Einzelnen Beitrag anzeigen
  #11  
Alt 29.06.2011, 00:31
JeanineK JeanineK ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 25.06.2010
Beiträge: 197
Standard AW: Auch meine Mama hat es ni geschafft

Hallo Heike,

bin mal wieder in Köln. Die letzten zwei Wochen Fortbildung sind dran. Und dann am 26. und 27.07. schriftliche Prüfung.
Ich gehe hier ein vor Hitze. Sitze im Top am Pc und es kommt immer noch keine kühlere Luft ins Zimmer. Habe keinen Bock mehr zu lernen.

Jetzt habe ich das Daumendrücken verpasst.
Wie war das Vorstellungsgespräch?

Freut mich, dass Euer Urlaub schön war.

Wir waren letzten Mittwoch nochmal im Häuschen und haben nachgemessen. Leider nur 75 qm. Glaube Balkon und Terrasse zählen zur Hälfte mit. War erstmal etwas enttäuscht. aber meine Schwester hat mir die Augen geöffnet, und gesagt, wieviel Platz wir jetzt von unserer großen Wohnung wirklich nutzen. Sie hat Recht. Einen langen Flur brauche ich nicht. Mein Büro und Peters Zimmer.... eigentlich nur Abstellraum. Da sind wir kaum. In der Küche kann man leider nicht mehr sitzen..... aber dafür DRAUSSEN.
Ich freue mich.

Aber jetzt heißt es erstmal LERNEN. Peter meinte, er würde in der Zwischenzeit schon mal renovieren. Er hätte Zeit und dadurch, dass er so früh anfängt zu arbeiten, ist er schon vor 15.00 Uhr zu hause und langweilt sich
Wenn er meint..... er will tapezieren und streichen und und und.
Aber ich kann wirklich nicht vor der Prüfung.
Habe auf der Arbeit so einen Stress. Immer wenn ich hier war, macht mir ein Kollege nur Stress. Saß am vorletzten Donnerstag (erste Tag nach Köln) heulend bei meinem Chef im Büro. Ich lasse mir das Mobbing nicht mehr gefallen. Normalerweise schaffe ich es alleine, mit allem fertig zu werden. Aber ich habe keine Nerven mehr. Ich zittere wenn ich mich aufrege und kann mich nicht mehr beruhigen. Ich weiß nicht, ob es ist, weil sich die schlimmste Zeit meines Lebens jährt oder wegen Prüfungsstress. Ich bin einfach nur fertig.
Heute vor einem Jahr haben mir die Ärzte am Telefon gesagt, dass ich überlegen muss, wie ich Mama begleite. Ich dachte ich hätte mich verhört. Der Onkologe hat doch von Monaten geredet. Und heute vor einem Jahr war ich bei ihr im Krankenhaus. Es war auch so heiß wie heute. Und ihr ging es besser. Ich bin in die Stadt und habe ihr dünne Nachthemden gekauft. Dabei war ich in den Geschäften, wo sie schon mit uns als Kinder war. Ich dachte immer wieder, dass das letzte ist, was ich ihr kaufen kann. Als ich wieder auf dem Weg ins Krankenhaus war, habe ich eine Kollegin angerufen und ihr erzählt, dass ich das nicht schaffe. Und als ich ins Zimmer kam, hat sie sich über die Nachthemden gefreut. Dann war sie durcheinander. Und als ich heim kam, sagte ich zu Peter, dass ich Mama heute das letzte Mal gesehen habe. Am anderen Morgen sollte sie die Magenspiegelung haben. Ich wollte früh bei ihr sein, um ihr zu helfen, wenn sie durcheinander wäre und die Klingel nicht finden würde. Aber irgendwie kam ich nicht in Gang. Ich saß am Küchentisch und kam einfach nicht los. Ich hatte keinen Antrieb. Ich verstehe das nicht. Ich konnte doch nie früh genug bei ihr sein. Dann habe ich mit einer Kollegin telefoniert und das Krankenhaus rief mich auf Handy an, dass es besser ist, wenn ich komme...... das war letztes Jahr Dienstag und jetzt MORGEN.
Ich war dann 3 Tage und 3 Nächte bei ihr. Und dann ist sie gestorben.
Heike, wie habe ich das Jahr geschafft? Ich bin schon ein Jahr ohne meine geliebte Mama. Ich will es nicht glauben. Es ist doch wie gestern.
Ich danke Dir nochmal von Herzen. Du hast mir sehr geholfen.

Meiner Schwester im Pflegeheim geht es nicht gut. Sie wäre nur am Weinen sagte mir am Samstag eine Schwester. Ich habe sie gefragt, was sei. Ich kenne das nicht von ihr. Sie hat immer alles in sich reingefressen und fast nie geweint. Als Mama gestorben ist, haben wir ihr immer wieder von ihr erzählt, weil wir wollten, dass sie die Trauer raus lässt. Sie hat nicht oft geweint. Zumindest nicht, als ich bei ihr war. Einmal, vor ca. 2 Wochen hat sie nur geweint, als ich zu ihr ins Zimmer bin. Sie konnte nicht reden. Und hat mir ihre Hand durch das Brett am Bett gestreckt. Es ist ihr Mann. Er kommt anscheinend nur noch 1 x die Woche und sie vermisst ihn. Ich bin stinkesauer. Aber was soll ich machen? Ich kann ihn nicht zwingen zu kommen und ich kann nicht öfter. Ich fahre einmal die Woche. Meistens Samstag. In der Woche komme ich spät heim. Da liegt sie schon im Bett. Außerdem kann ich ihn nicht ersetzen. Die Schwester sagte mir gestern am Telefon, dass sie ihren Mann vermisst. Ich weiß. Peter hat mir gesagt, dass er morgen hinfährt. Außerdem habe ich Samstag meinen Schwager angerufen. Er sagte, dass sein Sohn ihn ziemlich eingespannt hat. Babysitting. Aber er hätte ihm gesagt, dass er das ändern muss, weil er öfter zu meiner Schwester will. Ich finde das von meinem Neffen unverschämt. Er selber fährt kaum hin und hält seinen Vater jetzt auch noch davon ab.

Ach Mann. Alles nur noch Scheisse. Sorry, aber das musste mal sein.

Heike, ich danke Dir, dass Du Samstag bei mir bist.

Liebe Grüße
Jeanine
Mit Zitat antworten