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Bin ich ein schlechter Mensch weil....
Ich muss jetzt hier mal eine frage stellen...
Bin ich ein schlechter Mensch, eine schlechte Tochter, weil ich meine Eltern nicht regelmäßig auf dem Friedhof " besuchen " gehe?:confused: Mein Vater ist mitlerweile 9 Jahre Tot, meine Mutter 4 Jahre und ich glaube, man kann die Tage noch gut zählen an denen ich auf dem Friedhof war. Vielleicht stelle ich diese Frage den Falschen, denn die vielen Beiträge, die ich bis jetzt gelesen haben waren doch alle noch relativ frisch, aber ich dachte ich wage es einfach mal. Ich fühle mich schuldig, und ich habe ein wahnsinnig schlechtes Gewissen. Es gehört sich doch gefälligst für ein Kind regelmäßig frische Blumen auf das Grab seiner Eltern zu stellen, vielleicht sogar ein paar Worte zu sprechen, halt einfach mal zu zeigen das man da war, und sie nicht vergessen hat, oder? Das schlimme ist, ich weiß ja das es so sein sollte. Aber ich kann es nicht ändern und ich fühle mich verdammt schlecht dabei!!! Ich kann nichtmal das Gefühl beschreiben das ich habe wenn ich mich doch mal auf den Friedhof traue. Ich glaube es ist gar keins. Ich sitze einfach nur da und denke an nichts.Ich bin nichteinmal traurig. Ich bin einfach nur nichts! Und dann gehe ich wieder, genauso wie ich gekommen bin... Wenn ich zu Hause ankomme schaue ich auf die Fotos, und dann bricht alles aus mir heraus woran ich noch 5 Minuten vorher nichtmal denken konnte. Dann kommen diese Bilder von den Beerdigungen, die vielen Menschen die dort waren, die vielen leider auch teilweise unerfreulichen Ereignisse die sich überschlagen haben. Angst, Wut, Trauer, Resignation, unendliche Liebe und die Leere, die sie hinterlassen haben... Ich habe und werde meine Eltern niemals vergessen und auch meine Liebe zu Ihnen wird niemals enden... Ich trage sie bei mir, jeden verdammten Tag meines Lebens.Ich denke den ganzen Tag an sie, frage mich was sie jetzt wohl grad auf "ihrer Wolke" machen, ob es ihnen gut geht. Und wenn ich mit ihnen sprechen möchte, dann tu ich das, egal wo ich grade bin. Verletze ich sie damit, nicht täglich an ihren Gräbern zu stehen, wenn ich doch gar nicht dahin muss um sie zu Lieben, an sie zu denken und ihnen ganz Nahe zu sein? Verletze ich meine Pflicht als Tochter? Verletze ich meine Pflicht als Mensch?:huh: Ich weiß es einfach nicht, und ich hoffe, dass es hier jemanden gibt der mir irgeneine Antwort darauf geben kann. Bin ich ein schlechter Mensch, oder ist das einfach nur meine Art der Trauer, meine Art damit umzugehen? Liebe Grüße, Carina |
AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....
liebe carina
du bist durchaus kein schlechter mensch, nur weil du nicht täglich zum friedhof rennst. meine mama lebt noch bei uns, leider alzheimer stadium III, mein papa ist leider vor einem jahr gestorben. der friedhof ist gleich bei uns um die ecke, ich kann papas grab von uns aus sehen. im sommer, oder so wie jetzt gehe ich täglich, da gegossen werden muß. ich sorge auch immer für ein blühendes grab und alle paar tage für frische blumen. gefühle zeigen auf dem friedhof kann ich auch nicht. weder spreche ich mit papa noch stimmt es mich am grab traurig. es steht ja "nur" die urne drin. zu hause habe ich papas bild, papas glücksbringer und ganz viele kleine persöhnliche dinge. zu hause kann ich weinen und traurig sein. da ist mir papa viel näher als auf dem friedhof. mache dir also keine gedanken ;) wenn irgendwelche leute reden sollten, höre einfach nicht hin :rotier: denn gedanken und gefühle kann keiner nachvollziehen. liebe grüße iris :augendreh |
AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....
Liebe Carina
Mach Dir nicht so viel gedanken.Man trauert im Inneren,und jeder auf eine andere Art.Was ist besser :jeden Tag zum Grab zu gehen und Schwarz zu tragen,aber eigentlich nicht traurig sein,aber alles tun damit die Umwelt es denkt?Oder für sich selber zu Hause oder an einem anderen Platz der schöne Erinnerungen birgt um seine Lieben zu weinen und wirklich zu Trauern?Du machst es schon richtig so wie es ist.Die einen brauchen den täglichen Gang zum Friedhof die anderen können es nicht ertragen und können besser woanders Trauern. P.S: es soll nicht heißen daß die jenigen die Schwarz tragen und zum Grab gehen nicht wirklich trauern,aber ich denke da an die für die es nur ein "Pflichtbesuch "ist. Liebe Grüsse von Elke www.kevin-bluemel.de.vu |
AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....
Ich schließe mich Iris an!
Mein Vater ist erst vor einem Monat verstorben, der Friedhof ist auch bei mir quasi um die Ecke, deswegen sorge ich natürlich auch regelmäßig für frische Blumen, gieße die Schalen und Bäumchen usw. Jedoch vergehen auch schon mal 2 oder 3 Tage, an denen ich, trotz der Nähe des Friedhof's, nicht dort bin, und wenn ich dort bin, dann fühle ich auch nichts. Sicher gibt es, so kurz nach seinem Tod, Momente in denen es mir einen Stich versetzt, dass auf dem Kreuz tatsächlich der Name meines Vaters steht. Aber nahe fühle ich mich ihm nur zuhause, in dem Haus, in dem auch er lebte oder wenn ich, wie auch ihr beide, Fotos anschaue oder an gemeinsame Momente denke. Fühl Dich also nicht schlecht :) Das im Grab sind nicht Deine Eltern, sondern nur die Überreste des Körpers, der ihnen am Ende (...vielleicht?...ich weiß ja nicht wie es speziell in ihren Fall war) Schmerzen bereitete. LG...Melanie |
AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....
Ich Danke euch allen von ganzem Herzen für eure lieben Antworten :knuddel:
Ich habe darüber noch mit niemandem gesprochen, vielleicht auch aus Angst vor der Antwort. Ich habe immer erwartet das man mich ungläubig und entsetzt ansieht wenn ich so etwas sage. Jetzt zu sehen, dass es Menschen gibt, die darüber genauso denken wie ich tut unendlich gut. :) Mein Bruder sagt immer, wenn ich sage das ich auf dem Friedhof war, ich sollte das nicht sagen, schließlich wäre ich bei Mama und Papa gewesen. Ich fahre nicht dort hin um bei meinen Eltern zu sein.Ich fahre dort hin, um eine Blume auf ein Grab zu legen! Meine Eltern sind immer und überall bei mir... Liebe Grüße an alle :remybussi |
AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....
Liebe Carinna,
Mein Mann starb im letzten Jahr im März.Ich habe es auch nicht weit zum Friedhof.Aber ich gehe jeden Tag hin und rede mit Ihm.Er fehlt mir so sehr.Aber frage mich mal nach neun Jahren wie e da aussieht.Man trägt trotzdem weiterhin im Herzen bei sich.Jeder hat das Recht so zu trauern wie er es für recht hält. du wirst deine Eltern nie vergessen und das ist gut so. Ganz liebe Grüsse an dich Christa B. |
AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....
Hallo Carina,
du bist mit deiner Einstellung nicht alleine. Auch mein Papa ist seit 10 Jahren tod. Bei der Beerdigung war ich auf dem Friedhof und seit dem nie mehr. Ich trauere hier zu Hause. Für mich ist mein Papa jederzeit um mich und ich denke sehr häufig an ihn. Viele Menschen brauchen den Friedhof als Ort zum Trauern und andere, wie wir, ebend nicht. Und das ist ok. Jeder auf seine Weise und ohne schlechtes Gewissen. Meine Mama (zur Zeit wegen Krebs mit vielen Metastasen, Chemo im Krankenhaus) hat zwar eine andere Einstellung als ich, aber sie respektiert auch meine. Darüber bin ich sehr froh. Auch wenn ich mal sterbe (hoffe ich habe noch viel Zeit, bin 45 J.), würde ich am liebsten anonym beerdigt werden. Aber das überlasse ich dann meinem Mann und meinen beiden Töchtern. Vieleicht brauchen sie auch den Friedhof als Ort zum Trauern. Allso du siehst, du bist mit deiner Einstellung und deinen Gefühlen nicht allein. Ob man trauert und wie man trauert ist nicht an einem Ort, wie z.B. Friedhof, gebunden. Für mich liegt auf dem Friehof nur die Hülle, die Seele ist immer bei mir. Liebe Grüße Maja |
AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....
hallo ...
ich war am anfang täglich auf dem friedhof. mittlerweile bin ich noch sehr sehr oft, aber nicht mehr täglich. mir ging es am anfang vor allem darum, dass ein lichtchen brennt. meine mama hatte kerzen so gern und es war winter und finster und kalt. jetzt wird es weniger. im sommer klar zum gießen immer wieder mal. aber ich finde es nicht schlimm, wenn jemand nicht auf den friedhof geht. meine mama würde mich verstehen, wenn ich dann an den punkt komme, wo ich nicht mehr oft gehe. sie war auch keine friedhofsgängerin. andere gräber (oma, onkel, cousine, etc.) besuche ich nie. da war ich zu beerdigung und seitdem nie mehr. ich finde das nicht schlimm. manche fühlen sich ja auf dem friedhof dem verstorbenen nahe. bei mir ist das nicht so. ich bin an mamas urnenfach. aber meine mama ist mir überall näher, als da. daheim, im garten, beim spazieren gehen ... überall wo ich halt zeit mit ihr verbracht habe. aber nicht auf dem friedhof. ich denke, jeder sollte so trauern wie er es braucht und auch an dem ort, an dem er möchte. das ist für mich nicht der friedhof. ich gehe da auch immer sehr "geschäftig" rein. kurz an die urnenwand. tausche die kerze. gieße die töpfe davor. und gehe wieder. da halte ich keine zwiesprache mit meiner mama. da steh ich nicht in gedanken versunken. da mach ich einfach nur, was getan werden muss und dann gehe ich wieder. genau aus diesem grund haben wir auch ein urnenfach genommen. ich denke, meine mama hätte das genau so gewollt. wie gesagt, sie war keine friedhofsgängerin. das mochte sie gar nicht. sie hätte nicht gewollt, dass sich jemand um ihr grab kümmern muss. nun hat sie ein urnenfach mit kerzenhalter. davor halt 2 blumentöpfe. aber ein grab hätte sie nicht gewollt und ich hätte auch kein grab pflegen wollen. am anfang hätte ich es sicher gemacht. aber ich denke, mit der zeit wäre es eingeschlafen. das ist genau richtig so, wie es ist. also, mach dir keine gedanken. meine mama ist für mich auch nicht da auf dem friedhof. gut, da steht ihre asche. aber das ist doch nicht meine mama. meine mama ist mir zu hause, etc. viel viel näher. lass dir da von den leuten nix sagen. was soll das denn bringen? wenn man jemanden zwingt, oft auf den friedhof zu gehen, ist der "sinn" den manche ja darin finden (dem verstorbenen nahe zu sein) total verfehlt. damit muss einfach jeder so umgehen, wie es zu ihm passt ... viele grüße |
AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....
Hallo ihr Lieben!
Nochmals vielen Dank für eure Antworten. Ich möchte euch gerne noch eine Geschichte erzählen die sich ein paar Monate nach der Beerdigung ereignete, die aber meine einstellung zum Friedhof nicht gerade positiv beeinflusst hat. Meine Oma(Mutter meiner Mama), war bei mir zu besuch denn sie wohnt in Stuttgart.(Ich wohne in einem Kuhkaff Namens Oer-Erkenschwick, Kreis Recklinghausen :rotier: ) Jedenfalls war sie 2 Wochen zu Besuch, und ich glaube,dass waren mit die schlimmsten zwei Wochen seit meine Mutter starb. In diesen zwei Wochen ist sie nämlich jeden Tag mindestens noch 1 mal mehr gestorben.Meine Oma hat und wird ihren tot nie überwinden, dass soll und muss sie ja auch gar nicht! Keine Kind sollte vor seiner Mutter sterben, und verstehen muss man das schon gar nicht. Nun ist es aber leider auch so, dass meine Oma glaubt wir(meine Geschwister und ich) würden überhaupt nicht oder zumindest,in ihren Augen,zu wenig um unsere Mama trauern!!! Ich bin mit ihr zum Friedhof gefahren, alleine, und sie ist weinend neben dem Grab meiner Mutter zusammengebrochen! Ich stand daneben und wusste überhaupt nicht was ich mit ihr machen sollte. Sie ließ sich nicht beruhigen. Sie saß da, streichelte den Grabstein und war völlig apartisch. Jetzt stand ich dort, mit meinen 23 Jahren, mit meiner verstörten 75 jährigen Oma und war völlig mit der Situation überfordert. Mein damals dreijähriger Sohn zuppelte an mir herum, verstand die Welt nicht mehr und fand das alles eigentlich einfach nur langweilig und wollte nach Hause! Was sollte ich ihm da auch erklären???Ich konnte zu diesem Zeitpunkt ja selbst nicht verstehen was um Himmels Willen da passierte! Auf der einen Seite mein Kind, dass nicht verstand was los war, warum ich so nervös wurde , auf der anderen Seite meine Oma die völlig wütend wurde und mich mit einem so vorwurfsvollem Blick bedachte,dass ich glaubte ich sei der Teufel in Person! Ich hielt ihrem Blick in diesem Moment stand, denn ich wusste für mich, dass es nicht richtig war was sie da tat. Auch in all ihrer Trauer, in all ihrem schmerz hätte sie nicht so reagiren dürfen. Sie hätte mir nicht den Vorwurf machen dürfen, nicht genug um meine Mutter zu trauern, nur weil ich nicht weinend neben ihr zusammengebrochen bin. Sie hätte nicht vergessen dürfen, dass ich ein dreijähriges Kind an der Hand hatte vor dem ich ganz sicher nicht, und schonmal garnicht in dieser Situation auch nur eine Träne vergossen hätte! Doch das tat sie... Das Ende vom Lied war, dass sie nicht mehr bei mir bleiben wollte, weil sie fand ich wäre zu fröhlich!!! Ich verstand die Welt nicht mehr... Ich fing wirklich an, mich zu fragen,ob ich der herzlose Mensch bin für den sie mich hält. Und dann dachte ich mir, nein, dass bist du nicht. Deine Mama hätte nie gewollt das du dein lächeln verlierst... Und das habe ich bis heute nicht... Ich bin davon überzeugt, dass mir meine Mama und auch mein Papa, wenn sie es könnten, kräftig in den Hintern treten würden wenn ich nicht mindestens ein Mal am Tag für sie lächeln würde. Und das mache ich, jeden Tag aufs neue, auch wenn es mir manchmal nicht wirklich leicht fällt. Ich zeige ihnen mein Lächeln, denn ich weiß, dass sie sich um nichts mehr sorgen gemacht haben, als das es ihren Kindern gut geht... Ich bin danach nie wieder alleine mit meiner Oma zum Friedhof gefahren, aber wir verstehen uns mittlerweile wieder gut. Aber diesen einen Blick werde ich nie mehr vergessen.... Viele liebe Grüße, Carina :) |
AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....
Liebe Carina,
ich bin so froh, dass du mal darüber geschrieben hast. Genauso geht es mir nämlich auch. Meine Mutter ist vor 5 Jahren gestorben (sie war erst 54) und mit ihr meine ganze Welt. Ich war 2 Jahre lang jeden Tag bei ihrem Grab. Manchmal sogar zweimal, vor und nach der Arbeit. Im Winter war es immer ganz schlimm, weil es morgens noch so dunkel war. Aber ich hatte ein so dringendes Verlangen, weil ich wusste sie liegt da ganz alleine und dachte sie wartet auf mich und freut sich über meinen Besuch. Ich heule jetzt noch Rotz und Wasser wenn ich das hier schreibe. Es ist echt unglaublich - die Zeit heilt gar nix. Dann nach zwei Jahren war es schlagartig anders. Ich konnte und wollte einfach nicht mehr hin. Auch ich kann gar nicht sagen warum. Ich stand irgendwie wieder einmal an ihrem Grab und dachte immer nur "es tut mir leid, es tut mir so leid, so leid dass ich ihr nicht helfen konnte, so schrecklich leid, dass sie so leiden musste, so leid dass ich ihr das nicht abnehmen konnte. Und immer wieder gingen mir die Bilder ihres Leidens durch den Kopf, wie sie litt, wie sie da lag, die schrecklichen Krankenhausaufenthalte, die sinnlosen OPs, der jahrelange Alptraum, ihre Angst und wie viel sie sicher aus Rücksicht auf uns nicht gesagt hat, ihre Schmerzen und ich konnte ihr nicht helfen. Sie war so ein guter Mensch, das hat sie nicht verdient, dass hätte ihr nicht passieren sollen. Alles was ich fühle ist immer nur, dass es mir so leid tut für sie, dass es mir heute noch den Atem raubt, wenn ich daran denke. Und am nächsten Tag bin ich einfach nicht hingegangen und die darauffolgenden Tage auch nicht. Ich weiß nicht warum, ich fühle mich schrecklich dabei, aber ich kann nicht. Ich fahre mittlerweile sogar extra einen kleinen Umweg um nicht am Friedhof vorbeizufahren. Jetzt ist vor kurzem mein Vater gestorben und liegt neben ihr. Seit seiner Beerdigung vor sechs Monaten war ich kein einziges Mal mehr dort. Ich fühle mich so elend deswegen und weiß nicht warum ich es nicht schaffe, wenigstens mal an wichtigen Tagen wie Geburtstag, Muttertag o. ä. hinzugehen. Das macht mich wirklich zusätzlich noch fertig. Ich sage mir jedes Wochenende, dieses Mal gehst du hin, jetzt mach schon. Aber es geht einfach nicht. Versteh mich bitte nicht falsch, an meinen Gefühlen hat sich gar nichts geändert, es zerreisst mich immer noch, dass sie und nun auch noch mein Vater so sehr leiden mussten und ich glaube auch, dass sie sich "freuen" würden, wenn ich sie besuche. Aber ich kann einfach nicht. Wahrscheinlich ist es eine Schutzreaktion. Meine Schwester meinte (der es genauso geht, aber sie kann sich noch hin und wieder dazu bewegen hinzugehen), dass wir wahrscheinlich einfach nicht mehr unglücklich sein wollen. Es einfach nicht mehr wahrhaben wollen. Und wenn man dort hingeht ist es einfach zu deutlich. Aber irgendwie weiß ich auch nicht. Ich fühle mich einfach nur wie ein Alien und würde so gerne einen "normalen" Weg finden. So wie andere auch, hin und wieder mal auf den Friedhof gehen können. Sich endlich nicht mehr so schlecht fühlen. Aber wenn ich hier lese, merke ich, dass auch andere scheinbar ähnliche Probleme haben und das tröstet mich doch etwas. Sorry, dass es so lang geworden ist, aber es hat wirklich eine Ader getroffen. Ich wünsche allen hier alles Liebe, Rezzan |
AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....
Liebe(r)? Rezzan!
Ich habe mich anfangs gar nicht getraut über dieses Thema zu schreiben, denn ich dachte, aufgrund meiner schlechten Erfahrungen, dass es Vorwürfe nur so hagelt! Aber jetzt habe auch ich generkt, dass es anscheinend gar nicht so wenige Menschen gibt denen es genauso geht, und das macht mich auf eine Art richtig glücklich. es tut mir im Allgemienen sehr gut hier zu schreiben, denn ich glaube, dass ich viel zu lange versucht habe mit mir alleine fertig zu werden, weil ich andere nicht mit mir belasten wollte. Aber hier fühle ich mich irgendwie geborgen, auch wenn ich überhaupt niemenden kenne, vielleicht aber auch gerade deswegen!? Anders als bei dir hatte ich allerdings nie das Gefühl, meine Eltern dort allein zu lassen.Für mich und meine Geschwister war es eher schlimm, dass wir unsere Eltern nicht zusammen beerdigen durften. Da mein Vater schon mit 49 starb, hat natürlich überhaupt niemend damit gerechnet, dass meine Mama ihm schon vier Jahre später, mit 48 folgen würde. Deshalb bekam er damals ein Einzelgrab. Als meine Mama dann starb, haben wir alles menschenmögliche versucht um sie irgendwie noch zusammen zu kriegen, sprich, wir wollten die Urne meiner Mutter mit in sein Grab beisetzen lassen. aber das wurde uns von der Stadt und der Friedhofsverwaltung verboten! Also bekam auch sie ihr eigenes Grab, auf der anderen Seite des Friedhofs. Schon alleine diesen Weg zu gehen, von meiner Mama zu meinem Papa...,geht gar nicht! Meine Papa hatte am 04.01 Geburtstag, am 27.03 seinen 9. Todestag, und ja, dieses Jahr war ich das erste Mal an diesem Tag nicht dort und schäme mich dafür zu Tode! Ich weiß nichtmal warum ich nicht da war. Ich hab es nicht vergessen, ich war einfach nur nicht da! Meine üblichen Tage zum Friedhof zu gehen waren sonst immer die Todestage, Geburtstag, Muttertag, Weihnachten etc... Dieses Jahr war ich noch kein Mal dort! Alle erzählen mir "es wurde eine neue Hecke gepflanzt, ich hab neue Blumen gepflanzt, sieht schön aus, musst mal gucken gehen", aber dann geh ich erst recht nicht. entweder gehe ich von ganz alleine oder gar nicht, und ich glaube so sollte es auch sein. Ich glaube, und das habe ich auch erst jetzt hier in diesem Forum gelernt, für Menschen wie uns ist es einfach nur richtig mit dem Herz am richtigen Ort zu sein! Meine Eltern sind immer in meinem Herz, und mein Herz ist immer bei ihnen, ganz egal wo ich bin oder wo sie sind! Und ich denke bei dir ist es nicht viel anders! Du kannst ihnen auf dem Friedhof nicht viel geben, ausser eine Blume auf das Grab zu stellen, eine Kerze anzuzünden... Aber deine Liebe, die du mit die trägst, die kann dir keiner nehmen, und ihnen auch nicht.... Und über die Länge der Antworten brauchen wir wohl jetzt nicht mehr sprechen, oder ;) :remybussi Carina |
AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....
Liebe Carina,
Mensch das ist ja nochmal so schlimm...diese blöde Verwaltungspolitik ist doch wirklich unfassbar!! Für mich ist es komischerweise schon ein Trost, dass meine Mutter jetzt nicht mehr "alleine" ist. Ich verstehe dich da echt...:angry: Auch wenn es sich jetzt doof anhört, aber irgendwie ist es doch bestimmt auch tröstlich, dass dein Vater eben nicht damit gerechnet hat so früh zu gehen. Mein Vater wollte sofort ein Doppelgrab und hat auch einen Stein machen lassen, auf dem sein Name und sein Geburtsdatum bereits standen. Nur das Todesdatum war noch offen. Du kannst dir ja sicher vorstellen, wie toll das jedes Mal für mich war, vor diesem Riesen-Grabstein zu stehen, der mir jedes Mal sagte: Hey, bald liegt dein Vater auch noch hier! Und vier Jahre nach ihrem Tod wurde er dann auch krank. Es war für mich echt fast keine Überraschung. Irgendwie kam mir seit dem Tod meiner Mutter das Leben eh nur noch vor, wie ein Warteraum in dem ich sitze und auf die nächste Katastrophe warte. Wie in nem falschen Film eben. Ich glaube, so oder so, es ist immer schwer...vielleicht kriegen wir das ja doch irgendwann mal auf die Reihe. Ich wünsche es dir und allen anderen auch. Ganz liebe Grüße:pftroest: Rezzan (klingt wie'n Männername, ist es aber nicht :tongue ) |
AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....
Mein Papa ist 1974 gestorben. Ich war bei seiner Beerdigung und seitdem nie wieder an seinem Grab. Ich kann einfach nicht. Ich sehe ihn immer noch so vor mir wie ich ihn kannte und lieb hatte. Schon der Gedanke an sein Grab gehen zu müssen, fällt mir schwer und ich muß weinen. es ist schon so lange her, aber es tut immer noch weh.
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AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....
Liebe Ingrid,
es ist wirklich unglaublich, nicht wahr? So lange ist es nun bei dir her und der Schmerz ist immer noch da...das bestätigt eigentlich nur dass, was ich tief im Inneren schon ahne - Die Zeit heilt gar nix.... Liebe Grüße, Rezzan |
AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....
Hallo Rezzan, hallo @Alle,
mein Vater starb 1972. Seine Grabstelle zu besuchen, hat mir nie etwas ausgemacht - ich war vier als er starb und habe keinerlei Erinnerungen an ihn. Ich kann mich aber noch erinnern, daß wir als Kinder den Naturstein geschrubbt haben, aber alles ohne schmerzliche Gedanken. Auch war ich später jahrelang nicht ein einziges Mal mehr an seinem Grab. Seit September letzten Jahres liegt meine Mutter neben ihm. Ich kümmere mich in Abständen um die Grabpflege - wir wohnen nicht im gleichen Ort - und stelle meiner Mutter eine Kerze hin. Schwer beschäftigt mit der Grabpflege verdränge ich dabei meist alle Gedanken an sie. Unabhängig davon sind meine Gedanken jeden Tag bei ihr und ich weiß, daß das für meine Mutter auch so absolut ok ist. Sie selbst war auch absolut kein Friedhofsgänger. Und dann ist da noch meine Schwester, die 1992 tödlich verunglückte. 10 Jahre lang bin ich an ihrem Todestag, ihrem Geburtstag und auf Weihnachten jeweils zu ihrem Grab - ein Einzelgrab, was mich noch heute stört - gefahren, habe ihr ganz bestimmte Blumen gebracht und eine Kerze für sie angezündet. Nach 10 Jahren habe ich mir dann gesagt, daß ich endlich loslassen muß - ich wußte, daß ich das selbst 10 Jahre danach noch nicht geschafft hatte und vielleicht auch noch immer nicht so recht habe, auch wenn ich nicht mehr zu ihr fahre. Ich denke wie auch immer wir es mit dem Gang zum Friedhof halten, einzig wichtig ist, daß wir unsere Lieben im Herzen behalten. Und daß dem so ist, dessen bin ich mir eigentlich bei jedem, der hier schreibt, sicher. Rezzan, Du schreibst, 'die Zeit heilt gar nix'. Aus meiner Sicht würde ich sagen, über den tiefen Wunden bilden sich mit der Zeit Narben, die je nach 'Wetterlage' manchmal nur 'zwicken' und an anderen Tagen selbst Jahre später immer wieder mal aufbrechen können. Eine echte Heilung unseres Schmerzes kann auch ich mir nicht so recht vorstellen, doch werden die schmerzvollen Momente im Laufe der Zeit merklich weniger - so habe ich es zumindest erlebt. Ich wünsch Euch noch einen schönen Abend. LG Beate |
AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....
Liebe Beate,
ich finde deine Sicht der Dinge und deine Einstellung bewundernswert. Du scheinst deinen Weg gefunden zu haben um mit all deiner Trauer umzugehen. Ich wünschte, ich könnte das auch. Vielleicht ist es doch eine Frage der Zeit, aber irgendwie habe ich da keine echte Hoffnung...Es hat sicher auch viel damit zu tun, dass ich meine Eltern "langsam" verloren habe und sie bei ihrem Leidensweg begleitet habe. Auch wenn sich das wieder komisch anhört, aber das schlimmste ist für mich wirklich nicht der Verlust meiner Eltern (obwohl sie mir natürlich sehr fehlen). Das schlimmste ist, dass sie so leiden mussten. Und diese Bilder und Erinnerungen, die verblassen nicht wirklich. Liebe Grüße & dir auch einen schönen Abend, Rezzan |
AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....
Hallo ihr Lieben!
Bin jetzt grad von der Arbeit gekommen und dachte ich schau mal nach, ob sich hier was getan hat, und siehe da... :eek: Ich bin wirklich ein wenig erstaunt das es wohl doch so viele Menschen gibt, die das gleiche "Problem" haben wie ich! Ich habe mich in der Beziehung nämlich immer für nicht "normal" gehalten, aber so ungewöhnlich scheint es ja dann doch nicht zu sein!Das baut mich wahnsinnig auf! @ Frau Rezzan :tongue Es war nicht so, dass mein Vater nicht damit gerechnet hatte, sterben zu müssen. Mein Vater hat sehr lange mit dem Krebs gekämpft, alles in allem waren es ca 7 Jahre! Er wusste schon gute 3 Jahre bevor er letztendlich starb, das die Ärzte nichts mehr für ihn tun können! Das habe ich aber erst alles vor noch nicht ganz so langer Zeit erfahren. Meine eltern haben damals versucht das alles soweit wie möglich von mir fern zu halten, ich war damals auch erst 10 Jahre alt als die erste Diagnose kam. (Mein gott, so alt bin ich schon :confused:) Bei uns ist es so,dass man Gruften alle 20 Jahre neu "kaufen" muss, und da meine Mama zu dem Zeitpunkt ja erst 43 war, und ja noch sehr viel länger hätte leben können, haben wir uns für ein einzelgrab entschieden. Mit so ner sch... rechnet ja auch kein Mensch!!!Bei meiner Mama ging alles so wahnsinnig schnell, da blieb überhaupt keine Zeit an irgendwas zu denken. Von Diagnose bis Tot waren es grad 5 Wochen!!! Aber auch wenn die beiden Gräber so weit auseinander liegen, sie werden sich schon irgendwo in der Mitte getroffen haben und gehen ihren Weg jetzt wieder gemeinsam! Man man, jetzt ist es schon wieder so lang geworden! So viel hab ich in den ganzen letzten 9 Jahren glaub ich nicht "erzählt". Scheine wohl ein ungeheures Mitteilungsbedürfnis entwickelt zu haben :augendreh! Wünsche euch allen noch einen ganz schönen Abend! Bis zum nachsten Mal :remybussi |
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Liebe Heide.
Ich glaube du könntest recht haben mit dem was du geschrieben hast. Ich denke ich bin wirklich noch nich fertig mit dem, was da passiert ist. Ich war/bin immer die Starke der Familie, obwohl ich die Jüngste bin! Ich habe auf der Beerdigung meines Papas nicht eine Träne vergossen! Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, mir sorgen um alle anderen zu machen, vor allem um meine Mama, die sich vor lauter Schmerz kaum auf den Beinen halten konnte. Ich hatte gar keine Zeit traurig zu sein. Und als ich sie dann hatte, habe ich alles dagegen getan traurig zu werden. Das tue ich bis heute... Bis es mich halt einfach mal überennt, und ich es nicht mehr aufhalten kann! Aber das mache ich dann für mich alleine. Ich möchte nicht das jemand sieht wenn es mir schlecht geht... Ich hoffe und bete immer nur, dass meinem Sohn dieses Elend mal erspart bleibt... Viele liebe Grüße an dich :knuddel: |
AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....
Hallo ihr Lieben!
Bin jetzt grad von der Arbeit gekommen und dachte ich schau mal nach, ob sich hier was getan hat, und siehe da... :eek: Ich bin wirklich ein wenig erstaunt das es wohl doch so viele Menschen gibt, die das gleiche "Problem" haben wie ich! Ich habe mich in der Beziehung nämlich immer für nicht "normal" gehalten, aber so ungewöhnlich scheint es ja dann doch nicht zu sein!Das baut mich wahnsinnig auf! @ Frau Rezzan :tongue Es war nicht so, dass mein Vater nicht damit gerechnet hatte, sterben zu müssen. Mein Vater hat sehr lange mit dem Krebs gekämpft, alles in allem waren es ca 7 Jahre! Er wusste schon gute 3 Jahre bevor er letztendlich starb, das die Ärzte nichts mehr für ihn tun können! Das habe ich aber erst alles vor noch nicht ganz so langer Zeit erfahren. Meine eltern haben damals versucht das alles soweit wie möglich von mir fern zu halten, ich war damals auch erst 10 Jahre alt als die erste Diagnose kam. (Mein gott, so alt bin ich schon :confused:) Bei uns ist es so,dass man Gruften alle 20 Jahre neu "kaufen" muss, und da meine Mama zu dem Zeitpunkt ja erst 43 war, und ja noch sehr viel länger hätte leben können, haben wir uns für ein einzelgrab entschieden. Mit so ner sch... rechnet ja auch kein Mensch!!!Bei meiner Mama ging alles so wahnsinnig schnell, da blieb überhaupt keine Zeit an irgendwas zu denken. Von Diagnose bis Tot waren es grad 5 Wochen!!! Aber auch wenn die beiden Gräber so weit auseinander liegen, sie werden sich schon irgendwo in der Mitte getroffen haben und gehen ihren Weg jetzt wieder gemeinsam! Man man, jetzt ist es schon wieder so lang geworden! So viel hab ich in den ganzen letzten 9 Jahren glaub ich nicht "erzählt". Scheine wohl ein ungeheures Mitteilungsbedürfnis entwickelt zu haben :augendreh! Wünsche euch allen noch einen ganz schönen Abend! Bis zum nachsten Mal :remybussi |
AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....
Ich hab es seit August auch nicht geschaft zu meiner Oma ans Grab zu gehen oder zu meiner mom seit der Beerdigung im März. Ich weiß nicht wieso - vielleicht weil ich mir vorwürfe mache, daß ich nicht trauere und nicht will das sie es sehen. Wenn ich über ihren Tod nachdenke, dann stellt sich bei mir an erster Stelle das Gefühl der Erleichterung und Freiheit ein und ich hasse mich dafür. Ich muss dazu sagen, daß meine mom und ich früher ein Herz und eine Seele waren. Wir gegen den Rest der Welt, doch meine mom hat sich sehr verändert. Sie fing an und klammerte sehr stark. Teilweise konnte ich nicht mal Tanken fahren alleine weil sie mit wollte. Sie hatte Panik, daß mir was passieren könnte. Eine Zeitlang konnte ich es ertragen, aber irgendwann hab ich versucht mich zu befreien. Es gab viel Streit und mom fing dadurch wieder an zu trinken. Als ich mit 27 zu Hause ausziehen wollte drohte sie mir mit selbstmord. Nach meinem Auszug wurde es immer schlimmer. Irgendwann hatte ich das Gefühl daß ich ein Kleinkind hatte. Alles musste ich erledigen, egal ob es Kündigungschreiben waren oder Sachen aus der Apotheke kaufen. Ich war fast alle 2-3 Tage bei ihr um ihr zu helfen. Sie wurde immer unselbstständiger. Ich dachte irgendwann, daß kann doch nicht sein - die macht das sicher um mich noch mehr zu binden und um sich zu haben. Also fing ich an immer weniger für sie zu machen. Das ergab neue Streits und sie schmiss mir eine menge schlimer dinge an den Kopf und weinte viel. Ich dachte wirklich, daß sie sich absichtlich ungeschickt anstellt damit ich komme. Heute weiß ich, daß das nur zum Teil stimmte. Die extreme Verschlechterung der letzten 3 Jahre kam durch die weit fortgeschrittene Leberzirrhose, was ich aber bis zu dem Tag vor ihrem Tod nicht wußte. Jetzt mache ich mir Vorwürfe und Hasse mich für mein Verhalten.
Ich denke immer häufiger an die Streits zu Weihnachten und Neujahr. Ich war total genervt von ihrem seltsamen Verhalten und ihren Vorwürfen. Heute wünsch ich mir alles wäre anders gelaufen. Wenn ich gewußt hätte das sie durch ihre Krankheit so seltsam und ungerecht wurde, dann wäre alles anders gelaufen. Aber keiner konnte ahnen, daß sie mit 60 plötzlich verstirbt ohne Vorwarnung. Jetzt schwanke ich zwischen Erleichterung (die ständigen emotionalen Erpressungen waren echt extrem) und schuldgefühlen. Trauer kommt da irgendwie gar nicht hoch. |
AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....
Meine liebe Carina,
ich besuche meinen Sohn, den ich über alles liebe, jeden Tag! Mein Mann liebt Lukas genauso wie ich, jedoch seine Besuche nicht so oft sind! Als Lukas gestorben war, habe ich nur am Tag der Beerdigung schwarz getragen! Lukas liebte weiß, ich auch, und einmal, als er noch "klein" Junge war, sagte zu mir: Mutti! Du liebst weiß und ich liebe weiß, wir lieben beide weiß, ist das nicht schön? Nun, warum sollte ich ausgerechnet jetzt schwarz tragen, wenn mein Sohn diese Farbe nicht so doll fand? Mein Mann trug oft schwarz aber sagte/sagt immer: Lukas ist überall! Ich brauche nicht zum Friedhof gehen! Und liebe Carina! Ich respektiere es! Alles was wichtig ist, ist die Hoffnung auf ein Leben nach dem Leben auf der Erde und die Hoffnung unsere Lieben eines Tages wieder zu sehen! Und wir tragen unseren Lieben im Herzen! Liebe Grüße Maja |
AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....
Zitat:
genau so ist es bei mir bzgl. meiner Mutter. Keine 3 Monate blieben ihr ab der Diagnose (metastasierter Bauchspeicheldrüsenkrebs). Von den ihr verbliebenen 88 Tagen war sie 56 Tage im Krankenhaus, wo ich sie fast täglich besuchte. Und die letzten 12 Tage war ich stundenlang fast den ganzen Tag bei ihr. Die Bilder werde ich nie aus dem Kopf bekommen - genauso erinnere ich mich aber auch noch an die letzten Minuten mit meiner Schwester, ich war die letzte, die sie lebend sah. Das seelische Leid, daß meine Mutter neben dem körperlichen durchleiden mußte, schmerzt auch mich noch heute. Aber auch erinnere ich mich daran, wie friedlich sie schließlich nur mit mir an ihrer Seite einschlief. Mit diesem Wissen ist ihr Tod für mich deutlich einfacher annehmbar. Rezzan, auch Du wirst Deinen Weg finden, nicht mehr ganz so schmerzlich an die letzten Wochen/Stunden Deiner Eltern zu denken - irgendwann werden die schönen Erinnerungen an sie Deine Gedanken an sie bestimmen und die traurigen Phasen in den Hintergrund rücken. Der Weg dorthin ist sicher steinig und manchmal nicht ganz einfach zu finden, ja auch ich bin noch lange nicht am Ende meines Weges angekommen und auch noch auf der Suche. Liebe Carina, so wie Du es bzgl. Deines Vaters schreibst - stark sein für die anderen, den Schmerz verdrängen und im kleinen Kämmerlein allein austragen... - habe ich es meist auch bezüglich meiner Schwester gehalten. Auch wenn manch ein Psychologe nun aufschreien würde, daß wir uns damit langfristig nur schaden, ist es für den einen oder anderen vielleicht trotzdem ein sinnvoller oder vielleicht auch nur der einzig gangbare Weg, um nicht am Schmerz zu zerbrechen. Ich finde, jeder muß den Weg gehen, den er für sich als den erträglichsten erachtet. Irgendwie werden wir alle hier früher oder später unseren Weg finden. LG Beate |
AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....
Liebe Maya,
ich bin selber Mami eines 6 Jährigen Sohnes. Möchte dir einfach nur sagen das es mir wahnsinnig leid tut.Ich wage gar nicht daran zu denken was ihr durchgemacht habt... Mein Schmerz kommt mir dagegen gerade sehr "klein" vor. :pftroest: Liebe Beate, ich denke ich werde auch weiterhin so stark sei. das Reden habe ich eh in den letzten Jahren verloren, und ich weiß nicht ob ich es noch wiederfinden kann. Es tut mir nur für die Menschen leid, die sich so große Mühe mit mir geben und ich ihnen einfach nicht die Chance geben kann, mich wirklich zu kennen oder auch kennen zu lernen. Sie mögen mich so wie ich bin, aber vielleicht wäre manchmal alles ein bisschen einfacher.... Gute Nacht und viele Liebe Grüße an alle.... :remybussi |
AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....
Hallo,
es ist gut, dass du mal alles rauslassen kannst. Und eins ist gewiss, du bist kein schlechter Mensch. Ich weiß wie das ist, wenn man eine Fassade aufbaut und einen auf fröhlich macht um seine Umwelt zu schonen und sie sich auch vom Leib zu halten, aber hinter der Fassade sieht es doch ganz anders aus. Jeder hat das recht auf seine ganz eigene Art zu trauern. Liebe Grüße:winke: Susanne |
AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....
Liebe Susanne,
ich bin auch sehr froh das ich hier einen Weg gefunden habe mir mal ein bisschen Luft zu machen, und mal ein paar Antworten auf einiges bekommen habe, was mich sehr beschäftigt hat. Ich merke jetzt wie gut mir das tut, sich verstanden zu fühlen ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen... Vielen Dank nochmal an alle, die mir geantwortet haben. Es ist ein schönes Gefühl nicht alleine zu sein :) Ganz doll viele liebe Grüße :kuess: |
AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....
Liebe Mama, lieber Papa
war heut "bei euch" und habe die Blumen gegossen... Und das mal wieder völlig teilnahmslos...:embarasse Es geht mir so schlecht dabei, aber ich kann nichts dagegen tun... Ich hoffe, ihr seid nicht böse auf mich. Ihr wisst, dass ich euch liebe und immer an euch denke, aber ich kann nicht auf diesen Friedhof gehen und eure Namen auf dem Grabstein stehen sehen, dass bricht mir mein Herz, wieder und wieder und wieder.... Ich hoffe, dass ihr mir das verzeihen könnt wenn wir uns irgendwann wiedersehen, und das ihr mich dann in die Arme schließt und sagt, dass ihr mich trotzdem lieb habt... Ich liebe euch, und das werde ich immer tun... Eire Tochter Carina... |
AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....
Liebe Carina,
ich bin mir sicher, daß sich Deine Eltern zu Lebzeiten Deiner Liebe zu ihnen voll und ganz sicher sein sein konnten und sich dessen auch jederzeit bewußt waren. Diese Liebe erlischt nicht mit dem Tod. Ich denke, die Liebe zu unseren Verstorbenen definiert sich nicht durch Friedhofsbesuche, sondern durch die ihnen geltende unerschütterliche und ewig währende Liebe in unseren Herzen. Ich glaube auch nicht, daß unsere verstorbenen Väter und Mütter uns am Grab leiden sehen wollen. Zu Lebzeiten haben sie uns doch auch vor allem Leid schützen wollen, nur unser Bestes gewollt. Warum sollte das jetzt anders sein. Und erinnere Dich auch der bedingungslosen Liebe Deiner Eltern zu Dir. Es gibt nicht viel, was die bedingungslose Liebe von Eltern zu ihren Kindern zerstören kann. Aber ich bin mir sicher, daß darüber auf gar keinen Fall Friedhofsbesuche entscheiden können. Warum also soll(t)en Deine Eltern Dir böse sein, daß Du mit dem Friedhof nicht so recht etwas anfangen kannst. Da liegen heute nur ihre menschlichen Hüllen, aber in Dir leben sie weiter! Das einzig wichtige ist m.E., daß Du/wir unsere Lieben im Herzen behalten. Und genau das lese ich in Deinen Zeilen! LG Beate |
AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....
Interessantes Thema! Vor genau 4 Monaten hat mich mein Papa für immer verlassen. Auf dem Friedhof war ich seit der Beerdigung nicht mehr, was aber hauptsächlich daran liegt, dass er in einem anderen Land (seiner Heimat) beerdigt wurde. Aber selbst wenn es nicht so wäre, würde es mir nicht leicht fallen, ständig dorthin zu gehen. Mein Großvater ist ´84 gestorben, ich war nur im darauffolgenden Jahr mal kurz an seinem Grab. ´86 starb meine Großmutter, und ich war bei der Beerdigung meines Vaters dann zum ersten Mal bei ihr. Ich hab´ mich damals am Grab meines Großvaters so unwohl gefühlt, dass ich Friedhofsbesuche jahrelang verweigert habe. In unserer Heimat gibt es dazu noch auf vielen Grabsteinen Bilder der Menschen, die dort bestattet wurden (in meiner Familie allerdings nicht). Außerdem haben sich viele noch lebende Menschen, die ich persönlich kenne, schon ihre Namen und Bilder auf die Steine draufmachen lassen... find´ ich schauerlich, und damals mit 9 Jahren war der Friedhofsbesuch für mich die reinste Qual.
Im Sommer fahr´ ich mit meiner Mutter, meinem Bruder und seiner Freundin in die Heimat und geh´ dann auch einige Male auf den Friedhof. Wenn ich nicht wollte, würde mir das meine Mutter sehr übel nehmen... aber ich will ja. Wie es mir dort ergehen wird, kann ich jetzt noch nicht sagen, erst hinterher. Aber nun reicht meiner Mutter auch nicht mehr aus, dass ich 3 Wochen von meinem Urlaub mit meiner Familie verbringe. Neulich hat sie gemeint, ich soll mal nach Flügen wegen Allerheiligen schauen und am 3. oder 4.11. zurück. Als ich ihr gesagt habe, das würde nicht gehen weil ich schon eine Konzertkarte für dieses WE hätte, ist sie echt ausgetickt. Ich trage auch nicht ständig schwarze Kleidung, d. h. ich trage sehr viel dunkle Kleidung, weil das halt schon immer mein Geschmack war. In unserer Heimat ist es so üblich, bis zu 1 Jahr (manchmal auch länger) nach dem Tod eines Angehörigen nur Schwarz zu tragen. Meine Mutter tut das natürlich, mein Bruder und ich hingegen nicht. Ich weiß, dass meinem Vater meine schwarzen Klamotten nie gefallen haben und er das nicht gut finden würde. Meine Mutter hingegen argumentiert damit, was die Leute von uns halten würden. Außerdem hat sie meinen Bruder, seine Freundin und mich ab und zu mal angepflaumt, wenn wir kurz nach seinem Tod mal gelacht hatten. Aber wenn im TV irgendwelche schrägen Nichtsänger bei DSDS zu sehen sind, muss ein Mensch doch lachen, oder? Das heißt doch nicht gleich, dass man nicht trauert... |
AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....
Hallo Zagorka.
Ich musste mir diese Vorwürfe, ich würde nicht, bzw nicht genug trauern auch anhören als meine Mutter starb. Die Mutter meiner Mama ist sogar lieber zu meiner Schwester gegangen nach der Beerdigung, anstatt bei mir zu bleiben, weil ich ihr zu fröhlich war!!! Mein Sohn war zu der Zeit gerade 2 Jahre alt, und natürlich sitze ich da nicht den ganzen Tag auf der Couch und weine!!! Aber sie hat das nicht verstanden...eigentlich versteht sie es bis heute nicht! Ich kann aber mittöerweile damit leben, denn ich kann mir nicht ihre Art zu trauern aufzwängen lassen. Ich mach das so, wie ich es für richtig halte, auch wenn mich die Tatsache, dass ich nicht auf den Friedhof gehen kann, oder will sehr stört und traurig macht! LG Carina |
AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....
Zitat:
LG Sabine |
AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....
Liebe Sabine,
ich glaube auch das meine Eltern nicht wollen das ich den Rest meines Lebens nur noch traurig bin. Ich war 17 als mein Vater starb, 21 bei meiner Mama!Ich muss also auch noch eine ganze weile ohne meine Eltern Leben und mache das glaub ich bisher auch relativ gut. Ich hatte das Glück schon sehr früh zu einem selbstständigen Menschlein erzogen worden zu sein, so mit büglen, kochen,waschen und so :lach2: ! Auf dem Friedhof war ich schon nicht oft als mein Papa starb, von daher wusste meine Mama das ich nie zu einem Friedhofsgänger mutieren würde, und sie hat das auch nie von mir verlangt. Trotzdem denke ich das vielleicht doch manchmal ein wenig traurig sind das ich mich so wenig darum kümmere. Andererseits denke ich auch, dass sie wissen warum das so ist und es mir deswegen vielleicht nicht ganz so übel nehmen. Ich bin da immer etwas hin und her gerissen... |
AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....
Hallo Carina,
ich glaube ich kann Dir dein schlechtes Gewissen ein wenig mildern,wenn ich Dir sage,das es mir genauso geht!Ich habe 1988 meinen Papa verloren,und1995 meinen allerbesten Freund!Die beiden Gräber liegen fast direkt gegenüber,so das ich bei einem meiner seltenen Besuchen immer von einem zum anderen blicken muß!Ich war und bin auch noch nie ein typischer Friedhofsgänger gewesen,und habe jedesmal ein schlechtes Gewissen,wenn ich vorbei fahre und nicht hin gehe.Aber ich bin der festen Überzeugung,das sie wissen,wie sehr ich sie beide immer noch liebe und vermisse!Viel wichtiger als der Gang zum Friedhof,finde ich,an sie zu denken und nicht zu vergessen!Es gibt da einen Spruch:Lieber ein aufrichtiges Gebet unter freiem Himmel,als ein falsches in der Kirche!Wenn Du sie tief in deinem Herzen nicht vergessen tust,werden sie es bestimmt verstehen! LG Didi |
AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....
Hallo Didi!
Ich hoffe und bete einfach nur, dass sie mich verstehen können und werden! Und ich hoffe, das wenn ich alt und grau werden sollte, und ich sie dann wiedersehe, dass sie mich auch wiedererkennen und mich einfach nur in den Arm nehmen und sich dann freuen das ich endlich wieder da bin, so wie ich es tun werde.... Liebe Mama, lieber Papa... Ein Teil unseres Lebens findet sich im Herzen derer wieder, die uns lieben! Und allein die Liebe zu euch lässt mich weiterleben |
AW: Bin ich ein schlechter Mensch weil....
Hi Carina,
mach Dir keine Sorgen!Genauso wird es später sein,wenn Du sie tief in deinem Herzen nie vergisst,und an sie denkst! Ich glaube fest daran! LG Didi |
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