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Leni84 19.08.2009 15:10

Einmal gesiegt und jetzt am Ende
 
Hallo,
ich weiß nicht mehr weiter und keine Besserung ist in Sicht.
Meine Mam erkrankte letztes Jahr an Brustkrebs, innerhalb weniger Tage stellte sich heraus, dass der Krebs bei ihr bereits sehr weit fortgeschritten war, Lebermetastasen sowie Knochenbefall. Sie fingen sofort mit der Chemo- und Antikörpertherapie an ( Epirubicin/Taxotere + Herceptin+ Bondronat).
Sechs Monate kämpfte sie in einem Kampf, der bereits verloren schien. Und doch schaffte sie, was keiner ihr zutraute. Sie erreichte in ihrer Leber eine Vollremission. Dann, 4 Monate später hatte sie einen Krampfanfall und starke Kopfschmerzen, das Kopf MRT brachte die niederschmetternde Nachricht von multiplen Hirnmetastasen. Nun bekommt sie seit 2 Wochen eine Ganzhirnbestrahlung ( 20 mal 2 Gy) und letzte Woche haben sie ihr zusätzlich noch eine Chemo (Myocat +Clysphosphamit) reingepumpt. Seit dem dritten Tag ist sie völlig am Ende ihrer Kräfte, isst nichts, trinkt kaum, verkriecht sich. Ihr Onkologe sagte, sie sei in einem tiefen Loch, verschrieb ihr Antidepressivum, ab Morgen soll sie künstlich ernährt werden. Die Hirnmetas sind winzig klein, gerade beginnend, sodass sie im Moment keine Gefahr darstellen und sie eventuell durch die Bestrahlung völlig verschwinden, aber meine Mam hat sich aufgegeben.
Was soll ich tun? Wie kann ich ihr nur helfen? Sie leidet so sehr und sagt immer wieder zu mir, ich solle sie gehen lassen. Ihre Psyche spielt verrückt, Schmerzen hat sie keine. Hat hier IRGENDJEMAND ähnliche Erfahrungen gemacht? War einer eurer Angehörigen so weit unten, und ist doch wieder augestanden? Ich hoffe auf Antworten
Madeleine

BarbaraO 19.08.2009 15:19

AW: Einmal gesiegt und jetzt am Ende
 
Liebe Madelaine,

ich habe Deinen Beitrag gelesen und bin sehr traurig über den Zustand Deiner Mutter.
Sie bittet Dich, sie gehen zu lassen.
Ich bitte Dich, tu ihr den Gefallen und lass sie gehen.

Ich kann nicht viel dazu sagen, denn in diesem Forum sind die Frauen mit Brustkrebs, die noch hoffen, wieder ganz gesund zu werden.
Die Erfahrungen, die Deine Mutter jetzt macht, kennen wir zum Glück nicht aus eigenem Erleben und das ist auch gut so.

Wir haben Für Dein Problem hier ein Extra Forum für Angehörige
http://www.krebs-kompass.org/forum/forumdisplay.php?f=49

Ich glaube einfach, dass Du da besser aufgehoben bist, denn da triffst Du Menschen, die das gleiche durchmachen wie
Du und Dir ganz sicher besser mit ihren Erfahrungen helfen können und auch sicher Trost für Dich haben,
denn sie wissen genau wie Du Dich fühlst.


Alles Liebe für Deine Mutter und Dich

Marie88 19.08.2009 15:23

AW: Einmal gesiegt und jetzt am Ende
 
zensiert

Kara1 19.08.2009 15:32

AW: Einmal gesiegt und jetzt am Ende
 
Hallo Marie88,

ich bin selber betroffen und meine Krankheit ist bereits in einem fortgeschrittenen Stadium. Momentan geht es mit verhältnismäßig gut.
Lese hier zwar jeden Tag, schreibe aber im Allgemeinen nicht viel, jedoch auf Dein Posting muß ich antworten.

Das Posting von BarbaraO ist meiner Meinung nach sehr einfühlsam und stimmig. Ich persönlich werde froh sein, sollte ich einmal in die Situation kommen in der ich nicht mehr kann und will, wenn mich meine Lieben gehen lassen. Ich finde, das ist der schönste Liebesbeweis, den sie mir geben können.

Überleg Dir das mal von dieser Seite!

Alles Gute für Leni und Ihre Mama

Marie88 19.08.2009 15:38

AW: Einmal gesiegt und jetzt am Ende
 
zensiert

Leni84 19.08.2009 15:44

AW: Einmal gesiegt und jetzt am Ende
 
Bitte, es geht hier nicht darum, meine Mam jetzt loszulassen, sie liegt nicht im Sterben!!!!!!!!!! Sie hat sich aufgegeben obwohl die Ärzte ihr Chancen geben!!!!!! Sie ist so down, ich so hilflos

Matze2 19.08.2009 15:52

AW: Einmal gesiegt und jetzt am Ende
 
Ich fände es in einem solchen Falle enorm wichtig zu versuchen, die Psyche Deiner Mutter wieder etwas zu stabilisieren!
Mit Psychopharmaka und mit Erlebnissen, die ihr Freude machen und vielleicht sogar den Lebensmut zurückkehren lassen.
Ein depressiver Mensch trifft oftmals nicht die richtigen Entscheidungen. (siehe Suizid)
Ich will das aber gar nicht so dogmatisieren, auch die anderen Betrachtungsweisen (Liebesbeweis, wenn man sie gehen läßt) haben ja durchaus ihre Berechtigung, wie ich finde.
Es hängt auch sehr von der konkreten Beziehung, dem Leiden Deiner Mutter und nicht zu letzt von der konkreten möglichen Lebensverlängerung ab.

Bei meinem Vater und auch bei meiner Frau würde ich alles dransetzen, die Stimmung aufzuhellen ...

... eben lese ich Deinen letzten Beitrag Leni.
Wie gesagt sprich mit einem Psychiater/-in und laßt euch gute Stimmungsaufheller geben. Ich habe mit einer Kombi aus Citalopram und Mirtazapin in der Phase, in der mich meine MS nach unten zog die beste Erfahrung gemacht!
Aber die Möglichkeiten sind sehr vielfältig ...

Vegi01 19.08.2009 16:07

AW: Einmal gesiegt und jetzt am Ende
 
Liebe Madleine,

es tut mir unendlich leid, wie es Dir und Deiner Mama geht und ich kann es total verstehen, dass sie -bildlich gesprochen- im Keller sitzt und Du nicht weißt, wie Du sie da raus holen kannst. Deine Mama hat gekämpft -einen wohl schon ziemlich schweren Kampf- und sie hat (vermeintlich gewonnen). Wie schrecklich muss es sich da anfühlen, dass es wieder los geht, wieder von vorne oder noch schlimmer. Ich glaube, Deine Mama kann gerade kein Licht am Horizont erkennen. Du schreibst ja, das die Metas noch klein sind und sie durch die Behandlung verschwinden können (ich drücke fest die Daumen). Ich stelle es mir unendlich schwer vor jetzt den notwendigen Lebensmut zu haben und erneut kraftvoll dagegen anzusehen. Daher sind vielleicht die Antidepressiva in diesem Fall sogar gut. Hast Du Dir selbst auch schon Hilfe geholt?? Evtl. über die Krebsgesellschaft http://www.krebsgesellschaft.de/ Dort kannst Du Beratung, aber auch psychol. Betreuung erfahren, damit Du vielleicht für Dich und Deine Mama ein bißchen stabiler bist und vielleicht auch noch ein paar wertvolle Tipps bekommst. Leider kann ich Dir selbst keinerlei guten Ratschläge geben. Aber ich würde meine Mama auch nicht aufgeben. Ich drücke Euch die Daumen und erlaube mir Dich zu umarmen.

Iris

Susi04 19.08.2009 16:09

AW: Einmal gesiegt und jetzt am Ende
 
Liebe Leni

Wenn die Ärzte deiner Mutter eine Chance geben, dann solltest du psychologische Hilfe organisieren.
Besprich das am besten mit den behandelnden Ärzten.

Aber, und das sage ich dir als BK Erkrankte, aber auch als Krankenschwester in einem ambulanten Pflegedienst, wenn es keine Chance gibt, dann lass sie gehen.
Ich habe immer wieder erlebt, wie sehr Krebskranke, die ihre Krankheit selber angenommen haben, leiden, wenn ihre Angehörigen sich an sie klammern.
Das Erkrankte trösten müssen, wo selber Trost notwendig ist.
Für die Betroffenen ist das eine sehr schlimme Situation.

Ich habe es gerade im Bekanntenkreis erlebt. Eine Tochter hat ihre BK erkrankte Mutter in der Hoffnung auf neue Therapien bis nach Berlin transportiert. Eine nicht sehr angenhme Fahrt. Dort hat man ihr genau das gesagt, was Bararba gesagt hat. "wenn sie ihre Mutter lieben, lassen sie sie gehen"

Wenn es aber Hoffnung gibt, dann( Entschuldigung für den Ausdruck) "tritt ihr in den Hintern", natürlich verbal. Das darf ruhig etwas energischer sein.
Gibt es vielleicht in deinem Leben eine Situation, wo sie das bei dir gemacht hat? Dann nimm diese Situation als Beispiel.
In Watte packen hilft nicht, rüttel sie wach. Wenn sie nicht will, dann ist wenig zu machen.

Bist du sicher, dass du die ganze Wahrheit kennst? Viele Krebskranke neigen dazu ihre Angehörigen nicht zu belasten, besonders die Kinder nicht.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft

Liebe Grüße
Susi

jessi266 19.08.2009 16:32

AW: Einmal gesiegt und jetzt am Ende
 
Liebe Leni
es tut mir sehr Leid zu lesen wie es Euch geht.

ich kann mich Barbara nur anschließen, ich weiß wie schwer es ist,
ich sag immer, lieben besteht nicht nur darin den Menschen zu durch liebe und Zuneigung am Leben zu erhalten sondern auch darin ihn gehen zu lassen, wenn er es möchte, und ihn auch darin zu unterstützen.

oder Du kämpfst und zwingst sie quasi zu einer Psychotherapie,
hast Du Dir schon mal darüber gedanken gemacht, wie es sich auf Deine Mutter auswirken könnte wenn sie jetzt eine psychotherapie machen müßte, obwohl sie vielleicht gar nicht möchte.

lg Jessi

jessi266 19.08.2009 16:34

AW: Einmal gesiegt und jetzt am Ende
 
Hallo Belinda,

ich denke jeder Mensch sollte für sich selbst entscheiden dürfen, wann für ihn der Zeitpunkt zum Weiterkämpfen oder aufgeben gekommen ist !!!!!

Marie88 19.08.2009 16:50

AW: Einmal gesiegt und jetzt am Ende
 
Zitat:

Zitat von jessi266 (Beitrag 775299)
Ich denke jeder Mensch sollte für sich selbst entscheiden dürfen, wann für ihn der Zeitpunkt zum Weiterkämpfen oder aufgeben gekommen ist !!!!!

ich finde es gut mit der psyche stabilisieren, es ist ja auch klar, dass einige therapien extreme nebenwirkungen haben und man in dem fall nicht mehr so richtig denken kann (demnach falsche entscheidungen für richtig hält), was sicherlich nicht dauerhaft der fall ist. deswegen finde ich MATZE2 beitrag extrem gut.

Leni84 19.08.2009 16:58

AW: Einmal gesiegt und jetzt am Ende
 
Danke für die vielen Antworten!!!
Ich werde sie aus Liebe gehen lassen sobald der Zeitpunkt gekommen ist.
Aber so lange es Hoffnung gibt, werde ich um sie kämpfen, ihr tausendmal am Tag was zutrinken anbieten, ihr mit jedem krümel hinterherlaufen, sie anflehen aufzustehen, zu leben!!!
Ich sprach noch heute mit ihrem Onkologen.....er sagte mir, dass selbst wenn sie die Therapien jetzt abbricht, sie noch Monate, vllt ein Jahr oder mehr so verweilen würde mit fortschreitender Krankheit!!!

Marie88 19.08.2009 17:00

AW: Einmal gesiegt und jetzt am Ende
 
100% zustimmung

Leni84 19.08.2009 17:10

AW: Einmal gesiegt und jetzt am Ende
 
Wir wohnen in Solingen, keine 30km von köln entfernt.
ich denke nicht, dass dies im Moment für sie infrage kommt.
Ist es ein Hospiz???

Leni84 19.08.2009 17:24

AW: Einmal gesiegt und jetzt am Ende
 
Ok, vielleicht kommt es in einigen Wochen infrage.
Wäre für den Link dankbar

BarbaraO 19.08.2009 18:36

AW: Einmal gesiegt und jetzt am Ende
 
Hallo zusammen,
ich finde, das Regina wundervoll einfühlsam diese Situatíon geschildert hat und möchte mich bei ihr dafür bedanken.
Besonders die Sätze über die Depressionen treffen genau das, was ich so oft (als tatsächlich an Depressionen erkrankte) denke.
Traurigkeit ist oft eine ganz normale Reaktion. Sie zu Depressionen zu machen, heißt, die Trauer eigentlich nicht ernst zu nehmen. Jedenfalls geht es mir seit Jahrzehnten so mit meinen Mitmenschen und das macht mich oft sehr wütend.
Ich habe ein Recht auf meine Trauer und meine Verzweiflung. Ich brauche auch diese Gefühle und ich finde es immer wieder bedenklich, mich deshalb zum Arzt schicken zu wollen.
Mit der Diagnose, die Lenis Mutter hat, würede ich eine ganze Zeit neben mir stehen, wütend sein, verzweifelt sein, weinen, schreien, aufgeben. Das alles würde ich tun und es wäre kein krankes Verhalten. Es wäre ein ganz normales, gesundes Verhalten.
Irgendwann kriegt man sich auch von selbst wieder ein. Wenn nicht, dann ist ein Arzt gefragt und kein Tipp darüber "was mal wem gut geholfen hat". Das dürfen wir auch gar nicht.

Am schlimmsten würde es mich ankommen, wenn man mich quasi entmündigen würde und meine Wünsche nicht respektiert.
Das Leben geht zuende. Das ist Fakt. Das muss nicht von jetzt auf gleich sein. Das kann noch dauern und mit einer guten Therapie kann vielleicht einige Zeit gewonnen werden aber heilbar ist es nicht.
Ich finde es deshalb enorm wichtig, dass die Angehörigen, wenn sie wirklich liebende Angehörige sind, sich mit der Patientin (in diesem Fall der Mutter) auch über die Dinge unterhalten, die für sie im Moment tatsächlich wichtig sind. Das ist der nahende Tod. Den wegzuschieben und zu leugnen ist herzlos.
Wer sich mit seinem eigenen Tod auseinandersetzt und das auch darf, geht leichter. Er kann seine Wünsche noch in aller Ruhe äußern und Dinge regeln, die ihm wichtig sind.


Natürlich ist es wichtig, Mut zu machen, Perspektiven aufzuzeigen und schöne Sachen für die nähere Zukunft zu planen. Wieder die Neugier auf das Leben zu wecken, wenn es geht.
Doch bitte versucht hier nicht alles über einen Kamm zu scheren.
Der eine mag so behandelt werden...der andere so.....Bevormundung mögen nur wenige und wir wissen alle nicht, zu welcher Sorte Mensch Lenis Mutter gehört.

Auf alle Fälle müssen wir ganz vorsichtig damit sein, was wir in einem solchen Fall tun (würden), denn gut gemeint ist selten gut getan.

Ich finde es überhaupt bedenklich, hier trotz der wenigen Informationen, die wir über Madeleines Mutter haben, so aus dem Handgelenk irgendwelche Diagnosen zu stellen, nur weil wir selbst mal sowas hatten.
Außerdem können wir zum größten Teil doch überhaupt nicht mitreden. Wir sind nicht in der Situation und können nur annehmen, dass wir dieses oder jenes mögen oder wollen würden, wenn es bei uns mal soweit wäre.
Auch das hat Regina so deutlich und freundlich ausgedrückt, wie ich es eher nicht kann.
Warum wird hier ständig empfohlen, dass sie ein Antidepressivum nehmen sollte, besser noch welches(!)? Sind wir Ärzte, dass wir wissen, was in einer so schlimmen Lage verschrieben werden sollte? Zweifeln wir an der Kompetenz des Onkologen oder haben wir nicht aufmerksam genug gelesen, was Leni bedrückt?
Kennen wir die möglichen Wechselwirkungen mit den Medikamenten, die Lenis Mutter nimmt, von denen wir aber nichts wissen?:eek:

Zitat:

Zitat von Leni84
Ihr Onkologe sagte, sie sei in einem tiefen Loch, verschrieb ihr Antidepressivum,



Antidepressiva brauchen in der Regel einige Zeit, bevor eine Wirkung zu spüren ist. Das kann 3 Wochen dauern bis dahin ist noch nicht einmal sicher, ob die Patientin auch auf das Mittel anspricht.

Ich glaube, dass es besser ist, wenn wir mit unseren Tipps etwas zurückhaltender sind.
Wir müssten schon etwas mehr wissen, um möglicherweise besser durchzublicken.

Alles Gute

Birgit64 19.08.2009 18:48

AW: Einmal gesiegt und jetzt am Ende
 
Hallo Madeleine,

ich kenne diese Erkrankung von beiden Seiten, nämlich als Selbst-Betroffene (Diagnose 2003) und als Angehörige (BK bei meiner Mutter 2006).
Ich kann also gut recht gut verstehen, welche Gedanken dir durch den Kopf gehen.

Du schreibst, dass die Ärzte ihr Chancen geben, Chancen auf was? Auf Heilung? Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Behandlung deiner Mutter auf Heilung ausgelegt ist sondern eher palliativ, da ja bereits bei der Diagnose die Metastasierung weiter fortgeschritten war (multiple Lebermetastasen, Knochenmetastasen und jetzt noch Hirnmetastasen).

Den Hinweis von Barbara auf das Angehörigenforum finde ich insofern gut, da du dort andere Angehörige triffst, die möglicherweise mit ähnlichen Problemen konfrontiert sind wie du. Dort findest du vielleicht auch Hilfestellungen, wie du das Gespräch mit deiner Mutter führen kannst.

Loszulassen ist natürlich sehr schwer. Aber im Moment scheint mir, dass deine Mutter den Kampf nur für dich führt, da sie dich bittet, sie gehen zu lassen.

Du schreibst deine Mutter liegt nicht im Sterben. Gleichwohl kann sie natürlich mit ihrer Kraft körperlich und seelisch am Ende sein und keinen Sinn mehr im Kampf gegen die Erkrankung sehen. Das hat dann aber meiner Meinung nach nichts mit Depressionen zu tun. Für einen liebenden Angehörigen ist das sicherlich schwer zu akzeptieren, möchte man doch, dass der/die Erkrankte noch möglichst lange bei einem ist.


Wichtig ist jetzt vor allem was deine Mutter möchte! Deshalb sprich mit ihr!

Alles Gute für euch beide.

bergmädel 19.08.2009 18:55

AW: Einmal gesiegt und jetzt am Ende
 
Hallo,

ich möchte mich den Inhalten Barbaras Postings gerne anschliessen.

Gleichzeitig habe ich noch eine Bitte: Ich würde so gerne auf ein bestimmtes Vokabular verzichten, dass zum Beispiel "Überleben" mit "Siegen" gleichsetzt, "Hoffen" mit "Kämpfen", oder "Hospiz" mit der Behandlung "schwerkranker Menschen, für die es keine Hoffnung mehr gibt", etc.

Ich mag diese Schwarz-weiss-Malerei nicht, in der nur der noch überlebbare Krebs als positiv gilt und die gegenteilige Diagnose als hoffnungslos dargestellt wird. Glüchlicherweise empfinden sich zig von dieser Situation Betroffene anders, und auch als alles andere als Verlierer.

LG, Sandra

Leni84 19.08.2009 19:03

AW: Einmal gesiegt und jetzt am Ende
 
Hey,
nochmals danke für Alles!!
Sie isst nicht, da sie von dieser sch... Chemo den ganzen Hals verätzt hat, kann nicht schlucken. Aber sie geht zu ihrer Hirnbestrahlung, nimmt ihre Medis und legt sich dann wieder ins Bett, schläft fast den ganzen Tag.
Sie sagt, sie will leben für meine Schwestern und mich aber das sie nicht glaubt, da je wieder rauszukommen, dass es besser werden könnte schließt sie aus. Es ist so ambivalent. Ich möchte den Krebs aus ihr herausreißen, ihr meine Kraft schenken um zu überleben!!!

Leni84 19.08.2009 19:06

AW: Einmal gesiegt und jetzt am Ende
 
Und sicher weiß ich, dass es keine Chance auf Heilung gibt, KEINE!!!!
Dennoch gibt es die Chance, eine ganze Zeit bei uns zu sein und wir bei ihr! Nicht um jeden Preis aber genau darum geht es! Wird es denn wirklich nie mehr besser werden??

Matze2 19.08.2009 19:54

AW: Einmal gesiegt und jetzt am Ende
 
Leni bat um Hilfe und wollte die Erfahrungen anderer wissen.
Nur diese habe ich (soweit ich eben kann) ihr gegeben.
Die MS ist eine Erkrankung die fast immer mit Depressionen einhergeht. Der Grund dafür ist simpel:
Hat man den einen Schub überstanden, aus dem eine weitere Behinderung zurückgeblieben ist, kommt der nächste.
Man hat also keine wirkliche Gelegenheit, sich mit der Krankheit abzufinden, weil immer noch etwas drauf kommt, bis zum Lebensende. Das macht definitiv irgendwann auch depressiv.
Depressionen, die erkannt werden, müssen auch behandelt werden, der Tod aufgrund einer unbehandelten Depression ist so ziemlich das sinnloseste, was es gibt!
Ich kenn Leni nicht und Lenis Mutter auch nicht, aber wenn ich erkenne, dass es sich um eine Depression handeln könnte, dann zögere ich auch nicht mit dem Tipp nach Antidepressiva, ganz einfach aus meiner Erfahrung u.a. aus unserem MS Forum.
Eine Psychotherapie ist da schon eher "Geschmackssache" und in diesem konkreten Falle für die Mutter vielleicht tatsächlich auch kontraproduktiv.
Man braucht nur einen guten Allgemeinmediziner, nicht unbedingt einen Psychiater hierfür.
Eine Freundin (Ärztin) hat ihrer Mutter Serotonin-Wiederaufnahmehemmer "untergemischt" ohne mit ihr darüber zu sprechen und nun ist die Mutter aus ihrem Loch.
Was daran ist falsch ?
Ich würde doch auch nicht klammern und zerren an meiner Mutter, aber ihre Stimmung zu verbessern, wo kann da der Schaden sein ?

BarbaraO 19.08.2009 20:04

AW: Einmal gesiegt und jetzt am Ende
 
Matze,
der Arzt hat ihr bereits ein Antidepressivum verschrieben.

Gruß

steffi0461 19.08.2009 21:01

AW: Einmal gesiegt und jetzt am Ende
 
Hallo Leni.
Ich hatte eine ähnliche Situation mit meiner Schwiegermama.Sie hat heute noch solche Phasen.Was Ihr geholfen hat waren immer Ihre Kinder und Enkelkinder.Wir haben versucht Ihr zu zeigen wie lieb wir sie haben und das sie noch immer gebraucht wird.Manchmal haben wir gemeinsam geweint und Ihr haben Zuneigung und zuhören geholfen
Wir haben versucht so gut es ging Ihr das Leben erträglicher zu machen und ihr auch die guten Seiten zu zeigen.Wir haben versucht sie ab zulenken und ihr kleine Wünsche zu erfüllen
Dieses Loch in dem Deine Mutter steckt ist tief und es braucht Zeit und Geduld.Wir würden uns da nicht anders fühlen.Vielleicht sprichst Du auch mal mit einem Fachmann was man in so einer Situation machen kann und holst Dir Rat.Ich wünsch Euch alles erdenklich Gute und werde an Euch denken
Gruss Steffi

Ute30 19.08.2009 21:12

AW: Einmal gesiegt und jetzt am Ende
 
Liebe Madeleine,

Deine Mutter ist Deine Mutter.
Ist eine eigenständige Person.
Sie da abzuholen, wo sie jetzt steht, ist wichtig.

Du bist Du, und hast große Not mit der Situation klarzukommen.
Ich glaube nicht, dass da Hilfestellungen von uns für Deine Mama kommen sollten.
Damit die dann Dir helfen.

Hole Dir doch bitte für Dich persönlich Unterstützung.
Damit Du gefestigter, für Dich, und auch eine Unterstützung für Deine Mama bist.

Ich wünsche Dir alles Liebe und Gute.
Ich wünsche Deiner Mama alles Liebe und Gute.

Liebe Grüße
Ute

Jafe 19.08.2009 21:57

AW: Einmal gesiegt und jetzt am Ende
 
Liebe Madeleine,
Deine Mutter hat sich doch nicht aufgegeben. Sie hat doch gesagt, dass sie für Deine Schwestern und Dich leben will. Da ist doch schon ein erheblicher Lebenswille in diesem Satz.
Sie ist durch die ganzen Behandlungen warscheinlich müde und erledigt. Ein sich wieder aufraffen fällt da unwarscheinlich schwer. Diesen Satz, ich will nicht mehr, habe ich oft von meiner Großmutter gehört. Sie war 35 Jahre bettlägerig. Aber sie wollte doch noch und hat sich immer wieder aufgerafft.
Trotzdem denke ich, Du sollst Deine Mutter nicht bedrängen, sondern ihr zur Seite stehen und Hilfestellung geben. Sie ist ein mündiger Mensch und kann selbst entscheiden.
Das mag sehr pragmatisch klingen, ist aber nicht böse gemeint. In meiner Familie gibt es sehr viele schwere Erkrankungen und ein kämpferischer Lebenswille ist auch nicht immer bei jedem da. Wir stehen dann immer nur zur Seite mit Gesprächen und körperlicher Hilfe, wenn es im Moment nicht so geht.
Als Angehöriger ist dies schwer einzusehen. Das verstehe ich vollkommen. Ich habe es schon als kleines Kind lernen müssen. Ich hatte Zeit meines Lebens Angst um meine Omi, dann Opi, Tante,Onkel, Mutter, Vater, Cousine. Es tut richtig weh. Ich wünsche ´Dir die Kraft, damit zurechtzukommen.
Alles Liebe
Petra

suze2 19.08.2009 21:58

AW: Einmal gesiegt und jetzt am Ende
 
liebe leni,

ich möchte dir kraft schicken und einen lieben gruß -

ich denke, wie auch immer deine mutter die zukunft bewältigt - oder wie auch immer ihre krankheit in die schranken zu weisen ist - für dich wird all das eine große belastung sein. deswegen schließe ich mich ute an: AUCH DU BRAUCHST UNTERSTÜTZUNG!

ich denke nicht, dass wir es einschätzen können, was am besten für euch ist.

ich habe vor jahren anlässlich einer (für mich heute vergleichsweise harmlosen) erkrankung aufgrund der schmerzen und langen bettlägrigkeit auch immer wieder ans "aufgeben" gedacht. heute (nach der krebserfahrung) wundert mich das, aber damals war es ernst gemeint.

gleichzeitig möchte ich mich bergmädel anschließen:
Zitat:

Ich würde so gerne auf ein bestimmtes Vokabular verzichten, dass zum Beispiel "Überleben" mit "Siegen" gleichsetzt, "Hoffen" mit "Kämpfen" etc.
ich finde das wichtig, denn wir sind eben alle vielschichtige und ambivalente wesen, für deren wohlbefinden, aber auch für deren traurigkeit und für deren verzweiflung es keine einfachen rezepte gibt.

alles liebe
suzie

Ullala 19.08.2009 22:27

AW: Einmal gesiegt und jetzt am Ende
 
Liebe Leni,

der einzige Mensch, der entscheidet was wann wie zu tun oder nicht zu tun ist, ist Deine Mutter.
Ob es sich um aufgeben, kämpfen oder was auch immer handelt.

So wie Du ihre Behandlung beschreibst, ist es kein Wunder, dass sie eine depressive Phase (vielleicht sogar eine "richtige" Depression) durchlebt.

Vielleicht ist es auch eine Überlegung wert, mal nicht an ihr "herumzuzerrren" (bitte entschuldige den Ausdruck, mir fiel kein "sanfterer" ein), sondern sie einfach mal eine Zeit lang ihren Stimmungen und Gedanken zu überlassen.

So schön und wichtig es ist, sich auszutauschen und Hilfe zu empfangen, so wichtig und notwendig ist es manchmal eben auch seine Ruhe zu haben.

Und glaub' mir, so despektierlich sich das jetzt anhören mag:
So schnell stirbt man nicht.
Ich weiß aus eigener schmerzlicher Erfahrung, dass sich der Überlebenswille manchmal erst dann durchsetzt, wenn es wirklich, sagen wir mal, gefährlich wird.

Vielleicht braucht Deine Mutter eine ähnliche Chance, um ihr Leben wieder wertzuschätzen.

Liebe Grüße und alles Gute,
Ullala

I.J. 19.08.2009 22:55

AW: Einmal gesiegt und jetzt am Ende
 
Liebe Leni,

die anderen haben Dir ja schon einiges geschrieben. Eine schwieirige Situation.
Du schriebst:
Zitat:

Zitat von Leni84 (Beitrag 775258)
Ihr Onkologe sagte, sie sei in einem tiefen Loch, verschrieb ihr Antidepressivum,

Mir kam spontan ein Gedanke.
Wie schon erwähnt brauchen Antidepressiva mehrere Wochen um überhaupt zu greifen. Meist stehen sogar ersteinmal die belastenden Nebenwirkungden des Medikaments im Vordergrund. Was für den Zustand Deiner Mutter natürlich momentan fatal wäre.

Habt Ihr schon einmal mit einem Facharzt (Neuorolgen/Psychiater) über die Möglichkeit der Gabe eines angstlösenden Medikaments aus dem Bereich der Benzodiazepame gesprochen? Es könnte Deiner Mutter eventuell kurzfristig aus dem Loch heraushelfen.

Es nimmt die Ängste sofort und der Mensch kann wieder Kraft schöpfen und wird wieder handlungsfähig.

Dabei muß man allerdings bedenken, dass diese Medikamente bei längerdauernder Anwendung abhängig machen. Aber in manchen Fällen muß man Nutzen und Risiko abwägen.

Das wäre meiner Meinung nach unbedingt mit einem Facharzt und natürlich mit deiner Mutter als Möglichkeit zu besprechen.


LG
I.J.

BarbaraO 20.08.2009 00:54

AW: Einmal gesiegt und jetzt am Ende
 
Zitat:

Zitat von I.J. (Beitrag 775538)
Habt Ihr schon einmal mit einem Facharzt (Neuorolgen/Psychiater) über die Möglichkeit der Gabe eines angstlösenden Medikaments aus dem Bereich der Benzodiazepame gesprochen?

Hallo,
ich finde diese Idee großartig. Allerdings würde ich jetzt eher dazu tendieren, dass die Angehörigen diese Hilfe in Anspruch nehmen.
Lenis Mutter bekommt schon ein verschriebenes Medikament, das sicher mit ihren anderen Medikamenten harmoniert.

Wir vergessen aber oft, dass Angehörige auch leiden und jede Hilfe brauchen.
Warum nicht auch ein angstlösendes Medikament?

Liebe Grüße

I.J. 20.08.2009 10:10

AW: Einmal gesiegt und jetzt am Ende
 
Zitat:

Zitat von BarbaraO (Beitrag 775573)
Allerdings würde ich jetzt eher dazu tendieren, dass die Angehörigen diese Hilfe in Anspruch nehmen.

Das eine schließt das andere ja nicht aus.

Zitat:

Zitat von BarbaraO (Beitrag 775573)
Lenis Mutter bekommt schon ein verschriebenes Medikament, das sicher mit ihren anderen Medikamenten harmoniert.


Bis die verordneten Antidepressiva greifen (und ob sie überhaupt greifen? manchmal müssen ja etliche ADs ausprobiert werden bis ein passendes gefunden wird.) kann aber wertvolle Zeit verstreichen, die noch mehr von der nicht vorhandenen Kraft kostet. Meiner Meinung nach ist schnelle Hilfe angesagt um Kräfte zu schonen, Kräfte zu aktivieren und den Menschen so wieder handlungsfähig zu machen. Es geht hier schließlich, so wie ich das interpretiere, um Leben und Tod.

Wie gesagt, ich würde das mit einem ganz schnell mit Facharzt besprechen.

LG
I.J.

Äpfelchen 20.08.2009 11:00

AW: Einmal gesiegt und jetzt am Ende
 
Zitat:

Zitat von Leni84 (Beitrag 775258)
aber meine Mam hat sich aufgegeben.

Hallo Leni,

ich habe die ganze Zeit nur mitgelesen und heute möchte ich doch mal was dazu sagen.
Ich bin seit 2 Jahren krank (kein BK sondern Lymphknoten) - seit gut 1 Jahr unter permanentem Beschuss mit Chemo, Bestrahlung, Transplantation jetzt wieder Chemo.
Ich bin keineswegs lebensmüde, aber ich bin therapiemüde...diese Therapien sind so anstrengend und wenn man dann das Gefühl hat, es bringt evtl. nichts, dann will ich schon auch an manchen Tagen hinschmeissen.
Wie gesagt, eigentlich will ich das pralle Leben, aber wenn es bedeutet, immer weiter diese Torturen, dann will ich es (evtl.) nicht.
Ich habe 3 Kinder (bin 51) und ich mache z.zt. diese ganzen Sachen nur für die Kinder. Ich selbst würde sagen 'der liebe Gott soll's richten'.

Aber was ich ganz schlecht aushalten kann, das ist, wenn ich Durchhalteparolen hören muss. "Kopf hoch du packst das - wär doch gelacht usw."
Ich möchte dass man meine Gefühle ernst nimmt, auch mal mit mir darüber spricht und sie zulässt. Das hilft mir schon, mich dann doch wieder aufzurappeln und den nä. Gang zum Onkologen zu machen... ich wäre sehr belastet, wenn ich meine negativen und mutlosen Tage alleine mit mir ausmachen müsste.
An Tagen an denen ich hinschmeissen will hilft es mir, wenn einer sagt "ich versteh dich, es ist hart" - wenn ich dann höre "du musst dies und du musst das..." dann mach ich innerlich zu und fühle mich überhaupt nicht gesehen mit meinem Leid.

Ich bin dankbar, dass ich eine sehr gute Freundin habe, die mich aushält!
Und Kinder, die mich und meine Gefühle ernst nehmen.

Alles Gute für Dich und Deiner Mutter

Ullala 20.08.2009 11:10

AW: Einmal gesiegt und jetzt am Ende
 
Irgendwie hast Du es geschafft, das was ich sagen wollte, netter zu verpacken, liebes Äpfelchen.

Therapiemüde - das war das Wort, was mir gestern gefehlt hat.

Danke für Deinen Beitrag!

LG, Ullala

Leni84 20.08.2009 11:45

AW: Einmal gesiegt und jetzt am Ende
 
Dieses Leid ist nicht auszuhalten, die Tränen nicht zu halten, Hoffnungen zerplatzen wie Seifenblasen. Ihr habt ja recht, dass letzte was ich will ist, das sie leidet!!!! Lieber lass ich sie gehen, doch ist kein Ende in Sicht. Sie liegt im Nebenraum, ist eingeschlafen, ihr Körper zuckt, ihr Gesicht verzerrt.
Was soll ich nur tun??? Die Ärzte sagen, sie wird noch "lange" nicht sterben, .....wir müssen sie wieder "hinkriegen"!
Sie hat seit nun fast drei Wochen nicht mehr gelächelt und wenn sie mich anschaut oder mich mit Hallo Kleines begrüßt, sehe ich ihre Verzweiflung!!!
Auch sie weiß nicht, was sie tun soll/kann.
Wie lange muss sie das noch ertragen??!!! WO IST GOTT??? Wenn er sie mir schon so früh nehmen will, so soll er sie verdammt nochmal nicht leiden lassen!!!!!

BarbaraO 20.08.2009 12:14

AW: Einmal gesiegt und jetzt am Ende
 
Liebe Leni,
vielleicht solltest Du ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
Was Du jetzt durchmachen musst, ist fast mehr, als Du ertragen kannst und wenn Du so leidest, dann spürt Deine Mutter das doch auch. Es wird alles nicht leichter für sie dadurch.
Deshalb hilft oft ein bisschen Chemie;). Schäm Dich nicht dafür.
Du bist gesund und hast Dein Leben noch vor Dir.
Versuche, so schwer das ist, positiv zu sein, denn das wird Deiner Mutter sehr helfen, wenn sie weiß, dass Du auch ohne sie Dein Leben meistern kannst.

Äpfelchen hat alles so wunderbar erklärt.
Manchmal muss man loslassen. Manchmal verliert man etwas, das man immer behalten wollte. Das Leben geht aber weiter und Du wirst es meistern. Deine Mutter wird trotzdem immer in Deinem Herzen sein und Du wirst sie nie ganz verlieren.

Wenn Deine Mutter mit Dir über ihr Leiden oder sogar den Tod sprechen möchte, dann sprich mit ihr. Leugne das alles nicht. Dann machst Du es ihr viel leichter.
Ihrem Körper kannst Du nicht helfen aber ihrer Seele.
Gib ihr den Trost, zu wissen, dass Du auch ohne sie klarkommst. Dafür hat sie Dich erzogen, damit Du Dein eigenes, erfülltes Leben leben kannst. Zeig ihr, dass ihre Mühen nicht umsonst waren.

Lieber Gruß:pftroest:

Äpfelchen 20.08.2009 12:24

AW: Einmal gesiegt und jetzt am Ende
 
Zitat:

Zitat von BarbaraO (Beitrag 775759)
Wenn Deine Mutter mit Dir über ihr Leiden oder sogar den Tod sprechen möchte, dann sprich mit ihr. Leugne das alles nicht. Dann machst Du es ihr viel leichter

Das stimmt. Wir haben es geschafft, sogar meine Beerdigungswünsche zu besprechen. Das war schwer, für uns alle, aber es war auch erleichternd. Und wir haben gegenseitig festgestellt, dass nichts offen ist, nichts was noch gesagt werden sollte oder müsste, es steht nichts zwischen uns. Das war sehr schön.
Ich will immer noch auf dem Abi-Ball meiner (noch nicht geborenen) Enkel tanzen, aber wenn ich das nicht schaffe, weiß ich wenigstens, dass wir eine gute Zeit miteinander hatten und das am Grab die richtige Musik gespielt wird.

Liebe Grüße

HelmutL 20.08.2009 13:58

AW: Einmal gesiegt und jetzt am Ende
 
Liebe Leni,

durch Zufall bin ich auf diesen Thread gestossen und es tut mir in der Seele leid, was deine Mutter und du erleben müssen.

Ich kann dem nur zustimmen: auch du solltest dir ärztliche Hilfe suchen. Möglichst schnell! Es hilft deiner Mutter in keinster Weise, wenn sie erleben muss was du leidest, wie du in Panik gerätst. Womöglich entwickelt sie auch noch Schuldgefühle deswegen, was ihre Leiden unnötig verstärken würde. Das soll dir jetzt kein schlechtes Gewissen sondern nur mit aller Klarheit deutlich machen, wie wichtig für sie dein Zustand ist. Wie willst du klar denken, wenn dein Kopf voller Angst und Verzweiflung steckt? Sie bemerkt das!

Dazu eine Frage: Warum können zur Hilfe ausgebildete Menschen, seien es Ärzte, PflegerInnen oder sonstwer, gerade in solchen auch für sie stark belastenden Situationen schnell und professionell Hilfe leisten? Nicht, weil sie keine Gefühle haben, sondern weil sie in solchen Momenten diese ausschalten, um klare, eindeutige Anweisungen zu geben und die entsprechenden Handreichungen machen zu können, um dem leidenden Menschen zu helfen.

Also, suche dir schnellstens für dich professionelle Hilfe. Allein damit wirst du deiner Mutter eine grosse Hilfe sein. So sieht sie, dass sie eine starke Tochter hat, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen kann und es wird ihr leichter fallen, dann irgendwann loszulassen. Nur der ist wirklich stark, der seine Schwächen erkennt und entsprechend handelt. Ich bin nicht unbedingt ein Freund der Chemie, in solchen Fällen jedoch ist sie ein Segen für uns.

Zitat:

Zitat von Leni84 (Beitrag 775740)
Wie lange muss sie das noch ertragen??!!! WO IST GOTT??? Wenn er sie mir schon so früh nehmen will, so soll er sie verdammt nochmal nicht leiden lassen!!!!!

Wie soll man dich bei dieser Frage trösten? Glaubst du an Gott? Oder hast du mal an ihn geglaubt? Ich persönlich denke, es gibt ihn. Nur, warum lässt er das alles zu? Ist er so grausam? Will er die Menschen bestrafen für sogenannte "Sünden"? Nein, will er nicht! Er hat uns die Freiheit gegeben, zu tun und lassen, was wir wollen. Nicht nur die Freiheit des Glaubens. Wir Menschen möchten jedoch nur zu gerne den Rahm dieser Freiheit abschöpfen und das geht nicht. Diese Freiheit beinhaltet nicht nur die Freude, sondern auch das Leid. So wie wir ohne Regen nicht wüssten, wie gut die Sonne tut, so wüssten wir ohne das Leid überhaupt nicht was Freude eigentlich ist. Diese beiden Begriffe definieren sich erst durch den Gegensatz, das Eine ohne das Andere ist nicht möglich. Ich weiss, das kann nicht wirklich trösten. Vielleicht ist es ein Ansatz zum Nachenken?

Warum es gerade deine Mutter, meine Frau, so viele Menschen hier im KK getroffen hat: keine Ahnung. Es gibt viele dieser "warum?"-Fragen. Auf die wenigsten gibt es eine plausibele Antwort. Wir müssen das so akzeptieren, um einen klaren Kopf zu behalten, denn den haben wir bitter nötig. Eins noch: es sind nicht nur die "Guten" die es trifft, sondern auch die "Bösen". Auch wenn das in den meisten Fällen anders gesehen wird. Der Mensch wird nicht alleine dadurch besser, dass er krank ist.


Liebe Grüsse

Helmut

Leni84 21.08.2009 19:18

AW: Einmal gesiegt und jetzt am Ende
 
Ihr geht es schlechter
Sie hat 7 kg in nichtmal 2 Wochen verloren, eingefallen und schwach lässt sie die Prozeduren über sich ergehen. Gerade in diesem Augenblick erhält sie nebenan Kochsalzlösung über den Port, da sie sonst vertrocknen könnte.
Aber immerhin geben sie ihr auch ein Schmerzmittel gegen die Halsverätzung, die sie der Chemo verdankt. Ich habe sie noch nie so hilflos gesehen.
Heute, am 21.August, elf Monate nach der Diagnose sprach ihr Onkologe ein ehrliches Wort: Sie wird nicht mehr lange auf dieser Erde sein. Er teilte uns mit, dass ein paar Wochen nachdem die Hirnbestrahlung nun endlich vorbei sein wird, sich entscheidet, wie es weitergeht mit ihr. Ob sie es nochmal schafft für ein Jahr oder es schnell innerhalb Wochen zuende geht.
Mama, ich bin da, bleibe, verstehe. Das versprech ich.
Ich trage dein Herz Mama, ich trage es in meinem Herzen, auf ewig.

BarbaraO 21.08.2009 20:55

AW: Einmal gesiegt und jetzt am Ende
 
Liebe Leni,
mir tut das alles furchtbar leid.
Ich finde es aber gut, dass der Onkologe jetzt gesagt hat, wie es wirklich aussieht. Nichts ist schlimmer als zerbrockene Hoffnungen.
Nun könnt Ihr klar sehen und Euch gemeinsam und in aller Ruhe mit Deiner Mutter auf das vorbereiten, was kommen wird.
Es gibt gute starke Medikamente, die Deiner Mutter den Schmerz nehmen, damit sie nicht leiden muss.

Leni, Deine letzten Worte sind sehr schön aber vergiss nicht:
Noch lebt Deine Mutter. Noch kannst Du ihr alles sagen, was Du ihr sagen willst
Ihr habt jetzt die Chance, in Frieden und Liebe von einander zu scheiden.

Ich wünsche Euch allen viel Kraft und Ruhe und Deiner Mutter einen leichten letzten Weg, wenn es soweit ist.

Ullala 21.08.2009 21:21

AW: Einmal gesiegt und jetzt am Ende
 
Zitat:

Zitat von BarbaraO (Beitrag 776508)
Leni, Deine letzten Worte sind sehr schön aber vergiss nicht:
Noch lebt Deine Mutter.

Genau so ist es!

Ich habe großes Mitgefühl mit Dir, aber, bitte sei mir nicht böse für meine Worte:
Ich glaube, die Art, wie Du Dein Umgehen mit Deiner Mutter beschreibst, kann sehr belastend für sie sein.

Das heißt nicht, dass Du Deine Verzweiflung unterdrücken sollst, sondern ihr Raum geben, ohne Dich hineinzusteigern.
Damit tust Du Deiner Mutter keinen Gefallen, denn das belastet sie möglicherweise noch zusätzlich zu ihrem angegriffenen gesundheitlichen Zustand.

Vielleicht ist es, wie schon vorgeschlagen wurde, eine Option, dass DU Dir professionelle Hilfe suchst, um mit Eurer schlimmen Situation umgehen zu lernen.

Alles Gute für Dich und Euch,
Ullala


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