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Wann kommt der Schmerz???
Hallo ihr Lieben!
Vor kurzem habe ich noch im Angehörigenforum getextet. Nun bin ich im Hinterbliebenenforum gelandet. :cry: Mein Vater ist letzten Mittwoch, zwei Stunden nach der so lang erkämpften Verlegung ins Hospiz, eingeschlafen. Mein Vater hatte seit dem Frühsommer eine schlimme Diagnose nach der anderen bekommen. Es folgten Operationen am laufenden Band (tumorbefallenen Niere wurde entfernt, ein künstlicher Darmaussgang gelegt nach einem geplatztem Darm, bedingt durch Metastasen usw). Er bekam Bestrahlungen, Chemo, starke Medikamente und eigentlich schon von der ersten Diagnose an Morphium. Es war nach feststellen des Krebses schon zu spät um wirklich noch etwas bewirken zu können, er war unheilbar erkrankt und es war nur eine Frage der Zeit. Der *Zeitpunkt* nun war am 23. November mittags gegen 13 Uhr, ca. 2 Stunden, nachdem er von der ITS, auf der er fast 3 Wochen wegen einer Lungenembolie und der Darm-OP lag, nach dem Einzug in sein Zimmer im Hospiz. Auch wenn es erwartet war, so war es dennoch völlig überraschend. Ich bin unsagbar glücklich, daß uns durch das Hospiz die Möglichkeit einer Totenwache gegeben wurde. Im Krankenhaus wäre er nach dem Sterben doch sofort *weggekarrt* worden und wir als Angehörige hätten uns nicht mehr richtig verabschieden können. So saßen mein Bruder und ich (meine Mama starb vor 14 Jahren am 11. November) noch viele Stunden am Bett meines Vaters um Abschied zu nehmen. Wir redeten mit ihm, weinten um ihn und verabschiedeten uns von ihm. Ich habe für mich festgestellt, es gab nichts mehr zu sagen. Es hätte noch vieles gesagt werden KÖNNEN, aber es gab nichts mehr, was gesagt hätte werden MÜSSEN. Ich habe nun die letzten Tage wahnsinnig viele Wege zu gehen, wie hier wohl leider alle wissen. Zudem habe ich noch zwei kleine Töchter, die jüngste gerade mal 6 Monate alt, bin also von früh bis nachts sehr gut beschäftigt und *abgelenkt*. Nur, ich WÜNSCHE mir so sehr, endlich diesen Schmerz, diese Trauer zu spüren. Ich fühle mich so unsäglich schlecht, so schuldig, weil ich hier sitze und über meinen so geliebten Papa schreibe, als wenn es um einen Fremden ginge. Der Abstand ist zu groß! Ich habe schon meine Mama im Alter von 19 Jahren verloren und ich weiss, daß meine Trauer leise abläuft und ich mich dazu zurückziehe, nicht *öffentlich* trauere und mir daher schon lange den Ruf einer kaltherzigen Frau eingehandelt habe. Aber das ich nun tatsächlich nichts spüre? Was stimmt nicht mit mir? Ich MUSS doch trauern und ich WILL auch trauern. Ich habe einen der wichtigsten Menschen in meinem Leben verloren, unter bestialischen Bedingungen verloren, einen Menschen in der Blüte des Herbstes, im Alter von 64 Jahren durch eine bösartige Krankheit aus dem Leben gerissen! Ich will trauern, ich habe Angst vor dem kompletten Zusammenbruch, wenn ich es nicht herauslassen kann. Wann kommt der Schmerz? Nicole |
AW: Wann kommt der Schmerz???
Liebe Nicole,
es ist schön, dass du den Weg zu uns ins Forum gefunden hast, auch wenn der Anlass schrecklich ist. Es tut mir sehr leid, dass auch dein Vater so leiden und so früh gehen musste. Versuch dich nicht unter Druck zu setzen. Du schreibst selber, dass du leise trauerst. Jeder trauert auf seine eigene Art. Ich habe am 11.09. meine Mutter verloren. Ich bin noch immer nicht in ein tiefes Loch gefallen. Hier im Forum habe ich erfahren, dass ich damit nicht alleine bin :) Ich will versuchen es als Geschenk anzunehmen, vielleicht kommt das Loch auch noch irgendwann. Aber ich bin mir sicher, dass meine Ma froh ist, wenn sie von ihrem Stern herunterguckt und sieht, dass ich nicht so unendlich leide. Vermutlich stehst du auch noch unter Schock. Es klang so, als wenn es auch bei euch von der Diagnose bis zum Ende nicht sehr lange war. Ist die Beerdigung schon gewesen? Gib dir Zeit und mach dich nicht selber fertig. So wie es ist, so ist es richtig für jeden von uns. Nur weil man nicht heulend am Grab zusammen bricht, heißt es nicht, dass man nicht trauert und diesen Menschen nicht geliebt hat. Vielleicht hat auch der Abschied im Hospiz dir geholfen, weil du nochmal alles loswerden konntest. :knuddel: Liebe Grüße von der Wolke :winke: |
AW: Wann kommt der Schmerz???
Hallo liebe Nicole,
erst einmal tut es mir sehr leid, dass Dein Vater gestorben ist! Ich drück Dich mal ganz fest:pftroest: Wenn Du Dich fragst, ob Du "richtig" trauerst, und wann der Schmerz kommt, ist die Frage aber falsch. Dein Schmerz ist schon da, und es gibt nur rein wissenschaftlich gesehen verschiedene Phasen des Trauerns. Nach dieser "Regel" stehst Du noch unter Schock und des Nicht-Wahrhaben-wollens. Aber solche theoretischen "Gesetze" helfen Dir nicht, Dich "einzuordnen", denn jeder hat eine eigene Art und Weise,mit dem Verlust eines geliebten Menschen umzugehen, und nichts ist dabei "richtig" oder "falsch". Und wie andere das sehen, ist dabei völlig unwichtig. Wichtig ist für Dich, dass Du Deine eigene Zeit findest, und die wird kommen. Deine persönliche Bewältigung, da bist Du mittendrin. Wolke hat recht, wenn sie sagt, dass Trauer nicht nur bedeutet, heulend am Grab zusammenzubrechen. Es gibt hierfür keine Regel, wie es "richtig" ist, es gibt höchstens gewisse Vorurteile von nicht so beteiligten Dritten, aber um die musst Du Dich nicht scheren!! Lass Dir Zeit, und lass Dich auch nicht von anderen unter "Trauerdruck" setzen, will sagen: Überlege nicht, wie andere Dich gerne sehen würden, sondern gestatte Dir, genauso zu reagieren, wie Du reagierst. Und wer Dich genau kennt, weiss, wie sehr Du leidest und trauerst! Und jeder hier versteht Dich! Ich drück Dich nochmal zum Abschluß!:knuddel: LG Tine |
AW: Wann kommt der Schmerz???
Hallo Nicole,
ich denke, die Realität ist noch nicht ganz bei dir angekommen, was ich für absolut normal halte. Du bist noch in der ersten Schockphase. Nicht dass ich Dir das wünsche, aber trotzdem: "keine Sorge, das kommt noch....". Ich glaube, dazu musst und kannst Du garnichts tun. Das kommt von ganz allein. Und zwar dann, wenn es soweit ist, wenn DU soweit bist. Versuch, Dich NICHT um das zu kümmern was andere evtl. von dir denken könnten. Der Umwelt kann man es nie recht machen (wenn man z.B. zusammenbricht oder nach 1/2 Jahr immer noch dauernd heult ist das ja meistens auch falsch....dann heisst es nun müsse auch mal gut sein...). Also, danach kannst Du garnicht gehen. Kuck nur auf das was in dir drin ist. Du sagst, Du wünscht Dir dass das Gefühl der Trauer zu Dir kommt. Ist das, weil Du denkst das "sollte" so sein, oder weil Du es eigentlich in dir spürst aber es will oder kann nur irgendwie nicht heraus? Ich denke, es ist ganz wichtig zu unterscheiden ob es die Konvention ist die Dich da unter Druck setzt, oder ob da was in dir drin rauswill aber nicht kann... Fall 1: vergiss es, keiner kann es Dir vorschreiben, es ist durchaus legitim sich nach so einem Verlust auch "OK" zu fühlen, evtl. sogar Erleichterung zu verspüren. Erleichterung, weil der geliebte Mensch nun nicht mehr leiden muss, vielleicht auch weil man selbst nun diese Last nicht mehr tragen muss. Fall 2: dann ist es schon wichtig, das rauszulassen, dann kannst Du kucken was Dich evtl. davon abhält, bist Du zu abgelenkt mit den Kindern usw., weil Du da gewohnt bist zu funktionieren? Ich habe auch zwei Kinder und mir hat es immer geholfen allein zum Grab zu fahren, weil ich mich da auf meinen Vater und meine Gefühle konzentrieren konnte. Selbst in den schlimmsten Zeiten hatte ich auch Phasen, wo ich den ganzen Schmerz regelrecht abgespalten habe und auch darüber reden oder schreiben konnte als ginge mich das alles nichts an. Manchmal ist das hilfreich (wenn man z.B. beim Einkaufen im Aldi nicht losheulen will wenn eine Bekannte fragt wie es mir geht oder was mit meinem Vater ist). Das kann dann ein Schutzmechanismus sein. Aber es muss auch die Zeit und den Platz dafür geben, die Gefühle rauszulassen. Am aller-aller-wichtigsten ist es meiner Ansicht nach jedoch, sich selbst dabei Zeit zu lassen. Bei Dir ist noch alles ganz frisch. Du musst jetzt nicht in Rekordzeit alle Trauerphasen durchleben. Ausserdem ist das bei jedem immer wieder anders. Solange Du nicht mit Kraft etwas unterdrückst: vertrau darauf, dass deine Seele schon weiss was sie tut. Erlaube Dir die "stabilen" Zeiten, es komme schon noch andere Phasen. Das kommt von ganz allein, wenn man offen dafür bleibt. Und nur Du allein bestimmst das Tempo dafür. Ich hoffe, Du kannst damit jetzt was anfangen. Ich habe übrigens einige Bücher zum Thema gelesen, meistens in Romanform, das ist für mich auch eine Form der Verarbeitung. Kerstin |
AW: Wann kommt der Schmerz???
Liebe Nicole !
Mein herzliches Mitgefühl zu Tode Deines Vaters. Es ist wirlkich schlimm in diesem Alter schon beide Elternteile verloren zu haben. Ich bin 30 und habe meine Mama im Sommer diesen Jahres verloren, im Alter von 65. Ich finde auch das ich noch viel zu wenig Zeit mit meiner Mutter verbringen durfte. Ich denke was Kerstin geschrieben hat ist richtig. Es ist gerade eine Woche her und Du begreifst es vielleicht noch gar nicht richtig. Ich habe zwar auch am Anfang extrem viel geweint, aber jeder verarbeitet die Trauer anders. Bei Dir kommt es evtl. erst in ein paar tagen oder Wochen so richtig durch. Mach Dir desshalb keine Gedanken, Du bist völlig normal. Ich frage mich jetzt nach 4 Monaten und 11 Tagen manchmal ob mit mir was nicht stimmt, da ich zur Zeit kaum noch weine ? Ich mag gar nicht daran denken wie es in 10 / 15 oder 20 Jahren ist ! :cry: Ich wünsche Dir alles Gute und denke daran, jeder Mensch ist anders und geht mit der Trauer auch anders um. Liebe grüße, Imke !!! :winke: |
AW: Wann kommt der Schmerz???
liebe Nicole,schon seit Tagen kämpfe ich mit mir ob ich die gleiche Frage wie Du ins Forum stellen kann. Aber ich hatte Angst davor als Monster dazustehenweil ich nicht trauern kann,richtig trauern kann! Mein Mann ist am 8. November am Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben.Wir waren 30 Jahre verheiratet. Tagsüber funktioniere ich (wie meine Tochter sagt).schlafe auch ein um dann nach wenigen Stunden wieder hellwach zu sein.Dann gehen mir die Gedanken kreuz und Quer. Kann nicht lesen ,mich nicht konzentrieren. Ich habe das Gefühl das ich "eingefroren " bin. Klar es war eine sehr schwere Zeit,seit wir im März das Unheilbar bekommen haben. Ich bin jetzt etwas erleichtert, das es auch anderen Menschen so geht wir mir. vielleicht du auch ? lLiebe Grüße Peggy
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AW: Wann kommt der Schmerz???
Liebe Nicole,
liebe Peggysue, wie auch schon die anderen hier im Forum möchte ich Dir sagen, daß jeder Mensch mit Trauer anders umgeht, es gibt keine allgemein gültige Formel dafür. Mein Papa ist am Freitag nachmittag (25.11.2005) für immer gegangen, er hat wie Dein Vater sehr gelitten und es war eine Erlösung von unsäglichen Schmerzen und mehreren Operationen. Wir hatten auch wirklich Glück, daß auf der Intensivstation im Krankenhaus Singen alle sehr lieb mit Papa und uns umgegangen sind, trotz der ganzen Apparatemedizin. Ich habe während der letzten Wochen mehr geheult als jetzt, weil ich irgendwie auch dankbar bin, daß er friedlich einschlafen durfte und er uns noch mit den Augen gesagt hat, daß alles in Ordnung ist und er jetzt gehen wird. Er konnte nicht mehr sprechen und trotzdem haben wir ihn verstanden. Er war 72 Jahre alt, aber es immer zu früh, einen geliebten Menschen zu verlieren. Auch ich habe jetzt als einziges Kind sehr vieles zu erledigen und das lenkt auch ab. Ich kann aber auch losheulen, auch vor fremden Leuten, es stört mich einfach nicht, was andere von mir denken. Ich tue nicht das, was vielleicht von mir erwartet wird, sondern daß, was ich im Inneren fühle, was mir mein Bauchgefühl sagt - und bisher bin ich damit immer gut zurecht gekommen. Du darfst nicht verzweifeln, daß Du solche Gedanken und Gefühle hast, es ist vollkommen in Ordnung - wichtig ist nur, was Du in Dir drinnen fühlst und denkst! Mir hat während der schrecklichen Krankheitszeit meines Vaters das Forum und die lieben Menschen hier sehr geholfen, vor allem der Austausch im Chat. Ich bin dankbar dafür, daß ich diese Möglichkeit nutzen kann und werde sicher auch weiterhin hier Trost und Verständnis suchen. Du bist noch jung und hast Familie, es wird erwartet, daß Du "funktionierst", sicher trägt dazu bei, daß Deine Kinder noch klein sind und Du denkst, sie verstehen es noch nicht. Ich glaube, gerade kleine Kinder sind in dieser Beziehung sehr sensibel und Deine Kinder spüren bestimmt, wie unglücklich Du bist. Auch unsere kleine Enkelin, sie ist jetzt 2 1/2 Jahre alt, ist ansonsten ein richtiger Wirbelwind, hat immer sehr sensibel reagiert auf die Krankheit ihres geliebten Uropas und war dann besonders "brav", so lange er noch zuhause lag. Jetzt weiß sie, daß ihr geliebter Opa im Himmel ist und sie spürt sehr wohl, daß wir alle traurig sind und mit ihren kleinen Gesten und ihrem Kinderlachen nimmt sie uns Erwachsene mitsamt unseren Tränen. Vielleicht hilft es Dir, einmal alleine mit einer bestimmten Musik oder einem Bild von Deinem geliebten Papa Dich zurückzuziehen und Dich selbst zu sein. Ich kann z.B. in der Badewanne unendlich traurig sein und anschließend geht es mir viel besser. Es ist gut, daß wir unseren Vätern gezeigt und gesagt haben, daß wir sie lieb haben, wir haben wirklich keinen Grund irgendwelchen verpassten Gelegenheiten etc. nachzuweinen. Mache Dir nicht so viel Gedanken, was andere über Dich denken oder von Dir erwarten. Lebe einfach Dein Leben - Dein Papa würde Dich jetzt bestimmt in den Arm nehmen und trösten! Ich hoffe, daß es Dir ein wenig hilft und tröstet und Drücke Dich ganz fest :pftroest: :pftroest: Sonja Schuster |
AW: Wann kommt der Schmerz???
Liebe Nicole,
meine Mutter starb auch am Mittwoch, ein Jahr nach der Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs. Sir wurde 58 Jahre alt. ich bin eigentlich noch garnicht in der Lage meine Gefühle in Worte zu fassen, auch bin ich nicht in der Lage zu trauern... und ich denke das hat einen Grund. Wir schützen uns vor den heftigen Gedanken und Gefühlen in dem sie einfach blockiert werden. Ich war und bin eigentlich immer die Starke die nichts umhauen kann. Vielleicht gestehe ich mir die Schwäche auch nicht ein zu trauen und mich fallen zu lassen. Ich muß funktionieren besonders jetzt da meine Schwester mein Vater und meine Brüder nicht in der Lage sind die Beerdigung zu organisieren.Eben ist mir duch das Lesen einiger Beiträge klar geworden dass ich mich und meine Mutter schon sehr lange betrogen habe, betrogen um meine Gefühle meine Angst meine Schwäche.. Ich war immer nur die starke Simone schon als Kind. ich hab keine Ahnung wie ich aus dieser Situation wieder rauskomme; es verlassen sich ja alle auf mich.. Vielleicht ist jetzt der Moment da um sich über einige Dinge wirklich bewußt zuwerden. Upsa jetzt bin ich aber vom Thema abgekommen. Ich wollte einfach nur schreiben dass es keinen Grund für ein schlechtes Gewissen gibt. Jeder hat seine Art zu trauern und jeder hat seinen eigenen Rhytmus/Geschwindigkeit Geschehnisse zu verarbeiten. Wenn deine Trauer kommt, hier sind viele liebe Menschen die dich verstehen und dich auffangen deshlab brauchst du keine Angst haben (ich auch nicht "zu mir selber sag") Liebe Grüße Simone |
Ich danke euch so sehr!!!
Ich danke euch so sehr für eure aufbauenden Worte und den Zuspruch.
Die Trauer verspüre ich schon in mir, sie ist ja da, nur kann sie (hoffentlich) *noch* nicht raus aus mir. Bis gestern hatte ich noch so viele Wege zu tun. Gestern alleine waren die Termine mit der Trauerednerin und dem Lokal, wo wir dann die Trauergesllschafft verköstigen werden. Wie gesagt, nur zu tun. Ich werde mir diese Woche noch die Zeit nehmen und mich mit meinen Kindern auf den Weg machen, um mir Kleidung für die Trauerfeier am Samstag zu kaufen. Ich habe nicht ein schwarzes Kleidungsstück in meinem Schrank. Seit dem Tod meiner Mama habe ich diese Farbe gehasst. :( Vielleicht hilft mir diese Sache auch ein wenig weiter auf dem Weg meiner Trauer? Die Trauerfeier ist wie schon gesagt jetzt am Samstag, den 3. Dezember. Ich habe das Gefühl, das mein Inneres nur genau darauf wartet, um es auch wirklich zu begreifen... Und ich habe Angst davor. Ihr merkt scheinbar selbst, wie *abwesend* ich noch bin, aber ich werde mich weiterhin hier durch euer Forum lesen und sicherlich noch viele Fragen haben. Ich habe eine liebe PN bekommen, welche mir den einen Satz nahebrachte: "In Frieden Abschied genommen!" DAS hat mich so berührt und seitdem fühle ich es.... Ich danke euch allen so sehr und all euch auch mein allerherzlichstes Beileid für den Verlust eurer geliebten Angehörigen. Seid mir nicht böse, wenn ich nur wirr schreibe, mein Kopf ist noch gar nicht klar. Schock trifft den Zustand in meinen Kopf wohl ganz gut. Ich bin euch so dankbar! Nicole |
AW: Wann kommt der Schmerz???
Liebe Nicole,
ich habe meinen Papa am 13.11.05 verloren. Ich habe mich immer wieder gefragt, was ist mit mir los ? Warum trauer ich nicht ? Am 18.11.05 war bereits die Trauerfeier. Ja, es war schlimm und natürlich habe ich auch geweint, aber nicht so schlimm wie ich gedacht hatte. Ich habe meinen Papa unsagabr geliebt. Ihn begleitet. War bei seinem Tod dabei. Habe ihm alles gesagt, was ich nur sagen konnte. Ich habe während der Erkrankung so viel geweint, dass ich dachte : Du überlebst es nicht, wenn er nicht mehr da ist. Das schaffst du einfach nicht. Wenn ich jetzt von meinem Papa rede, dann nur voller Stolz. Keine Trauer ! Ich fühle mich gut und so blöde es sich anhört, ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich mich gut fühle. Das darf doch eigentlich gar nicht sein. Jeder trauert anders, aber ich trauer gar nicht. Ich sage meinem Papa jeden Tag guten Morgen und zünde ihm eine Kerze an und Abends sage ich gute Nacht. Ich bin mir aber auch sicher, dass wir Teil eines Ganzen sind und dass es ein schöneres Leben, ein anderes Leben nach dem Tod gibt. Meinem Papa geht es jetzt richtig gut. Und ich wünsche mir, dass ich noch lange so denken kann, dass mir nicht irgendwann der Verlust bewusst wird. Lieben Gruß Nessie |
AW: Wann kommt der Schmerz???
Liebe Nicole, liebe Nessi,
versucht es als Geschenk anzunehmen, dass wir (vielleicht noch) nicht ins Loch gefallen sind. Unsere Lieben möchten uns sicher nicht am Boden sehen. Also freuen wir uns und nehmen wir es an, so wie es ist. Wolke :winke: |
AW: Wann kommt der Schmerz???
Liebe Nessie!
Ich trau mich auch nicht es auszu*sprechen*. Also schreibe ich es. Mir geht es eigentlich auch ganz gut. Blöderweise. :( Ich schlafe nachts gut, kann normal essen, dem Tagesgeschäft nachgehen usw. Dennoch sind meine Gedanken immer bei meinem Papa. Traurigkeit? Ja, sehr sogar, aber ich weiss, so war er immer in seinem Leben, er wollte es NIE haben, und wurde sogar böse deswegen, wenn man sich wegen und um ihn Sorgen gemacht hat. Wenn er es noch wüsste, was ich jetzt zm Beispiel für die Feier nach der Trauerfeier in der Gaststube bezahlen muss, würde er mir furchtbar böse werden. :o Ich hoffe, dass mir vor dem Heiland vergeben wird, wie ich mich JETZT fühle, denn meine Hoffnung und mein Glaube sagt mir, am Ende des Regenbogens sehen wir uns alle eines Tages wieder. Ich bin nicht gläubig, dennoch bin ich der Meinung, selbst wenn der Körper stirbt, die Seele wird auf ewig da sein. Und vielleicht wacht er auch über uns? Ist hier bei uns? Manchesmal kommt es mir so vor. Gerade wenn meine Kleine irgendwo in die Luft schaut, etwas fixiert mit ihren kleinen Augen, was ich nicht sehen kann und dann anfängt zu strahlen und zu lachen, so glaube ich, es ist ihr Opa, der mit ihr seine Späßchen macht. Ich vermisse ihn soooooooo Nicole |
AW: Wann kommt der Schmerz???
Hallo an alle, die bisher hier geschrieben haben
Wenn ich eure Beiträge richtig gelesen habe, dann seid ihr alle in eurer Trauerphase erst am Anfang. Es ist völlig normal, anfangs nicht diese Trauer zu erleben, die man irgendwie erwartet. Dazu gibt es eine gute Internetseite, auf der die einzelnen Trauerphasen beschrieben sind. http://www.psychosoziale-gesundheit....le/trauer.html Die einzelnen Phasen werden von jedem individuell unterschiedlich lang und stark erlebt, aber sie kommen mit Sicherheit. Leider weiss ich, wovon ich schreibe. Als mein Lebensgefährte im Mai verstarb, habe ich auch auf diese Trauer gewartet, mich gewundert, warum es mir relativ gut ging. In der ersten Zeit drehten sich meine Gedanken immer nur darum, das es gut war, dass mein Partner so gehen konnte, wie er sich gewünscht hat, friedlich, ohne Schmerzen. Das stand für mich im Vordergrund. Nach genau 3 Monaten kam bei mir der grosse Einbruch, seither realisiere ich täglich mehr die Endgültigkeit des Geschehenen, nichts ist mehr so wie vorher, niemals wird er zurückkommen, all diese Gedenktage, der erste Geburtstag allein, ein Vierteljahr, ein halbes Jahr sind vergangen, die Weihnachtszeit verstärkt diese Gedanken noch zusätzlich. Ich bin seit August nicht in der Lage zu arbeiten, ich gehe seither zu einer Gesprächs- und Verhaltenstherapie, Anfang Januar fahre ich für mind. 6 Wochen zur Reha, ich hoffe wirklich, dass es mir danach etwas besser geht, dass ich nicht mehr so traurig bin, das ich nicht mehr völlig antriebslos bin. Die Welt dreht sich weiter, mein Leben wird weitergehen. Es gibt keinen Grund für Euch, ein schlechtes Gewissen zu haben. Die Trauer wird kommen, ich hoffe aber für euch, dass Ihr sie nicht so stark erlebt wie ich. Ich wünsche euch alles Gute. |
AW: Wann kommt der Schmerz???
Ehrlich gesagt wird mir ganz anders wenn ich deinen Beitrag lese Gaby. Ich hoffe sehr, dass ich nicht den selben Trauerweg gehen muss wie du. :cry:
Es klingt grauenvoll und ich hoffe die Gesprächstherapie und vorallem auch die Reha halten das, was du dir davon versprichst. Ich drücke jedenfalls ganz feste die Daumen. :knuddel: Wolke :winke: |
AW: Wann kommt der Schmerz???
Hallo Gaby.
Das hört sich ja überhaupt nicht gut an... auch ich kriege da Gänsehaut... Also wenn es danach geht, dann bin auch ich "erst" am Anfang. Ich wundere mich auch, dass es mich nur gelegentlich einholt... und sich alle Sorgen um mich machen.. obwohl es mir "ganz gut" geht. Ich bin froh, dass mein Dad nicht lange leiden musste. Ob es die Ruhe vor dem Sturm ist? Ich hab Angst. Mein Daddy fehlt mir so... Am Sonntag ist das Sechswochenamt und ich könnt kotz.... Euch allen viel Kraft. Angelika |
AW: Wann kommt der Schmerz???
Hallo Wolke,
vielen Dank für deine lieben Wünsche. Ich wollte hier aber niemanden in Angst versetzen. Eigentlich wollte ich nur erklären, dass es völlig normal ist, anfangs nicht so zu trauern, wie man es vielleicht erwartet. Ich habe zwischenzeitlich eine Weile nicht mehr im KK geschrieben, es ging einfach nicht mehr, ich habe teilweise sogar meine alten Beiträge gelöscht... es war wie ein Zwang, ich musste sie immer wieder lesen und sie erschienen mir nur noch banal und nicht mehr zutreffend. Nachdem ich sie gelöscht hatte, gings mir noch schlechter. Nun mittlerweile lese und schreibe ich wieder hier und habe auch das Gefühl, das es mir wieder besser geht. Vielleicht ist es auch ein Unterschied, ob man um einen Menschen trauert, mit dem man täglich sehr intensiv zusammengelebt hat oder um einen Menschen, den man gelegentlich mal gesehen hat. Als mein Vater starb, war ich 30 und hatte zum einen keine Zeit, zu trauern. Ich musste mich um meine Mutter und meinen kleinen Bruder kümmern, der noch in die Schule ging. Zum anderen hatte ich meinen Vater aufgrund der Entfernung vielleicht dreimal im Jahr gesehen zum Wochenende oder Geburtstag...das normale Familienleben halt. Ich habe meine Trauer damals verdrängt, habe ihr und mir keine Zeit gegeben und ich wollte diesen Fehler nicht nochmal machen. Ein Unterschied ist wohl auch, das mein Vater von einer Minute auf die andere verstarb, ohne Leidensweg und lange Krankheit, ich mit meinem Partner dagegen den gesamten Weg während der Erkrankung sehr intensiv mitgegangen bin. Nun hat es mich diesmal wirklich heftig erwischt, aber es wird trotzdem weitergehen. Ich bin mittlerweile wieder recht optimistisch und krabbele so langsam aus dem Loch wieder heraus. Aber Trauer durchlebt wirklich jeder individuell, also habt jetzt bitte keine Angst...die wollte ich hier nicht verbreiten. |
AW: Wann kommt der Schmerz???
Huhu,
wie ich aus deinen Zeilen lese geht es dir auch "nur" bei der Trauer um deinen Partner so schlecht, wie du es oben geschildert hast. Vielleicht komme ich daher um das große Loch herum. Wie du schon schreibst, es ist doch etwas anderes. Ich werde im Alltag nicht so an das fehlen meiner Ma erinnert, weil ich zu Hause z.B. ja eh ohne sie bin. Mein Vater dagegen hat immer das leere Bett und den leeren Platz auf dem Sofa vor Augen. Ich würde auch nicht sagen, dass wir, die wir hier schreiben, dass es uns relativ gut geht nicht trauern. Es ist eben anders und es sagt nix über unsere Liebe aus. Wir müssen einfach abwarten was da noch auf uns zu kommt und ob es überhaupt kommt. Mich haben halt deine Zeilen sehr betroffen gemacht und vielleicht war meine Angst da etwas vorschnell. Trotzdem wünsche ich uns allen eine erträgliche Advents- und Weihnachtszeit. Wolke :winke: |
Samstag war die Trauerfeier...
..., und ich bin so froh, daß die Feier so *gut* verlaufen ist.
Es hat irgendwie alles super gepasst zu so einem Anlass.. Die Trauerrede war am allerschönsten, ich denke mir, damit steht und fällt die komplette Feierstunde, das ganze Abschiednehmen. Ich saß vorne in der Bank (wie ich das hassse, hab ich ja vor 14 Jahren bei meiner Mama schon mal vorne sitzen müssen) und sah den Sarg, die wundervollen Blumen, hörte die Musik und die Rede und die Tränen rannen. Kurzzeitig entrang sich mir auch ein schlimmer Kreischer, ein Schluchzer, aber danach war alles *vorbei*. Ich sitze wie schon seit 2 Wochen hier und lebe meinen Tag wie vorher auch. Da sind meine Kinder, *mein* Leben und ich komme einfach nicht dazu, zu trauern. Ich vermisse meinen Papa mittlerweile soooo sehr, das Gefühl, als müsste ich ihn wieder besuchen gehen. Habe ihn ja so lange nicht mehr gesehen.... Wie soll ich mit der Situation umgehen? Ich fühle mich so *falsch*.... Seid unendlich lieb gegrüßt von Nicole |
AW: Samstag war die Trauerfeier...
Hallo Nicole,
das freut mich, dass die Trauerfeier, soweit man das sagen kann, schön gewesen ist. Aber ich habe nicht ganz verstanden, warum du dich "falsch" fühlst? Gruß Wolke |
AW: Samstag war die Trauerfeier...
Guten Morgen, liebe Wolke!
Ich kann es auch nicht recht beschreiben. Falsch fühlen. Irgendiwe fühle ich mich wie in einem Vakuum. Ich funktioniere, ja, aber realisieren? Leben? Ich bin wie ausgebrannt innerlich, völlig ohne Emotionen. Mir ist es teilweise sogar *egal*, wenn ich mich mit meinem Mann streite, also irgendwie falsch eben. Ich hoffe, daß ich bald aus dieser Erstarrung herauskomme und irgendeinen Weg finde, der mich weiter nach vorn bringt. Denn stehenbleiben möchte ich nicht. Wie hat die Leiterin des Hospizes zu mir gesagt? "Ehren sie ihren Vater, indem sie weiterleben!" Nur, wie macht man das? Liebe Grüße Nicole |
AW: Samstag war die Trauerfeier...
Okay, jetzt hab ich es kapiert :) Es wirkt alles so sinnlos und leer und du bist kraftlos. Das wird ganz langsam vergehen und du wirst in kleinen Schritten vorwärts, manchmal auch zurück gehen. Wir werden hier versuchen dir die Hand zu reichen um dich stückchenweise aus dem Loch zu ziehen.
Ich wünsche dir viel Kraft. Wolke :winke: |
AW: Samstag war die Trauerfeier...
Liebe Susanne, liebe Wolke!
Ich danke euch für die mutmachenden Worte. Manchesmal lasse ich wohl doch zu sehr von *außen* unter Druck setzen. Denn irgendwo in mir drin weiss ich, daß mein Papa es nicht gewollt hätte, würden wir soooooo sehr trauern und unser Leben vergessen. Er ist nicht tod, nur ist er weg von mir... |
AW: Samstag war die Trauerfeier...
Genauso ist es Nicole. Ich hab auch gedacht ich hab ne Macke, weil ich bislang noch nicht in ein tiefes Loch gestürzt bin. Aber wer sagt denn, dass man das muss? Nur weil es nicht so ist, hab ich meine Ma nicht weniger lieb gehabt. Sei in deiner Trauer egoistisch und leb sie so, wie es für dich richtig ist.
Der Austausch hier zeigt, dass wir uns mit dem Thema befassen und andere Hinterbliebene können unsere Gefühle, Ängste und Sorgen besser nachvollziehen. Sei stark oder schwach, ganz wie du magst. Ich schicke dir jedenfalls ein paar Sonnenstrahlen. Wolke :winke: |
Wann wieder ins *normale* Leben zurückkehren?
Hallo ihr Lieben!
Mein Papa ist vor gut 2 Wochen gestorben, letzten Donnerstag war die Beisetzung, und ich lebe hier immer noch wie in Watte. Unter Schock, wie in einer hässlichen Traumwelt. Meine Trauer ist tief in mir drinnen und nur ab und an lösen sich mal ein paar Tränen. Ansonsten *funktioniere* ich wie bisher. Meine Familie, mein Job, *unser* Leben. Nur, wo bin ich geblieben? Letzten Samstag, also 2 Tage nach der Beisetzung, zu der ich mit meinem Bruder alleine war, hatte mein Lebensgefährte Geburtstag. Soweit hatte ich, so dachte ich, mit ihm abgesprochen, daß er mir nicht böse sein soll, wenn ich an den Feierlichkeiten nicht teilnehmen möchte. Nun ja, jetzt war es soweit und ich wurde von ihm und seiner Mutter regelrecht genötigt mich mit an die Kaffeetafel zu setzen und Abends zuzuschauen, wie der Abend für die anderen immer feuchtfröhlicher wurde. Dabei hätte ich mich so gerne mit meiner kleinen Tochter nach oben ins Obergeschoß zurückgezogen. Ich fühlte mich so *falsch* dort, so deplaziert und mein schlechtes Gewissen meinem toten Papa gegenüber hat mir den Atem genommen. Wenn ich sagte, ich möchte gehen, wurde ich verbal attakiert, in der Art ich MÜSSTE ENDLICH wieder ins normale Leben zurückfinden und Ablenkung würde mir gut tun. Jetzt schon ins normale Leben zurück? Zwei Tage nach der Beisetzung? Ablenkung habe ich mehr als genug, im Gegenteil, mir fehlt einfach die Ruhe und die Stille, um endlich ANFANGEN zu können zu trauern. Hatten mein Lebensgefährte und seine Mutter Recht oder fühlte ich mich gerechtfertigt völlig missbraucht und hintergangen? Ich war so verletzt, daß ich meinem Freund gestern abend schlimme Vorwürfe machte deswegen. Warum er denn von mir verlangt, so zu tun, als wäre nichts geschehen, Warum ich meinen Vati schon jetzt *vergessen* soll? Das ist das sooo unfair finde.... Ich habe keine Antwort darauf bekommen. Ist irgendwas verkehrt mit mir? Unendlich traurige Grüße von Nicole |
AW: Wann wieder ins *normale* Leben zurückkehren?
Hallo Nicole,
mit Dir ist garnichts verkehrt. Ich finde, dass dein Freund und seine Mutter sich ziemlich unsensibel, um nicht zu sagen rücksichtslos, verhalten haben. Mein Vater ist letztes Jahr am 13.6.04 gestorben, 1 Tag vor seinem 68. Geburtstag. Natürlich habe ich zwischendrin auch immer funktioniert, aber ich hatte noch monatelang Situationen die ich lieber gemieden habe weil ich wusste entweder halte ich sie nicht durch oder ich verderbe allen die Fröhlichkeit. Es ist dein gutes Recht Dich zurück zu ziehen. Ich sehe das so, dass es bei Dir GANZ FRISCH ist, Du bist noch in der ersten Schockphase. Man spricht nicht umsonst vom "Trauerjahr". Das heisst jetzt nicht dass man 1 Jahr lang nicht an Feiern teilnehmen kann oder sollte oder sowas, aber ich denke es ist normal dass man mindestens in dieser Zeit z.B. immer wieder Phasen hat wo es nicht geht oder man einfach nicht MÖCHTE. Das MUSS Dein Partner respektieren. Natürlich versteht jemand der diesen Verlust noch nicht erlitten hat, niemals ganz was in einem vorgehen kann. Hätte ich vorher auch nie geahnt. Trotzdem darf Dich niemand drängen, zumal das ja nun garnichts bringt. Die Zeit, wo wieder andere Dinge als die Trauer in den Vordergrund treten, kommt von ganz allein, aber es ist GANZ wichtig die Trauer auch zuzulassen. Hast Du schon mal überlegt Dir eine Psychotherapeuten zu suchen zu dem Du gehen kannst, einfach zum reden? Da kannst Du alles loswerden was das Umfeld schon bald nicht mehr hören will.... Mein Mann war zum Glück sehr unterstützend, trotzdem gab es Gedanken die ich lieber bei meinem Thera losgeworden bin. Manches aus der ersten Zeit letzes Jahr kommt mir jetzt vor wie in einem Nebel, Schockzustand. Aber ganz sicher ging es mir besch... und ich hätte mich von so einer Feier auch zurückgezogen. Ich hatte dann im November selbst Geburtstag (also Monate später) und habe nicht gefeiert, wollte ich einfach nicht. Dieses Jahr an meinem Geburtstag hatte ich zwar auch keine Lust zum feiern, habe mir aber mit meinem Mann einen schönen Tag gemacht und war auch auf dem Friedhof, das gehört jetzt dazu, ich breche auch nicht mehr in Tränen aus dort, aber ich gehe "gern" hin. Das können bestimmt auch viele nicht verstehen, ist aber nun mal so. Jeder findet seinen eigenen Weg. Die es noch nicht erlebt haben, können wie gesagt bestimmt vieles nicht verstehen. Hier oder bei anderen Trauernden findet man zum Glück immer diese Akzeptanz: bei jedem ist es anders, aber SO WIE ES IST; SO IST ES EBEN !!!! Du bist da noch ganz am Anfang. Lass Dir nix einreden. ich weiss das ist schwer, wenn man so bedrängt wird, aber die liegen da total falsch. Ist bestimmt nicht böse gemeint, viele können auch mit der Trauer nicht umgehen und möchten einen gern "auf andere Gedanken" bringen.... aber es gibt nun mal Zeiten wo das nicht geht und auch nicht gut ist, durch die Trauer muss man durch, wenn nicht jetzt, dann wird es einen irgendwann später einholen. Hör NUR auf deinen Bauch. Wenn Du traurig bist, dann IST ES EBEN SO. Natürlich gibt es Situationen im Alltag in denen man funktionieren muss. Ich denke auch nicht dass man sich so tief in alles reinfallen lassen soll, dass man da nicht wieder rausfindet. Die Lebenden um uns herum sind ja auch noch da, und das Leben soll und wird ja auch weitergehen. Aber alles zu seiner Zeit - und für Frühlichkeit ist es eben jetzt NICHT Deine Zeit. Lass Dich nicht plattmachen! Alles Gute Kerstin |
AW: Wann wieder ins *normale* Leben zurückkehren?
liebe nicole!
ich möcht dich nur mal drücken und dir mein beileid aussprechen. meine mama ist am 7.5.04 vom brustkrebs erlöst eingeschlafen. ich wollt dir nur sagen, dass ich dich total gut verstehen kann und dass ich auch der meinung bin, dass dein lebensgefährte und seine mutter absolut unsensibel sind :( . mit dir stimmt alles!!! aber aus eigener erfahrung weiß ich auch, dass diese sprüche meist wirklich nur gut gemeint sind. aber wie heißt es so schön: zuviel des guten, ist auch verkehrt! ich kann dir nur den rat geben, dir die zeit zu geben, die du brauchst und auch mal nein zu sagen. du hast wohl jetzt jedes recht der welt traurig zu sein und dich zurückziehen zu wollen und auch "egoistisch" zu sein. zumindest haben mich damals einige bekannte so genannt. aber es stimmt schon, wer selber noch nie vom verlust eines einem so nahestehenden menschen betroffen war, kann auch gar nicht wissen, wie es ist. ich wünsch dir alles gute und hör auf dich, nicht auf die anderen! :remybussi guggi |
AW: Wann wieder ins *normale* Leben zurückkehren?
Hallo Nicole,
eigentlich hat Kerstin schon alles Wesentliche geschrieben. Mit Dir ist zweifelsohne alles normal. Deine Seele ist krank und die wird nicht nach so kurzer Zeit wieder gesund, das braucht leider sehr, sehr viel Zeit. Schade, dass gerade Menschen, die Dir so nahe stehen nicht begreifen, in welch Ausnahmezustand Du Dich befindest. Ich kenne Dein Verhältnis zu deiner Schwiegermutter nicht, aber unabhängig davon würde ich sie vielleicht einmal fragen, ob sie sich vorstellen kann, dass ihr Sohn unmittelbar nach ihrem Tod wieder in „Partylaune“ ist. Oder ob sie nicht auch irgendwie davon ausgehen kann, dass ihr Tod einmal einen großen Schmerz für ihn bedeutet, mit dem er nicht einfach zur „Tagesordnung“ übergehen kann nach so kurzer Zeit. Lass Dich wirklich zu nichts drängen. Ich selbst bin trauernde Ehefrau seit nunmehr 14 Monaten. Nichts ist wirklich besser geworden, meine Seele ist nach wie vor wund und ich selbst sehr verletzbar. Was ich auf dem zurückliegenden Weg jedoch gelernt habe ist, dass ich mich zumindest in meiner Freizeit nur und ausschließlich so verhalte, wie mein Seelenzustand es gerade erlaubt. Wir haben zu sehr zu funktionieren, müssen zu viel verdrängen, haben keine Muße, um unsere Trauer zu fühlen und sie dadurch besser zu verarbeiten. In der Zeit, die frei von existenziellen Verpflichtungen ist, bin ich nicht mehr bereit, irgendwelche Konzessionen zu machen. Ich mache das, was sich für mich „richtig anfühlt. Und wenn das in dem Moment bedeutet, dass ich mich in mein Schlafzimmer verkrieche und stundenlang weine, dann ist es das, was ich in dem Moment brauche. Da nutzt mir auch kein gutgemeinter Ratschlag: Du musst unter Menschen, Du musst Dich ablenken, Du musst…. Ich muss gar nichts, nur das, wonach es sich gerade anfühlt. Ende. Und wer das nicht begreift, ist auf meinem Weg, den ich leider gehen muss, einfach nicht mein geeigneter Begleiter. Ich kann mich nicht noch mit den Befindlichkeiten anderer Menschen belasten, die gutgemeinte Ratschläge loslassen, damit sie sich mit meiner Trauer nicht belasten müssen. Geh deinen Weg Nicole, hör auf deine Stimme, sie wird Dir sagen, was gut für Dich ist. LG Andrea PS: Nur ein schlechtes Gewissen deinem Papa gegenüber brauchst Du bestimmt nicht zu haben, wenn es Dir nach lustig sein zumute ist. Im Gegenteil, ihm gefällt es bestimmt besser, Dich fröhlich zu sehen, als mit so schwerem Herzen, ohne Dich trösten zu können. Für ihn ist richtig, was Dir gut tut, so sind sie, die Papas :remybussi |
AW: Wann wieder ins *normale* Leben zurückkehren?
Hier noch mein P.S.
Andrea hat in ihrem P.S. bereits geschrieben, was ich auch noch sagen wollte: Deinem Vater gegenüber brauchst Du bestimmt kein schlechtes Gewissen haben, wenn Du mal fröhlich bist oder lachst, egal wie "früh" es noch ist, denn ich bin ganz sicher dass unsere Eltern niemals wollen würden dass wir leiden. Ich weiss das ist schwer, denn auch das loslassen von der Trauer ist wieder eine Art Verlust.... Nach Monaten, als die Trauer sich veränderte und es "leichter" wurde, hatte ich unheimlich damit zu kämpfen, ich fühlte mich verantwortlich dafür die Erinnerung an meinen Vater durch meine Trauer am Leben zu erhalten. Ich hatte auch ein sehr schlechtes Gewissen..... Da hat mir mein Thera rausgeholfen... einmal sass ich bei ihm in Tränen aufgelöst und sagte ich hätte Angst meinen Vater zu vergessen, weil ich mit der Zeit eben nicht mehr jede Minute an ihn dachte und nicht mehr NUR noch traurig war . Da sagte er ganz ruhig zu mir: "Sie können und werden Ihren Vater niemals vergessen..... nicht mal wenn Sie sich ganz viel Mühe geben würden".....letzteres mit einem Lächeln.... Das hat eine unheimliche Last von mir genommen, denn NATÜRLICH ist es so: wir vergessen sie niemals, auch wenn wir eines Tages wieder froh sind!! Ich habe inzwischen das Gefühl, die Trauer und diese ganze Erfahrung ist ein Teil meines Lebens geworden, ich habe mich verändert, vor allem mein inneres Erleben, komischerweise bin ich stärker geworden, und vielleicht (vermutlich) wird diese schmerzliche Sehnsucht nach meinem Vater für immer bleiben. Damit hätte ich nicht gerechnet, weil ich "Trauer" nur kannte als genuscheltes "mein Beileid", alle Leute in Schwarz zur Beerdigung, und dann war derjenige "weg" und es wurde möglichst nicht mehr "darüber" gesprochen. Ich kannte keine.... gelebte Trauer.... weiss nicht wie ich das sonst nennen soll. Es wird "besser", der Schmerz wird erträglich und andere Dinge treten wieder in den Vordergrund. Aber es ist nicht einfach weg oder so..... man lernt halt, damit umzugehen und damit zu leben. Das mit dem zuwenig Ruhe haben kenne ich auch, mit zwei kleineren Kindern. Mich hat es in der ersten Zeit ganz extrem zum Grab hingezogen, ich MUSSTE da andauernd hin, es war wie ein Zwang, hatte das Gefühl mein Vater merkt das wenn keiner käme (echt...).... Es hatte aber gleichzeitig den Vorteil, dass ich dort für mich war und Ruhe und Zeit zum Trauern hatte. Sobald mein Mann nach Hause kam bin ich gleich ins Auto gesprungen und dort hin. Am Anfang fast jeden Tag, nach ein paar Monaten wurde es weniger. Ich denke, das ist alles OK und normal so. Es muss für Dich ja nicht unbedingt am Grab sein - aber etwas Auszeit würde Dir ganz sicher gut tun. |
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Hallo ihr Lieben!
Ich bin so gerührt von euren lieben Worten, und dennoch wäre ich auch niemals böse oder sauer, über einen kleinen *Tritt* in die richtige Richtung. Manchesmal frage ich mich wirklich, wolang muss ich nun gehen, denn ich stehe noch immer im Nebel und trete auf der Stelle. Was meinen Lebensgefährten angeht, so weiss er durchaus, was es bedeutet einen geliebten Menschen zu verlieren. Er hat in jungen Jahren auch seinen Papa verloren, ganz plötzlich und nicht so auf *Raten* wie es bei mir war, diesmal und vor 14 Jahren bei meiner Mama. Mir scheint es, als würde er die Augen verschliessen. Nichts sehen, nichts hören wollen. Es könnte einen ja an das eigene Leid erinnern oder zeigen, daß es irgendwann auch ihn einholen wird, mit seiner Mama. Ich möchte ihm wirklich nichts böses oder schlechtes unterstellen, mag ja durchaus sein, daß seine Trauerverarbeitung durch Verdrängen *gut* bewerkstelligt wurde, nur kann/darf er damit automatisch auf andere schliessen? Ich weiss es nicht. Ich fühle mich, mal ganz egoistisch gesprochen, alleine gelassen. Alleine mit meinem Schmerz, alleine mit meinen Gedanken, alleine mit meiner Trauer, alleine.... Nein, das kann mir niemand abnehmen, ich weiss. Nur ich will doch nur erlaubt bekommen zu trauern und dabei nicht noch Steine ins Kreuz und vor die Füße geworfen bekommen. :cry: Seid allesamt ganz lieb und unendlich dankbar umarmt von mir! Liebe Grüße Nicole PS: Diese Aussage: Das unsere Papas es nicht wollten, uns verzweifelt und gebrochen zu sehen ist wohl wirklich sehr treffend. So sind sie halt, die Papas... Vergessen werde ich ihn NIEMALS! ICH LIEBE DICH SO SEHR, PAPA!!! |
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Liebe Nicole,
dein Aufenthalt im "nebel" kann ich sehr gut nachfühlen. Meine Mama ist am 23.11.05 gestorben an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Wir hatten 1 Jahr uns darauf vorzubereiten denn im Nov/04 bekam sie die Diagnose. Ich fühle mich wie betäubt. Ich kann nicht einschätzen wann der "große Hammer" kommt. Immer wieder zwischendurch kullern ein paar Tränen aber ich kann nicht wirklich mit mir umgehen. 2 Sachen würde ich dir gerne sagen. Wir hatten schon ein Jahr lang Karten für Helge Schneider... auf dieses Konzert habe ich mich sehr lange gefreut. Leider fiel der Termin auf den Tag der Beerdigung, letzten Freitag. Ich hörte in mich hinein und entschied mich dafür auf das Konzert zu fahren. Morgens um 11 war ich auf dem Friedhof und um 20 Uhr in einem Konzert. Ich habe keinerlei schlechtes Gewissen denn ich weiß dass mich meine Mama lieb hat und sie mich lachen sehen will. Ich habe mir das RECHT herausgenommen zu tun was mir mein Herz sagt. Und du hast auch das RECHT dich zurückzuziehen wann du es für nötig hälst. Ich glaube nicht mal das es dein Lebensgefährte böse gemeint hat. Vielleicht dachte er dir mit Ablenkung helfen zu können. Aber er muß dein nein akzeptieren. Gönn dir die Ruhe unbedingt, ich gestehe sie mir nicht zu ;) oder habe ich Angst davor? Angst was dabei zu Tage kommt? Ja .... so wird es sein. Jeder hat seine eigene Art mit der Trauer umzugehen und weder deine Schwima noch dein Freund können dir deine Art vorschreiben. Wenn mein Freund mein nein nicht akzeptieren könnte würde ich für eine Weile zu einer Freundin ziehen. Ich denke an dich !! Liebe Grüße und ein kräftiger :knuddel: :knuddel: :knuddel: Simone P.S: Alleine bist du nicht mit deinen Gefühlen und Gedanken wir sind hier ;-) |
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Guten Morgen, liebes Simönchen!
Lass dich von mir auch mal mitfühlend in den Arm nehmen und mein herzlichstes Beileid aussprechen! :pftroest: Mein Papa starb auch am 23.11. dieses Jahres in einem Hospiz, nach einem extrem schweren, aber sehr kurzem Leiden an den Folgen eines Pancoast-Tumors. Die Diagnose wurde erst sehr spät gestellt. Im Sommer wurde ihm eine tumorbefallene Niere entfernt und er danach als geheilt zur Reha geschickt. Naja, da begann die Odysee. Schmerzschock, Zusammenbrüche usw. Die endgültige Diagnose kam im September 2005, wonach er noch Bestrahlungen und Chemo bekam, ihm dann im November noch in einer Not-OP ein künstlicher Darmausgang gelegt wurde, weil sein Metastasenzerfressener Darm geplatzt war. :( Alles in Allem, hatten wir alle nicht viel Zeit uns auf dies alles vorzubereiten. Aber ob man das jemals kann? Sich darauf vorubereiten? Meine Mama war 14 Jahre lang schwerst krank, und wir rechneteten immer jederzeit mit ihrem Sterben. Sie hielt aber 14 Jahre durch, sagte immer, sie bringt uns noch bis ins Erwachsenenalter (mein Bruder wurde im Oktober 18, Anfang November im selben Jahr starb sie). Vorbereiten kann man sich nie! Auch wenn man seinem liebsten Angehörigen, gerade den Eltern doch jedes Leid ersparen und abnehmen möchte. Ich vermisse jetzt meinen Papa so sehr, es wird jeden Tag schlimmer, und es wird auch noch nicht der Tiefpunkt gewesen sein. Ich weiss es, und ich bin so dankbar dafür. Es ging einfach viel zu schnell, eben war er noch da, vergnügte sich mit seinen Enkeln, erzählte überall stolz, daß er zum zweiten Male Opa geworden sei und 3 Monate später ist er einfach nicht mehr da.... Ich begreife es einfach nicht! Sei ganz lieb gegrüßt! Das GUte ist (auch wenn es furchtbar klingt), es geht immer weiter, und gerade unsere Eltern wollten niemals, daß wir aufgeben. "Ehren sie Ihren Vater, indem Sie weiterleben!" Diesen Satz habe ich mir so verinnerlicht! Sei unendlich lieb gegrüßt von Nicole |
AW: Wann wieder ins *normale* Leben zurückkehren?
Liebe Nicole,
eigentlich ist schon alles gesagt worden was ich auch dazu zu sagen hätte, aber ich wollte dennoch ein paar Worte dazu sagen :D Ich weiß nicht, ob es einfacher wäre oder anders, wenn man sich hätte vorbereiten können. Meine Mutter verstarb am 11.09. Sie hatte einen Hirntumor den man gut heilen kann und die Strahlentherapie zeigte schnell erste Fortschritte. Ich kam aus dem Urlaub zurück und gut eine Stunde später schlief sie einfach ein. Mir geht es so wie Simönchen, ich mag mir die Ruhe nicht so gönnen, weil ich angst hab, dass dann das große Loch auf mich wartet. Aber wenn du fühlst was richtig für dich ist, dann tu es einfach. Sicher wollen sie dir nur Gutes, aber ich finde sie waren doch zu forsch in ihren Forderungen. Hör auf dich und pass auf dich auf. Wolke :winke: |
Trauerarbeit
Hallo ihr Lieben!
Ich möchte gleioch als erstes sagen, daß ich mit diesem Thread einfach nur für mich hoffe, ein paar Erkenntnisse zu erreichen, um mich ENDLICH auf den Weg der Verarbeitung zu bringen... Ich erwarte also auch nicht unbedingt Antworten. Mir scheint es, als lebe ich noch immer, ohne einen einzigen Strauchler so weiter, wie vorher. Und das nun dadurch resultierende schlechte Geweissen meinem Papa gegenüber macht mich völlig fertig. Hierzu meint mein Lebensgefährte, ich würde mich viel zu sehr mit mir selbst und meinen *fehlenden* Gefühlen beschäftigen als mit der Tatsache ansich, daß mein Papa tot ist. Ich weiss einfach nicht mehr weiter. Ich weiss, er ist tot, wird niemals niemals wieder kommen. Ich werde niemals wieder seine liebe, tiefe Barritonstimme hören, niemals wieder sein Grinsen, welches im Bart verschwindet sehen, nie mehr das Lachen und die Freude über die Enkelkinder vernehmen, ihn nie wieder sehen, ihn nie wieder riechen können... Und es tut so weh. Gestern habe ich das Laufgitter meiner Kleinen und ihr Bettchen nach unten verstellt, da sie sich mittlerweile allein hinstellen kann und sie mir dann nicht kopfüber aus dem Laufgitter oder dem Bettchen fällt. Bei jeder Schraube war mir bewusst, die hat mein Papa als letzter angefasst, da er mir vor nicht mal 10 Monaten diese Möbel zusammengebaut hatte. Ich mache immer das Deckenlicht im Schlafzimmer an, da dort die Glühlampen wie wild flackern, nachdem am Sterbetag meines Paps am 23.11. dort eine Birne durchgebrannt war. So habe ich das Gefühl, er ist hier bei mir, bei uns und ich rede mit ihm, als stünde er neben mir. Und doch, mein Tag läuft ab wie schon soviele Monate vorher, meine Große geht in die Schule, die Kleine habe ich daheim bei mir, oder mein Haushalt, meine üblichen Wege. Alles läuft mir (in meinen Augen) zu glatt von der Hand. Ich schlafe gut, ich kann normal essen... Irgendwas stimmt nicht mit mir. Ich habe solche Angst, daß es aus mir herausbricht und ich so böse auf die Schn.... falle, daß ich nicht wieder hochkomme. Ich spüre doch, wie es in mir brodelt. Papa, ich vermisse dich so sehr und ich wünschte du wärst noch hier bei uns! Ich möchte noch soviel für dich tun! Ich liebe dich doch! Meine Große meinte vor 2 Tagen zu mir beim Heimweg von der Schule (und wir auf dem Weg nach hause statt des Sturmes Sonnenschein hatten), "Opa hat eine neue Arbeit gefunden und sitzt jetzt da oben an der Wettermaschine und hat uns auf dem Heimweg Sonnenschein geschickt". Sie rief danach ganz laut in den Himmel. "DANKE OPA!" Und ich? Ich stehe daneben und freue mich, daß er wenigstens noch mental hier bei uns ist. Wo sind die Tränen? Wo ist der alleszerfressende Schmerz? Bin ich kalt und gefühllos? Das ist doch würdelos meinem Papa gegenüber. Seid bitte mal alle ganz lieb umarmt von Nicole |
AW: Trauerarbeit
Liebe Nicole,
ich kann dich soo gut verstehen. Mein Papa ist am 13.11. für immer von uns gegangen. Und auch ich habe ihn unheimlich geliebt. Ich war so mächtig stolz auf ihn, wie er diese Krankheit gemeistert hat und wie stark er gekämpft hat. Selbst als es ersichtlich war, dass es sich nur noch um Tage handeln könnte, selbst da hat er gekämpft. er wollte leben !! Aber auch bei mir läuft der Alltag weiter. Ich esse, kümmere mich um meine beiden Kinder (8 u.10 J.)bereite alles für Weihnachten vor. Und es geht mir die meiste Zeit wirklich gut. Ich bin ausgeglichen, kann arbeiten und den Alltag bewältigen. Ich habe so manches mal schon gedacht : Bist du total verrückt ? Hast du deinen Papa denn gar nicht geliebt ??? Warum brichst du nicht zusammen ? Und ich hab so manches mal echt ein schlechtes Gewissen. Aber wenn ich alleine bin, dann wird mir so schwer ums Herz und ich weine und ich trauere. Vielleicht dauert die Trauer bei uns sehr lange und kommt immer mal wieder durch. Aber unser Alltag und alles was damit zu tun hat, lenkt uns ab. Ich glaube das ist richtig und gut so. Denn stelle dir mal deine Familie vor, wenn du die ganze Zeit nur trauern würdest ? Es geht nicht. Es ging schon nicht, als Papa noch da war und soo krank. Auch da mussten wir uns immer zusammenreißen. Ich glaube das geht jetzt so weiter. Wenn wir alleine sind und unsere Ruhe haben, dann kommt die Trauer. Aber sie geht auch wieder. Und so manches mal fühle ich ihn wirklich. Ich weiß dann, es geht ihm jetzt gut. Morgen hat mein Papa Geburtstag und wird 65. Ich gehe dann mit meiner Mama das erste Mal zum Friedhof. Ich wei´ß noch nicht, wie ich das schaffen soll. Bis jetzt habe ich mich einfach geweigert dorthin zu gehen. Vielleicht will ich es nicht wahr haben, dass er nicht mehr wieder kommt. Denke immer daran, was ihr für schöne Zeiten hattet. Ich rede mit meiner Mama viel über Papa und uns geht es gut damit. Ich werde ihn nie vergessen. So brummelig er auch gewesen sein mag, ich habe ihn so geliebt wie er war. und eins weiß ich sicher : er war immer für uns da. Und selbst als er gegangen ist oder schon auf dem Weg war zu gehen, hat er mit seiner Art, mit seinem Humor uns geholfen diesen Weg gemeinsam zu gehen. Und wir gehen jetzt auch den Weg der Trauer gemeinsam. Niemand kann erwarten, dass wir immer gut drauf sind und niemand kann erwarten, dass wir nicht einfach mal grundlos (natürlich haben wir einen Grund) weinen. Aber nur gemeinsam schaffen wir es. Lieben Gruß Nessie |
AW: Trauerarbeit
Papa, weisst du, ich kann nicht schlafen.
Immerzu sind meine Gedanken bei dir und ich weiss nicht, wo du bist und wie es dir geht. Heute habe ich dich fast den ganzen Tag nicht gespürt. Sonst flackert doch immer die Lampe in meinem Schlafzimmer. Du weisst schon, diejenige, wo an dem Tag, als du zu deiner Reise aufgebrochen bist, die Birne durchbrannte. Heute brannte sie den ganzen Tag ganz ruhig und ich spürte dich nicht. Erst spät am Abend, als ich die Kleine ins Bettchen brachte warst du wieder da. Habe dich so vermisst! Hatte Angst, daß du nicht wiederkommst. Immer wieder bin ich in das Zimmer gegangen und habe die Lampe angemacht. :( Wo bist du, Papa? Ich seh in den Himmel, spüre den kommenden Schnee und fürchte die Nacht nicht mehr, die ich immer so flüchtete, als du kurz vor deinem letzten Weg warst. Papa, ich vermisse dich! Ich möchte dich so gerne sehen, dich hören, dein Lachen und deine Freude sehen. Ich möchte dir deine Enkelkinder zeigen, die Kleine kann jetzt schon stehen. Hörst du, Papa? Du fehlst mir soooooooooo sehr! |
AW: Trauerarbeit
hallo liebe nicole
wenn ich deine zeilen so lese, dann erkenne ich darin genau die gefühle, die mich zur zeit auch beschäftigen... bei mir ist es meine mama, die am 05.11 dieses jahr für immer eingeschlafen ist... am 03.10 kam sie ins KH, wir erhielten die diagnose "leberkrebs im endstadium"... danach durften wir sie noch 4 wochen und 2 tage begleiten, bevor sie den kampf gegen den krebs dann endgültig verloren hat... auch mir geht es heute (immerhin erst knapp 7 wochen nach mamas tod) verhältnismässig gut... ich konnte von anfang an gut schlafen, konnte normal essen (damit hatte ich nur die ersten 2 wochen nach der diagnose sehr grosse mühe) und auch sonst habe ich das gefühl, dass mein leben relativ gleich verläuft wie vor dem 03.10... die 4 wochen, als mama im KH lag, waren für mich mitunter die schlimmsten tage und wochen meines lebens... jeden tag war ich bei ihr und habe ihren zerfall hautnah miterlebt... ich habe sie leiden sehen, habe mitbekommen, wie sie täglich dünner geworden ist und jeden tag an dem es ihr schlechter ging, habe ich mir gewünscht, dass ihre qualen endlich ein ende haben mögen... es war eine schlimme situation, einerseits will man den geliebten menschen natürlich unbedingt bei sich behalten, auf der anderen seite will man aber auch, dass das leiden des menschen endlich ein ende findet... ich bin der überzeugung, dass ich für mich persönlich, einen grossen teil der trauerarbeit schon VOR mamas tod geleistet habe... ich weiss auch nicht wie ich es erklären soll, aber als mama noch da war, ging es mir deutlich schlechter als NACH ihrem tod... als ich am 05.11 am morgen den anruf aus dem KH erhielt war meine erste reaktion nicht schmerz und trauer sondern ganz ehrlich erleichterung... erleichterung darüber, dass mama es endlich geschafft hatte... der schmerz kam dann zwar etwas später doch noch, und auch heute gibt es noch immer momente, die mich sehr, sehr traurig machen... und doch: der grosse zusammenbruch ist ausgeblieben!!! ich kann relativ gut über meine gefühle sprechen (mit meinem partner und meiner familie und freunden) und obwohl die meisten wohl auch einen zusammenbruch von meiner seite her erwartet hätten, so ist er (zumindest bis jetzt) ausgeblieben... vielleicht liegt es aber auch einfach daran, dass ich persönlich der überzeugung bin, dass uns nichts auferlegt wird, dass wir nicht im stande wären zu tragen... verstehst du was ich meine? ich bin kein wirklich gläubiger oder religiöser mensch und doch glaube ich, dass jeder von uns von irgendwoher eine kraft erhält, die einen alles durchstehen lässt... wenn mir noch vor 4 monaten jemand gesagt hätte, dass meine mama am weihnachten nicht mehr da sein wird, dann hätte ich voller überzeugung gesagt, dass ich das nicht überleben würde... ich wäre sicher gewesen für mind. 3 monate nicht mehr arbeiten zu können... und nun ist es doch ganz anders... vielleicht sind wir menschen einfach tatsächlich so gestrickt, dass wir uns an eine jeweilige situation einfach raschmöglichst anpassen können, so schlimm sie vielleicht auch sein mag?! was ich dir, liebe nicole, eigentlich sagen wollte ist: jeder hat seine eigene art mit seiner trauer umzugehen... jeder verarbeitet trauer auf seine weise... hast du dir denn schon mal überlegt, dass die kraft, die du hast, vielleicht von deinem papa kommt? meinst du nicht, dass er enorm traurig darüber wäre, wenn er mitansehen müsste, wie du leidest, wie du dein leben und deine familie vernachlässigen würdest, nur weil du das gefühl hast, dass es so sein müsste??? ich bin sicher dein papa möchte das nicht, genausowenig wie es meine mama möchte... auch sie hätte niemals gewollt, dass mein leben nur noch aus schmerz und trauer besteht... sie war immer so ein fröhlicher und positiver mensch, und sie war mir damit immer ein vorbild! glaub mir nicole, du bist kein schlechter mensch, nur weil du nicht dem zusammenbruch nahe bist... du bist nicht abnormal nur weil du dein leben weiterlebst - im gegenteil, dein papa hätte sich sicher nichts anderes gewünscht! und du trauerst ja durchaus, einfach auf deine eigene art und weise - und diese kann niemals falsch sein, denn es ist DEINE art zu trauern... ich wünsche dir liebe nicole alles, alles liebe und gute für die zukunft und viel kraft und mut die bevorstehenden und vielleicht auch schweren festtage zu überstehen... ich persönlich bin der überzeugung, dass dein papa und meine mama in diesen tagen bei uns sein werden, genauso wie an jedem anderen tag der noch folgen wird auch... sie sind ganz einfach in UNS... in unseren gedanken, in unserer seele und in unseren herzen!!! dort werden sie für IMMER und EWIG einen festen platz haben, und dort werden wir sie auch immer wieder fühlen... fühl dich lieb gedrückt Siri |
AW: Trauerarbeit
Hallo Nicole,
auch ich funktioniere im Grunde auch heute noch wie ein Roboter. MEin Dad war 2003 wegen Beipässe im KH und stand mindestens drei mal auf der Kippe. Er hat sich durch die Willensstärke meiner Mum erholt. Als er wieder einigermassenm FIt war, ging es mit meiner Mum Bergab. Sie bekam immer weniger Luft und es wurden bösartike Krebszellen im Herzbeutelwasser festgestellt. Chemo usw... Mama war eine Kämpfernatur und hat alles über sich ergehen lassen. Durch die Medikamente(Kortison) bekam Sie Osteroporose. Und wie der Teufel es so will, verrenkte Sie sich. Es wurden Wirbelbrüche festgestellt und Sie kam ans liegen, für 6 Wochen. Der Krebs, der sich von der Lunge ausbreitete, konnte zu diesem Zeitpunkt nicht mehr behandelt werden. Mama starb Anfang März an Lungenkrebs und Sie hat bis zur letzten Sekunde gekämpft. Paralle zu der Sache mit Mama, mußte ich mit meiner Kleinen(habe drei Kinder) von Arzt zu Arzt rennen, da Sie einen erheblichen Entwicklungsrückstand aufwieß. Die Diagnose kam einige Wochen später.Sie ist mehrfach geistig und körperlich Behindert.( rettsyndrom-- www.rett.de) Leider bin ich ein Mensch,der von Kind an alles in sich reinfrißt und somit im Grunde so weitermache, wie vorher. Ich sage von mir selber ich bin kalt und total abgestumpft. Ich könnte zwar weinen, aber der innere Schweinehund läßt es nicht zu. Auch ich gehe hin und bereite bei meinem Dad die Wohnung und bei mir die Wohnung für Weihnachten vor. Auch wenn ich mir selber keinerlei Weihnachtvorfreude eingestehe,es könnte auch ausfallen, es wäre mir egal. Aber der Kinder wegen und für meinen Mann und meinen Dad ´funktioniere´ich. Ich glaube das muss irgendwie so sein. Irgendwann bin wahrscheinlich auch ich bereit,zu meiner Trauer zu stehen. Aber jetzt kann ich das noch nicht wirklich. liebe Grüsse bubble |
AW: Trauerarbeit
Lieber Papa,
ich spüre dich. Du bist hier, hier bei uns. Nicht nur in unseren Herzen, sondern fast greifbar. Vorhin bin ich richtig erschrocken, als ich das Schlüsselklappern und das typische Quitschen meiner Wohnungstür vernahm. Bin hochgesprungen und zur Tür gelaufen Zu sehen war nichts, doch zu spüren.... Du hast also den Schlüssel meiner Wohnung immer noch. Niemals werde ich vergessen, wie du immer leise hereingeschlichen kamst, dich nicht trautest zu klingeln, um die Kleine nicht zu wecken. Meistens fand ich dann Sachen von dir aus deinem Garten in der Küche. Der Bastkorb voller Obst, Gemüse, deine heissgeliebten grünen Gurken. Heute ging es mir nicht so gut. Das hast du bestimmt bemerkt. Ich war arg gereizt, sogar die Kinder habe ich unfairerweise beschimpft. Aber weisst du, es tut soooo gut, dich zu spüren, auch wenn ich dich gern nochmal sehen und hören würde. Aber eines Tages, irgendwann.... Ich habe dich lieb, Papa! Gute Nacht! |
AW: Trauerarbeit
Liebe Siri!
Erst einmal möchte ich dir sagen, daß es mir so leid um deine liebe Mama tut. Und ganz lieben Dank für deinen so schönen Worte! Ich habe mir jetzt die ganze Zeit deine Worte durch den Kopf gehen lassen, und mir scheint, als hättest du auch das erzählt, was mit mir geschieht, geschehen ist. Ganz besonders der Punkt mit der Trauerarbeit VOR dem endgültigem Abschied. Ich glaube, da hast du Recht. Ich wusste ja, es ist nur eine Frage von noch sehr kurzer Zeit daß Papa uns verlassen wird. Und jeden Tag bei ihm in der Klinik, auch wenn er mich zum Schluß nicht mehr richtig realisierte, saß ich dort mit dem Gedanken: "Es könnte das letzte Mal sein..." Ich sah ihn mir so genau an, jede Pore, jedes Haar seines so stolz geliebten Vollbartes, streichelte ihm die Hand und den Arm. Atmete bewusst seinen Geruch in mich ein... "Es könnte das letzte Mal sein" Jedes Mal, wenn ich dann das Zimmer verlies, drehte ich mich in der Tür nochmal um und schaute zurück und wünschte ihm nur in Gedanken: "LEB WOHL PAPA!" Es war wie eine eigene Welt, sein Zimmer auf dieser ITS, ein Ort wie in einem Horrorroman. Papa war dort.... Ich vergesse es nicht. Ich drehe mich um, er schaut mich nicht an sondern die Wand zu seinen Füßen und ich sag dann leise "Leb wohl, Papa!" Er hörte es nicht... Am nächsten Tag erfuhr ich von seinem Tod. Als wäre es verhext, als hätte jemand nicht gewollt, daß ich es nicht erfahre, ging an jenem Tage mein Telefon nicht, daß Handy hatte ich im Auto vergessen. So wurde ich von einer Cousine per Internet-Messenger angeschrieben. SO habe ich es erfahren! Ich habe schon lange Abschied genommen, und ich bin sehr traurig, daß er fort ist. Nur, ist er das wirklich? Liebe Siri, tut mir leid, wenn ich so wirr schreibe und kaum auf deine lieben Zeilen zurückkomme. Ich bin völlig verwirrt. Ich möchte dich aber, wenn du erlaubst, mal ganz lieb knuddeln! :knuddel: Die allerherzlichsten Grüße von Nicole |
AW: Trauerarbeit
Liebe Bubble
Zitat:
Mir tut es sehr leid, was mit deiner Mum geschehen ist, neben dieser Seuche noch die andere, allein schon verdammt schwere Erkrankung. Wie gehts jetzt deinem Papa? Deiner Tochter? Während der ITS-Zeit meines Papas war meine Große auch in der Klinik. Nichts weiter Schlimmes, aber für ein Mutterherz doch erdrückend. Eine OP an den Augen und dann lag mein Baby auch noch in einer fremden Stadt, allein... In dieser Zeit wurde auch meine Scheidung ausgesprochen und ich hatte soviele Amtswege, um meine kleine Tochter endlich ihren leiblichen Papa auch OFFIZIELL als Papa geben zu dürfen. Zitat:
Irgendwann kommt auch für uns die Zeit! Ich möchte dir so gern etwas tröstendes sagen, leider fehlen mir die Worte! :pftroest: Aber DANKE SCHÖN für deine lieben Zeilen! Sei unendlich lieb gegrüßt von Nicole |
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