AW: Chemo bei ProstataCa wird nicht besser
Hallo, liebe Mädels.
Ich bin froh, dass mal wieder Bewegung in diesen Thread kommt – er soll doch nicht vergessen werden bzw. in den Hintergrund rücken.
Meine liebe Chica:
Selbst nach 3 Jahren ohne meinen Papa habe ich Momente – ich gebe zu: nicht mehr so viele wie am Anfang -, in denen ich spontan heulen könnte und mich eine zeitlang kaum beruhigen kann. Viele Dinge erinnern mich so oft an ihn und die Zeit mit ihm. Da sind kleine Augenblicke im Leben, die unterschiedlichsten Begebenheiten, Erzählungen von Freunden, Filme im Fernsehn, ein Bild im Regal, ein Buchtitel im Laden – alles Möglichkeiten, die mich an Papa denken lassen und wie sehr ich ihn vermisse.
Und wenn ich heule, dann heule ich, bis ich Halsschmerzen kriege.
Manchmal fühle ich mich blöd – da denke ich an Papa und mir wird bewusst, dass ich länger nicht mehr geweint habe. Habe ich auch so lange nicht mehr an ihn gedacht?
Weißt du, Chica, ich mache mich deshalb nicht selbst fertig – ich weiß genau: auch wenn ich nicht stündlich an ihn denke, habe ich ihn immer bei mir. Er ist und bleibt immer ein Teil von mir – bzw. ich von ihm.
Und damit gebe ich mich dann zufrieden, wenn ich mal wieder an mir und meiner Hinterher-Trauer zweifle.
Ich habe außerdem immer das Gefühl, dass ich eine Menge geleistet habe und mein Papa sehr stolz ist auf mich. Dann überkommt mich ein Gefühl von abgrundtiefer Liebe für ihn, dass es schon weh tut. Dann schmerzt es so richtig in mir.
Wie gerne hätte ich alles gegeben, um ihm das alles ersparen zu können...
So geht es euch bestimmt allen bei euren Gedanken an eure Lieben, nicht wahr?
Jeder unserer Erlebnisse ist auf seine ganz eigene Weise tragisch, traurig und unglaublich schwer. Niemand hat das Recht zu sagen „Jaa, aber bei uns war es noch vieeel schlimmer, weil...“.
Jeder, der sowas erlebt hat, erlebt es auch anders.
Bei uns in der Familie – wir sind 5 Geschwister – hat jeder das Erlebnis anders gehabt und verkraftet. Es gab einen Bruder, der nicht geweint hat. Ich habe viel geweint damals. Ich habe aber auch gelacht, weil ich froh war, dass Papa endlich erlöst wurde. Ein anderer hat sich an mich geklammert, aus Sorge um mich, dass ich den Verlust nicht durchstehe. Ein anderer wieder ist genauso wie ich – wir haben zusammen geweint.
Auch ich kann von mir aus sagen, dass ich seit Papas Tod die Sachen und Geschehnisse in meinem Leben völlig anders sehe. Ich bin nicht mehr versessen auf bestimmte Dinge; mir sind einfache, völlig banale Sachen viel wichtiger. Dinge, über die man sich vorher keine Gedanken gemacht hat – wie z. B. Zeit zusammen verbringen -, sind für mich ganz elementar geworden.
Und alles, was materiell bedingt ist, spielt keine so große Rolle mehr wie früher.
Ich hätte unser Haus, das Geld, die schönen Annehmlichkeiten von jedem von uns hergegeben, wenn wir Papa damit hätten helfen können.
Das ist aber das Leben und das einzige, was man nach so einem Erlebnis sagen kann, ist: die Krankheit(en) machen keinen HALT vor Arm oder Reich, Alt oder Jung, Dick oder Dünn, Schwarz oder Weiß – es kann jeden erwischen und jeder könnte verschont bleiben.
Liebe Frohsinn.
Was bringst du denn da für Neuigkeiten zutage?!
Es tut mir leid, dass der PSA-Wert wieder schlechter geworden ist.
Dieser verdammte Mist-Krebs da!
Kannst du mir bitte sagen, was du mit einer BA meinst? Mir sind die Begriffe nicht mehr so geläufig.
Hatte er die Hormonblockade mal ausgesetzt (wenn ja: macht man sowas überhaupt? Ist mir dann nicht bewusst) oder sind die 3 Monate rum und er kriegt eine neue Ladung (DAS kenne ich von Papa noch)?
Wie geht es deinem Mann denn dabei und wie fühlt er sich rein körperlich?
Bitte halte uns auf dem Laufenden (oder sollen wir eher woanders reinschauen, damit du nicht doppelt posten musst?), denn ich möchte gerne meine Daumen für ihn und das bevorstehende PET drücken!
Auch von mir alles Gute, gespickt mit ganz viel Kraft und das die Ergebnisse nicht so lange auf sich warten lassen – das zermürbt.
Ich drücke euch alle und wünsche euch alles Liebe – das wisst ihr ja.
Es wird Zeit, dass das Grau vom Himmel fällt und wir endlich wieder viel mehr Sonne und schöne Temperaturen bekommen. Endlich wieder rausgehen, draußen sitzen, sich von der Wärme verwöhnen lassen – dann geht das Gemüt auch ein bischen auf und wir können viel besser durchatmen und die Zeit annehmen, die kommt.
__________________
Alles Liebe.
**********************
Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007
|