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Susanne28 20.02.2006 18:01

Pancoast - Plattenepithel- Erfahrungen??
 
Hallo,
nach einem viertel Jahr starker Schmerzen in Schulter und Rücken, Akkupunktur, Krankengymnastik und chinesischer Tapes haben wir nun seit knapp 2 Wochen die traurige Gewissheit woher die Schmerzen meines Vaters (53, bis zu diesem Zeitpunkt Raucher, ca 35 Jahre lang) kommen. Im MRT wurde ein Tumor entdeckt und nach den Untersuchungen im Krankenhaus ist seit Freitag klar: Pancoast, Plattenepithelkarzinom, 2Metastasen in der Leber, eventuell eine in der Nebenniere, eventuell Kochenmetastasen (stand im Arztbrief, meinem Vater wurde aber eigentlich nein gesagt). Am Samstag hat er schon die erste Chemo bekommen: Cisplatin und E..- hm?! Heute durfte er heim, Freitag gibts die nächste Chemo, dann sind 3 Wochen Pause.
Nachdem er die letzten 6 Wochen sitzend auf dem Sofa geschlafen hat, bin ich sooo froh, dass er endlich etwas gegen die Schmerzen bekommt (2 mal 60mg MTS und nach Bedarf Dexamethason 4mg; Sevredol, Amitripyril), nachdem ich aber auch seit knapp zwei Wochen fleißig hier im Forum mitlese, habe ich auch schon viel negatives über Morphium gelesen....
Ursprünglich waren parallel zur Chemo auch Bestrahlungen geplant, der Arzt ist aber optimistisch, dass die Chemo reicht. Eventuelle Reste könnten dann noch operiert werden....
Leider hatten meine Mutter und ich nie Gelegenheit mit dem Prof zu sprechen, sprechen wir tatsächlich von Heilung? Ich lese immer nur überall dass ein Pancoast sehr schlechte Prognosen hat (auch wenn man hier im Forum schon eines Besseren belehrt wird, was die Lebenserwartung angeht) Oder hat mein Vater tatsächlich irgendwie Glück gehabt und von der ganzen Scheiße die es gibt noch etwas "nettes" bekommen?! Er hatte auch außer den Schmerzen keinerlei Symptome und ist eigentlich in guter körperlicher Verfassung (wenn man von dem physischen und psychischen Folgen des Dauerschmerzes absieht, aber selbst die 5kg, die er dadurch abgenommen hat, hat er wieder drauf.....)
Ein weiteres Problem ist, dass mein Vater mit niemanden über seine Gefühle redet und eine solche Diagnose muss einen doch zum Verzweifeln bringen... Leider war niemand von uns mit beim verhängnisvollen MRT und so war seine erste Reaktion sich betrinken und uns dann azurufen, zu sagen dass er einen Lungentumor hat und ohne Behandlung ca. noch ein halbes Jahr und da er mit den Schmerzen nicht mehr leben will, geht er jetzt in den Wald..... zum Glück hat er mir dann doch gesagt wo er ist, so dass ich ihn abholen konnte und aus Sorge er tut sich was an und wegen der Schmerzen kam er dann sofort ins Krankenhaus. Er hat seitdem nicht wirklich offen mit uns geredet, nur bevor er ins Krankenhaus kam ist er weinend auf dem Sofa zusammen gebrochen, weil er die Schmerzen nicht mehr ertragen kann. Ich kriege diese Bilder und Wort seitdem nicht mehr aus dem Kopf, er tut mir so unendlich leid, und ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass er vielleicht meine Hochzeit nie erlebt, seine Enkelkinder nicht kennenlernen darf,.....
Dabei können wir ja froh sein, dass er diese schrecklichen Schmerzen hatte, sonst hätte er ja gar nichts von dem bemerkt, was da in ihm wächst!
Für all eure Erfahrungsberichte und Ratschläge bin ich sehr dabkbar, habe hier im Forum schon so viel erfahren!!!!! Würde mich also auch jetzt sehr freuen!
Liebe Grüße Susanne 28

Michael_D 20.02.2006 18:59

AW: Pancoast - Plattenepithel- Erfahrungen??
 
Liebe Susanne,

leider fehlt mir ein wenig die Zeit, Dir so ausführlich zu antworten, wie ich gerne möchte. Daher das Wichtigste nur im Telegrammstil.

1. Die Chemo, die Dein Vater bekommt, ist sozusagen Standard (Cisplatin und vermutlich Etoposid). Wieso er nicht bestrahlt wird: keine Ahnung. Die Aussage: "Chemo reicht vermutlich, den Rest können wir operieren", halte ich, ganz offen gesagt, für sehr gewagt. Vermutlich werden bei zunehmenden Schmerzen die Knochenmetastasen bestrahlt.

2. Ich kenne mich mit dem Pancoast-Tumor nicht allzu gut aus und weiß nichts von den Besonderheiten. Jedoch ist bei einer Metastasierung in Leber, Nebennieren, Knochen von einem sehr fortgeschrittenen Stadium auszugehen. Eine Heilung ist zu diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich. Zur Lebenserwartung ist seriös überhaupt keine Aussage zu treffen. Meiner Mutter haben sie gesagt: rechnen sie mit Monaten. Diese Aussage ist nunmehr schon 16 Monate her, und es deutet nichts darauf hin, daß sich die Dinge innerhalb der nächsten Zeit ändern (ist aber auch nicht auszuschließen). Wenn Dein Vater auf Cisplatin anspricht, kann er noch einige Zeit leben. Das Plattenepithel-Ca. ist grundsätzlich nicht so "bösartig", d.h. schellteilend wie andere Ca's. Die Prognose ist aber, das muß man klar sagen, wegen der weit fortgeschrittenen Metastasierung, ziemlich schlecht.

3. Du hast viel Negatives über Morphium gelesen? Das kann ich so nicht teilen. Wichtig ist vor allem, daß es Deinem Vater in dieser schwierigen Situation möglichst gut geht. Wenn er so starkte Mittel braucht, dann braucht er sie halt. Wegen Abhängigkeiten oder ähnlichem braucht Ihr Euch überhaupt keine Sorgen zu machen. Morphine haben auch allerlei Nebenwirkungen, doch ist der Vorteil dieser hochwirksamen Medikamente zweifellos größer. Wende Dich am besten an einen Mediziner, der sich mit der palliativen Behandlung von Krebspatienten auskennt. Im Krankenhaus sollte da jemand sein. Dieser wird in Zusammenarbeit mit Deinem Vater die für ihn maßgeschneiderte Schmerztherapie finden (so sollte es jedenfalls sein . . .).

4. In jeder Klinik gibt es eigentlich eine psychosoziale Beratung/Psychoonkologie. Durch eine solche Krise kommt man nicht ohne Hilfe!!! Selbst wenn Dein Vater für solche Dinge nicht zugänglich sein sollte: hol DU DIR selbst dort Hilfe!

Viele Grüße, bei Fragen bitte immer ansprechen,
Michael

Susanne28 20.02.2006 19:45

AW: Pancoast - Plattenepithel- Erfahrungen??
 
Hallo, danke für die schnelle Antwort.
Ich habe ja immer noch die Hoffnung, dass der Krebs doch noch nicht so weit fortgeschritten ist, definitiv sind "nur" die Metastasen in der Leber, bei den Knochen erzählte ihm der Prof, dass der Tumor ins Muskelgewebe eingewachsen ist und daher auf die Nerven drückt, in dem Arztbrief von der Stationsärztin stand dann plötzlich Knochenmetastasen. Sehr merkwürdig. Er hat aber keine Hirnmetastasen und auch die Lymphknoten sind nicht betroffen. Das ist doch ein ganz gutes Zeichen, oder? Wir haben nie eine TNM Einstufung bekommen, vielleicht wäre das aussagekräftiger...
Ursprünglich sollte die Bestrahlung gemacht werden um ihm schneller die Schmerzen zu nehmen, jetzt will der prof in 4 Wochen erstmal ein ct machen, anscheinend geht er davon aus, dass sich während der chemo schon genug tut.... nichts würde ich mir mehr wünschen!!!!!!!!!!!!!!
Liebe Grüße Susanne

Michael_D 20.02.2006 20:26

AW: Pancoast - Plattenepithel- Erfahrungen??
 
Tja, das ist so eine Sache . . . ich möchte Dich nicht zu sehr enttäuschen, aber wenn bereits Fernmetastasen vorliegen, dann spielt der Lymphknotenbefall keine allzu große Rolle mehr.

Aus diesem Grund teilt man den Krebs Deines Vaters immer ins Stadium IV (das höchste) ein, eben weil Fernmetastasen vorliegen. Nach allem, was ich gelesen habe, ist das Stadium vermutlich T4 Nx M1, wobei das aber keine große Rolle spielt. Das ist auch nicht aussagekräftiger.

Ich wünsche Euch von Herzen, daß die Chemo anspricht! Man darf die Hoffnung nicht aufgeben. Ich drücke Euch fest die Daumen.

Michael

Liz und Willy 26.02.2006 22:24

AW: Pancoast - Plattenepithel- Erfahrungen??
 
Liebe Susanne und lieber Michael

Pancoast, auch wenn es ein Lungenca ist, hat leider seine besondere Stellung weil er eben auch selten ist und als Ausbrechtumor bekannt ist d.h. er wächst sehr schnell vor Ort aus dem Lungengewebe raus und frisst sich ins umliegende Gewebe rein.

1. Pancoast ist auch ohne jeglichen Fernmeta.befall ein Stadium IV und zwar wegen seiner Lage.

2. die neurologischen Schmerzen lassen sich am besten mit Morphium und einem Antiepileptika behandeln, vor allem wenn der Tumor schon gross ist und auf die Nerven drückt. Hier würden wir NIE und NIMMMER an Mo oder anderen Schmerzbekämpfenden Mitteln sparen. Willy hat schon seit 2002 Morphioum und lebt gut damit. Also legt die Angst vor Mo ab, bitte.

3. Ich versteh auch nicht ganz warum keine Bestrahlung gemacht wird? Ist normalerweise schon ein Teil der Behandlung.

4. Falls operiert wird muss unbedingt auch ein Neurochirurg im Op. Team sein und nicht nur ein Thoraxchirurg. Kleinere Kliniken fassen ein Pancoast nie an, also ab in die grossen Kliniken.

5. Willy gaben sie am Heiligabend 2002 noch 2-3 Monate, er ist immer noch mein Doppelpack und bei mir..... Willy's Pancoast war 7x7cm gross, mit 14 Lymphmetas bei Diagnosestellung. 4 Wochen nach der12 stündigen Op. wurden die ersten Hirnmetas gefunden - Bestrahlung, letztes Jahr fanden sie eine kleien Pancreasmeta auf der Pancreasspitze - die div. Chemos haben gewirkt zumindest bis heute, er hat zwar 5 neue, die sind aber abgekapselt in der Lunge.

6. Susanne du hast ne PN

Bis bald, lass den Kopf nicht hängen.... es sieht fairerweise nicht unbedingt gut aus, aber nicht ganz ohne Chance, also ab und die Chance wahrnehmen, es geht nicht darum wieviel Prozent vor dem Wort Chance steht, sondern darum überhaupt eine Chance zu haben.

Take care bi9s bald Liz und Willy im Doppelpack

Susanne28 02.03.2006 22:00

AW: Pancoast - Plattenepithel- Erfahrungen??
 
DANKE! :) :) :)

Susanne28 01.03.2007 15:41

Chemoembolisation
 
Bislang hab ich leider nur wenig zum Thema Chemoembolisation gefunden, daher dachte ich, ich eröffne einfach mal einen neuen Thread dazu- vielleicht findet sich ja doch noch der ein oder andere Interessierte oder Betroffene?!
Mein Vater, 54, hat Lungenkrebs mit 2 Lebermetastasen und hat sich heute zum 2. Mal einer Chemoembolisation unterzogen. Die erste war im Dezember in unserem "normalen" Krankenhaus mit scheinbar wenig Erfahrung mit diesem Verfahren. Der Eingriff hat über 30min gedauert, er hat sich mit übelsten Krämpfen und Übelkeit gequält und musste 3 Tage in der Klinik bleiben. Achso, die Erfolgsbilanz: Die Metastasengröße verdoppelte sich.....

Heute ist mein Vater in der Uniklinik Frankfurt von Prof. Vogl behandelt worden, der Eingriff dauerte keine 5 min und es geht ihm super! Nur leichte Übelkeit und Schmerzen. Auch die Nachsorge ist irgendwie völlig anders- erstes KontrollCT ist morgen, beim letzen Mal war es nach 4 Wochen... Und einen Termin für die nächste Embolisation hat er auch schon für in 4 Wochen.
Morgen Mittag kann mein Vater schon wieder heim und hat dann einen Termin zur lokalen Hyperthermie- ich hoffe wir können den Metastasen so richtig einheizen. Ich bin bislang vom ganzen Vorgehen in Frankfurt total begeistert, sowas sind wir gar nicht gewöhnt.... Jetzt bete und hoffe ich, dass sich auch der gewünschte Erfolg einstellt!!

Liebe Grüße Susanne

Beene 02.03.2007 19:11

AW: Chemoembolisation
 
Hallo Susanne,

klingt interessant. Soweit ich weiß, kann man das Verfahren nur bei Leberkrebs bzw. Lebermetas ensetzen.
Es wird "Chemo" über eine Vene (oder Arterie) direkt in das erkrankte Gebiet gebracht. Es handelt sich also um eine Chemotherapie, nur die Technik ist anders als die herkömmlichen Infusionen.

Leider weiß ich nicht mehr darüber, ich denke aber Du findest mehr (zumindest über die Technik) unter http://de.wikipedia.org/wiki/Chemoembolisation.

Viel Glück für Deinen Vater !!!!!!!!!!!!

Beene

Susanne28 03.03.2007 17:01

AW: Chemoembolisation
 
Ja, bei meinem Vater wird es ja auch wegen der Lebermetas eingesetzt, meine Eltern haben in Frankfurt Menschen aus Bremen, Passau... und selbst Schweden getroffen, die sich dort dem Verfahren unterziehen... Ich dachte einfach es muss doch noch mehr Menschen geben, die es mit Chemoembolisation versuchen und Erfahrungen damit gemacht haben. Mein Vater leidet schon unter Mein Vater hat in 4 Wochen schon wieder den nächsten Termin. Verabreicht wurde ihm Mitomycin...

Susanne28 31.03.2007 14:59

AW: Chemoembolisation
 
Mein Vater hatte am Donnerstag seine zweite Chemoembolisation in Frankfurt und das Kontroll CT das dabei gemacht wurde, zeigte das beide Lebermetas um 15% geschrumpft sind. Wir sind unheimlich froh darüber, denn nach der Embolisation in unserer Stadt hatten sie sich ja irgendwie größenmäßig verdoppelt.... Nun werden sie kleiner und vielleicht liegts an der Mischung Tarceva, Chemoembolisation und Hyperthermie, wir wissen nicht was nun wirklich das Schmelzen verursacht, sind aber überglücklich dass es so ist! Diesmal hatte er auch überhaupt keine Nebenwirkungen, es geht ihm einfach nur gut.

Liebe Grüße Susanne

Polli 01.04.2007 11:55

AW: Chemoembolisation
 
Hallo Susanne,
Mich würde mal interessieren wer diese Chemoembolisation bezahlt ,die krankenkasse oder Ihr privat. Ich hatte auch bei prov. Vogel ein gespräch
bezüglich meiner Lebermetastasen er wollte bei mit Laesern und Chemoembolisation machen doch leider hat die Krankenkasse mich erst 3 Monate hingehalten um mir dann zusagen das diese Behandlung von keiner Krankenkasse anerkannt wird.Aber ich weiß von Prov.Vogel selbst das er auch Kassenpatienten hat. Irgentetwas ist da nicht ok.
LG.
Polli

Susanne28 01.04.2007 14:10

AW: Chemoembolisation
 
Hallo Polli,
bei uns wird das von der KK übernommen, allerdings ist mein Vater privat versichert bei Krankenhausaufenthalten. Meine Eltern haben allerdings auch einige Patienten getroffen, die es ambulant machen lassen und die Kosten von ca 3000 Euro/Behandlung selbst tragen. Die Kosten für die anschließende Hyperhermie, die auch Prof. Vogl empfiehlt, tragen wir allerdings privat, da auch diese Behandlung nicht von der gesetzlichen Kasse übernommen werden. Im Gespräch mit Prof. Vogl hatte mein Vater auch das Gefühl, dass die gesetzliche Kasse die Embolisation manchmal zahlt, allerdings ließ sich der Aufwand durch das Vorhandensein der privaten Zusatzversicherung umgehen....
Wie werden denn jetzt deine Lebermetastasen therapiert?
Ich finde es mehr als unfair, dass so viele funktionierende Methoden einfach nicht übernommen werden und man es sich leisten können muss krank zu sein! Von wegen Einzelfallentscheidung, irgendwie wird doch einfach nur abgelehnt... so war es bei der Hyperthermie bei uns auch und die angebotenen Alternativen der KK waren einfach nur ein Witz weil entweder schon durchgeführt und ohne Wirkung geblieben oder eben nicht möglich.... Und gerade die Chemoembolisation wird ja nun nicht von einem Wunderheiler in einem Hinterhof sondern von einem Universitätsprofessor an einer Uniklinik durchgeführt.....

Liebe Grüße Susanne

Susanne28 01.04.2007 14:34

AW: Chemoembolisation
 
Hallo Roro,
irgendwie klingt das ganze für mich so als hätte die Kasse zumindest die Chemoembolisation übernommen..... und irgendwie sind ja seit der Behandlung der Frau schon ein paar Jahre vergangen, wie lage dauert es nur, bis ein Verfahren endlich aufgenommen wird...??? Ansonsten muss ich die 16 Seiten wohl noch dreimal in Ruhe lesen.... Aber von diesem Bundesverfassungsgerichturteil hatte ich auch schon gelesen, und gedacht dass es hilft dass die Hyperthermiekosten von der KK übernommen werden. Nunja....

Liebe Grüße Susanne

Polli 02.04.2007 16:09

AW: Chemoembolisation
 
Hallo Susanne,
vielen Dank für Deine schnelle Antwort.Ich werde jetzt weiter zu klassischen Chemo gehen und vieleicht nochmal darüber nachdenken mich vieleicht nicht
doch noch zur klassischen Op zu entscheiden.Aber erst müßen die Chirugen
damit einverstanden sein da diese Metas sehr ungünstig liegen.In der Leber
aber am Herz und die lymphknoten an einer Leberaterie. Ich werde nach Ostern mich mit meiner Onkologin besprechen mal sehen was sie mir empfiehlt.
Liebe Grüße Polli

Susanne28 17.06.2007 14:19

Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....
 
Hallo,
ich eröffne heute ein neues Thema, weil ich beim Lesen hier im Forum noch nicht wirklich auf so etwas gestoßen bin, wie das was sich bei uns seit Monaten Tag für Tag ereignet... aber vielleicht gibt es ja doch jemanden, der sich angesprochen fühlt... Ich lese von so vielen, wie die Krankheit die Familie näher zusammenbringt, wie gemeinsam gekämpft wird, wie der Kranke egal wie hoffnungslos die Situation zu sein scheint doch auch irgendwie seiner Familie zur Seite steht und kämpft.... Nur bei uns scheint irgendwie alles anders zu sein und ich merke wie mir bei allem Kampfgeist die Kräfte schwinden.

Aber von vorne, auch wenn der ein oder andere vielleicht unsere Geschichte kennt.. Bei meinem Vater wurde nach langer Zeit der Schmerzen Im Februar 06 ein Plattenepithelkarzinom in der Lungenspitze (Pancoasttumor), eingewachsen in Schultergewebe, sowie eine Rippe und Wirbel diagnostiziert. Außerdem 2 kleine Lebermetas. Nach Cisplatin/Vinorelbin, Taxotere wurden die Schmerzen weniger, Morphin konnte reduziert werden, außerdem war die obere Hohlvene nicht mehr eingeengt und das alles obwohl auf den CTBildern nie wirklich ein Schrumpfen beobachtet werden konnte. Eine Chemoembolisation der Leber wurde versucht, elendige Schmerzen- die Dinger verdoppelten ihre Größe. Der Lungentumor hält seit ca Mai 06 seine Größe. Wegen der Leber bekam mein Vater im Januar Tarceva verordnet, zudem suchten wir einen Experten für diese Metas und haben ihn auch gefunden. Nun schrumpfen die Metas brav und eventuell werden sie nächste Woche oder in 4 Wochen per Laser entfernt. Der Stand vom letzten CT von vor 3 Wochen war also Lunge unverändert, Metas rückläufig.
Ich denke das ist ein gar nicht mal so unerfreulicher Verlauf für Stadium 4, aber mein Vater ist seit ca April dabei völlig durchzudrehen. Er ist der Meinung er hätte mehr Schmerzen und der Tumor würde wachsen. Davon lässt er sich auch trotz im Abstand von 4 Wochen durchgeführter CTs nicht abbringen! Er hat die ganze Zeit 3 mal 30mg MST eingenommen- bis er anfing durchzudrehen.... Ich hab ihn dann zu einem Schmerztherapeuten gebracht, der meinte er sollte auf 3mal90mg erhöhen, allerdings kämen die Schmerzen von einem Ödem am Wirbel (nach 2minütiger Untersuchung) und dagegen würde das Morphin nicht helfen.... Tja, was soll ich sagen, es half auch nicht. Allerdings hatte der Arzt meinen Vater nach Ausfallerscheinungen gefragt, die bei dieser Tumorart häufig seien und seit der Krankengymnast auch noch danach gefragt hat, wartet mein Vater auf diese. Überhaupt wartet mein Vater auf alles, er legt sich hin und überlegt ob er Schmerzen hat, er wartet darauf dass die Medikamente wirken, er wartet darauf dass die Schmerzen weggehen, er wartet darauf ob er eine Panikattacke bekommt oder ob sie vergeht. Er liegt da und wartet..... Und während er da liegt bekommt er Angst, Angst, dass er Schmerzen hat, die ihm keiner nehmen kann, Angst, dass er eine Panikattacke bekommt, Angst dass er abnimmt, weil er nicht genug isst, weil er Angst vorm Essen hat, er hat Angst vorm Duschen/Baden, er hatte Angst, dass wir ihm sein Bett im Wohnzimmer abbauen, dass er nur wegen einer Lungenentzündung im März 06 bekam, weil er die Treppe nicht hoch kam, Angst dass er Atemnot bekommt, die er nur wegen eben dieser Entzündung hatte.... Und alles negative was er irgendwo aufschnappt integriert er freudig. Seit der Radiologe erwähnte, dass er einen Patienten hatte, bei dem Tarceva Schmerzen verursachte, tut dies das Tarceva bei ihm auch, die Ausfallerscheinungen bemerkt er jetzt auch schon....
Wir haben versucht ihm klar zu machen, dass er sich ablenken muss, am Leben teilnehmen muss, aber mein Vater möchte eigentlich nichts anderes als daliegen und grübeln und mit uns über seine Ängste und Schmerzen reden - stundenlang. Er ist in psychotherapeutischer Behandlung, wir waren zudem zu dritt beim sauteuren Psychonkologen, der ihm auch versucht hat klar zu machen, dass er diesen gedanklichen Teufelskreis durchbrechen muss... Aber mein Vater ist mittlerweile zu der Überzegung gelangt, dass es viel schlimmer um ihn steht als ihm alles sagen- die Radiologen würden a) nicht genau hinsehen und ihn b) anlügen. Wir versuchen ihm klar zu machen, dass wir wohl kaum einem Sterbenden versuchen würden in den Hintern zu treten, er will es einfach nicht sehen... Er hat Simonton gelesen, begonnen die Visualisierungsübungen zu machen, mittlerweile muss er die immer genau dann machen, wenn wir es mal wagen uns im Wohnzimmer zu unterhalten, er bekommt genau dann starke Schmerzen wenn man mal über irgendetwas anderes mit ihm redet oder er mal aufstehen soll... Ich hjab teilweise das Gefühl er erpresst uns regelrecht mit den Schmerzen, damit wir alles mögliche für ihn tun bzw er nichts tun muss. Mein Vater macht nämlich seit über einem Jahr quasi überhaupt nichts, er denkt nicht einmal von sich aus daran zu essen, zu duschen oder irgendetwas zu tun.... Es ist schon ein Wunder wenn er den Geschirrspüler halb ausräumt, er kann sich nicht mal selber ein Brot schmieren... Er ist jetzt in Rente gegangen, seine Firma hat ihn aber sofort wieder als freien Mitarbeiter eingestellt und seine Chefs waren neulich hier, haben ihn auf dem Laufenden gehalten und gesagt, wie sehr sie ihn brauchen... Er hat das komplette Equipement hier um sich ins Firmennetzwerk einzuloggen und der Besuch war ein netter Nachmittag mit viel Ablenkung und ganz ohne Schmerzen und trotzdem - er macht nichts! Hat sich noch nicht eine Sekunde an den Firmen Laptop gesetzt.
Er macht sich jetzt gerade verrückt, dass er ja nicht mehr gut schläft- er wundert sich, dass er wenn er um 23h schlafen geht um 7h aufwacht und nicht mehr schlafen kann... ja von was soll er auch müde sein?! Vom Rumliegen?! Allein heute hat er wieder von 9h bis jetzt (14h) im Bett gelegen und "meditiert"....
Ich könnte hier noch stundenlang weiterschreiben, aber wer soll das nur alles lesen... Mein Vater ist körperlich wirklich in guter Verfassung (83kg bei 1,86), wir waren an meinem Geburtstag im März sogar zusammen essen, aber seit ca April befindet er sich in seinem Teufelskreis und ist nicht wirklich gewillt mit seinem Kopf daran zu arbeiten, es ist ja viel einfacher Tavor und Sevredol je nach Bedarf in recht kurzen Abständen einzunehmen. Und von den Ärzten bekommt man keine wirkliche Hilfe, denn die sehen ja gar nicht mehr den eigentlichen Menschen in guter körperlicher Verfassung sondern das Stadium 4... Der einzige der ihn mal auf seinen Schmerzmittelkonsum angesprochen hat, ist sein RadiologieProf gewesen- der hat ihm gesagt, dass das doch so gar nicht nötig wäre und ihn gefragt, was er denn eingentlich machen will wenns wirklich mal schlimmer wird (er hat jetzt 75er Fentanylpflaster und nimmt 20mg Sevredol nach Bedarf- also z.B. letzte Woche als er seine Angstphase mit 2 Tavor am Tag hatte gar nicht und heute schon 2 Stück zwischen 9 und 12h).... Tja, vielleicht will er dem jetzt deshalb nicht mehr glauben. Wir hoffen so, dass die Lebermetas vielleicht wirklich bald weg sind und er dann in die Reha kann, vielleicht kann ihm da geholfen werden und er wird wieder selbstständiger und gewinnt Interesse an irgendetwas.
Ich bin damals bei meinen Eltern eingezogen- der Hausarzt gab ihm bei Diagnose erstmal nur noch 6 Monate, er bekam unter der Chemo ein Lungenentzündung, die erst für massives Tumorwachstum gehalten wurde und an der er fast starb, ich möchte ihm so gerne helfen, suche nach Ärzten, Medikamenten, rede stundenlang mit ihm, helfe ihm, kümmere mich, fahre durch die Gegend und bin zudem noch das offene Ohr für meine verzweifelte Mutter die ohne ein nettes Wort zur Putzfrau und Köchin degradiert wurde und nebenher zu 50% beruftätig. Jetzt bin ich hin und her gerissen zwischen helfen und endlich doch wieder ein Stück weit ein eigenes Leben führen... Allerdings weiß ich schon nicht wo ich Zeit und Kraft für einen Umzug hernehmen sollte... Mein Freund ist lieb und geduldig, und wir sehen uns nur am Wochenende, aber da bin ich von Job und Familie völlig ausgelaugt und es geht ja dauernd lustig weiter...
Wer immer, das liest, ich danke für euer offenes Ohr,
Susanne

jelo75 17.06.2007 14:43

AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....
 
Hallo Susanne,

So wie das im Moment gerade aussieht steht uns das was du gerade beschreibst alles noch bevor. Ich kann mir aber sehr gut vorstellen das mein Vater ähnlich reagieren wird wenn es soweit sein sollte.

Mittlerweile muss ich auch selbst auf mich aufpassen, denn seitdem ich mich mit diesem Thema beschäftige beobachte ich auch jedes Muttermal an meinem Körper verdammt kritisch. Heute morgen habe ich mich verschluckt, der anschliessende Hustenreiz veranlasste mich dazu mir meine ganz eigene Diagnose zu stellen. Vielleicht gehe ich nächste Woche mal zum Arzt und lass mich komplett durchchecken - zur Vorsicht... (Info: ich werde nächsten Monat 32, gehe 3 mal die Woche zum Sport und wenn ich die Zeit finde laufe ich eine Runde...)

Das ist aber genau das was ich auch bei meinem Vater befürchte, das er sich gehen lassen wird, nicht mehr am leben teilnimmt. Und das ist der falsche Weg. Ich denke dass du nur für ein klein wenig Abwechselung sorgen kannst -vielleicht lädst du die Chef´s deines Vaters nochmal zum Kaffee ein...

Ich wünsche euch viel Kraft für alles was da noch auf euch zukommen mag. Hier findest du immer ein offenes Ohr...

Gruß

Jens

Ulla Krefeld 17.06.2007 14:49

AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....
 
Meine liebe Susanne,

liebes Mädchen, warum hast Du Dir das nicht schon längst einmal von der Seele geschrieben. Das ist ja kaum zum Aushalten!!!

In Deinem Falle hilft - glaube ich - nur noch die radikale Lösung. Schliess dieses Firmen-Laptop an, log Dich ein in den KK, hol Deinen Bericht zum Vorschein und


LASS IHN GENAU DIESEN LESEN!!!!

Bevor Ihr beiden, Du und Deine Mam, Euch zum Sklaven seinerselbst machen lasst. Bei allem Verständnis. Aber so cool wie er alles für sich beansprucht, ist ihm nur mit Ehrlichkeit zu begegnen, und Deine wahren Gefühle kann er hier vielleicht durchaus nachvollziehen. Womöglich versteht er es dann, dankbar für Eure wahnsinnige Hilfe zu sein.


Ja, liebe Susanne, manchmal ist weniger mehr. Für Euch hoffe ich inständig, dass bald eine Reha durchgeführt wird.

Also ehrlich, in Deiner Haut möchte ich (trotz Krebs) jetzt aber auch nicht stecken.

Bleib weiter stark - ist leider das einzige, was man zur Zeit raten kann.

Alles Liebe:winke:

Ulla

Susanne28 17.06.2007 15:30

AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....
 
Lieber Jens,
es muss ja nicht so kommen, bei meinem Vater hat es auch längere Zeit gedauert und wir sehen sehr erschreckende Parallelen zu seinen Eltern.... Und du selbst darfst dich nicht verrückt machen, ich hab in den 16 Monaten Erkrankung meines Vaters auch viel zu viel über viel zu viele Krankheiten gelesen und vor allem eins gelernt: Im Zweifelsfall weiß man gar nicht, dass man krank ist. Man verliert den Glauben an die eigene Unverwundbarkeit, den man ja irgendwie zuvor so mit sich herum trägt... Aber trotzdem darf man sich davon nicht verrückt machen lassen und dank meines Vaters hab ich auch gar keine Zeit mich wirklich um mich selbst verrückt zu machen... geschweige denn zum Arzt zu gehen, ich hab quasi nicht mal Zeit für eine simple Erkältung, so blöd das jetzt klingen mag. Hinzu kommt, dass ich an der Arbeit auch nur schwer fehlen kann... Naja, mach dich jedenfalls nicht verrückt und versuch deinen Vater besser IM Leben zu halten, als wir das geschafft haben...!

Liebe Ulla,
leider ist es nicht mal so, dass mein Vater dies alles nicht wüsste, wir es nicht schon sooft besprochen und erklärt hätten. Kurzzeitig versteht er sogar mal was wir von ihm wollen, aber er kann es einfach nicht umsetzen, es ist zum Verzweifeln. Dabei schöpfen wir immer mal Hoffnung, neulich hat er z.B. vergessen sein großes Pflaster zu wechseln und hat es erst 24 Std später zufällig gemerkt, er hatte somit nur noch ein halbes, wirksames Pflaster kleben und hatte nicht mehr Schmerzen... Aber so etwas will er sich gar nicht dauernd vor Augen führen... lieber all das Schlechte. Wir sind jetzt etwas härter zu ihm, haben u.a. dieses blöde Bett endlich abgebaut- da muss man sich ja krank fühlen, welcher normale Mensch schläft im Wohnzimmer. Aber in schlechten Momenten wirft er uns vor wir würden ihn quälen, wenn wir ihm nicht sofort seine Medikamente holen, er droht dann sich umzubringen, alles hätte keinen Sinn, er bräuchte Menschen die ihm helfen, will den Arzt rufen,ins Krankenhaus.... Er tut sogar so als würde er weinen, wirklich er tut so! In der nächsten Sekunde ist er völlig normal, kurz zuvor ist er so jämmerlich drauf wie ein Kleinkind, dem man etwas wegnimmt oder nicht gibt... Ich merke langsam wie er mir in solchen Situationen nicht mal mehr leid tut.... In drei Wochen bekomme ich Urlaub, eigentlich hatte ich meinen Eltern versprochen ein paar Tage in unser Ferienhaus mit Ihnen zu fahren, weil sie dort seit kurz vor der Diagnose nicht mehr waren, wir dachten auch das wäre ein Ansporn für ihn. Naja, mittlerweile überlegen meine Mutter und ich ob wir nicht alleine fahren und ihn zu seiner Mutter und Schwester geben- das sind die egoistischsten und nervigsten Menschen die ich kenne, vielleicht kommt er dort zur Besinnung.... Tja, vermutlich machen wir einfach alles falsch, sind dort zu nett, und dort zu hart, aber leider wurde meinem Vater auch kein Handbuch beigelegt.....
Liebe Grüße Susanne- mit einen dicken Dankeschön!

Ulla Krefeld 17.06.2007 16:17

AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....
 
Zitat:

Naja, mittlerweile überlegen meine Mutter und ich ob wir nicht alleine fahren und ihn zu seiner Mutter und Schwester geben- das sind die egoistischsten und nervigsten Menschen die ich kenne, vielleicht kommt er dort zur Besinnung.... Tja, vermutlich machen wir einfach alles falsch, sind dort zu nett, und dort zu hart, aber leider wurde meinem Vater auch kein Handbuch beigelegt.....

Gut so, Susanne, wobei ich bemerken muss, dass der Apfel ja nicht weit vom Stamm fällt, in bezug auf seine Mutter und Schwester.

Macht es doch bitte so, wenn es für Deine Oma kein Problem darstellt. Denn auch sie müsste für Dich und Deine Ma das nötige Verständnis aufbringen. Setzt Euch durch, denn Ihr braucht Eure Kraft noch sehr.

Nochmals alles Liebe:rotier:

Ulla


@alle - anderer Vorschlag?

MichaelaBs 17.06.2007 17:16

AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....
 
Liebe Susanne,
bin gerade erst zurück und lese Deinen Thread. Ich glaube, ich muss vorbeikommen! Aber im Ernst: die Idee, ihn zu Mutter und Schwester zu "geben", beziehungsweise einige Tage in Kreis seiner trauten Anverwandten verweilen zu lassen, finde ich gut! Genauso macht Ihr das bitte! Wie Ulla schon schrieb, Ihr braucht Eure Kraft noch sehr, sowohl Deine Ma als auch Du müsst dringend ausspannen und auftanken.
Ich hatte so gehofft, dass der Firmenbesuch Aufschwung für Deinen Vater gebracht hätte und lese nun dies. Und noch was: warum sind die Ärzte manchmal so blöd, oder wie soll ich es bezeichnen? Einem Patienten, der so viel klagt, muss ich doch nicht erzählen, dass Tarceva auch Schmerzen bereiten könnte. Der überwiegende Teil erlebt eine Verbesserung des Befindens! (Selbst wenn er bis zur Halskrause voll Wasser steckt, wie mein Lungenarzt zu meinem Sohn und mir sagte, als wir neulich bei ihm waren und ich von den schönen Ergebnissen mit Tarceva berichtete.)

In einer Reha würde sicher einiges aufgearbeitet werden können. Was ich jetzt nicht in Erinnerung habe, geht er zum Psychologen auch allein zu Sitzungen, oder ist er nur mit Euch zusammen gegangen, um Euch eine Freude zu machen? Es muss auf jeden Fall was passieren, und das Du auch noch Dein eigenes Leben leben möchtest, ist sehr verständlich.

Ich drücke Dich ganz herzlich und melde mich noch anderweitig.

Liebe Grüße
Michaela

Juliane1979 17.06.2007 17:20

AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....
 
Liebe Susanne,

das ist eine schlimme Situation, ich kann Dich wirklich verstehen, allerdings habe ich (mittlerweile) auch Verständnis für Deinen Vater.

Meine Mutti war ähnlich, grantelig und manchmal ungerecht und sie hatte zu nichts Lust.

Aber ich habe die Erfahrung gemacht, umso mehr ich sie zum positiven Denken bewegen wollte, umso mehr igelte sie sich ein. Sie hat sich immer alles bringen lassen und ich musste mit ihr um 20Uhr schlafen gehen.

Leider habe ich auch erst im Nachhinein erfahren, dass Lungentumore bestimmte Hormone produzieren bzw. die Produktion ankurbeln und der Patient so eine Achterbahn der Gefühle durchlebt.

Ich kann Dir leider zu nichts raten.

Aber Dir und Jens möchte ich doch sagen, dass dieses Verhalten gar nicht so selten ist. Leider sind wir Angehörigen ja nur Statisten, das Leid durchleben wir mit, aber die nackte Angst, die erahnen wir nur. Ich habe meine Mama manchmal belehrt, ihr gesagt, sie ist ungerecht und müsste sich so und so verhalten. Ich kann nur sagen, ich bereue das heute sehr. Ich hätt sie gern zurück, selbst wenn ich den Rest meines Lebens mit ihr um Acht ins Bett gehen müsste.

Du und Deine Mutti, ihr seid sicher mit ihm durch die Hölle gegangen und am Ende Eurer Kräfte. Ihr möchtet vielleicht, dass wieder etwas Normalität einkehrt und das ist so verständlich.

Ich wünsche Euch einfach die Kraft, die Launen, Ägnste und Hilflosigkeit zu ertragen. Ich denke, wenn ihr zwei Euch mal eine Auszeit nehmt, könnt ihr das vielleicht noch, bis auch Deinem Dad sein Wohnzimmer auf den Keks geht.

:undecided

Juliane

Ulla Krefeld 17.06.2007 17:42

AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....
 
Zitat:

Ich kann nur sagen, ich bereue das heute sehr. Ich hätt sie gern zurück, selbst wenn ich den Rest meines Lebens mit ihr um Acht ins Bett gehen müsste
Nein, wie süss!! Ja, unser Herzblatt Juliane. Es tut so gut, Deine Worte zu lesen. Du bist ja ein richtiger Sonnenschein und hast Dein Herz am rechten Fleck.

Lass Dich mal:knuddel:


Gruss Ulla

Linde030 17.06.2007 17:47

AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....
 
Liebe Susanne,

ich kann dich gut verstehen denn ich bin seit 14jahren in der ambulanten pflege tätig u. habe oft mit überforderten angehörigen zutun ausserdem ist seid mai mein mann auch an lungenkrebs erkrankt aber zum glück noch keine größeren schmerzen hat,
ich kann deiner mutter u. dir nur raten allein in den urlaub zufahren u. falls dein vater in dieser zeit nicht von seiner schwester versogt werden kann, gäbe es als alternative noch ambulante pflegedienste z.b. diakoniestationen usw, was wahrscheinlich besser wäre denn es sind keine familienmitglieder u. nach meiner erfahrung verhalten sich die betroffenen ( kranken ) dann ganz anders und zeigen was sie alles noch selbsständig können, ich vermute mal dein vater hat schon eine pflegestufe dann würde für ca. 4wochen die pflegekasse die kosten übernehemen das gilt überings auch wenn ihr durch krankheit verhindert seid und euch um deinen vater nicht kümmern könnt, das ganze nennt man verhinderungspflege.
nun ich hoffe ich konnte dir etwas mut machen und nehmt deinen vater nicht alles ab,

liebe grüße u. viel kraft wünsche ich euch
linde030

Susanne28 17.06.2007 18:10

AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....
 
Liebe Ulla,
du hast vollkommen Recht, der Apfel ist sogar quasi hängen geblieben....;)
Liebe Michaela,
:knuddel: , tja.. Aber du solltest natürlich unbedingt vorbeikommen-jedoch für die Kultur. Freu mich schon! Mein Vater hat übrigens einen Psychotherapeuten zu dem er alleine geht jede Woche. Bei dem Psychonkologen waren wir zu dritt und mein Vater war wahrlich nicht sonderlich motiviert- was der gesagt hat war ja auch anstrengend und unbequem..
Liebe Juliane,
natürlich hast du recht und alles ist besser als die Eltern sterben zu sehen, aber ich sehe meinen Vater ja so schon unheimlich leiden. Er fühlt sich seinen Leiden hilflos ausgeliefert und merkt gar nicht, dass er sich selbst helfen könnte bzw sich helfen lassen könnte wenn er sich nur darauf einließe. Wenn er nämlich tatsächlich mal etwas macht (z.B. vor Wochen hat er im Keller mal Schuhschränke angebracht), dann merkt er schon, dass er dabei keine Schmerzen hat. Aber bevor er überhaupt etwas anfängt, sagt er erstmal er könne nichts machen, weil er solche Schmerzen hat.... und meistens bleibt es dann auch dabei. Und wir sind ihm dabei völlig egal, wir können 10mal zum Auto gehen und Einkäufe ausladen, Feuerholz durch den Garten karren und stapeln, oder wie jetzt Tapete entfernen... nie käme ihm in den Sinn auch nur zu versuchen uns für wenige Minuten im Rahmen seine Möglichkeiten zu helfen. Wollte dich deine Mutter einfach nur bei sich haben, wenn du mit ihr um 8 ins Bett solltest? Das klingt eigentlich schön, denn dann wäre ihr deine Nähe wichtig gewesen...Mein Vater hält uns auf Distanz, ich weiß gar nicht wann er mich z.B. das letzte Mal aus welchem Grund auch immer in den Arm genommen hätte. Wir sind wirklich mehr der Pflegedienst für ihn...So ein klitzekleinesbisschen Normalität wäre wirklich wunderbar....
Liebe Linde,
danke für deinen Tipp, ich glaube, wir werden das mit dem Kurzurlaub wirklich mal ins Auge fassen. Ich werd mir fest vornehmen auch noch mit meinem Freund zu verreisen, aber meine Mutter muss hier ja auch mal raus! Ich hoffe wir schaffen es das wirklich durchzuziehen. Und das mit der Verwandschaft ist in unserem Fall wirklich günstiger, denn jeder Pflegedienst wäre netter...

Liebe Grüße Susanne

Juliane1979 17.06.2007 18:19

AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....
 
Liebe Susanne,

nein sorry, ich habe ein wenig in Deinen Thread reingejammert. Beurteilen will ich das nicht, denn ich bin hin und hergerissen. Und Dein Wunsch nach etwas Normalität ist ja gerechtfertigt. Und klar, im Nachhinein sag ich das so leicht - als es so war habe ich es auch nur schwer ertragen. Darum :knuddel: ich Dich einfach.
Ich finde das was Linde schreibt ganz vernünftig.

:winke:

Juliane


@ Ulla::remybussi :1luvu: :o

Ich hab Dich lieb.

Susanne28 17.06.2007 18:32

AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....
 
Hallo Juliane,
du hast natürlich nicht hier "reingejammert"- auch wenn das hier ja irgendwie ein Jammerthread ist... Im Gegenteil, ich finde es gut, dass du deine Erfahrungen hier reinschreibst und irgendwie ist ja auch das was du schreibst genau die Angst, die man immer hat, irgendetwas zu tun, was man später bereut aber nicht mehr ändern kann.... ich kann dich so gut verstehen. Aber dank der recht guten Befunde denke ich mir mehr und mehr: soweit sind wir einfach noch nicht und so kanns nicht weitergehen! Nur Rücksicht nehmen geht einfach nicht. Und ich bin fest davon überzeugt, dass man je positiver die Einstellung zum Leben ist, dem Krebs umso mehr entgegenzusetzen hat... Ob es stimmt?! Aber den Versuch ist es doch wert!

Liebe Grüße Susanne

Juliane1979 17.06.2007 18:39

AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....
 
Liebe Susanne,



Ja meine Mama hat absolut gar nichts mehr allein gemacht. Ich war so gern mit ihr zusammen und habe alles gern getan, aber 24 h am Tag, das war auf die Dauer zu viel für mich.. Sie konnte eigentlich Nähe schwer ertragen und die Unselbstständigkeit und war oft nörgelig. Die Wäsche musste ich so aufhängen, dass die Wäschklammern farblich zur Wäsche passte :augendreh Vieles klingt auch witzig und ich liebe sie über alles, aber jede Nacht, 8 monate lang neben der Mutti zu schlafen fand ich sehr schwer. Wenn sie mitten in der Nacht wollte, dass ich auch wach werde, hat sie sämtliche Klingeltöne ihres Handys abgespielt. Ich wollte mich mal zurückziehen und weinen, aber sie hat mich sofort gesucht und wenn sie mich weinend fand, ist sie vor Angst fast durchgedreht. Ihre Hoffnung klammerte sozusagen an mir, an meinem Verhalten. Ich empfand das als riesen Druck, denn ich hatte ja auch Tiefs. Aber es war immer irgendwie liebenswürdig.

Bei Euch klingt das Alles doch hart und auch ungerecht. Wenn ich das so lese... die Belastung ist nochmals eine ganz andere und umso ratloser bin ich.
Helfen ihm den die Angstlöser nicht? Ich glaube fast, er hat es bissel zu bequem :undecided ich wünsch Euch eine schnelle Lösung, ihr habt ja auch ein Leben.

Ist denn ausgeschlossen, dass es Hormonbedingt ist? Und dann gibts ja noch dieses Fatigue. Aber egal was es ist - ihr müsst eine Lösung finden. Irgendwo bei "Krebs und Krankheitsbewältigung" hatte ich ganz interessante Sachen gelesen. Ich durchforste das nachher nochmal und setze den Link hier her.

Ich hoffe, Du kannst auch bald mal durchatmen und Dein Papa findet zurück ins Leben. :knuddel:

liebe Grüße

Juliane

mouse 17.06.2007 20:00

AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....
 
Liebe Susanne,
vielen Dank, dass Du den Thread eröffnet hast. Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt... Das zeigt doch, dass Du Verständnis für Deinen Vater hast. Du siehst, dass es an der Psyche liegt.
Ich danke deshalb, weil ich auch so meine schwarzen Löcher habe, aus denen ich manchmal nur schwer rauskomme.
Wenn jemand hier im Forum stirbt, zieht mich das gewaltig runter. Wenn jemand Hirnmetas hat, habe ich auch ganz furchtbar Angst davor.
Juliane hat das schön mit der Achterbahn der Gefühle beschrieben.
Diese Angst wird manchmal ganz übermächtig.
Da hilft es auch nicht, wenn man gesagt bekommt: So was darfst Du gar nicht denken!
Ich habe Tavor. Bisher aber noch nichts davon genommen. Was ich, egal wie ich mich fühle, immer mache, ist meine Hausarbeit, ist Politik und ist Golf. Zu allem musste ich mich schon zwingen. Habe aber festgestellt, dass das am besten hilft. Ich nenne das immer Erholung für die Seele, weil man dann einfach keine Zeit zum Grübeln hat.
Das geht allerdings nur, wenn man körperlich gut genug drauf ist. Während meiner Chemo war ich das oft nicht, da habe ich auch häufig im Bett gelegen und geschlafen.
Ich verstehe Deinen Vater und seine Angst und bin froh, dass ich noch nicht so weit von Angst beherrscht werde und hoffe auch, nie so davon beherrscht zu werden.
Aber ich verstehe auch Dich sehr gut und bin der Meinung, dass Deine Mutter und Du dringend Urlaub braucht. Ihr seid nicht herzlos, wenn ihr Deinen Vater mal für eine gewisse Zeit zu Verwandten gebt oder von Fremden pflegen lasst. Vielleicht ist das auch eine Chance für ihn. Vielleicht kommt er dann ja mal wieder aus dem schwarzen Loch raus.
Liebe Grüße
Christel

Manzi 17.06.2007 21:53

AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....
 
Hallo Susanne,

ganz kurz meine Einschätzung - viele haben es hier schon besser ausgesprochen, als ich das jetzt wiederholend noch einmal tun könnte: Macht Urlaub! Erst Du mit Deiner Mama zusammen, dann Du allein von alldem. Ihr habt wirklich mit allem Verständnis und aller Liebe der Welt versucht, auf Deinen Papa einzugehen - aber wenn er schon nicht mal mehr bereit wäre, Deinen Erstbeitrag hier zu lesen und sich davon in irgendeiner Form berühren zu lassen - dann braucht Ihr genauso Hilfe wie er. Das hat dann nix mehr vorrangig mit der Krebserkrankung zu tun. Das ist dann ein Problem von Nähe und Distanz und kann sehr schnell in den Teufelskreis führen, in dem Ihr alle schon steckt.

Auch wenn der Vergleich jetzt hinkt: Ich habe eine Zeitlang mal eine Alkoholiker-Selbsthilfegruppe betreut (es war ein Mix aus Betroffenen und Angehörigen). Das Problem, was immer wieder in den Vordergrund geriet, war die Co-Abhängigkeit. Eine Art Helfersyndrom, die eigentlich mehr Schaden anrichtet als hilft und aus der reinen Macht- und Hilflosigkeit aller Beteiligten herrührt. Was jetzt wichtig ist, ist die Distanz zu zeigen, ohne die emotionale Nähe zu verlieren. Klingt scheißtheoretisch, deswegen sollte jetzt auch Praxis folgen. Dein Papa weiß, was er an Euch (Deiner Mutter und Dir) hat und was Ihr für ihn fühlt. Nehmt Euch jetzt eine Auszeit, denn Ihr werdet in irgendeiner Zukunft ganz viel Kraft noch brauchen. "Sich rar machen" ist immer ein gutes Rezept - sei's in der Liebe oder in Krisen, wenn die eigene Kraft am Ende ist. Dein Papa wird merken, was er an Dir und Deiner Mutter hat, wenn Ihr mal nicht auf Abruf springt. Das ist zumindest einen Versuch wert. Nach zwei, drei Wochen könnt Ihr dann weiter sehen. Im Moment sehe ich keine andere Lösung.

Wir bleiben ja auch sonst persönlich in Kontakt!

Alles Gute und take care

Marianne

Juliane1979 17.06.2007 22:06

AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....
 
Liebe Marianne,

ein kleiner persönlicher Gruß von mir, habe in lauen Momenten von Deiner MuttertagsKn gezehrt und mich erst (vor?)gestern wieder gefragt, wie es Dir wohl geht?

:winke:

sei lieb gegrüßt

Juliane

Manzi 17.06.2007 22:25

AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....
 
Liebe Juliane,

Zitat:

Zitat von Juliane1979 (Beitrag 424694)
ein kleiner persönlicher Gruß von mir, habe in lauen Momenten von Deiner MuttertagsKn gezehrt und mich erst (vor?)gestern wieder gefragt, wie es Dir wohl geht?

Habe hier seit Wochen nicht mehr gelesen und muss jetzt auch in die Heia (weil morgen sehr früh raus).
Danke für Deinen kleinen persönlichen Gruß - für mich ist es ein großer!

Mein Papa ist stabil, der Checkup lief auf eine Tabletten-Chemo mit Ixoten und eine hormonelle Unterstützung mit MPA (Medroxyprogesteronacetat) hinaus, ansonsten ist nach wie vor Wartestellung angesagt. Die Zeitbombe tickt, aber er ist zumindest psychisch gut drauf.

Bei Gelegenheit schreibe ich hier noch mal ausführlicher über das Ganze Trallala.

Bleib so tapfer und wacker, wie Du bist!

Take care,

Marianne

Susanne28 18.06.2007 00:01

AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....
 
Liebe Juliane,
das was du durchgemacht hast klingt wirklich schlimm, vielleicht denkt man auch nur dass bei allen anderen die Situation weniger angespannt ist?! Der Umgang mit der Krankheit ist einfach schwierig und man kann tatsächlich nur wage erahnen was der Betroffene fühlt....Ich hoffe sosehr dass sein Zustand noch lange stabil bleibt und er Zeit hat zurück ins Leben zu finden.
Liebe Mouse,
ich finde es wunderbar, dass du deinen Weg gefunden hast mit deinen Ängsten umzugehen und auf Tavor verzichten kannst, genau so etwas würde ich mir auch für meinen Vater wünschen, aber dazu müsste er es ja zumindest mal ausprobieren...Er darf einfach nicht mehr grübeln... Wie konntest du denn deinen "inneren Schweinehund" überwinden?
Liebe Manzi,
werde mich noch wieder auf anderem Wege bei dir melden, aber erstmal danke für deine Zeilen. Ich glaube er hat vorhin ein bisschen in diesem Thread gelesen, wie viel tatsächlich weiß ich nicht... Er ist ja gesprächsbereit, nur fahren wir dauernd Karusell....

Vorhin hatten wir ein ziemlich gutes Gespräch, ich habe sogar das Gefühl, dass ein bisschen etwas bei meinem Vater angekommen ist.... Er fing immer wieder damit an, dass ja nun zunächst einmal die Frage geklärt werden müsste, ob der Lungentumor wächst und nach ca 90 min waren wir soweit, dass er einsehen musste, dass 3 CTs in 3 Monaten vermutlich nicht lügen können und diese Frage zumindest für den Moment geklärt ist mit einem klaren NEIN. Er war zudem der Meinung, dass wir uns alles schönreden, wie man das eben so macht, wenn man jemanden gern hat. Ich konnte ihm aber klar machen, dass mir das bei seiner Art von Erkrankung eher wenig Nutzen bringen würde und dass ich ihm bei einer Verschlechterung wohl schon längst den nächsten Spezialisten gesucht hätte, so wie bei den Lebermetas und er nicht mehr auf dem Sofa rumliegen und diskutieren würde... Ich denke wir sind tatsächlich einen kleinen Schritt voran gekommen,... hoffentlich täusche ich mich nicht. Aber wenn er selbst wieder Hoffnung schöpfen würde, das wäre ein echtes kleines Wunder...
Ich danke euch allen für euer offenes Ohr und eure lieben Worte. Ich fühl mich jetzt mit unseren schwarzen Löchern schon nicht mehr so allein und hilflos, vielleicht überträgt sich das ja....
Liebe Grüße Susanne

Berta48 19.06.2007 12:43

AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....
 
:sad: Liebe Susanne,
kann dich gut verstehen, habe eine "fast" Schwiegermutter, 78 Jahre alt,welche seit Oktober 2006 an Lungenkrebs erkrankt ist.Es handelt sich um ein großzelliges BCA, inoperabel ( T3 NO MO/Stadium IIb)mit Rippenarrosion. Nach Strahlentherapie hat sich das "Haustierchen" gut zurückgebildet laut Kontroll CT, aber meine Schwiegermutter klagt nach wie vor über starke Schmerzen im linken Rippenbereich. Habe glücklicherweise seit Februar 2007 einen guten Onkologen gefunden ,welcher ihr auch MST verschreibt.Sind mittlerweile bei 60mg gelandet.
Reicht ihr aber immer noch nicht. Nimmt jetzt noch Novalgin Tropfen (120 tgl.)dazu. Einerseits schimpft sie auf die " Giftpillen ", anderseits habe ich sie gefragt, was sie denn ohne diese machen wolle? Ich mußte ihr das ganz einfach vor Augen führen.Hinzu kommt, dass Sie an chronischer Verstopfung leidet- seit Jahren - kein Wunder, wenn man keine Ballaststoffe zu sich nimmt, sondern jahrelang Bekunisdragees eingeworfen hat und sich auch fast nicht mehr bewegt.Und um den Teufelskreis zu schließen hat sie seit den Wechseljahren natürlich auch nichts gegen die Osteoporose unternommen.
Ihr Onkologe gibt ihr seit Februar monatlich Infusionen mit Bisphosphonate.
Nach ihrer Meinung "neumodisches Zeugs" und wer weiß, ob das überhaupt was bringt? Alles nur Quälerei - sagt sie - und angeblich hat sie in ihrem Alter das Verfallsdatum überschritten. Da sie als junges Mädchen an Lungentuberkulose erkrankt war und trotzdem mit ihrer Vorgeschichte bis vor 10 Jahren geraucht hat (40py), fällt es mir schwer, wirklich Mitleid für Ihren Zustand aufzubringen. Ich werde leider manchmal den Verdacht nicht los, daß sie Ihre Krankheit dazu benutzt, um die ganze Familie (Ehemann 85 Jahre, Sohn, Enkel und Schwiegertochter)in Schach zu halten. Wenn sie etwas braucht, will oder möchte, müssen alle springen, weil sie ja todsterbenskrank ist. Psychologisch gesehen, glaube ich, dass sie sich auch an ihrem Ehemann "rächen" will, für Dinge aus früheren Ehezeiten.Sie "scheucht" ihn von morgens bis abends und machmal tut er mir leid, da er auch nicht mehr der Jüngste ist.
So, ich wollte das nur mal los werden,vielleicht ist es ein schwacher Trost für Dich , wenn Du weißt, daß es ähnliche gelagerte Fälle gibt. Ich nehme mir auch ab und zu "Auszeiten", da ich selber zwei Enkelkinder habe, die auch Ansprüche auf meine Zeit haben und es macht mir natürlich Spaß ,diese mit Ihnen zu teilen, egal ob es meiner Schwiegermutter gefällt oder mißfällt.
:engel: :winke:

Susanne28 25.07.2007 00:29

AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....
 
Hallo ihr Lieben,
jetzt muss ich meinen eigenen Thread mal wieder nach oben schubsen, weil es bei uns leider immer schlimmer wird....
Es gibt ja kleine Lichtblicke, aber insgesamt...
Vielleicht machen wir auch einfach alles falsch.... Tatsächlich fand ein Kurzurlaub statt, aber meine Mutter und ich haben auch meinen Vater mitgenommen und tatsächlich war der Reisetag und der erste Tag wirklich gut und mein Vater hat sogar ein bisschen etwas mit uns unternommen.... dann ging es aber nur noch bergab... Panikattacken, Schmerzen, endlose Gespräche darüber, ansonsten völlige Verweigerung für alles und jeden, alles wie daheim... Den letzen Termin beim Psychotherapeuten hatte er abgesagt, weil er "keine Lust hatte", jetzt ist der Mann für 3 Wochen im Urlaub....
Irgendwie hatte ich mir viel von diesem Ortswechsel versprochen, auch für meine Mutter die 2 Wochen vor der Reise eine Blutdruckentgleisung und Hörsturz hatte... der Arzt meinte, die Reise täte ihr bestimmt gut..... Tja, so kann man sich irren... Seit wir zurück sind wird es quasi täglich schlimmer, auch wenn sich der Auslöser geändert hat. Es hat nämlich urplötzlich eine relativ starke Neuropathie in den Füßen eingesetzt um die jetzt Tag und Nacht die Gedanken meines Vaters kreisen, weil er der festen Überzeugung das käme vom Tumor. Davon konnten ihn auch Telefonate mit Hausarzt, Oberarzt der Radiologie und Chefarzt der Radiologie nicht richtig abbringen... Er beschäftigt sich nur mit seinen Füßen, liest was man bei Polyneuropathie tun kann, lässt alles vorbereiten, tut aber nichts... wir haben Schüsseln mit Erbsen, Linsen, Reis etc im Wohnzimmer stehen- er geht aber nicht regelmäßig hinein. Er sitzt den ganzen Tag Nachdem er letzte Woche doch einmal kurz mit uns einkaufen war und gemerkt hat wie gut er am Einkaufswagen gehen kann, hat er sich von seiner Mutter den Rollstuhl seines (toten)Vaters bringen lassen- zum Schieben. Am nächsten Tag hatten wir ihm einen Rollator organisiert über den Hausarzt, aber übt nicht damit zu Laufen.... statt dessen läd er lieber die Akkus des Rollstuhls, damit die nicht kaputt sind, wenn er sie mal braucht.... Heute abend wollte er sich zum Fernsehen in das Ding setzen, weil das Sofa angeblich ungünstig steht- klar wie haben ja auch sonst keine Stühle... Er hat Gefühl in den Füßen, verlagert das Gewicht beim Laufen völlig auf Arme und Schultern- das ist natürlich super, wenn man einen Tumor im Schulterbereich hat.... trotzdem achtet er nicht darauf langsam und bewusst zu gehen, wenn er z.B. auf Toilette geht... lieber erhöht er das Fentanyl um ein weiteres 25er Pflaster. Er verhält sich als wären seine Beine gelähmt und nicht als hätte er ein Kribbeln in den Füßen. Eben hat er sich nach dem er die Teppe hochgegangen auf den Boden gesetzt, ist ins Bad gerobbt und hat dann versucht sich an Toilette und Waschbecken hochzuziehen OHNE auch nur ansatzweise Füße und Beine zu benutzen oder sich zuvor in eine halbwegs dafür geeignete Position zu bringen... Vor lauter Anstrengung atmete er dann nicht mehr richtig, hechelt nur, japst nach meiner Mutter und mir und dem Sauerstoffgerät.... Seit der Arzt ihm gesagt hat, dass er mit Fentanyl und Antidepressiva am oberen Limit angekommen ist, weil mehr die Atmung lähmen könnte, braucht er das zuvor in der Ecke einstaubene Gerät ziemlich oft...
Jetzt ist er recht normal vom Bad ins Bett gegangen und nachdem er nach diesem Auftritt auch noch eine Tavor nehmen konnte (neben Amineurin und Remagil? regelmäßig), ist seine Welt wieder in Ordnung.....
Das eigentlich Schlimmste an der ganzen Sache ist, dass meine Mutter und ich ihn teilweise schon gar nicht mehr richtig ernst nehmen können, weil seine Auftritte teilweise wirklich filmreif und nicht ernstzunehmen sind, egal wie krank er ist und so gemein das auch klingen mag.... Schmerzmittel- und Psychopharmakagebrauch haben bei ihm tatsächlich Suchtcharakter und sein Verhalten wenn es darum geht liegt irgendwo zwischen einem 3jährigem Kind und einem Drogensüchtigen der um mehr Stoff bettelt und kann schlagartig von einem Extrem ins andere umschlagen, inklusive vorgetäuschten Weinens...
Im Moment müssen wir ihm einfach unterstellen, dass er daran arbeitet, wieder ein Bett unten im Wohnzimmer aufgestellt zu bekommen, was wir nach 14 Monaten endlich abbauen konnten (bekommen hatte er es im März06 wg einer Lungenentzündung)... Er weckt nachts alle auf, weil er enormen Lärm mit irgendwas macht, weckt regelmäßig meine Mutter weil sie ihm irgendwas holen soll- schon bevor das mit den Füßen war und ich höre ihn nachts ohne Publikum deutlich sicherer durch den Flur schlappen als mit...... Und dann eben das Drama.....
So, es war einfach mal wieder Zeit sich das von der Seele zu schreiben. Es ist einfach schrecklich, ich kann ihn bei vielen Dingen nicht mehr ernst nehmen, hab aber dauernd ein schlechtes Gewissen deswegen.... Und er tut mir so leid, wenn ich sehe wie schlecht er läuft, und dann könnte ich ihn anbrüllen wenn ich sehe, wie er sich anstellt wie der letzte Mensch und sich null auf sein Handeln konzentriert (also z.B. aufs Laufen...)... und meine Mutter obwohl sie krankgeschrieben ist und unter Schwindel leidet durchs Haus scheucht......
Liebe Grüße Susanne

Susanne28 25.07.2007 00:44

AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....
 
Liebe Berta,
entschuldige, dass ich erst jetzt antworte...
ja, es stimmt, das ist tatsächlich ein kleiner Trost für mich, ich kann mir immer nicht vorstellen, dass es anderswo auch nur annähernd so chaotisch zugeht wie bei uns... mein Vater verlangt Hilfe in welcher Art auch immer, nur von meiner Mutter und mir- wir sollen am besten Arzt, Therapeut und Apotheker ersetzen- irgendwie hab ich da wohl das falsche studiert....
Das Verhalten deiner Schwiegermutter erinnert mich ein bisschem an das meines Opas, der hat sich meiner Meinung nach auch an seiner Frau gerächt.... von je her haben die darum konkurriert wer kränker ist und am liebsten über sich und ihre "Leiden" geredet... Meine Oma hat lange Zeit "geführt", letztlich hat jedoch der Opa "gewonnen" und für sie war es die reinste Qual ihn pflegen zu müssen... Bei diesem netten Paar handelt es sich übrigens um die Eltern meines Vaters...
Und das was du bei deiner Schwiegermutter vermutest trifft vielleicht auch ein bisschen irgendwie auf meinen Vater zu.....
Liebe Grüße Susanne

Susanne28 05.08.2007 20:55

AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....
 
Immer wenn ich denke wir haben mal ein Problem etwas im Griff kommen mindestens zwei neue bei uns dazu... ich habe nach wie vor das Gefühl wir kämpfen ein völlig anderen Kampf als alle anderen hier, so bescheuert das auch klingen mag, ich frag mich immer wieder ob mein Vater eigentlich schon aufgegeben hat oder ob es wirklich jemanden gibt, der uns noch helfen kann, denn eigentlich wird es immer schlimmer- nur eben ganz anders als ich es bei der Diagnose eigentlich erwartet hätte- insoweit man sich überhaupt auf irgendetwas einstellen kann... Ich hatte so Angst davor- und hab ich natürlich auch immer noch- meinen Vater körperlich verfallen zu sehen, wie der Krebs sich ausbreitet, ihm Schmerzen bereitet, ihm die Luft zum Atmen nimmt, ihm nicht helfen zu können... Helfen kann ich ihm jetzt zwar auch nur am Rande aber der Krebs richtet ihn nur sehr indirekt zu Grunde, was ihn wirklich kaputt macht ist sein Kopf. Sein Lungentumor verhält sich ja relativ konstant, sein kurzes Aufbegehren konnte Chemoebolisation sei dank direkt gestoppt werden aber mein Vater horcht seit Monaten nur in sich und treibt sich und uns damit in den Wahnsinn. Erst waren es die Schmerzen auf die er Tag und Nacht geachtet hat und die egal mit welcher Schmerzmitteldosierung nicht zu lindern waren, dann die Panikattacken kombiniert mit den Schmerzen und jetzt seit ca 4 Wochen die Füße und Beine. Merkwürdigerweise sind jetzt die Schmerzen quasi weg und nachdem klar war dass auch ein bisschen die Motorik der Beine unter dem Fentanyl leidet, konnte es problemlos von 150 auf 75 reduziert werden und er würde am liebsten auf 50 gehen.... Keine Rede mehr von Schmerzen. Kein Wunder, die komplette Aufmerksamkeit liegt auf den Beinen. Mittlerweile kann er ja gar nicht mehr laufen, wundert sich dass er heute kaum noch stehen kann, wenn sein Trainingsprogramm darin besteht 3 mal am Tag aufzustehen und ca 1min das Laufen zu üben. Dann ist er entsetzt, wenn es nicht geht..... 300mal kann man ihm erklären, dass es sich ohne Muskeln, mit Medikamentencocktail, mit Wasser in den Füßen, Chemo und Polyneuropathie natürlich nicht gut läuft und dass er vermutlich nur mit sehr viel Training das wieder halbwegs in den Griff bekommt... so dass er vielleicht wenigstens wieder mit Rollator vorwärts kommt. Er war ja der festen Überzeugung dass der Tumor die "Lähmung" (die keine ist) verursacht, nach MRT der Lendenwirbelsäule konnte dies entkräftet werden und wir dachten es geht nun vorwärts... Auch der Radiologieprof meinte trainieren, trainieren, trainieren. Trotzdem ist er nun heute nachmittag zu der festen Überzeugung gelangt, dass es was organisches ist, hinzu kam noch Beklemmungsgefühl in der Brust...... da haben wir entschieden ihn ins Krankenhaus zu bringen, auch da wir so Angst hatten er bekommt eine Thrombose. Zum Glück konnte an allen Fronten Entwarnung gegeben werden. Er ist jetzt aber erstmal da geblieben, vielleicht kann da auch alles endlich neurologisch abgeklärt werden- alle guten Neurologen-Praxen sind natürlich zur Zeit im Urlaub....
Seit Monaten sitzt mein Vater nur auf dem Sofa/ Rollstuhl und macht nichts. Er liest nicht, er bastelt nicht, er wäscht sich nicht selber, er holt sich/macht sich nichts zu essen oder zu trinken...... wir schleppen Bastelsets an, versuchen ihn wenigstens zum Telefonieren zu animieren, waschen ihn, machen Übungen mit ihm, kontrollieren ob seine Füße warm sind, erinnern ihn daran sie hochzulegen wg des Wassers, massieren, cremen, holen, rennen,....
Mittlerweile steuern wir immer mehr auf den Rand der Belastbarkeit hin, permanent will er über seine Beine reden, warum das Gehen nicht klappt, warum es mal schlechter, mal besser ist, warum dies so und dies so ist.... Er macht nichts aus eigenem Antrieb, regt sich bei was immer er tut total auf, kann eigentlich keine Energie mehr für die eigentliche Aufgabe haben. Natürlich ist der Umgangston dann auch beim 3000. durchhecheln des gleichen Problems nicht mehr unbedingt herzlich...
Wir wissen einfach nicht mehr was wir machen sollen, er hört nicht auf uns, Krankengymnast, Professor... wen auch immer. Ich denke Reha wär vielleicht nicht schlecht, aber dann können wir nicht zur Therapie nach Frankfurt fahren, Psychiater/Neurologen sind im Urlaub, ebenso wie sein Psychotherapeut (bei dem er den letzten Termin abgesagt hat, weil er keine Lust hatte), Psychoonkologe hatten wir ja zu dritt aufgesucht, aber das hat ihm ja nicht gefallen, was der ihm gesagt hat und daher wollte er da nicht mehr hin. Ihm sind eigentlich die Ärzte am liebsten die einfach Tabletten u.ä. verschreiben und ihm nicht sagen, dass er auch mit dem Geist kämpfen muss. Oder eben wie jetzt mit dem Körper. Er geht davon aus wenn er das Fentanyl reduziert hat, dann müsste jetzt auch sofort alles wieder besser gehen....
Ich denke dass mein Vater unter einer handfesten Depression leidet, aber wir kriegen das alles einfach nicht mehr hin und kriegen auch keine gescheite Hilfe organisiert. Vielleicht hilft ja auch der Krankenhausaufenthalt ein bisschen... ich weiß es nicht. Für die Psyche nimmt er zur Zeit Remergil, Promethacin (?) und Tarvor, aber vermutlich muss er von einem Psychiater richtig eingestellt werden....
So, jetzt bin ich diesen ganzen Mist mal wieder los geworden, vielleicht hilft das wieder ein wenig. Ich werde gerade von vielen Freunden um die sensationellen 6 Wochen Ferien, die man als Lehrer hat, beneidet- 4 Wochen sind jetzt rum und bis auf 4 Tage in Hamburg mit meinem Freund kann ich kaum sagen was ich überhaupt gemacht hab, ich weiß nur, dass ich kaum eine ruhige Minute hatte und mich nicht ansatzweise erholt oder für das neue Schuljahr gewappnet fühle... Habe ich das Haus tatsächlich mal verlassen, hat sich meist in meiner Abwesenheit alles irgendwie noch mehr dramatisiert, dass es mich dann erst recht mit voller Wucht getroffen hat.... Ich weiß auch nicht....

Kann es eigentlich sein, dass der Tumor Botenstoffe ausschüttet die Muskeln abbauen und man dem nichts entgegensetzen kann? So ähnlich drückte sich mein Vater gerade im Telefonat aus, nach Gespräch mit dem Arzt, aber er neigt allgemein leicht zum dramatisieren..... Das man egal bei was nichts mehr machen kann, glaub ich erst wenn es soweit ist....

Susanne:weinen:

destiny68 05.08.2007 21:29

AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....
 
Hallo Susanne,

leider habe ich keine Tipps für Dich und weiß auch eigentlich gar nicht, was ich dazu sagen kann. Das muss unheimlich schlimm für Euch sein und ich kann gut verstehen, dass Ihr mit Eurem Latein am Ende seid, weil Dein Vater so gar keine Hilfe annehmen kann oder will.

Es hört sich wirklich nach einer schweren Depression an. Habt Ihr vielleicht hier die Möglichkeit, anzusetzen? Tavor ist ja, soweit ich weiß, zur Beruhigung. Die anderen Medis kenne ich nicht. Aber vielleicht könnt Ihr das ganze auch mal bei den Ärzten im Krankenhaus ansprechend und ihnen die ganze vertrackte Situation schildern.

Es tut mir wirklich total leid und wie ich schon sagte, habe ich auch keinen Tipp für eine solche Situation, aber ich finde es immer so traurig, wenn ein Thread zig mal gelesen wird und es folgt kaum eine Reaktion.

Lieben Gruß
destiny68

mouse 05.08.2007 21:40

AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....
 
Liebe Susanne,
bring mich bitte nicht gleich um. Aber vielleicht darf ich als Betroffene so was sagen: Ihr macht euch kaputt. Das weisst Du natürlich. Aber reicht es nicht, wenn Dein Vater kaputt geht, so grausam das sich auch anhört. Habt ihr mal überlegt, ob nicht ein Hospiz der richtige Aufenthaltsort für ihn wäre?
Ewig haltet ihr das nicht durch.
Sei lieb gegrüßt
Christel

Susanne28 05.08.2007 22:13

AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....
 
Liebe Destiny,

mhm, eigentlich tut es ja wirklich schon gut sich den ganzen Frust mal von der Seele zu schreiben, helfen kann ja eh keiner und verstehen leider auch nicht, hat man meinen Vater nicht mal live in natürlicher Umgebung erlebt. Ansonsten ist er eben für alle der arme, bemitleidenswerte Krebskranke bei dem es trotz der Therapieerfolge nichts macht, wenn er eben gar nichts macht ... Aber weißt du, das aufschreiben hilft und wenn dann noch eine so liebe Antwort kommt, wie deine fühlt man sich trotz allem etwas getröstet. Und es schiebt einen noch ein bisschen mehr an, doch wieder Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen, dass geholfen wird.... DANKE

Liebe Christel,
deine Meinung als Betroffene ist mir ungemein viel wert und du zeigst mir dass man mit der Erkrankung auch anders umgehen kann!! Insofern darfst du alles schreiben;), denn du sagst mir damit auch: auch ein Kranker darf nicht alles und ein Angehöriger kann nicht alles...Ich hab ja schon dauernd das Gefühl dass ich meinen Vater quäle, nur weil ich versuche ihn dazu zu animieren wieder am Leben teilzunehmen in welcher Form auch immer (und wenn es das Lesen eines Buchs ist) Ich habe tatsächlich auch schon kurz an ein Hospiz gedacht, einfach weil ich nicht weiß wo sonst mein Vater eine solch gute Betreuung hätte. Allerdings hab ich auch schon an ein psychiatrisches Krankenhaus gedacht... Es ist wirklich so verfahren, den Krebs haben wir "so gut im Griff" und alles andere entgleitet völlig... Da kann er doch nicht ins Hospiz.... Aber dass wir nicht ewig so weitermachen können ist mir auch klar. Ich muss gestehen, dass ich tatsächlich ein bisschen aufatme, dass er jetzt im Krankenhaus ist, dabei will ich ihn doch nicht verlieren.... Ich hoffe jetzt einfach dass wir bald- entweder noch in der Klinik oder danach- einen Arzt finden der mit Medikamenten seine Depression lindern kann, sodass er wieder mehr Antrieb hat... ich weiß nicht ob diese Hoffnung vermessen ist... Er sagt ja er will kämpfen, will auch auf keinen Fall die Therapien abbrechen aber wenn er selbst etwas erarbeiten soll kriegt er einfach seinen Popo nicht hoch......
Ich danke dir für deine ehrliche Antwort!


Liebe Grüße an euch beide
Susanne

Susanne28 06.08.2007 16:59

AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....
 
Morgen wird mein Vater vom Krankenhaus aus zum Neurologen gefahren, die arbeiten mit einigen niedergelassenen zusammen. Ich hab mich vorhin mit einer sehr netten Oberärztin unterhalten, die auch in Sachen Psyche und Depression ein offenes Ohr hatte und dies nun auch schon im Vorfeld dem Neurologen mitteilen will. Zudem hat sie mir angeboten mit dorthin zu fahren, da sie es wichtig fände dass ich ihm auch meine Beobachtungen mitteile.Tja, ich bin gespannt, vielleicht kann meinem Vater ja jetzt endlich geholfen werden...


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