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-   -   Er zieht sich zurück - was kann ich tun (https://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=13046)

16.06.2005 15:21

Er zieht sich zurück - was kann ich tun
 
Nadem ich hier intensiv gelesen habe hoffe ich, dass ihr mir Tips geben könnt...

Kurz zu meiner Geschichte.

Es ist noch nicht so lange her, da habe ich (30 Jahre) mich ganz frisch verliebt. (seit etwas mehr als einem Monat). Wir verbrachten eine wunderbare Zeit miteinander waren zwar beide erschrocken wie schnell sich alles entwickelt hat aber entschieden dass wir es einfach genießen wollen.

Vergangenes Wochenende meldete er (wird in ein paar Tagen 40 Jahre)sich plötzlich gar nicht mehr. Ich grübelte die ganzen Tage hin und her, versuchte ihn vergeblich zu erreichen... Er meldete sich zwischendurch einmal per SMS in der er schrieb das er nochmal ins KH muss zu einer Untersuchung und wir am Abend dringend reden müssten. Ich wartete vergeblich auf seinen Anruf. Am Dienstag entschied ich zu ihm zu fahren. Er war nicht da, aber ich wartete geduldig... Als er dann kam und ich ihn (ehrlich gesagt innerlich super wütend) fragte was los sei sagte er nur - willst du es kurz und bündig hören??? Krebs - Hirntumor.... Schock

Wir redeten lange ich war völlig überfordert mit der Situation. Immer wieder rollten mir die Tränen. Er sagte mir, dass er selbst nicht weiß, was er jetzt tun will... Er hätte überlegt mir einfach eine SMS zu schreiben dass er mich nie wieder sehen will. Er überlegt das alles alleine durchzuziehen... Er bittet mich ihm Zeit zu geben damit er sich selbst mal klar werden kann wie es nun weiter gehen soll.

Ich habe ihm gesagt, dass ich für ihn da sein will, dass er doch begreifen soll, dass es auch Menschen gibt, die einfach was für ihn tun wollen und das ich so jemand bin. Ich will ihm die zeit geben die er braucht - auch wenn es wahnsinnig schwer ist.

Seit Dienstag habe ich mich nun intensiv mit dem Thema "Hirntumor" beschäftigt. Verdammt viel im I-Net geforscht und nun tauchen bei mir natürlich viele Fragen auf, die ich ihm stellen will. Welche Art, welcher Grad, welche Therapie wird geplant... Darüber hat er Dienstag nicht viel gesprochen.

Ich liebe diesen Mann. Ich habe gelesen, dass es verdammt viel Kraft kostet jemanden durch die Phasen der Therapie zu begleiten, aber ich will es versuchen. Ich hoffe, dass mir hier Angehörige vielleicht Tips geben können wie ich auf ihn zugehen kann.

16.06.2005 15:46

Er zieht sich zurück - was kann ich tun
 
hallo ela,
es ist bewundernswert, dass du in so einer situation nach nur einem monat ihm voll und ganz zur seite stehen willst. die fragen, die du ihm stellen würdest sind sicher sehr wichtig. vielleicht hast du dich auch schon viel mehr mit der thematik auseinander gesetzt, als er. sage ihm einfach, dass du dir informationen angelesen hast, du gern mit ihm darüber sprechen möchtest, aber beachte: er muss sich auch helfen lassen wollen. ich kann mir vorstellen, dass er sich denkt "wir sind erst seit einem monat zusammen, warum soll ich ihr leben zerstören" und hält dich daraus, um dich zu schützen. durchaus verständlich. aber wenn du ihm ruhig und geduldig zeigst, wie wichtig er dir ist, lenkt er vielleicht ein. und: die diagnose muss nicht gleich das schlimmste bedeuten.

beachte nur eines: dränge dich nicht auf und akzeptiere es, wenn er keine hilfe möchte. melde dich aber in größeren abständen bei ihm, um ihm zu zeigen, dass er dir wichtig ist.

ich wünsche dir viel glück, erfolg und kraft.

liebe grüße
andreas

16.06.2005 15:57

Er zieht sich zurück - was kann ich tun
 
hi ela,
die nachricht als solche ist ein schock,stimmt.
dann allerdings kann man anfangen, die sache in angriff zu nehmen.
wie du ganz richtig schreibst muss diagnostiziert werden womit man es zu tun hat und wie dann ggfls. die therapie aussehen kann.
ich bin 1991 an einem oligosatrozytom operiert worden. es war grad 2 und konnte nur teilweise entfernt werden (rechts-temporal, das ist hinter dem rechten schläfenbereich).
hab seitdem recht normal gelebt, allerdings mit medikamenten gegen krampfanfälle.
dieses frühjahr hatte ich strahlentherapie aufgrund eines über die jahre langsamen (aber ständigen) wachstums des tumors.
die bestrahlung habe ich erst seit mai hinter mir.
ich seh aber auch jetzt keinen grund, die flinte ins korn zu werfen.
also, bleib ruhig und wenns geht zuversichtlich. und trete deinem freund ruhig mal in den a... wenn er sich hängen lässt.
liebe grüsse und alles gute.
dieter

16.06.2005 17:04

Er zieht sich zurück - was kann ich tun
 
ich danke Euch beiden

Andreas - es ist durchaus möglich, dass ich mich mit dem Thema zwischenzeitlich mehr auseinander gesetzt habe als er, denn seit dem ich das getan habe bin ich nicht mehr so mutlos wie in der Situation, als ich es erfahren habe. Ich habe gesehen, dass es durchaus Menschen gibt, die noch Jahre mit diesem "Urteil leben und ihr Leben genießen - soweit möglich. Ich will ihn bestimmt nicht drängen und ihm meine Hilfe aufzwingen. Ich kann ihm ja auch nur bis zu einem gewissen Punkt helfen. Vieles wird er ohnehin alleine durchstehen müssen, während ich ihm dabei lediglich meine Hand reichen kann.

Dieter - ihm in den A... treten werde ich zunächst einmal unterlassen ;-) aber ich werde versuchen darauf zu achten, dass er sich selbst nicht komplett aufgibt. Dir wünsche ich dass du deinen Optimismus nicht verlierst und immer eine gute Portion Kraft und Mut.

Ich überlege ob ich meinem Freund einen Brief schreibe, in dem ich ihm klar machen kann, dass ich mich durchaus mit dem Thema auseinander gesetzt habe und mir bewußt ist, worauf ich mich einlasse.

16.06.2005 18:08

Er zieht sich zurück - was kann ich tun
 
wenn er nicht sprechen möchte, ist ein brief in meinen augen eine gute idee. vielleicht kannst du ihm so klar machen, dass die lage nicht hoffnungslos ist und man in dieser situation eine stütze sicher ganz stark braucht.

17.06.2005 12:24

Er zieht sich zurück - was kann ich tun
 
den Brief habe ich ihm gestern per Mail geschickt. Eine Reaktion habe ich bis jetzt nicht. Ich mache mir solche Sorgen, da ich am Dienstag nicht einmal in der Lage war ihn zu Fragen wie es denn nun weiter geht. Mit meinem jetzigen Wissen würde ich natürlich Fragen stellen. Ich weiß nicht einmal ob schon eine Biopsie gemacht wurde (die er mir dann verheimlicht hat) oder ob die ggf. gerade in diesen Tagen gemacht wird.

Mal eine Frage die Biopsie muss doch auf jeden Fall gemacht werden um eine genaue Diagnose zu stellen oder??? ist das immer so, dass die dann durch die Schädeldecke gemacht wird oder gibt es da auch andere Möglichkeiten (Rückenmark???) Inwiefern hängt an der Biopsie ein KH-Aufenthalt und wenn ja - wie lange???

17.06.2005 12:38

Er zieht sich zurück - was kann ich tun
 
Hallo Ela!

Nein- ein Biopsie muß nicht in jedem Fall gemacht werden. Ein Freund von mir hatte einen Tumor (Neurinom)schon seit seiner Jugend, der sehr langsam wuchs und am Anfang nur beobachtet wurde. Als er dann doch zu groß wurde, wurde er entfernt. Nun ist soweit alles in Ordnung und der lebt gsnz normal weiter.

Da Tumor eben nicht gleich Tumor ist, wäre es sicher gut, daß er sich mit seiner Tumorart auseinandersetzt. Aber ich denke, er braucht einfach wirklich Zeit, um diese Diagnose zu verdauen.
Ich dachte vorher, bevor ich noch gar keine Ahnung von Hirntumoren hatte, dies sei bestimmt das Todesurteil auf Raten. Ist es aber nicht, da es, wie DU ja selbst auch schon geselen hast, es verschiedene Arten gibt und sie sich verschieden verhalten usw.
Aus Erfahrung würde ich sagen: Laß ihm erst mal Zeit, aber nicht zuviel. Dräng ihm Dich nicht auf aber sei dennoch für ihn da. Solch einen goldenen Mittelweg zu finden ist sicherlich recht schwierig, aber ich denke, Du bist auf dem richtigen Weg: Du hast ihm geschrieben und nun laß ihm Zeit, darauf zu reagieren.

Eine Biopsie wird immer durch die Shcädeldecke gemacht. ..

Viele Grüße,
Sabine.

17.06.2005 13:26

Er zieht sich zurück - was kann ich tun
 
Hallo Ela !

Die Biopsie wird über die Schädeldecke vorgenommen. Da die Diagnose jetzt also noch gar nicht so lang her ist bei Ihm, wird er auch noch keine Biopsie gehabt haben. Mein Vater hat das erst vor 5 Wochen gehabt und wurde an der betreffenden Stelle am Kopf rasiert. Das würdest Du sehen. Über das Rückenmark wird lediglich die Lumbalpunktion gemacht. Dabei wird das Gehirnwasser auf eine bakterielle Entzündung untersucht und dient dazu bestimmte andere Sachen von vornherein auszuschließen.

Ich wünsche Dir alles Liebe und dass er sieht wie sehr Du Dich um Ihn bemühst und Ihm helfen willst.
Ich finde das richtig super von Dir und drücke die Daumen.

Liebe Grüße
Sabrina

20.06.2005 09:47

Er zieht sich zurück - was kann ich tun
 
Liebe Sabine, Liebe Sabrina,

ich danke Euch beiden für Eure Antwort.

Sabine, es freut mich sehr, dass es Deinem Freund gut geht und es macht mir Mut das zu lesen.

Sabrina, für Deinen Vater wünsche ich alles Liebe.

Nun zu der aktuellen Situation bei mir. Auf meinen Brief hat er nicht reagiert. Ich habe ihn am Samstag vormittag angerufen, ich hielt es einfach nicht mehr aus, wollte seine Stimme hören... Zum Glück habe ich ihn auch gleich erreicht.

Er blockt ab und das tut so weh. Er weicht dem Thema aus. Ich habe versucht nicht direkt darauf loszugehen. Habe nur gefragt, wie es denn nun weiter geht - seine Antwort "Ich glaube ich werde es alleine durchziehen" Ich war ruhig sagte nichts weiter darauf, schwieg eine Weile... denn es tut weh. Ich fragte konkreter nach, meinte "Nein ich meine wie ist denn nun die Planung der Ärzte, wie geht´s da weiter, was steht an..."

Er muss diese Woche noch zu einer weiteren Untersuchung, nähere Info´s bekam ich nicht. Er geht trotz allem weiter arbeiten.

Wo liegt der Mittelweg??? Nicht zu wenig melden, nicht zuviel...

Er hat heute Geburtstag, er wird heute 40. Mein Geschenk - ich weiß nicht ob es noch angebracht ist (wollte ihn mit seinem Motorrad und Auto über den Hockenheimring fahren lassen). Am liebsten würde ich zu ihm fahren einfach nur, um ihn in den Arm zu nehmen, aber ich weiß nicht, ob er das will. Von sich aus meldet er sich wohl aber auch nicht und ich weiß nicht, was ich machen soll.

Ich bin verzweifelt, weil ich einfach nicht weiß, was ich machen soll.

20.06.2005 10:46

Er zieht sich zurück - was kann ich tun
 
Liebe Ela!

Meine Meinung zu Deinen Zeilen:
Natürlich fährst DU zu ihm und gratulierst ihm. Klar löst Du Dein Geschenk ein.
Eine Verhaltensweise scheint mir überlegenswert: Wenn er von sich aus das Thema nicht behandeln will, dann laß auch Du es. Red ihn nicht mehr darauf an. Aber: Behandle ihn so weiter wie vorher und packe ihn nicht in Watte. Erwähne aber seinen Kopf nicht mehr. Vielleicht kommt er dann irgendwann mit dem Thema auf Dich zu. Er soll aber merken, daß Du da bist. Ich würde mich an Deiner Stelle so präsent zeigen wie zuvor.

Eine Patentlösung gibt es sowieso nicht. Alle nach dem Motto: Versuch und Irrtum. Aber wichtig ist, daß Dich das alles nicht über alle Maßen beansprucht und mitnimmt.

Laß von Dir hören,

Sabine.

20.06.2005 11:13

Er zieht sich zurück - was kann ich tun
 
Danke Sabine...

was mich zur Zeit am meisten mitnimmt ist dieses "Nichtstun" dieses "Nichtswissen" dieses "Warten". Es kostet die meiste Kraft nicht zu wissen was Sache ist.

Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich bezüglich des Tumors gerade noch zu optimistisch bin oder ob ich es noch gar nicht so wirklich wahrhaben will. Es erschreckt mich selbst wie ruhig ich zwischenzeitlich bei dem Gedanken daran bin. Ich habe sämtliche Alternativen im Kopf mehrfach durchgespielt. Ich versuche an das Thema rationell ran zu gehen - hört sich hart an aber ich denke einfach, dass ich die Ruhe bewahren muss, gerade, weil er sie derzeit scheinbar nicht mehr hat und ich denke dass ich nicht einfach aufgeben kann, gerade weil er es scheinbar tut.

Ich versuche Kraft zu tanken so viel es nur gerade geht. Ich habe Freunde, mit denen ich reden kann und die auch dafür sorgen, dass ich gerade nicht 24 Stunden nachdenke und grüble. Meine Freunde kennen mich und können mir helfen zur Ruhe zu kommen, aber zum Thema Krebs und wie ich damit umgehen soll, da kann mir niemand helfen.

Nachdem ich es am Dienstag erfahren habe und im ersten Moment wirklich dachte "das ist nun das Todesurteil auf Raten", habe ich angefangen mich nächtelang vor den PC zu setzen und zu forschen was es zu dem Thema gibt. Morgens musste ich dann wieder raus ins Büro...

Ich weiß, dass ich mir selbst Ruhe gönnen muss, denn wenn er es zulässt, dann werde ich meine Kraft noch brauchen. Und er darf nun auch nicht das Gefühl bekommen, dass ich überfordert bin oder dass es mir schlecht geht.

Ich arbeite gerade viel, mache Überstunden, damit ich, wenn er es zulässt, Zeit für ihn habe.

Gerne lass ich von mir hören, denn es tut mir gut hier zu schreiben.

21.06.2005 08:23

Er zieht sich zurück - was kann ich tun
 
ich habe ihn gerade gesehen, leider nur kurz aber immerhin.

Er will mir das nicht antun sagt er. Er meint ich hätte was besseres verdient, bin zu jung, zu hübsch... als das er will, dass ich ihn irgendwann einmal pflegen muss.

Es tut weh, es tut so weh... und ich weiß nicht, was ich machen kann um ihm zu zeigen, dass ich ihn liebe und das ich bei ihm sein will, egal wie.

21.06.2005 09:36

Er zieht sich zurück - was kann ich tun
 
ich habe noch eine frage - hat jemand von Euch Erfahrung mit der Uniklinik Ulm? Dort werden z. Zt. die Untersuchungen gemacht und ich kann mich nur auf das stützen, was ich auf der HP lese.

21.06.2005 09:56

Er zieht sich zurück - was kann ich tun
 
Guten Morgen Ela,

es ist schön zu lesen, dass Du von dem Urteil "Tod auf Raten" weg bist, denn nicht immer ist der Tod das Zwangsläufige Ende eines Hirntumores. Natürlich darf man nicht vergessen, dass der Weg sehr schwer werden kann/wird und man darf auch den Tod dabei nicht ausblenden, aber ihn als unabdingbar hinzunehmen ist sicherlich auch nicht das Richtige.
Mein Freund lebt z.B. seit 1993 mit der Diagnose Hirntumor, ´96 dann eine Seed-Implantation, dann lange Ruhe und jetzt im Frühjahr ´05 hatte er eine große Hirn-OP, wo der Tumor komplett entfernt werden konnte. Im Anschluss wird jetzt nochmal ein Seed gesetzt um noch eventuell vorhandenen Zellen zu zerstören und dann haben wir hoffentlich für immer oder zumindest lange Ruhe vor dem Tumor.
Und wenn mein Freund 1993 die erste Diagnose sofort als Todesurteil angesehen hätten, dann befände er sich nun schon seit 12 Jahren auf diesem Pfad. Vielleicht doch ein bisschen ein zu langer Zeitraum für einen "Tod auf Raten"...;-)

Das Dein Freund sich gerade abkapselt ist bestimmt schwer für Dich, da man selber ja soviel wie möglich helfen möchte.
Vielleicht ist momentan das aber auch gerade das Allein-sein wichtig für ihn, denn manche Dinge muss man einfach erst einmal mit sich selber abmachen.
Trotzdem würde ich ihn an Deiner Stelle auch nicht alleine lassen!
Melde Dich immer wieder bei ihm, fahre zu ihm und mach es so, wie Sabine schrieb:
sei da, aber ignoriere das Thema Tumor, vielleicht löst das tatsächlich den Knoten.
Was vielleicht beim lösen des Knotens helfen kann ist folgendes Buch:
"Überleben Glückssache?" von Wolfgang Heinemann, ISBN 3-8334-1472-3
Der Mann lebt seit 1989 mit einem Hirntumor und beschreibt in seinem Buch seinen Lebensweg mit der Krankheit, den Ärzten und der Familie und gibt viele Tipps, für mögliche Behandlungen. Mein Freund der nun kein begnadeter Leser ist, hat das Buch kurz vor seiner OP verschlungen. ;-)
Lege es Deinem Freund vielleicht einfach Kommentarlos hin, er wird sich schon irgendwann damit befassen!

So, nun hoffe ich, dass Dich mein "Roman" nicht verschreckt hat. Dir weiterhin das nötige Fingerspitzengefühl um zu Deinem Freund vorzudringen und denk auch mal an die Worte von Dieter - nicht immer sind es die Samthandschuhe, die einem aus einer Starre helfen und voranbringen...;-)

Liebe Grüße, Mekki

21.06.2005 11:37

Er zieht sich zurück - was kann ich tun
 
Liebe Mekki,

Dein "Roman" treibt mir die Tränen in die Augen weil es mir Mut macht und weil es mir Hoffnung gibt, dass er irgendwann aus seinem Schneckenhaus wieder herauskommt.

Er hat heute morgen gesagt, dass er nicht versteht, warum das gerade alles passieren muss, er lernt die Frau seines Lebens kennen um kurz danach diese Diagnose zu bekommen, er sieht mich an und er kann mir das nicht antun... (er fragt warum Gott sowas tut) Er will mich glücklich machen und glaubt, dass er es nun nicht mehr kann.

Ich habe versucht ihm klar zu machen, dass es mich glücklich macht ihn zu sehen, ihn so wie heute morgen im Arm zu haben und in seine Augen zu sehen. Ich möchte ihm gerne sagen, dass er die Zeit genießen soll und dass er es vielleicht so sehen soll, dass wenn es einen Gott gibt, dass er will, dass wir jeden Moment nutzen, ganz bewußt leben und es genießen so wie es ist... aber ich kann ihm das gerade nicht rüber bringen, ich weiß nicht wie. Ich will nicht alles hinterfragen warum es passiert und warum gerade uns, denn ich weiß, dass wir keine Antwort finden werden.

Ich verdränge das Thema Tod nicht, aber ich möchte auch nicht, dass unser gemeinsames Ziel ist auf den Tod hin zu arbeiten... verstehst du was ich meine... Ich möchte nicht, dass der Tod ab sofort das Leben bestimmt.

Ich habe gestern auf der Autobahn einen schweren Verkehrsunfall gesehen, ein Motorradfahrer war gestürzt und wird den Unfall wohl nicht überlebt haben... Wie viele Gedanken gingen mir da durch den Kopf. Dieser Mann hat vorher nicht gewußt, dass es vielleicht der letzte Morgen ist, den er aufgewacht ist... Niemand hat es vorher wissen können... Mit dem "Urteil" Hirntumor ist man in der Situation, dass man sich mit dem Thema Tod auseinander setzt und das man Momente einfach bewußter lebt.

Ich beschäftige mich nicht vordergründig mit dem Tod sondern mit dem was was vorher kommt.

Mekki ich danke dir für den Buchtip, ich werde es mir aufjedenfall besorgen.

Ich wünsche Dir und Deinem Freund viel Glück und alles Liebe.

PS: nun habe ich einen Roman geschrieben :-s

Liebe Grüße Ela

21.06.2005 19:12

Er zieht sich zurück - was kann ich tun
 
hallo ela,

der buchtipp ist wirklich gut und wird deinem freund mut machen, sofern er das buch dann liest.

eure kleine unterhaltung war doch schonmal ein anfang. er wird sich sicher immer mehr öffnen, wenn du geduld hast. mal abgesehen davon, dass wir nicht die genaue diagnose wissen: es ist sicher gut einen teil der zeit sich als betroffener mit sich selbst zu befassen. aber ich bin fest davon überzeugt, dass es ohne hilfe niemand schafft. dafür ist schon alleine die psychische belastung zu groß. es sind doch die freunde oder gerade die große liebe, die das leben lebenswert machen und ein wenig alltag in diese situation bringen.

ich habe meine frau einen monat bevor wir von der diagnose erfahren haben, geheiratet. eigentlich wollten wir erst ein jahr darauf heiraten, haben es aber aus dem bauch heraus vorgezogen (schicksal?). sie meinte damals, mit der kenntnis über die erkrankung hätte sie mich zu meinem schutz nicht geheiratet. nichts desto trotz, hätte ich sie genauso unterstützt, wie ich es getan habe. und ich bin sicher - ohne mich über den klee loben zu wollen - dass ich ihr eine große hilfe war. schließlich waren wir mehr als glücklich miteinander, auch trotz der erkrankung. und diese zeit war so wahnsinnig intensiv und schön, dass ich sie nie missen möchte.

hab geduld, er wird merken, dass er dich braucht...und dann bist du einfach da.

liebe grüße und viel kraft.
andreas

22.06.2005 10:45

Er zieht sich zurück - was kann ich tun
 
Hallo Andreas,

Geduld war leider noch nie meine Stärke... :-(

Das Gespräch gestern war wirklich sehr kurz und seit dem ist auch wieder funkstille. Er reagiert nicht auf SMS. Ich bombadiere ich nicht, schreibe ihm im eine SMS am Tag (Guten Morgen oder Gute Nacht - SMS)

Aber eine andere Wahl als abwarten hab ich wohl nicht. Ich habe Angst, dass er seine Mauern so hoch baut, dass ich irgendwann gar keine Chance mehr habe an ihn heran zu kommen. Er kapselt mich aus seinem Leben gerade völlig aus.

Freunde von mir sind da, wenn ich reden will, aber hier höre ich unterschiedliche Meinungen und manchmal deprimiert mich das noch mehr als wenn ich alleine wäre. Es gibt tatsächlich Freunde, die mir sagen... "Tu dir das nicht an, verlass ihn bevor es zu spät ist..." Solche Sprüche tun saumäßig weh und ich verstehe es nicht wie jemand so drauf sein kein. Natürlich gibt es auch Freunde, die mir Mut machen und mir sagen, dass ich mir nicht so viele Sorgen machen soll, dass wenn er jemanden an sich heranlässt ich wohl die Erste sein werde...

Aus deinem Beitrag geht leider nicht genau hervor wie es Deiner Frau heute geht oder ob sie den Kampf bereits verloren hat.
Auf jeden Fall danke ich dir für deine Worte und ich hoffe, dass du recht behältst mit deiner Prognose, dass er irgendwann von sich aus kommen wird.

Dir wünsche ich viel Glück und Kraft
Ela

23.06.2005 00:15

Er zieht sich zurück - was kann ich tun
 
hallo ela,
solche sprüche sind in meinen augen das letzte. klar kann man aus einiger entfernung sagen "lauf weg, mach es nicht", aber macht man das bei seiner großen liebe? sicher nicht. ich habe die gespräche mit freunden oft sehr kurz gehalten. sie können sich einfach in eine solche situation nicht reinversetzen. und auch wir als angehörige wachsen in diese situation langsam rein. das wir angst haben ist nicht schlimm, sondern nur natürlich. in solchen situationen merkt man auch, wer zu den wahren freunden gehört. ich bin mit der bezeichnung sehr vorsichtig geworden.

meine frau (26)ist am 9.6. eingeschlafen. ganz ruhig und friedlich. ich würde alles ganz genauso wiedermachen, weil ich weiß, wie sehr sie meine nähe und unterstützung genossen hat.

vielleicht schicke ihm nur jeden 2.tag eine sms....es ist schwer hier ratschläge zu geben. aber ich könnte an deiner stelle auch nicht einfach eine sms schicken "melde dich einfach, wenn du mich brauchst" und dann jeglichen kontakt erstmal lassen.

ich wünsche dir viel kraft und geduld.

andreas

26.06.2005 12:02

Er zieht sich zurück - was kann ich tun
 
Lieber Andreas,

zuerst einmal fühl dich umarmt... es ist schade, dass Deine Frau den Kampf verloren hat, aber irgendwie gut zu lesen, dass sie friedlich eingeschlafen ist.

Ich selbst habe hier seit ein paar Tage nicht geschreiben, weil ich mich immer kraftloser fühle. Ich fühl mich hilflos und verloren. Weiß nicht weiter und verfalle zeitweise in Depressionen.

Es ist nicht einmal so, dass ich diese Depressionen bekomme wegen der Krankheit an sich sondern eher weil er mich so abweist und ich einfach nicht weiß was ich tun soll, wie ich mich verhalten soll...

Meine Anrufe bei ihm habe ich schon reduziert (will respektieren, dass er Ruhe braucht), SMS habe ich ebenfalls reduziert.

Gestern abend rief ich ihn an, ich wollte ihn sehen, ihn einfach nur in den Arm nehmen. Er meinte er würde in 3 - 5 Minuten zurückrufen weil er gerade noch unterwegs ist... Ich fuhr zu ihm, aber er war nicht da. Nach 2 Stunden warten fuhr ich wieder heim. Tja und bis jetzt hat er sich nicht gemeldet. Er reagierte nicht auf Anrufe und auf meine SMS bekam ich auch keine Antwort...

Eine weitere schlaflose Nacht...

Er hat mir vor ein paar Tagen geschrieben er will versuchen die Mauer nicht zu hoch zu bauen, aber er kann es nicht versprechen...

Warum gibt er mir nicht wenigstens die Chance ihn zu verstehen? Ich versteh, dass er die Mauer baut, aber ich kann nicht verstehen, dass er mich auf keine Art und Weise an sich ran läßt, dass er nicht einmal mit mir redet. Wenn er mir wenigstens sagen könnte darüber will ich nicht reden... oder was auch immer, aber ich hänge in der Luft und hab immer das Gefühl egal, was ich mache es ist falsch...

Gaby 26.06.2005 15:02

Er zieht sich zurück - was kann ich tun
 
Liebe Ela,

Geduld ist wirklich nicht Deine Stärke.
Dein Freund kann noch nicht mit Dir reden, er weiss nicht, was er mit Dir reden soll.
Er ist geschockt aufgrund der Diagnose, sein ganzes Leben ist für ihn im Moment der Diagnose zusammengebrochen. Er muss erst einmal seinen Platz finden mit dieser Krankheit und für sich sehr wichtige Enscheidungen treffen.
Der Zeitpunkt, an dem er mit Dir darübr reden kann, wird kommen, wenn er eine enscheidung für sich getroffen hat. Du kannst ihm diese Entscheidung auch nicht abnehmen. Du kannst ihm mitteilen, dass Du für ihn da bist und das Du ihm die Zeit gibst, sich über alles klar zu werden. Und dann kannst du leider nur warten, so schlimm wie es für Dich ist.
Du bist genau so geschockt wie er durch diese Diagnose, Du musst das auch erst für dich verarbeiten.
Ich kann Dir nur empfehlen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Es gibt spezielle psycho-onkologische Dienste, die Dir vielleicht auch einen Weg aufzeigen können, wie Du Deinem Freund am besten beistehen kannst, ohne dich selber dabei zu verlieren.
Ich wünsche Dir viel Kraft
Gaby

27.06.2005 20:28

Er zieht sich zurück - was kann ich tun
 
Liebe Gaby,

Du hast völlig Recht... ich muss geduldiger werden. Ich geb mir wirklich Mühe...

Ich habe Angst ihn zu verlieren, Angst davor, dass er es wirklich wahr macht und mich nie wieder sehen will, weil er es mir nicht antun will...

Nach allen Informationen die ich so bruchstückhaft von ihm bekommen habe handelt es sich um Glioblastom und was das heißt muss ich hier nicht viel erklären.

Ich habe Angst um ihn und ich möchte die Zeit die wir noch haben nutzen... Ist das egoistisch?

Ja ich muss es verarbeiten aber ich habe keine Ahnung wie... Wie kann man sowas verkraften? Ich war bei meiner Ärztin, nachdem es nun wirklich nicht mehr ging. Der wenige Schlaf hat seinen Tribut gefordert. Hilfe kann sie mir auch nicht geben... Tabletten die Stimmungsaufhellend wirken sollen... Das kann es doch nicht sein. Sie gibt mir den Rat die Zeit mit ihm zu nutzen soweit es geht raus zu gehen und was zu unternehmen... Tja so weit scheint er nicht zu sein. Ich werde nun geduldig sein und ihn wirklich in Ruhe lassen mich ein paar Tage nicht melden, aber was, wenn er sich von sich aus nicht meldet und das befürchte ich tatsächlich...

Ich kann ihn nicht einfach so aus meinem Leben streichen und nichts tun... Es muss doch irgendwas geben, was ich tun kann.

Drüber reden kann ich gerade nicht wirklich, deshalb glaube ich dass eine Selbsthilfegruppe oder ähnliches gerade noch nichts bringen würde.

28.06.2005 00:00

Er zieht sich zurück - was kann ich tun
 
Liebe Ela,

Du bist keineswegs egoistisch. Du reagierst auch völlig normal - es ist serh schwer, geduldig z sein, wenn man das Gefühl hat, dass einem die Zeit davonläuft.
Eine Selbsthilfegruppe wird Dir wohl auch nicht viel helfen in der derzeitigen Situation.
Gibt es in der Klinik, in der Dein Freund behandelt wird, einen psychoonkologischen Dienst? Oder eine Sozialstaton, die event. über entspr. Kontakte verfügen.
Ich denke, dass Dir dort am ehesten geholfen werden kann. Dorthin kannst Du Dich auch als betroffene Angehörige wenden und vielleicht gibt es die Möglichkeit, dass dieser Dienst eher mit Deinem Freund reden kann und ihm auch mal eine andere Sichtweise darlegt. Diese Leute sind sicher gut geschult und kennen besonders die Probleme bei Betroffenen mit Krebserkrankungen.
Und Du hast recht, stimmungsaufhellende Tabletten können keine Lösung sein. Ich würde eher mal zu etwas greifen, das Dir hilft, mal ein paar Stunden gut zu schlafen, vielleicht ein paar Baldriantabletten für die Nacht oder Du fragst mal in der Apotheke nach etwas pflanzlichem.
Ausreichend Schlaf ist ganz wichtig, sonst bist Du keine Unterstützung, sondern bald nur noch ein Nervenbündel. Und wenn Dein Freund merkt, dass es Dir schlecht geht, dann hat er noch ein Argument, Dich aus allem raushalten zu wollen.

06.07.2005 01:30

Er zieht sich zurück - was kann ich tun
 
Hallo Ela,
ich habe mir deine Geschichte durchgelesen und es betrifft viele die solch ein Schicksaal haben. Mein Mann hat den agressivten Hirnntumor den man sich vorstellen kann. Und ich glaube er ist froh das er mich hat. Nichts gibt es schlimmeres wenn man diese Krankheit hat und sie alleine durchstehen muss. Aber jeder Krebsbetroffene reagiert anders. Mein Mann macht sich sehr sorgen um mich als um sich. Und es gibt andere, die müssen erstmal selber sehen wie sie mit dieser ganzen situation klar kommen. Bei manchnen Hirntumoren weiss man auch das sie auch schlimm enden können. Die Kraft um solch eine Sache durchzustehen kommt von alleine. Manchmal bin ich so kaputt, dass ich mühe habe morgens aufzustehen. Aber wenn ich bei mein Mann bin, weiss ich wo für sich diese Mühe lohnt. Auf alle fälle solltest du versuchen das du kontakt zu ihm bekommst und sagen das du diese Sache gemeinsam mit ihm durchstehen willst und ihn einfach das Gefühl geben das du für ihn da bist.

Liebe Grüße Melanie

06.07.2005 11:59

Er zieht sich zurück - was kann ich tun
 
Liebe Gaby, liebe Melanie,

zunächst einmal danke für Eure aufmunterden Worte...

Ich habe mich ja nun ein paar Tage nicht mehr gemeldet, weil ich versucht habe mich abzulenken. Meine Geduld wird hart auf die Probe gestellt. Ich melde mich gerade nicht, will ihm die Ruhe geben. Er hat sich zwischendurch mal per SMS gemeldet. Eigentlich wollten wir uns am Samstag sehen, aber er kam nicht... ich war todunglücklich weil er sich nicht gemeldet hat, nichts - rein gar nichts...

Ich weiß nicht mehr was ich noch machen soll und wie ich ihm zeigen kann, dass ich doch einfach nur für ihn da sein will.

06.07.2005 15:00

Er zieht sich zurück - was kann ich tun
 
Liebe Ela,
(ich bin normalerweise beim Thema Darmkrebs unterwegs, da mein Papa daran erkrankt ist).
Ich verstehe, daß das Ganze sehr, sehr schwer für Dich ist. Aber die Menschen reagieren auf Krankheit, noch dazu auf eine so schwere, verschieden.
Laß mich Dir zwei Beispiele erzählen:
mein Onkel, Bauchspeicheldrüsenkrebs, lag -als es dem Ende zuging, vorher hatte er sich auch nicht wirklich von meiner Tante unterstützen lassen- im Krankenhaus und schrie seine Frau und seine Kinder an: Warum ich, warum nicht ihr?
Das klingt grausam, nicht wahr, daß er offensichtlich lieber seine Kinder vom Krebs betroffen wissen wollte als sich selbst. Schwer zu verstehen, und er ist auch in dieser 'Stimmung' gestorben.

Mein Freund W., oder besser mein Exfreund, Lungenkrebs, der zu dieser Zeit schon mit einer anderen Frau verheiratet war (die sich sehr aufopfernd um ihn gekümmert hat), wollte mich nicht sehen und nicht mit mir sprechen. Er hatte sogar seine Frau darum gebeten, mir nichts zu sagen.
(Wir waren uns nach unserer Trennung immer sehr nah geblieben). Sie hat es mir dann doch gesagt, aber ich konnte ihn nicht mehr sehen oder sprechen, bevor er starb.
Das mußte ich akzeptieren. Verstanden habe ich das damals nicht. Aber jetzt, nach 4 Jahren, kann ich zu ihm sagen, daß es gut ist und das ich verstanden habe, wenn ich an seinem Grab stehe.

Ausserdem gibt es hier im Forum sehr viele Beispiele davon, wie die Krankheit Menschen enger zusammenbringt als vorher.

Du siehst also, jeder Mensch reagiert unterschiedlich.

Ich finde, Du solltest -so schwer das auch fallen mag- ihn 'loslassen'. So wie er es will. Er will es ja nicht nur für sich, sondern auch für Dich. Versuche doch, das anzunehmen.
Und wenn er so reagiert, braucht er halt seine Zeit alleine.
Das heißt ja nicht, dass das jetzt so bleiben muß.
Er wird auf Dich zukommen, wenn er diese Phase abgeschlossen hat. Dränge ihn nicht. Hab Geduld. Er weiß, daß Du da bist, wenn er auf Dich zukommt.
Das klingt so einfach, ich weiß, aber sieh mal, er muß jetzt so viel Kraft aufbringen - da schaffst Du es doch auch, die Kraft für dieses 'Loslassen' aufzubringen.

Ich wünsche EUCH diese Kraft und daß Ihr wieder zueinander findet. Alles Gute für Euch beide.
Stefanie

06.07.2005 17:26

Er zieht sich zurück - was kann ich tun
 
Liebe Stefanie,

was du schreibst ist alles verständlich für mich und auch logisch aber es tut weh... Der Gedanke, dass ich ihn nie wieder sehen soll tut weh... Der Gedanke, dass ich ihm so vieles nicht mehr sagen kann, der Gedanke nicht mehr in seine Augen zu sehen, ihn nie mehr im Arm zu haben... es tut weh...

Ich versuche es zu verstehen wirklich und ich habe auch Verständnis dafür, dass er sich zurückzieht, aber es ist ein elender Kampf zwischen meinem Gefühl und meinem Verstand.

Ich weiß, dass meine Kraft ausreichen würde um für ihn da zu sein, er müsste es nur zulassen.

Diese Ungewissheit und dieses nichts tun können ist das schrecklichste.

Wenn er es mir wenigstens erklären könnte, wenigstens noch ein Gespräch in dem er mir "meine Rolle" zuteilen würde... Eine klare Aussage von ihm was er für sich will und was er von mir erwartet, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll. Wenn er mir sagen würde ich will dich nie wieder sehen.. dann würde es weh tun, aber es wäre eine Aussage... Er schrieb mir letzte Woche eine SMS, ob wir uns sehen sollen, meine Antwort war sehr gerne.... danach kam nichts mehr... was soll ich davon halten...

Am Freitag eine SMS dass er am Samstag unterwegs ist mit Freunden bei einem Fest, wo ich auch hin wollte, er meinte, wir könnten uns treffen, aber am Samstag dann nichts mehr, ich war bei dem Fest aber von ihm kein Anruf - nichts... Er selbst ging nicht ans Telefon... Es waren zu viele Menschen da um die Chance zu haben, dass ich ihn in den Massen finde, ohne einen klaren Treffpunkt zu vereinbaren. Ich weiß nicht einmal ob er überhaupt da war... es ist schrecklich und grausam und meine Gedanken sind natürlich ständig bei ihm und mein Handy lies ich nicht eine Minute aus den Augen.

Ich habe das Gefühl, dass er mich auf seine Art auch sehen will, aber dass er es nicht zulässt, dass er Angst davor hat, weglaufen will davor... Er tut es vielleicht aus Rücksicht mir gegenüber, aber diese Rücksicht tut mir doch mehr weh, als alles andere...

Er hat mir als wir uns das letzte Mal gesehen haben gesagt "Schau dich mal im Spiegel an... du hast was besseres verdient..." Ist es das??? Hat er Angst mich zu verlieren weil ich jemanden anderen kennenlerne... Verdammt ich liebe ihn und daran ändert doch auch die Diagnose Hirntumor GBS nichts...

Es ist furchtbar für mich, da ich mir immer die Frage stelle, wie geht es ihm, was macht er, wie ist der Verlauf gerade. Der Gedanke, er liegt im KH und ich hab keine Ahnung... verstehst du...

Du hast die Frau des Ex-Freundes gehabt, die dich auf dem Laufenden gehalten hat, es gibt niemanden, der mich irgendwie informiert.

Wenn er den Kampf verlieren sollte, dann werde ich es unter den momentanen Umständen vermutlich erst viel später erfahren...

Ich liebe ihn und ich kann meine Gefühle nicht einfach so abschalten weil er krank ist. Es ist sein Recht mich weg zu schieben und mich aus seinem Leben zu verbannen, aber das ändert nichts an meinen Gefühlen.

Es ist nicht vergleichbar mit Liebeskummer, den man hat, wenn man verlassen wird weil die Beziehung nicht funktioniert hat... Bis zur Diagnose war alles Bestens und wir waren glücklich verliebt...

Er will es mir nicht antun und ich muss das akzeptieren... Ist es wirklich so, dass ich es so hinnehmen muss und mit diesem Schmerz weiterleben muss???

06.07.2005 18:02

Er zieht sich zurück - was kann ich tun
 
hallo ela,

ich(14 jahre)habe im januar 05 die diagnose astrozytom WHO 2-3 bekommen. Ein Junge aus meiner Clique hat sich in mich verliebt und will mir unbedingt helfen. Ich aber will nicht, dass jemand versucht mir zu helfen und ehrlich gesagt geht mir das sogar ziemlich auf den geist wenn sich jemand immer gedanken macht, im internet sucht,...und immer so tut als wüsste er alles ,... trotzdem weiß ich dass es nur gut gemeint ist. Also liebe ela rate ich dir deinem freund anzubieten, immer für ihn dazusein aber sich nicht aufzudrengen...
ich spreche aus erfahrung.

mfg judith

07.07.2005 00:19

Er zieht sich zurück - was kann ich tun
 
Deine Gefühle sind wirklich auf eine harte Probe gestellt. Mir fällt auf, dass die meisten, die Dir, Ela, antworten, sich - das ist nicht verwunderlich und auch nichts Negatives - auf ihre eigenen Erfahrungen beziehen. So was lässt sich jedoch nicht übertragen. Hör auf Dein Herz, tief in Dich hinein, und Du wirst ganz genau spüren, welchen Weg Du gehen musst. Lass Dich nicht beirren. Ich wünsche Dir viel Kraft!

07.07.2005 11:45

Er zieht sich zurück - was kann ich tun
 
Danke Judith und Bela für Eure Meinungen.

*Judith - wenn sich jemand gedanken macht, dann sollte es dich nicht nerven, denn egal ob man nun mit dieser Diagnose lebt oder nicht, es wird immer Menschen geben, die sich Gedanken um dich machen, wenn es nicht so wäre, dann wäre das Leben schon sehr trostlos. Dass niemand wirklich 100%-ig nachvollziehen kann, was ein Mensch durchmacht, der so eine Diagnose bekommt ist normal und ich denke, dass es sicher normal ist, dass man als Angehöriger oder als Freund/in dann versucht im Internet wenigstens so viel Informationen wie möglich zu bekommen, damit man es wenigstens ein bisschen verstehen kann. Ich wünsche Dir viel Kraft und Mut bei deinem Weg und vorallen wünsche ich dir immer Menschen, die dir ehrlich ihre Hand reichen.

*Bela ja es ist eine harte Probe und seit gestern ist es nicht leichter geworden. Meine Vermutungen waren richtig... er will keinen Kontakt mehr, weil er glaubt, dass es das Beste für mich ist. Nicht einmal diese Entscheidung darf ich alleine fällen...
Ein persönliches Gespräch bei dem ich ihn in die Augen sehen kann lehnt er ab. Er sagt, dass es ihm leid tut, aber er es für sich so machen muss. Ich soll versuchen nicht mehr an ihn zu denken... tzzzz wenn das so einfach wäre...

Er will sich melden, wenn er weiß in wie fern die Therapie verlaufen ist... Ob ich daran glaube... eher nicht...

Er sagte gestern, dass er nicht von mir erwarten kann und wird, dass ich mich "frei" halte für ihn... Ist meine Vermutung also doch richtig, dass er Angst hat, dass ich mein Leben für ihn opfere und was verpasse, wenn ich es mit ihm durchziehe...

Er geht nächste Woche in die Uniklinik nach Tübingen, der erste Therapielauf geht los... Mit irgendwelchen Spritzen soll begonnen werden... kann mir jemand sagen was das für Spritzen sind?

Ich weiß nicht, ob ich es schaffe ihn nicht im KH zu besuchen...

Liebe Grüße an Euch alle Ela


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