Liebe Tawa,
zunächst einmal herzlich willkommen in diesem Forum, hier bist Du vom Thema her genau richtig!

Wie Du ja schon gelesen hast, haben wir uns hier in der Regel alle für eine prohpylaktische Mastektomie (gerne auch "PM" abgekürzt) entschieden. Ich selber bin noch nicht operiert, lasse aber im Januar einen Diep Flap (Brustabnahme und Wiederaufbau aus dem Bauch) vornehmen.
Da Du ja schon innerlich in Richtung PM tendierst, fangen wir doch einmal beim "richtgen" Alter dafür an: soviel ich weiß, sagt man, dass in der Regel niemand vor dem 25. Lebensjahr erkrankt, auch das intensive Früherkennungprogramm beginnt erst in diesem Alter. Dann habe ich schon verschiedene Zeitrechnungen zum persönlichen Risikoalter gehört, manche besagen "5 Jahre vor dem Erkrankungsalter des jüngsten Familienmitglieds" und mache "5" oder gar "10 Jahre" vor dem Erkrankungsalter der Mutter. Das sind -wenn überhaupt man da etwas drauf geben möchte- ja auch nur "Schätzungen", es gab auch schon Fälle, in denen die Tochter später als die Mutter erkrankte oder auch eben gar nicht - wir BRCA1-Mutante haben ja eine Chance von 15 %, dass wir keinen Brustkrebs bekommen.
Da Du ja schon seit so jungem Alter von Deinem Gendefekt weißt (ich z. B. habe es erst mit 34 Jahren erfahren), ist die Frage, wie gut Du mit diesem Wissen Leben kannst. Sicherlich ist es sehr unwahrscheinlich, dass Du in der nächsten Zeit erkrankst. Auf der anderen Seite: wenn Du Dir wirklich schon sicher bist, dass Du die OP möchtest, warum dann nicht so früh wie möglich, um maximale Risikoreduktion zu haben? Dies ist nur ein Denkanstoß. Allerdings fällt mir gerade ein, dass eine PM offiziell erst ab dem 25. Lebensjahr empfohlen wird, wohl aus o. g. Grund. Natürlich kannst Du das Thema auch noch ein paar Jahre auf Eis leben, je nachdem wie Du mit dem Wissen leben kannst. Bei mir kommt gerade noch ein weiterer Aspekt dazu: ich finde die Diep-OP entsprechende Zeit vor einer geplanten Schwangerschaft nicht schlecht, denn der Bauch muss sich wohl so ein Jahr erholen. Was jetzt auch keine lange Zeit ist, aber ich bin zumindest bald 35 und habe noch keine Kinder...
Dann gibt es, wie Du ja schon angesprochen hast, verschiedene Methoden für den Wiederaufbau: Eigengewebe und Silikon. Beim Silikon hast Du den Vorteil, dass die OP unaufwändiger ist und Du keine Wunde am Bauch plus Bauchnarbe hast. Andererseits lebst Du dann mit Implantaten, hier können Dir sicherlich die bereits mit dieser Methode Operierten gerne nähere Infos geben. Beim Wiederaufbau mit Eigengewebe solltest Du unbedingt darauf achten, dasss mit der modernen "Diep Flap"-Methode, bei der nur Fett implantiert wird, und nicht mit der veralteten "Tram Flap"-Methode, bei der Muskeln mitverwendet werden, operiert wirst. Sicherlich sind hier bei "Spezialfällen" aber immer Ausnahmen indiziert. Für einen Diep aus Bauchfett musst Du wirklich ein Bäuchlein haben, ich hatte vorher schon eines, das aber noch nicht ausreichte, um auf beiden Seiten ein B-Körbchen zu formen, ich muss 5 kg zunehmen. Ich glaube, für die wirklich ganz Gertenschlanken unter uns kommt diese Methode somit nicht in Frage, es sei denn man nimmt Gewebe aus dem Gesäss - dies wäre dann aber in jedem Fall eine zweizeitige OP - jede Seite einzeln. Und es operieren wohl nicht alle in einem Rutsch Futsch, sondern setzen zwischen Ablatio und Wiederaufbau für einige Zeit einen Expander ein - ich habe gesagt, dass das auf keinen Fall für mich in Frage kommt, da wurde mir eine einmalige OP zugesichert.
Es ist auf jeden Fall wichtig, sich grunsätzlich und ich denke insbesondere für einen Diep an einen erfahrenden plastischen Chirurgen zu wenden, der zusammen mit Senelogen (Brustabteilung) arbeitet. Ich weiß nicht, wo Du wohnst, aber hier lohnt es sich mit Sicherheit, eine Strecke zu fahren. So mache ich es auch; obwohl ich in einer Großstadt wohne, in der eines der vereblichen Brust- und Eierstockkrebszentren ist, gibt es hier keinen guten Kontakt für einen Diep, so dass ich etwas über 200 km fahre, jetzt für Voruntersuchungen etc. und dann für die OP. Wenn Du möchtest, schicke ich Dir den Kontakt per PN, vielleicht möchtest Du Dich dort einmal ambulant vorstellen? Sie sind sehr nett dort und können Dir Deine Fragen noch 1000 Mal besser beantworten als ich und Dich individuell beraten.
Kennst Du außerdem diese Seite?
http://www.brca-netzwerk.de Dort kannst Du u. a. erfahren, ob es in Deiner Nähe einen BRCA-Gesprächskreis gibt. Dies kann ich sehr empfehlen, ich selber gehe dort nun regelmäßig hin.
So, ich hoffe, ich konnte Dir mit meinen Ausführungen ein wenig weiterhelfen, hier möchte sich sicherlich noch jemand anschließen.
Ich wünsche Dir alles Gute, bis bald!
Liebe Grüße
Störchin