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Kathleen 07.08.2007 21:58

Hyperthermiebehandlung Bauchfellmetastasen
 
Hallo an alle Leser,

ich muss Euch gestehen, ich bin bereits seit 1 Jahr und 10 Monaten regelmäßige, stille Leserin aller Beiträge im Magenkrebsforum. Dabei bin ich keine Patientin sondern verzweifelte Angehörige.

Bei meiner Mama (damals 61 Jahre) diagnostizierte man im September 2005 ein Magenkarzinom, welches 3 Wochen später im Klinkum rechts der Isar (München) mittels totaler Gastrektomie entfernt wurde.
Histologie: pT2b, pN1 (1/25), cM0, R0, G3 diffuser Typ nach Lauren Siegelringzellen

Trotz einem befallenem Lymphknoten wurde weder vor noch nach der Operation eine Chemo verabreicht.

In den ersten Monaten danach die üblichen hier geschilderten Symptome: häufiger Durchfall, häufiges schleimartiges Erbrechen, Dumpingprobleme, Gewichtsabnahme von 72 auf 56 kg bei 1,65 cm, körperliche Schwäche.

Nach ca. 1/2 Jahr Besserung der Problematiken wobei sie nie mehr an ihre körperliche Leistungsfähigkeit von vor der Operation anschließen konnte.

Im Frühjahr diesen Jahres nahm sie sogar wieder 2 kg zu. Sie fühlte sich gut, sah gut aus (wer hat schon mit 63 Jahren Konfektionsgröße 36...). Wir atmeten alle ein wenig durch. Ab ca. Mai wieder mehr Erbrechen, weniger Appetit, schlechteres Allgemeinbefinden.

Alle Nachsorgeuntersuchungen waren unaufällig bis zum 9. Juli diesen Jahres. Im CT erkannte man eine "Raumforderung" am linken Narbenpol der Gastrektomienarbe. Diese Raumforderung stellte sich nach OP am 27. Juli als Bauchwandmetastase dar, die komplett entfernt wurde. Der genaue histologische Befund liegt uns noch nicht vor. Dabei gehen die Ärzte jedoch davon aus, dass sich kleinere Metastasen wohl noch im Bauchraum befinden, die durch die starken Verwucherungen nicht einsehbar waren. Schock

Die Ärzte (Stationsärztin, Onkologin, Prof. Wust) haben mir mitgeteilt, dass meiner Mama nach Gabe einer Chemo lediglich 3 bis 9 Monate "tumorfreie Zeit" bleiben. Nach Wiederaufflackern der Tumorerkrankung gibt es keine Therapieoptionen mehr. Ich muss hier niemanden schildern, wie verzweifelt ich bin, wieviele Tränen geflossen sind. Nichts ist schlimmer, als völlig hilflos zusehen zu müssen. Meine geliebte Mama und geliebte Oma, warum soll sie so früh sterben?

Meine Mama hat ihr ganzes Leben gearbeitet, sie ist eine einfache Frau. Den Ärzten gegenüber stellt sie keinerlei Fragen. Sie hat keine Ahnung, wie schlecht ihre Progonose ist. Da sie nicht fragt, kann ich ihr keine Antworten geben. Ich denke, sie will es nicht wissen und das müssen wir alle akzeptieren. Vielleicht kann sie dadurch, die Zeit die sie noch hat, etwas "unbeschwerter" erleben als täglich auf das Ende zu warten?!

Am Donnertstag haben wir nun ein Gespräch mit der Onkologin, die ihr eine "leichte Chemo" in Tablettenform verabreichen möchte. Zuerst war eine Chemo über Port geplant, aber da man keine "Verlaufskontrolle" hat, verwarf man dies wieder. Das ewige Hin und Her verunsichert uns alle noch mehr.

Jetzt aber mein eigentliches Anliegen:
Wer hat Erfahrungen als Patient bzw. Angehöriger über das spezielle Operationsverfahren, das Chirurgie mit Chemotherapie und Hyperthermie von Dr. Müller in Hammelburg verbindet? Wie belastend ist so eine OP? Prognosen?

Entschuldigt bitte, dass ich erst heute schreibe, aber an Euren "Erfahrungen" etc. teil hatte. Am Anfang war ich zu gelähmt, süchtig nach Informationen. Dabei stand mir Christian S. immer zur Seite. Wir können uns alle glücklich schätzen, wie aktiv er in diesem Forum als Selbstbetroffener tätig ist. Ich hatte einfach Bedenken, da es auch nicht "meine" Geschichte war sondern die meiner Mama.

Ich danke Euch für Eure Antworten.

Kathleen

Christian S. 09.08.2007 14:53

AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen
 
Liebe Kathleen,

ändere mal bitte meinen Namen um. Christian S. ist ausreichend. Danke für dieses wunderbare Lob. Du hast ja deinen Teil dazu beigetragen. Du weißt auch das ich immer für dich da sein werde.

Alles Gute für dich und deine Mama.

Dein Freund Christian

andrea38 09.08.2007 19:05

AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen
 
Hallo Kathleen,

meine Mutti wurde bereits 2 Mal in Hammelburg von Herrn Dr. Müller operiert. 2006 Bauchfell, Zwergfell, etc. OP dauerte 7 Stunden mit intraperitionaler Chemo und Hyperthermie. Wir sind mit Herrn Dr. Müller sehr zufrieden, er hat meiner Mutti das Leben gerettet, denn in unserer Heimatstadt hat man sie zum sterben nach hause geschickt. Vor 3 Wochen wurde meine Mutti am Rippenfell sowie an der Lunge von Herrn Dr. Müller operiert (Rezidiv). Ich habe vorher schon mal in anderen Kranekenhäusern nachgefragt, aber in dem Alter von meiner Mutti (69 Jahre) hätte sich keiner an eine solche OP getraut. Falls Du irgenwelche Infos noch brauchst, melde Dich ruhig.

Alles Liebe

Andrea

Kathleen 09.08.2007 21:02

AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen
 
Hallo Andrea,

ich bin Dir sehr dankbar für Deine Antwort. Gerade nach solch positiven Erfahrungen sucht man, findet sie aber selten.

Ich stehe inzwischen in sehr intensiven eMail-Kontakt mit Herrn Dr. Müller. Nach Durchsicht aller Befunde schlägt er uns momentan eine Kombi-Chemo mit 5-FU, Oxaliplatin und Taxotere alle 14 Tage 48 Stunden vor. Die letzten CT-Aufnahmen sende ich ihm morgen zu.

Auch ich habe jetzt schon einen ganz positiven Eindruck von ihm. Er antwortet noch am gleichen Tag und man fühlt sich auch als "Nichtmediziner" mit all den dazugehörigen Verunsicherungen und Ängsten ernst genommen.

Die behandelnde Klinik bleibt bei der Chemo in Tablettenform mit UFT Hartkapseln, 4 Stck. (2-1-1) täglich bei gleichzeitiger Gabe von 6 Stck. Calciumfolinat (2-2-2) 28 Tage lang, dann 1 Woche Pause. Insgesamt sind 6 Blöcke geplant.

Ich berichte, wie es weiter geht.

Liebe Andrea, Deiner Mama weiterhin alles Gute und eine schnelle Erholung von den Strapazen der letzten OP. Ich würde mich freuen, wenn wir uns bzgl. Hammelburg weiter austauschen können.

Danke, Kathleen

petra48 09.08.2007 21:20

AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen
 
Hallo Kathleen,

bitte schau mal im BSDK - Forum nach. Dort sind viele positive Berichte über Hammelburg.
Habe selbst keine Erfahrung.

Alles Gute für Euch.

Liebe Grüße
Petra

Barbara H. 14.08.2007 13:22

AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen
 
Hallo Andrea 38,

bin neu hier. Mein Vater hatte Speiseröhrenkrebs mit Magenbefall. Wurde im April diesen Jahres operiert. Jetzt hat er im Bauchraum Metastasen. Trotz Chemo meint sein Onkologe, er würde in spätestens 6 Monaten sterben. Mein Vater ist erst 53 Jahre. Kannst du mir eine Adresse von Hrn. Dr. Müller geben? Ich suche seit Tagen nach einer Lösung, denn sein Onkologe gibt ihn auf. Ich nicht!

Lieben Gruß, Barbara

Barbara H. 14.08.2007 13:38

AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen
 
Hi, habe die Adresse eben schon gefunden.

Kathleen 21.08.2007 21:55

AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen
 
Hallo,

ich wollte nur Bescheid geben, dass meine Mama diesen Freitag (24.08.2007) einen Termin bei Dr. Müller mit der Option hat, die Chemo gleich anschließend zu beginnen.

Ich möchte hier über den Fortgang der Behandlung meiner Mama weiter berichten, obwohl es mir im Augenblick noch schwer fällt, meine Gefühle so "öffentlich" nieder zu schreiben.

Irgendwie bin ich sprachlos, verzweifelt, erschöpft. Die hier zu lesenden Beiträge lassen auch keine Hoffnung bei Magenkrebs mit Metastasen (wo auch immer) zu.

Liebe Grüße an alle hier, Kathleen!

Kai88 23.08.2007 11:15

AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen
 
Ich werde wohl auch langsam versuchen Dr. Mueller als behandelnden Arzt für meine Mutter heranzuziehen wenn das geht. Meine Mutter hat Magenkrebs mit befallener Leber und Speiseröhre. Weiterhin ist die Bauchhöhle auch befallen.

Sieht wohl alles sehr schlecht aus zur Zeit. Will aber alles mögliche versuchen.

Finde es eine gute Idee dass du die Behandlung von Dr. Müller weiterhin mit uns teilst. Werde deine beiträge weiterhin verfolgen.

dadi 27.08.2007 23:46

AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen
 
hi kathleen,
wie ist denn die besprechung mit dr. müller gelaufen? hat die chemo schon begonnen? meine mutter ist in einer ähnlichen situation, wir wollen nun auch dr. müller hinzuziehen. ich hoffe, er reagiert bald auf unsere mail. ich hoffe, bei euch geht es gut aus, ich drück die daumen, dass er was machen kann.
scheint ja wirklich die einzige rettung hier in deutschland zu sein, ich hoffe, er kann auch meiner mutter helfen.
also, erzähl bitte, wie es gelaufen ist, ich würde mich freuen von dir zu hören,
LG,
Alexandra

Kathleen 31.08.2007 21:58

AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen
 
Hallo Andrea, hallo Dadi und alle anderen Interessierten,

ich möchte Euch heute über die vergangene Woche informieren.

Das Gespräch mit Herrn Dr. Müller am 24.08.2007 fand in einer absolut positiven und offenen Atmosphäre statt. Er ist offensichtlich nicht nur ein begnadeter Chirurg und Onkologe sondern ist dabei auch Mensch geblieben!!! Er stellt sich mit seinen Patienten auf eine Ebene, beantwortet geduldig alle Fragen und hat eine positive und erfrischende Ausstrahlung. Er ist praktisch das komplette Gegenteil von dem, was wir bisher erlebt haben.

Meine Mama hat in den letzten 8 Wochen an Gewicht verloren und sie klagte ständig über mangelnden Appetit. Sie konnte einfach viel weniger essen als vorher. Ihre Wangen sind eingefallen, aber das interessierte die behandelnden Ärzte überhaupt nicht!!!

Herr Dr. Müller verordnete meiner Mama sofort von Freitag bis Sonntag eine zusätzliche Ernährung über die Vene, damit der weitere Fett- und Muskelabbau gestoppt wird. Am Montag wurde ihr ein Port gesetzt und danach begann die Chemo mit 5-FU, Oxaliplatin und Taxotere für 48 Stunden. Die erste Chemo hat sie relativ gut überstanden, die Haare fallen bereits aus. Am Donnerstag wurde sie entlassen. Augenblicklich fühlt sie sich sehr schwach, der Blutdruck ist im Keller, sehr starker Durchfall. Übelkeit trat keine auf. Die Chemo wird alle 14 Tage verabreicht. Nach 2 Zyklen (2 Monaten) erfolgt die erste "Zwischenbilanz".

Diese Chemo verspricht nach Aussage von Herrn Dr. Müller und das deckt sich auch mit meinen Recherchen im Internet die höchste Ansprech- und Verträglichkeitsrate nach aktuellsten Studien.

Ich möchte auch erwähnen, dass das gesamte Team um Herrn Dr. Müller (Schwestern, Pfleger, Stationsarzt, Narkosearzt etc.) unglaublich bemüht und freundlich waren. Der Narkosearzt leitete ihr die Narkose für den Port sogar im Sitzen ein, da meine Mama aktuell über einen sehr starken Reflux klagt. In rechts der Isar hörte sie nur unwirsch: "...Sie haben keinen Magen mehr, damit können sie auch keinen Reflux haben..."

Mein Papa hat heute versucht, die paranterale Ernährung über die Vertretung des Hausarztes (Urlaub), Apotheke und Pflegedienst zu organsieren. Aufgrund der ganzen Bürokratie und anderer Schwierigkeiten beginnt diese nun erst am Montag.

Jetzt heißt es abwarten. Neben ihrer körperlichen Schwäche muss sich auch unbedingt ihre seelische Verfassung bessern. Daran werden wir in Zukunft arbeiten müssen!

Ich halte Euch auf dem Laufenden!

Liebe Grüße Kathleen

Kathleen 12.09.2007 22:23

AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen
 
Hallo,

ich möchte wieder mal einen kleinen "Statusbericht" abgeben.

Die inzwischen angelaufene parenterale Ernährung (nachts) hat ihre weitere Gewichtsabnahme gestoppt. Der Pflegedienst arbeitet absolut zuverlässig und sie wird außerdem hervorragend vom Gebietsleiter der Fa. TravaCare betreut.

Trotzallem ist sie mit sich und wir mit ihr nicht wirklich zufrieden. Starkes Frühdumping, Kreislaufschwäche, hohes Druckgefühl in der "Magengegend", wenig Appetit, starke Müdigkeit. Sie verlässt die Wohnung nicht mehr - sie fühlt sich einfach viel zu schwach. Wenn ich bedenke, dass sie Anfang Juni noch in Ägypten war - kaum vorstellbar.

Morgen nun fährt sie nach Bad Kissingen (Nachfolgekrankenhaus - Hammelburg wird renoviert) und erhält ihre 2. Chemo. Mein Papa wird sie begleiten.

Ich mache mir große Sorgen und ich habe große Ängste. Nur leider bin ich unfähig meine Gefühle so auszudrücken, wie Einige hier im Forum dies können.

Vor einigen Tagen hat mich meine Tochter gefragt, wann die Oma stirbt. Ich habe am ganzen Körper gezittert. Ich habe ihr gesagt, dass es Niemand weiß, außer der liebe Gott. Das kostet mich so viel Kraft...

Ich melde mich wieder. Liebe Grüße Kathleen

Kathleen 18.09.2007 21:11

AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen
 
Hallo,

meine Mama hat ihre 2. Chemo planmäßig erhalten. Am Samstag kehrte sie zurück.

Am 1. Tag und in der 1. Nacht während der Chemo spürt sie kaum Nebenwirkungen außer eine unbändige Müdigkeit. Am 2. Tag kamen dann starke Übelkeit und starke Kreislaufschwäche hinzu.

In ihrem Entlassungsbericht steht: "... im Bauchraum ist wiederum ein 10x10 cm harter, nicht verschiebbarer Knoten zu fühlen...". Gesprochen hat man mit ihr leider darüber nicht, nur diesen Befund nieder geschrieben... Ein Onkologe war in Bad Kissingen nicht zu sprechen...

Ich habe so furchtbare Angst - wie lange wird sie noch bei uns sein können? Warum gibt es keine besseren Therapiemöglichkeiten? Immer wieder WARUM, darauf wird es niemals eine Antwort geben!

Sonntag und Montag ging es ihr sehr schlecht. Gestern am Telefon sagte sie mir: "Es macht keinen Spaß mehr.". Mit solchen Aussagen fühle ich mich hoffnungslos überfordert. Wie kann ich ihr Hoffnung machen, wo es doch offensichtlich keine mehr gibt!?

Ich fühle mich total erschöpft, verzweifelt, hoffnungslos und irgendwie auch sprachlos.

Heute war ein besserer Tag für sie. Um eine Perücke müssen wir uns jetzt auch schnellstens kümmern, die Haare fallen büschelweise aus.

Morgen werde ich sie wieder in die Arme schließen, aber das was ich sagen möchte, bringe ich nicht über die Lippen...

Müde Grüße Kathleen

Gabriele M. 22.09.2007 23:51

AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen
 
Hallo Kathleen,

seit ein paar Tagen lese ich mich durch sehr viele Schicksale und Deins kommt mir so bekannt vor. Ich fühle und hoffe mir Dir, denn auch ich weiss nicht, wie ich mit allem umgehen soll. Ich hab meine Mutti auch so lieb und habe mich an Dr. Müller gewandt. Er ist aber erst am Montag wieder da. Bei uns gibt man uns keine Hoffnung mehr für Mutti - aber ich gebe nicht auf.
Die Hoffnungslosigkeit die Du bei Deiner Mutti beschreibst kommt von meinem Vati, der nie damit gerechnet hat meine Mutti zu verlieren, er leidet so und ich kann ihn nicht trösten, wo es keinen Trost gibt. Ich kann nur für ihn da sein, so wie für meine Mutti. Mutti wird erst am Montag erfahren, wie es um sie steht, davor haben wir alle Angst.

Ich wünsche Dir die Kraft, Deiner Mutti zu sagen, wie lieb du sie hast jedoch glaube ich, dass Mütter das auch wissen. Sie kennen uns Kinder besser als wir glauben und erkennen aus jeder Geste und in unseren Augen, wie es uns geht und wie wir zu ihnen stehen. Sag ihr trotzdem, was Du sagen möchtest - um Deinetwillen und denke immer daran, niemand versteht Dich so gut wie Deine Mutter, Du kannst nichts falsches sagen.

Einen ganz lieben Gruß
Gabi

Kathleen 23.09.2007 13:45

AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen
 
Hallo Gabi,

seit 2 Tagen habe ich eine Kiefernhöhlenvereiterung, Fieber und unbändige Schmerzen und fühle mich hundeelend. Aber was ist das im Vergleich zu denen, über die wir hier in diesem Forum lesen?!

Meine Mama ist die Tollste auf der ganzen Welt!!! Wir haben heute telefoniert, besuchen kann ich sie aufgrund meines Gesundheitszustandes nicht, die Gefahr der Ansteckung ist zu groß. Weißt Du, was sie zu mir gesagt hat, es tut ihr unendlich leid, dass sie mich jetzt nicht unterstützen kann. Sie bringt mich immer wieder aus der Fassung - immer denkt sie zuerst an Andere, nie an sich selbst.

Ich hoffe für Deine Mama, dass ihr Herr Dr. Müller vielleicht doch noch helfen kann. Wir wissen, es gibt keine Heilung aber vielleicht eine Lebensverlängerung.

Für morgen wünsche ich Dir unglaublich viel Kraft. Es würde mich, glaube ich, umbringen, wenn meine Mama morgen über ihre aussichtslose Situation erfahren würde. Im Augenblick ist sie zu labil. Geht es ihr einigermaßen gut - will sie kämpfen, geht es ihr schlechter - will sie aufgeben! Wer soll ihr das verübeln?

Am Donnerstag fährt meine Mama schon wieder zur Chemo, 14 Tage sind schnell um. Zu schnell, um sich davon zu erholen!

Alles Gute für Euch und viel Kraft für die nächste Zeit! Wir hören wieder voneinander!

Grüße Kathleen

Gabriele M. 25.09.2007 22:02

AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen
 
Hallo Kathleen,

geht es Dir schon wieder besser? Ich wünsche es Dir so sehr. Am Sonntag ging es meiner Mutti ganz schlecht, wir dachten, sie würde es nicht schaffen.
Nach einem grossen Wechselbad der Gefühle hat mein Vati heute Mutti erzählt, wie es um sie steht. Sie hat es sehr gefasst aufgenommen. Du glaubst gar nicht, wie groß die Last war, die mir vom Herzen fiel. Ich habe ganz ruhig mit ihr sprechen können, ihr das Versprechen abgerungen, dass sie endlich mal nur an sich denkt - macht sie sowieso nicht aber ich hab es wenigstens angesprochen - und wir können jetzt jederzeit zu ihr ohne uns wieder etwas ausdenken zu müssen.

Als es Mutti so schlecht ging habe ich auch an Dich denken müssen. Ich kann mir vorstellen, wie belastend es sein muss, wenn man den Wunsch hat zu seiner Mutti zu gehen, aber es aufgrund von Krankheit oder wie einige andere aufgrund der Entfernung nicht kann.

Mit Dr. Müller habe ich telefonisch gesprochen. Morgen bitte ich die Ärzte, dass sie mir die Unterlagen aushändigen, damit ich sie Herrn Dr. Müller zur Verfügung stellen kann.

Mutti bekommt morgen einen Port für eine künstliche Ernährung. Ich hoffe, es geht alles gut.

Melde mich dann wieder.

Ich wünsche Dir eine schnelle Genesung, damit Du wieder zu Deiner Mutti kommst.

Ich drücke Dich.
Gabi

Kathleen 26.09.2007 20:47

AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen
 
Liebe Gabi,

es geht mir schon besser, vielen Dank, wenn auch noch nicht alles ausgestanden ist...

Trotzdem haben wir heute einen Besuch bei meiner Mama riskiert, sind dabei aber nicht auf "Tuchfühlung" gegangen. Wir verbrachten einfach einen ganz normalen "3-Mädels-Generationsnachmittag" (Oma, mama, Enkelkind) - es war sehr schön.

Morgen wird sie nun ihre 3. Chemo erhalten und sie fährt mit gemischten Gefühlen nach Bad Kissingen. Inzwischen hat sich ihr Allgemeinzustand etwas verbessert. Durch die parenterale Ernährung seit nunmehr ca. 3 Wochen hat sie 1,5 kg zugenommen! Man sieht es zwar nicht, aber sie wirkt insgesamt nicht mehr so wackelig und zerbrechlich. Das Essen und vor allem das Trinken ist allerdings nach wie vor eine Qual. Es passt einfach nichts rein und schmeckt wohl alles gleich "metallisch". Vor 3 Monaten hat sie an ihrem 63. Geburtstag 2 riesige Stücke Erdbeerkuchen verdrückt und jetzt schafft sie max. ein Viertel davon - das will mir einfach nicht in den Kopf! Trotzallem waren die letzten Tage sehr gut und sie fühlt sich auch besser. Das gibt Auftrieb und ist positiv für ihre Psyche.

Liebe Gabi, ich möchte Dir noch einen Tipp geben. Gestern bin ich durch Zufall bei B. Kerner hängengeblieben, als Susanne Fröhlich ihr neues Buch vorstellte: "Alles über meine Mutter". Es ist eigentlich ein Buch voller Fragen, Fragen die man seiner Mutter möglicherweise niemals stellen würde, die von eben dieser auszufüllen sind. Ein breites Spektrum über Liebe, ersten Sex, aber auch Tod. Ich kann das gar nicht mehr so wiedergeben, auf jeden Fall habe ich es gleich heute bestellt. Auch ich werde das mal ausfüllen für meine Tochter - für die nachfolgenden Generationen sicherlich witzig und eine liebevolle Erinnerung.

Ich finde es toll, dass Dein Papa den Mut aufgebracht hat, Deiner Mama die "Wahrheit" zu sagen. Wir konnten uns dazu noch nicht durchringen. Hoffentlich macht sie uns später mal keine Vorwürfe deswegen. Aber wir haben immer noch die Hoffnung, dass sie noch viele Monate vielleicht ein Jahr vor sich hat?! Warum sollte sie also jeden Abend mit dem Gedanken an den nahen Tod einschlafen und so aufwachen? Wenn "wir" in die Endphase eintreten, werden wir natürlich ehrlich mir ihr sein. Schon allein dieser Gedanke treibt mir die Tränen wieder in die Augen.

Weißt Du, ich habe einen sehr engen Kontakt zu meinen Eltern. Ich liebe sie über alles. Das heißt nicht, dass wir ständig aneinander kleben, jeden Tag, jedes Wochenende miteinander verbringen. Der Eine ist für den Anderen da, bedingungslos. Ich konnte mich immer auf sie verlassen, auch wenn wir nicht immer einer Meinung sind.
"Kind, zieh Dich bitte wärmer an und lass die "großen" Ausschnitte", vergiss den Schal nicht und kauf dir größere Slips...". Das sind die berühmten Sätze einer Mutter, die die Tochter regelmäßig in den Wahnsinn treiben. Genau die Sätze werde ich einmal vermissen!

Ich werde mich wieder melden und freue mich sehr, von Dir zu hören!!!

Alles Gute für Euch, bis bald, Kathleen!

Gabriele M. 26.09.2007 21:38

AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen
 
Hallo Kathleen,

ich freue mich, dass Du Deine Mutter sehen konntest. Bei Deinem Bericht musste ich etwas schmunzeln - warum:
die OP dauerte heute etwas länger als geplant, wir hatten selbstverständlich wieder Sorge, zumal ein Chirurg blitzartig den OP-Trakt verließ, durch die Tür rannte und mit sehr nachdenklichem Gesicht wiederkam. Aber es handelte sich um ein Unfallopfer, das schwer verletzt war und nicht um unsere Mutti (Entschuldigung für diese Gefühle bei den Angehörigen des Verletzten). Als Mutti in den Aufwachraum geschoben wurde und wir alle wussten, die OP ist gut verlaufen sind wir Mittag essen gegangen. Mein Vater sagte: Wetten, dass Muttis erste Frage sein wird: Habt ihr was gegessen?
Mutti kam auf's Zimmer, wurde richtig wach, redete dies und das und dann kam die erste Frage: Habt ihr was gegessen?!!
Also das, was Du schreibst kommt mir unendlich bekannt vor. Ich kann mir eine Zeit ohne diese endlos guten Ratschläge meiner Mutti auch nicht vorstellen.
Du liest, uns geht es mental schon wesentlich besser. Mutti hat das tiefe Tal erst einmal durchschritten. Die künstliche Ernährung schlägt gut an, sie will sich nicht unterkriegen lassen. Die Magensonde wurde ihr heute bei der OP entfernt, da in dem Beutel seit 2 Tagen keine Flüssigkeit mehr abgelaufen ist. Das was sie trinkt geht also über die Blase ab.
Wir alle wissen, das es ein geschenktes Glück ist, aber wir geniessen es ganz bewusst und anders als früher. Jeder gute Tag ist eine Freude für uns alle, wir können wieder Kraft tanken für die Zeit in der Mutti wieder unsere ganze Unterstützung braucht. Auch der Umgang mit ihr ist - ich kann es nicht in Worte ausdrücken. Ihre Hand nehmen und drücken, ein Kuß auf die Wange, ein Umarmung, mit ihr auf dem Gang spazieren gehen, ein tiefer Blick - es werden keine Worte gebraucht und es wird einem ganz tief drinnen warm.
Ich wünsche Dir, dass auch ihr es schafft, mit Eurer Mutter offen zu sprechen. Aber ich weiss auch, dass nicht jeder so stark ist wie meine Mutti und die Wahrheit verkraften kann.
Dr. Müller hat sich auch gemeldet und seine Vorschläge decken sich in etwa mit dem, was der Onkologe von Mutti machen möchte. Mal sehen, wie es jetzt weiter geht - hoffentlich erst einmal bergauf.

Jetzt muss ich erst einmal viel viel Schlaf nachholen.

Ich wünsche Dir und Deinen Lieben alles alles Gute
Gabi

Kathleen 28.09.2007 20:25

AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen
 
Liebe Gabi,

es freut mich zu hören, dass es Deiner Mama so viel besser geht. Hoffentlich hält dieses "Hoch" sehr lange an!

Deine Beschreibungen über den Umgang mit Eurer Mama, seitdem sie die Wahrheit kennt, hören sich sehr toll an. Das ist wohl ein absoluter Idealfall! Vielleicht haben wir mehr Angst als meine Mama sie hätte - wer weiß? Aber eigentlich schätzen wir sie, wie im übrigen auch die Ärzte, als eher deppressiv ein. Zu diesem Zeitpunkt wäre wohl die "Wahrheit" für sie nicht verkraftbar.

Ja, ich habe furchtbare Angst - furchtbare Angst vor dem Augenblick, wenn ich ihr das 1. Mal in die Augen blicke und wir beide wissen, dass sie bald gehen muss. Ich habe keine Ahnung, wie ich das verkraften soll. (und jetzt fließen wieder die Tränen...)

Die Chemo von gestern bis heute mittag hat sie gut vertragen. Gleich werde ich mit ihr telefonieren, aber vorher möchte ich meiner Tochter noch eine Gute-Nacht-Geschichte vorlesen.

Wir hören wieder voneinander.

Alles Liebe für Euch, Kathleen!

P.S. Darf ich fragen, wie alt Deine Mama ist?

Gabriele M. 29.09.2007 08:29

AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen
 
Hallo Kathleen,

ich kann Deine Angst verstehen. Die hatte ich auch, ich hab vor der Krankenhaustür gestanden und ganz feste schlucken müssen, weil ich nicht wusste, wie meine Mutti auf mein Kommen reagiert. Aber ich habe von meiner Mutter gelernt - Augen zu und durch. Ein Zurück gibt es nicht mehr, also muss man mit dem was ist fertig werden.

Du liest ja auch den anderen Bericht von mir, dann weisst Du, wie es bei uns ist. Wir haben neuen Mut geschöpft - ich stehe mit Dr. Müller in Kontakt. Mehr möchte ich dazu nicht sagen - bin abergläubisch.

Ich freue mich für Dich, dass Deine Mutter die Chemo verträgt. Grüß sie unbekannter Weise von mir.

Ja, Du darfst selbstverständlich wissen, wie alt Mutti ist. Sie ist dieses Jahr 70 geworden. Ich bin 48 und mein Mann 50.

Ich sende Dir ganz liebe Grüße
Gabi

showgirl2204 30.09.2007 10:51

AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen
 
hallo kathleen, hallo gabi,
euer austausch berührt mich unendlich, weil er genau meine ängste und gefühle ausdrückt. meine mutter ist ein kämpfertyp und sie wollte im januar unbedingt wissen, was mit ihr los ist. heute sieht sie und wir vieles anders: hätte meine mutter von der diagnose nichts gewußt, wäre sie anders mit der krankheit umgegangen, hätte mehr kraft gehabt. so hat sie sich - wenn auch nicht nach außen - doch aufgegeben. seitdem sie weiß, daß es vielleicht doch noch hoffnung gibt, ist sie ganz anders drauf und plant in kleinen schritten die zukunft. was uns sehr geholfen hat, war die betreuung durch das hospiz. die mitarbeiter waren nicht nur eine seelische untertützung, sondern haben uns auch viel organisatorisches abgenommen. egal was kommt: gebt nie auf und so schlimm es für euch (bzw. uns) als töchter auch ist: unser mütter brauchen unsere ganze kraft und noch mehr kraft brauchen unsere väter. das dürfen wir in dieser situation nicht vergessen.
ich wünsche uns und unseren familien, daß wir die grausame zeit gut überstehen und noch lange zeit zusammen verbringen können.
liebe grüße

Gabriele M. 10.10.2007 19:41

AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen
 
Hallo Kathleen,

wie geht es Dir? Ich habe schon einige Tage nichts von Dir gehört. Wie war Eure Feier?

Ich denke oft an Dich und Deine Familie und hoffe, dass nichts passiert ist.

Liebe Grüße
Gabi

Kathleen 10.10.2007 21:28

AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen
 
Hallo Gabi,

lieb von Dir, dass Du nachfragst, wie es uns geht. Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll zu erzählen.

Der Geburtstag meines Papas ist sehr ruhig aber auch sehr harmonisch abgelaufen. Ich habe einen Kuchen gebacken (nicht gerade mein Spezialgebiet) und ein schönes Menü gekocht. Am Nachmittag waren wir bei strahlendem Sonnenschein spazieren und meine Mama hat seit Wochen das erste Mal die Wohnung verlassen!!! Unsere Tochter, die sich seit Monaten standhaft geweigert hat, Fahrrad zu fahren, hat sich einfach auf ihr Radl gesetzt und ist losgefahren, als wenn sie noch nie etwas anderes getan hätte... Schön, dass meine Eltern das "live" miterleben konnten.

Seit Sonntag geht es ihr auch etwas besser. Sie fühlt sich etwas kräftiger und kann auch besser essen und trinken. Ich habe meine Eltern auch dazu verdonnert, jeden Tag mind. 30 min spazieren zu gehen, damit die Muskulatur meiner Mama wieder trainiert wird. Sie muss sich einfach mehr zu trauen notfalls auch zwingen...

Und jetzt kommt der traurige Teil...
Meine Eltern waren gestern bei einem Onkologen eines Klinikums hier in der Nähe, der die Chemo fortsetzen sollte. Seine Kernaussagen sind:
  • Die begonnene Chemo ist viel zu aggressiv. Warum Misteltherapie, bringt sowieso nichts...
  • Wozu parenterale Ernährung - wer hat das denn angeordnet...

Ich bin einfach nur entsetzt und es macht mir große Schwierigkeiten, das alles in Worte zu fassen. Morgen wird in eben diesem Krankenhaus ein CT gemacht und dieses am Dienstag besprochen. Ich habe die große Befürchtung, dass meine Mama demnächst die Misteltherapie aufgibt und noch viel schlimmer, die Chemo nicht weiterführen wird.

Ich kann meine Gefühle eigentlich gar nicht in Worte fassen, vielleicht habe ich gar keine mehr? Die Angst überwältigt mich und ich bin am Rande der Erschöpfung. Vor 2 Wochen eine Kiefernhöhlenvereiterung, seit heute riesige Herpesbläschen auf meiner Lippe - mein Immunsystem ist völlig unten.

Wir haben heute telefoniert und sie hat mir wortwörtlich gesagt: "Wir sollen sie zu nichts zwingen, sie muss auf ihr Bauchgefühl hören." Wir alle wissen doch, dass es bei Bauchfellmetastasen keine längerfristige Hoffnung gibt und ohne Behandlung schon gar nicht.

Ich sehe sie in die falsche Richtung laufen und bin außerstande, sie davon abzuhalten.

Ich weiß, dass wir sie zu nichts zwingen können und dürfen. Wollen wir auch nicht. Aber eigentlich geht es ihr auch nicht so wahnsinnig schlecht, als dass die Chemo abgebrochen werden müßte.

Mein Papa kann auch keine Nacht mehr schlafen, hoffentlich klappt mir er nicht auch noch zusammen.

Ich weiß einfach nicht weiter...

Kathleen

Gabriele M. 10.10.2007 22:07

AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen
 
Hallo Kathleen,

schön, dass Du geantwortet hast und ich freue mich für Dich, dass ihr den wichtigen Tag so schön verbringen konntet. Gerade solche Tage empfinde ich heute als wesentlich wichtiger als früher und versuche sie in mich aufzusaugen wie ein Schwamm. Auch Erlebnisse, die das erste Mal passieren, wie z.B. das Fahrradfahren Eurer Tochter, werden uns immer als wunderschöne Erinnerung begleiten.
In den negativen Gefühlen kann ich Dich leider so gut verstehen, da es mir nicht anders geht als Dir. Mutti ist ja aus dem Krankenhaus entlassen worden mit Termin beim Onkologen. Unser Hausarzt, über den alle Überweisungen gehen, macht aber den Eindruck, als habe er Mutti schon abgeschrieben. Bei der letzten Besprechung, die er mit meinem Vater führte hätte ich ihm am liebsten die Leviten gelesen. Er hat meinem Vater den Eindruck vermittelt "ist doch eh egal. Sie macht ja doch nicht mehr lange". Heute hatte mein Vater noch eine Besprechung wegen der Vorstellung beim Onkologen "würde ich nicht mehr machen, eine Chemo bringt nichts mehr", da bin ich mitgegangen und hab ihm gesagt, dass ich so etwas nicht mehr hören möchte.
Es ist ein Unterschied, ob ein Arzt einem die Wahrheit über den Zustand sagt oder ob er absolutes Desinteresse vermittelt. Er hatte ja noch nicht einmal den Entlassungsbericht gelesen und wusste nicht, welche Medikamente er noch verschreiben muss, die Mutti zu Hause unbedingt braucht.

Ich stehe mit Dr. Müller in Mail- und telefonischem Kontakt und er hat mir auch einige Informationen gegeben, die ich morgen mit dem Onkologen besprechen werde. Mal sehen, was der uns für eine Therapie vorschlägt, ob er mit Dr. Müller übereinstimmt oder etwas anderes machen möchte. Dann muss ich auf mein Bauchgefühl hören.

Warum kann Deine Mutter nicht mehr nach Bad Kissingen? Liegt das daran, dass Dr. Müller jetzt in einer Privatpraxis arbeitet?

Mit der Mispeltherapie habe ich in einigen Forumbeiträgen gelesen, dass sie nach einer Chemo sehr hilfreich sein soll, aber nicht während einer Chemo. Ich bin weder Arzt noch habe ich in dieser Richtung Kenntnisse. Vielleicht kann Dir jemand hier im Forum genau sagen, warum die Mispeltherapie nicht während einer Chemo gemacht werden soll. Ich habe die Frage auch auf meinem Zettel für morgen. Werde Dir dann schreiben, was unser Onkologe gesagt hat.

Dir rate ich ganz DRINGEND mit Deinem Arzt zu sprechen. Er soll Dir ein Mittel verschreiben, das Dich wieder in die Waage bringt. Der Vater meiner Arbeitskollegin hat seit 2 Jahren einen Hirntumor und sollte nach Aussage der Ärzte schon mehrmals nur noch ganz kurze Zeit haben. Er lebt immer noch (was ja wunderbar ist und die Aussagen der Ärzte widerruft), aber durch das ewige Auf und Ab ist meine Kollegin auch am Ende ihrer Kraft gewesen. Sie hat sich etwas geben lassen und kann seit dem mit allem wesentlich besser umgehen. Ich habe heute mit einem Apotheker gesprochen und er hat mir zu einem Johanniskraut-Präparat geraten. Dies würde mein Bewusstsein nicht einschränken, ich kann Autofahren aber es würde mein seelisches Gleichgewicht wieder herstellen. Bis es wirkt wird es ca. 10 Tage bis 2 Wochen dauern. Ich werde es mir morgen vom Arzt verschreiben lassen oder selbst kaufen.

Verlier die Hoffnung nicht und denke auch an Dich. Wir müssen für unsere Eltern stark sein - ich sehe es als eine (ich finde kein richtiges Wort dafür) für alles, was sie für uns getan haben und ich glaube, Dir geht es genau so. Ich sage es jetzt auch immer meinen Eltern, die beide jetzt sagen, wie sollen wir das wieder gut machen - sie brauchen nichts wieder gut machen, sie haben es schon getan, jetzt sind wir dran. Aber dafür müssen wir gesund und stark bleiben. Körperlich und auch seelisch.

Liebe Grüsse
Gabi

Kathleen 10.10.2007 22:24

AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen
 
Liebe Gabi,

ich möchte Dir noch schnell antworten, bevor ich endlich schlafen gehe.

Den letzten Absatz hätte ich nicht treffender formulieren können. Ja, auch ich möchte meinen Eltern jetzt zurückgeben, dass auch sie immer für mich da waren. Richtig, jetzt sind wir dran...!

Ich habe mir schon Vitamin C, Zink und Orthomol immun in der Apotheke gekauft und arbeite nun an mir, dass ich es auch regelmäßig einnehme. Zur Beruhigung oder zum Schlafen brauche ich im Augenblick nichts, meist schlafe ich vor Erschöpfung sehr schnell ein.

Die Misteltherapie hat gerade unter den Schulmedizinern viele Gegner. Trotzallem soll sie gerade während einer Chemo deren Nebenwirkungen mildern.

In Bad Kissingen läuft ohne Dr. Müller auch nicht alles rund. Beim letzten Mal hat sie kein Arzt untersucht und es war auch keiner da, dem man hätte Fragen stellen können. Die wollen jetzt auch, dass alle Patienten das Labor 1 Tag vor der Chemo stationär machen. Das bedeutet, 4 stationäre Tage. Mein Papa wie wir auch, arbeitet noch. Er kann also unmöglich jede 2. Woche 4 Tage fehlen. Man hat meinen Eltern die "Empfehlung" gegeben, sie können die Chemo auch in jedem anderen Krankenhaus machen... Das war doch ein eindeutiger Hinweis.

Ich muss mich erstmal sammeln und schauen, wie ich weiter mache - natürlich im Einklang mit meiner Mama.

Gute Nacht, Kathleen!

Gabriele M. 11.10.2007 20:57

AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen
 
Hallo Kathleen,

ich kann mir sehr gut vorstellen, wie belastend das alles für Dich ist. Weißt nicht, wie und wo die Chemo gemacht werden soll, macht Deine Mutter noch mit, bist selbst müde und erschöpft, siehst dadurch alles wie durch einen Nebel, reagiert anstatt agierst ... Ich würde Dir so gern helfen oder Dich einfach mal in den Arm nehmen. Das tut so gut, wenn man sích einfach mal fallen lassen kann.

Ich habe unseren Onkologen gefragt, was er von dem Therapievorschlag von Dr. M. hält. Im Prinzip gut, allerdings bei Muttis Gesundheitszustand zu aggressiv. Das sei aber nicht unbedingt als negativ einzuschätzen, da Dr. M. meine Mutti ja nicht persönlich sondern nur aus den Arztberichten kennt. Ansonsten hat er sich positiv über Dr. M. geäussert.

Bezüglich der Mispeltherapie sagte er, dass Mutti sie ruhig machen darf. Nur bei Lymphdrüsen- und Blutkrebs dürfte man keine Mispeltherapie machen, da hier wohl der Krebs gefördert würde. Die Therapie hätte in Muttis Fall weder einen positiven noch einen negativen Einfluss auf die Chemo bzw. auf das Tumorwachstum. Als Unterstützung für ihr Immunsystem wäre es aber ok. Jetzt habe ich ihr erst einmal Tee geholt.

Ich wünsche Dir, dass ihr eine gute Lösung für die Therapie findet, die sowohl Deiner Mutter als auch Euch hilft. Es tut nicht gut, wenn ihr Euch immer Gedanken machen müsst, wie ihr die 4 Tage bei der nächsten Therapie hinbekommt. Erkundige Dich doch mal bei der Krankenkasse, ob die Chemo nicht in einem Krankenhaus in Eurer Nähe gemacht werden kann.

Ich drück Dich.
Gabi

Gabriele M. 18.10.2007 22:39

AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen
 
Hallo Kathleen,

wie geht es Dir? Hab wieder lange nichts von Dir gehört.

Meiner Mutti geht es einen Tag gut, einen schlecht. Dienstag war die erste Chemo. Ich war mit und habe da wieder eine Erfahrung gemacht, um die ich mich eigentlich nicht beworben habe. So viele Leute mit Krebs, so viele verschiedene Arten von Krebs, so viel Hoffnung, so viel Verzweiflung in den Augen der Angehörigen. Warum muss das so sein?

Melde Dich bitte wieder. Du brauchst mit Deiner Verzweiflung nicht allein zu sein. Habt Ihr schon eine Lösung für die stationäre Zeit?

Liebe Grüsse
Gabi

Kathleen 21.10.2007 10:54

AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen
 
Liebe Gabi,

ich brauchte ein paar Tage Abstand, wenn ich auch gelegentlich hier still gelesen habe.

Es fällt mir im Augenblick sehr schwer über "unsere" Situation zu sprechen. Das ewige Hin und Her und doch wieder Hin treibt einem an die Grenze der Belastbarkeit.

Am Dienstag waren meine Eltern zur Besprechung des CT´s bei dem neuen Onkologen. Leider sind wohl mehrere "Dinge" zu erkennen, große Sorgen bereitet aber eine größere Raumforderung an ihrem rechten Eierstock. Es könnte einen Krugenbergtumor sein, aber nix genaues weiß man nicht. Insgesamt hat er wohl eingelenkt und Kontakt mit Dr. Müller aufgenommen, um sich dessen Therapiekonzept erläutern zu lassen.

Morgen fahren meine Eltern nach Würzburg zu Dr. Müller mit den CT-Bildern. Ich selbst habe auch diese Woche mit ihm telefoniert.

Die Chemo ist nun ersteinmal unterbrochen. Dadurch ging es ihr natürlich auch etwas besser. Seit Freitag hat sie sich aber stark erkältet und der Reflux ist nicht mehr auszuhalten.

Jetzt müssen wir abwarten, wie Dr. Müller morgen das CT bewertet. Ich melde mich wieder.

Und wenn ich aus dem Fenster schaue... leise rieselt der Schnee...

Traurige Grüße Kathleen

PapasKind 22.10.2007 13:01

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Hallo Kathleen,
auch dir alles Gute. Kämpft weiter, noch ist der Kampf nicht verloren.
Aber kämpft nicht um jeden Preis. Wenn die Chemo so viel Qualen verursacht, ist zu überlegen, ob man sie nicht reduzieren sollte. Zumal eine Chemo leider nicht so viel bringt, wie man erhofft. Leider ist Magenkrebs ziemlich Chemotherapieresistent.

Liebe Grüsse und viel Stärke.
Silvia

Kathleen 22.10.2007 20:22

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Hallo Gabi, hallo Silvia,

irgendwann denkt man, ist jede Träne geweint, aber weit gefehlt...

Meine Mama wird am 31.10.2007, 2 Jahre nach Ihrer eigentlichen Magenkrebsoperation, nach Sugarbaker-Technik (Washington Cancer Center) operiert. Es handelt sich dabei um ein spezielles Operationsverfahren, das Chirurgie mit Chemotherapie und Hyperthermie verbindet.

Es wird eine sehr schwierige OP, bei der Dr. Müller versuchen wird, alles befallene Gewebe bzw. Organe (Eierstock, Galle etc.) zu entfernen, um danach den Bauchraum mit einer überwärmten Chemotherapie-Lösung zu spülen. Sie wird ca. 12 Tage im Krankenhaus verbleiben müssen und anschließend rasch auf Reha kommen.

Ich muss davon ausgehen, dass es ihre letzte OP sein wird. Ich werde wieder anfangen zu beten, damit sie sich von dieser Wahnsinns-OP (ca. 6-7 h) rasch erholt und noch ein paar schöne Monate mit ihrer Familie verbringen darf. Ich schreibe diese Worte, fühle sie aber nicht. Ich will keine Monate, ich will Jahre!!! Ja, ich will!! Warum hört er das da oben nicht?

Vor lauter Tränen sehe ich gar nichts mehr... Ich fühle mich so allein mit meinem Schmerz... Mein Mann kann nicht nachvollziehen, warum ich das alles so nah an mich heranlasse... Er kann und will nicht glauben, wie ernst es um meine Mama steht... Verdrängen, das können Männer wirklich in Perfektion... Ich habe Angst!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Meine Mama hat so viel Hoffnung, ach könnte ich sie doch mit ihr teilen!!!!

Verzweifelte Grüße, Kathleen

Gabriele M. 22.10.2007 22:06

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Hallo Kathleen,

auch wenn die OP sehr schwer ist - Ihr habt Hoffnung auf ein Gutes Ende. Ich wünsche Deiner Mutti so sehr, dass sie die OP gut übersteht und Ihr noch ein paar Jahre haben werdet.

Das mit dem Beten habe ich auch wieder gelernt. Vor einigen Wochen hätte ich jeden ausgelacht, der mir gesagt hätte, dass ich freiwillig in eine Kirche gehe und bete, dass meine ersten Gedanken morgens und die letzen abends ein Bitt- und Dankgebet sind. Ich werde Deine Mutti mit in meine Gebete einschliessen, so wie eine gute Arbeitskollegin meine Mutti und mich in ihre Gebete mit einschliesst.

Bei uns läuft es im Moment nicht so gut, aber ich möchte jetzt nicht darüber schreiben. Hab da irgend so eine Blockade, muss mich erst einmal fangen.

Kannst Du mir noch sagen, ob die OP über Krankenkasse oder über Privat läuft?

Für Euch wünsche ich Dir, dass die Tage bis zum 31.10. schnell und komplikationslos vorbei gehen. Und denk daran - Du bist mit Deinem Schmerz nicht allein. Hier sind so viele, die unseren Schmerz nachvollziehen können, weil sie selbst darunter leiden. Nur kann ich Dich leider nicht umarmen - aber in Gedanken bin ich oft bei Dir.

Schöne Grüße
Gabi

Kathleen 29.10.2007 22:38

AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen
 
Hallo Ihr Lieben,

meine Mama fährt nun morgen ins Krankenhaus nach Bad Frankenhausen (600 km). Der Abschied war sehr schwer, denn wir alle können nur erahnen, wie belastend diese OP inkl. Hyperthermie sein wird... Leider werden wir sie nicht besuchen können, der Weg ist einfach zu weit und nicht in Einklang zu bringen mit Jobs und kleinem Kind. Ich bedaure es sehr, in dieser schweren Zeit nicht ihre Hand halten zu können. Mein Papa wird bis Sonntag bei ihr bleiben können, muss aber dann auf jeden Fall wieder in die Firma, da eine Kollegin in Kur geht.

Wir hoffen und wünschen, dass sie sich schnell von diesen Strapazen erholt und sie dann eine lange Zeit Ruhe vor irgendwelchen belastenden Therapien hat.

Im Augenblick geht es ihr körperlich "relativ" gut. Nach Abbruch der Chemo verbesserte sich die Nahrungsaufnahme suggsesiv. Vor allem durch die parenterale Ernährung hat sie nun stolze 3,5 kg zugenommen. Ihre Wangen wirken aber trotzdessen noch eingefallen...

Ich habe wahnsinnige Angst um meine Mama, kann das aber gar nicht in Worte fassen...

In den nächsten Tagen werde ich Euch berichten, wie es meiner Mama geht. Es macht mich wahnsinnig, dass ich mich nicht selbst davon überzeugen kann... Aber mein Papa wird ein Auge, nein 2 Augen auf sie haben. Bei ihm ist sie gut aufgehoben, er macht das alles ganz toll - er wächst förmlich über sich hinaus!!

Nehmt meine Mama bitte in Eure Gebete auf.

Danke, Kathleen

mock 30.10.2007 11:37

AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen
 
Liebe Kathleen,

ich lese schon lange deine BErichte mit, bin ich doch selber in ähnlicher Weise betroffen - mein Vater hat Magenkrebs im Endstadium, der Aszites, den sie alle 2 Tage abpunktieren ist nun nicht mehr weißlich, sondern gelb - die Leber wird nun wohl mit befallen sein. NAch der letzten Chemo hatte er eine Nierenbeckenentzündung, somit wird auch keine weitere Chemo gemacht werden....
Ich wünsche deiner Mutter Kraft, dass sie die schwere OP gut übersteht und hinterher noch einen deutlichen Gewinn an Lebensqualität haben wird. Und dir wünsche ich natürlich auch alles Gute!

Alles Liebe
Elke

Kathleen 30.10.2007 15:41

AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen
 
Liebe Elke,

vielen Dank für Deine Worte.

Gerade habe ich mit meiner Mama telefoniert. Das Krankenhaus ist wohl neu, die Ärzte und Schwestern sehr nett. Ein Großteil der Voruntersuchungen hat sie in den letzten 2 Stunden zügig abschließen können. Untergebracht ist sie in einem 2-Bett-Zimmer (trotz GKV)!?

Die OP wird am Donnerstag stattfinden, in Thüringen ist morgen Feiertag.

Natürlich habe ich auch Deine Beiträge gelesen, wie alle in diesem Forum seit 2 Jahren. Allerdings fühle ich mich oft außerstande, etwas darauf zu antworten. Ich fühle mich oft in meiner Angst und Verzweiflung gefangen. Niemand in meinem Umfeld kann nachvollziehen, warum ich täglich diese "negativen" Dinge lese. Positiv denken, die Hoffnung stirbt zuletzt, Glaube - ich kann es nicht mehr hören... So viele Menschen haben hier gehofft und gebangt, und fast alle sind sie enttäuscht worden... Ich weiß, was auf uns zukommt in der einen oder anderen Weise... Ich möchte es verhindern, kann es aber nicht... Es ist für mich ganz schrecklich, etwas hinzunehmen, was nicht zu akzeptieren ist... Eine neue Erfahrung, aber darauf hätte ich gerne verzichten können...

Ich möchte für sie da sein bis zum letzten Atemzug, sie würde dasselbe für mich tun. Aber werde ich die Kraft haben?

Ich wünsche Deinem Vater, Dir und Deiner Familie noch eine schöne gemeinsame Zeit. Vorallem aber, dass Dein Vater und meine Mama hoffentlich auch nicht unendlich leiden müssen...

Und jetzt bin ich wieder verheult... Kathleen

Gabriele M. 31.10.2007 07:15

AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen
 
Hallo Kathleen,

ich wollte Dir und Deiner Mutti gerade schreiben, dass ich heute an Euch denke und mit Dir hoffe, dass Deine Mutti die OP gut übersteht. Jetzt lese ich, dass die OP erst morgen ist.
Du musst also noch einen Tag und eine Nacht diesen Zwiespalt der Gefühle, diese Angst und Unsicherheit mitmachen. Du tust mir soooo unendlich leid. Und niemand kann Dir etwas abnehmen, schon gar nicht jemand, der dieses Leid noch nicht mitgemacht hat.

Geb trotzdem dem zarten Pflänzchen Hoffnung eine Chance und nähre es mit dem Glauben daran, dass Deine Mutti es überstehen wird.

Ich wünsche Euch für morgen alles alles Gute.

Gabi

Kathleen 31.10.2007 21:03

AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen
 
Hallo Ihr Lieben,

ich wollte Euch zuerst einmal sagen, wie wichtig dieses Lesen und Schreiben hier für mich ist. Es mögen viele mit meiner Mama fühlen, verstehen aber könnt nur Ihr, die Ihr leider alle in ähnlicher Form betroffen seid.

Ich habe heute mehrmals mit meiner Mama telefoniert. Sie klingt positiv am Telefon, aufgeschlossen und sie fühlt sich dort sehr gut aufgehoben. Das sind alles Dinge, die dazu beitragen werden, dass sie die nächsten Tage gut übersteht.

Die Schwestern und Ärzte in Bad Frankenhausen nehmen sich Zeit für ihre Patienten, sind wohl alle ausgesprochen nett und haben alle ein Lächeln im Gesicht. Eigentlich braucht es nicht viel, um dass sich ein kranker Mensch gut aufgehoben und angenommen fühlt.

Für morgen sind weder Besuche noch Telefonate erwünscht. Meine Mama wird mind. einen ganzen Tag schlafen und das ist sicherlich gut so. Insgesamt wird sie 4-5 Tage auf der Intensiv verbringen. Mein Papa darf sich am Nachmittag auf der Station nach ihr erkundigen. Es ist nicht leicht, loszulassen und unsere Mama in "fremde Hände" zu geben. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass das Team das Bestmögliche für sie tun wird.

So, Ihr Lieben, ich werde heute mal früh zu Bett gehen, sonst nützen die ganzen Antifaltencremes irgendwann nichts mehr... Vielleicht gelingt es mir ein paar Seiten zu lesen und bringt mich auf ein paar andere Gedanken...

Lasst uns nicht aufgeben, Kathleen!

Kathleen 01.11.2007 21:53

AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen
 
HILFE
Ich habe vor 1,5 Stunden mit meinem Papa telefoniert. Von 18:00 bis 19:00 Uhr ist jeweils Besuchszeit auf der Intensiv und er wollte sich erkundigen, wie es meiner Mama geht und die OP verlaufen ist.

Soll ich Euch sagen, was er zu mir gesagt hat:"Stell Dir das Schlimmste vor und multipliziere es mit 10."

Alles aber auch alles ist in meiner Mama verkrebst. Der Ersatzmagen, die Milz, die Bauchspeicheldrüse, die Eierstöcke, der Dickdarm - alles hat man aus ihr herausgeschnitten... Um ihr Leben nicht zu gefährden, hat man keine Chemo bzw. Hyperthermie mehr gegeben.

Mein Papa hat sie streicheln dürfen, aber er weiß nicht, ob sie etwas davon spüren konnte...
Weitere Informationen können wir hoffentlich morgen bekommen.

Ich habe das Beste für Sie gewollt, aber habe ich das auch erreicht? Vielleicht hätte ich hier nie lesen, nie das Interent befragen dürfen - dann hätten wir die letzten 2 Jahre auch nicht gewußt, wie schlimm es um sie steht.

Mein Papa hat gesagt, ich brauche mir keine Vorwürfe machen. Wir haben gehofft und keiner konnte ahnen, wie schlimm es um sie steht...

Wird meine Mama nochmal aufwachen? Wird sie mir vergeben?
Wie soll ich das verkraften?

Mein Mann hat noch vor wenigen Stunden zu Freunden gesagt, dass meine Mama bestimmt noch 3 Jahre leben wird. Er hielt meine Worte immer für überdramatisiert, er läuft immer davon und jetzt? Er ist fassungslos und sicherlich sehr traurig aber er kann mich nicht trösten. Er sitzt nebenan und schaut Fußball. Nun sitzt jeder für sich allein und ringt um Fassung!

Wer wird mich über diesen Verlust hinwegtrösten? Ich möchte meinen Papa in die Arme nehmen, aber er ist über 600 km von mir entfernt. Er sitzt jetzt in seinem Zimmer und wußte vorhin nicht einmal wie spät es ist. Ihm wird nun endgültig bewußt werden, dass er seine langjährige Partnerin und Mutter seiner Kinder nach 39 Ehejahren verlieren wird.

Ich habe Angst und bin furchtbar verzweifelt. Bitte helft mir!?

Ich habe wahnsinnige Kopfschmerzen vom vielen Weinen, ich kann gar nicht aufhören.

Meine Mama ist doch erst 63 Jahre und meine Tochter wird im Dezember erst 6. Warum haben sie nicht mehr Zeit miteinander?

Ich kann nicht mehr, Kathleen!

Gabriele M. 01.11.2007 21:53

AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen
 
Hallo Kathleen,

habe heute immer wieder an Dich und Deine Mutti denken müssen. Hast Du schon eine Info von ihr? Hat sie die OP gut überstanden?

Liebe Grüße
Gabi

Gabriele M. 01.11.2007 22:09

AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen
 
Hallo Kathleen,

meine Frage und Dein Bericht haben sich überschnitten. Ich bin fassungslos vor Entsetzen über das, was Du schreibst. Mir laufen unentwegt die Tränen und ich würde Dir so gern beistehen, aber ich weiss nicht wie.

Ich gehe davon aus, dass man Dir nichts verzeihen muss. Du hast für Deine Mutti das Beste gewollt. Genau das Gleiche tun die Ärzte. Was wäre anders gelaufen, wenn sie Euch gesagt hätten, dass es so schlecht um Deine Mutti steht? Was hättest Du oder Deine Mutter anderes gemacht als ihr es jetzt gemacht habt? Wie hättet Ihr reagiert, wenn Euch die Ärzte schon vor Wochen gesagt hätten, dass absolut keine Hoffnung mehr existiert? Dies sind auch alles Fragen, die wir uns gestellt haben und wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass an vielen Stellen etwas hätte anders laufen können, wir andere Schritte hätten gehen können aber ob diese Schritte besser gewesen wären kann niemand sagen.

Ich wünsche Deiner Mutti ganz viel Kraft, dass sie die nächsten Tage übersteht.

Mach Dir bitte keine Vorwürfe, Du hast das einzig richtige gemacht - mit allen Kräften versucht Deiner Mutti zu helfen. Daran ist nie etwas falsch.

Lass Dich in Gedanken in den Arm nehmen und leg Deinen Kopf an meine Schulter.

Gabi

imam 01.11.2007 22:41

AW: Hyperthermiebehandlung Dr. Müller Bauchfellmetastasen
 
Hallo Kathleen,
dass was Du durchmacht hast habe Ich auch durchgemacht, weil bei meinem Vater die erste OP schief gelaufen ist und die Ärzte Ihn mit der zweiten OP innerhalb einer Woche vom Tod zurückgeholt haben. Jetzt ißt er seit 40 Tagen zum ersten Mal Zwieback und es geht ihm ganz ok. Ich will Dich damit nur trösten, dass Du Dir keine Vorwürfe machen sollst, weil man die Entscheidung immer nur im guten trifft. Das Internetforum hat mir auch sehr geholfen. Mach Dir bitte keine Vorwürfe. Ich wünsche Deiner Mutter viel Kraft, dass Sie es übersteht. Euch natürlich auch.
Grüße mit Lebenskraft, Imam


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