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Und auf einmal ist sie da - die Trauer
Hallo Ihr Lieben,
tja, manche kennen mich aus dem LK-Forum - meine Mutter war betroffen und verstarb nach 11 Monaten Krankheit am 13.08.07. Ich bin normalerweise ein absoluter Gefühlsmensch, ich entscheide meist spontan aus dem Bauch raus, ich bin kein rationell denkender Mensch, das Gefühl überwiegt meist. Während der Krankheit meiner Mutter war das anders: Auf einmal war kein Gefühl da, ich redete mit den Ärzten, ich organisierte, ich funktionierte - ohne Tränen, ohne Verzweiflung, voll im Bewußtsein, was die nächsten Monate kommt. Freunde von mir fanden es absolut faszinierend, wie ich mit der Krankheit umging. Sie bewunderten mich, meine Stärke, sie könnten das nicht. Ich war mir absolut fremd. Ich konnte es nicht verstehen, warum ich das alles so rationell anging. Selbstschutz? Ich stand meiner Mutter ziemlich nahe, wir hatten bis auf Kleinigkeiten ein gutes Verhältnis, sie legte während der Krankheit ihr Leben in meine Hände. Ich werde das alles managen, sie wollte das gar nicht so genau alles wissen. Ich würde auch mal entscheiden, wann sie stirbt. Es war eine massive Verantwortung, die ich trug. Aber ich stellte mich der Situation. Ich versuchte, in ihrem Sinne zu handeln. Und als nichts mehr half, ließ ich sie gehen. Ohne eine Träne. Nicht mal, als ich sie nochmal an ihrem Todestag sah - so still, so schmal. Ich handelte im Bewußtsein, dass es nach dem Tod noch was gibt, dass sie nicht weg ist, nur ihr Körper. Das war, was mich aufrecht hielt. Wir witzelten sogar noch, dass, wenn sie gestorben ist, sie bei mir wäre und mir beim Skatspielen hilft. Jetzt ist sie bald 7 Wochen tot und seit gestern ist sie da - die Trauer. Das Gefühl, was ich nicht mehr für möglich hielt. Ich unterhielt mich noch vorgestern mit einer Freundin drüber - ich glaubte, alles wäre überstanden. Und jetzt steh ich vor einem Loch. Ich habe keine Mami mehr. Es wird mir immer bewußter, dass wir nicht mehr telefonieren können, uns nicht mehr sehen. Dass nach und nach alles ausgelöscht wird, was sie ausmachte, die Wohnung, ihre Verpflichtungen - alles. Das Leben geht weiter, sie schaut von oben zu. Zu gerne wüßte ich einfach, dass es ihr jetzt gut geht, dass sie bei mir ist, dass sie gutheißt, was ich alles getan habe, ob ich alles richtig gemacht habe. Immer wieder suche ich nach Zeichen von ihr. Auf einmal ist die "Stärke" weg - die Tränen kommen. Ob das gut für mich ist - ich weiß es nicht. Kurz nach dem Tod verspürte ich Erleichterung - sie wollte, dass ich in Urlaub fahre, sie starb kurz vorher (sie wußte genau, ich würde sie nicht alleine lassen). Ich dachte, der Urlaub reicht mir als Entspannung, als Auszeit nach doch schweren 11 Monaten. Ich kam vom Urlaub zurück und war müder und antriebsloser als vorher. Die 2 Wochen Italien haben nicht gereicht. Aber es mußte weitergehen. Allerdings habe ich gemerkt, dass ich nur begrenzt belastbar bin. Immer wieder wollte ich einfach ins Bett, lesen, schlafen, ausruhen. Die Situation jetzt macht mir etwas Angst. Das Gefühlsleben ist mit aller Macht zurück, alles anscheinend mühevoll Unterdrückte kommt raus. Leider geht das Gefühlsleben aber Wege, die ich nicht möchte. Wenn ich meinen Mann und mein Kind anschaue - dann bekomme ich Angst. Was, wenn ich jetzt Krebs kriege oder einer von ihnen? Ich denke bei jedem Zipperlein sofort an Krebs - er verfolgt mich. Ich hab Angst. Angst um mich, Angst um die Menschen und mich rum. Angst, alles gleich wieder erleben zu müssen, Angst, wieder einen geliebten Menschen zu verlieren. Ich weiß, es ist normal, aber ich wollte es mir einfach von der Seele schreiben. Schreiben hilft manchmal, seine Gedanken wieder zu sortieren. Traurige Grüße Astrid |
AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer
Hallo Astrid,
wollte eigentlich nicht mehr hier schreiben. Nachdem ich deinen Beitrag gelesen habe, werde ich es nun doch tun. Mir ging es ähnlich wie dir. Allerdings habe ich meinen Mann verloren (Dezember 06). In den letzten Wochen bevor er starb und auch danach lief alles irgendwie automatisch. Denke jetzt im Nachhinein, dass man wahrscheinlich überfordert war. Ich bekam auch immer gesagt, wie stark ich doch wäre. Fand mich eigentlich nicht stark, hab halt nur funktioniert. Jetzt in den letzten Wochen, falle ich in ein riesen Loch. Frage dann immer, wozu das alles noch, obwohl ich noch meine Kinder habe. Habe auch ständig Angst davor, dass ich oder meine Kinder auch krank werden könnten. Passe auf, dass sie nicht so lange in der Sonne sind usw. Man merkt selber, dass man sich verrückt macht, kommt aber schwer da raus. Mir hilft dann immer der Gedanke, dass man mit dieser negativen Gemütslage den Krankheiten erst recht eine Angriffsfläche bietet. Versuche mich dann durchzuringen, positiv zu denken auch wenn es schwer ist. Es ist schon unfassbar, was passiert ist. Man hatte lange Zeit sich darauf vorzubereiten und sich vorzustellen, wie es sein wird. Aber wie es wirklich ist - so endgültig - hätte ich mir nie vorstellen können. Aber der Gedanke, er müsste sich weiter so quälen, wie die letzten Wochen vor seinem Tod, ist entsetzlich. So hat er seine Ruhe und seinen Frieden, dass tröstet schon sehr. Habe aber schon öfter gehört, dass viele erst sehr viel später trauern können. Dachte erst, ich wäre gefühllos und nicht normal. Vielleicht tröstet es dich ja, zu wissen, dass es anderen ähnlich geht. Eins weiss ich auf jedenfall ganz genau (und ich bin nicht gläubig), er ist dort oben und schaut uns zu, dass spür ich irgendwie. :engel: Und dann wird deine Mama auch dort oben sein. Ich wünsch dir auf jeden Fall alles Gute und viel Kraft. Es werden auch wieder richtig schöne Zeiten kommen. Viele liebe Grüsse Simone |
AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer
hallo,
meine mama ist vor einem monat gestorben...ich habe sie intensiv begleitet, war zuletzt rund um die uhr bei ihr, habe ebenso "funktioniert", wie du es beschreibst, astrid. der abschied war traurig...aber ich hab mich nicht so ganz "gespürt", stand irgendwie neben mir. alles rundherum hat mir nichts ausgemacht, ich hab mich um alles gekümmert, das begräbnis und die blumen organisiert, verwandte informiert, muttis sachen weggeräumt, sogar ihr bett abgezogen, in dem sie zuletzt gelegen ist... ich nehme seit der diagnose vor beinahe zwei jahren ein leichtes antidepressivum. hab schon überlegt, es abzusetzen, damit ich trauern kann. aber vielleicht kommt dann der ganz große zusammenbruch? leider habe ich niemanden, der wirklich für mich da ist und mich auch mal auffängt...vermutlich hab ich meine gefühle deswegen so in mir drinnen vergraben. manchmal komme ich mir vor wie ein gefühlloser klotz. ich hab doch meine mama so lieb gehabt....:( |
AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer
Liebe Astrid und Amoebe
mein Beileid zu den schweren Verlust eurer Mütter. Weiss ganz genau was ihr durch macht ich habe meine Ma am 19.03.2007 in alter von56 an LungenKrebs verloren.Bei uns ging es ganz schnell. In der Zeit war ich auch immer mit meiner Ma zusammen. Wollte aber nicht sehn wie schlecht es ihr geht. Ich habe auch nie geweint war auch immer stark. Ich kann immer noch nicht weinen,aber ich sag mir da wo sie jetzt ist bekommt sie wieder Luft und hat keine Schmerzen mehr. Drücke euch ganz lieb und schicke euch 1000000 Kraftparkete für die kommende schwere Zeit. Traurige Grüsse Nicole |
AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer
Mir geht es ähnlich. Im august 06 starb meine Oma (97) und 6 Monate später vollkommen unerwartet meine mom (60). Bis heute habe ich um keine von beiden wirklich getrauert. Da ist kein Gefühl der leere oder verlust oder ähnliches. Da ist einfach gar nix. Ich fühle mich deswegen schlecht und versteh mich nicht. Wenn früher eines meiner Haustiere starb so heulte ich immer wie eine irre. Ich hatte immer das Gefühl, daß mein Herz zerspringt. Es tat immer total körperlich weh. Alle sagen mir, daß jeder anders trauert, aber ich weiß, daß ich normalerweise bei meinen Tieren immer so getrauert hab, daß ich wochenlang geheult hab. Wieso tue ich es bei meiner mom und Oma nicht?! Es ist jetzt schon so lange her!
Ich glaube an ein Leben danach und das man auf der anderen Seite weiß wie die zurück gebliebenen sich fühlen. ICh schäme mich, daß meine mom und Oma jetzt wissen, daß ich nicht um sie trauere, obwohl ich es sooo gerne möchte. |
AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer
Hallo Ihr Lieben,
danke für Eure Worte. Nach einem Freitag, wo ich "nah am Wasser gebaut habe" und einem Samstagabend, wo ich mich einfach mal still und heimlich ausgeheult habe, geht es wieder gut. Ich glaube einfach, dass es so ist, wie wir bereits in Annetts Thread geschrieben haben: Wir Zurückgebliebenen wissen, dass es ihnen gut geht. Aber unsere Seele kann halt einfach mit Tod nicht so umgehen. Wochenlang hab ich mir das eingeredet, aber jetzt mußte ich einfach halt auch mal weinen. Irgendwie war ich aber auch froh, dass die Gefühle zurück sind. Ich fand es unnormal, wie ich handelte, es entspricht absolut nicht meinem Naturell. Mir ging es wie grka: Als ich meine Katze im November einschläfern lassen mußte, heulte ich Rotz und Wasser. Als ich meine Mutter nochmal tot gesehen habe, wollte ich nur weg. Keine Tränen, nur der Gedanke: Weg hier, das ist sie nicht. Als ich das erste Mal in ihrer Wohnung war, war es schwer. Ich wollte das alles nicht tun, ich wollte meine Ruhe. Die nächsten zweimal gingen besser, mir wars, als räume ich eine fremde Wohnung aus. Jetzt kam ich mehr zur Ruhe, es ist für mich nicht mehr so viel zu tun, alles ist erledigt, in die Wohnung fahren wir noch Ende der Woche, da kommt der Rest - nur noch Sperrmüll - mit. Dann kommt der Maler. Je mehr erledigt ist, desto mehr fällt diese Starre ab. Ich fühle mich nicht mehr ständig überfordert, ich mag wieder mehr machen, ich krieg meinen Hintern wieder mehr hoch. Klar, das Leben muß weitergehen - und das tut es auch. Mir ist, als wäre das letzte Jahr alles stillgestanden, jetzt muß ich zurückfinden in den Alltag. Vielleicht wäre das Heulwochenende für mich gerade richtig. Auch ich hab mich geschämt, nicht eine Träne vergossen zu haben. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, schließlich ist es meine Mami, die gestorben ist. Dieses schlechte Gewissen ist jetzt natürlich weg. Liebe amoebe: Wenn Du niemanden hast, der Dich auffangen kann, würde ich persönlich das Antidepressivum nicht absetzen. Ich hatte mal eines als Kopfschmerzprophylaxe bekommen, nebenbei halt es mir aber auch gut gegen alle Ängste, ich sollte es laut Neurologe absetzen, mein Hausarzt riet mir aber, es erst zu tun, wenn wieder absolute Ruhe in meinem Leben ist (wir sind damals gerade umgezogen). Ich hab seinen Rat befolgt. Meine liebe Annett, Deine Situation ist megaschwer. Mutter, Sohn und dann auch noch das, was mit Deinem Mann noch auf Dich zukommen wird. Daran muß man schier zerbrechen. Aber auch Du mußt funktionieren, wie alle, aber es ist kein Wunder, wenn Dein Körper nach Hilfe, nach Pause schreit. Meiner hat das auch gemacht, allerdings in der letzten Woche, wo ich ihm keine Ruhe gönnen konnte. Du funktionierst nach all den Jahren, weil Dir nichts anderes übrig bleibt. Ich kenne Gedanken wie: Ach, wäre ich doch weit weg - aber man bleibt und macht das, was man tun muß. Zitat:
Jetzt muß ich aber das Besinnliche beiseite schieben, denn der Alltag will angegangen werden. Ich danke Euch recht herzlich für Eure Worte, die mir sehr gut getan haben. Es ist gut zu wissen, dass man mit einer späten Trauer nicht alleine dasteht, dass es Menschen gibt, denen es genauso geht. Dass man nicht unnormal ist :lach2: LG Astrid |
AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer
Zum ersten natürlich auch von mir herzlichstes Beileid an alle Betroffenen.
Ich habe am 12.09.07 meinen Vati verloren. Die letzten Wochen waren die schlimmsten meines Lebens. Zum Glück konnte ich ihn nochmal zweimal sehen wo er noch ansprechbar war. Das letzte mal hatte er schon geschlafen, aber ich bin mir sicher im Unterbewusstsein hat er noch mitbekommen, dass ich da war. Und dann ging alles so schnell. Die letzten zwei Wochen habe ich versucht es zu begreifen und jetzt war die Trauerfeier. Jetzt beginnt alles von vorne, die Fragen, das Nachdenken usw. Mein Vati war nie krank. Und jetzt mit 40 Jahren ist er nicht mehr bei uns. Auch wie Ihr alle funktioniere ich auch. Muss stark sein für meine Mutti und meine zwei kleinen Schwestern die am 01.09.07 Schuleinführung hatten. LG Melanie |
AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer
Hallo Astrid
ich kann auch sehr gut nachvollziehen , wie Du Dich jetzt fühlst. Mein Vater ist am 29.05.07 verstorben, im Alter von 54 , nach 3 Jahren Kampf gegen den Hautkrebs. In dieser Zeit habe ich auch funktioniert, war immer stark, bis zum Schluß. Bei mir kam der Zusammenbruch , als er da so friedlich eingeschlafen lag, und dann war eine ganze Zeit Ruhe. Bis zu meinem Urlaub ( ich hatte ihm versprochen , den zu machen ) . Plötzlich habe ich nur noch geweint , und dachte, dass ich nicht mehr aufhören kann, bin auch ständig müde und fühle mich schlapp. Aber , mein Vater hat darauf bestanden, dass wir weitermachen , so gut es eben geht. Und er sagte mir , bevor er starb, dass er stolz auf mich sei, weil ich so gut mit ihm und der Krankheit umgegangen bin . Ich erwische mich immer öfter in Situationen , wenn ich Leute mit ihren Vätern sehe, dass ich eifersüchtig werde. Aber ich hoffe, auch das geht vorbei . Ich drücke Dich ganz fest , und schicke Dir ganz viel Kraft LG Daggi |
AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer
Liebe Astrid,
erstmal noch nachträglich alles Liebe zum Geburtstag. Möge das kommende Jahr dir Freude schenken und dich mit Schlägen verstoßen. Zweitens möchte ich mich für deine lieben Zeilen bedanken. Ist schon ein bisschen her, aber ich brauchte eine Auszeit. Und jetzt bitte ich dich, mit dem Grübeln aufzuhören. Normal hin, normal her - du bist so, wie du bist. Und hast genug Grund, dich so zu mögen. Das tun ja offensichtlich auch viele andere. Im übrigen kommt mit einiges bekannt vor. Ich hab noch auf keiner einzigen beerdigung weinen können, und ich war schon auf einigen. Als mein Vater gestorben ist, hab ich alles gemanagt. Geweint hab ich später, und auch nur abends im Bett. Bei späteren Verlusten war es ähnlich, die Gefühle kamen eher scheibenweise. Die Realität ist auch so schwer zu verstehen, kaum zu glauben. Krebs ist für mich leider von jeher ein Thema. Meine Mutter starb, als ich neun war. Brustkrebs. Ich kannte also das Risiko, hab mich gekümmert und bin regelmäßig zur Früherkennung. Daher wurde mein BK im Frühstadium gefunden, und ich gelte jetzt nach fast 6 Jahren als geheilt. Meinen Mann hab ich mit seinem hartnäckigen Husten im Frühjahr 2004 - aus Angst vor Krebs - zum Arzt geschickt. Leider konnte der keine Röntgenbilder lesen. Das hat fast ein halbes Jahr gekostet. Ab August dann Radiochemotherapie. Erfolgreich. Im April 2005 dann der Schock: Hirnmetastase. Seitdem Bestrahlung, Tarceva, Temodal, Chemo und wieder Bestrahlung ... Und nun wieder Warten. Aber anders als du habe ich eine beste Freundin, die Ärztin ist genau wie ihr Mann. Die haben sehr geholfen, mit Infos, Adressen, Telefonaten. Und mein Mann hat Geschwister, die gekommen sind, wenn es hier gar nicht mehr ging. Andere FreundInnen hören zu, muntern auf, lenken ab. Ins Forum bin ich auf der Suche nach fachlichen Informationen gekommen. Gefunden habe ich aber vor allem unglaublich liebe Leute, deren Schicksal mich festhält. Auch wenn ich manchmal denke, ich halte es nicht mehr aus. Jetzt ist es aber arg lang geowrden. Sorry Liebe Grüße Bettina |
AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer
ich zünde heute eine Kerze an:
für meine Mami, die vor genau 2 Monaten gehen mußte für alle die, die schwere Stunden haben, an die ich fest denke http://photoblog.dralzheimer.stylesy...dunkelheit.jpg |
AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer
Liebe Astrid
dück dich ganz feste,damit du heute den besonders schweren Tag überstehst. Liebe Grüsse Nicole |
AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer
Liebe Nicole,
ich danke Dir für Dein "Drücken". Tja, was soll ich sagen, es reißt nicht ab: Mein Vater hat einen Tumor an der Niere - ich krieg noch die Krise. Seine Frau (er war mit meiner Mum nie verheiratet) meinte heute lapidar am Telefon: Es wird wohl gutartig sein, es sind keine Metas da, kein Lymphknoten befallen. Bei mir gingen alle Alarmglocken los - Metasuche? Ich gegooglet - Tumor und Niere - na prima - gutartige Tumore an der Niere sind sehr sehr selten. Am Mittwoch muß er wohl ins KH zur Biopsie? OP? Keine Ahnung. Sie lassen nicht wirklich was raus. Es reißt nicht ab .......... aber diesmal wäre ich nicht alleine für alles zuständig. LG Astrid |
AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer
Liebe Astrid
drück dir für Mittwoch ganz fest die DAumen das es bei dein Vater nicht so schlimm ist wie es sich anhört. Das schlimmste ist sowieso sie Ungewissheit und das warten. Schicke die 1000 Kraftpakete das du es warten gut überstehst. Kann mir auch vorstellen das du totale Angst hast und die Bilder von deiner Mama vor Augen hast. Finde es aber von seiner Frau ganz schön gemein dir es so zusagen hat sie kein Mitgefühl.So eine Nachricht gibt man doch nicht am Telefon weiter Oder wohnt ihr weit auseinder? Liebe Astrid bin für dich da wenn dir da nach ist schreibe alles auf. Alles liebe Nicole |
AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer
Liebe Nicole,
ich bin noch nicht mal bereit, das mit meinem Vater an mich hinzulassen - gefühlsmäßig. Da ist eine absolute Blockade. Ich habe gestern gegooglet, ich habe mit einer Ärztin telefoniert, irgendwie gibt es nicht wirklich gute Chancen, dass das ganze gutartig ist. Zu selten. Aber wenn es nur auf die Niere begrenzt ist, der Tumor ist klein, dann gibts Heilungschancen, und zwar sehr hohe. Ich hab keinerlei Emotionen dazu. Das einzige, was ich denke: Nicht schon wieder, ich will nicht. Ich bin noch nicht dazu bereit. Aber ich muß dazusagen, dass ich zu meinem Vater nicht das Verhältnis wie zu meiner Mami habe - sie waren nie verheiratet, den richtigen Kontakt zu meinem Vater hab ich erst seit 13 Jahren. Er hat eine Frau und noch einen Sohn. Wir haben Kontakt, mein Sohn liebt seinen Opa, aber gefühlsmäßig bin ich auch hier weniger gebunden. Komisch. Der Selbstschutz ist wieder da oder noch immer. Aber ich kann es nicht ändern. Jetzt müssen primär mal diejenigen ran, die ihm wirklich nahestehen. Ich helfe gerne, das müssen sie mich erst mal lassen. Momentan fahren sie die Verdrängungsschiene. Ich für meinen Teil hab einfach mal die Möglichkeiten abgeklopft und bin vorbereitet. Ein Trost ist, dass solche Tumore halt operabel sind. Jetzt muß ich in die Wohnung meiner Mutter - finales Putzen. Morgen wird die Wohnung, wenn alles okay ist, übergeben. Schon komisch, ich bin mit der Wohnung meiner Mutter noch nicht fertig - aber im Hintergrund steht der vielleicht nächste Krebsfall? LG und danke für alles Nicole Astrid |
AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer
Liebe Astrid
das du jetzt wieder auf selbst schutz stelltst ist normal,der schmerz deine Ma so leiden zu sehn und sie dann acuh noch verloren zuhaben sitzt so tief und ist so frisch. Aber für dich ist es auch gut das du jetzt nicht die ganze Verantwortung trägst.Du kannst ihnen zwar mit Rat bei Seite stehn aber musst nicht die Endscheidung treffen. Hoffe aber dasd ud nicht in ein tiefes Loch fällst wenn du alles realiesiert hast. Liebe Grüsse Nicole P.S. bin immer für dich da |
AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer
Liebe Nicole,
Du bist halt doch ein kleiner Schnuckel - Du trauerst selbst, hilfst anderen aber auch noch mit netten Worten. Momentan ist es okay für mich, ich hab heute auch mit einer Tante und mit einer Freundin gesprochen - ich bin noch nicht für Tumore welcher Art auch zu haben. Es ist sicher Selbstschutz, ich weiß nicht, ob ich nicht ein wirkliches Trauma bekomme, wenn das Ganze jetzt wieder von vorne losgeht. Ich habe selbst mit kleinen gesundheitlichen Unzulänglichkeiten zu kämpfen - ich hab enormes Sodbrennen, mein Magen ist total übersäuert, was aber kein Wunder ist, ich war auch schon beim Arzt - ich bin nach wie vor sehr sehr ruhebedürftig und gönne mir auch immer wieder mal einen Mittagsschlaf oder ne Runde lesen im Bett. Ich brauche das. Und am Mittwoch werde ich auch noch an 3 Wurzelspitzen der Zähne operiert - na bravo. Kommt davon, wenn man alles aufschiebt. Deshalb will ich mich jetzt um MICH kümmern. Aber nach dem, was ich so alles bis jetzt gelesen habe, ist es nicht so hoffnungslos wie bei meiner Mum - somit bleibt eh bloß abwarten. Und das tue ich. Solange sie meine Hilfe nicht wollen, werde ich einfach paratstehen, aber mich nicht aufdrängen. Ob das richtig ist? Es ist mir alles zu frisch, ich bin da jetzt mal Egoist. Jetzt dürfen sich primär erstmal andere kümmern - die, die im näher sind. Wenn sie fachliche Infos brauchen - gerne - aber ich brauche etwas Abstand. So. Jetzt muß ich mich mal an den Herd begeben - meinem Sohn ein Süppchen kochen. LG Astrid |
AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer
Liebe Astrid
wieso nennst du dich Egoist,finde es selbstverständlich das dfu jetzt erst an dich und eine Familie denkst. Du musst für deine Familie stark sein es hilft keine wenn du irgendwann mal zusammen klappst. Wenn sie mehr Info wollen wurd3 ich auchden Tip geben sich hier mal umzusehn,warum solst du dich darum kümmern. Wie alt ist dein Sohn? meiner ist 4 Jahre alt. Liebe Grüsse Nicole |
AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer
Liebe Nicole,
ich weiß nicht, für jeden hier ist es doch selbstverständlich, dass man sich immens um seinen Vater Sorgen würde - es gibt unzählige Threads hier mit "ich halte das nicht aus" etc. Weißt Du, was ich meine? Und ich gehe einen anderen Weg, weil ich momentan eben noch nicht so weit bin, mir da jetzt auch immens Gedanken zu machen. Bei meiner Mum war das vor Diagnosestellung schon anders - aber mein Pa hat eben 2, die ihm wesentlich näher stehen. Irgendwie komme ich mir halt einfach egoistisch vor - nach dem Motto: Es zählt jetzt erst mal mein Gefühl, mein Körper - und dann kommt die Krankheit meines Vaters. Komisches Gefühl, ich kanns gar nicht beschreiben, ich weiß nicht, ob Du es nachempfinden kannst. Vielleicht dazu noch was zum Verständnis: Ich hatte bis letztes Jahr - kurz vor der Krankheit meiner Mutter - 6 Jahre lang chronisches Pfeiffersches Drüsenfieber mit nachfolgender Autoimmunerkrankung des Blutes. Ich bin oft auf dem Zahnfleisch dahergekommen, weil ich immer erhöhte Temperatur hatte, weil es mir nicht gutging - aber als Mutter mußte man ja funktionieren. Seit einem Jahr sind die Blutwerte jetzt okay, es geht mir auch besser. Mein Kopfweh ist mir geblieben - mehrmals die Woche - aber damit kann ich umgehen. Jetzt möchte ich das "Gutgehen" auch mal wieder auskosten. Ich hatte dazu ja keine Gelegenheit bisher, ich hatte auch befürchtet, dass der große gesundheitliche Crash nach dem Tod meiner Mutter kommt, dass ich quasi nur keine Zeit hatte, zu schwächeln. Aber es blieb - bis auf den Magen. Ich hab momentan einfach Angst dafür, dass ein weiteres Tüpfelchen das Fass zum überlaufen bringt. Ich kann ja wie Du nicht richtig trauern, ich kann das ganze gar nicht verarbeiten - ich scheine zu verdrängen. Und jetzt das nächste? Ich weiß nicht, momentan ist mir mein Körper wichtiger - deshalb empfinde ich es auch als egoistisch - weil man hier immer sagt: Heee, Du bist ja grad nebensächlich, es geht hier um den Krebskranken. Das war jetzt wirr, oder? Mein Sohn ist übrigens 10,5 und seit September auf dem Gymnasium - also viel zu tun. LG Astrid |
AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer
Liebe Astrid,
hab gerade mal in deinem Thread geschaut, wie es dir geht. Ahnte es schon. So kurz nach dem Tod deiner Mutter wieder mit Krebs konfrontiert zu werden, ist einfach furchtbar. Wo soll denn so viel Kraft herkommen. Warum musst du bloß immer so grübeln. Wo dein Bauchgefühl doch hier legendär ist. Mach, was dir gut tut. Du bist deswegen noch lange keine Egoistin, das ist eher der Selbsterhaltungstrieb. Steh dazu, dass dein Vater dir nicht so nahe steht wie deine Mutter, ohne Vergleiche zu ziehen mit anderen. Du musst auch nicht für alle immer da sein. Und du bist vieles, aber bestimmt nicht nebensächlich. Meine Therapeutin schärft mir übrigens regelmäßig ein, dass ich mit meinen Kräften haushalten und öfter mal an mich denken muss. Und sie erinnert mich auch ab und an daran, dass ich weiterlebe, auch wenn mein Mann es nicht schaffen sollte. So hart das klingt, sie hat ja recht. Mir schlagen übrigens alle Krisen auf den Magen ... Bitte pass auf dich auf. Vielleicht solltest du dir auch im Lungenkrebsforum mal eine Pause gönnen, auch wenn ich das sehr bedauern würde. LG Bettina |
AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer
Liebe Bettina,
:remybussi tja, im Grübeln bin ich Weltmeister. Ich versuche irgendwie, mich selbst zu analysieren, weil ich mich so einfach nicht kenne. Aber vielleicht ist es das, was ich während der Krankheit meiner Mum gelernt habe - auch auf mich zu schauen? Eben weil ich mich kenne. Und so kenne ich mich nicht - der Zug ist neu an mir. Ich war immer für andere da - ich hab da so ein Helfersyndrom. Ich konnte nie NEIN sagen - auf einmal ging es, weil mein Helfersyndrom mich während der Krankheit meiner Mutter in den Ruin getrieben hätte. Es war eben kein Platz und keine Zeit und vor allem keine Nerven für die Nöte anderer da. Es war aber auch kein Platz für mich und meine Gefühle da. Das hat mich ziemlich erschrocken, weil ich eigentlich total emotional bin (daher auch mein Schnuckibauchgefühl). Auf einmal geht das ganze mit Vernunft und Verstand ab. Ist es das, was ich lernen mußte? Keine emotionale Verzweiflung sondern Hirn einschalten? Das vermute ich nämlich fast. Nicht jeder mag emotionale Menschen, da bin ich auch oft angeeckt. Jetzt verkneif ich mir oft, wenn mir was nicht passt, den ersten Ärger und überlege erst, ob es das wert ist, dass ich mich aufrege, dass ich spontan meinen Unmut äußere. Und stelle fest: Nein, ist es nicht, ich muß auch mal andere Menschen so nehmen, wie sie sind. Ich kann mit dem einfach noch nicht umgehen. Deshalb zweifel ich wohl, ob alles normal ist. Eure Reaktionen zeigen mir auch immer wieder, dass es okay ist. Das ist für mich eine ganz wichtige Rückbestätigung, weil ich unsicher bin. Dafür danke ich Euch natürlich. Bettina: Eine Pause im LK-Forum - ich hatte es überlegt, aber mir liegt zuviel am Adenothread - ich kann da nicht pausieren. Das hat für mich so einen Touch: He, ich hab alles hinter mir, jetzt seid Ihr mir egal. Und das ist es eben nicht. Ich fiebere mit den Betroffenen, kann vielleicht auch mal einen Tipp geben. Meine Therapeutin von vor ein paar Jahren, als ich nach meiner Krankheit Ängste entwickelt habe, hat dasselbe gesagt wie Deine: Mit den Kräften haushalten, auch mal Zeit für einen selbst nehmen. Wie geht es denn Deinem Mann? Ich hab schon lange nichts mehr darüber gelesen .... magst was schreiben? LG Astrid |
AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer
Liebe Astrid :pftroest:
ich schicke dir eine ganz feste Umarmung in den Süden ! JA Du bist absolut normal ! Rede Dir bloß nichts anderes ein, Du hast eine wahnsinnig belastende und anstrengende Zeit hinter Dir ! Du hast Deine Mama gehen lassen müssen und hast alles, aber auch wirklich alles Menschenmögliche getan, um Sie zu begleiten, ihr den Weg gangbar zu machen. Außerdem bist Du berufstätig, Ehefrau und Mutter auch in diesen Bereichen wird Dir viel abverlangt. Du warst und bist es immer noch, an den Grenzen Deiner Belastungsfähigkeit ! Du mußt bitte an Dich denken jetzt, lass die Trauer zu , auch wenn Dein Umfeld Dich nicht mehr versteht, egal ! Du brauchst das jetzt ! Es ist auch nicht egoistisch von Dir, das Du die Krankheit Deines Vaters nicht so sehr an Dich heranläßt, er hat eine Lebenspartnerin im Gegensatz zu Deiner Mutter ! Ich weiß, ich habe gut reden...bei mir hapert es auch immer noch mit der Umsetzung, aber ich arbeite daran ! Ganz lieben Gruß Christina. |
AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer
Hallo Astrid,
das was Du beschreibst - es ging mir genauso. Bin ein so emotionaler Mensch. Manchmal kann das schon peinlich sein :) Bei mir war es mein Papa. Ich nahm meine Eltern an die Hand und hab all das organisiert, gemanagt, was die beiden nicht konnten. Von der Trauer, dem Entsetzen, der Angst gelähmt ging bei ihnen nichts mehr. Also hab ich es gemacht. Ich war über mich entsetzt, dass ich so kühl und distanziert viele Dinge erledigt hab: sei es die Gespräche mit den Ärzten, den Schwestern, das Organisieren der Arztberichte. Vorallem aber die Gespräche, die Nähe zu meinen Eltern. Meine Mutti meinte letzte Woche zu mir, Papa hat es immer gut getan, wenn ich bei ihnen war. Meine Zuversicht, meine Kraft hätte ihnen beiden, vorallem aber Papa super gut getan. Ich würde gar nicht wissen, wie gut ich ihnen getan hab mit meinen positiven Gedanken. Und die hatte ich. Immer. Für mich gab es dieses Ende in so absehbarer Zeit nicht. Überhaupt kein Ende. Mama und Papa sind unsterblich! Ich wurde eines besseren belehrt.... Meine Trauer kommt jetzt in immer dichteren Abständen. Da genügt eine Sequenz von einem Film, eine Stelle in einem Buch. Manchmal aber nur der Blick auf sein Bild. Und dann ist sozusagen "Hopfen und Malz" verloren bei mir. Aber: ich bin der Ansicht, alles hat seine Zeit. Wir mussten stark sein für unsere Eltern, da konnten wir einfach nicht weinen und unsere Traurigkeit zeigen. Das Bewusstsein setzt jetzt ein, so nach und nach: keine Feier ohne ihn, kein Pilze suchen mehr, Ferien für meine Tochter "nur" noch mit Oma. Kein Lästern mehr über Mama, wenn sie uns Kinder mit ihrer Führsorge nervt ("Kind, so kannst Du doch nicht rumlaufen...."). Sein glucksendes Lachen wird mir fehlen. Und ebenso sein Duft und seine Wange, die ich immer geküsst hab. Ich weiß, dass der Tod zum Leben gehört. Nur redet man nicht so gern darüber. Warum auch von etwas Endgültigem reden, was so unfaßbar ist. Ich werd mich für meine Traurigkeit und meine Tränen nicht schämen, auch auf Arbeit nicht oder wenn ich unterwegs bin. Ich hab lang darauf gewartet, dass ich das kann: um meinen Papa richtig trauern. Nicht nur für den Moment der Trauerfeier und Beerdigung. Und dafür bin ich dankbar: dass ich nämlich nicht nur funktioniere, alles regeln und organisieren kann. Sondern dass meine Gefühle nicht rausdurften, dass ich meine Eltern schützen musste. Und jetzt kann ich traurig sein. Und jetzt darf ich das auch. Und das ist gut so. Liebe Astrid, ich wünsche Dir von ganzem Herzen eine Kraft gebende Trauer. Ich bin der Ansicht, dass der Mensch als Hülle geht, aber seine Seele in und um uns herum weiter besteht. Ich bin der felsenfesten Überzeugung, das dem so ist. Herzlichst aus Leipzig Anke |
AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer
Hallo Ihr Lieben,
jetzt ist es raus - bei meinem Vater ist es ein bösartiger Nierentumor - morgen kommen die Niere, die Nebenniere, der Harnleiter raus. Die Blase (da hatte er vor 8 Jahren einen Blasenkrebs) wird verkleinert. Na bravo, und nun? LG Astrid |
AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer
Liebe Astrid,
hab deinen Eintrag grad durch Zufall gelesen- es tut mir so leid, ich weiß gar nicht was ich sagen soll! Ist es denn nie genug...? Ich drücke euch alle Daumen, liebe Grüße Susanne |
AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer
Liebe Astrid
bin schockiert das du schon wieder mit den SCh.....Krebs zu Tun hast. Habe so für dich gehofft für dich das es kein Krebs ist. Wie fühlst du dich jetzt? Hoffe du hast noch genugend Kraft das mit dein Vater durch zustehn. Aber wenn du eine Auszeit brauchst nimm sie dir.Ich weiss nicht ob ich es schaffen würde jetzt schön wieder damit umzugehn. Aber du kannst jetzt nur mit rat deine Vater helfen,eskann ja anders ausgehn als bei deiner Ma.Geb die Hoffnung nicht auf. Bin immer für dich da wenn was ist schreibe mir. Lieb Grüsse Nicole |
AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer
Liebe Astrid,
es tut mir so leid. du hättest doch wirklich ein bisschen Ruhe verdient. Wie geht es denn jetzt weiter? Ist der Krebs doch nicht auf die Niere begrenzt? Ich kenn mich mit Nierenkrebs leider gar nicht aus. Aber ich hoffe, du bleibst dabei, dass du gut auf dich achtest und nichts tust, was dir schadet und dich krank macht. Bei uns macht sich gerade wieder Hoffnung breit. Sind gerade von Nachuntersuchungen in Essen und Köln zurück. Die Lunge ist weiter ohne Befund; immerhin sind es jetzt fast 3 Jahre seit Therapieende. Und die Kopfbestrahlung hat gut funktioniert, der Operateur ist der Meinung, dass die Metastase jetzt inaktiv ist - man traut sich kaum, es zu glauben. Allerdings muss mein Mann nächste Woche noch mal nach Köln zur Bestrahlung. Beim Einführen oder Entfernen des Katheters mit den Strahlenseeds hat sich ein Teil der Metastase gelöst und in den Einstichkanal begeben - wo es prompt gewachsen ist in den drei Monaten. Das muss jetzt noch mal behandelt werden. Aber mein Mann sieht es gelassen, die Prozedur kennt er ja nun. Hat sie ja auch gut überstanden. Was auch gut ist: der Arzt meinte, wenn sich wieder etwas bildet, könnte auch erneut bestrahlt werden. Meld dich bald, möchte doch wiessen, wie es dir jetzt geht. LG Bettina |
AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer
Hallo Ihr Lieben,
danke für Eure Worte. Ja, mir wäre es auch lieber gewesen, wenn jetzt mal Ruhe eingekehren würde. Aber es soll nicht sein. Ich hatte mich ja oft mit Annett ausgetauscht, dass alles seinen Sinn hat, dass wir eine Aufgabe zu bewältigen haben, dass wir gewisse Dinge lernen müssen und deshalb solche Sachen passieren. Ich frag mich nur: Was hab ich denn bei meiner Mum nicht gelernt, dass es gleich weiter geht? Muß ich nun das Gelernte anwenden? Ist es eine Art "Abfragen" wie in der Schule? Ihr fragt, wie es mir nun geht. Hm, es geht mir gut. Momentan bin ich so etwas der "Verdränger". Mein Pa ist operiert worden, was genau jetzt alles rausgekommen ist, erfahre ich wohl heute abend - sofern man von genau sprechen kann, ich werde ja von der Frau meines Vaters informiert, die auch eher die Verdrängerin ist. Was da dann übrig bleibt ...... weiß ich von meiner Mum. Aber ich denke wenig dran. Als die Diagnose meiner Mum kam, war mir klar, dass die nächsten Monate unplanbar sind. Und jetzt? Jetzt seh ich das alles ziemlich gelassen. Keine Panik, keine schlechten Gedanken - nichts. Als wäre nichts, als wäre es der von nebenan, von dem ich halt zufällig gehört habe. Vielleicht hat das damit zu tun, dass ich gestern schon das Gefühl hatte, dass es mich im Grunde nur peripher tangiert, als mir erzählt wurde, dass die Frau meines Vaters sofort nach der OP meinen Halbbruder angerufen hat und ihn gebeten hat, mit in die Klinik zu fahren. Ich wurde nicht gebeten, ich wurde erst spätabends angerufen. Das zeigt ja doch schon mal die Richtung, wo es langgeht. Sie versuchen mich natürlich zu schonen. Irgendwie bin ich auch momentan nicht bereit, in die Klinik zu fahren. Keine Ahnung warum, aber ich schaue quasi erstmal von außen zu. Ich glaube, dass es viel Selbstschutz ist. Über mir schwebt natürlich jetzt das Damoklesschwert - von beiden Elternteilen Krebs - genetisch bedingt? Das beruhigt mich natürlich nicht wirklich. Bei jedem Zwacken denke ich eh die Richtung, jetzt natürlich noch viel mehr. ABER: Das genetische wird abgeklärt. Meine Tante (Schwester meiner Mutter) hat letztes Jahr ja schon eine Untersuchung veranlasst, wo der Tumor meiner Mutter sowie ihr Blut auf Gendefekte untersucht wurde. Heute hat sie endlich mit diesem Zentrum telefoniert, die Ärztin kann für meine Tante kein erhöhtes Risiko feststellen, aber sie rät mir als Tochter mit diesem Hintergrund zu einem Gespräch. Einfach, damit ein Gutachten erstellt werden kann (auch mit Untersuchung des Tumors meines Vaters), damit ich andere Vorsorgeuntersuchungen bezahlt bekomme, ebenso mein Sohn. Liebe Bettina: Ich bin mir sicher, auch diese Hürde mit der Bestrahlung werdet Ihr meistern. Es klingt doch ganz positiv, was Du berichtest. Schreib weiter, ich fühle sehr mit Dir. LG Astrid |
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Liebe Annett,
tja, es sind Fragen, auf die wir nicht wirklich Antworten bekommen. Ich hab während der Krankheit meiner Mutter versucht, wirklich alles anzunehmen, daraus zu lernen. Ich bin ruhiger geworden, weniger zickig, ich überleg mir jetzt oft, ob gewisse Emotionen, die mich im normalen Leben spontan überschwappen, auch wirklich so zu nehmen sind oder ob ich es nicht doch mit Denken probieren sollte. Also versuche ich, die Spontanität, die mir oft als Zickigkeit ausgelegt wurde, etwas zu überdenken. Ich weiß, dass es nichts bringt, sich emotional in Sachen reinzusteigern, die nicht zu ändern sind. Ich habe bewußt versucht, auch gute Dinge eben aus der Krankheit zu ziehen, anzunehmen, dass ich was lernen muß und versucht, eben Ecken und Kanten an mir zu schleifen. Vieles, was meine Mutter auch nicht konnte - auch bis zuletzt nicht. Jetzt kommt halt das nächste Päckchen, auch mit dem "gehe" ich um. Vielleicht kommt jetzt der Ausgleich, dass es auch noch andere gibt, die jetzt dran sind? Oder dass ich Gelerntes anwenden muß? Vielleicht hat es aber gar nichts mit mir zu tun, sondern es müssen andere lernen? Der Gedanke drängt sich mir immer wieder auf. Mein Vater hat sich nicht gemeldet, weil er nach wie vor auf der Wachstation liegt. Er hats ja auch etwas mit dem Herzen, also wird er mehr überwacht. Der Kontakt kommt sicher, wenn er wieder auf Normalstation ist, wenn nicht, dass kann ich das auch akzeptieren. Denn wenn ich was gelernt habe, ist es, den Weg des Betroffenen zu akzeptieren. Es ist für meinen Vater auch eine schwierige Lage, jetzt zu sondieren, ob ich dazu bereit bin oder nicht. Er will mich ja doch ein wenig schützen, das zeigen mir immer wieder die Reaktionen von ihm und seiner Frau. Er weiß, wie schwer es für mich sein muß, gleich mit der nächsten Erkrankung konfrontiert zu sein, obwohl ich die Vergangenheit noch nicht aufgearbeitet habe. Somit kann ich eben von außen zuschauen. Es gibt momentan nichts zu tun, er bekommt die Besuche seitens seiner Familie, wenn er wieder auf Station ist oder zu hause, werde ich mich einbringen. Dosiert, so wie er es will. Ich vermute nämlich ganz ganz stark, dass er nicht wirklich sich mit der Krankheit beschäftigen will, wenn er wieder entlassen wird. Das war bei seinem Blasenkrebs so, er will ja jetzt schon nicht gerne drüber reden. Somit ist abwarten angesagt. Sie wissen, wenn sie konkrete Hilfe brauchen, bin ich da. Aber es ist halt anders wie bei meiner Mutter: Sie wenden sich da eher an den Arzt, sie vertrauen ihnen blind. Auch ihr Weg. Ich werde einen Teufel tun und mich da einmischen, das würde nur Ärger geben. Bei meiner Mum war ich aktiv gefragt, um die Meinungen einzuholen, um zu forschen. Hier ist die Sachlage anders, ich bin mir nicht mal sicher, ob ich wirklich alles erfahre oder nur dosiert vorgesetzt bekomme. Aber ich kann damit leben, ich grübel da auch nicht nach, weil es einfach müsig ist. Ich nehme die Nachrichten so, wie sie kommen. LG Astrid |
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Liebe Annett,
danke für Deine Nachricht. Meinem Pa gehts gut, er ist jetzt auf normaler Station, morgen kriegt er wohl Telefon. Er kann schon wieder rumflitzen, seine Frau sagt, er schaue besser aus als sie :D Das besagte Wellness-WE geht am nächsten Freitag los, am Sonntag komm ich wieder. Am Freitag lass ich mich mit einer Aromamassage verwöhnen, am Samstag mit einer 1,5 h Gesichtsbehandlung. Dann natürlich noch rumlungern im Whirlpool, Sauna, Dampfbad - und relaxen, relaxen, relaxen. Die Woche drauf sind hier Herbstferien, ich komme also am Sonntag heim, danach hab ich noch ne Woche frei (hat mich nur 1 Tag Urlaub gekostet). Da werde ich mich dann beim Friseur verwöhnen lassen. Und Keller entrümpeln :smiley11: Aber durch die Wohnungsauflösung steht da viel kreuz und quer - da kann ich dann gemütlich entrümpeln, zumal in unserem Schulhof ein Sperrmüllcontainer über die Ferien steht. Ich werde es genießen. Momentan bin ich recht zuversichtlich, auch wenn ich im Hinterkopf habe, dass ein Tumor auch schon gestreut haben kann. Aber ich will die gelungene OP jetzt einfach auch genießen und mich nicht sorgen. Er sorgt sich grad auch nicht. Alles auf die Niere beschränkt. Wie gehts Dir denn mit S.? Alles stabil? LG Astrid |
AW: Und auf einmal ist sie da - die Trauer
Ich zünde heute ein Kerze für meine Mami an - heute vor 4 Monaten musste sie leider viel zu früh von mir gehen.
http://www.wege-zur-ruhe.de/Bilder/Kerze.jpg |
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Liebe Astrid,
Ich habe gerade deinen ersten Beitreag hier in deinen Thread gelesen und habe gedacht das könnten genau meine Zeilen sein. Du schreibst das du als deine Mama Krank war nur funktioniert hast alles erledigt ohne Irgendwie deine Gefühle zu zeigen.Das war bei mir gleich. Ich habe alles gemacht und erledigt.Ich habe in der zeit keine Gefühle gezeigt.Aber Sie warren auch nicht so da wie bei dir.Auch als meine Mama starb war Ich gefasst.Hatte mich gefragt ob das normal ist.Habe dann wieder alles erledigt ohne mit der Wimper zu zucken. Aber nun ist Sie seit 7 Wochen Tod und es geht mir von Tag zu Tag schlechter.Ich kann Nachts nicht mehr schlafen und am Tag keinen klaren Gedanken mehr fassen. Jetzt weis Ich auch das diese Reaktion die wir haben ganz Normal ist.Es sind Staitionen die wir jetzt durch laufen.Du bist ja jetzt schon ein bisschen weiter als Ich.Bin jetzt bei der trauer angekommen.Aber Ich hoffe das Ich da bald wieder raus komme und wieder den Sinn des Lebens finde. Leider muss Ich da alleine raus kommen.ich habe keine Freunde und leider auch keine Familie mehr.Aber Ich habe einen lieben schatz zu Hause der nur leider in moment sehr viel Arbeiten muss weil er in seiner Firma aufgestiegen ist.Nun stehe Ich mehr oder weniger alleine da aber Ich hiffe es auch zu schaffen bald wieder aus Irgendetwas Kraft zu schöpfen. Liebe Grüße Nicky |
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