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Giaccomo 05.02.2010 12:56

Christoph ist tot
 
Mein Sohn Christoph ist am 4. Februar 2010 um 12:25 Uhr gestorben. Am 26. Januar ist er 33 Jahre alt geworden.
Anfang Oktober letzten Jahres klagte er über diffuse Kopfschmerzen. Der Hausarzt schickte ihn in die Neurologie der benachbaren Universitätsklinik. Dort wurde am 16. Oktober ein massiver Hirntumor festgestellt. Am 19. und 20. Oktober wurde er opieriert. Die Pathologie stellte wenige Tage danach ein hochmalignines B-Zell-Lymphom fest. Danach wurde er auf die Onkologie verlegt und mit Chemotherapie behandelt.
Nach Weihnachten entnahm man ihm Stammzellen für eine geplante Stammzellentransplantation nach einer Hochdosischemotherapie. Nach der Stammzellenentnahme fühlte er sich ziemlich "platt", wie er sich ausdrückte.
Etwa eine Woche danach wurde wieder eine normale Chemo durchgeführt. In der folgenden Aplasiephase gingen die Leukozyten auf 0,1 zurück. Nach einer Erholungsphase sollte er noch einige Tage nach Haus dürfen, bevor er dann zur Stammzellentransplantation wieder in die Klinik sollte. Aber es kam anders. Er wurde kurzatmig. Bei einem Lungenfunktionstest Ende Januar wurden sehr schlechte Werte festgestellt. Eine CT-Aufnahme der Lunge ergab eine großflächige Lungenentzündung. Die entsprechenden Werte im Blut lagen im Normbereich.
Am 30. Dezember wurde er auf die Intensivstation verlegt, in der Nacht zum 31. Dezember intubiert, also künstlich beatmet. Am letzten Dienstag konnte eine stabile Phase erreicht werden. Leider verschlechterte sich sein Zustand am folgenden Tag dramatisch. Wir machten uns schon auf das Schlimmste gefasst. Am Donnerstag wurden wir morgens von der Klinik angerufen, dass es ihm sehr schlecht ginge und wurden gebeten, zu kommen.
Die komplette Familie (außer mir und meiner Frau noch seine beiden Geschwister) versammelten sich um sein Krankenbett. Man konnte an den Geräten sehen, wie es mit ihm zu Ende geht. Es war kein Todeskampf, es war ein Versickern, ein Auslaufen des Lebens.
Bei unserem Kommen lag der Blutdruck schon bei 40 : 35 und sank langsam, aber kontinuierlich ab. Der Puls war bei 130.
Als der systolische Wert von 30 unterschritten wurde, wurde auch der Puls allmählich langsamer. Bald waren die 100 unterschritten. Die Blutdruckanzeige unterschied auch nicht mehr zwischen systolisch und diastolisch, sondern zeigte irgendwas um 25 an, ständig fallend.
Der Blutdruck fiel schließlich auf 20, die Pulsfrequenz auf 60. Und dann, um 12:25 Uhr, stand auf der Pulsanzeige 0. Und das war es dann.
Während der ganzen Zeit haben wir zu ihm gesprochen, haben ihn berührt, ihn gestreichelt. Und wir haben um ihn geweint.
Das Weinen ist noch nicht vorbei.
Ich weiss, es gibt hier Menschen, die ähnliches oder gar schlimmeres erlebt haben. Aber für mich, meine Frau, meine beiden anderen Kinder, war es das schlimmste, was man sich vorstellen kann. Dem Sterben eines geliebten Menschen hilflos zuzuschauen.
Der Oberarzt kam ständig vorbei und tröstete uns während des Sterbevorgangs. Der Krankenhausseelsorger hielt sich längere Zeit bei uns auf und fand stets die richtigen Worte des Zuspruchs.
Warum schreibe ich dies alles?
Ich möchte meinen Schmerz über den Verlust meines Sohnes hinausschreien in die Welt, nicht in mich hineinfressen. Und ich hoffe, dass mein Schrei von Menschen gehört bzw. gelesen wird, die mich verstehen können, weil sie ähnliches durchgemacht haben.
Um rational an die Sache heranzugehen, fehlen mir augenblicklich die Nerven. Und ich glaube nicht, dass ich es jemals ganz rational sehen kann.
Gestern ist ein Teil von mir gestorben. Das gleiche gilt auch für meine Frau.
Sprechen kann ich derzeit nur wenig. Die Stimme bleibt oft weg, wird unterbrochen von Weinkrämpfen. Nur Schreiben, das funktioniert noch einigermaßen.
Um was ich euch bitte, ist nicht euer Bedauern, sondern euer Verständnis.

Desi 05.02.2010 13:07

AW: Christoph ist tot
 
Hallo Giaccomo
Es tut mir sehr leid, das du deinen Sohn verloren hast.
Ich verstehe nur zu gut, was du schreibst, wie du fühlst.
Es ist schlimm wenn ein geliebter Mensch so früh gehen muss.
Ich wünsche dir und deiner Familie ganz viel Kraft für die nächste Zeit.

Mariesol 05.02.2010 13:23

AW: Christoph ist tot
 
Lieber Giaccomo,

ich möchte auf diesem Wege mein aufrichtiges Mitgefühl ausdrücken.
All die Gefühle die Du aufgeschrieben hast, kenne ich sehr gut.
Ich denke es ist unglaublich schwer sein Kind zu verlieren....sind es doch die, in denen wir beabsichtigen weiter zu leben.
Den Schmerz werde ich mit meinen Worten nicht lindern können...die Worte sind zu klein ! Ich denke an Dich und an Deine Familie...sei warm gegrüßt Mariesol

Susanne85 05.02.2010 13:48

AW: Christoph ist tot
 
lieber giaccomo,

mir fehlen leider die worte. und ich weiss auch nicht, was die richtigen worte gegenüber einem vater, der seinen sohn verloren hat, sind.

deswegen tue ich das, worum du gebeten hast: verstehen. deinen schmerz, deine trauer, deine verzweiflung, deine fassungslosigkeit, deine ohnmacht und deine wut auf das leben, das dir deinen sohn viel zu früh entrissen hat.

ich wünsche dir und deiner familie unendlich viel kraft und deinem sohn den frieden nach dieser schweren krankheit.

mitfühlende grüße

susanne

Chrisengel 05.02.2010 14:01

AW: Christoph ist tot
 
Lieber Ciaccomo und Familie,

es stehen mir die Tränen in den Augen, Euren Schmerz kann ich fühlen. Auch wir haben Söhne in dem Alter von Christoph,alleine die Vorstellung das ihnen etwas passieren könnte, undenkbar. Euch ist das schlimmste passiert was Eltern und einer Familie zustossen kann, da gibt es keinen Trost, zumindst noch nicht jetzt. Last Eure Trauer und Euren Schmerz zu, versucht ihn nicht zu unterdrücken, ich wünsche Euch, das der Schmerz mit der Zeit erträglicher wird.
Ich möchte Dir, Deiner Frau und den Geschwistern von Christoph mein herzliches Beileid aussprechen.

Christiane

mollie 05.02.2010 14:49

AW: Christoph ist tot
 
lieber chiaccomo,

mein aufrichtiges beileid. worte können dich und deine familie nicht trösten, deshalb schicke ich euch eine feste umarmung. dir und deinen lieben viel kraft für die kommenden tage.
glaub mir, hier findest du immer verständnis, zuspruch und offene ohren.

liebe grüße, mollie

Viki 05.02.2010 15:15

AW: Christoph ist tot
 
Lieber Giaccomo,

mein herzliches Beileid an dich und deine Familie. Wenn ich an meine Kinder denke, kann ich mir vorstellen, welcher Alptraum dich und deine Frau getroffen hat. Niemand sollte erleben müssen, dass seine Kinder vor ihm gehen.
Ein Trost ist nicht möglich, aber ich denke an euch und wünsche euch viel Kraft.

Viki

Venusberg 05.02.2010 16:22

AW: Christoph ist tot
 
Lieber Giaccomo,

ich weiss, wo von Du redest. Dieser Schmerz ist schlimmer, als jeder köperliche Schmerz und so gut wie gar nicht zu ertragen.

Ich habe das alles 1993 durchgemacht und noch heute habe ich Tage, an denen ich diesen Schmerz kaum ertragen kann.

Ich sende Dir einen lieben stillen gruss
Judith

maja-s04 05.02.2010 18:46

AW: Christoph ist tot
 
Lieber Giaccomo, liebe Familie von Christoph


es gibt keine Worte für solch einen Schmerz, es tut so unglaublich weh und es gibt keinen Trost. Es wird immer wieder Hochs und Tiefs geben, es gibt NICHTS, was man mit dem Sterben eigenes Kindes gleichsetzen könnte.

In Trauer mit EUCH verbunden
Maja mit **Lukas** tief im Herzen

" Solange noch Tränen fliessen, ist der Höhepunkt des Schmerzes noch nicht erreicht, erst wenn der Mensch schon wieder lächelt, dann ist der Schmerz unüberwindlich und unendlich geworden."
Pierre Auguste Renoir

Ute08 05.02.2010 22:08

AW: Christoph ist tot
 
Hallo,
ich kann deine Worte so gur verstehen. Wir haben unsere Tochter (17) vor drei Monaten verloren. Die Nebenwirkungen der Hochdosischemo und Stammzellentransplantation waren zu extrem für unsere Maus. Der Schmerz ist nicht besser, es tut so weh. Ich weiß, dass es keinen Trost gibt, mir wollen auch keine tröstenden Worte einfallen.
Fühl dich unbekannter Weise gedrückt. Ich schicke dir ein kleines Kraftpaket, um die nächste Zeit zu überstehen.
Ein lieber Gruß
Ute

Giaccomo 05.02.2010 22:17

AW: Christoph ist tot
 
Liebe Maja,

ich kann mir vorstellen, was du empfindest, meine Frau und ich empfinden zur Zeit das gleiche. Ich weiß auch, dass alle Worte der Welt keinen richtigen Trost spenden können.

Deshalb finde ich den Erfahrungsaustausch Betroffener, oder sollte ich besser sagen, den Traueraustausch, hier so wichtig. Man fühlt sich nicht mehr so allein mit seinem Leid, und kann es daher vielleicht etwas besser ertragen.

Allen anderen sage ich danke. Ich wollte kein Bedauern, sondern Verständnis. Und ich danke euch von Herzem, dass ihr dieses Verständnis aufgebracht habt.

LG
Giaccomo

Giaccomo 06.02.2010 11:26

AW: Christoph ist tot
 
Liebe Ute,

ich sehe, dass es dir so ähnlich geht, wie mir und meiner Frau. Ich sehe, dass du ähnliche Gefühle hast. Ich schreibe bewusst ähnlich, weil jeder Mensch anders ist, anders fühlt und anders empfindet.

Für alle Eltern ist der Tod eines geliebten Kindes eine persönliche Katastrophe. In der Zeit des Krieges habe viele Mütter, viele Väter, den Tod ihres Kindes oder gar ihrer Kinder an der Front erfahren und verkraften müssen. Einige sind daran seelisch gescheitert. Aber die meisten haben wieder zum Leben zurück gefunden.

Es ist sicher auch im Interesse unseres geliebten Verstorbenen, dass wir als Eltern wieder in den Alltag zurückfinden. Tränen werden wohl immer wieder kommen, so lange wir leben. Und ich schäme mich dieser Tränen nicht.

LG
Ciaccomo

HelmutL 07.02.2010 13:04

AW: Christoph ist tot
 
Hallo Ciaccomo,

zuerstmal möchte ich deiner Familie und dir mein tiefstes Mitgefühl ausdrücken. Wir haben uns die Tage bereits im Chat unterhalten und ich habe deinen Thread gefunden und ich möchte dir schreiben.

Euren Schmerz, wie soll man ihn beschreiben? Es geht nicht. Jeder empfindet ihn anders, jeder Schmerz ist anders und, was noch wichtiger ist: die Ursache für den Schmerz ist immer eine andere. Oma, Opa, Vater, Mutter, Frau, Mann, Tochter, Sohn. Deine Frau wird ihn anders empfinden als du, die Geschwister von Christoph erst recht.

Jede meiner Töchter trauert anders. Die Eine offen die Andere macht das eher für sich aus, meine Schwiegermutter hat komplett dicht gemacht, es war einfach zu viel für sie. Es ist ein Unterschied, ob man seine Frau oder den Mann, die Mutter oder den Vater oder ein Kind verloren hat. Es bedarf jeder Menge an Fingerspitzengefühl, dass dabei die Familie nicht auseinander trifftet. Die Familie trauert zwar gemeinsam um ein und die selbe Person und trotzdem ist es nicht bei jedem dieselbe Trauer.

Nimm deine Frau in den Arm, wenn sie es braucht. Lass dich in den Arm nehmen, wenn du es brauchst. Lass auf der anderen Seite aber auch zu, wenn sie sich mal zurückziehen will, alleine sein will. Dann geh einen Schritt zur Seite und gib ihr die Gewissheit, dass du sofort wieder da bist, wenn sie dich braucht. Was nicht heissen soll, du musst "den Starken" spielen. Das wird sie dir nicht glauben. Jedoch ich denke du wirst merken, dass gemeinsam erlebte und bewältigte Trauer leichter zu ertragen ist.

Ich hab dir meine Gedanken zu dir, euch und deinem Sohn einfach mal so niedergeschrieben. Nicht, weil ich das alles weiss, ich fühle es so. Es muss für dich/euch nicht passen. Es ist ganz gewiss auch kein Trost, was ich geschrieben hab. Wie soll das im Moment auch gehen? Euch trösten?

Was ich allerdings weiss: ihr habt eine schwere Zeit vor euch. Ich weiss aber auch, dass ihr das schaffen könnt! Ihr steht vor einer pechschwarzen Wand. Doch schau mal (wenn du kannst), unten links in der Ecke, da ist sie ein winziges bisschen heller schwarz. Ich drück euch alle Daumen.


Zum Meer

Wer hat dich geplant, gewollt,
Dich bestellt und abgeholt?
Wer hat sein Herz an dich verlorn?
Warum bist du geborn?
Wer hat dich geborn?

Wer hat sich nach dir gesehnt?
Wer hat dich an sich gelehnt?
Dich wie du bist akzeptiert,
Dass du dein Heimweh verlierst?

Dass du dein Heimweh verlierst!

Dreh dich um, dreh dich um,
Dreh dein Kreuz in den Sturm.
Wirst dich versöhnen, wirst gewährn,
Selbstbefreien für den Weg zum Meer.

Wer ersetzt dir dein Programm?
Nur wer fallen auch fliegen kann!
Wer hilft dir, dass du trauern kannst,
Du dich nicht von dir entfernst?

Du dich nicht von dir entfernst!

Dreh dich um, dreh dich um,
Vergiss deine Schuld, dein Vakuum.
Wende den Wind, bis er dich bringt
Weit zum Meer, du weisst wohin.

Dreh dich um, dreh dich um.
Dreh dein Kreuz in den Sturm.
Geh gelöst, versöhnt, bestärkt,
Selbstbefreit den Weg zum Meer.

Selbstbefreit den Weg zum Meer!
Selbstbefreit den Weg zum Meer!


(Herbert Grönemeyer, 2002, Mensch)




Lasst ihn los, irgendwann, ich fühle mit euch

Helmut

Mariesol 09.02.2010 14:16

AW: Christoph ist tot
 
Lieber Giaccomo,

Trauer ist nicht jeden Tag gleich.Diese Erfahrung mache ich gerade selbst.
An einem Tag lache ich voll Dankbarkeit so viele gute Tage mit meinem Vater gehabt zu haben.
Wenig später bin ich traurig und frage nach dem warum.
Schwierig finde ich, wenn die Menschen mir sagen "Es war wohl besser so...so musste er nicht mehr so viel leiden"
Sie sagen das so dahin...es soll ein Trost sein und dabei....wissen sie gar nichts.
Sie fragen...wie geht es...aber sie wollen nicht wissen wenn es mir wirklich nicht gut geht.
Sie fragen ob es jetzt wieder geht...wenn ich nein sage sind sie entsetzt und sagen mit fast erhobenem Zeigefinger, dass mein Vater nun schon fast EINEN MONAT tot sei. Nun aber reicht es mit Trauer!!!
Ich mache es mit mir alleine ab...das meiste.
Ich hoffe so sehr, dass ihr Euch gegenseitig stützt, stärkt, das unbegreifliche an nehmenund und bearbeiten könnt.Euer Sohn ist nicht zu ersetzen...ein einzigartiger Mensch ...Euer Kind...er wird immer in Euren Herzen wohnen.

Alles Liebe Mariesol

Giaccomo 10.02.2010 00:21

AW: Christoph ist tot
 
Chère Mariesol,

mein Sohn ist jetzt noch keine Woche tot. Aber es stimmt, die Trauer ist jeden Tag anders, sie ist eigentlich jede Stunde anders.

In diesen wenigen Tagen habe ich festgestellt, dass ein Trauernder nicht getröstet werden kann. Er muss diesen Verlust in seinem Inneren verabeiten. Wer es kann, kann versuchen, ihm dabei zu helfen, ihn festzuhalten, wenn er das Gefühl hat, ins Bodenlose zu fallen.

Was mir zur Zeit doch etwas hilft ist das Gefühl, dass auch seine Freunde um ihn trauern, seinen Tod beweinen. Wir sind also nicht allein in der Trauer um meinen Sohn.

Nimm das, was deine Bekannten zu dir sagen, nicht so krumm. Sie wissen es eben nicht besser. Irgendwann wird dein Vater für dich eine liebevolle Erinnerung sein und die Trauer um seinen Verlust wird nicht mehr deinen Alltag dominieren. Ich hoffe, dass es bei uns auch mal so sein wird. Wichtig ist, dass er seinen Platz in unseren Herzen nie verlieren wird.

Liebe Grüße
Giaccomo

Ute08 10.02.2010 00:34

AW: Christoph ist tot
 
Lieber Giaccomo
ich kann dir nur beipflichten. Selbst nach drei Monaten ist die Trauer immer anders. zu manchen Zeiten ist es einfacher wie zu anderen und das ist gut so. Sonst könnte man das auch alles nicht aushalten.
Mariesols Erfahrungen kommen mir leider sehr bekannt vor. Ich weiß, dass Außenstehende unsere Trauer nicht nachvollziehen können und uns nicht absichtlich verletzen. Aber ich bin auch an einem Punkt, an dem ich das Verhalten anderer Menschen nicht mehr entschuldigen kann, möchte und werde. Ich wünsche absolut keinem, dass er diese Erfahrungen jemals machen muss. Aber manchmal das Hirn einschalten kann doch nicht zu viel verlangt sein.
Ihr werdet euren Sohn immer im Herzen haben, genauso wie wir unsere Tochter. Das sind Bande, die auch die Zeit nicht zerstören kann.
Ich wünsche euch von Herzen viel Kraft um die kommende Zeit ertragen zu können und liebe Menschen an eurer Seite.
Ein lieber Gruß
Ute

HelmutL 10.02.2010 08:17

AW: Christoph ist tot
 
Giaccome, Mariesol, Ute,

bevor ich zum Zweitenmal für diese Nacht in die Heja gehe, hab ich hier noch reingeschaut. Ich weiss ja, dass ihr recht habt. Es geht allen Trauernden so, mir auch. Nur, überlegt mal, wie das früher war? Ich weiss nicht, ob ihr selbst auch mal solche "Bekannte" oder "Freunde" ward, die es "nur gut meinen".

Wie bereits vor den Zeiten, bevor wir zu Angehörige wurden. Wer hatte sich da je Gedanken über Krebs und Tod gemacht? Die Allerwenigsten. Wer macht sich schon wirklich ernsthafte Gedanken über Tod und Trauer, es sei denn, er/sie ist oder war je selber in dieser Situation?

Das Beste ist, wir nehmen das nicht so ernst, übergehen das einfach, diese "dummen" Sprüche. Auch wenns schwer fällt. Vielleicht haben wir sie selbst schon mal losgelassen? Früher? Allerdings, nach ein paar Wochen schon davon zu reden "Es müsste doch schon besser gehen", das ist schon starker Tobak!

Ich wünsche euch einen friedvollen Tag. Vielleicht auch mal ein Lächeln auf euren Lippen, wenn ihr an eure Verstorbenen denkt. Situationen, die das bewirken können, gab es genug. Da fällt euch bestimmt was ein.


Alles Liebe

Helmut

Mariesol 10.02.2010 12:24

AW: Christoph ist tot
 
Lieber Giaccomo,
liebe Ute,
lieber Helmut,


ja...ich war oft eine Bekannte, die es gut gemeint hat. Möglicherweise habe auch ich nicht immer den richtigen Ton getroffen.
Ich habe bei meiner Freundin gefühlt, als ihre Schwester starb, dass sie alles "im stillen Kämmerlein" abmacht und als mein wirklich bester Freund (er ist Türke) seine Schwester verloren hat, war ich fassungslos, dass man die Verstorbene 24 Stunden später bestattet haben muss. Ich fragte ihn wie das zu schaffen ist, wie die Angehörigen sich so schnell sortieren können....ich wäre total überfordert gewesen...keine Zeit zum trauern...zum Abschiednehmen.Er meinte ...das ist so....da macht sich keiner Gedanken, im Gegenteil die finden es ganz fürchterlich wenn die Trauerfeiert erst nach Wochen statt findet.
Ja...nicht bewerten, es einfach stehen lassen.
Manchmal ist Trauer schmerzhaft und manchmal hüllt sie ein, sie kommt wie ein Regenschauer und ich bleibe ganz nass stehen.
Ich bin so oft vom Krankenhaus weggefahren und habe so bitter geweint...ich habe sie so deutlich gefühlt ,diese Endlichkeit. Ich habe schon damals um meinen Verlust geweint. Ich habe zwei Wochen nach dem Tod ununterbrochen geweint...nun habe ich das Gefühl es ist keine Träne mehr da.
Eine stille Trauer hat sich in mir breit gemacht...eine die von warmer Dankbarkeit und der Gewissheit getragen ist, mein Vater ist nicht weg. Er ist da...so präsent und ich bin ein Stück von Ihm.
Ich wünsche Euch einen wunderschönen Tag. Hier schneit es wieder...wie an dem Tag als die sanften Schneeflöckchen meinen Vater wegtrugen...

Herzlichst Mariesol

Conny2712 11.02.2010 21:23

AW: Christoph ist tot
 
es ist so schwer jemanden zu verlieren. ich sitze hier, die tränen laufen einfach. egal ob kind, mann, mama oder papa, wenn man auch immer verliert, den man geliebt hat. es gibt einfach keine worte dafür. man kann sich nur in den arm nehmen und drücken. eine stumme umarmung gibt manchmal mehr trost als worte. in diesen momenten gibt es keine worte die dich trösten können. man fragt sich immer, warumm........ Warum mein mann, warum mein kind, warum meine mama, mein papa.................? ichwünsche dir in dieser zeit einfach nur liebe menschen, die vielleicht ein wort des trostes haben oder dich einfach in den arm nehmen. die kommende zeit wird nicht einfach und wird viel kraft fordern. ich hoffe du hast liebe menschen, die dich auffangen, dich einfach nur umarmen. tränenreiche grüße conny

Giaccomo 12.02.2010 11:00

AW: Christoph ist tot
 
Heute um 14:30 Uhr werden wir Christoph zu seiner letzten Ruhestätte geleiten.

Mariesol 12.02.2010 14:06

AW: Christoph ist tot
 
Viel Kraft und viel Liebe in Euren Herzen an diesem schweren Tag.
Ich denke an Euch Mariesol

HelmutL 12.02.2010 14:22

AW: Christoph ist tot
 
Giaccomo,

ich werde an euch denken!

Helmut

Hasi1965 12.02.2010 15:42

AW: Christoph ist tot
 
Auch von mir ganz viele wärmende Gedanken und ein großes Kraftpaket.
LG Ulli

Ute08 12.02.2010 20:42

AW: Christoph ist tot
 
Ich schicke euch ein großes Kraftpaket, um die kommende Zeit gemeinsam zu bewältigen.
Lieber Gruß
Ute

Giaccomo 13.02.2010 23:15

AW: Christoph ist tot
 
Die Beisetzung meines Sohnes ist jetzt schon einen Tag vorbei. Es war eine bewegende Trauerfeier, und wesentlich dazu hat der Pastoralreferent beigetragen, der die Feier geleitet hatte. Schön kann ich in diesem Zusammenhang nicht schreiben. Zahlreiche Freunde haben von ihm Abschied genommen, Kollegen, Fußballfreunde, frühere Mitschüler und Kommilitonen, Verwandte und sonstige Bekannte. Und viele hatten Tränen in den Augen.

Jetzt fällt mir auf, was zu Hause alles an ihn erinnert. Seine Geräte, die er sich angeschafft hatte, seine Bücher, die er gelesen hatte, der Fleck auf dem Parkettboden in seinem früheren Kinderzimmer, wo er mit seinen Geschwistern Indianer gespielt und ein Lagerfeuer entzündet hatte.

Noch heute hat die Frau seines besten Freundes ihm folgendes ins Gästebuch bei wer-kennt-wen geschrieben:

"Lieber Christoph,

Du fehlst uns so sehr.

Doch Du gehst nicht weiter weg von uns,
wir kommen Dir näher,
jeden Tag ein bisschen mehr."

Ich glaube, das gilt für uns alle. Und das gilt auch für alle anderen, die einen lieben Menschen verloren haben.

Giaccomo 16.02.2010 00:05

AW: Christoph ist tot
 
Ich war heute mit meiner Frau auf dem Friedhof am Grab unseres Sohnes. Er ist im Nachbarort, dem Heimatort meiner Frau beerdigt im Grabe seiner im letzten Jahr verstorbenen Großmutter.

Wir trafen dort einen seiner Freunde mit seiner Mutter. Er ließ es sich nicht nehmen, das Grab in Ruhe, außerhalb des Trubels bei der Beisetzung, nochmals aufzusuchen und eine Kerze anzuzünden.

Solche Beweise der Freundschaft helfen uns sicher, den Verlust unseres geliebten Sohnes besser zu ertragen. Nach seinem Tod haben wir immer neue Facetten seiner Persönlichkeit kennengelernt, und das eine oder andere hat uns auch sehr überrascht.

Aber es ist nichts dabei, dessen wir uns für ihn schämen müssten.

HelmutL 17.02.2010 00:05

AW: Christoph ist tot
 
Guten Abend Giaccomo,

das stimmt. Ging mir auch so. In vielen Gesprächen, Begegnungen habe ich meine Frau auch mal von einer anderen Seite kennengelernt. Der Seite nämlich, wie andere sie sahen.

Und dann noch ein Kind, welches einem noch sehr viel näher steht? Was weiss man schon von seinen Kindern? Nur sehr weniges, nämlich das, was man sehen will oder das, was sie bei seltenen Gelegenheiten freiwillig erzählen. In der Regel zumindest.

Des öfteren war ich an ihrem Grab und hab Kerzen oder auch mal ein paar Blümchen gesehen, die ich oder meine Töchter nicht zuordnen konnten. Anfangs hab ich gegrübelt. wer, wie, wo, was? Heute seh ich das und bin froh darüber. Zeigt es doch, dass sie nicht vergessen ist, nicht nur bei uns, ihrer engsten Familie, sondern auch bei anderen.

Lasst euch also überaschen! Überaschen von dem Leben eures Sohnes, das etwas anders auszusehen scheint, als wie es euch als Papa oder Mama bekannt war. Seit stolz darauf, dass er ein eigenes Leben hatte. Dass er Feunde hatte, von welchen ihr nichts wusstet. Dass er ein Mensch war, der im Leben stand und nicht daneben! Genau das erfüllt sein Leben für eucfh mit Leben, mit Erinnerungen, Gefühlen. Wenn auch sehr früh abgerissen, so hat er doch ein Leben gehabt!


Liebe Grüsse

Helmut

Ute08 17.02.2010 02:05

AW: Christoph ist tot
 
Gute Nacht Giaccomo,
das geht mir genauso.
Ich habe wie Helmut am Anfang immer überlegt, von wem die Blumen sind, die ich nicht zuordnen konnte oder wer eine Kerze aufgestellt hat.
Heute kann ich mich daran erfreuen, dass auch andere an unsere Tochter denken und sogar zum Friedhof gehen. Das ist einfach schön, zu sehen, dass Mel auch anderen Menschen wichtig war - irgendwie ein kleiner Trost in all der Trauer.
Sei gegrüßt
Ute

Mariesol 17.02.2010 14:08

AW: Christoph ist tot
 
Ich möchte Dir heute einen warmen Gruß da lassen.
Die Tage nach der Beisetzung habe ich als sehr schwer empfunden.
Ich wollte, dass immer ein Kerzlein brennt...aber es hat so sehr geschneit, dass die Kerzen unter der Schneedecke begraben wurden.
Gestern hat jemand Sonnenblumenkerne um die Grabstelle gestreut. Viele kleine Meisen und Spatzen haben diese aufgepickt. Wer das wohl war?? Jemand der genau wusste wie sehr sich der Papa über den Besuch der Vögel freut.
Ich ünsche Euch gute Tage voll dankbarer Erinnerung und liebe Menschen die nach Euch sehen.

Mariesol

Giaccomo 26.02.2010 21:43

AW: Christoph ist tot
 
Ich danke euch allen für eure Beiträge. Es ist schon ein Unterschied, ob einem ein x-beliebiger sein Beileid ausspricht, oder ob Worte des Mitfühlens und des Mitleidens von Personen kommen, die ähnliches erlebt haben wie ich, und die sich in meine Lage versetzen können.

Der Tod meines Sohnes macht mich sehr traurig, und manchmal verzweifle ich auch. Aber er macht mich nicht verbittet. Dies wäre auch nicht im Sinne meines Sohnes.

Ich werde mit jedem Krebskranken und seinen Angehörigen mit zittern und mit hoffen, ich werde bei jedem, der an dieser Krankheit verstirbt, mitfühlen, mitleiden, und ich werde mich über jeden und mit jedem freuen, der es geschafft hat, diese Krankheit zu besiegen.

Liebe Grüße an alle.

Giaccomo


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