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Wassertropfen 04.05.2010 17:02

Ich weiß nicht wie ich helfen und damit umgehen soll
 
Hallo,

ich bin neu hier :) Ich habe mich hier angemeldet, da ich mit der Krankheit meiner Mutter sehr schwer umgehen kann. Vor einem dreiviertel Jahr wurde bei meiner Mutter Lungenkrebs festgestellt. Ihr wurden die beiden linken Lungenlappen erfolgreich entfernt und nach der OP ging es ihr auch wieder ziemlich gut. Der Tumor wurde durch einen Zufall entdeckt. Zum Glück, sonst hätte sie keine großen Chancen mehr gehabt, wenn es zwei Monate später gefunden wurden wäre. Nach der OP wurde sofort mit einer Chemo bei ihr begonnen. In diesem Zeitraum ging es ihr sehr schlecht, sogar leichte Depressionen hatten sich eingestellt, da sie ein sehr Bewegungs- und Unternehmungsfreudiger Mensch ist, der es hasst im Bett zu liegen oder zu Hause rum zu sitzen. Kurz vor Weihnachten war dann die Chemo vorbei und es ging langsam bergauf. Bei den Untersuchungen war alles ok, es wurde nichts mehr gefunden oder festgestellt, was den Heilungsprozess belasten würde. Nun musste sie im April wieder zur Untersuchung, wo ein zu großer oder angeschwollener Lymphknoten in der Nähe der Lunge gefunden wurde. Nun hat sie endlich morgen einen Termin zum PET und wartet gespannt auf das Ergebnis und hofft, dass es nichts mit dem krebs zu tun hat. Die Ärzte meinten das die Chance 50 zu 50 % steht, dass es etwas mit dem Krebs zu tun hat.

Mein Problem ist, dass sie und mein Vater sich deswegen total fertig machen. Ich mache mir selbstverständlich auch meine Gedanken darüber, ob es etwas schlechtes ist und hoffe, dass es nur falscher Alarm war. Aber ich kann und will nicht ständig darüber nachdenken und reden, dazu kommt, dass ich mich auch auf eine große Prüfung vorbereiten muss und aufgrund dessen kaum den Kopf frei bekomme. Meine Eltern wollen viel darüber reden, was ja eigentlich auch gut ist sich das ganze von der Seele zu reden, aber mich belastet es zunehmend, dass ich dadurch nicht die Zeit für mich finde. Ich kann mich nicht so richtig ausdrücken, wie ich es beschreiben soll und vielleicht klingt es auch egoistisch, aber ich kann es ihnen auch nicht so sagen, wie ich es gerade geschrieben habe, das würde sie momentan verletzen :( das will ich nicht.

Könnt ihr mich ein bisschen verstehen und eventuell Ratschläge geben wie ich besser damit umgehen kann? Habt ihr das selber erlebt, von solch einer Situation überfordert und vielleicht auch mal genervt zu sein? Ich fühle mich so schlecht deswegen.

Ich höre meinen Eltern gern zu und bin auch immer für sie da, aber ich habe das Gefühl, dass ich zu viel ab und zu da bin und mein Leben auf der Strecke bleiben könnte (man kling ich egoistisch). Ein kurzes Beispiel: Ich wollte vor ein paar Tagen eine kleine Pause nach dem Lernen machen und für eine Stunde abspannen um Luft zu holen. Meine Mama kam kurz vorbei um sich etwas abzuholen. Aus dem kurz wurde ziemlich lang, ich habe ihr wieder zugehört, mit ihr geredet, ihr Hoffnung gemacht und versucht ihr gut zu zureden, dass sie erstmal die Ergebnisse abwarten soll. Obwohl ich mir denken kann, dass sie Angst hat, dass alles wieder von vorn los geht. Ich auch! Ich wollte dann vom Thema ablenken, um sie auf andere Gedanken zu bringen, aber sofort waren wir wieder bei der Krankheit angelangt. Als sie dann wieder weg war, war ich dann sogar ein bisschen erleichtert. Ich fühl mich total mies.

Bitte helft mir.
LG

paula2007 04.05.2010 17:43

AW: Ich weiß nicht wie ich helfen und damit umgehen soll
 
hallo wassertropfen,

eure momentane situation ist für alle sehr belastend. ich kann dich sehr gut verstehen, natürlich ist das alles sehr viel- gerade wenn du wichtige prüfungen vor dir hast und der kopf eigentlich schon mit anderen dingen voll ist...ich finde garnicht, dass du dich egoistisch anhörst. jeder der sich schon einmal in einer ähnlichen situation befunden hat wird dich verstehen. du musst einen gesunden mittelweg finden. sei so gut es geht für deine mama und auch für deinen papa da, aber denke auch an dich. ich fand immer diese ungewissheit zwischen untersuchung und besprechung am schlimmsten. man hängt total in der luft, weiss überhaupt nicht was einen erwartet. als angehöriger ist es schon grausam, wie muss es dann erst für die betroffenen sein?! ich drücke euch einfach mal ganz fest die daumen, dass bei den lymphknoten soweit alles in ordnung ist und schicke euch allen mal ein riesiges paket kraft- mir scheint ihr könnt es dringend gebrauchen!

lg, nicole

Wassertropfen 04.05.2010 17:53

AW: Ich weiß nicht wie ich helfen und damit umgehen soll
 
Dankeschön. :)

Ja Kraft können wir wirklich gut gebrauchen. Ich hoffe, dass die Ärzte morgen schon etwas sagen können, obwohl sie meinten, dass sie nicht so gern gleich nach der Untersuchung etwas dazu sagen, da sie erst die Ergebnisse genau analysieren wollen, bevor sie sich dazu äußern.

Es tut gut zu hören, dass es vielleicht doch nicht so egoistisch klingt wie ich dachte. Ja es fällt mir ziemlich schwer mich auf meine Dinge zu konzentrieren und ich glaube es wird noch schwerer, sollte der Lymphknoten doch nicht gut sein. Zum Glück kann ich wenigstens bei meinem SPort abschalten. Das ist das einzige, was ich zur Zeit wirklich für mich genießen kann. Manchmal denke ich auch, das meine Eltern ab und an vergessen, dass ich nicht die Zeit habe, die ich gern hätte, da das Lernen sehr viel Zeit kostet. Aber in ihrer Situation bin ich einsichtig und sage sie dürfen das, aber so richtig gut ist es trotzdem nicht. Wie gesagt ich kann meine gedanken darüber schwer in Worte fassen. Manchmal würde ich am liebsten alles von mir weisen und wieder so leben wie vohrer, aber das geht leider nicht mehr :(

Gabi24 04.05.2010 18:11

AW: Ich weiß nicht wie ich helfen und damit umgehen soll
 
Hallo Wassertropfen,
ich kann Dich gut verstehen, habe diese Situation erst vor kurzem durchleben müssen. Meine Mama hat Lungenkrebs, eigentlich kam sie ins Krankenhaus zum Einstellen der Werte bei COPD, aber was uns nicht mitgeteilt wurde, hatte sie auf dem Röntgenbild einen Schatten - bösartig - kleinzelliger Lungenkrebs. Ich bin und war durch den Wind - aber man darf sich selbst nicht vergessen, das Leben muß und soll weitergehen. Ich sag mir dies auch immer wieder - denke positiv!! Zum Glück hat Deine Mam noch Deinen Papa! Und nicht zu vergessen, es muß ja nicht bösartig sein.
Liebe Grüße

paula2007 04.05.2010 18:16

AW: Ich weiß nicht wie ich helfen und damit umgehen soll
 
hallo wassertropfen,

ja, wenn wir die zeit doch nur zurückdrehen könnten...leider geht es nicht und wir müssen versuchen das beste aus der jeweiligen situation zu machen.
auch für deine eltern ist es nicht einfach und wahrscheinlich sind sie sich dessen garnicht bewusst wie sehr auch dich das alles belastet. aber ich verstehe dich sehr gut und es ist richtig wie du es machst. nimm dir regelmässige auszeiten- ohne schlechtes gewissen!

lg, nicole

Wassertropfen 06.05.2010 17:48

AW: Ich weiß nicht wie ich helfen und damit umgehen soll
 
Hallo,

ich muss sagen, dass auch du natürlich recht hast. Und ich liebe meiner Eltern über alles. Natürlich würde ich meine Mutter nicht alleine oder im Stich lassen. Aufgrund meiner Ausbildungssituation bleibt mir nicht viel Zeit, dass ärgert mich selber. Ich stehe also zwischen 2 Stühlen, die Krankheit meiner Mama und meine Prüfung, von der so einiges abhängt. Ich versuche schon das beste daraus zu machen und auch für sie da zu sein, so oft es geht, aber irgendwann muss ich auch mal an mich denken, dass habe ich gemeint. Das wollte ich nur nochmal erklären. Weil ich helfe ihr auch nicht, wenn ich dann selber dadurch fertig bin und keine große Stütze sein kann.

Viki 06.05.2010 21:25

AW: Ich weiß nicht wie ich helfen und damit umgehen soll
 
Hallo Wassertropfen,

du befindest dich in einer für dich sehr schwierigen Situation. Außer der Belastung, dass deine Mutter schwer an Krebs erkrankt ist musst du dich um deine Ausbildung kümmern und viel lernen. Und du machst dir natürlich große Sorgen um deine Mutter.

Ich kann dich sehr gut verstehen. Ich habe eine Mutter, die Krebs hat, und eine Tochter, die sich in Ausbildung befindet und sehr viel lernen muss. Wenn ich mir vorstelle, dass sich meine Tochter auch noch um mich große Sorgen machen müsste, wird mir das Herz schwer.

So wie ich lese, bist du ja für deine Mutter da, du hörst ihr auch immer zu. Dich plagt nur im Geheimen das schlechte Gewissen, weil dir das alles zu viel wird.
Das ist doch auch völlig legitim, dass dir das zu viel ist. Deine Mutter ist nur momentan durch ihre Krankheit in einer absoluten Ausnahmesituation, dass sie sich nur mit ihren Ängsten und ihrer Krankheit beschäftigt. Es ist auch sicher gut, dass sie viel darüber spricht. Es wäre für sie viel schlechter alles in sich hinein zu fressen.

Aber ich als Mutter sage dir: Deiner Mutter ist es sicher gaaaanz wichtig, dass du für deine Ausbildung lernst und dich nicht immer ablenken lässt. Sie ist nicht allein, wenn du nicht immer Zeit für sie hast. Wie ich las, kümmert sich dein Vater auch sehr um sie. Diner Mutter ist sicher momentan nicht klar, wie es in dir aussieht. Sie hat Angst um ihr Leben.

Wenn es nicht anders geht, musst du deiner Mutter sagen, dass du nicht zu jeder Zeit dich mit ihren Ängsten und ihrer Krankheit beschäftigen kannst, sonst bleibst du auf der Strecke. Ich bin mir sicher, dass sie das verstehen wird. Meine Mutter versteht es auch;)

Alles Gute für eure gesamte Familie

Viki

witch812003 07.05.2010 02:28

AW: Ich weiß nicht wie ich helfen und damit umgehen soll
 
Hallo Wassertropfen
Wie du von vielen hier schon gelesen hast, kann deine Mutter ihr Leben durch diese Krankheit verlieren. Das zu aktzeptieren ist sehr sehr schwer, ich denke deine Mutter will das du ihre Krankheit aktzeptierst und besser damit umgehen kannst, das macht ihr warscheinlich sehr zu schaffen, das du dem ganzen aus dem Weg zu gehen versuchst. Du lügst dich aber damit nur selber an und somit auch deine Mutter. Ich habe die selbe Situation gerade in meiner Familie, auch meine Mutter ist betroffen und für sie ist es ganz wichtig das sie mit uns darüber reden kann, wir reden jeden Tag über ihre Krankheit und wie sie wohl ausgehen wird laut der Ärzte. Wier sehen es als eine möglichkeit sich langsam zu verabschieden und dafür bin ich dankbar. Ich kann mich langsam darauf vorbeireiten, die letzten wege mit ihr zu gehen und alles was uns auf dem Herzen liegt oder lag kann noch ausgesprochen werden. Ich bin froh das ich das noch mit meiner Mutter gemeinsam erleben kann, sie hat alles als ein notweniges unabdingbares muss angenommen, ich auch aber meine Schwester beruhigt sich jeden Tag mit Medikamenten und schläft nur mit Schlaftabletten ein, sie will nie darüber reden und frisst es in sich hinein das ist aber schlimmer als reden. Ich habe einen Tag lang versucht es zu verdrängen, wegen meinem Sohn mein Mann war nicht da und ich war ganz allein mit ihm, da musste ich mich zusammenreissen. Es war unerträglich, es saß mir wie ein schweres Kreuz im Nacken und ich hatte das Gefühl es erdrücke mich, das ist wirklich nicht auszuhalten . Mache deinen Frieden mit dem Krebs, so blöd das auch klingen mag deine Mutter hat es schon getan glaube ich und es bereitet ihr sorge das du noch nicht deinen Frieden machen kannst. Lass es zu und raus, danach siehst du alles ganz anders. Es ist leider wie es ist, man muss das beste rausholen denke ich. Gemeinsam kann man viel bewegen, das solltest du immer vor Augen haben. Gib der Krankheit deiner Mutter einen Platz in deinem Leben und du wirst sehen, so viel Raum braucht sie gar nicht, du wirst trotzdem noch deine Prüfungen schaffen, denn der Raum den du im moment zum verdrängen nutzt ist dann frei für andere dinge . Es gibt eigentlich auch überall Krebsberatungstellen, vielleicht kannst du dir dort unterstützung.
Nur Mut zur wirklichkeit
Ich wünsche dir, deiner Mutter und deiner ganzen Familie alle Kraft der Welt die ihr benötigt um da durch zu kommen und egal was kommt ihr nehmts gemeinsam auf euch und so wird vieles leichter. Mit der richtigen Unterstützung kann man alles schaffen und die Hoffnung stirbt zuletzt.
liebe grüsse Heike

tomtom 07.05.2010 14:29

AW: Ich weiß nicht wie ich helfen und damit umgehen soll
 
Schon interessant, dass ihr hier alle schildert, wie es euch geht und klagt, wie schlimm doch alles ist.
Wie Diana oben schreibt, das ist zumindest latent egoistisch.

Glaubt mir: Das allerallerallerletzte was ein Krebspatient braucht, ist jemand, der ihm vorjammert, wie schlimm und schwer und grausam doch alles ist! Über die Ungerechtigkeit der Welt zu philosophieren macht uns genau so wenig glücklich oder gesund wie stundenlanges Bedauern oder ständiges Nachfragen, ob es denn schlimmer geworden ist.

Erika E 07.05.2010 19:44

AW: Ich weiß nicht wie ich helfen und damit umgehen soll
 
Tom,

ich bin voll und ganz Deiner Meinung.

Liebe Grüße Erika E :winke:

mischmisch 07.05.2010 20:56

AW: Ich weiß nicht wie ich helfen und damit umgehen soll
 
Danke, Viki,
für deine Worte.

An Erika, tomtom,witch....
Wird denn wirklich von einer Tochter verlangt, sich NUR noch zu kümmern und sonst nichts?
Würdet ihr, die ihr dieser Ansicht seid, das wirklich von euren Kindern erwarten?

Wassertropfen kümmert sich doch, es ist doch nicht so, dass sie nicht für ihre Eltern da ist.
Warum sollte sie denn zu einer Krebsberatungsstelle?
Sie kommt doch wohl eh kaum zum Lernen?

Ich kann nicht verstehn, dass eine Frau, die dabei ist ihre Mutter zu verlieren, sich kümmert so gut es geht, hier um Hilfe bittet,
dann auch noch so angemacht wird.

Schönen Abend
mischmisch

Ich seh gerade, dass Wassertropfen im Forum Lungenkrebs gepostet hat,
der Thread sollte wohl ins Angehörigenforum verschoben werden.

sarah 123 07.05.2010 22:19

AW: Ich weiß nicht wie ich helfen und damit umgehen soll
 
Ist es denn zuviel verlangt im Leben eines Kindes seine eigenen Wünsche u. Bedürfnisse mal hintenanzustellen, man hat doch noch sein ganzes Leben lang Zeit um zu lernen und zu arbeiten, es geht sehr wohl wenn man sich einschränkt und sich auf das wesentliche konzentriert. Deine Mutter sucht Halt und Trost bei ihrer Familie. Wenn ich das Thema deines Threads lese und dann im Gegenzug Sätze lese wie " ich bin genervt", ob du charakterlich der/die richtige bist um zu helfen?

mein Dad ist erst kürzlich verstorben, und ich habe alles hintenangestellt um die verbleibende Zeit mit ihm zu genießen und für ihn da zu sein. Das wars mir wert. Er hat für uns Kinder auch auf vieles verzichtet, da ist das ja wohl das mindeste.

Meine Meinung halt

mischmisch 07.05.2010 22:38

AW: Ich weiß nicht wie ich helfen und damit umgehen soll
 
"ob du charakterlich..............??????

Nur zum Kopfschütteln.
Meine Meinung.

Auch den Charakterlosen einen schönen Abend.

Rosita

rosa.sputnik 07.05.2010 22:40

AW: Ich weiß nicht wie ich helfen und damit umgehen soll
 
Hallo zusammen,

dieser Thread ist wirklich interessant...
Ich kann hier nur aus meiner Sicht sprechen... wie einige von euch vielleicht wissen habe ich im letzten Sommer meine Mom verloren. Sie hatte einen Kleinzeller und Hirnmetastasen.
Im Mai '08 bin ich mit meiner Tochter von Düsseldorf nach Texas gezogen... im November bekam Mom ihre Diagnose.
Von diesem Tag an habe ich meine Ausreise- und Wiedereinreisepapiere geregelt, unsere Sachen gepackt und gelagert und am 2. Weihnachtsfeiertag waren wir ALLE (Mann, Kind , Hund und ich) bei ihr in Deutschland.
Ab Ende Januar haben wir dann auch ganz bei ihr gewohnt... in einem Raum mit 67qm... alle zusammen.

Ich bin froh dass ich es genauso gemacht habe, dass ich sie nicht damit alleine gelassen habe... und obwohl es bestimmt die bisher härteste Zeit meines Lebens war bereue ich nicht eine Sekunde.
Ebenso mein Mann und meine damals 11jährige Tochter.
Wir alle waren bei ihr als sie sich monatelang übergeben hat... als sie immer schwächer wurde und auch als sie ihren allerletzten Atemzug machte.

Klar hätte ich auch sagen "können" dass ich jetzt gerade nach USA gezogen bin... und alles so kompliziert ist, aber ich könnte heute nicht mehr in den Spiegel schauen.

Wassertropfen.... sei froh dass Deine Mom mit Dir darüber reden möchte... meine wollte es nicht... aber wir haben über andere Dinge gesprochen...

Zumindest gibt es heute kaum noch etwas was unausgesprochen geblieben ist... weil... danach gibt es kein Zurück mehr.

Wir sind 6 Wochen nach Mom's Tod wieder zurückgegangen, haben bei 0 angefangen... haben bisher noch keine Krankenversicherung... trotzdem, ich würde es immer wieder so machen... diese Momente kannst Du nicht zurückholen und das Leben Deiner Mom auch nicht.

Doch, ich finde schon dass man in diesem Moment ALLES hinten anstellen kann, sollte und muß.
Das haben unsere Eltern auch für uns getan und ich finde es selbstverständlich dies auch für sie zu tun.

Ich hoffe für Dich dass Du die richtige Entscheidung triffst... die, mit der Du auch hinterher noch gut leben kannst.

Alles Gute
Jasmin

gemüsegarten 07.05.2010 23:40

AW: Ich weiß nicht wie ich helfen und damit umgehen soll
 
Ich werde auch meinen vati an diese Krankheit verlieren und ich habe mir vorgenommen für ihn da zu sein.ich arbeite auch den ganzen tag und das im Schichtdienst.Aber wenns Vati schlecht geht nehm ich mir sofort frei.Auch unbezahlt.Denn man hat seine Eltern nur einmal und ich würde mir schäbig vorkommen wenn ich nicht für ihn da wäre.Maik

witch812003 08.05.2010 03:15

AW: Ich weiß nicht wie ich helfen und damit umgehen soll
 
@mischmisch :eek:
ICH HABE NIEMANDEN ANGEMACHT, das möchte ich hier ausdrücklich klarstellen, das ist eine frechheit mir so etwas zu unterstellen, ich wollte lediglich helfen. Wassertropfen schrieb, das sie nicht darüber nachdenken kann, sie kann damit wohl offensichtlich nicht umgehen was ja auch normal ist nach so eihnem Schock. Ich sagte sie könne vielleicht die Krebsberatungstelle aufsuchen, da man ihr vielleicht dort helfen kann damit besser umgehen zu können, vielleicht könnte sie sich dort öffnen und mal alles rausreden . Das sie ihre Mutter verlieren kann ist eine Tatsache die ich nicht verschweigen will und kann. Ich habe niemanden angemacht das sei bitte klargestellt, das würde ich mir nie erlauben. Und ja ich würde zwar nicht verlangen das meine Tochter sich um mich kümmert, aber ich glaube ich würde es hoffen. Ich selbst will meine Mutter begleiten bis zuletzt wenn ich es nicht tue wer dann ein Fremder vom Pflegedienst ? Nicht wirklich das kann es nicht sein, ausserdem was kann ich als Tochter denn für meine Mutter sonst noch tun ??? Leider nix ,ausser da sein, zuhören, ihre würde bewahren (manche Pflegedienste kennen die Bedeutung von würde nicht) und sie begleiten
Ich hoffe das das nun nicht wieder als Anmache gewertet wird :boese:

Immortallity 08.05.2010 04:24

AW: Ich weiß nicht wie ich helfen und damit umgehen soll
 
Zitat:

Zitat von Wassertropfen (Beitrag 895502)
Hallo,

ich bin neu hier :) Ich habe mich hier angemeldet, da ich mit der Krankheit meiner Mutter sehr schwer umgehen kann. Vor einem dreiviertel Jahr wurde bei meiner Mutter Lungenkrebs festgestellt. Ihr wurden die beiden linken Lungenlappen erfolgreich entfernt und nach der OP ging es ihr auch wieder ziemlich gut. Der Tumor wurde durch einen Zufall entdeckt. Zum Glück, sonst hätte sie keine großen Chancen mehr gehabt, wenn es zwei Monate später gefunden wurden wäre. Nach der OP wurde sofort mit einer Chemo bei ihr begonnen. In diesem Zeitraum ging es ihr sehr schlecht, sogar leichte Depressionen hatten sich eingestellt, da sie ein sehr Bewegungs- und Unternehmungsfreudiger Mensch ist, der es hasst im Bett zu liegen oder zu Hause rum zu sitzen. Kurz vor Weihnachten war dann die Chemo vorbei und es ging langsam bergauf. Bei den Untersuchungen war alles ok, es wurde nichts mehr gefunden oder festgestellt, was den Heilungsprozess belasten würde. Nun musste sie im April wieder zur Untersuchung, wo ein zu großer oder angeschwollener Lymphknoten in der Nähe der Lunge gefunden wurde. Nun hat sie endlich morgen einen Termin zum PET und wartet gespannt auf das Ergebnis und hofft, dass es nichts mit dem krebs zu tun hat. Die Ärzte meinten das die Chance 50 zu 50 % steht, dass es etwas mit dem Krebs zu tun hat.

Mein Problem ist, dass sie und mein Vater sich deswegen total fertig machen. Ich mache mir selbstverständlich auch meine Gedanken darüber, ob es etwas schlechtes ist und hoffe, dass es nur falscher Alarm war. Aber ich kann und will nicht ständig darüber nachdenken und reden, dazu kommt, dass ich mich auch auf eine große Prüfung vorbereiten muss und aufgrund dessen kaum den Kopf frei bekomme. Meine Eltern wollen viel darüber reden, was ja eigentlich auch gut ist sich das ganze von der Seele zu reden, aber mich belastet es zunehmend, dass ich dadurch nicht die Zeit für mich finde. Ich kann mich nicht so richtig ausdrücken, wie ich es beschreiben soll und vielleicht klingt es auch egoistisch, aber ich kann es ihnen auch nicht so sagen, wie ich es gerade geschrieben habe, das würde sie momentan verletzen :( das will ich nicht.

Könnt ihr mich ein bisschen verstehen und eventuell Ratschläge geben wie ich besser damit umgehen kann? Habt ihr das selber erlebt, von solch einer Situation überfordert und vielleicht auch mal genervt zu sein? Ich fühle mich so schlecht deswegen.

Ich höre meinen Eltern gern zu und bin auch immer für sie da, aber ich habe das Gefühl, dass ich zu viel ab und zu da bin und mein Leben auf der Strecke bleiben könnte (man kling ich egoistisch). Ein kurzes Beispiel: Ich wollte vor ein paar Tagen eine kleine Pause nach dem Lernen machen und für eine Stunde abspannen um Luft zu holen. Meine Mama kam kurz vorbei um sich etwas abzuholen. Aus dem kurz wurde ziemlich lang, ich habe ihr wieder zugehört, mit ihr geredet, ihr Hoffnung gemacht und versucht ihr gut zu zureden, dass sie erstmal die Ergebnisse abwarten soll. Obwohl ich mir denken kann, dass sie Angst hat, dass alles wieder von vorn los geht. Ich auch! Ich wollte dann vom Thema ablenken, um sie auf andere Gedanken zu bringen, aber sofort waren wir wieder bei der Krankheit angelangt. Als sie dann wieder weg war, war ich dann sogar ein bisschen erleichtert. Ich fühl mich total mies.

Bitte helft mir.
LG

Hallo Wassertropfen!

Im Moment schiebst Du merklich die Gedanken an ein Rezidiv von Dir weg. Das Verhalten ist normal. Gerade als Angehöriger. Man fängt erst wieder an, sich ausführlicher mit dem Thema zu beschäftigen, wenn man es schwarz auf weiß hat. Vorher gilt noch die Strategie, alles was ich nicht belegt bekomme, ist nicht existent.

Der Betroffene ist natürlich in Panik. Auch das Verhalten ist vollkommen normal. Der eine verbalisiert seine Panik, der nächste verhüllt sich in Schweigen.

Deine Mutter bzw. Deine Eltern als Betroffene suchen sich selbst verständlich ein Ventil. Deiner Mutter tut es bestimmt gut drüber zu quatschen. Sie redet im Augenblick über für Dich ungelegte Eier. Du versuchst die Thematik so gut wie es geht zu verdrängen.

Hier treffen zwei vollkommen unterschiedliche Verarbeitungstypen aufeinander. Für Deine Mutter befreiend, für Dich belastend.

Ich war Angehörige und bin nun wieder im Strudel drin. Glaub mir, ich genieße auch die Zeit, wo ich mich nicht mit dem Thema beschäftigen brauche. Diese Zeit braucht man auch für sich! Um neue Kraft zu tanken und um bereit zu sein, für das, was kommt.

Die Angehörigen werden tatsächlich oftmals vergessen. Als meine Eltern das erste mal gemeinsam erkrankten, rief jeder, aber auch wirklich jeder bei mir an und fragte nach, wie es meinen Eltern geht.

Ich stand jeden Morgen um 6 Uhr auf. Habe jeden Tag 7 Stunden gearbeitet. Bin im Anschluss 2 Stunden zu meiner Mutter ins Krankenhaus gefahren und im Anschluss noch 2 Stunden zu meinem Vater ins Pflegeheim. Ich war nie vor 22 Uhr zu hause und dann durfte ich noch Telefonate beantworten.... Na, vielen herzlichen Dank.

Da kam bei mir auch das eine oder andere Mal die Frage auf, wer fragt denn mal, wie es mir geht????? Niemand!!!!!!!!

Ich durfte gut funktionieren. Aber gut gegangen ist es mir nicht, nur gefragt hat niemand.

Es ist sehr schwer, da eine Gradwanderung zu vollziehen, zwischen selbst nicht unterzugehen und dem Betroffenen gerecht zu werden und zur Seite zu stehen.

Die Zeit für Dich selbst ist auch sehr wichtig!!!! Denn sie dient auch dem Betroffenen!!!! Es ist niemandem geholfen, wenn man als Angehöriger auch noch aus den Latschen kippt!

Du darfst es dem Betroffenen aber nie vor den Kopf knallen, dass Du im Moment eigentlich lieber nichts hören willst.

Den richtigen Weg musst Du für Dich selbst finden....

Dir alles Gute!!!!

Janette

rosa.sputnik 08.05.2010 05:25

AW: Ich weiß nicht wie ich helfen und damit umgehen soll
 
Hi Janette :-)

Ja.. im großen und ganzen ist es richtig, aber... ich zum Beispiel hatte null Chance auf eine Auszeit... ich hätte sie aber auch nicht gewollt... weil in dem Moment jemand anderes hätte auf meine Mom aufpassen müssen... und das wollte ich nicht... das wollte ich ihr nicht antun... das Gefühl einen "Babysitter" zu brauchen...
Die ganze Erkrankung ist schon "würdelos" genug... aus einem erwachsenen Menschen wird irgendwann ein hilfloses Bündel... und ICH wollte da auch nicht dauernd irgendwelche Fremden um mich herum haben wollen...

Es gab ein schlimmes Beispiel bei uns... meine Mom hatte Durchfall, hat es aber nicht bemerkt... irgendwann wollte sie auf den Toilettenstuhl... gesagt, getan... Mom hochgehievt (sie konnte nicht mehr alleine stehen), gehalten mit der einen, ausgezogen mit der anderen Hand... und dann... der Durchfall... überall...
Was sollte ich tun? Einhändig halten und säubern zugleich ging nicht, ins Badezimmer ging auch nicht, war zu weit... sie hätte es auch nicht geschafft... im Bett liegend ging auch nicht... ihre Hüftprothese bereitete ihr zu große Schmerzen...
Dann klingelte es an der Tür... ein guter Freund von mir... ehemaliger Krankenpfleger...
"Gott, Dich schickt der Himmel"...
Beide also im Wechsel meine Mom gehalten und gesäubert... als wir fertig waren und Mom wieder im Bett lag, kullerten ihr die Tränen: "Ich will nicht dass die Männer mich so sehen"

Ich bat den "Pflegedienst" darum mir zu helfen wenn das nochmal passiert... es ginge dann einfach schneller, routinierter...
Nein, also DAS könnten sie mir nicht zusagen...:confused::confused::confused:

Statt Hilfe und Unterstützung kamen nur Psychoterrorspielchen seitens des ambulanten Hospizes.
Kleines Beispiel, ca 3 Wochen vor Mom's Tod. Pflegedienstler C. spricht mit meiner Mutter, kommt raus zu uns auf die Terrasse... schaut mich an und sagt: "Na, kein Wunder dass Ihre Mutter nicht gehen kann... Ihre Bindung ist zu stark... Sie müssen ihr sagen dass Sie sie loslassen, und im Übrigen will Ihre Mutter Ihnen auch etwas sagen"
Ich dappe also rein... gehe zu ihr... setze mich auf ihr Bett,... frage sie was sie mir sagen will...
Kopfschütteln...
Und ich, wie ein hirnloser Lemming, renne sehenden Auges in mein Verderben und sage ihr dass es ok ist... wenn sie geht.

Ooooha.... sie war stinksauer... STINKSAUER!

Später stellte sich heraus dass der verdammte Pflegedienstler das gleiche zu ihr sagte... dass sie mir sagen müsse dass sie gehen wolle... unsere Bindung sei zu stark?!?

Ich hasse ihn heute noch dafür...

Nein, ich wollte meine Mom nicht gehen lassen, ich musste!!!

Einige Tage später erzählte exakt dieser Mensch ihr,... wenn sie sich nur stark genug darauf konzentrieren würde dass sie nicht mehr wolle, dann ginge das auch...

Und dann... irgendwann... sitzt dieses kleine Häufchen Elend auf ihrem Nachstuhl- reckt die Arme hoch- und sagt, völlig verzweifelt... "Der da oben will mich noch nicht... ich hab' mich so konzentriert weil ich Dir das alles nicht antun will"

Und ich sagte... "Irgendwann Mom... wird "ER" Erbarmen haben,... aber von MIR aus.. bleib für immer hier"

Ist doch logisch dass ich bei all dem was da passierte jedesmal wie ein Schiesshund daneben stand wenn der Pflegedienst da war...
Zumal... eine Hilfe waren sie eh nicht. Ich habe ihr die Medikamente gegeben, Morphium gespritzt... sie versorgt, gefüttert, gewaschen...
Der "Pflegedienst" hat NICHTS von alledem übernommen,... naja... im Endeffekt gut so.

Tja... das alles läuft mir heute noch nach... und noch heute wüsste ich nicht wie ich es anders hätte bewältigen können...

Das aller, allerwichtigste ist dass der Erkrankte seine Würde bewahren kann... soweit es geht

Die Angehörigen kippen eigentlich nicht aus den Latschen... sie funktionieren... "danach" wird es meist erst richtig schlimm...
Ich habe in den neun Monaten wirklich funktioniert, ich hatte eine Energie... von der träume ich heute.

Ich bin dankbar dass ich sie begleiten durfte, dass wir bis zu ihrem letzten Atemzug bei ihr sein durften... ich habe sie danach gewaschen und angezogen... und sie war noch 8 Stunden bei uns... wir konnten uns in aller Ruhe verabschieden... ich hätte sie am liebsten noch Tage länger bei uns gelassen... wollte das aber meiner Tochter nicht antun.

Es war die härteste Zeit meines Lebens, aber... ich habe sie überlebt... und meine Mom nicht... und dass sie Todesangst hatte, das war das allerschlimmste für mich... und ist es heute noch.

Ich glaube nicht an Gott... aber ich wünschte dass ich nochmal eine einzige Minute mit meiner Mom hätte... dass sie mir sagen könnte, dass jetzt alles gut ist... dann könnte ich auch besser damit "leben"

Liebe Grüße
Jasmin

tomtom 08.05.2010 11:35

AW: Ich weiß nicht wie ich helfen und damit umgehen soll
 
Großer Unmut, einfache Lösung:
Zitat:

Ich seh gerade, dass Wassertropfen im Forum Lungenkrebs gepostet hat,
der Thread sollte wohl ins Angehörigenforum verschoben werden.
Ich habs der Moderation gemeldet. :)

Aber weil es gefragt wurde: Nein, ich erwarte von den Angehörigen keine Selbstaufgabe, kein "Rund um die Uhr da sein" und ich erwarte auch nicht, dass die Welt wegen mir stehen bleibt. Ich erwarte aber Taktgefühl und dazu gehört in meine Augen nunmal, sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen - und das gilt eben auch für die Angehörigen.

sarah 123 08.05.2010 14:13

AW: Ich weiß nicht wie ich helfen und damit umgehen soll
 
Lieber tomtom
stimme dir volkommen zu.
Es ist einfach ein feiner Charakterzug sich mal nicht selbst so wichtig zu nehmen.

Gabi24 08.05.2010 16:51

AW: Ich weiß nicht wie ich helfen und damit umgehen soll
 
Hallo Zusammen,
hallo Wassertropfen,

schade, dass sich Wassertropfen nicht mehr meldet. Wie geht es Deiner Mama??

Meiner Meinung nach, muß es für sich jeder selbst entscheiden, wie er mit der Situation umgeht. Ich persönlich, schrieb es ja schon, bin auch noch hin und her gerissen, wie es mit meiner Mom weitergeht. Momentan ist sie bei uns, zweite Chemo steht an, wir warten jetzt mal ab, ob sie ganz zu uns zieht (ich weiß auch nicht, ob ich das schaffe) oder oder???? Vielleicht sollte Wassertropfen einfach mal die eigene Situation analysieren - die wir ja alle nicht kennen - alle Umstände berücksichtigen und dann für sich entscheiden.
Ich für meinen Teil hätte vor zwei Wochen - als meine Mutter nach der Diagnosestellung Kleinz. Lungenkrebs - keine ruhige Minute gehabt, wenn sie alleine zu Hause gewesen wäre.

Was ich aber sagen möchte, Wassertropfen entscheide für Dich!!! Auch wenn es in anderen Augen vielleicht egoistisch klingt, aber wir kennen Dein Leben nicht. Kopf hoch!:) Liebe Grüße

annika33 08.05.2010 19:24

AW: Ich weiß nicht wie ich helfen und damit umgehen soll
 
Hallo an alle, hallo Wassertropfen,

schwierig ist immer, guten Rat zu erteilen, weil man unweigerlich beginnt, von dem eigenen Erlebten ein wenig umzumünzen.

Man fragt sich, wie man selber in dieser oder jener Situation gehandelt hätte usw. Dabei kann man ja niemals die Sicht und Position des Fragestellers einnehmen, denn es spielt doch soviel rein, was einfach individuell ist.

Z. B. die Beziehung zwischen Dir u. Deiner Mama. Wenn ich da an meine Mama denke, und mir vorstelle, ich hätte gerade inmitten von Prüfungsstress gesteckt, dann weiß ich, was sie mir gesagt hätte. Meine Mama hat von Beginn an, also damit meine ich die Diagnosestellung, immer Sorge um mich und ihren Mann gehabt. Sie wusste, dass sie nur noch eine begrenzte Zeit hatte und sorgte sich um uns. Und umgekehrt sorgten wir uns um sie. Oft lese ich hier, dass Hinterbliebene u. Angehörige schreiben:"Verbringt so viel Zeit wir nur irgend möglich miteinander!" Dies wiederum gemünzt auf unsere Situation seinerzeit, hätte meine Mama z. B. gar nicht gewollt. Ich hatte da mal eine Phase, da wäre ich am liebsten auf ihren Schoß gekrochen, weil ich sie vor lauter Liebhabenwollen und aus der Angst heraus sie loslassen zu müssen, am liebsten erdrückt hätte.

Ich glaube, Du und Deine Mama kennt euch ganz gut, und wenn das Verhältnis ein gesund-offenes ist, dann wirst Du genau wissen, wann Du wo zu sein hast. Wir Kinder versuchen alles richtig zu machen. Mit einem Mal verkehrt sich die Welt, in der sich sonst die Mütter um die Kinder sorgen. Mit einem Mal wird verlangt, dass man ach so erwachsen und selbstlos handelt. Was würd Deine Mama Dir sagen? Frag Dich einzig und allein das - wir hier alle - wir können immer nur das sagen, was für UNS richtig ist und war.

Ich wünsche Dir und Deiner Mama alles Gute.

Liebe Grüße

Annika

P.S.: Was das Verschieben ins Angehörigenforum anbelangt....da mach Dir nix draus. Man stößt über Google automatisch meistens in den Bereich, nach dem man nunmal gesucht hat. Ich hab seinerzeit, Asche auf mein Haupt, auch hier im LK geschrieben, und bin freundlich empfangen worden.

Immortallity 08.05.2010 19:27

AW: Ich weiß nicht wie ich helfen und damit umgehen soll
 
@rosa.sputnik

Viel Zeit zum Überlegen hatte ich damals auch nicht. Es gab auch wirklich wenige Momente, wo ich mal in mich gehen konnte und großartig überlegen konnte.

Das große Loch kam erst, als die Dinge abgeschlossen waren. Aber da stand bei mir Wochen vor der eigentlichen Trauer über den Verlust des Menschen erstmal die Wut um das Geschehene. Die Wut auf diese Krankheit, die Wut, dass mein Vater mich, für mein Empfinden damals, einfach alleine ließ.

Ich war damals dabei, als mein Vater ging. Es war auch gut so und ich hätte es nicht anders gewollt. Er hat sich damals auch für mich entschieden, mir mein Leben zu schenken. Für mich war es selbstverständlich den letzten Schritt mit ihm an seiner Seite zu gehen.

Als der Anruf vom Krankenhaus damals uns erreichte, dass sich sein Zustand sehr verschlechterte, hatten wir zuerst ein Vorgespräch mit dem diensthabenden Arzt auf der Station, der uns dann fragte, ob wir bei meinem Vater sein wollen. Meine Mutter und ich guckten uns damals nur fragend an und sagten, ja natürlich möchten wir bei ihm sein. Der Arzt sagte uns, dass es wohl doch nicht wenige Angehörige geben soll, die diesen Schritt nicht tun (können). Ich war über diese Aussage sehr schockiert.

Was Du über den Pflegedienst und das Hospiz schreibst, macht mich sehr betroffen!!!! Ich habe damals auch keine guten Erfahrungen mit der Pflegeeinrichtung gemacht, wo mein Papa untergebracht war. Zwar sehr viel andere als Du, aber es reichte auch. Meinen Vater hat man damals beklaut. Auch nicht wenig Geld. So was ist auch mehr als abartig, die Hilflosigkeit einer wehrlosen Person so aus zunutzen.

Aber Deine Geschichte ist auch der Gipfel der Unverschämtheit!!! Ich glaube, ich hätte mit dieser Person sonst was angestellt.

Ich möchte hier aber trotzdem auch nochmal für Wassertropfen sprechen: Jede Person hat ihre ganz eigene Strategie mit so einer Problematik umzugehen. Ich persönlich denke, sie hat damit nur ihre Angst dokumentiert, sich wieder mit dem Thema auseinder setzen zu müssen. Man sollte ihre Worte nicht in jede Einzelheit überbewerten. Ihre Gedanken sind vollkommen normal und drücken halt ihre Hilflosigkeit aus, die jeder Betroffene und Angehörige in so einer Situation empfindet.

Zu meinem damaligen Freundeskreis kann ich dieses Fluchtverhalten ebenfalls in gewisser Art und Weise unterstreichen, denn dieser wurde nach meiner Geschichte bzw. der Geschichte meiner Eltern recht klein. Denn die haben sich auch das Recht rausgenommen, sich nicht damit auseinander setzen zu müssen und haben sich zu 75% nicht mehr gemeldet.

So was bringt auch Erfahrungen und Erkenntnisse, wer wirklich Freund ist und wer nicht und das ist auch ganz gut so. Auch wenn die Erkenntnis in manchen Fällen weh tat.

LG Janette

Antiironie 08.05.2010 19:48

AW: Ich weiß nicht wie ich helfen und damit umgehen soll
 
Hallo!

@Annika Genau!!!

Es ist wohl etwas schief gelaufen das dieser Thread im Lungenkrebsforum geschrieben steht. Die Betroffenen hier sind verständlicherweise nicht sehr erfreut.

Aber: Wassertropfen schlägt sich mit Gedanken rum die vielleicht jeder Angehörige mal hat. Sie hat nicht vor ihre Eltern zu verlassen und sie nicht zu unterstützen. Ich glaube sie wollte nur etwas Feedback haben von anderen Angehörigen.

@Wassertropfen, du wirst deinen Weg finden um deine Familie bestmöglich zu unterstützen.

Alles gute
Anja

gemüsegarten 08.05.2010 20:45

AW: Ich weiß nicht wie ich helfen und damit umgehen soll
 
Rosa.Sputnik
deine zeilen haben mich sehr nachdenklich gemacht und betroffen.was habt ihr da bloß durchgemacht? Ich kann mich gar nicht beruihgen.Ich hab ja keine Erfahrung mit Pflegedienste und noch versorgen meine Mutter und ich unsern vati.Aber da er sehr abbaut hatten wir das Thema auch schon.Und meine Mutter hat einen Pflegedienst angerufen und wollte sich "nur" mal erkundigen.Aber die kommen jezt Freitag gleich mit 2 Personen und wollen meine Mutter "aufklären" was sie alles beantragen könne.Meine Mutter wollte den besuch nicht aber sie haben meine Mutter richtig überredet.Weil sie so ein "beratungsgespräch" abrechnen können mit der DAK.Ich nehm mir nun frei damit ich dabei bin und die meine Mutter nicht was aufschwatzen.Es gibt sicher auch gute Dienste aber was du da schreibst,puh das ist harter Tobak.Maik

rosa.sputnik 08.05.2010 21:06

AW: Ich weiß nicht wie ich helfen und damit umgehen soll
 
Lieber Maik...

und das war noch nicht alles was vorgefallen ist... aber ich habe den Pflegedienst einen Tag bevor meine Mom starb gefeuert... das tat gut... und Mom war auch gleich viel ruhiger!
Nochmal: Ich kann und will mir nicht vorstellen dass es immer so läuft... aber ich würde jedem empfehlen die Pflegedienste im Blick zu behalten... gerade wenn es ambulante Hospize sind... nicht jeder mag darüber reden... und wenn, dann nicht mit Fremden...

Gut dass Du Dir freinehmen kannst... schau sie Dir genau an, und schau wie sie mit Deinem Dad umgehen...
Ich habe damals bereut keinen "normalen" Pflegedienst genommen zu haben... die haben u.a. nicht diese Gesprächszusatzausbildung, aber die hätte ja bei uns auch niemand gebraucht...

Es gibt im Internet leider keine Webseite auf der man die Pflegedienste deutschlandweit bewerten kann... das wäre es...
Hallo Webdesigner...???
Macht doch mal...

Liebe Grüße und alles Gute
Jasmin

johanna84 09.05.2010 01:11

AW: Ich weiß nicht wie ich helfen und damit umgehen soll
 
Zitat:

Zitat von Wassertropfen (Beitrag 896604)
Hallo,

ich muss sagen, dass auch du natürlich recht hast. Und ich liebe meiner Eltern über alles. Natürlich würde ich meine Mutter nicht alleine oder im Stich lassen. Aufgrund meiner Ausbildungssituation bleibt mir nicht viel Zeit, dass ärgert mich selber. Ich stehe also zwischen 2 Stühlen, die Krankheit meiner Mama und meine Prüfung, von der so einiges abhängt. Ich versuche schon das beste daraus zu machen und auch für sie da zu sein, so oft es geht, aber irgendwann muss ich auch mal an mich denken, dass habe ich gemeint. Das wollte ich nur nochmal erklären. Weil ich helfe ihr auch nicht, wenn ich dann selber dadurch fertig bin und keine große Stütze sein kann.

hallo wassertropfen, hallo an alle,

habe hier die ganze zeit mitgelesen und wollte mir eigentlich eine antwort verkneifen, jetzt schreibe ich aber doch.

leider denke ich, dass ihr wassertropfen anstatt zu stärken eher etwas verunsichert habt, schade... (bezogen auf paar antworten hier)
den umzug ins angehörigenforum finde ich an sich ok, aber nicht wenn es nicht von wassertropfen selber kommt. sie hat im LK geschrieben, da ihre mama an LK leidet. vielleicht wollte sie auch von betroffenen hören, wie sie und ihre kinder damit umgehen, was sich betroffene selber wünschen usw. eigentlich braucht sie ja auch keine rechtfertigung dafür dass sie im LK geschrieben hat. schließlich ist das LK-Forum nicht nur für betroffene vorgesehen. außerdem schreiben dort seit längerer zeit soviele angehörige, selbst threads von mittlerweile hinterbliebenen sind dort zu lesen. was ich damit sagen will, wassertropfen sollte selber entscheiden ob ihr thread verschoben werden soll, warum macht ihr das an ihrer stelle???? und warum stört es euch so sehr obwohl andere angehörige dort seit monaten schreiben und es euch nichts ausmacht...


Lieber wassertropfen, du wirst schon die richtige entscheidung für dich treffen. ich finde, annika hat es sehr gut beschrieben, alles ist individuell.
ich wünsche dir viel kraft und deiner mama alles gute,
liebe grüße und ein schönes we,
johanna

liebe wassertropfen, was du nun durchmachst ist ganz normal. ich denke dass annika alles bestens in worte gefasst hat und möchte mich da anschließen

johanna84 09.05.2010 01:46

AW: Ich weiß nicht wie ich helfen und damit umgehen soll
 
Halo,
das wassertropfen hier nicht antwortet wundert mich nicht im geringsten
die beiträge haben sie ja nicht bestärkt, eher im gegenteil . wenn man nieder gemacht wird (obwohl man eh schon unten ist wegen der diagnose) , warum sollte sie hier noch schreiben. ich gehe aber davon aus dass sie hier liest.
@diana: auch dein beitrag war nicht gerade angemessen.... jeder ist anders...

liebe grüße
johanna

rosa.sputnik 09.05.2010 03:52

AW: Ich weiß nicht wie ich helfen und damit umgehen soll
 
Liebe Johanna,

ich denke nicht dass es hier um "Angemessenheit" geht... Wassertropfen stellte eine Frage, und bekam Antworten.
Und wie Du schon richtig sagtest: "Jeder ist anders"
Wir alle können nur aus unseren Erfahrungen sprechen... und ich finde, wie Diana auch, dass "genervt sein" etc. in dieser Situation völlig unangemessen ist.
Wie kann ich genervt sein wenn meine Mutter um ihr Leben kämpft und Angst hat?
DAS geht mir nicht in den Kopf...
Aber, ja... "jeder ist anders"... und ich bin froh dass ich bin wie ich bin... und ebenso kann Diana froh sein dass sie ist, wie sie ist.
Auch sie hat ALLES menschenmögliche für ihre Mutter getan...
Hallo?
Es geht um unsere Mütter...
Mir stinkt es wenn allen Menschen für alles, egal wie absurd es auch sein mag, hier die Absolution erteilt wird... Hauptsache die Hinterbliebenen oder Angehörigen fühlen sich besser damit?
Nein, es geht nicht um uns... es geht um die Erkrankten... und wenn sie reden möchten, hat man schlicht nicht genervt zu sein...

Und, wenn ich mal an Krebs erkranken sollte... hoffe ich dass meine Tochter nicht genervt ist... sonst habe ich nämlich deutlich etwas falsch gemacht!

In diesem Sinne
Jasmin

annika33 09.05.2010 12:05

AW: Ich weiß nicht wie ich helfen und damit umgehen soll
 
Liebe Jasmin,

Zitat:

Mir stinkt es wenn allen Menschen für alles, egal wie absurd es auch sein mag, hier die Absolution erteilt wird... Hauptsache die Hinterbliebenen oder Angehörigen fühlen sich besser damit?
Auch das wieder auf mich gemünzt: Der Austausch hier hat mir häufig gut getan, darum schreibe ich auch nach wie vor im KK. Aber sind wir mal ehrlich ;) - wenn uns seinerzeit oder heute, mal das schlechte Gewissen einholt(e), war da überhaupt jemand fähig einem "die Absolution" zu erteilen? Also ich für meinen Teil, hab das immer mit mir ausmachen müssen. Insofern bezweifele ich, ob es überhaupt möglich sein wird, dass man jemandem durch die, wie Du es nennst, Absolutionserteilung, helfen kann.

Was mir wichtig ist, denn ich will nicht falsch verstanden werden, ist zu betonen, dass ich gewiss nicht alles für mich persönlich nachvollziehbar finde, was Wassertropfen von seiner/ihrer Gefühlslage preisgegeben hat, aber jeder ist nunmal anders. Und ich finde wir dürfen nicht immer alles 1:1 auf uns und unser Erlebtes münzen.

Zitat:

Nein, es geht nicht um uns... es geht um die Erkrankten... und wenn sie reden möchten, hat man schlicht nicht genervt zu sein...
Wir blicken bedauerlicherweise zurück, weil im Bezug auf die Mamas alles hinter uns liegt. Wir haben und hatten so viel Zeit Revue passieren zu lassen. So vieles hätte es gegeben, was man heute vielleicht anders gemacht hätte und machen würde. Aber Jasmin, mal ehrlich - wie oft, wie oft warst Du seinerzeit genervt? Wie oft hab ich mich mit meiner Mama in den Locken gehabt?!

Als ich neu in das Forum kam, da hab ich für mich persönlich nach der Ausnahme im Hinblick auf den Krankheitsverlauf, auf die Prognose, gesucht. Ich hab superviel gelesen, und sobald ich bemerkte, dass die Person bereits verstorben war, wollte ich das gar nicht mehr lesen. Denn das, das lag für mich noch in weiter Ferne. Und ich wollte Hoffnung und Zuspruch und genau das war es, was mich positiv bestärkt hat. Ich wollte keine schlimmen Szenarien lesen, denn der Punkt, wo ich mich mit unausweichlichen Traurigkeiten auseinandersetzen müssen würde, den wollte ich auch nicht im Ansatz vorher schon durchspielen. Die Fantasie und die Angst sind so oder so ein nicht zu bändigender, innerlicher Schweinehund. Wir, Du und ich, Diana und viele die hier lesen und schreiben, die befinden sich "auf einer anderen Etappe des Weges". Man darf doch niemandem mit Überschallgeschwindigkeit abverlangen, diese "Rückblickperspektive" einnehmen zu können, die für uns bedauerlicher Bestandteil des Lebens wurde.

Zitat:

Und, wenn ich mal an Krebs erkranken sollte... hoffe ich dass meine Tochter nicht genervt ist... sonst habe ich nämlich deutlich etwas falsch gemacht!
Die Kinder, also unsere superguten Erziehungsprodukte :lach2:, die sind genauso mit Fehlern behaftet, wie unsereins. Ich für meinen Teil - ich würde glaube ich meine Kinder so weit wie möglich raushalten wollen. Und genervt - genervt sind die dauernd von uns. Und "nur" weil man krank ist, ändert sich doch die grundsätzliche Konstellation und das Verhältnis zueinander nicht. Mich haben an meiner Mama, als sie krank war, auch noch die selben Dinge genervt wie vorher. Und manchmal, da hab ich mir so sehr auf die Zunge gebissen, so unnatürlich versucht meine Empfinden zu unterdrücken, dass es Mama schon auf den Keks ging :rotier2:. Wie oft haben wir uns gezofft? Sicher, heute - wenn ich zurückblicke, bereue ich den ein oder anderen belanglosen Zoff. Hätte sie wiederum die Möglichkeit, mir heute hierfür die Absolution zu erteilen, weiß ich genau, was sie mir sagen würde:"Gut dass Du keine anderen Sorgen hast!":D

Und Wassertropfen liest hier bestimmt noch - vielleicht uneingeloggt, weil er/sie unterdessen gar keinen Bock mehr hat zu schreiben oder eben Prüfungsstress hat. Wie dem auch sei - ich finde es aber ganz gut, dass man solche Themen mal in Ruhe und sachlich diskutieren kann und dafür möchte ich mich bei Euch allen für meinen Teil bedanken.

Liebe Grüße, einen schönen Sonntag und für all diejenigen, die ihre Mamas missen müssen, einen erträglichen Tag

Annika :winke:

sarah 123 09.05.2010 19:16

AW: Ich weiß nicht wie ich helfen und damit umgehen soll
 
Hallo an alle die dieser
Diskusion folgen (vieleicht auch Wassertropfen)

Ja einige schreiben auch mal das sie genervt sind oder Streitigkeiten auszutragen haben, aber im großen und ganzen geht es dort meistens um die Symptome, und um ein besseres Wohlbefinden, hauptsächlich ist der Erkrankte im Vordergrund und die damit verbundenen Ängste. Doch die hier geschriebenen Zeilen sind doch schon etwas gefühllos, da braucht man sich auch nicht zu wundern das sich einige nicht so liebevoll um Wassertropfen kümmern.

Tante Emma 09.05.2010 21:01

AW: Ich weiß nicht wie ich helfen und damit umgehen soll
 
Hallo zusammen!

Normalerweise bin ich im Brust- und Gebärmutterkrebsforum unterwegs (genaueres zu meiner Person gibts in meinem Profil;)) und bin eher zufällig hier reingestolpert.

Da ich 1990 meine Mutter nach 7 Jahren Krebs (erst BK, am Ende AML) verloren habe, weiß ich ganz gut, wie das so ist.
Ich war damals 17, meine Schwester 12 und mein Bruder 10 Jahre alt. Mein Dad war völlig überfordert mit der Situation und hat alles in sich reingefressen. Also hab ich das eben auch so gemacht...- auch wenn ich mir so manches Mal ein Gespräch so sehr gewünscht hätte!
2003 ist meine Schwester mit 25 Jahren an BK erkrankt, ich folgte dann 2006 mit BK (war damals 33 Jahre alt), 2007 mit GK. Das war wieder ein Schock für meinen Dad, der auch heute noch um meine Mum trauert. Und reden können wir noch immer nicht...- alles, was meine Geschwister und ich über meine Mum wissen, wissen wir von unserer Tante und aus der Krankenakte meiner Mutter, die meine Schwester besorgen konnte.

1990 war ich grade in der 11. Klasse Gymnasium. Meine Noten waren nicht so der Brüller, aber ich wurschtelte mich eben so durch.
Als meine Mum im Mai gestorben ist, sackten meine Noten ab und ich blieb sitzen. Zum Glück verlor mein Vater auch hierüber keine Worte (meine Mutter war immer sehr streng in Sachen Schule, Lernen und Noten) und ich konnte mich damit abfinden, die 11. zu wiederholen. Was hatte ich schon zu verlieren? Grade mal ein Schuljahr, sonst nix!
Mein Rektor damals bot mir sogar an, mich trotzdem zu versetzen, damit ich nach meiner Mutter nicht auch noch meine Klassengemeinschaft verlieren würde (ich war erst ein Jahr auf diesem Gymnasium). Aber ich wußte, daß ich dann mein Abi nicht packen würde und entschied mich fürs Wiederholen.

Nun ja, 1993 hatte ich dann endlich mein Abi, entschloss mich gegen ein Studium und für eine Ausbildung. Nach einigem Hin und Her landete ich schließlich als Freelancer in meinem Traumberuf, den ich auch heute noch ausübe (meine Mutter wollte, daß ich studiere).
Und oft denke ich noch heute, ob meine Mutter wohl stolz auf mich wäre.
Ob ich wohl alles richtig gemacht habe. Was sie über das Verhalten meines Vaters denkt. Warum auch sie nie wirklich mit mir geredet hat.
Fragen über Fragen...- aber das Leben muß ja irgendwie weitergehen!

Meine Situation damals war eine andere: es ging bei mir nur um ein Schuljahr, nicht um eine Berufsausbildung.
Grade in der heutigen Zeit kann ich Wassertropfen verstehen, daß sie ihrer Prüfung so große Bedeutung zumisst.
Und auch ihr Leben muß weitergehen, wenn ihre Mutter nicht mehr da ist.
Soll sie dann nochmal von vorne anfangen?
Ich denke, die Zeit der Trauer und des Verarbeitens ist schon schwer genug.

Ich bewundere jeden Menschen, der so eine Pflege leisten kann. Ich wäre damals sicherlich nicht dazu in der Lage gewesen, aber meine Mutter hat dieses Thema auch niemals angesprochen. Sie wollte es uns Kindern immer einfach machen...- im Nachhinein muß ich sagen, daß sie es uns dadurch eher schwerer gemacht hat: wir Kinder hatten nie die Möglichkeit, uns zu verabschieden. Und es fühlt sich seltsam an, wenn man dann in der Krankenakte liest, wie sich die Krankheit in den 7 Jahren entwickelt hat und wie meine Mutter darauf reagiert hat (z.B. hat sie die Chemo abgelehnt, damit sie sich um ihre Kinder kümmern konnte!).

Zu meinem Mann habe ich gesagt, daß ich mal am liebsten zuhause, in seinen Armen sterben möchte. Aber daß ich es verstehe, wenn er mich in ein Hospiz o.ä. gibt, wenn er das alleine nicht packt. Ich wäre ihm nicht böse und finde, daß ich dazu auch kein Recht hätte. Denn auch sein Leben wird und müsste dann weitergehen.

Hoffe, daß Ihr meinen "Gedanken" einigermassen folgen konntet.
Wollte das mal aus der Sicht einer Hinterbliebenen, Angehörigen und Betroffenen schildern, da ich irgendwie alle Seiten nachvollziehen kann.
Ich schicke viele Grüße in die Runde und den Müttern einen schönen Muttertag.

Tante Emma.

Wassertropfen 09.05.2010 22:04

AW: Ich weiß nicht wie ich helfen und damit umgehen soll
 
Hallo alle zusammen,
da habe ich eine richtige Diskussion ausgelöst.

Zuerst muss ich sagen, dass ich mir alle Meinungen durchgelesen habe, die wie ihr alle gemerkt habt breit gefächert waren. Ich muss sagen, dass alle irgendwie recht hatten und mir doch ein STück weit die Augen öffnen und helfen konnten. Zum einen habe ich darüber nachgedacht, mich doch noch ein Stück weiter meiner Mutter zu öffnen und ihr meine Gedanken mit zu teilen. Keine Angst - ich bin nicht hin gegangen und habe gesagt, dass ich davon nix mehr hören möchte. NEIN! Ich habe mit ihr gesprochen und ihr mein Problem mit geteilt, weil ich nach den Antworten gemerkt habe, was es wirklich ist. Nämlich, dass ich mich irgendwie schon gern mehr ihr widmen würde, weil ich auch verdammt große Angst habe sie zu verlieren! :sad: Und dass ich ihr nicht so viel Zeit mit mir geben kann wie ich möchte. Und bei diesem Gedanken hat sie mir das erste mal seit langem Kraft gegeben, auch wenn es vielleicht unbewusst war. Sie sagt, dass es noch lange nicht vorbei ist und ich mir darüber noch keinen Kopf machen soll.
Mich macht es fertig, dass ich mich um meine Prüfung kümmern muss und mir die Zeit davon läuft. Wahrscheinlich war ich deshalb auch genervt, weil ich selber nicht wusste wie ich fühle und wo mein Problem ist. Sie war immer der große halt in meinem Leben. Sie ist eine liebevolle Mutter in meiner Kindheit gewesen, war immer für mich da und ist es heute noch. Mir macht es Angst, dass die starke Frau, die sie war, auf einmal irgendwie verschwunden ist. Sie zweifelt öfters an sich und ihrer Meinung. Früher hat sie dies nicht getan und ich wünsche mir sehr, dass sie wieder die Stärke zu sich selbst findet, auch mit der Krankheit und dabei werde ich ihr so gut es geht helfen. Ich habe gerade ein Telefonat mit ihr geführt und wir haben über unsere Gefühle und Gedanken geredet. Sie hat mir gesagt, dass sie am meisten Angst hat, dass nach dem PET noch mehr entdeckt wurde und ich muss sagen, auch ich habe sehr große Angst davor. Morgen geht sie ins Krankenhaus, wo weitere Untersuchungen durchgeführt werden, danach wissen wir hoffentlich mehr.

Ich danke euch für eure vielen Antworten. EInige werde ich mehr und andere weniger berücksichtigen. Wie schon manche von euch schrieben jeder muss seinen eigenen Weg finden damit umzugehen!

LG und noch einen schönen Sonntagabend und einen angenehmen Wochenbeginn.

johanna84 09.05.2010 22:10

AW: Ich weiß nicht wie ich helfen und damit umgehen soll
 
Zitat:

Zitat von sarah 123 (Beitrag 897874)
Hallo an alle die dieser
Diskusion folgen (vieleicht auch Wassertropfen)

Ja einige schreiben auch mal das sie genervt sind oder Streitigkeiten auszutragen haben, aber im großen und ganzen geht es dort meistens um die Symptome, und um ein besseres Wohlbefinden, hauptsächlich ist der Erkrankte im Vordergrund und die damit verbundenen Ängste. Doch die hier geschriebenen Zeilen sind doch schon etwas gefühllos, da braucht man sich auch nicht zu wundern das sich einige nicht so liebevoll um Wassertropfen kümmern.


also mir platzt langsam der kragen...

wie kannst du wassertropfen gefühlslosigkeit unterstellen, du kennst sie ja gar nicht bis auf drei beiträge...
falls du es nicht mitgekriegt hast: die diagnose war vor einem dreiviertel jahr, ihre mama wurde operiert. dass heisst dass wassertropfen fast ein jahr lang in dieser schlimmen situation lebt, tagtäglich begleitet von sorgen und ängsten, alles für ihre eltern getan hat... so ein dreiviertel jahr mit dieser krankheit kann schon mächtig an den nerven zerren...
offensichtlich macht sie sich weiterhin gedanken und sorgen, sonst hätte sie nicht hier geschrieben und um rat gefragt. es ging ihr auch nur um die panikmache vor dem termin... vielleicht wollte sie nur dass hier jemand daumen drückt, sie beruhigt! ich finde, sie hat schon genug leiden müssen, und wenn sie sagt, sie liebt ihre eltern über alles und würde alles für sie tun dann glaube ich es ihr!

aber du musst ja sofort mit dem erhobenen zeigefinger kommen, ohne jegliche hintergründe von wassertropfen zu kennen...
nochmals: sie macht es seit fast einem jahr mit, hat mit sicherheit viele tiefen erlebt... niemand weiß wie wichtig die prüfung für sie und auch ihre eltern ist...
WIE KANN MAN SICH DA EIN URTEIL ERLAUBEN????

liebe grüße an alle,
johanna

sarah 123 10.05.2010 00:56

AW: Ich weiß nicht wie ich helfen und damit umgehen soll
 
johanna84

Da braucht dir nicht der Kragen zu platzen.
Mußt nur richtig lesen, den da steht " die Zeilen wirken gefühllos", ich kenn Wassertropfen nicht, aber auch durch Kritik kann man wachsen, und vieleicht einiges überdenken.

Wie du sicher weißt, würden einige hier ihr letztes Hemd dafür geben, um noch einmal Gespräche mit ihren Lieben führen zu können.

Das Leben geht weiter danach das ist schon richtig, nur wird es nicht wieder so wie vorher. Wenn also einige hier Wassertropfen darauf hinweisen besser einiges hintenanzustellen um später keine Schuldgefühle zu haben, ist das zwar für einige schwer zu verstehen, für einige aber durchaus nachvollziehbar.

LG sarah

Tante Emma 10.05.2010 03:03

AW: Ich weiß nicht wie ich helfen und damit umgehen soll
 
Huhu Wassertropfen!

Du wirst das richtig machen!!
Und ich verstehe, wenn Du das anders machst, als andere.
Denn seine Mutter in jungen Jahren zu verlieren, ist was anderes als dies als Erwachsener mit Beruf und eigener Familie zu durchleben.
Ich denke das oft, wenn ich lese, daß ein Mensch mit 80 an Krebs gestorben ist. Meine Mutter war noch nicht mal 42!! Ich mußte ohne meine Mutter mein Leben in den Griff kriegen, ebenso meine Geschwister.
Sicher ist es IMMER zu früh, wenn ein Mensch stirbt.
Aber ich maße mir jetzt mal an, daß man da durchaus einen Unterschied machen kann, ob jemand mit 80 Jahren stirbt, oder aber mit 40 Jahren oder noch jünger. Ein 80jähriger hat doch immerhin gelebt. Ein 40jähriger hat doch noch einen Großteil seines Lebens vor sich und hinterlässt oft Kinder, die die Eltern noch brauchen.
Warum auch Kinder schon an Krebs sterben müssen, werde ich nie verstehen und ich denke, daß dies der schlimmste Verlust überhaupt ist, den Eltern erleiden können.

Daß Du in Deinem Leben grade andere Prioritäten setzen mußt als jemand, der mittlerweile mit beiden Beinen im Leben steht, eine eigene Familie hat und evtl. als Hausfrau daheim bleiben kann, ist für mich total klar. Denn Dein Leben hat noch keine Linie, Du hast nichts, auf dem Du Dich ausruhen kannst. Dein Leben wird noch lange weitergehen und es ist wichtig, daß Du dies auch in der jetzigen Situation nicht vergisst.
Du bist für Deine Eltern da im Rahmen Deiner Möglichkeiten. Und das find ich toll! Und ich bin mir sicher, daß Du auch weiterhin alles für Deine Mutter tun wirst, was in Deiner Macht steht. Aber vergess Dich selbst nicht!

Sodele, nun könnt ihr mich "hauen".
Einen Vorteil haben hier viele von Euch: sie waren immerhin erwachsen und standen auf eigenen Füßen, als ein Elternteil ging. Dieses Glück hatte ich leider nicht. Und auch Wassertropfen wird evtl. dieses Glück nicht haben. Doch das sehen hier anscheinend viele nicht...

Grüße,
Tante Emma.

Viki 10.05.2010 09:16

AW: Ich weiß nicht wie ich helfen und damit umgehen soll
 
Danke Tante Emma,

du hast das perfekt ausgedrückt, was ich denke:).

Liebe Wassertropfen,

du machst das schon richtig. Es war erst mal ganz wichtig, dass du mit deiner Mutter gesprochen hast.

Liebe Grüße

Viki

Wassertropfen 10.05.2010 10:17

AW: Ich weiß nicht wie ich helfen und damit umgehen soll
 
Danke Tante Emma :)

Du hast es glaub ich genau so ausgedrückt, wie ich empfunden habe, als ich ins Forum geschrieben habe. Wenn ich die Möglichkeit hätte mich noch mehr um meine Mutter zu kümmern und schon als Hausfrau oder Berufstätige im Leben zu stehen, dann würde ich das tun. Leider besitze ich auch noch kein Auto, um meine Mutter in der Klinik zu besuchen, die rund 40 km von meiner Wohnung entfernt ist, so dass ich auf meinen Vater angewiesen bin, der allerdings gleich nach seinen Frühschichten zu ihr ins Krankenhaus fährt und nicht nochmal (verständlicher Weise) extra 30 km zu mir gefahren kommt, um mich zu holen,um dann nochmal die 40 km zum KH zurück zulegen. Ich werde mit ihr so oft es geht telefonieren.
Drück die Daumen, dass die Ergebnisse nicht zu sehr negativ ausfallen.

LG

tomtom 10.05.2010 11:39

AW: Ich weiß nicht wie ich helfen und damit umgehen soll
 
Zitat:

Ein 80jähriger hat doch immerhin gelebt. Ein 40jähriger hat doch noch einen Großteil seines Lebens vor sich und hinterlässt oft Kinder, die die Eltern noch brauchen.
<->
http://www.krebs-kompass.org/forum/s...ad.php?t=45495
- - - - - -
Ich weiß nicht, ob "ihr Angehörigen" das versteht, aber für "uns Betroffene" selbst ist das ein Grund, weshalb (ab hier kann ich erst mal nur für mich sprechen) ich solche Threads wie diesen hier im LK-Forum selbst nicht für angebracht halte - sie sind einfach zu nah an unserer möglichen Zukunft.

Wir nutzen dieses Forum, um uns gegenseitig bei der Stange zu halten, um uns Mut zu machen, Kraft zu geben, mal einen Spaß zu machen, Ergebnisse und meinetwegen auch Forschungserkenntnisse auszutauschen und unserem Leben so viel Qualität und auch so viel Freude wie möglich zu geben.

Direkt gesagt: Wir haben sonst nicht viel Raum für sowas, gerade weil wir unseren Freunde und Angehörigen nicht dauernd mit unseren Leidensgeschichten auf die Nerven gehen wollen. Wer hier z.B. schreibt, dass ihn die Chemo umhaut oder dass die Angstmonster wieder da sind oder dass man kein Auge zubekommt, weil man sich einen Husten geholt hat, wird verstanden, einfach so.

Ich verstehe nicht ganz, wieso "ihr" unser Forum für solche Diskussionen über Leiden, Tod und Sterben und wasweißich nutzen müsst, zumal sie nicht einmal Fachbezogen sind. Kann man sowas nicht im Angehörigenforum diskutieren?

Mag sein, dass ich nun für so manchen als kleines Sensibelchen dastehe, aber mir wird das hier einfach zu viel.
Habt ihr das mal gelesen: http://www.krebs-kompass.org/forum/s...ad.php?t=36613
Das gilt vom Prinzip her auch schon für die, die noch nicht die Radieschen von unten angucken.

Wassertropfen 10.05.2010 11:48

AW: Ich weiß nicht wie ich helfen und damit umgehen soll
 
Mein Gott, von mir aus kann das Thema auch ins Angehörigenforum verlegt werden. Ich bin neu hier und kannte mich vielleicht noch nicht so mit der Seite aus. Es tut mir leid, wenn ich irgendjemanden hier gestört haben sollte. An die anderen danke nochmal, dass ihr trotzdem geantwortet habt.

Gerade habe ich mit meiner Mutter telefoniert und sie hat mir gesagt, dass der Lymphknoten doch bösartig befallen ist, aber zum Glück keine anderen bösen Zellen gefunden wurden :(

Nun wollen die Ärzte morgen eine Bronchioskopie machen. Warum, dass kann sich meine Mama auch nicht erklären? Hat vielleicht von euch jemand eine Ahnung, warum man trotzdem eine Bronchioskopie macht, obwohl die Ergebnisse vom PET vorhanden sind? Weiß vielleicht jemand von euch wie groß die Chancen sind, dass das Ding verschwindet bei einer Bestrahlung?

LG :winke:

P.S. Ich glaub der letzte Absatz dürfte dem Forum etwas gerechter werden...


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