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Sonnenschein78 18.07.2011 22:40

Fühle mich unendlich allein - meine Ma hat LK
 
Hallo an Alle, die meinen Thread lesen. HAbe einen neuen aufgemacht, da ich glaub ich nur eine Antwort erhalten habe. Mein Fehler, habe mit Arztbriefinhalt nur so um mich geworfen - das ist denke ich nicht der richtige Ort, und ich war noch nicht soweit, dass ich meine emotionale Situation zulassen wollte, vielmehr konnte. Da meine Überschrift nicht besonders aussagekräftig war, versuche ich es nun auf ein neues.

Nachdem ich Freitag von Euch wissen wollte, was sämtliche Diagnosen wohl beudeten könnten, gestaltet sich das Ganze nun klarer: endlich hat die Radiologin erklärt, was Sache ist: keine Chance auf Heilung, aber vielleicht auf eine gute (Rest-)Zeit. Meine Ma hat ein Bronchial CA T3 N2 M1b. Bestrahlung Kopf und Schultern (Metas) ab Mittwoch, 10 Mal zu Shcmerzlinderung. Danach Chemo. Sie ist in einem sehr guten Allgemeinzustand, so dass wir hoffen dürfen, Zeit, gute Zeit, miteinander zu haben. Dabei komme ich mir vor, als hätte ich zwei Seelen: die eine sagt mir "wie schlimm ist das, ein Abschied/Sterben auf Raten", die andere sagt "eine Riesenchance". Beide Seiten sind nur selten da, meist herrscht bei mir eine vollkommende Gedämpftheit vor, als sei ich abgespalten, stünde neben mir und beobachte das ganze - mit dem Gefühl, es ginge gar nicht um meine Ma. Und im nächsten Moment macht es "bumm", ein Schlag ins Gesicht, und ich merke, dass das kein böser Traum ist, sondern die Realität.

Weinen kann ich kaum, bin viel zu leer. Doch manchmal überkommt es mich. Jetzt. Heute vormittag. Da habe ich meine Ma in die Strahlentherapie zur Anspassung der Maske gebracht und geschnallt, was die Ärztin sagte. Endstadium. Mit ganzm ganz viel Glück 2 Jahre. All das ist an mit vorbeigegangen, bis ich draussen in der Wartezeit einen Spazergang gemacht habe. Völlig versunken stand ich mit einem Mal vor der Palliativstation, auf der mein Papa am 5.9.2009 verstarb. Auch Krebs. Und da war es aus. Ich habe den Tod meines Vaters noch nicht ausreichend betrauert. er starb, als mein Sohn grad 6 Wochen alt war. Mein Papa war 65.
Im April hatte ich eine Fehlgeburt, meine Mama hat nun Krebs, und sie wird im Oktober 65. Ich bin sonst nicht abergläubig, aber im Moment habe ich das GEfühl, dass sich alles wiederholt.

Ihr merkt, ich bin total durcheinander. Ich habe auch keine Fragen, sondern einfach farauf losgeschrieben, um es mal loszuwerden.

Viele Grüße, Sunny

carla44 18.07.2011 22:54

AW: Fühle mich unendlich allein - meine Ma hat LK
 
Liebe Sunny,

ich schicke Dir einen lieben Gruß und wünsche Dir viel Kraft für die nächsten Tage.

Kein Wunder, dass Du so durcheinander bist. Man weiß bei Krebs eben nie, wie es ausgehen wird oder wie die Therapien wirklich verlaufen.

Liebe Grüße
Carla

Sonnenschein78 18.07.2011 23:22

AW: Fühle mich unendlich allein - meine Ma hat LK
 
Hallo Carla,
habe gerade Deine Antwort gelesen und habe Deinen letzten Satz zuerst gar nicht verstehen können. Gestern?! Das tut mir sehr, sehr Leid! Deinen Worten entnehme ich, dass Du bei ihm warst und er friedlich gehen konnte. So schlimm der Schmerz ist/werden wird (je nachdem, wann man es richtig realisiert), ist es schön, dass er nicht allein war und einfach eingeschlafen ist.

Ich wünsche Dir viele, viel Kraft, stille Grüsse, Sunny

Petsi1 18.07.2011 23:38

AW: Fühle mich unendlich allein - meine Ma hat LK
 
Liebe Sunny,

ich kann Dich nur zu gut verstehen......es tut mir sehr leid.

5 Monate bevor meine Mama krank wurde hatte ich eine Fehlgeburt.

Als meine Mama die Diagnose Brustkrebs bekam war ich gerade im 2. Monat schwanger mit meiner Tochter. Habe dann - was ich natürlich gerne getan habe - mit dickem Bauch am Krankenbett gesessen und sie bei den Chemos usw. unterstützt.

Als ich dann mit meinem Sohn schwanger war bekam mein Papa die Diagnose Darmkrebs. Und alles wiederholte sich.....

Bei meinem 2. Sohn hatte ich die komplette Schwangerschaft Angst es passiert etwas. Ich konnte alle 3 Schwangerschaften nicht geniessen, aber was anderes ist viel wichter....

Meinen Eltern geht es heute noch gut!!!! Bei meiner Mama war die Diagnose im August 2000 und bei meinem Papa im November 2003.

Das soll Dir ein wenig Mut machen.

Ich wünsche Dir und Deiner Mama alles erdenklich Gute.

Petsi

Tiina 19.07.2011 12:06

AW: Fühle mich unendlich allein - meine Ma hat LK
 
Liebe Sunny,
ich antworte auch nochmal in Deinen neuen Thread.

Es tut mir so leid, dass Deine Mutter jetzt auch noch an Krebs erkrankt ist!
Ihr habt in den letzten Jahren doch schon so viel mitmachen müssen.

Es ist leider richtig, dass das Vorhandensein von Metastasen die Prognosen verschlechtert. Trotzdem gibt es eine Reihe von Menschen (z.B. auch hier im Lungenkrebs-Forum), die damit noch einige Zeit leben und auch eine halbwegs gute Lebensqualität haben.
Wie es bei Deiner Mutter konkret aussehen wird, kann niemand vorher sagen. Den Zeitprognosen der Ärzte würde ich nicht glauben - ich kenne sehr viele Fälle, wo die ärztlichen Prognosen völlig daneben lagen!!

Ich gebe mal den Rat weiter, der mir immer gegeben wurden und den ich versucht habe umzusetzen: Versuche, nicht zu weit in die Zukunft zu denken, sondern Dich auf die Gegenwart zu konzentrieren. Das zu genießen, was noch geht, zu schauen, was aktuell für Deine Mutter und Dich positiv sein könnte. Ich weiß, dass das sehr schwer ist (war es zumindest für mich...), aber es ging mir immer am besten, wenn ich das irgendwie geschafft habe. Ich für mich würde sagen, es war für mich leichter dadurch, dass ich noch Zeit hatte mit meiner Mutter, intensive Zeit zusammen und die Chance, ihr noch zu sagen, was ich ihr sagen wollte. Aber es ist natürlich schon auch grauenvoll, dem Leiden des geliebten Menschen hilflos zu zu sehen...

Für Dich ist das sicher noch schwerer, weil bei Dir natürlich auch immer noch die schlimmen Erinnerungen an die Krankheit Deines Vaters mit durchkommen...

Viel Kraft in dieser furchtbaren Zeit,
Anja

Sonnenschein78 19.07.2011 14:49

AW: Fühle mich unendlich allein - meine Ma hat LK
 
Hallo Ihr Lieben,
ich freue mich über Eure Worte, fühle ich mich dann mit dem ganzen nicht so allein (auch wenn ich nen tollen Mann habe - haben heute 4. Hochzeitstag - und zwei süße Kinder, sowie andere viele Menschen um mich herum, die für mich da sind). Trotz der Nähe ist ein Gefühl der Einsamkeit da, es geht um meine Wurzeln, die ich verliere. Daneben die Angst, was kommen wird, wie schlimm es sein wird - mein Vater musste sehr, sehr kämpfen, um gehen zu können.

@Petsi: Oh man, du bist genauso gebeutelt, dass ist ja sehr ähnlich wie bei mir. Mit dickem Bauch auf der Onko, ich kenne das, mal fühlt es sich gut an, das Leben in sich zu spüren, mal so absurd. Ich bin so froh, dass meine Tochter (9) geboren wurde, als alles noch in Ordnung war, sie gesunde Groß- wie auch Urgroßeltern hatte. Davon sind inzwischen einige gestorben. Als ich meiner großen von der Diagnose meiner Ma erzählt habe, antwortete sie mir: "Das habe ich mir gedacht, Du bist genauso trautig wie bei Opa". Da kamen mir die Tränen, es bringt nix, damit komplett hinterm Berg zu halten. Als ich ihr sagte, ich hoffe, dass es bei Oma anders wird als bei Opa, dass es aber sein könne, dass sie stirbt und wie trautig dass für meine Motte sei, antwortete sie:" Ja, darüber bin ich total traurig. Aber viel schimmer ist es für MAthi (mein Sohn), der hat Opa kaum und Oma auch ncith so richtig kennengerlernt. Ich kann mich an so vieles erinnern, und schwups ist Opa wieder bei mir". Das waren ihre Worte. Schön!
Für uns ist der Kinderwunsch weit, weit nach hinten gerückt, ich muss erstmal genügend Kraft für meine Ma und meine Familie aufbringen.
Ich freue mich für Dich, dass Deine Eltern gesund sind und hoffe, das bleibt so. Wenn nach so einer Erkrankung (en) Kinder auf die Welt kommen, sind sie die beste Medizin, um die Vergangenheit bewältigen zu können.

@Tiina/Anja: deine Worte haben mir unheimlich gut getan, mich mal selbst zu entschleunigen und ein paar Schritte zurück zu gehen, um hier und jetzt zu gucken. Das ist leider immer schon mein Problem gewesen, noch verstärkt durch meinen Job. Ich muss einfach das Gefühl bekommen, dass ich mich treiben lassen darf, ohne nen Plan B im Hinterkopf zu haben. Meine Kollegin hatte die Idee, nen Fallschirm-Tandemsprung zu machen - sie wie auch ich können nur schwer Verantwortung abgeben und unterstützung annehmen.Auch wenn ich Angst vor einem Sprung hätte, denke ich doch, dass es gut sein kann. Mal gucken. Wie geht es Dir nun, einige Monate nach dem Tod Deiner Ma?

Seid gegrüsst, Sunny

Tiina 19.07.2011 18:48

AW: Fühle mich unendlich allein - meine Ma hat LK
 
Liebe Sunny,
ich kann das absolut nachvollziehen, was Du schreibst - ich habe auch immer ein starkes Bedürfnis gehabt, alles unter Kontrolle zu haben, voraus zu planen... Während der Krankheit meiner Mutter wurde mir dann so klar, dass ich die wesentlichen Dinge (z.B. Gesundheit) eh nicht unter Kontrolle habe, so dass ich da langsam etwas nachlassen konnte. Und wir haben wirklich noch schöne Momente gehabt, haben sehr viel miteinander unternommen - immer angepasst an das, was noch ging...

Jetzt - gut 7 Monate nach dem Tod meiner lieben Mutter - geht es mir durchwachsen, würde ich sagen. Ich führe ein "normales" Leben, kann mich auch an Dingen freuen, aber die Tränen sind eigentlich immer unter der Oberfläche. Soviel erinnert mich an meine Mutter, ich denke sehr viel an das letzte Jahr, es kommen immer wieder so blöde Gedanken "Warum haben wir das nicht ausprobiert, vielleicht hätte das geholfen...". Aber insgesamt geht es besser, als ich mir das vorher hätte vorstellen können...

Ich wünsche Euch ganz viel gute Zeit:pftroest:
Anja

Jaecky 20.07.2011 16:09

AW: Fühle mich unendlich allein - meine Ma hat LK
 
Liebe Sunny,

es tut mir schrecklich leid, was bei dir passiert bzw. passiert ist. Ich kann gut verstehen, wie es dir geht. Mein Paps hat seit 6 jahren Krebs. Manchmal liegen auch die Ärzte mit ihren Prognosen total daneben. Vielleicht bleibt euch auch mehr Zeit. Mein Papa ist bereits älter als er laut Prognosen hätte sein dürfen.

Als ich gelesen hab, was deine Tochter sagte, kamen mir echt die Tränen. Es ist bewundernswert, wie deine Tochter in dem Alter reagiert hat.

Ich wünsch Dir viel Kraft für die nächste Zeit.

Liebe Grüße Jäcky

Sonnenschein78 03.08.2011 22:44

AW: Fühle mich unendlich allein - meine Ma hat LK
 
Hallo an Alle,

nach gut zwei Wochen melde ich mich wieder zu Wort. Ich habe täglich mitgelesen (LK- und Angehörigenforum), konnte aber nicht schreiben, weil ich das GAnze erstmal setzen lassen wollte. Ein wenig habe ich das Gefühl, wir alle arrangieren und mit dem Krebs. Das Wissen darum ist latent da, rückt aber in den Hintergrund, da meine Ma Normalität lebt. Stand der Dinge: immer noch kein Haupttumor ausmachbar, verschiedene Arztbriefe, mal lauten sie Kleinzelliges, mal NKZ Lungen CA, mal Carcinom in Situ, mal infiltrierend wachsend. Fakt ist: im Kopf sind 8 RAumforderungen, "Stellen" an Becken, Oberschenkeln und beiden Schultern. Knochenbiopsieergebnisse stehen noch aus. Mein Ma will nicht anrufen beim HA. Ich habe es heute - allerdings ohne ihr Wissen - getan. Ergebnis liegt ihm vor, ich kann es persönlich mit ihm besprechen (habe Vorsorgevollmacht und Schweigepflichtsentbindung meiner Ma). Ich bin total hin- und hergerissen: soll ich mit dem Doc reden? Habe "Wissensdurst", aber andererseits, was soll es bringen, wenn ich weiss, wo in welchem Knochen Metas sind, aber meine Ma es nicht wissen möchte:confused:

Ich habe das Gefühl, dass seit Beginn der Bestrahlung (Kopf, Schulter) was passiert und irgendwie ein friedvolles Gefühl eintritt. Meine Ma hatte nun 11 Sitzungen (täglich), dreimal wird Schulter noch bestrahlt. Ihr geht es sehr gut, ist immer mit dem Bus zur Bestrahlung und auch zurück und hat hinterher immer zwei Eis gegessen - eins am Ostausgang der UNiklinik, eins am Hauptausgang:lach2:So viel Eis hat sie glaub ich im Leben nicht verputzt.

Chemo soll irgendwann in 2 Wochen beginnen. Meine Ma ist die letzen Tage viel unterwegs gewesen (Shoppingflash - LG an UNdine), hat unendlich viel gekocht und probiert (sie ist begnadete Köchin) und Reisen für Herbst ausgesucht. Ist auch gut so, solange sie Kraft hat, soll sie aus dem vollen Schöpfen.

Ja, ihr geht es gut, besser als in den letzten Monaten, da keine Schmerzen in den Schultern mehr (weswegen sie überhaupt zum Arzt ist). Sie lebt auf, und ich hätte das ganze wirklich fast verdrängt...wenn sie sich nicht heute, als wir da waren, ins Haar gefasst hatte und ein kompletter Büschel danach in ihrer HAnd war. Nun geht es los, und es hat mich heute abend, in Ruhe zu Hause, vollkommen umgehauen. Nu ists da, das Bewusstsein, dass sie den Kampf antreten wird. Und damit kommen die Ängste um sie. Und die Angst, wie die Chemo wird - die sie ambulant machen möchte. Sie lebt allein, wir sind nciht weit weg (nicht mal n KM), aber sie möchte, dass wir unser Leben so weit wie möglich weiterleben. Muss ja auch, habe zwei Kinder und arbeite. Ich habe Angst, wie es ihr unter der Chemo gehen wird, wie sehr sie gezeichnet sein wird. Ich hoffe, ich finde den Weg, dass ich es als ihre Kampfansage auffasse (mit den leider üblichen NW), und dass ich aus dem Mitleidsgfühl rauskomme.

Ich habe noch ein paar Bitten/Wünsche an Euch:
kann mir jemand schöne Mützen empfehlen, die meine Ma tragen kann, wenn Haare nun ausgehen (alternativ zum Haarteil, dass sie Freitag abholen kann)?
Wie ist es mit Pflege der Kopfhaut, die langsam gereizt zu sein scheint durch die Bestrahlung?
Was ist ergänzend zur Schulmedizin gut, womit habt ihr Erfahrungen bei Euren Lieben gemacht? Mistel? Homöpathie? Ernährung? Würde mich über alles freuen.

Euch nen schönen Abend, Liebe Grüße, Sunny

Billchen 05.08.2011 22:26

AW: Fühle mich unendlich allein - meine Ma hat LK
 
he du...
erstmal einen dicken Knuddeler für dich ......viel Kraft für dich und deine Mama und alles Liebe....
Ich möchte auf deine Frage wegen Mützchen und Pflege eingehen....ich hatte Bestrahlung der Brust ... als die rot geworden ist habe ich einfach Quark drauf getan hat mir gut geholfen...müsste ja auf dem Kopf auch möglich sein...ihr könnt aber auch die Strahlendocs fragen die haben auch immer Tipps für die Patienten....
Ich habe mir damals in der Sportabteilung einige Head-Tücher gekauft..die kann mann dann einfach drüberstrippen und es sieht auch ganz flott aus...für die Nacht habe ich mir in der Kinderabteilung dünne so ne Art Zipfelmütze gekauft ....den Bommel hab ich dann abgeschnitten....ich hab immer gefroren nachts aber mit der Mütze klappte das dann prima.....
ansonsten habe ich mit bunte Tücher besorgt..etwas grösser als Kopftuch und habe im Internet geforscht wie man die binden kann....wenn es bei euch in der Nähe eine Krebsgesellschaft gibt kannst du da mal anrufen die haben spezielle Schminktippsgegen Blässe und fass die Wimpern und Augenbrauen ausgehen und auch Bindetechniken für die Tücher
Ich hoffe ich konnte dir ein paar Anregungen geben. Ach noch was wegen dem Essen----Alles was rot ist ist sehr gesund für Krebspatienten...Tomaten rote Beete auch der Saft davon rote Paprika überhaupt viel Gemüse und Obst :knuddel::knuddel:Ich wünsche dir und deiner Mama alles Gute.

Sonnenschein78 05.08.2011 22:34

AW: Fühle mich unendlich allein - meine Ma hat LK
 
Hallo Billchen, das passt ja, wollte nur nochmal schnell im KK gucken, da musst Du gerade geschrieben haben. Danke für den Knuddler und für die Tips (beides kann ich grad seeehhhr gut gebrauchen). Es berührt mich, dass Du die Zeit und Musse aufbringst, trotz eigenem schweren Päckchen...aber genau das ist ja das Schöne am Forum. Mit dem Frieren - das hatte ich gar nicht aufm Schirm - gucke mal, ob ich was Schönes finde. Die PAtentante meiner Tochter näht (eigentlich Kinderkleidung) und macht immer so schöne Sachen, da frag ich meine Ma auch mal (sie näht auch für sich und ihre Schwester, von daher muss meine Mama nicht mit er Kindermütze rumlaufen ;)

Morgen wird ein schwerer Tag: Haare ab - sie will sie rasieren lassen, da sie ausfallen. Das haut mir grad ziemlich aufm Magen. Die ganze Zeit hat Mama gesagt, dass sie das nicht stören würde, gehört halt dazu, aber ich denke, wenn es morgen soweit ist...Sie hat mich gefragt, ob ich mit kommen kann. Mach ich auch, dann heulen wir eben gemeinsam. Habe auch überlegt, ob ich meine schulterlangen Haare aus Solidarität kurz schneide, aber das würde sie nicht wollen.
Schickt mir ein wenig Kraft für morgen - auch wenn ich weiss, dass jeder sie für sich braucht.
Liebe Grüße, Sunny

Sonnenschein78 27.09.2011 12:40

AW: Fühle mich unendlich allein - meine Ma hat LK
 
Hallo Ihr Lieben, es sind schon wieder Wochen vergangen, in denen ich lese, täglich, aber kaum die Kraft zum Schreiben habe. Nun liege ich mit Magen-Darm zu Hause, meine Kinder sind in Schule und Krippe und mein Mann bei der Arbeit.
Bei uns ist viel passiert, und gestern hatte ich einen Nervenzusammenbruch. Mit meiner Ma geht es rapide bergab. Sie hatte bisher zwei Chemos (alle 3 Wochen, Cisplatin). Die letzte vor 12 Tagen hat sie so umgehauen, dass ich den Arzt nach Hause bestellt habe. Ein elendiger Anblick, nur Übelkeit und Brechen, und sie konnte aufrgun der Knochenmetas nicht laufen. Vor einer Woche ist sie auf der Palliativ aufgenommen worden, nicht als Einbahnstrasse, sondern Schmerzeinstellung und Stabilisierung. Es geht ihr besser, allerdings ist sie zeitweise ziemlich neben der Spur. Ich weiss nicht, ob es von den Hirnmetas (8!) oder Medis kommt.
Letzte Woche hatte ich allein ein Gespräch mit dem Onko - es sieht nicht gut aus, die Knochenmetas sind unter der Chemo weitergewachsen, und es ist eine große an der BSD nachgewachsen - daher vielleicht auch die Übelkeit?
Er rät zum Chemoabbruach, ich sehe es ähnlich. Wir wollen am 15.10. gemeinsam (wir 4, meine Ma und meine Schwester mit Mann und Kind - sie leben in Irland - nach Frankreich in den Urlaub). Mamas letzte Reise, sie und mein Vater lieben Frankreich.
Mir graut davor: die Vorstellung, letzte Reise, und auch ihr ZUstand. Sie kann kaum laufen, essen geht immer noch nicht, nun schon seit einer Woche. Heute sollte sie nach Hause, nun aber doch nicht, Fieber, Blutwerte im Keller, Blutkonserven. Bestrahlung zur Schmerzlinderung ertsmal abgesagt. Ich habe gerad kein gutes Gefühl (wie die ganze letzte Zeit nicht). Ihr Bronchen sind total verschleimt, sie hat aber nicht genug Kraft zum Abhusten und soll nun inhalieren. Wenn sie nach Hause kommt, habe ich keine Ahnung, wie das werden soll. Meine Mama ist Witwe, ich wohne nur ein paar Strassen weiter, arbeite aber und habe zwei Kinder. Ich würde mich gern krankschreiben lassen, das ist auch ok, aber ich weiss nicht, wie lange es noch dauert. Vielleicht berappelt sie sich nochmal? Die Ärzte sagen wenig, sie können es nicht gut einschätzen. ICh wünsche mir mehr KLarheit, auch für meine Schwester, damit sie weiss, ob sie nciht erst nächste woche (zu mamas Geb) kommt, oder schon früher. Auch nicht einfach für sie, die ständigen Reisen mit meiner Nichte (10 Monate), allein, weil mein Schwager nicht so viel Urlaub hat.

Ich schreibe verworren und ohne Sinn un Verstand, und gleichzeitig tut es gut, es loszuwerden.

Gestern hatte ich nen totalen ZUsammenbruch. Ziemlich plötzlich. UNd habe mich so allein gefühlt (obwohl ich den besten Mann der Welt hab, meine liebe Schweester und tolle Freunde). Ich habe mich immer bei meiner Mama ausgeweint, das geht nun nicht mehr. Sie ist mein Fels in der Brandung, den ich bald nicht mehr habe

Gruss, Sonnenschein

Haram 27.09.2011 13:46

AW: Fühle mich unendlich allein - meine Ma hat LK
 
Liebe Sonnenschein,
ich bin Betroffene und keine Angehörige, daher lehne ich mich hier nicht so weit aus dem Fenster. Aber eins ist mir eingefallen: Verschiedene karitative Dienste wie z.B. die Johanniter bieten eine Hausversorgung von Krebspatienten in verschiedenen Ausprägungen an. Vielleicht könnte das für Dich eine Entlastung und Beruhigung sein. Das geht von Besuchen über Spazierengehen bis Einkaufen. Ruf' doch dort mal an.
Ich wünsche Dir und Deiner Familie alles erdenklich Gute und viel Kraft,
Haram

Tiina 29.09.2011 14:03

AW: Fühle mich unendlich allein - meine Ma hat LK
 
Liebe Sonnenschein,
das tut mir so leid, dass bei Deiner Mama so schnell eine Verschlechterung eingetreten ist - diese SchXX Krankheit!!

Ich kann absolut verstehen, dass Du Angst davor hast, wie es werden soll, wenn sie nach Hause kommt... Ich denke auch, dass es gut wäre, wenn ihr euch Unterstützung holt - uns hat damals eine Beraterin des Palliativ-Netzes sehr geholfen, die zu einem Gespräch kam und mit meiner Mami und mir gemeinsam ausgelotet hat, welche Hilfen in Frage kommen, was die beste Lösung ist.
Es gibt da viele Möglichkeiten und wirklich gute Fachleute für die Pflege von schwer kranken Menschen.

Ich schicke Dir eine große Portion Kraft, das ist so eine schwere Zeit...:pftroest:
Anja

Sonnenschein78 29.09.2011 21:25

AW: Fühle mich unendlich allein - meine Ma hat LK
 
Hallo Ihr Lieben, nachdem sich meine Ma ganz gut stabilisiert hat, geht es ihr nun sehr schlecht. Sie hat hohes Fieber, Antibiotikum wirkt nicht, und nun besteht noch V.a. Schlaganfall. Sie machen kein MRT, das wäre eine Qual. Da sie die ganze Zeit schläft, kann man aber auch keine motorischen Tests machen. Mit nem Schlaganfall ist das Problem, dass er nciht behandelbar wäre - wg Blutverdünnung/Organbluten.

Es tut mir so sehr leid, ich möchte niemandem Angst machen, weh tun. Es kann ja auch völlig anders laufen. MOrgen kommt meine Schwester aus Irland - eigentlich wollte sie erst nächste Woche kommen. UNd morgen wissen wir auch mehr zum Antib. und Schlaganfall. Wenn nur eins von beidem eintritt - Schlaganfall oder ATB wirkt nicht - denken wir, dass wir uns entscheiden, sie gehen zu lassen und alles abzusetzen, was verlängert wird. Schwere Entscheidung??? Um ehrlich zu sein, ich weiss es nicht. wenn die Situation so bleibt und sich nciht um 100% dreht, wenn es nun so schlimm für sie ist, und sie sich quält, es eine Entscheidung, die wir aus bedingungsloser Liebe treffen.

Jaecky 30.09.2011 13:45

AW: Fühle mich unendlich allein - meine Ma hat LK
 
Liebe Sunny,

oh man, das ist doch alles besch... Es tut mir sehr leid, dass ihr das so durchmachen müsst.

Es ist wirklich schlimm einen so lieben Menschen leiden zu sehen, meinem Pa gehts auch im Moment nicht gut. Es ist sehr schwer für euch alle.

Ich drück dich und wünsch dir und deiner Familie viel Kraft.

Ganz liebe Grüße
Jäcky

Tiina 30.09.2011 14:55

AW: Fühle mich unendlich allein - meine Ma hat LK
 
Liebe Sonnenschein,
das tut mir so leid, dass es Deiner Mama so schlecht geht.
Es ist eine schwere Entscheidung... glücklicherweise habe ich vor der Wahl nicht gestanden, aber wenn es so gekommen wäre, hoffe ich, dass ich auch so entschieden hätte, um meiner lieben Mami weitere Qual zu ersparen.
Zum Schluss hatte ich auch nur noch den Wunsch, dass sie nicht mehr leiden soll!

Alles Liebe und viel Kraft für Euch,:pftroest:
Anja

Bobbl73 02.10.2011 18:50

AW: Fühle mich unendlich allein - meine Ma hat LK
 
Liebe Sonnenschein,

habe schon oft gelesen, dass zwischen Stress und Krankheit eine Verbindung besteht.

Gemütszustände können krank machen. Emotionale Reaktionen auf Stress können eine erhöhte Krankheitsanfälligkeit bewirken.

Somit kann eine emotionale Überbelastung das Immunsystem lahmlegen. Natürliche Abwehrreaktionen gegen einen Tumor oder andere Krankheiten hemmen.

Menschen zeigen nach hochgradig stressauslösenden Ereignissen eine deutlich größere Neigung zu Erkrankungen. Durch die starke seelische Erschütterung und die außergewöhnliche Belastung wird man geschwächt.

Hier stehen ganz weit oben der Tod / Erkrankung des Ehepartners / eines Angehörigen, aber auch Schwangerschaft und vieles vieles mehr.

Es ist sehr gut zu weinen liebe Sunny. Durch die Tränen lässt Du Druck ab. Was sehr wichtig ist. Du mußt ein Ventil finden, das Dich erleichtert und einen "Platz" finden, der Dir Kraft gibt, wo Du auftanken kannst; damit Du stark sein kannst für Deine Mama (und Dich).

Wenn Stress gehemmt wird, sich ständig aufstaut und nicht abreagiert werden kann, kann dies bei vielen Erkrankungen eine große Rolle spielen.
Es ist verständlich, dass Dir alles auf den Magen schlägt.

Tu auch etwas für Dich !! Wenn Du Tipps möchtest, vielleicht zur Ernährung oder Tee´s, melde Dich sehr gerne.

Angst ist bei dieser schweren Erkrankung ein ganz natürliches Gefühl.
Lasse Deine Angst zu - zeige sie - spreche darüber.
Umso offener ihr miteinander umgeht, umso weniger werden Euch die Ängste gegenseitig blockieren.

Miteinander weinen hilft der Seele. Scheue Dich nicht zu zeigen, dass Du traurig bist. Verstecke Deine Tränen nicht. Deine Mama braucht Deine intensive Zuwendung. Aufmerksamkeit. Unterstützung. Aber auch Du brauchst das. Nehme deshalb auch Du Hilfe an. Auch Du mußt mal zwischendurch "aufladen". Atempausen sind sehr wichtig.

Liebe Sunny, ich wünsche Euch beiden sehr viel Kraft
und ganz viel Zeit miteinander,
liebe Grüße
Claudi

DU BIST NICHT ALLEIN !!

carla44 03.10.2011 09:57

AW: Fühle mich unendlich allein - meine Ma hat LK
 
Liebe Sunny,

nun habe ich gerade mal wieder bei Dir reingeschaut und muss lesen, dass es Deiner Mama so schlecht geht.
Das tut mir sehr leid.
Mich erinnert das wieder an den Verlauf bei meinem Vati. Erst sah alles recht gut aus, da dachten wir, dass wir noch gute Jahre vor uns haben. Und dann ging alles plötzlich sehr schnell. Bei ihm fing es ja direkt nach den Bestrahlungen an. Der Körper baute rapide ab und dass, obwohl er vor der Therapie keinerlei Beschwerden hatte.

Ich weiß nicht, ob die Ärzte immer so genau wissen, was sie da anrichten. Unheilbarer Krebs auf der einen Seite und auf der anderen Seite Therapien, die den Körper so sehr schwächen. Und dann die sogenannten Aufbaukuren in der Klinik. Die den Körper hochpuschen und man denkt, nun geht es wieder aufwärts. Sobald alles abgesetzt und vom Körper abgebaut ist, dann wieder der Absturz. Das war mit das Schlimmste für mich. Erst die große Hoffnung und dann der Fall ins Bodenlose. Eine bittere Erkenntnis, dass es eben keine Hoffnung mehr gibt.

Meine Eltern haben zum Glück beide schon seit Jahren eine Patientenverfügung,wo genau drin steht, was an Behandlungen alles nicht mehr gemacht werden darf, wenn sie unheilbar krank sind und es nicht mehr selber entscheiden können.
Ich war sehr froh, dass dieses Papier existiert und nicht in so einem Moment noch mit solchen Entscheidungen belastet wurde. Mein Vati konnte ja bis zum Schluss selber auch noch sagen, dass er keine weiteren Behandlungen mehr will.

Liebe Sunny, ich wünsche Dir viel, viel Kraft für die nächste Zeit und drücke Dir weiterhin die Daumen, dass es Deiner Mama doch noch wieder besser geht.
Liebe Grüße
Carla

Sonnenschein78 04.10.2011 22:12

AW: Fühle mich unendlich allein - meine Ma hat LK
 
Ach, Ihr Lieben, nach etlichen Tagen finde ich Zeit, hier rein zu schauen. Ihr glaubt gar nicht, wie Eure Worte gut tun. Gerade ist es nur schrecklich. Mama hat den Infekt überstanden. NAchdem Donnerstag um 21h die Palliativ angerufen hat, dass sie nicht wüssten, ob alles seinen Lauf nehmen würde und mir anbot, im KH zu schlafen, hatte ich eine schöne Nacht dort. MAma hat sehr hoch gefiebert, war aber sehr friedlich. es war eine schöne Nacht, ich habe mich zu ihr ins Bett gekuschelt und ihre Hand gehalten. Ich war bereit, allein die Angst, meiner Schwester vielleicht Freitag nachmittag am Bahnhof sagen zu müssen, sie sei zu spät, hat mich nicht losgelassen. Nun ist Mama stabil, abr hat eine Sepsis. Etliche Hirninfarkte, Niere kaputt, sie erkennt uns nicht mehr. Hätte sie dieses Szenario vorausgesehen, sie wäre zu Grunde geangen. Eine so liebevolle, intelligente Frau...nix mehr da. Aggressiv und komplett durcheinander. Wir lieben sie so sehr, und wünschen uns gleichdass zeitig nix so sehr, dass sie gehen kann. Mein Leben entgleitet mir. Ich weiss, sie merkt nicht, wenn ich nicht da bin, aber eine innere Kraft lässt mich jeden Tag zu ihr fahren. Daneben meine Kinder (2+9), mein Mann, meine Arbeit und meine Oma (Mamas Mama), die das alles nicht fassen mag und täglich anruft.

Der Arzt sagte Samstag, sie sei auf einer Reise zwschen den Welten...das würde ihr gefallen, dieses Bild. Kennt ihr das? So zu lieben, dass man hofft, das derjenige gehen kann?

Morgen wird sie 65. Wir feiern auf der Palliativ, sie wird es nicht klar kriegen. Mein Herz blutet, dass sie uns nicht erkennt. Aber noch schhlimmer: ihre drei Enkel (meine beiden und meine NIchte, 11 Monate) berühren sie nicht. Kein Lächeln. Die zwei Kleinen merken es nicht, aber meine Grosse nimmt es wahr. Doch si möchte so gern täglich mit zu Oma.

Es ist alles so schei...e

Sonnenschein78 04.10.2011 22:13

AW: Fühle mich unendlich allein - meine Ma hat LK
 
...ohje, der Fehlerteufel...

Andy Argon 04.10.2011 22:27

AW: Fühle mich unendlich allein - meine Ma hat LK
 
Lieber Sonnenschein,

ich könnte heulen, wenn ich das lese.
Manche Menschen müssen viel Leid ertragen. Da Deine Mama auf der Paliativstation ist, muss Sie hoffentlich nicht so viel leiden. Ich wünsche Euch ganz viel Kraft und schicke ein Gebet für Deine Mama zum Himmel.

Traurige Grüße
Andy Argon :cry::cry::cry:

Bobbl73 05.10.2011 22:42

AW: Fühle mich unendlich allein - meine Ma hat LK
 
Liebe Sunny,

Deine Mama spürt tief in ihrer Seele ganz bestimmt, dass Du ihr immer nah bist.

Es tut weh, all das zu lesen. Und ich weiß garnicht, was ich Dir gerade schreiben soll. Es macht einen sehr traurig.

Du bist nicht allein. Und ich hoffe sehr, Ihr konntet ihren Geburtstag gemeinsam erleben. In meinen Gedanken bin ich bei Euch.

Alles Liebe,
Claudi

Billchen 10.10.2011 16:59

AW: Fühle mich unendlich allein - meine Ma hat LK
 
hallo Armes.....
oh je....wie schlimm für euch und wie unheimlich schnell das doch alles geht...
Laß dich erst mal feste in den Arm nehmen....drücken und dir Kraft schenken...für die kommende schwere ZEIT....
Für deine Mama könnt ihr wirklich froh sein daß sie wenn sie nichts mehr mitbekommt....es ist soo sehr grausam ....weiviel Leid muß (kann) ein Mensch nur ertragen...????
Und das mit der so sehr großen Liebe die du für deine Mutterempfindest spricht mir direkt aus der Seele ich empfinde genau so....
Viel viel Kraft für den begleitenden Gang den eure Mama nun angetreten hat
Sybille

Sonnenschein78 03.12.2011 23:25

AW: Fühle mich unendlich allein - meine Ma hat LK
 
Ihr Lieben, nach einer langen Zeit möchte ich mich melden. Habe tägllich gelesen, zum Schreiben fehlte Zeit und Kraft. Meine Mama ist am 24.11.11 um 9.36 gestorben. Sie ist nach der Krisenintervention im September auf der Palliativ nicht mehr nach Hause gekommen. Es sah ja schon am 28.9. so aus, dass sie an einem Infekt, der nicht auf Antibioika ansprach, versterben wird. Sie hat ihn - mit einer Sepsis überlebt - und ist nocheinmal aufgeblüht. Am 10.10. kam sie ins Hospiz. Die Wochen bis zu ihrem Tod waren ein Geschenk und eine Qual. Sie wollte nach Hause, das ging nicht, und aufgrund der Metas im Hirn und der Medis war sie massiv wesensverändert.
Ich möchte nun - auch wenn ich nciht weiss, ob es Euch interessiert - ihren letzten Weg beschreiben, um anderen Angehörigen Mut zu machen, auch wenn ich weiss, dass das Sterben völlig unterschiedlich ist. Vorab sei gesagt: wir haben Ende Oktober darüber gesprochen - es ergab sich einfach - wie sie "es" sich vorstelle. Sie sagte, sie habe keine Angst, man helfe ihr gegen die Schmerzen, und dann sei sie bei Papa (+2009). Das beruhigte mich unwahrscheinlich. Gern wolle sie mich dabei haben, wenn ich es emotional schaffen würde. Und ich wollte so sehr.

Am Mittwoch, 23.11. dann der Anruf mogens vom Hospiz, die Situation ändere sich nun. Meine Ma hat die ganzen Tage zuvor viel geschlafen und war sehr ruhig. Keine Schmerzen, aber Übelkeit, was sie schnell in den Griff bekommen haben. Ich bin sofort zu ihr, meinen Kleinen vorher in die Krippe gebracht, meine Tochter nach der Schule von ihrem Papa abholen lassen.

Als ich ankam, war Mama sehr unruhig, ziemlich weg schon, sagte die ganze Zeit "festhalten". Ich blieb den ganzen Tag bei ihr, auch Mamas Schwester kam, um mich zu unterstützen. Abends wollte ich nach Hause, Schlafsachen holen. Die Schwestern machten mir Mut, vorerst zu Hause zu bleiben, sie würden anrufen, wenn es sich weiter abzeichnen würde, aber momentan sei nicht abzusehen, wie lange ihr Weg dauern würde. Nachts um 3h dann doch der Anruf, es verändere sich weiterhin und ich solle kommen.

Bett neben Mamas, liebe, liebe Nachtschwester, die jederzeit zu uns kommen würde, wenn ich nciht allein sein wolle. Wollte ich aber. Mama hat ein wenig gerasselt beim Atmen. Das kannte ich aus den letzten Stunden meines VAters. Aber: ich konnte einschlafen! So gegen 7.30 wurde ich wach, weil sie schwer atmete und stöhnte. das machte mir Angst, ich dachte, sie hätte Schmerzen. Also habe ich geklingelt und die sehr erfahrenen Pfleger konnten auf Anhieb erkennen, dass es nicht so aussehe, als habe sie Schmerzen, es sei eine Art "Seelenstöhnen", wenn diese sich löse. Dennoch haben sie Shcmerzmittel prophylaktisch erhöht. Um mich selbst abzulenken habe ich begonnen, Mama vorzulesen, ihr Lieblingsbuch " Mein Jahr in der Provence". Um 9.00 war meine Stimme vom Lesen fast weg, also machte ich uns Musik an, Edith Piaf. Mamas Atem wurde ruhiger. Um 9.35 hatte ich das tiefe Bedürfnis, mich mit in ihr Bett zu legen, sie im Arm zu halten und etwas zu dösen. Mir war klar, dass sie am selben Tag sterben wird, aber ich dachte, sie braucht noch Zeit.

Was dann geschah, als ich mich zu ihr legte, ist neben den Geburten meiner Kinder die wertvollste und tiefgehenste Erfahrung meines Lebens: ich habe sie in den Arm genommen, ihr gesagt " Mama, ich habe Dich ganz fest, aber Du kannst loslassen, Papa wartet auf Dich"...ein letzter Atemzug, und dann hat sie sich auf die Reise gemacht. Ganz still und friedlich, unspektakulär, so wie sie selbst war/ist
Ich konnte es gar nicht fassen, wartete ein paar Minuten, bsi ich klingelte. Ich habe gleichzeitig gelacht und geweint. Nach den langen Wochen des Hoffens, dass sie es bald schaffen würde, kam die absolute Erleichterung darüber, wie friedlich es war. Und die tiefe Verbundenheit, sie im Arm gehabt zu haben, und sie konnte sofort über die Brücke gehen. Die Welte stand still für die Zeit (ca. 1 Std), die ich einfach neben ihr liegen blieb. Mit ihr redete, so erleichtert war und so dankbar, sie als Mama zu haben. Während der ganzen langen Zeit gab es oft Situationen, die mich an die Geburten erinnert, u.a. das bange Hoffen, wann und wie es passieren wird, wie es sein wird.
Ich habe erfahren, wie nah Leben und Tod beienader ist, wie vergleichbr Geburt und Sterben sein kann. Mama hat mich in diese Welt gebracht, und ich durfte sie rausbegleiten. Ich bin ihr so dankbar, und sie fehlt mir so unsagbar.

Ich war noch den ganzen Tag bei ihr, kurz duschen und meine Schwester mit Familie vom Bahnhof abzuholen. Wie befürchtet hat sie es nciht rehctzeitg geschafft. Aber Mittwoch gab es keinen einzigen freien Flug. Sie hat Mama 1,5 Wochen davor gesehen, da war sie mit meinr kleinen Nichte hier. Uns allen war bewusst, dass es ein Abschied für immer sein könnte, als sie am 14.11. wieder nach Irland flog, aber wie haben das gemeinsam so entschieden. Meine Nichte, braucht ihr zu Hause, ihren Papa. Und auf ungewisse Zeit hier bleiben, wenn niemand sagen knn, für wie lange, das geht nciht, und ich finde es in Ordnung. Ich habe meiner Schwester versichert, dass sie kein schlechte Gewissen zu haben braucht, und das ist auch so.
Abends waren wir alle da, ausser meine Grosse, 10, sie hatte Angst, Oma tot zu sehen. Mein Sohn, 2,5J ist zu Mama aufs Bett geklettert und sagte "Oma Aua weg", hat sie geküsst und wollte meine Nichte auf seinen Schoss. So ein schönes Bild...wir haben ein Foto davon gemacht. Ob ich es mir später ansehe, weiss ich nicht, aber wir haben es! Abends kamen noch Freunde von meinen Eltern und brachten ihren Liebelingssekt mit. Mama lag friedlich und schön in ihrem Bett (sie wurde erst einen Tag später abgeholt), wir haben geacht, geweint und uns erinnert.

das Hospiz hat uns ermutigt, dass zu tun, wonach uns ist, also auch diese kleine Feier, und den Tod als etwas natürliches zu sehen. Durch viele Gespräche wussten die PflegerInnen, dass ich " mitgehen" kann, d.h., nicht mehr kämpfe und hadere, sondern akzeptieren konnte, dass ihr Weg dem Ende zugeht. Dieses loslassen meinerseits hat mir geholfen, dass ganze so friedlich und nah begleiten zu können.

So...wer es bis hierher geschafft hat, dem wünsche ich GEsundung derer Angehöriger, die gesund werden können, und eine schmerzvolle, friedliche, intensive Zeit - wie so viele von Euch ja auch berichten - und einen guten Weg.

Mein Weg der Trauer, der nun ansteht, ist um vieles schwerer als die Begleitung, es nagt so sehr und ich vermisse sie in jeder Sekunde.

Mama, danke, ich liebe Dich.
Seid gegrüsst, Henrike

Sonnenschein78 03.12.2011 23:29

AW: Fühle mich unendlich allein - meine Ma hat LK
 
ahhhhhhhhhhhhhhhh, ich meine natürlich "schmerzfreie" Zeit, man, man, man, mein Hirn ist gequirlt...wochenlang das Thema "schmerzvoll"...

Elisabethh.1900 03.12.2011 23:54

AW: Fühle mich unendlich allein - meine Ma hat LK
 
Liebe Henrike!

Hiermit möchte ich Dir und Deiner Familie mein aufrichtiges Beileid aussprechen! Für die kommende Zeit wünsche ich Euch viel Kraft!Danke, dass Du uns an den letzten Lebenswochen Deiner Mutti hast teilnehmen lassen.

In stiller Trauer!

Elisabethh.

Billchen 04.12.2011 00:09

AW: Fühle mich unendlich allein - meine Ma hat LK
 
Liebe Henrike....:pftroest::pftroest::pftroest:

Danke daß du uns hast teilhaben lassen an diesem sehr intimen Moment des Sterbens deiner Mutter....

Mit Tränen in den Augen habe ich deine Schilderung gelesen und obwohl es mich traurig gemacht hat habe ich auch irgendwie einen tiefen Frieden in mir drin gespürt...

Wie schön muß der Moment des Todes für deine Mama gewesen sein...nach ihrem langen Leidensweg in deinen Armen einschlafen zu dürfen...
Du verstehst wie ich das meine das weiß ich..

Ich wünsche dir von ganzem Herzen daß du deine Trauer leben kannst so wie du deine Mutter begleitet hast...in Würde und mit einer Grösse die nur aus einer tiefen Liebe heraus gewachsen sein kann

Auf deinem Weg der Trauer wünsche ich dir ganz viel Kraft

In stiller Trauer in Gedanken bei dir
Sybille

undine 04.12.2011 00:31

AW: Fühle mich unendlich allein - meine Ma hat LK
 
Liebe Henrike,

es tut mir unendlich leid und ich wünsche dir alles Liebe.

Du hast den Moment des Todes so schön beschrieben... so wünsche ich es mir auch für meine Ma.

Habe ganz herzlichen Dank, dass du davon erzählt hast.

Alles Liebe, Undine

brabbel 04.12.2011 20:09

AW: Fühle mich unendlich allein - meine Ma hat LK
 
Liebe Henrike,

habe gerade deine Schilderung gelesen und mich sofort an den Tod meiner Mutti am 29.11.11 erinnert. Ich habe mich fast genau so wie du von meiner Mutti verabschiedet, lag in ihrem Bett, hab sie in den Arm genommen, mit ihr geredet, sie gestreichelt und ihre Hand in meine genommen. Und obwohl sie nicht mehr wach wurde ist sie unter meinen Berührungen ganz friedlich eingeschlafen. Habe es schon in einem anderen Beitrag geschrieben. Und auch für mich war und ist diese Erinnerung zwar schmerzvoll, aber auch eine wunderschöne und beruhigende. Ich habe in den Wochen zuvor so viel Angst gehabt und viel von den Schrecken und der Trauer vorweggenommen, so dass ich jetzt ganz still trauern kann ohne Wut, Zorn, Hilflosigkeit oderschlechtem Gewissen. Ich war bei ihr und habe ihr den Liebesdienst erwiesen, den ich als Tochter geben konnte. Sie hat mir unter körperlichen Schmerzen das Leben geschenkt, ich ihr unter seelischen Leid das Sterben erleichtert. Zur Schwester sagte ich, als Mutter hält man die Hand seines Kindes in der eigenen, jetzt halte ich als Tochter die Hand meiner Mutti in meiner.

Sei lieb gegrüßt von einer traurigen, aber auch mit wundervollen Erinnerungen angefüllten Tochter zur anderen.

Bärbel

Sonnenschein78 04.12.2011 22:11

AW: Fühle mich unendlich allein - meine Ma hat LK
 
Ihr Lieben...
Bärbel: ja, ich habe Deinen Eintrag auch geselsen und das hat mir Mut gemacht, meinen auch so ausführlich und im Detail zu schreiben. Ich hoffe, denen, den die Sitaution unweigerlich bevorsteht, Hoffnung zu machen, so verquer das bringt. Hoffnung, dass es keine qual ist, das man, wenn die Schmerzversorgung gut läuft, so wie im Hospiz, über sich selbst hinauswächst und die Begleitung und all das, was dazugehört, was den Sterbenden vielleicht gut tut, intuiiv macht. Was Du schreibst, über die Form der Trauer nun, trifft auch auf mich zu. Wütend, schmerzverzerrt, hilflos - das war direk nach der Diagnose "unheilbar" und immer wieder danach. Aber die letzten Wochen, in denen ich loslassen konnte und nicht mehr gegen sie Schrecklichkeit dieser Perspektive angekämpft habe, waren weitgehend friedlich. Mich hat es nciht so umgehauen, wie ich dachte, so wie bei meinem Papa, und dabei ist meine Bindung zu meiner Ma wesentlich tiefer (gewesen). Aber ich denke, wir waren im Reinen, vieles noch ausgesprochen - wie bei Krebs üblich, das Abschiednehmen auf Raten, haben wir offene Dinge geklärt oder schlich stehen lassen, weil sie so nichtig erschienen. Die Chance dieser Krebspest ist, dass man sich der Endlichkeit bewusst ist. Nun ja, ich bin nihct wütnd, hadere nicht und bin auch nicht schmerzerfüllt. Gleichzeitg fehlt sie mir so, so sehr. Das nagende Gefühl wird wohl immer bleiben. Bin 33 Jahre alt und habe keine Eltern mehr. Manachmal denke ich, ich verzweifele daran.

Ihr Lieben anderen: danke für eure Worte. Völlig unbekannterweise fühle ich mich getragen von den ZUsprüchen. Ich hoffe, vielleicht ein wenig Angst vor der Ungewissheit, wie das Sterben sein kann, nehmen zu können. Sied lieb gegrüßt, einen schönen 2. Advent, LG Henrike

edith57 05.12.2011 09:26

AW: Fühle mich unendlich allein - meine Ma hat LK
 
Liebe Henrike,

Auch mich hat deine Schilderung sehr berührt. Du hast deiner Mama ein großes Geschenk gemacht - in deinen Armen durfte sie ganz friedlich hinüber gleiten in eine bessere Welt ohne Schmerzen. Ich bin sicher, dein Papa hat sie am anderen Ende des Regenbogens erwartet und beide werden stolz auf dich herunter blicken. Ich wünsche dir, dass deine tiefe Trauer sich wandeln wird in dankbare Erinnerung an alle schönen Momente, die du mit deiner Mama verbringen durftest.

Stille Grüße
Edith


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