir, sie wird glücklich darüber sein. Und sie wird es Dir tausendmal danken.

Ich wünsche Dir viel Kraft und Deiner Freundin ganz schnelle Genesung.
Ganz liebe Grüsse
von Brigitte

31.05.2002 10:16

Sie will das ich gehe!!
 
Hallo,
Mein Vater (72) weiß seit 3 Tagen, dass er ein Pankreas-Ca hat.Er weiß nicht, dass es schon sehr weit fortgeschritten ist (die OP wurde sofort wieder abgebrochen). Wir warten nun auf den Onkologen.

Seine erste Reaktion auf die Nachricht "bösartig" war: "das habe ich mir schon gedacht; also Chemo oder Bestrahlung".
Seitdem spricht er dieses Thema nicht an, auf Fragen wie: machst du dir Sorgen... sagt er "nein wozu denn, das ändert ja nichts, es ist halt jetzt so, das muss man akzeptieren und das Beste daraus machen. Damit ist das Thema für ihn beendet.

Generell ist er sehr introvertiert. Wir tun uns jetzt sehr schwer wie wir mit ihm umgehen sollen.Wir trauen uns fast nicht das Thema anzuschneiden (obwohl es soviel zu sagen gäbe), fühlen uns aber auch schlecht dabei nur über Banales zu reden (auf das er allerdings wenigstens eingeht). Nach außen hin wirkt er so wie immer, fast gut gelaunt.
Was meint ihr? Auch wenn man eine solche Nachricht erwartet, muss der Schock doch tief sitzten. Wie erklärt ihr euch dieses Verhalten.
Schiebt er das Problem weg, weil es im Moment nicht zu ändern ist? Will er uns schonen? Sollen wir darauf eingehen, das Thema nicht mehr anschneiden oder es doch immer wieder versuchen?

Ich wäre euch für eure Erfahrungen oder Tipps sehr dankbar.
Grüsse
Afra

31.05.2002 15:36

Sie will das ich gehe!!
 
Hallo Harald,
auch ich finde Du solltest Dich nicht ganz zurückziehen, sondern einen Weg finden, der aber auch dir gerecht wird, es wird sehr viel Kraft kosten und bestimmt auch so manches Missverständnis geben, gerade weil ihr euch erst so kurz kennt und gleich in so eine Ausnahmesituation geraten seit. Vieleicht ist dieses nicht so gut kennen auch ein Vorteil, denn man geht nicht schon automatisch davon aus, zu wissen was der andere denkt oder fühlt. Es geschieht nichts ohne Sinn, vielleicht ist gerade das Eure Herausforderung, wenn auch bestimmt einer der härtesten. Wenn Du aber glaubst an Ihre Seite bleiben zu können und Dich zurücknehmen zu können, ist es für Sie einer der wichtigsten Schritte in der momentanen Situation. Vor allem kommuniziert miteinander, verdrängt nichts, seid ehrlich zueinander. Ich wünsche Euch, dass ihr diesen Weg gut meistern könnt und für Euch eine Basis findet.

Liebe Afra,
auch mein Vater ist in sich gekehrt, aber nicht nur im Bezug auf seine Krankheit sondern er war immer schon so und ich glaube, dass ist auch einer der Gründe warum diese Krankheit zum Ausbruch gekommen ist. Er zerfrißt sich mit seinen Problemen innerlich und kann sich nicht mitteilen, weil er meint es löst sich alles schon von selbst. Manchmal stimmt das bestimmt auch, aber ich glaube sie haben gegenüber den Angehörigen auch die Pflicht, sich mitzuteilen, sonst kann man ihnen auch nicht zur Seite stehen. Nur diese Einsicht müssen sie wohl von alleine haben, man kann ihnen immer wieder nur einen Stups in die richtige Richtung geben, sonst zerbricht man selber daran. Leider ist die Art mit dieser Krankheit umzugehen genauso schwierig wie die Krankheit selbst, es hat was mit Lebenseinstellung zu tun. Verschliesse Du Dich nicht, teile deine Gefühle ruhig mit, zeig wie es in dir aussieht, dass auch du Ängste hast. Auch wenn Du dich informierst und dieses weitergibst, wird dein Vater merken, wie sehr du dich mit diesem Thema auseinander setzt. Mein Vater ist z. Z. zur Kur, er hat sich von Anfang an mit Händen und Füssen gewehrt und ist nur unter der Bedingung gefahren, dass meine Mutter mitfährt. Jetzt nach 2 1/2 Wochen hat er das erste Mal zugegeben, dass er sich so gut wie lange nicht fühlt. Er weiss, dass es nie wieder so sein wird wie früher und sich ein anderes Lebensziel setzen muss. Auch natürlich mit Hilfe seiner Familie und das ist wohl das Schwerste, zu merken man ist für "nichts" mehr gut, man wird auf andere angewiesen sein und man wird kurzfristiger planen müssen und nicht mehr soweit in die Zukunft. Wir können nur immer wieder signalsieren, dass wir für sie da sind, aber wir sind auch auf die Hilfe der Betroffenen angewiesen. Es ist eben ein gemeinsamer Weg der beschritten werden muss. Vieles hört sich bestimmt sehr theoretisch an, aber ich habe wirklich festgestellt, dass auch unsere Einstellung, also die der Angehörigen, einen großen Teil zum Verlauf dieser Krankheit beiträgt, wenn auch hauptsächlich zum psychischen Verlauf. Ich wünsche Euch von Herzen, dass ihr ins Gespräch kommt, wenn schon nicht untereinander, dann wenigstes mit anderen Betroffenen und dazu ist dieses Forum bestens geeignet. Ich habe einige Aussagen in diesem Forum auch ausgedruckt, meiner Mutter gezeigt und ihr überlassen, ob sie meint sie wären auch für meinen Vater interessant und manches hat er sich glaube ich doch angenommen. Leider ist die Wirklichkeit sehr hart, aber es nützt auch nichts vor ihr wegzurennen. Viel Kraft und alles Gute Michaela

31.05.2002 17:30

Sie will das ich gehe!!
 
Liebe Afra,
wenn Dein Vater erst seit drei Tagen von seiner Krankheit weiss, hat er diesen Schock vielleicht noch gar nicht angenommen. Vielleicht muss er sich erstmal seine eigenen Gadanken darüber machen.
Allein die Frage: Machst Du Dir Sorgen....?
Was glaubst denn Du? Sicher wird er sich welche machen. Vielleicht sagt er es nichts, um Euch nicht noch mehr zu belasten.
Ines hat mir damals unter Tränen erzählt, dass die ständigen Fragen von den Angehörigen alles noch viel schwerer werden lassen. Erst als sie nicht mehr bedrängt wurde, konnte sie über ihre Ängste reden.
Ich habe mich damals auch falsch verhalten. Wollte, dass sie redet, ja nichts reinfrisst. Teilte ihr meine Angst um sie mit. worauf sie glaubte sich SOrgen um mich machen zu müssen.
Dabei wollte ich ihr nur zeigen, dass ich bei ihr bin.
Nach unserem Gespräch redeten wir weniger über diese Krankheit. Wir unterhielten uns wieder in erster Linie um diese Dinge worüber wir uns auch vor der Krankheit unterhielten. Natürlich war Krebs und alles was damit zu tun hat ein Thema, aber nicht mehr so gezwungen. Es gab Tage da waren wir nur am heulen und traurig. Meist war sie es die als erste wieder fröhlich war. Ich hab sie dafür bewundert.
Das beste draus machen, das sagte sie auch immer.

Weisst Du Afra, wirklich mit klarkommen muss Dein Vater. Wir- die nicht direkt betroffen sind, stehen trotz allem nur daneben. Wir müssen nicht die Schmerzen aushalten und unsere evtl. Beerdigung planen. Wir machen es nur am Rande durch,ohne meiner Meinung nach, das ganze Leid was hinter dieser Sch.... Krankheit steht, wirklich aushalten zu müssen. Die Kranken müssen einen Weg finden, damit umzugehen und dabei sollten wir sie unterstützen und das was sie uns sagen, in uns aufnehmen. Sie dürfen nicht ´darin bestärkt werden, dass sie sich noch Sorgen um uns machen müssen. Sie haben genug mit sich selbst zu tun.
Gebt doch Eurem Vater einfach nur das Gefühl, wir sind für dich da. Wir halten zu Dir, du bist nicht allein. Das bedarf nicht vieler Worte und schon gar nicht ständiges Gerede über seine Krankheit. Er hat genug Lebenserfahrung. Wenn es Zeit zum Reden ist, wird er es tun. Vertrau ihm.

Afra, nimm mir meine Zeilen nicht übel. Ich kann gut nachfühlen was in Euch abgeht. Trotzdem, gebt Eurem Vater Zeit.
Alles erdenkliche Liebe
für Dich und Deine Familie

31.05.2002 19:55

Sie will das ich gehe!!
 
Hallo Harald,
ich selbst bin im März von der Krankheit Brustkrebs überrollt worden, da ich ja wie viele andere davon ausgegangen bin "Ich nicht". Nachdem eine Brust amputiert worden musste, ging es meiner Familie schlechter als mir. Jetzt während der Chemo-Therapie geht es mir nicht jeden Tag gut, aber die Chemo ist für mich wie eine Freundin, die mir hilft mit einem Feind fertig zu werden. Leider weiss ich nicht wie die Erkrankung deiner Freundin behandelt wird, aber ich hatte soviele Ängste im Bezug auf die Nebenwirkungen, die sich bis jetzt nicht bestätigt haben. Ich denke inzwischen nicht daran, was ich nicht machen kann, sondern nur daran, was ich machen kann!! Das tiefe Loch, in das ihr gefallen seid, hat irgendwo ein Ende!!
In einem anderen Krebs-Forum habe ich dieses Gedicht gelesen:

Heut möchte ich dein Engel sein, am Tag und in der Nacht
ich schick dir einen Sonnenstrahl, begleite dich ganz sacht
ich bin bei dir, was du auch tust, am Abend und am Morgen
ich bin bei dir, auch wenn du ruhst und blase weg die Sorgen.
Ich trockne deine Tränen sanft mit meinen weichen Flügeln
wenn du nicht kannst, dann bin ich da und übernehm die Zügel
ich leite dich, begleite dich, geh ruhig deinen Schritt!
ich schlafe nicht, ich bin dein Licht, ich gehe mit dir mit

und habe Rotz und Schnoppen geheult. Dieses Gedicht hätte mein Mann geschrieben haben können, mit dem ich nun bald 32 Jahre verheiratet bin und das macht stolz.

Ich drücke euch beiden ganz fest die Daumen, dass ihr den Feind besiegt und ganz, ganz viele Jahre für euch habt.

31.05.2002 20:20

Sie will das ich gehe!!
 
Hallo Li, hallo Michaela,

natürlich weiß ich, dass mein Vater sich Sorgen macht; "machst du dir Sorgen...",war auch mehr eine rhetorische Frage - zugegeben - vielleicht auch ungeschickt. Aber das ist ja der Grund, warum ich hier schreibe. Sicher kommt man irgendwann auch alleine drauf, wie man sich am Besten verhält - und sicher gibt es auch kein Patentrezept. Aber mit eurer Erfahrung hoffe ich alles aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten zu können und so leichter das Beste für meinen Vater zu finden.
Du hast sicher recht Li, dass man den Patienten nicht zu sehr mit Fagen bedrängen soll, und das möchte ich auch auf gar keinen Fall.
Aber andererseits habe ich auch Angst, dass mein Vater sich innerlich mit seinen Problemen zerfrisst - so wie du das schreibst Michaela. Und der Satz:" es ist ein gemeinsamer Weg, der beschritten werden muss" gefällt mir sehr gut.
Na ja, ich muss mir das jetzt einmal alles durch den Kopf gehen lassen.
Übers Wochenende werde ich zu meinen Eltern fahren.
Ich habe mich sehr gefreut, dass ihr so schnell geschrieben habt, denn da waren doch einige Tipps dabei die vieles erleichtern werden.

Also nochmals danke, vor allem an Michaela und Li!
Auch euch alles Gute
Afra

31.05.2002 21:01

Sie will das ich gehe!!
 
Hallo zusammen,
ich bin's nochmal, die Brigitte.
Als Selbstbetroffene muss ich hier Li völlig zustimmen (hallo Li! Ich bin's, die Krasse!).

Michaela, Deine Zeilen tun mir ein bisschen weh, wenn Du von einer "Pflicht" eines Krebspatienten sprichst, dass er sich Angehörigen mitteilen MUSS, damit die ihn auch verstehen können. Ah ja?
Nö, er muss überhaupt nichts. Ein Krebspatient hat schon genügend um die Ohren, das Ganze überhaupt erst mal selbst zu verarbeiten. Glaube mir, es ist die Hölle, da durch zu gehen, und die Gefühle und Stimmungen wechseln da ab zwischen Angst, Wut, Unglaube und Fassungslosigkeit. Und manchmal auch Verdrängung. Und manchmal auch plötzliches Aufgeben. Oder absoluter Kampf! Gleich ALLES!
Und wenn dann gleichzeitig auch noch die Angehörigen, Verwandte und Freunde in Dich drängen, doch bitte SO zu sein, wie SIE es gerne hätten, ... auch wenn es nur darum geht, darüber zu SPRECHEN, ... dann ist das manchmal eher noch eine zusätzliche Qual.
Ich weiss, es ist schwierig, als Angehöriger damit umzugehen, man will ja helfen, beistehen und versuchen, alles richtig zu machen. Doch alles braucht seine Zeit. Ganz besonders für den Betroffenen. Li hat recht, er muss in erster Linie alleine damit klar kommen. Er erlebt so viele Zeiten! Eine Zeit des Akzeptierens, eine Zeit der Tränen, eine Zeit des Verleugnens, eine Zeit des Lachens und des Mutes. Es ist ein langer Prozess der hin und her schwankt, mal rauf und mal runter. Und der Betroffene KANN nicht immer darüber sprechen, wie er sich fühlt, welche Aengste er hat, auch wenn es die Angehörigen doch so gerne wissen wollen. Aber manchmal spricht er auch NUR darüber, wie ängstlich er ist und was er die ganze Zeit fühlt, ... was dann aber die Angehörigen vielleicht NICHT so gerne wissen wollen!

Natürlich ist jeder kranke Mensch verschieden, und jeder reagiert anders auf seine Krankheit. Ich als Selbstbetroffene durfte ziemlich lange von allen Seiten gutgemeinte Ratschläge anhören, ... und das sonderbare daran war immer, dass jeder etwas anderes dazu sagte! Und nicht nur Ratschläge betreffend den Heilmethoden, sondern auch: "Du musst halt lernen ..." oder "Du solltest halt schon lange mal ..." oder "Warum sagst Du nichts?" oder "Mach Dir doch keine Sorgen, das wird schon wieder!" oder "Warum machst Du nur so ein Theater, es ist doch alles gut jetzt!?" oder "Hörst Du mir überhaupt zu? Warum bist Du nur so stur?" - Na, zack-peng! Und wenn ich nicht ihrer Meinung war oder nicht tat, was SIE am besten fanden, ... waren nach ein paar Wochen die Hälfte meiner Leute verschwunden! Wegen mir?
Oder weil SIE nicht damit klar kamen?

Man kann von einem Krebspatienten wirklich nicht verlangen, sich so oder so zu verhalten. Er muss da selber durch und kann nur am Rande für andere da sein. Meistens eher gar nicht, weil er zu sehr mit sich selber beschäftigt ist. Er ist gerade damit konfrontiert, sich diesem Krebs gegenüber zu stellen, ihm den Kampf anzusagen oder ihn anzunehmen. Sein Leben wird in einer Rückschau betrachtet, unzählige Fragen drängen ihn zu einer Antwort, die er kaum finden wird, und seine eigene "Endlichkeit" des Lebens wird ihm ziemlich hart vor die Nase gestellt. Vielleicht mag er die Krankheit eher akzeptieren, wenn er schon ein älterer Mensch ist und manche Jahre hinter ihm liegen? Vielleicht ist das aber auch nur eine Phase und ein paar Wochen später packt ihn sogleich der Kampf zum Weiterleben wieder?

Ich weiss also aus Erfahrung, dass ein ZUVIEL an Fürsorge, Zuwendung und ... naja, Besserwisserei überhaupt nichts hilft. Und umgekehrt, wenn sich Angehörige und Freunde GANZ abwenden, ist das genau so schlimm. Es ist beides verletzend, weil man sich als Patient nicht verstanden und nicht ernst genommen fühlt.
Versucht daher die Mitte zu finden. Mit Eurer Anwesenheit. Mit Eurer Liebe. Mit Euren Gesprächen, aber auch Eurem Lachen. Fragt nicht solche Dinge wie: "Machst Du Dir Sorgen?" Wäre ja schön, wenn der Betroffene darauf antwortet: "Ich? Mir SORGEN machen? Warum sollte ich? Ist doch alles wunderbar!" Auf diese Frage könnt Ihr nur eine merkwürdige Antwort erhalten. Nämlich ein erzwungenes "Jein!". Das JA, weil es wahr ist, und das NEIN, weil es aus RUECKSICHT Euch gegenüber geschieht!
Muss er das? Rücksicht nehmen? - ER?

Lasst dem Patienten Zeit. Viel Zeit. Versucht, auf seine Stimmungen einzugehen. Fragt lieber solche Fragen wie: "Kann ich Dir irgendwie helfen?" oder "Willst Du darüber sprechen?". Oder sagt ihm ganz einfach, dass Ihr bereit seid darüber zu sprechen, wenn ER es möchte. Versucht ihm zuzuhören, ohne wenn und aber. Und wenn er nur schweigt, dann lasst ihn schweigen und haltet seine Hand.
Manchmal hilft die blosse Anwesenheit eines geliebten Menschen mehr, als seine ewigen Fragen und guten Ratschläge. Sucht nicht immer nach Gründen für ein Verhalten, welches nicht die Regel ist.

Mir hatte mal jemand gesagt, ich lebe seit dem Krebs in einer völlig anderen "Welt", die ein Nichtbetroffener gar nicht nachvollziehen kann.
Das ist in gewisser Weise richtig. Das bedeutet aber nicht, dass man mit Krebs anfängt, gaga zu werden, hm? - Im Gegenteil. Ein Krebsbetroffener lernt BEIDE Seiten kennen. Die "gesunde" und die "kranke". Man kann auch von IHM etwas lernen. Wetten?

Liebe Grüsse
von der "krassen" Brigitte

31.05.2002 23:30

Sie will das ich gehe!!
 
Hallo Brigitte,
(Du bist ein gigantischer Mensch !)

Alle Hochachtung vor Deinen Ausführungen !
Du triffst den Nagel auf den Kopf. Ich hoffe nur, daß den Inhalt Deines Beitrags so viele Menschen wie nur möglich lesen, damit mehr Verständnis für den anderen aufkommt und die Barrieren gebrochen werden, die oftmals zusätzlich belasten !

Liebe Grüsse Ute
soroka@t-online.de

01.06.2002 12:41

Sie will das ich gehe!!
 
hallo!
Brigitte, Du sprichst mir aus der Seele!!
Am liebsten würde ich Deinen Beitrag mehrfach kopieren und meinen Mitmenschen unter die Nase halten.
Bei mir ist heute wieder so ein Tag,wo ich den absoluten Tiefpunkt habe. Es einfach so.
Gottsei Dank hab ich wenigstens einen Mann, der dies ohne grosse Worte versteht und einfach dann nur da ist.
Ich kann dem auch nur zustimmen: ich denke nicht,ich habe die Pflicht mich mitzuteilen.Wenn ich es möchte,tu ich es.
Es tut mir auch leid ,wenn Angehörige,hilflos und Angst haben.Ich habe da auch Verständnis für.
Aber meint ihr nicht, ihr erwartet etwas zu viel von einem Krebskranken,wenn ihr glaubt er müsse sich immer mitteilen?!
Wir haben nicht die Kraft und Nerven für Euren ausglichenen Seelenfrieden zusorgen.Den hätten wir nämlich, grad am Anfang der Krankheit,gerne selber!!
Ich kann manchmal gar nicht in Worte fassen,wo durch man geschickt wird,wenn man diese Krankheit hat.
Da sind die körperlichen Beschwerden,die auch einem Angehörigem sicher nicht verborgen bleiben.
Glaubt ihr vielleicht,jemand der zu schwach ist zu laufen oder sogar kaum noch reden kann vor Schwäche,der hat die Kraft Euch mitzuteilen??
Oder wenn die Toilettenschüssel der Aufenthaltsort Nummer eins wird,dass man dann noch gut gelaunt und voller Hoffnung in den Tag rein geht???
Wir müssen erst mal selber mit unseren Ängsten und unserem Kummer klar kommen.Wie sollen wir dann bitte unseren Angehörigen Trost spenden??
Und selbst wenn es mit den körperlichen Beschwerden und der seelischen Belastung auszuhalten ist,müssen wir immer noch sehr viel Kraft und Energie aufbringen damit zuleben.
Wir sind ja nicht nur Krebskrank.Wir sind auch zum Teil Mütter und Väter mit Krebserkrankungen.
Glaubt ihr vielleicht die Kinder erziehen und versorgen sich von selber?
Der Satz" das schaffst Du schon" oder "du musst stark sein" bringt mich manchmal in Rage.
Meine Leute die so etwas zu mir sagen,bringen meine Tochter nicht in den Kindergarten,versorgen meinen Haushalt,schauen Hausaufgaben nach und gehen für meinen Mann das Geld verdienen, damit er sich um mich kümmern kann.
Und sie gehen auch nicht nebenbei dreimal die Woche zur Bestrahlung und bekommen Chemo.Sie müssen auch nicht das Auf und Ab der Krankheit durchleben.
Warum müssen wir denn immer stark sein? Haben wir nicht das Recht uns hängen zulassen und uns eine Pause einzufordern?
Woher wollt ihr denn wissen,ob wir das schaffen oder nicht?!Könnt ihr hellsehen??
Der Satz" ich weis wie Du Dich fühlst" ist sehr interesant.So?! wissen das Angehörige denn?
Ein eifaches nur da sein ohne grosse Volksreden hilft oft mehr wie alles andere.
Nicht nur Tatkräftige Hilfe anbietem,sondern sie auch geben.
Glaubt mir ein Krebskranker der sich von einem Angehörigem aufgefangen und tatkräftig unterstützt fühlt, wird sich mit Sicherheit irgentwann öffnen und euch in dieser"eigenen Welt" teilhaben lassen.

Liebe Grüsse Petra

02.06.2002 22:20

Sie will das ich gehe!!
 
Liebe Petra, bei Dir hört sich alles nach einer gehörigen Portion Wut an, auf die von uns, die keine Ahnung haben. Aber ich denke Afra wollte nicht sagen, ich mach das so und warum kommt da nichts, sondern sie stellt nur die Frage, wie kann ich ihm helfen. Es ist tatsächlich so, dass wir auch als nächste Angehörige, dieses Leid, diese Ängste und diese Belastung nur erahnen können. Aber wir wollen ja wirklich nur unser Möglichstes geben. Nicht nur aus dem puren Egoismus, diesen Menschen, an dem wir mit all unserer Liebe hängen zu behalten, sondern auch um wirklich zu helfen ihn aufzufangen.
Ich habe schon beide Omas an dieser Krankheit verloren und nun kämpft mein Dad seit 1 1/2 Jahren dagegen. Er ist ein wunderbarer Mensch und ich habe ihn sehr lieb und deshalb bin ich für ihn da. Ich habe in dieser Zeit gelernt, mich seinem Umgang mit der Krankheit anzupassen, d.h. wir sprechen drüber, wenn er es will. In Phasen in denen es ihm gutgeht, genießen wir dies, manchmal (liebe Afra) auch mit ganz banalen Gesprächen. Denn die braucht er auch, um (so seine Meinung) zu wissen, daß er noch dazugehört. Ansonsten helfe ich, wo (er) Hilfe benötigt.
Liebe Afra, ich denke es ist wirklich sehr unterschiedlich. Ich kann dir nur sagen, daß drei Tage ein sehr kurzer Zeitraum sind, um diesen Gedanken zu verinnerlichen. Gib deinem Paps die Zeit, die er braucht und warte ab, wie er damit umgehen wird. Nimm dir auch selber die Zeit und sprich mit lieben Freunden oder anderen Angehörigen darüber, wenn du eine Schulter brauchst. Sprich ruhig über die ganz normalen Alltagsdinge mit ihm. Ich glaube, jeder Betroffene geht durch eine gefühlsmäßige Hölle und egal wie sehr wir diesen Menschen lieben, wir können ihm nichts davon abnehmen. Wir können nur da sein und helfen und halten. Und du wirst dich auch mit dem Gedanken anfreunden müssen, dass er vielleicht auf eine Art und Weise mit seiner Krankheit umgeht, die dir unverständlich erscheint. Lass ihn dann seinen Weg gehen und unterstütze ihn dabei. Viel Kraft wünscht Euch allen Lilly.

03.06.2002 01:07

Sie will das ich gehe!!
 
Hallo zusammen, hallo Lilly
ich möchte da noch mal etwas ergänzen.
Es ist nämlich ganz interessant, sich hier mit Angehörigen zu unterhalten.

Wir Krebsbetroffene wissen alle untereinander ganz genau, was der andere meint. Auch ich spüre Petras Wut aus ihren Zeilen, aber die selbe Wut habe ich auch. Damit möchte ich nur aufzeigen, wie SCHWIERIG es auch für uns Patienten ist, darüber zu sprechen. Und zwar SO, dass Angehörige es auch verstehen können. Petra zum Beispiel und ich leben jetzt schon eine Weile mit dem Krebs, um ENDLICH ein paar Worte darüber zu finden und sie auch auszusprechen. Weil das so verdammt schwierig ist und sehr tief geht. Stellt Euch das mal vor. Wie LANGE es dauern kann, bis man Worte findet! - Manchmal findet man sie sogar auch schon sehr früh, ... doch dann will trotzdem gar keiner richtig zuhören! Oh, das ist ziemlich verletzend.
Zudem haben wir bereits schon unsere Erfahrungen gemacht aus der Anfangszeit nach der Krebsdiagnose, und wissen ganz genau wie es ist, wenn man in dieser Schock-Situation so bedrängt wird. Und das Bedrängen und das Nicht-Verstehen-Wollen/Können scheint offenbar manchmal nie aufzuhören. Manche Angehörige schaffen das nie. Tja, deshalb diese Wut!

Gerade DIESES Beispiel ist doch ein Teil, den wir so dringend brauchen! Petras Worte zeigen Wut, also fühlt IHR Euch angegriffen! Tut das bitte nicht. Sondern lest ihre Zeilen mit Eurem Herzen! Damit Ihr VERSTEHEN könnt!
Wir klagen doch niemanden an! Wir fühlen nur. Wir leiden nur. Wir suchen Verständnis. Wir wollen Euch bei uns haben, wollen, dass Ihr uns begleitet. Begleitet, aber nicht belehrt. Hört uns zu, denn wir sagen Euch ganz wichtige Dinge. Wir sind Euch irgendwie einen Schritt voraus, (keinen überheblichen Schritt, sondern einen Leidens-Schritt) weil wir BEIDE Seiten kennen. Ihr KOENNT es nicht wirklich nachvollziehen, aber ich könnt uns doch zuhören, hm?
Und Ihr WOLLT diese Dinge doch wissen, oder?

Gut. Ich bringe Euch jetzt ein Beispiel, welches sich fast wie ein Thriller anhört. Ich habe dieses Beispiel schon auf meiner privaten Homepage aufgeführt, und andere Krebsbetroffene fanden es exakt zutreffend. Es ist die Beschreibung dessen, wie es ist, KREBS ZU HABEN! - Ein Psychiater hat es mal so beschrieben. Keine Ahnung, woher ER diese Erkenntnis hatte, jedenfalls ist dieses Beispiel geradezu perfekt.
Denkt Euch mal rein! In die folgende Situation:

"Krebs zu haben ist ...
... wie wenn Du Dich in einem stockfinsteren Raum befindet. Es gibt keine Fenster und auch keine Türen. Nichts. Nur absolute Dunkelheit. Du kannst nichts sehen. Nur Schwärze. Und gleichzeitig weisst Du, dass sich in diesem Raum ein MÖRDER befindet! Aber Du ahnst nicht WO! Kauert er irgendwo in einer Ecke? Schläft er bloss? Oder steht er direkt vor Dir, oder hinter Dir, um jeden Moment gleich zuschlagen zu können?
Du weisst es nicht. Du wirst es nie wissen. Du wirst für den Rest Deines Lebens mit diesem Mörder in diesem Raum zusammen bleiben müssen. Es gibt keinen Ausweg. Nie. Was bleibt, ist nur die Hoffnung."

Tja. Jetzt stellt Euch vor, was Ihr in diesem stockfinsteren Raum anstellen wollt. Hm?
Keine Chance! Da nützt es auch nichts, wenn ihr von "Aussen" ein Stimmchen hört, welches Euch zuruft: "Stell Dich doch nicht so an!" oder "Machst Du Dir Sorgen?" oder "Du schaffst das schon!"
Richtig, das einzige, was Ihr in diesem Raum tun könnt, ist: Die Situation akzeptieren und hoffen. - Aber bevor es überhaupt erst so weit ist, werdet Ihr erst mal vor Angst durch die Hölle gehen ...!

Nehmt's mir nicht übel, meine Beispiele und Ausführungen sind oftmals ein bisschen krass. Aber manchmal hilft's!

Ich grüsse Euch alle ganz herzlich.
Die "krasse" Brigitte

03.06.2002 09:12

Sie will das ich gehe!!
 
Hallo Brigitte,
wenn ich irgendjemanden auf dem Schlips getreten habe, möchte ich mich an dieser Stelle entschuldigen. Ich wollte nicht provozieren. Mein Problem ist nur, dass ich sehe wie meine Mutter auch sehr unter der Situation leidet und auch mit vielen Situationen überfordert ist und dadurch auch krank wird. Was ich damit sagen wollte ist auch mehr, dass man 30 Jahre oder mehr verheiratet ist und man in so einer sch... Situation auch seinen Ängste und Wünsche "engsten" Angehörigen aufzeigt. Natürlich braucht es Zeit und den richtigen Moment. Nur bei meinem Vater ist es auch so, er hat die Diagnose bekommen nicht heilbar (vor ca. 4 Monaten)und ihm geht es eigentlich recht gut und nur er kann sagen wie es ihm geht. Das Wort Pflicht war eher in der Form gemeint, das wenn er einen Weg findet sich meiner Mutter mitzuteilen, dann wäre es schön, denn es sind noch soviele Fragen offen, die man klären sollte.
Du scheinst eine sehr starke Frau zu sein und deine Art mit dieser "Hölle" umzugehen gefunden zu haben, dass ist ein ganze tolle Sache für die ich dich sehr bewundere. Diese ganze Krankheit macht mich total ratlos, ich bin bei weitem nicht so gefühlskalt wie es vielleicht geklungen hat. Nur man kann einfach nicht helfen, wenn der andere sich nicht öffnet und an dieser Krankheit hängt soviel dran. Für den einen ist es eine Möglichkeit sein Leben zu ändern und für den anderen sein "Todesurteil".
Es schreiben in diesem Forum sehr viele Angehörige, eben weil sie wohl sehr ratlos sind. Mein Ausdruck "Pflicht" war wohl sehr unbedacht, aber es war wohl eher ein Vorwurf an diese Krankheit als an meinem Vater. Aber ich würde meinen Eltern von Herzen wünschen, dass sie diese Zeit noch so erleben und auch in dieser schwierigen Phase was voneinander wussten und nach 30 Jahren nicht aufeinmal an dem Punkt stehen, wir haben voneinander garnichts gewusst. Und man als Angehörige auch das Gefühl hat, er hat mich gebraucht, aber ich habe versagt. Ich merke ja selber, dass man sich einerseits viel näher ist, aber durch den Krebs auch Seiten an am Partner und auch an sich selbst entdeckt, die einem sehr fremd sind und auch nie gedacht hätte, dass man so reagiert.
Liebe Brigitte Deine Beiträge haben mir ein Stück von Deiner Welt als Betroffen geöffnet und das ist alles was ich mir für unsere Familie wünsche, dass sie sich untereinander mitteilen können. Man muss natürlich auch damit rechnen, dass es nicht nur Äusserungen sein werden, die einem nicht verletzten, aber man kann reagieren und durch meine eigentlich nicht gewollte "Provokation", hast Du uns an deinem Frust teilhaben lassen, auch das hat bestimmt einige Leute ein ganzes Stück weitergebracht.
Alles Gute für deine Zukunft
Die -unbedachte- Michaela

03.06.2002 09:53

Sie will das ich gehe!!
 
Morgen Michaela,
danke für Deine Zeilen. Ich verstehe Dich und nehme Deine Entschuldigung an. (Kein Problem!)
Ich weiss, dass Du nicht "gefühlskalt" bist, um Himmels Willen. Du stehst vor einer Situation, die Du unbedingt lösen möchtest.
Aber merkst Du, dass DU diejenige bist, welche das Problem "sich nach 30 Jahren endlich öffnen" lösen will? Du willst es auch für Deine Mutter tun, ich weiss. Du siehst da zu, wie auch Deine Mutter leidet, und Du glaubst zu wissen, dass das jetzt endlich aufhören muss. Als wenn es die letzte Chance wäre. - Aber ist es das wirklich?
Liebe Michaela, Du klammerst Dich jetzt sehr daran. Aber lass doch wieder los. Nicht DU kannst dieses 30-jährige "Verschliessen" der beiden lösen. Vielleicht hast ja auch DU darunter gelitten. Aber was 30 Jahre lang nicht war, kannst Du nicht plötzlich umkehren. Du wirst nur weiter in Deinen Vater "drängen", irgendwie und immer voller Hoffnung. Das geht nicht so.

Du bist nicht verantwortlich dafür. Versuche zu akzeptieren. Führe gute Gespräche mit Deiner Mutter, damit SIE nicht auch noch krank wird. Und sei für Deinen Vater da mit Deiner Anwesenheit und Liebe. Suche auf keinen Fall nach Gründen, WARUM jetzt dieser Krebs da ist. Du glaubst nämlich, dass dieses "sich nicht öffnen" zum Krebs geführt hat, nicht wahr? Lass auch da los. Das weisst Du nämlich nicht wirklich. Aber wenn Du daran glaubst, wirst Du dies Deinem Vater so "unterschwellig" immer mitteilen. Er MERKT das, glaube mir! Und Du wirst ihm damit sozusagen immer wieder Schuldgefühle geben. Die kann er jetzt nicht gebrauchen. Auf keinen Fall.

Michaela, Du hast nicht versagt. Setz Dich nicht so unter Druck. Du wirst schon den richtigen Weg finden. Stell Dir die Frage: Was ist das Schlimmste, was passieren kann, wenn es NICHT so kommt, wie ICH es gerne möchte?

Ganz liebe Morgengrüsse
von der "krassen" Brigitte

03.06.2002 12:57

Sie will das ich gehe!!
 
Hi an alle!

Vorerst: als ich hier geschrieben habe, hatte ich auf 1-2 Antworten gehofft. Dass jetzt hier eine so rege Diskussion entstanden ist, zeigt wohl wie schwierig dieses Thema ist, und wie wichtig es sowohl den Betroffenen als auch den Angehörigen ist.

Als Angehöriger ist man halt am Anfang auch sehr geschockt, man ist richtiggehend blockiert in seinen Gedanken, möchte nur möglichst schnell und richtig helfen, und merkt dabei wie hilflos man eigentlich ist. Vor allem auch, weil man plötztlich merkt, dass man vielleicht nur noch eine kurze Zeit zur Verfügung hat.(Inzwischen habe ich das Gefühl, man möchte am liebsten unbewußt eine Anleitung von dem Patienten selbst,wie man ihm helfen soll (- nicht ärgern Petra und Brigitte!)

Eure Beiträge haben mir jedenfalls sehr geholfen.Vor allem auch so "wütende" wie Petras oder so "krasse" wie von Brigitte! An Hand dieser Emotionen sieht man erst wieviel man unbewußt falsch machen kann. Ich für mich finde es zwar traurig, dass man überhaupt so deutlich darauf hingewiesen werden muss, und nicht automatisch erfühlt, was der Betroffene von einem braucht.

Aber wie auch immer. Habe meinen Dad am Wochenende im Krankenhaus besucht- mit all euren Tipps im Hinterkopf.
Ich habe ihn dann nach einiger Zeit gefragt ob er über seine Krankheit sprechen möchte, oder ob er etwas brauchten würde. Er verneinte und sagte er wolle jetzt mal abwarten wie er die kommende Therapie vertragen würde, und dass es ihm jetzt sowieso gut ginge.
Also sagte ich ihm noch, dass ich mich immer freuen werde, falls er jemanden zum Sprechen braucht, ich ihn ansonsten aber nicht bedrängen werde. Es folgte eine herzliche Umarmung, und im Anschluss sprachen wir eigentlich nur noch über meine Kinder (die ja Gott sei Dank immer für Gesprächsstoff gut sind).

Nachdem fast alle von euch geschrieben haben "...gib ihm Zeit" wird das wohl sehr wichtig sein, und ich versuche das jetzt auch zu beherzigen. Obwohl es nicht leicht ist wenn man weiß, dass über meinem Vater ein Damoklesschwert hängt.
Aber (liebe Lilly) auch ich werde mich seinem Umgang mit der Krankheit anpassen. Und ich habe diesmal mit ihm auch gerne über die Alltagsgeschichten gesprochen (und wir waren beide fröhlich dabei), weil ich durch euch verstanden habe, dass ich dabei kein schlechtes Gewissen haben muss.

Also nochmals vielen Dank für eure Unterstützung, und alles alles Gute für euch Betroffene und für eure Angehörigen!!!
Liebe Grüsse
Afra

03.06.2002 13:58

Sie will das ich gehe!!
 
Hi Afra!
Jetzt hast Du eine ganz dicke Umarmung auch von MIR verdient! Boh-eh!

Ich würde Euch ja gerne eine "Anleitung" dazu geben, wie man sich verhalten soll. Aber das gibt es nicht. Eine praktische "Gebrauchsanweisung", hm? Das geht vielleicht für den neu gekauften Fernseher, ... aber nicht für einen Menschen. Tja, so ist's leider mal.

Wisst Ihr, meist sind es einfach nur diese verflixten "Erwartungshaltungen" der Angehörigen, die uns so wütend machen. Und wenn man dann so nach zwei Jahren in etwa "geheilt" ist, dann hört man die leider IMMER noch! Unsere Wut kommt deshalb immer wieder hervor.

Den "Zeitdruck" habt auch Ihr, das ist ganz klar. Ihr wollt noch schnell dies und jenes klären und lösen. Eigene Schuldgefühle kommen da vielleicht hoch und Ihr überdenkt genau so die Vergangenheit wie der Krebskranke selber. Am liebsten wollt Ihr das Zeitrad zurück drehen, und alles ungeschehen machen. Ihr seid genau so in einer Panik drin. Wenn Ihr nicht flüchten könnt, dann müsst Ihr Euch gezwungenermassen damit auseinander setzen. Und das ist schwierig.

Genau so geht es uns auch. Nur noch schlimmer, weil wir in diesem Körper mit dem Krebs drin stecken! - In diesem stockfinsteren Raum mit dem Mörder zusammen!
Es gibt da keine "Regeln" mehr für uns. Kein alltäglicher Alltag mehr. Alles ist völlig durcheinander geworfen worden. Wir müssen lernen, es zu akzeptieren und damit zu leben. (Das wissen wir selber, das braucht uns keiner zu sagen.) Manche von uns brauchen vielleicht nur ein paar Wochen dazu, andere vielleicht Monate oder sogar Jahre!
Wir erschrecken manchmal selber über unsere diversen Stimmungen. Wir können nichts dagegen tun. Sie sind einfach da. Heute. Morgen. Jahrelang.
Aber allen geht es gleich.
Auch Euch würde es genau gleich ergehen.

Noch schnell ein Tip, welcher Euch vielleicht zu guten Gesprächen mit einem Patienten führen (aus meiner eigenen Erfahrungs-Tüte!):
Wenn der Patient nicht darüber sprechen will, was er fühlt und denkt, welche Aengste er hat, ...
dann lasst es so. Macht es umgekehrt! Erzählt IHR ihm, was ihr fühlt, was ihr denkt, welche Aengste ihr aussteht. (Wenn man das nicht kann, geht es auch mit Briefen!)
Damit fordert Ihr den Patienten dazu heraus, etwas dazu zu sagen. Vielleicht öffnet er sich dann plötzlich und erzählt auch von sich?
Aber erwartet nicht zu viel. Vielleicht wird ER Euch nur beruhigen wollen, und damit ist das Thema dann für ihn erledigt.
Aber es ist doch immerhin einen Versuch wert, hm?
Immerhin weiss ER dann, wie es in Euch so ausschaut! Es wird ihm zum Denken anregen. Wenn er zum Beispiel nie gelernt hat, sich zu öffnen, braucht er EUCH vielleicht erst mal als Vorbild?

Nochmals ganz liebe Grüsse
von der "krassen" Brigitte

03.06.2002 14:25

Sie will das ich gehe!!
 
hallo,

eure beträge waren für mich persönlich die "besten" seit langem.
meistens tauscht man sich mit angehörigen aus und ich glaube, man schmort da doch in seinem eigenen saft.
meistens liest man, " aber ich will nicht, dass mein vater / bruder etc. leidet und sterben muss".
mein vater hat auch krebs und ihr habt mir echt einen spiegel vorgehalten!
wie oft habe ich gedacht:
ICH will aber, dass mein vater redet.
ICH will aber, dass mein vater die oder die therapie macht.
immer nur ich, ich, ich.
es ist ja nicht böse gemeint, ganz im gegenteil, aber am bedürfnis vorbei.
mein vater hat zu mir mal gesagt:
was willst du eigentlich? ich bin doch der gearschte und nicht du".

ich fand eure gedanken nicht krass, nicht voll wut, sondern ihr habt einfach nur recht und mir die augen geöffnet.
versuche das zu beherzigen.

liebe grüsse, dagmar

03.06.2002 14:53

Sie will das ich gehe!!
 
Hallo Afra,

freu mich sehr für Dich, dass Dein Besuch bei Deinem Pa auch fröhlich war. ich denke so wie Du Dich ihm gegenüber verhalten und geäusserst hast, hast Du ihm eine Menge gegeben und bestimmt war er erleichtert, dass er nicht bedrängt wurde.
Ich denke früher oder später wird er vielleicht über seine Ängste reden. Werdet nicht ungeduldig (mit ihm), wenn es EUCH zu lange dauert. Nach wie vor ist er es, der betroffen ist und alles in seinem Kopf verarbeiten muss.
Und natürlich musst Du kein schlechtes Gewissen haben, wenn ihr fröhlich seid. Ich glaube, dass Du ihm genau damit hilfst. So ist er für diesen Moment abgelenkt und lachen ist gesund- sagt man doch und ich glaube das auch. Jeder Moment, der Deinem Pa dieser Krankheit vergessen lässt, ist so viel wert.....
Es ist wie Brigitte schreibt: Wir "Angehörigen" können eine ganze Menge von den " Betroffenen" lernen und das müssen wir auch, weil wir sonst keine Hilfe sind, sondern eher eine zusätzliche Last.

Fühl Dich auch von mir umarmt,
und Du Dich auch "krasse" Brigitte
Liebe herzliche Grüße
Li

03.06.2002 14:54

Sie will das ich gehe!!
 
Hi Dagmar,
ein herzliches Küsschen auch an Dich!

Ich klicke mich jetzt hier raus. Schaue später wieder vorbei.
Bis dann!

Die "krasse" Brigitte

03.06.2002 15:06

Sie will das ich gehe!!
 
Hallo Brigitte,
einmal eine direkte Frage an Dich: Bist Du DIE Brigitte aus der Rubrik Brustkrebs? Die, die sich nicht unbedingt auf die Schulmedizin ein/verlassen wollte?????

Gruß Li

03.06.2002 16:48

Sie will das ich gehe!!
 
Hallöchen,
bin wieder da. Habe gerade ein Brathähnchen mit Kartoffelsalat verdrückt. Ist vielleicht nicht so GESUND ... aber lecker! Ha!

Hallo Li, stimmt, Du hast richtig getippt. Ich bin die krasse Rebellin. - Ute hat hier mal geschrieben, ich sei ein "gigantischer" Mensch. Ist wirklich ein schönes Kompliment, aber ein bisschen übertrieben. Hui! Ich bleibe daher lieber beim "krass"!
Es gibt noch eine zweite Brigitte in der Rubrik Brustkrebs, das ist auch noch ein Grund, weshalb ich manchmal mit "krasse" Brigitte unterschreibe.

Möchtest Du etwas spezielles über mich wissen?

Liebe Grüsse
von Brigitte

03.06.2002 17:11

Sie will das ich gehe!!
 
Hallo "krasse " Brigitte,

leider ist mein Chef jetzt da und so kann ich mich hier im Moment nicht so austoben....
Habe zu Hause leider noch kein Internet und so schau ich immer mal wieder rein, wenn ich Zeit hab.
Nein, spezielles möchte ich derzeit nicht wissen.(obwohl ich zugeben muss, dass ich neugierig auf Dich bin) Ich habe Deine Zeilen damals gelesen und habe Dich dafür sehr bewundert.Habe mich darin in gewisser Form wiedererkannt. Ich GLAUBE, ich würde ebenso handeln. GOTT SEI DANK bin ich aber nicht betroffen. Von daher hab ich natürlich gut reden.....
Ausserdem mag ich Deine direkte Art, eben das Krasse. Gleichzeitig argumentierst Du sachlich und fair, versuchst also nicht verletzend zu werden.
Kann Dir sonst nicht sagen warum, ihrgendwie bist Du mir mit Deiner Art wie und was Du schreibst vertraut. Mag sich doof anhören, ist aber so.

......Brathänchen mit Salat hört sich gut an.......Meine Familie hat sich Eierkuchen mit Bananen gewünscht....

Muss mich erstmal ausklinken.

Liebe Grüße
Li

04.06.2002 09:43

Sie will das ich gehe!!
 
Hallo!
Also, ich wollte mit mit meinem Beitrag keinen verletzten.Ehrlich nicht.
Aber manchmal überkommt mich eine derartige Wut.
Sie ist halt einfach da.
Gestern wurde.z.B.das dritte mal eine Haushaltshilfe abgelehnt.
Das sind so Momente,da frag ich mich,ob ich im falschen Film bin.
Mir geht es so,dass viele Verwandte und Bekannte immer einen"guten" Ratschlag parat haben, aber wenn ich sie schon um Hlife bitte,weil nichts mehr geht, haben diese Leute plötzlich keine Zeit oder haben Wechseljahrbeschwerden.
Ja ihr glaubt doch wohl nicht,dass ich da noch mal nach Hilfe frage oder ihnen meine Probleme und Ängste mitteile?!
Verletzend und wütend macht mich das diese Leute mir ihr Hilfe von sich aus versprochen haben,aber wenn es darauf ankommt,plötzlich keine Zeit haben.
Meine Schwiegermutter wollte 7,50 Euro die Stunde haben,wenn sie alle 14 Tage bei mir putzt.
Was blieb mir anderes übrig? Mir ging es schlecht, mein Mann musste arbeiten und bei zwei kleinen Kindern fällt eine Menge Arbeit an.
Es haben sich natürlich alle darüber aufgeregt,aber keiner wollte für sie einspringen.
Natürlich wundert sich jeder,weshalb ich mich zurück gezogen habe.Liegt natürlich ganz allein an mir, so wie gesagt bekomme.
Gottsei Dank sind bei mir nicht alle so.
Liebe Grüsse
Petra

04.06.2002 10:57

Sie will das ich gehe!!
 
Hallo zusammen,
hallo Petra,
Du beschreibst gerade so schön einen so typisch "frustigen" Alltag eines Krebspatienten!

Mir sagt man auch ziemlich oft, es läge an mir selbst, wenn ich mich mal wieder zurück ziehe. Dabei gibt es meist für dieses "Zurückziehen" einen guten Grund dazu.
Ich will dann einfach lieber alleine sein, um diesem ganzen Frust, den Erwartungshaltungen und dem Stress zu entkommen. Ruhe, Ruhe, Ruhe! Und kaum gehe ich dann wieder raus, unter die Leute, fängt der ganze Druck einer Erwartungshaltung der Leute schon wieder von vorne an.
Manchmal schweige ich da lieber. Sage erst gar nichts. Manchmal hilft's. Aber nicht immer. Denn zwischendurch höre ich ja wieder diese ewigen gutgemeinten Zusprüche: "Nimm's doch nicht so schwer!" oder "Was willst Du denn, Dir geht's doch gut!" Und manchmal glauben die Leute, wenn ich schweige und "ruhig" auf sie wirke, dass sie mich dann mit allen möglichen Fragen bombardieren können, ... wie denn die letzte Untersuchung war, wie es denn jetzt weiter geht, ... und kaum antworte ich, die Untersuchung war GUT, die nächste folgt in drei Monaten, ... dann ist das Thema für sie bereits erledigt, wobei ich dann aber null Chancen noch dazu habe, ihnen irgendwie zusätzlich zu erklären, ... wie ich mich dabei FUEHLE! - Genau DA klemmen sie ab und es folgen dann nur tröstende Beschwichtigungen wie "Also die Untersuchung war doch GUT! Freu Dich doch!"

Klar, sie haben da ja recht. Aber dass man sich als Patient eben noch IMMER in diesem stockfinteren Raum mit dem Mörder zusammen befindet (man hat ja vielleicht noch IMMER irgendwo Zweifel, ob die Untersuchung auch WIRKLICH in Ordnung war!), genau DAS können sie kaum nachvollziehen.

Man bedenke: Da war mal ein Krebs im Körper! Der hat sich einfach so da rein genistet. Ohne Vorwarnung! Ohne Schmerzen. Er kann jederzeit wieder da sein. Genau so ohne Vorwarnung. Ohne Schmerzen. Ueber Jahre hinweg! Hinterlistig. Fies. Echt fies!
Soll man ihm trauen? Kann man ihm trauen? Wohl eher nicht. Lieber aufmerksam sein. Vorsichtig. Auf den Körper achten. In ihn hinein horchen. Jedes Zwicken und Ziepen ist verdächtig. Hm-hm! Und schaut der Arzt auch richtig hin? Hat er vielleicht was übersehen? Warum kann er mir dieses Ziepen da nicht erklären? Ist vielleicht doch wieder Krebs, aber der Arzt erkennt es bloss nicht? Mist! Soll ich nochmal hin? Einen anderen Arzt aufsuchen? - Oder nein, ich lass es sein! Wahrscheinlich bilde ich mir da bloss wieder was ein! Ist doch nur ein Ziepen! Sagen meine Angehörigen schliesslich auch: "Jetzt stell Dich doch nicht so an! Es ist doch alles gut!"
Am nächsten Tag: Bombastische Stimmung bei mir! Klar, die Nachuntersuchung war ja gut!
Am übernächsten Tag: Oder doch nicht? Jetzt hat es da schon wieder geziept!

Krebs ist nicht nur eine Krankheit, die man sehen kann und aus dem Körper heraus operieren kann. Sie ist MEHR. Es ist eigentlich erwiesen, dass der Krebspatient dazu noch eine zusätzliche psychische Belastung verkraften muss. Und zwar endlos. Lebenslang.
Die Frage ist dann nur, wie wir damit umgehen.
Aber für die Gesellschaft ist man GESUND, ... wenn der ganze Krebs mal weg operiert und behandelt wurde. Den Rest, die psychische Belastung, wird jedoch kaum mehr beachtet. Obwohl da doch mal was von der Wissenschaft erwiesen wurde ...!

Sind meine heutigen Gedanken. An Euch, Ihr lieben Angehörigen.
Bis dann!
Liebe Grüsse
von der "krassen" Brigitte

04.06.2002 12:30

Sie will das ich gehe!!
 
Hallo Brigitte,
dass ich von dir eine dicke Umarmung verdient habe, fasse ich als großes Kompliment auf. (umarme dich zurück!)

Was du da über etwaige Schuldgefühle der Angehörigen geschrieben hast, stimmt sicher - will man nur nicht gerne wahrhaben.
Man merkt in dem Augenblick der Diagnose, dass die Beziehung zu dem Betroffenen vorher doch irgendwie zu oberflächlich war. Vielleicht gerade bei Verwandten deren Liebe oder Zuneigung man sich sicher ist. Es ist einfach selbstverständlich, dass sie da sind. Und man liebt sie ja auch - da muss man sich ja nicht groß um sie bemühen.Oder?
Und plötztlich der Augenblick, wo man draufkommt, man hätte schon Jahre früher öfter mal sagen und zeigen können wie VIEL sie einem doch bedeuten. Während man sich dessen bewusst wird, möchte man den jetzt Erkrankten überschütten mit Zärtlichkeiten, Hilfe und mit tiefergreifenden Gesprächen über Gefühle. Das kann ja eigentlich nicht funktionieren.
In meinem Fall habe ich wirklich ein gutes Verhältnis zu meinem Vater - trotzdem denke ich mir heute, ich kenne ihn viel zu wenig. Allein die Umarmungen sind seit der Diagnose viel inniger geworden. Warum erst jetzt?

Den Stress mit den Nachsorgeuntersuchungen kann ich euch zumindest ein bisschen nachfühlen. Bin zwar nur nierentransplantiert (die neue Niere hat mir übrigens mein Vater gespendet), aber auch ich rechne bei jeder Untersuchung damit dass die Werte wieder schlechter geworden sind, und die Zeit der Dialyse näherrückt.(Kann man natürlich nicht vergleichen, da ja nicht lebensbedrohend).
Aber ich denke man sitzt als früherer Krebskranker auf einem Pulverfass, dass zwar hoffentlich NIE hochgehen wird, aber ein kleiner Rest an Unsicherheit wird wohl im Hinterkopf bleiben.

Also ich wünsche euch eine verständnisvolle Umgebung
und alles Gute und Liebe!!!
Afra

04.06.2002 12:40

Sie will das ich gehe!!
 
Hallo Petra,

also was ich da von Deiner Schwiegermutter gelesen habe, ist ja ein dickes Ei.....
Macht mich echt fassungslos!
Wie alt sind denn Deine Kinder und in wie weit wissen sie Bescheid?
Dieses Hilfe anbieten und dann keine Zeit haben, habe ich bei Ines wie auch bei meinem Schwager miterlebt. Scheint überall so zu sein.
Hab diejenigen direkt drauf angesprochen und sie wurden sehr verlegen. Dann sollen sie doch lieber gar nichts sagen- oder?!
Ich könnte das nicht. Wenn Hilfe anbieten, dann ohne wenn und aber!
Als Aussenstehende finde ich das schon absolut übel, wie soll es dann euch Betroffenen dabei ergehen.

Es grüßt Dich
Li

Hallo "krasse" Brigitte,

was meinst Du eigentlich genau mit den "Erwartungshaltungen" der Angehörigen?
Waren gestern bei meinem Schwager und irgendwie habe ich gemerkt, dass Eure Kommentare mich doch irgendwo verunsichern. Ich beobachtete Micha genau und achtete sehr auf die gestellten Fragen und Antworten. Zu Hause fragte ich mich, war unser Verhalten richtig, hat ihn irgendetwas merkbar genervt? Klar haben wir uns auch über seine Krankheit unterhalten und er erzählte ganz locker.. Als dann meine andere Schwester kam mit Mann, "musste" er manches doppelt erzählen....

Weiss auch nicht, nehme ich das alles zu tief in mir auf.....?
Jetzt wo er seit 2 Wochen zu Hause ist, ruf ich auch nicht mehr jeden 2ten Tag bei meiner Schwester an...Auch sie ruft nicht mehr ständig an....Aber ich denke, sie muss sich jetzt nicht mehr so austauschen und ich kann doch nicht -jetzt wo er zu Hause ist- mit meinen Anrufen nerven....
Beide wissen, dass wir ohne wenn und aber helfen, wenn was ist. Mein Mann trägt überall sein Handy mit, damit er für Micha erreichbar ist und ihn sofort wieder nach Hannover fahren kann, wenn Komplikationen auftauchen...

Reicht es einem Betroffenen wenn er weiss, ich kann mich da bedingungslos auf wen verlassen, auch wenn diese sich jetzt nicht mehr so oft melden. Sicher sollte ich das noch einmal direkt sagen oder?
Hm...
Grüsse von Li

04.06.2002 15:37

Sie will das ich gehe!!
 
Hallo Petra,
dein Beitrag hat mich ein bisschen traurig gemacht.
Das mit der Hilfe von Angeh. kenne ich auch sehr
gut.Alles leere Versprechungen!
Es ist schade das Du von aussen keine Unterstütz-
ung bekommst.
Durch die Krankheit habe ich eine liebe Freundin
gewonnen.Sie ruft an und sagt diese Woche komme
ich und putze Deine Fenster.Keine Widerrede!
Sie nimmt auch nichts dafür.
NICHT WIE DEINE SCHWIEGERMUTTER!
Finde ich ganz schön krass!
Auch meine anderen Freundinnen sind für mich da.
Warum lehnt Deine Krankenkasse eine Haushalts-
hilfe ab?
Wie alt sind Deine Kinder?Meine kleine ist 6 J.
und ich möchte jetzt auch wieder einen Antrag
stellen.
Ich weiss nur das die Krankenkasse bei chronischer
Erkrankung keine Haushaltshilfe gen.
Aber wenn Dein Arzt Dir bescheinigt:
Ein akuter Schub Deiner chr.Erkrankung
darauf hin bekam ich letztes Jahr eine Haushalts-
hilfe.
Geh noch mal zur Krankenkasse oder rede mit
Deinem Arzt.
Ich wünsche Dir viel Erfolg.
Viele Grüsse
Roswitha

04.06.2002 16:15

Sie will das ich gehe!!
 
hallo brigitte!
jau, das kenne ich!
also, wie schon geschrieben, bin selbst
"angehörige", aber was mich trotzdem ankotzt ist dieses verhalten von freuden und bekannten.
natürlich habe ich mich durch die krankheit meines vaters verändert, ich bin nämlich ruhiger und trauriger und nachdenklicher geworden.
gaaaanz schlimm für sogeannte freude, müsste man sich ja auch drauf einstellen. haha.

ja, und diese fragen.
ich kann dich so verstehen, brigitte:
entweder fragt niemand.
oder die, die fragen, sind doch an einer ausführlichen antwort gar nicht interessiert.
oder man sitzt endlich mal entspannt in einer kneipe und dann gehts los: wie gehts deinem vater, was macht die bestrahlung?
ohne jegliches feingefühl, das ist für mich reine neugier und informationsbeschaffung.
mich nervt das schon, viele leute will ich gar nicht mehr sehen.
aber wie ihr auch als betroffene fühlt, das möchte ich gar nicht wissen!
null rücksicht auf stimmungen, gefühle oder dass man an manchen tagen reden will, morgen aber nicht, heute angst hat, übermorgen aber nicht.
und ihr habt recht, kranksein ist nicht gewollt, wird nicht drüber geredet und wenn man wieder "gesund" ist, hat man den mund zu halten und einfach wieder zu funktionieren.

also, eure sogenannte wut oder frust, den kann ich total nachvollziehen.
es läuft total falsch.
man kann nur die oberflächlichen und unsensiblen leute aussortieren und sich über den kläglichen rest freuen!
aber es ist schon traurig, aber diese diskussion hier ist zumindest sinnvoll!

lg
dagmar

04.06.2002 19:22

Sie will das ich gehe!!
 
Hallo Ihr alle!
Uff! Hier geht ja eine tolle Diskussion ab! Hab doch jetzt meinem Computer nur mal kurz den Rücken zugekehrt ...!

Liebe Afra, manchmal denk ich auch, dass zuerst Leid geschehen muss, um dem Menschen die Augen zu öffnen. Eigentlich ist das ziemlich dramatisch! Aber so sind wir nun mal, wir Menschen.
Wir betrachten wirklich alles als Selbstverständlich, und mit dem Thema Krankheit und Tod befassen wir uns ja kaum, weil es uns selber eben nie betrifft. Man hofft immer, dass man selber nie so was erleben muss, sieht und liest nur immer darüber, dass es ANDEREN geschieht, Schicksale und Action wie im Fernsehen oder Kino! Woaw, was für Adrenalin-Schübe! Wahrscheinlich "berührt" es uns schon gar nicht mehr, weil wir in einer Flut an Informationen und Geschichten ertrinken. Zeitungen sind voll gespickt mit Negativem, da und dort Dramas, Mord, Totschlag und Krieg, vorne und hinten Krankheit und Medizin ...
Aber man selber lebt in einer kleinen, geregelten und heilen Welt, in welcher es weder Krankheit noch sonstiges Unglück gibt. Es SIND immer nur die anderen! Man schaut auf sich, MUSS auch auf sich schauen, weil wir keine Zeit mehr haben, uns um anderes zu kümmern. ALLES sollen lieber die ANDEREN machen!
Wir lernen in keiner Schule, was es bedeutet, mit dem LEBEN klar zu kommen, mit den Mitmenschen, ... ausser vielleicht in der Religionsstunde. (Gibt es die heute noch?) Wir lernen nirgendwo, sich für andere einzusetzen und nur für sie da zu sein, sondern werden einfach irgendwann ins kalte Lebens-Wasser geworfen. All diese Erfahrungswerte FEHLEN uns meist. Und wir lernen vor allem nie, uns mit dem Leid und dem Tod auseinander zu setzen, weil es ein Tabu in dieser Gesellschaft ist. Wir leben in Zwängen, ohne es zu merken, und übersehen das Wesentliche, nämlich das LEBEN!
So eine Krebsdiagnose schockt und schüttelt uns da ziemlich heftig durch. Krebs bedeutet für uns noch immer den Tod, weil wir alle wissen, dass da die Chancen nicht besonders gut stehen. Die Angst lässt uns überreagieren, packt uns und lässt uns nicht los. Verlust-Aengste kommen auf. Für die Angehörigen und Freunde, aber auch für den Betroffenen selbst. - Man hat ganz fest das Gefühl, dass man bald ABSCHIED nehmen muss!
DESHALB sind Umarmungen jetzt herzlicher! Deshalb ist es so schwierig, darüber zu sprechen. Deshalb fragen sich alle, ob sie das Richtige tun. Deshalb bedrängen die Angehörigen die Kranken so. Deshalb haben die Kranken so verrückte Stimmungen. Deshalb ist es so schwierig, miteinander umzugehen.

Na, eigentlich doch ganz EINFACH, das Ganze, oder?
(Bin jetzt wieder krass, ich weiss!)

Afra, ich wünsche Dir ganz viel Powerkraft und Deinem Vater, dass er diese Kraft aus Dir spüren wird und sie annehmen kann, damit er bald wieder gesund wird. - Hey, umarme ihn öfters! Er hat das gern!

Hallo Li! Dein Beispiel zeigt eigentlich schon ein kleines Stück von einer dieser Erwartungshaltungen. Du bist da also bei Deinem kranken Schwager, er erzählt Dir gerade ganz locker von seiner Krankheit (ich glaube, er macht das gerne bei Dir! Würde ich auch! - Kleines Kompliment, gell?), ... und kurze Zeit später kommt Deine Schwester mit dem Mann vorbei, ... und Dein Schwager muss dann gleich alles nochmal von VORNE erzählen!
Eigentlich, so könnte man ja meinen, ist das ja nicht wirklich schlimm. IST es ja auch nicht! Aber weisst Du, trotzdem, wenn Du als Patient das immer wieder und immer wieder so erlebst, und immer wieder und immer wieder erzählen musst ..., dann bist Du eines Tages vielleicht still (hast die Nase voll!) und sagst gar nichts mehr. Oder wirst muffig. Oder wütend. Oder sagst plötzlich zu Deinen Verwandten: "Hey, was WOLLT Ihr eigentlich alle! Könnt Ihr mich nicht mal in Ruhe lassen?"

DAS ist ebenfalls eine Art Erwartungshaltung der Angehörigen. Verstehst Du, was ich meine? Das bisherige "Funktionieren" muss bei ihm noch irgendwie da sein, er hat JEDEM sofort zu SAGEN, was ihn beschäftigt, damit man ihn auch verstehen kann, (und ihn dann wieder "beruhigen" kann, weil man sich damit auch gleich SELBST noch beruhigt!), er hat noch IMMER irgendwie freundlich und fröhlich zu sein, (und ganz besonders auch STARK jetzt, denn dann kann man hinterher ganz fest stolz auf ihn sein, und auf sich SELBER gleich auch!) ...
Meist trösten sich die Angehörigen mit diesen Worten SELBST, weil sie es so haben wollen. So und nicht anders. - Aber das kommt ganz verkehrt an den Patienten heran!
Es ist ja nicht mal unbedingt der EINZELNE der Angehörigen, sondern das ... naja, Dauernde, Wiederholende, ... und alle zusammen!

Aber wie gesagt, eigentlich ist das nicht so schlimm. Der eine oder andere Patient mag dies vielleicht noch ertragen. Oder zumindest eine lange Zeit lang, weil er sich vielleicht selber nicht traut, den Mund aufzutun.
NOCH schlimmer wird es dann, wenn diese vielen Leute, die es ja gut mit Dir meinen und alles wissen wollen, Dir gute Ratschläge anfangen zu geben. Oder wenn sie anfangen, Dir "Schuldgefühle" einzupflanzen.

Ach ja, dieses Schuldgefühle einpflanzen ist ein ganz besonderes Thema. Weisst Du, die meisten Patienten fragen sich auch, WOHER dieser Krebs kommt, und ob man ihn sich den durch irgend ein blödes Fehlverhalten (ewiges Hineinfressen zum Beispiel) eingebüsst hat. Aber der Patient lässt von dieser Grübelei bald mal los und sagt sich, dass WENN es so wäre, es das nicht ALLEINE gewesen sein kann! Und er hört bald mal auf, darüber nachzustudieren, denn es bringt ja nichts, sich selber mit sowas fertig zu machen oder sich womöglich mit eigener Schuld zu belasten. Er reagiert da eigentlich in der Regel sehr weise und kann dann somit bald mit dem eigenen Lernprozess des Akzeptierens beginnen. (Das kommt von selbst. - Geht auch nicht auf Kommando!)
Das komische ist aber, dass die Angehörigen oftmals GENAU so einen Grund suchen und ihn auch schon sehr bald finden! Es könnte auch ganz ein anderer Grund sein, wie ihn der Patient selber glaubt, gefunden zu haben! - Nur ist dann da bei den Angehörigen der Unterschied: Sie GLAUBEN ganz fest daran und können diesen Gedanken überhaupt nicht mehr aufgeben!

An diesem Punkt werden sie "unterschwellig" ihre Mitteilungen dem Patienten mitteilen. So ganz lieb klingende Worte, wie: "Weisst Du mein Lieber, Du warst ja schon immer so verstockt und hast alles ganz fest in Dich hinein gefressen!"
Das GENUEGT bereits. Der Patient hat kapiert!
Er fängt an, sich schuldig zu fühlen.
Oder aber, ... er glaubt kein Wort davon und wird stinkewütend!

Ich glaube, es macht nichts, wenn man sich weniger beim Patienten meldet, so bald er mal aus dem Krankenhaus raus ist. So lange man ihm das Gefühl gibt, dass man trotzdem jederzeit für ihn da ist, oder er sich beim Angehörigen allzeit melden kann.
Hier gibt es natürlich auch wieder dieses "Ungewisse", denn das eine wie das andere kann genau so wieder ein ZUVIEL oder ein ZUWENIG sein.
Ich denke, direkte Fragen an den Patienten helfen da am besten. Zum Beispiel:
"Ist es Dir recht, wenn ich einmal die Woche anrufe?" So kann er eine Antwort darauf geben, wie es IHM am liebsten wäre. - Aber Achtung: allfällige Aenderungen jederzeit möglich!

Ich hoffe, ich habe Dir mit meinen Worten ein bisschen helfen können, Li. - Du bist schon ähnlich wie ich, das hat was! Ich nehme auch immer alles so tief in mir auf.
Bis dann, gell?

Hallo Dagmar, Du sprichst was ganz Interessantes an! Nämlich eine Art Aehnlichkeit dieses Leidensdruckes von Angehörigen durch ANDERE Leute, ... den genau auch die Patienten haben. Du fühlst da ziemlich mit! Ich hoffe, Deine Zeilen werden GUT von anderen gelesen!

Macht's gut, Ihr Lieben, bis später!
Es grüsst
die "krasse" Brigitte

09.06.2002 03:18

Sie will das ich gehe!!
 
Hallo Ihr Lieben, schlafwandelnd sitz ich an meinem Computer und lese Eure Mails und lerne. Liebe Brigitte, du hattest vollkommen recht, es war für mich nicht vorstellbar, das es die andere Art "Angehöriger" (dürfen die sich dann überhaupt so nennen?) gibt. 7,5 €, liebe Petra, du siehst mich hier mit aufgeklappter Kinnlade sitzen. So was macht mich fassungslos, stimmt nicht, eigentlich übersteigt es mein Fassungsvermögen. Wenn ich Euch Betroffenen hier so über Eure Erfahrungen berichten höre, fehlen mir eigentlich die Worte und ich kann Eure Wut viel besser verstehen.
Ich denke aber, dass die Angehörigen, die hier im Forum sind, nicht zu dieser Sorte gehören, sonst wären sie glaub ich nicht hier.
Ich finde es toll, das ihr HIER darüber berichtet, denn wir können hier einiges lernen und es werden Fragen beantwortet, die wir uns gegenseitig als Angehörige ja nicht beantworten können.
Liebe Afra, ich freu mich, dass es ein schöner Nachmittag für deinen Dad und Dich war. Ich bin mir sicher, ihr werdet einen Weg finden. Mein Paps sagt immer, solange wir noch mit einem Lächeln auf den Lippen zu ihm kommen und ihm noch die komischen Geschichten erzählen, weiß er, dass es ihm noch nicht so schlecht gehen kann.
Wie du von dieser Umarmung schreibst, klingt es so, als hätte allein sie Euch schon ein ganzes Stück weitergeholfen.
Eigentlich wollte ich nur ganz kurz reinschaun, jetzt bin ich schon über eine Stunde hier. In vier Stunden ist die Nacht um, es wird Zeit für mich. Ich wünsch Euch allen ein bisschen Sonnenschein, wenn schon nicht von oben, dann wenigstens in Form von guten Freunden und Angehörigen. Bis bald Lilly

09.06.2002 10:19

Sie will das ich gehe!!
 
Hi Lilly,
danke für Deine netten und verständnisvollen Worte. Die tun guuuut! Echt!

Ich möchte noch kurz was erwähnen.
Diese Sparte hier für die Angehörigen habe ich (als Betroffene) am Anfang selber gar nicht gross beachtet, weil sie eben ... für die ANGEHÖRIGEN ist! Also habe ich somit - zugegeben - eigentlich selbst schon "klassifiziert" und in Grüppchen "eingeteilt". Es war reine Neugier meinerseits, um nachzuschauen, was die Angehörigen hier so miteinander plaudern!
Verstehst Du, was ich meine? Wir besitzen wohl alle so ein komisches "Grüppchen-Denken".

Und wenn man es genau betrachtet, sind gar nicht so viele "Betroffene" hier in dieser Sparte, um mit Euch mitzureden, nicht wahr? Eigentlich schade.
Jedenfalls, nachdem ich mich hier bei Euch so rein gelesen habe, stellte ich fest, dass auch bei Euch noch ein grosses Unverständnis herrscht. Klar, Ihr gehört nicht unbedingt zu dieser "krassen" Angehörigen-Sorte, weil Ihr hier doch zumindest Hilfe bei anderen sucht, UM zu verstehen. Ihr seid offen und wollt Eure Erfahrungen miteinander austauschen, das ist ja auch gut so und ich finde das wahnsinnig schön. Es gibt da manche unter Euch die zuhören KÖNNEN und versuchen, die Zeilen von uns Betroffenen in sich aufzunehmen und zu verstehen. - Aber manchmal braucht's von uns Betroffenen schon ein paar "direkte" Worte an Euch, damit das geschieht. Und vielleicht auch mal ein paar wütende Worte (die Ihr zuerst mal "angegriffen" zu verteidigen versucht, obwohl sie EUCH vielleicht gar nicht persönlich betreffen. Stimmt's?).

Doch wir Betroffenen lassen ja nur DAS raus, was uns immer wieder und immer wieder widerfährt. Eigentlich nützt es uns ja nicht mal was, wenn wir HIER unsere Gedanken, Empfindungen und Meinungen aufschreiben, weil IHR ja gar nicht UNSERE Angehörigen seid.
Aber vielleicht kann man manchmal halt in "schriftlicher" Form MEHR aussagen, als mündlich? Weil diese Buchstaben hier so Geduldig sind, während man sie schreibt? Und vielleicht ist es für uns Betroffene gleichzeitig auch gerade eine Form von "Theraphie", uns Euch hier mitzuteilen? Ohne dass wir uns persönlich kennen?
Vielleicht ist es für EUCH ja genau das selbe?

Nun, offenbar hilft's ja auf BEIDEN Seiten.
Aber es braucht Kraft von uns Betroffenen, weisst Du. Viel Kraft. Es braucht viele Zeilen. Viele Worte. Viele Beispiele. - Die man mündlich und Auge in Auge vielleicht gar nicht so gut hin kriegt?
Ich wünsche mir sehr, dass MEHR Betroffene so auf Euch zukommen hier in dieser Sparte. Damit wir voneinander lernen können. Damit wir gemeinsam dieses Tabu-Thema wie Krankheit und Tod durchbrechen können. Damit wir das Wort "Gesund", welches ja in unserem Denken POSITIV, und das Wort "Krank" welches in unserem Denken NEGATIV heisst, ... auflösen und als ein Ganzes betrachten können, was ja schliesslich auch zu unserem Leben gehört.

Über den Tod und das Sterben zu reden fällt uns allen schwer. Wie schnell sagt man mal, wenn ein Betroffener über dieses Thema anfängt zu sprechen: "So darfst Du nicht reden, Du wirst nicht sterben!" Vielleicht denkt man dann ja sogar, dass das STERBEN ja gerade DANN erst eintrifft, wenn man nur schon darüber SPRICHT? Das ist Blödsinn. Jeder Mensch hat das Recht (es ist sein ureigenste Recht), sich auf den möglichen Abschied vom Leben vorzubereiten. Und es HILFT - wenn man darüber spricht - die eigenen Ängste darüber abzubauen. Auf BEIDEN Seiten.

Wir müssen ja irgendwann über diese Dinge sprechen. Denn wo Angst, Trauer und Wut ausgedrückt werden darf, verliert sie sich irgendwann auch wieder. Wenn sie aber nicht ernst genommen wird oder tabuisiert wird, fühlt sich jeder, der alles zurückhalten muss, isoliert und unverstanden.
Wenn also die Betroffenen sprechen wollen, hört ihnen zu. Aber drängt sie nicht zum Sprechen. Sie kommen meist von alleine.

Soll jetzt keine Kritik an Dich sein, Lilly, das sind nur so meine "Sonntäglichen" philosophischen Gedanken, gell?
Also, danke nochmals für Dein Verständnis hier.
Bis dann!
Ganz liebe Grüsse
von der "krassen" Brigitte

PS. Ob diese "anderen" Angehörigen sich überhaupt "Angehörige" nennen dürfen, fragst Du?
Naja, leider SIND sie es, und wir müssen sie aushalten! Uff!

12.06.2002 21:00

Sie will das ich gehe!!
 
Hallo Brigitte,
wenn auch verspätet, danke für die kleine Kopfwäsche. Es gab vor einen paar Wochen ein Gespräch mit meinem Mann, der mir vorgehalten hat, dass mein Verhalten meinem Vater gegenüber sehr egoistisch wäre, ich musste damals sehr schlucken. Wahrscheinlich ist es so, denn nach der Diagnose hat man wieder angefangen nachzudenken und man denkt an Vergangenes und an die Zukunft, aber man schafft es nicht an das momentane zu denken und vor allen Dingen zu akzeptieren. Man denkt immer darüber nach, ist es richtig, dass ich dieses oder jenes tue, man denkt und denkt, aber man ist gelähmt im Handeln. In solchen Situation lerne ich das spontane Handeln meines 6-jährigen Sohnes zu schätzen, er tut es einfach, weil ihm danach ist, er ist ehrlich in seinem Tun und er ist der Einzige der meinem Vater z. Z. zum Lachen bringt, weil sie nichts voneinander erwarten, sondern sich aneinander erfreuen. Wenn ich mit meinem Vater zusammen bin ist immer eine Spannung vorhanden, man ist immer in Wartestellung, wird sich heute was klären, gibt es was Neues. Du hast in einem Deiner Artikel von Lernen in der Schule gesprochen, alles was man lernt, wenn man überhaupt in diesem Bereich was lernt ist halt Theorie, doch die Praxis sieht immer anders aus und man kann sich auf die Krankheit nicht wie auf eine Prüfung vorbereiten. Dir gegenüber ist es einfach seine Gefühle auszudrücken, weil Du anscheinend, Deinen Weg mit den Dingen umzugehen gefunden hast. Es ist sogar so, dass man hofft Denkanstösse von dir zu bekommen auch wenn sie mit Kritik verbunden sind, denn man kann sich entsprechende Gedanken dazu machen und reagieren. Aber es ist halt super schwierig mit jemanden umzugehen, der garnichts von sich preis gibt und dem man emotional so nahe steht. Auch als Angehöriger kann man nicht in seine normale Welt zurück, auch weil man weiss, dass man selbst morgen der nächste mit dieser Diagnose sein kann.
Für mich persönlich muss ich sagen, liegt auch das Problem darin: Mein Schwiegervater ist von heute auf morgen gestorben, man konnte sich zu Lebzeiten eben nicht von ihm verabschieden. Jetzt steht die Diagnose da: ca. noch ein halbes Jahr, also hätte man jetzt die Gelegenheit sich zu verabschieden, aber wie ohne jemanden zu verletzten und nicht immer im Hinterkopf zu haben es könnte das letzte Mal sein und wie wird es enden. Natürlich kann es immer das letzte Mal sein auch ohne diese Diagnose, trotzdem ist es ein Kampf gegen die Zeit.
Am Anfang dieser Diagnose habe ich sehr viel geweint, vielleicht auch aus Selbstmitleid, aber ich hatte ein Ventil, jetzt ist da eine Leere eingekehrt, die aus Hilflosigkeit besteht, aber auch aus Verdrengung, wie wird sich da erst ein Betroffener fühlen??? Man wird es verstehen, aber nicht nachfühlen können.
Ich kann immer wieder nur sagen, es freut mich für alle die, die einen Weg gefunden haben mit dieser Situation umzugehen, mag dieser für andere noch so unverständlich erscheinen, wichtig ist doch dass man die Kraft findet mit seinem "Leben" fertig zu werden und solange man das nicht mit seinem eigenen kann, wie soll man dann die Kraft haben anderen zu helfen. Für mich bist Du Brigitte an dem Punkt angekommen, mit Dir im Reinen zu sein egal wie es ausgeht und daher hast Du die Kraft uns weiterzuhelfen und das ist ein erstrebenswerter Zustand, denn das gibt allem wenigsten einen kleinen Sinn, ich denke auch Dich hat das eine Menge Arbeit gekostet, aber es hat Dich zur "krassen" Brigitte gemacht.
Auch wenn es das letzte war jemand hier zu verletzten, freut mich doch diese Resonanz, auf die Worte "Pflicht eines Betroffenen". Es war vielmehr eine Anklage an diese Krankheit, man meint jemanden zu kennen und so eine Krankheit verändert alles und weder Pflicht noch Recht noch sonstirgendwas hat plötzlich einen Wert, sondern man steht im Nichts und man klammert sich an irgendetwas. Doch der, der sonst einem immer geholfen hat, ist plötzlich der Schwache und oh ja man ist plötzlich selbst gefragt, die Rollen haben sich vertauscht. Für mich ein Lernprozess, mal schaun ob ich diesen auch praktisch umsetzen kann.
Und wie man sieht sind Umarmungen oder Gesten mehr Wert als tausend Worte. Diese Nähe nimmt einem keiner, aber das sind auch halt die Momente, die einem alles noch mehr erschweren, denn man will nicht loslassen, man will festhalten -diesen Moment- (Egoismus?).
Ich wünsche euch allen viele glückliche Stunden, die euch die Kraft geben, die Stärke zu erlangen, die wir alle brauchen. Und ich weiss, dass mein 6 jähriger Sohn es verdient viele glückliche Kindheitserinnerungen zu haben, eine davon wird bestimmt sein "lachender" Opa sein.
Michaela

13.06.2002 09:44

Sie will das ich gehe!!
 
Hi Michaela,
vielen Dank für Deine vielen Worte.
Dein Mann muss wohl auch bemerkt haben, dass da irgendwo bei Dir ein heftiges "Klammern" an Deinen Vater war, ja, auch ein egoistisches Verhalten. Vielleicht hast Du erst die Worte Deines Mannes noch gebraucht, um zu "verstehen", ... und gar nicht die meinigen?
Naja, jedenfalls machen mir Deine Zeilen jetzt sehr viel Freude, weisst Du. Und ich verstehe Dich auch sehr gut.
Du hast Dich schon nicht von Deinem Schwiegervater richtig verabschieden können, und DAS prägt Dich natürlich und tut verdammt weh. Bei Deinem Vater möchtest Du jetzt natürlich alles BESSER machen BEVOR sein Tod eintreten könnte, willst alles bereinigen und klären, willst, dass diesmal alle völlig glücklich sind und zwar so sehr, dass man mit "guten Gewissen" Abschied nehmen kann. Das ist ein sehr schöner Wunsch und auch sehr verständlich.
Aber es ist schwierig, weil es DEIN Wunsch ist.
Angenommen, Dein Vater wird sich die letzte Zeit, die er noch hat, noch IMMER nicht öffnen und darüber reden wollen. Kannst DU es ändern? Kannst Du IHN noch ändern?
Vielleicht, ... weisst Du, auch wenn es vielleicht nicht so aussieht und es überhaupt keine Anzeichen dafür gibt, ... macht sich Dein Vater jetzt ja auch seine vielen Gedanken. Er "denkt" bloss, teilt sich Dir oder Deiner Mutter aber dabei noch immer nicht mit. Vielleicht wird er auf die Lösung kommen, und sich zugestehen, dass da schon immer etwas schief gelaufen ist. Vielleicht wird er selber aber auch gar nicht mehr darauf kommen, weil er jetzt möglicherweise zu wenig Zeit noch dazu hat. Es wäre zwar eine "Lebens-Einsicht" für ihn, aber ob die nach 30 Jahren wohl plötzlich so SCHNELL noch erfolgen kann?
Vielleicht. Wenn Du Glück hast. Vielleicht, wenn er nicht "bedrängt" wird. Vielleicht, wenn Du ihm ein nettes Brieflein schreibst, das all Deine Sorgen, Deine Gedanken, Gefühle und Ängste um ihn und um Deine Mutter aufzeigt. Und Deinen Wunsch.
Was ER aber dann damit anfängt, ist wiederum IHM überlassen. Vielleicht geht er darauf ein? Oder aber vielleicht will er gerade JETZT nichts davon wissen, sondern bereitet sich innerlich nur noch auf seinen Tod vor?

Ich weiss, es ist schecklich, Michaela. Ich möchte, dass Du weisst, dass ich tief mit Dir empfinde. Ich bin genau so verzweifelt, weil ich DIR und Deinem Vater so gerne helfen möchte, aber ja auch nicht weiss, WIE. Ich kann Dir nur versuchen zu helfen, die Dinge von der "anderen" Seite zu betrachten, damit DU Dich nicht so quälst. - Lass Dich von mir ganz fest umarmen, okay?

Liebe Grüsse
von der "krassen" Brigitte

PS. Du hast Recht, von Kindern können wir manchmal in solchen Situationen noch was sehr "Natürliches" lernen ...

13.06.2002 11:05

Sie will das ich gehe!!
 
Hallo Michaela,

immer wenn du von deinem Vater schreibst, kommt mir vor du sprichst von meinem. Sie scheinen sich da recht ähnlich zu sein. Meiner Mutter, die sich ja auch so sehr wünscht er würde reden habe ich Brigittes "Kopfwäsche" ausgedruckt und geschickt. Bin neugierig was sie sagt.

Auch ich habe zuerst gedacht, ich müsste jetzt alles "aufarbeiten", was wir den letzten Jahren versäumt haben einander zu sagen. Aber das geht nicht. Denn er hofft(wie wahrscheinlich jeder), dass die Therapie anschlagen wird. Wenn ich da jetzt schon mit einer "langsamen Verabschiedung" anfange, zeige ich ihm damit eigentlich nur, dass ich nicht mehr an seine Gesundung glaube. Also lasse ich es vorerst, hoffe aber sehr, dass sich irgendwann noch dazu Gelegenheit ergibt - aber es muss sich halt ergeben, ich kann es nicht herbeizwingen.

Um einen Brief zu schreiben, wie Brigitte meint, bin ich (zumindest im Moment) zu feige. Habe einfach Angst, dass ich damit seine Ängste nur noch verstärke.

Auch ich muss dir beipflichten, dass Kinder das viel besser machen als wir Erwachsenen. Als mein Vater letztes jahr schon einmal in einer lebensbedrohlichen Situation war (Pankreatitis, künstliche Ernährung...), hat sich meine Tochter (damals 10)im Krankenhaus trotz der ganzen Schläuche einfach zu ihm ins Bett gelegt und sich an ihn gekuschelt. Und siehe da, mein Vater, der sonst nicht so für Zärtlichkeiten ist, hat den Arm um sie gelegt und gelächelt. So sind sie dann mindestens eine halbe Stunde gelegen - ohne ein Wort, mit geschlossenen Augen. Meiner Tochter war es egal ob da eine Schwester oder ein Arzt hereingekommen ist. Und zu meiner Überraschung hat auch niemand etwas wegen Hygiene... gesagt. Tja so sind Kinder.

Im Moment tun wir halt alles, damit diese Russlandreise für ihn möglich wird. Wenn er die Chemo weiter so gut verträgt, und der Tumor ein Einsehen mit ihm hat, könnte er es vielleicht schaffen.

Und sonst versuche ich auf das wenige das er sagt genau hinzuhören. Z.B. fühlt er sich seit der Chemo müde. Also habe ich alles ausgedruckt was ich über Fatique und ihre Überwindung im net gefunden habe. Er hat es interessant gefunden - na ja immerhin.

Also ich hoffe, wir machen das beste für unsere Väter!!
Alles Liebe
Afa

13.06.2002 16:26

Sie will das ich gehe!!
 
Hallo, ich hab jetzt mal eine ganz doofe Frage: Mit dem Verabschieden.... was meint ihr genau???

Man erfährt von der Schwere der Diagnose, die verbundenen Risiken, das was schlimmstenfalls passieren kann und dann sollte man anfangen sich zu verabschieden? Wie sieht das denn aus oder wie geht das vor sich?
Soll ich sagen, ich war Dir immer sehr angetan- auch wenn ich Dir mal meine schlechte Seite gezeigt habe. Verzeih mir.?
Damit ich kein schlechtes Gewissen habe, wenn Du für immer gehst, lass uns über alles reden was vorgefallen ist und was noch kommen wird?
Muss der Betroffene reden, um seinen Angehörigen den Abschied zu erleichtern, um besser damit klar zukommen?
Ist das nicht alles zweitrangig? Merkt amn nicht den Moment wo der Betroffene reden möchte, sich verabschieden möchte, sind nicht seine Bedürfnisxse wichtiger. Er muss sich doch verabschieden, er muss doch gehen. Wir können ihm die Möglichkeit dazu geben, indem wir bei ihm sind. Offene Ohren und offene Arme für ihn haben.
Was muss das für ein Gefühl sein, wenn Angehörige sich verabschieden obwohl man selbst vielleicht noch gar nicht so bewusst ans sterben denkt.
Stirbt da nicht auch die Hoffnung?
Bestimmt versteh ich hier was nicht und bin am Thema vorbei- oder?

Gruß Li

13.06.2002 19:09

Sie will das ich gehe!!
 
Hallo Ihr Lieben,
Hallo Li,
das ist ja das Verzwickte!
Zum Einen kommen da ja die eigenen Ängste hervor, DASS da der Vater bald sterben könnte. Nur schon die Krebsdiagnose alleine, setzt so unter Druck, dass man das dringende Bedürfnis hat, Abschied nehmen zu müssen. Das haben aber NICHT nur die Angehörigen, das haben auch die Patienten.
Wenn jetzt aber noch der Arzt kommt und mit seinem weisen Wissen und seinem weissen Arztkittelchen BESTÄTIGT, dass der Patient vielleicht noch ein halbes Jahr zu Leben hat, dann wird dieser Druck, Abschied voneinander nehmen zu müssen, noch VIEL stärker!
Was TUT man da also? Da ist man doch hin und hergerissen!

Deswegen rede ich ja von solchen "Brieflein" der Angehörigen, die genau diesen Druck lösen können. Ich weiss, das braucht wohl zünftigen Mut. Aber es ist ein Versuch wert. Wenn man in diesem Brief zum Beispiel solche Worte wählt wie:
"Ich habe solche Angst, dass Du sterben könntest, Vater!"
"Ich habe mir immer gewünscht..."
"Ich bin so wütend über diese Krankheit, weil sie mich so hilflos macht."
"Ich bin so verzweifelt, weil ich nicht weiss, wie ich Dir helfen soll."
"Ich möchte Dich nicht belasten, aber lass mir die Freiheit, Dir diese Worte zu schreiben, weil sie mir gut tun."
"Ich möchte nicht Abschied nehmen müssen von Dir."
"Ich habe Dich so lieb, Vater."

Weisst Du, wie ich meine?
Es ist ein ziemlicher "Brocken", der da auf den Schultern lastet, wenn man eigentlich WEISS, dass man Abschied nehmen MUSS. - OB dies dann auch wirklich eintritt, ist eine andere Frage. (Hier würde ICH jetzt nämlich ziemlich krass sagen: Ich traue keiner einzigen "Prognose" eines Arztes! Er kann Recht haben, aber genau so gut auch NICHT! Jawoll!)
Aber um diesen "Brocken" loszuwerden, WILL man ja irgendwie handeln, nicht?
Entweder kommen diese Gespräche vom Patienten alleine, weil ER darüber sprechen will, ... und wenn nicht, finde ich, haben die Angehörigen genau so das Recht, sich mitzuteilen, OHNE diese Aengste zurück stecken zu müssen. Nur ist hier dann "Fingerspitzengefühl" verlangt, weil man den Patienten nicht so heftig damit überfallen sollte.

Wenn Worte Auge in Auge nicht gehen, ... dann geht so ein Brieflein ganz gut. Wenn NUR die Aengste, Gefühle und all die Sorgen des Angehörigen darin stehen, ... wird es KEIN Vorwurf oder ein "unterschwelliger" Abschied an den Kranken sein. Es bleibt ihm nur eines übrig: Zu verstehen, welche Aengste vom Angehörigen da durchgemacht werden, und dann wird er später vielleicht SELBER darüber sprechen wollen, ... oder aber er denkt über den Brief: "Was für ein übertriebenes Gefühls-Wischiwaschi!", und wird gar nie darauf eingehen oder darüber sprechen wollen.
Je nach dem, muss man halt beide Möglichkeiten akzeptieren müssen.

Es wird aber auf jeden FALL etws bewirken!
AUCH beim Patienten. Ganz sicher! (Man merkt es dann aber nur nicht!)
Und der Angehörige, welcher den Brief geschrieben hat, ... wird eine Erleichterung verspüren. Der Druck, Abschied nehmen zu müssen, wird ein bisschen weg sein. Weil die eigenen Aengste, Sorgen, Wünsche, usw. ... dem Patienten bereits MITGETEILT wurden.

Uff! Schwierig, zu erklären, das Ganze.
Ist jetzt keine "Gebrauchsanweisung" von mir, sondern ein einfühlsames Verstehen meinerseits.
Und weil ich selbst Patientin bin.

Ich wünsche Euch allen ganz, ganz viel Kraft, Ihr Lieben!
Bis dann!
Grüssli
von der "krassen" Brigitte

13.06.2002 21:50

Sie will das ich gehe!!
 
Hallo Li und Brigitte!

Liebe Li, in meinem Fall ist es so, dass mein Vater Alkoholiker ist; wir wissen es seit ich ca.11 Jahre alt war (bin jetzt 42). Er war aber nie aggressiv, und hat immer mit allen Mitteln (und Hilfe meiner Mutter) dagegen angekämpft. Aber ich bin in die Pubertät gekommen, habe meine Mutter oft weinen gesehen (wenn wieder einmal ein Rückfall war), und habe so meinen Vater nicht mehr als Vorbild gesehen. Im Gegenteil ich habe ihn dafür verachtet, obwohl er seinen Job immer sehr verantwortungsvoll erledigte (und er hatte viel Verantwortung), und auch sonst für die Familie gut sorgte.
Ich habe zwar kein Wort gesagt, aber ich habe ihn meine Verachtung spüren lassen. Und ich weiß dass er es gespürt hat.

Damals hatte ich noch keine Ahnung, was für ein endloser harter Kampf eine Suchterkrankung ist; das habe ich erst langsam während meiner medizinischen Ausbildung begriffen. Heute bewundere ich ihn, dass er nach jedem Rückfall wieder gekämpft hat. Aber mit ihm darüber gesprochen haben weder meine Schwester noch ich bis heute. Denn jeder Rückfall den wir mitbekamen (als wir noch zu Hause wohnten), war ihm furchtbar peinlich und hat an seinem Selbstbewußtsein genagt.

Wie dankbar ich ihm für seine Nierenspende bin weiß er. Aber kaputte Nieren zu haben ist ja in den Augen der Gesellschaft auch keine Schande; ein Alkoholproblem zu haben aber schon. Aber das gehört jetzt nicht hier her.

Mein Mann ist Pathologe und spezialisiert auf Gastroenterologie, wo eben auch das Pankreas dazugehört. Es ist da, was meinen Vater betrifft, wirklich schwierig Hoffnung zu bewahren. Denn der Tumor ist ca 15cm im Durchmesser, und hat sich bereits auf sämtliche Organe in der Umgebung ausgebreitet (wurde sehr lange durch die Pankreatitis verschleiert). Dazu kommt der schlechte Ernährungszustand - auch bedingt durch die Pankreatitis, und sein Alter (72).
Ein jüngerer Patient mit gutem AZ kann da sicher noch mehr Kräfte mobilisieren.

Es wäre mir ein dringendes Bedürfnis mich für mein Verhalten damals zu entschuldigen (ups da haben wir ja wieder die Schuldgefühle), und alles zu klären, auch wenn wir uns jetzt sowieso sehr nahestehen.

Doch (und das habe ich vorher gemeint) wenn man Jahrzehnte nicht über so ein Thema gesprochen hat muss es meinem Vater merkwürdig vorkommen, wenn ich jetzt kurz nach dieser Diagnose damit komme.
Er hat nämlich die Ärzte nicht nach Prognosen oder Überlebenszeiten gefragt, und sie haben nichts gesagt. Ich gehe also davon aus, dass er durchaus hofft, diesen Krebs zumindest stoppen zu können.
Und irgendwie kommt mir dieses (mein)Aufarbeiten wollen eben wie ein beginnendes (ungewolltes) Abschiednehmen vor - denn wüssten wir die Diagnose nicht würde ich wahrscheinlich auch in Zukunft nicht über das oder Änliches sprechen.
Sicher kann man sagen, ich will nur mein Gewissen erleichtern. Doch ist es nicht normal sich zu entschuldigen wenn man glaubt Schuld auf sich geladen zu haben? Es hätte allerdings schon längst erfolgen sollen.
Aber es gibt halt Dinge, über die zu sprechen einem so schwer fällt, dass man den leichteren Weg geht und es immer wieder hinausschiebt, bis einem die Endlichkeit bewußt wird.

Übrigens danke Brigitte, dass du uns schon unsere Briefchen vorschreibst - finde ich echt lieb.

Liebe Grüße an euch
Afra

13.06.2002 22:51

Sie will das ich gehe!!
 
Hi Afra,
ich weiss, das ist schwierig, wenn der Vater selbst nicht genau erfährt, wie es um ihn steht. Aber manchmal, weisst Du, sind Patienten WISSENDER als man glaubt.
Kann aber natürlich auch sein, dass er jetzt nicht WILL daran glauben, dass es schlechter um ihn steht.
Je nach Mensch ist das schwierig zu beurteilen. Manchen hilft es vielleicht eher, wenn der Arzt ihnen die Tatsachen "verschweigt" (obwohl ich persönlich finde, dass das unfair und unehrlich ist!), und manche wiederum brauchen unbedingt die ehrliche Tatsache, UM zu verarbeiten.

Jedenfalls, wenn Du das Bedürfnis hast, Dich bei ihm zu entschuldigen, ... ich denke, das kannst Du ganz sicher tun. Es wird ihm ja nicht weh tun, oder?
Lass Dir selber Zeit, Du wirst schon merken, wenn es soweit sein wird, dass Du es ihm sagen willst.

Meine Mutter hatte damals ja zwei Jahre mit Leukämie gekämpft. Ich wusste auch dauernd, dass ich da irgendwas "regeln" müsste, aber ich wusste einfach nicht wie.
Meine Mutter hat mich als Kind viel geschlagen, weisst Du, und so hat sich da irgendwo eine Art "Hass-Liebe" entwickelt bei mir. Trotzdem war mir klar, dass ich da selber loslassen musste. Also setzte ich mich eines Tages hin und schrieb ihr einen Brief. Ich schrieb ihr, wie ich mich fühlte, wie meine Gedanken waren, dass ich wusste, dass ich natürlich auch nicht immer so eine "brave" Tochter gewesen war, und dass ich mich durch ihre Schläge sehr verletzt gefühlt hatte. Dass ich jedoch eingesehen hatte, dass dies alles nur "belastet", und dass ich ihr jetzt einfach ... aus meinen Gefühlen heraus ... VERZEIHE!
Das hatte damals nichts mit "frömmigkeit" oder so zu tun, es war einfach völlig spontan, ein gleichzeitiges Verzeihen und eine "Entschuldigung". Es war ein tiefes Bedürfnis von mir und stimmte dann so für mich.
Leider war sie genau sieben Tage später gestorben. Das war schlimm für mich. Trotzdem war da jetzt etwas in mir, das mir Ruhe gegeben hatte. Und ich fragte mich hinterher: Vielleicht hatte meine Mutter ja auch nur darauf gewartet, dass IHR da jemand verzieh? Damit SIE loslassen konnte?

Ich wünsche auch Dir ganz viel Mut und Stärke, Afra! - Ich wollte Euch eigentlich nicht gerade die "Brieflein" vordiktieren. Ich wollte sie bloss als Beispiel für EUCH, ... weil es JENE Sätze wären, die ich von MEINEN Angehörigen sicherlich gerne hören würde, und die ich auch ertragen könnte und mit denen ich dann umgehen könnte.

Liebe Grüssli
von der "krassen" Brigitte

14.06.2002 05:47

Sie will das ich gehe!!
 
Hallo zusammen!

Ich bin mal wieder mitten in der Nacht aufgestanden, weil ich nicht schlafen kann. Mein Vater ist an Krebs erkrankt, und seit ca. 1 Monat folgt im mittlerweile dritten KKH eine Untersuchung der nächsten. Eine endlose Zeit voller Tränen, Zweifel, Ungewissheit, Hoffen, Zweifel... (und bei allem der Gedanke: Wie muss ER sich denn erst fühlen?).

Da habe ich Euch "gefunden", und ich bin so froh. Ich hoffe (Hoffen ist gut), ich kann hier ein wenig Stärke gewinnen (vor allem, um meinem Vater zu helfen) und vielleicht auch andere stärken. Zu wissen, dass man nicht allein ist, hilft ungemein, ich denke, Betroffenen und Angehörigen gleichermaßen.

Vor allem ist es so schön, dass speziell in diesem Forum Betroffene UND Angehörige schreiben. Die eine oder andere Antwort fand ich am Anfang etwas hart, aber dann merkte ich schnell, dass Direktheit das Einzige ist, was wirklich hilft! Am Schlimmsten sind beschwichtigende Sprüche, AUCH für Angehörige ("Wird schon alles werden" oder "Grüß' Deinen Vater schön" - das werde ich sicher NICHT tun, dann wüßte er ja, dass ich mich bei anderen ausheule - oder am allerallerschlimmsten "Oooooooooh Gott, Du AAAAAAAAArme!" - wieso ich?). Ich stelle immer wieder fest, dass auch wiederum Freunde von Angehörigen oft nicht damit umgehen können. Vielleicht konnte ich es selber früher nicht - bis es mich selbst als Angehörige betraf!

Ich finde hier so viel wieder von dem, was ich durchlebe.
Um mich DIREKT herum scheinen nur Menschen zu sein, die die Augen verschließen wollen. Es hat schon wiederholt bösen Ärger in der Familie gegeben, weil ich soviel recherchiere, im Internet surfe und mich mit dem Thema auseinandersetze (statt den Ärzten zu vertrauen, zu warten, warten, warten...). Ich kann aber nicht anders! Ich kann doch nicht da sitzen und nur warten, was mit meinem Vater passiert. Ich möchte ihm so gerne helfen. Meine Verwandtschaft verschließt sich, wie gesagt, sie waren sogar teilweise der Meinung, ich würde mehr schaden als nützen. Ihre größte Angst ist, dass ich meinem Vater von meinen Recherchen berichten könnte. Ich weiß schon überhaupt nicht mehr, ob ich das tun soll oder nicht. Ich möchte ihn ja auch nicht noch zusätzlich verwirren! Andererseits habe ich Angst, etwas zu verpassen, dass es eine Therapiemöglichkeit gibt, von der er nichts weiß (denn ER kann sich ja diese Informationen in der Klinik nicht beschaffen, die aber ansonsten einen recht guten Eindruck macht - die jetzige), irgendeine Spezialklinik, irgendein Zauberwasser, irgendein Buch, dass ihm Glauben schenken könnte, in der Hoffnung, dass Glaube Berge versetzt oder ihm einfach nur hilft!

Außerdem weiß ich nicht, wie ich wirklich für ihn da sein kann, wie er mich braucht.

Ich denke, gerade das Thema Väter, was hier besonders behandelt wird, ist so eine spezielle Sache! Mein Vater und ich hatten eigentlich nie so eine Nähe in der Form, dass wir untergehakt einen Einkaufsbummel gemacht hätten o.ä. In den letzten Jahren haben wir auf einmal angefangen, uns bei Begrüßung und Abschied herzlich zu umarmen, und seit einiger Zeit hat er mir immer einen Kuss auf die Wange gegeben (da wusste er noch nichts von seiner Krankheit). Das ist auch nach wie vor so, jedoch scheinen ihm meine sehr herzlichen Umarmungen jetzt einerseits gut zu tun und andererseits traurig zu machen. Was braucht er wirklich?
Ich weiß nicht, ob ich z.B. seine Hand nehmen soll. Das wäre doch auf einmal komisch, hätte vielleicht auch irgendwo etwas Dramatisches.
Oder hilft es ihm (mir würde es, glaube ich, helfen, soweit ich das als "Nichtbetroffene" einschätzen kann).

Ich möchte am Liebsten immer bei ihm sein... Ich möchte ihn nicht allein lassen mit der Angst. Er ist da im Krankenhaus allein und kann vielleicht auch nachts nicht schlafen so wie ich (schon).

Ich versuche, da zu sein, und all das, was Ihr hier geschrieben habt, ist so: Manchmal will er über seine Krankheit reden, manchmal nicht, manchmal aber auch einfach über ganz normale Dinge. Wenn ICH dann gerade gerne über seine Krankheit reden würde, bin ich zwar, ehrlich gesagt, enttäuscht und bedrückt, aber ich LASSE ihn, und ich habe hier nochmal die Bestärkung bekommen, dass das richtig so ist. Wahrscheinlich ist DAS Hilfe.

Trotzdem würde ich ihm gerne Einiges sagen (man fühlt sich manchmal so gelähmt ihm Sprechen), nämlich, dass er jederzeit reden KANN, wenn er möchte, dass ich nicht mehr nur das kleine Mädchen bin, dass er beschützen und vor allem Bösen fernhalten muss, dass ich es mit ihm zusammen schaffen will, wo er es möchte. Dass ich ihn respektiere, auch über ärztliche Urteile hinaus, sollte es mal zur Debatte stehen. Dass ich SEINE Entscheidung respektiere. Dass ich sofort da bin, wenn er mich braucht, er braucht es nur zu sagen. Dass ich ihm helfe, dass ich ihn hinfahre, wo er will, wenn er es möchte.
Wenn meine Familie das hier lesen würde, wäre was los... das ist auch so schwer, dass zwar in gewisser Weise ein Zusammenhalt in der Familie da ist (abwechselnde Besuche etc.), aber nicht wirklich untereinander. Die Meinungen driften so auseinander, aber keiner geht wirklich auf SEINE Meinung ein (vielleicht ist das der Grund, dass er manchmal einfach schweigt).
Manchmal komme ich mir vor wie eine Randfigur, obwohl ich so mitleide. Die anderen nehmen mich nicht ernst oder verachten meine Einstellung sogar, so dass ich immer ganz vorsichtig sein muss, mit dem, was ich sage, bloß um die Familie nicht in Zwistigkeiten zu bringen, was meinem Vater ja letztlich schaden würde (Einige drehen schon durch, wenn sie das Wort "Mistel" nur hören - ich sage ja auch immer, dass das nur eine Zusatztherapie sein kann, aber die hören gar nicht zu - zum Glück soll er es ab morgen auf eigenen Wunsch bekommen, er glaubt schon lange an solche Dinge).
Auf der anderen Seite ist da mein Vater, der mir soviel Leid wohl nicht antun will. Dann fühle ich mich manchmal wirklich schwach.

Dann gibt es bei uns auch Einiges, was wir vielleicht klären sollten. Er hat vor längerer Zeit mal den Versuch gemacht, da bin ich nicht direkt drauf eingegangen. Sollte ich es jetzt tun? Nachher vermittelt das so den Eindruck, als wenn die Uhr tickt (sorry für die krasse Umschreibung). Vielleicht ist es ja gar nicht so, vielleicht. Die Andeutungen der Ärzte waren bisher alles andere als in irgendeiner Weise hoffnungsschöpfend, aber meinem Vater geht es gut (es wurde nur durch Zufall entdeckt).

Danke fürs Mitlesen und "Gute Nacht"!
Tina S.


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